Montag, den 31. Juli 2017:
Es waren noch ein paar ereignisreiche Tage vergangen. Tatsächlich bekam ich von meinem Dad sehr viel Unterstützung bei der Gründung der eigenen Firma. Unser Rechtsanwalt war da auch ein Fachmann und der wurde von meinem Dad damit beauftragt, einerseits einen rechtlich einwandfreien Kaufvertrag für die Firma von Joe Henderson zu erstellen und andererseits die Gründung einer Corporation, einer Kapitalgesellschaft in die Wege zu leiten. Meine neue Firma sollte dann tatsächlich unter dem Namen M.M. Trucking, Inc. Auftreten.
An diesem Montag war dann bereits alles erledigt. Die Unterschriften unter den Verträgen waren längst geleistet worden und die Eintragung ins Handelsregister sollte zum 1. August erfolgen. Die neuen Genehmigungen und Lizenzen durften zwar erst am 1. August ausgestellt werden, wir bekamen aber schon vorläufige Dokumente, mit denen wir fahren durften. Auch die Umschreibung der Verträge mit Walmart waren schon erfolgt. Hier musste sich mein Dad allerdings etwas zurückhalten, um keinen Interessenkonflikt heraufzubeschwören. Alle Signale standen auf Grün und es konnte alles am 1. August losgehen.
Für den heutigen Montagnachmittag waren aber auch schon ein paar Termine angesetzt. Nach der Mittagspause sollte ich meinen Dad im Zentrallager treffen, damit er mir schon mal ein paar Sachen erklären konnte und mich den entsprechenden Leuten vorstellen konnte. Dann mussten wir, nachdem Joe seine Tour beendet hatte und er die restlichen Sachen aus dem Freightliner geräumt hatte, die Zugmaschine saubermachen und bei Freightliner zurückgeben. Am Wochenende hatte Joe das meiste schon mal vorbereitet. Es waren also nur noch die letzten Kleinigkeiten zu erledigen. Er hatte heute entsprechend nur noch eine kurze Tour bekommen.
Nach der Mittagspause kam ich dann am Zentrallager an. Ich ging zum Empfang und sagte der jungen Dame, die dort ihren Dienst verrichtete: „Hallo, Mein Name ist Marc Murdock. Ich habe einen Termin mit meinem Vater.“ „Meinen Sie Mr. Frank Murdock?“ fragte sie zurück. „Genau den.“ „Einen Moment bitte.“ Sagte sie. Ich hatte schon den Eindruck, als würde der Name schon einen entsprechenden Respekt verursachen. Dad hatte wohl nicht nur zu Hause alles im Griff. Sie wählte am Telefon eine Nummer. Nachdem sich jemand meldete, sagte sie: „Hallo Mr. Murdock, Sir. Sheila Miller vom Empfang hier. Ihr Sohn wartet auf Sie.“ Sie erhielt eine Antwort. Darauf folgte ein typisch amerikanisches „Yessir.“ Dann legte sie auf. „Bitte warten Sie da vorne.“ Sagte Sheila Miller zu mir. „Ihr Vater wird etwa in fünf Minuten hier sein.“ „Okay.“ Ich ging zu der Sitzgruppe, auf die Miss Miller gezeigt hatte und beobachtete sie von dort aus. Sie war durchaus attraktiv. Allerdings schien sie schon Ende Zwanzig zu sein. Also etwas zu alt für mich.
Wie bereits erwartet, dauerte es dann gute zehn Minuten, bis Dad in dem Empfangsbereich auftauchte. Er lächelte die Empfangsdame kurz an, dann kam er zu mir an die Sitzgruppe. „Hallo Marc, schön, dass du da bist.“ Sagte er mit einem Lächeln, was er wohl immer aufsetzte, wenn er hier jemanden begrüßte. „Ich wollte dich schon mal mit ein paar Örtlichkeiten hier vertraut machen und dir ein wenig zu den Abläufen hier erzählen.“ „In Ordnung.“ Sagte ich knapp. „Viel brauche ich dir ja über Walmart nicht zu erzählen. Walmart ist der größte Einzelhandelskonzern der Welt. Zu dem Konzern gehört auch die Walmart Transportation LLC, für die ich arbeite und für die du in Zukunft als Subunternehmer fahren wirst. Unsere Transporte gehen von den Zentrallägern zu den einzelnen Filialen, die sich in Supercenters, Discount Stores und Neighborhood Markets aufteilen. Weiterhin gibt es Transporte zwischen den einzelnen Zentrallägern oder zu den Außenlägern, wie wir hier in Sacramento eines an der Straße, die zur Interstate 80 führt, haben. Weiterhin kommen Transporte dazu, die von großen Zulieferern, wie Kraft-Heinz kommen. Außerdem der Verkehr von und nach den Großen Logistikern, wie FedEx, sowie Transporte zur Bahn oder von und zu den Häfen.“ Ich nickte. „Verstehe.“ „Dann gibt es noch Touren, die nicht so bekannt werden sollen.“ „Das sind welche?“ „Die großen Handelsketten arbeiten auch schon mal zusammen. So kann es auch vorkommen, dass wir zu Seven Eleven oder Best Buy fahren, weil wir denen was verkauft haben, oder weil wir was dort gekauft haben.“ „Aha.“ „Das muss aber nicht an die große Glocke gehangen werden.“
Dad führte mich inzwischen durchs Lager. Es war ein moderner Lagerkomplex mit Hochregallager und moderner Lager Technik. Alle Mitarbeiter hatten kleine tragbare Computer, mit denen Sie auch die Barcodes scannen konnten und wo sie ihre Aufgaben auf dem Display ablesen konnten. „Wie du siehst, haben wir hier ein sehr modernes Lagersystem.“ „Dad, ich habe hier schon mal vor ein paar Jahren in den Ferien gejobbt.“ „Stimmt, das hatte ich vergessen. Aber mit dem Lager hast du sowieso nichts zu tun.“ Wir verließen das Lager wieder und gingen in den Bürotrakt zurück.
Dort gingen wir in die Disposition. „Mit diesen Leuten hast du demnächst erheblich mehr zu tun.“ Sagte er. „Genauer gesagt mit dreien von ihnen.“ Er ging zu einem Schreibtisch, an dem ein dunkelhaariger Mann, der etwa 30 Jahre alt war, saß. „An diesem Platz wird deine Disposition gemacht. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. In der Woche hast du es mit drei Disponenten zu tun, die in Wechselschicht arbeiten Das ist Daniel Schneider. Die beiden Anderen lernst du noch kennen.“ „Hallo, ich bin Danny.“ Stellte sich Daniel vor. „Ich bin Marc Murdock.“ Wir begrüßten uns mit Handschlag. „Mein Sohn wird ab morgen den Platz von Joe Henderson einnehmen.“ Sagte Dad. „Das ist schon bekannt.“ Sagte Danny mit einem Grinsen. „Wäre auch schlecht, wenn ich das jetzt noch nicht wüsste.“ „Joe fährt ja die ersten Tage noch mit.“ „Wir werden das schon hinkriegen.“ Sagte Danny. „Ich bin auf jeden Fall einer von denen, die dich durch die Gegend scheuchen werden.“ „Okay.“ „Die genauen Abläufe sind ja eigentlich klar. Hier vor Ort sagt dir Danny welchen Trailer du bekommst, beziehungsweise an welchem Tor der Trailer steht. Die Papiere bekommst du auch hier. Dann nimmst du den fertig geladenen Trailer hier auf und bringst ihn zum Ziel. Dort stellst du ihn ab, wo ihn der Kunde hinhaben möchte und rufst dann hier an. Später läuft der ganze Kontakt über Satellitenkommunikation. Da du den Mack aber nur vorübergehend fährst, sparen wir uns den Einbau und machen das vorerst telefonisch. Dann bekommst du die Info, wo der nächste Trailer auf dich wartet und wo es dann hingeht.“ „Es sei denn wir haben dir die Info schon vorher mitgegeben. Bei den Discount Stores oder Neighborhood Markets steht meist noch ein Trailer rum, auf den dann Rückware oder leere Paletten oder alte Verpackungen geladen wurden. Der geht dann wieder zu einem Zentrallager oder Lieferanten. Das läuft so, damit nicht zu viele Trailer bei den kleinen Märkten stehen.“ „Verstehe. Und wenn ich dann nicht mehr im Einzugsbereich von Sacramento stehe?“ „Meldest du dich trotzdem hier. Wir haben hier unsere festen LKW, die wir immer disponieren, egal wo sie sich in Nordamerika aufhalten. Wir kommen mit unserem Computersystem an alle Daten der Walmart Transportation. Wir blocken dir dann von hier aus deine Ladung.“ „Verstehe.“ „Dann lassen wir Danny mal weiterarbeiten.“
Wir verließen das Büro und gingen aus dem Gebäude auf den Platz. Nach der ganzen Zeit in dem klimatisierten Gebäude bekamen wir jetzt mit einem Schlag die Hitze ab. „Wenn du dann die Rechnungen geschrieben hast, gibst du die ebenfalls deinen Dispatchern, die werden die weiterleiten.“ „Okay.“ „Kommen wir noch kurz zu den Trailern.“ Fuhr Dad fort. „Wie in Nordamerika allgemein üblich, wird das meiste in Dry Vans verladen. Das sind die Koffer Auflieger für Trockenfracht. Diese haben wir in verschiedenen Größen. Von den kurzen, etwa 28 Fuß langen Einachsern, die optimal für die Belieferung in den Innenstädten und bei kleinen Märkten sind, über die 48 Fuß langen Trailer bis zu den 53 Fuß langen Trailern. Im Moment fahren wir keine Doubles oder Tripels. Das kann aber kommen. Die Reefer Trailer, die Kühler haben wir in 48 und 53 Fuß Länge und die wenigen Trailer mit Planen haben wir ebenfalls in 48 und 53 Fuß Länge. Die Trailer sind Eigentum der Walmart Transportation oder werden uns von den großen Logistikern gestellt. Zum Teil sogar mit unserer Werbung, wie der Reefer dort.“ Er zeigte auf einen braunen Kühl Auflieger mit Walmart Werbung. „Die Farbe sollte dir bekannt vorkommen.“ „UPS?“ „Richtig. Es kann auch mal vorkommen, dass wir aus einem Hafen Container aus Übersee bekommen. Die Trailer Papiere sind in der Regel in einem abschließbaren Kasten am Trailer direkt angebracht. Alles Weitere erklärt dir Joe.“ „In Ordnung.“ „Das Wichtigste ist, du hast mit Laden und Abladen nichts zu tun. Du bekommst einen beladenen Trailer an der Ladestelle und stellst ihn an der Abladestelle hin, wo man dir das sagt. Du machst maximal die Türen auf oder zu, wenn am Dock geladen wird.“ „Okay. Was ist mit Wartezeiten?“ „Du hast in der Regel keine Wartezeiten. Du bekommst einen fertig geladenen Trailer und du stellst den Trailer beim Kunden ab. Du brauchst nicht auf Be- oder Entladung warten. Das Einzige, was passieren kann ist, dass das Dock noch belegt ist, wo du ansetzen sollst. Dann fragst du aber erst, ob du den Trailer woanders abstellen kannst. Wenn du warten musst, dann dokumentierst du das und lässt dir das abzeichnen. Du wirst nach Meilen bezahlt. Wartezeiten bekommst du nicht bezahlt. Genauso wenig, wie Ladezeiten.“
„Das war jetzt eine ganze Menge Input. Mir raucht schon der Kopf.“ Sagte ich nun. „Mehr gibt es heute auch nicht. Den Rest müssen dir die Dispatcher und Joe beibringen.“ „Okay.“
Zu meinem Glück kam dann auch gerade der Freightliner von Joe auf den Platz. Seine Tornummer hat er schon bekommen. Er setzte den Zug vor die Rampe und öffnete die Türen. Dann setzte er den Zug ans Dock und sattelte den Trailer anschließend ab. „So, das wars.“ Krächzte er in unsere Richtung. „Ich fahre jetzt rüber zur Halle und mache die Zugmaschine noch sauber. Dann können wir ihn wegbringen.“ „Ich komme gleich rüber.“ Gab ich ihm zur Antwort. Joe fuhr vom Hof und Dad und ich gingen noch mal kurz ins Büro. Dort fragte ich Danny noch schnell, wann ich den am morgigen Dienstag hier sein soll. „Für den ersten Tag haben wir mal eine humane Anfangszeit geplant. Sei bitte zwischen viertel vor Neun und Neun hier.“ „In Ordnung.“
Nun fuhr ich mit meinem PKW, einem älteren Ford Taurus zur Halle rüber. Dort half ich Joe dann noch beim Ausräumen und Saubermachen. Anschließend fuhren wir zum Freightliner Händler. Joe mit der Zugmaschine vorweg und ich mit dem Ford hinterher. Dort angekommen, musste ich eine ganze Zeit warten, weil ein komplettes Rücknahmeprotokoll geschrieben wurde.
Nachdem das beendet war, fuhren wir zurück zur Halle, wo mir Joe dann die Schlüssel aushändigte. „Wann sollen wir denn morgen drüben sein?“ fragte er. „Danny hat gesagt viertel vor Neun, Neun.“ „Dann treffen wir uns spätestens halb Neun hier.“ Beschloss Joe. „Gut. Dann bis morgen.“
Ich fuhr dann nur noch nach Hause. Mir rauchte immer noch der Kopf von dem ganzen Input, den mir Dad gegeben hatte. Nach dem gemeinsamen Abendessen zog ich mich dann schnell zurück. Ich wollte am nächsten Tag fit sein.
Dienstag, den 01. August 2017, 8:20 Pacific Standard Time:
Ich hatte gut geschlafen. Trotzdem war ich heute etwas aufgeregt. Es sollte der erste Tag in meinem neuen Berufsleben werden. Wenn man die Ausbildung außen vorließ, war es sogar der erste Tag überhaupt in meinem Berufsleben. Da mein Dad mich noch darauf hingewiesen hatte, dass es auch als Regional Driver vorkommen konnte, dass man nicht nach Hause kam, hatte ich mir eine Tasche mit Sachen für die Übernachtung fertiggemacht. Allerdings wäre es nicht so toll, da der Sleeper am Mack nur für eine Person gedacht war. Für moderne Verhältnisse in Nordamerika war er ja auch geradezu mickrig.
Nachdem ich mit meiner Mom gefrühstückt hatte, machte ich mich auf den Weg zur Halle. Dort kam ich dann gegen zwanzig nach Acht an.
Joe wartete schon auf mich. „Hallo Marc.“ Begrüßte er mich. „Na, bist du schon aufgeregt?“ „Ein wenig schon.“ Gab ich zu. „Das wird schon.“ Sagte Joe. „Fangen wir mit dem Papierkram an. Hast du schon mal ein Logbuch geführt?“ „Bisher nicht. Wir haben es aber in der Fahrschule besprochen.“ „Gut. Dann weißt du ja schon ein wenig. Es gibt da ja die überall erhältlichen Vordrucke für die Logbücher. Bei Walmart in der Dispatch bekommst du die auch, wenn du welche brauchst. Es haben sich da zwei Arten von Logbüchern bei den Walmart Fahrern etabliert. Einmal die, die die meisten Long Hauler auch nehmen, die werden dort im Fernverkehr auch genommen. Für den Regionalverkehr und die City Trucker haben unsere Dispatcher ein weiteres entwickelt, was für mehrere Auflieger Wechsel am Tag besser geeignet ist. Es kann ja vorkommen, dass du mehrmals am Tag den Trailer tauschst. Je nachdem wie weit die Touren gehen.“ „Also nehme ich am Anfang, wo ich Regional Driver bin diese Version.“ „Das ist wohl besser.“
Unter Anleitung von Joe füllte ich erstmal den Kopf für den heutigen Tag aus. Datum, Kilometerstand, Name von Fahrer und Beifahrer, Kennzeichen der Zugmaschine. Für Name und Adresse der Firma hatte ich mir schon einen Firmenstempel gemacht, den ich auch immer mitnehmen würde, um bei Frachtpapieren die Quittung leisten zu können. Joe gab mir eine Schablone. „Für die Eintragungen in dem wichtigen Teil des Logbuchs nimmst du am Besten so eine Schablone. Das macht bei Polizei und der DOT immer einen guten Eindruck, wenn das ordentlich geführt wird.“ „Okay.“ „Zuerst nimmst du jetzt eine komplette Seite. Dort trägst du ein, dass du vom Datum, wo du deinen Führerschein bekommen hast, bis zum gestrigen Tag, dem 31. Juli 2017 Off Duty warst, also, dass du in dieser Zeit keinen gewerblichen Lastwagen gefahren hast. Als Unternehmer kannst du dir das jetzt selber abzeichnen. Zur Sicherheit werde ich dir das aber noch bestätigen.“ Ich füllte die Seite entsprechend aus. „Nun füllst du den Kopf für den heutigen Tag aus.“ Auch das machte ich. „Dann ziehst du jetzt zuerst eine Linie von Mitternacht bis nach halb Neun bei Off Duty, das heißt, dass du weder gearbeitet hast, noch am oder im Truck warst.“ Ich machte es dann so. „Nun ziehst du den Strich zu On Duty herunter. Du bist ja jetzt hier. Bei der nächsten Viertelstunde bleibt der Strich dann hier unten. Nun kommt die PTI, die Pre Trip Inspection, die Abfahrtskontrolle. Die wird jeden Tag bei Schichtbeginn gemacht und bei jedem Trailer Wechsel machst du ebenfalls eine Viertelstunde PTI für den übernommenen Trailer. Manche Firmen machen auch noch eine Post Trip Inspection vor dem Feierabend, es macht aber nur Sinn, wenn dann ein anderer Fahrer den Truck übernimmt. Es wäre ja blöd am Ende eine Kontrolle zu machen, wenn man am nächsten Morgen sowieso wieder eine PTI macht.“ Ich nickte und zeichnete es ein. „Jetzt ziehst du den Strich zu Bemerkungen herunter und winkelst den da ab. Hier mit der Schablone. Dann schreibst du über den abgewinkelten Strich, was du gerade tust, also PTI und unter dem Strich wo du das machst, also Sacramento, CA.“ Ich machte die Eintragungen. „Für die PTI haben wir separate Vordrucke als Checkliste. Ob du die für den Truck auch führst, bleibt dir überlassen, das ist ja deine Maschine. Beim Trailer führst du die auf jeden Fall. Damit hast du hinterher auch einen Nachweis, wenn dir ein anderer Walmart Fahrer eine Beschädigung am Trailer anhängen will. Du trägst neben den üblichen Checks also auch alle Beschädigungen ein, die du am Trailer feststellst.“ „Verstehe. Wie bei einem Übernahmeprotokoll bei einem Leihwagen.“ „Genau.“
Nun machten wir die PTI an der Zugmaschine. Wir öffneten die Haube und prüften die Flüssigkeitsstände. Dann schauten wir nach Undichtigkeiten am Motor oder an den Leitungen. Auch die Keilriemen wurden überprüft. Da die Räder der Vorderachse so auch besser zu sehen waren, prüften wir diese auch gleich. Dann überprüften wir den hinteren Bereich der Zugmaschine.
Als dort alles in Ordnung war, stieg ich ein und machte die Zündung an. „Leider sind ein Paar Rundinstrumente nicht mehr in Ordnung.“ Sagte Joe entschuldigend. „Da bin ich noch nicht zu gekommen. Die wichtigen Sachen, wie Tankuhr, Öl- und Luftdruck, oder Temperaturanzeigen gehen aber.“ Nach dem Check der Anzeigen startete ich den Motor. Der satte Sound des großen V8 Diesels erfüllte die Halle. Am Motor schauten wir jetzt noch mal kurz, ob jetzt mit Druck irgendwo was undicht war, dann schlossen wir die Haube. Nun kontrollierten wir die Beleuchtung. Anschließend kletterte Joe kurz hinter das Steuer und Bremste ein paar mal. Dabei kontrollierte ich den Gestänge Weg an den Radbremszylindern. Anschließend führte ich die Checkliste und wir konnten endlich losfahren.
Nachdem ich die Halle verlassen hatte, schloss Joe noch die Tore, dann ging es endlich los. Weit ging es aber nicht. Es ging nur quer über die Straße zum Walmart Zentrallager. Dort stellten wir den Mack wieder ab und gingen ins Büro zur Dispatch.
Dort lernte ich nun meinen zweiten Dispatcher kennen. „Hallo, ich bin Charlie Saunders.“ Stellte er sich vor. „Marc Murdock.“ „Der Sohn von unserem Boss, ich weiß.“ „Ich möchte trotzdem keine Sonderbehandlung. Ich bin bei euch ein Subunternehmer, wie jeder Andere.“ „Du hättest auch nichts Anderes bekommen.“ Grinste Charlie. „Zu Beginn bekommst du auch gleich was, wo du rangieren üben kannst. Du bekommst einen 48 Fuß Reefer für einen Neighborhood Market in Santa Cruz. Geladen mit 39.000 Pfund Tiefkühlware.“ „Er wird ja gleich ins kalte Wasser geworfen.“ Grinste Joe. „Geradeausfahren kann ja jeder.“ Meinte Charlie. „Hier sind deine Papiere, der Trailer steht an Tor 11.“ Ich quittierte Charlie direkt die Übernahme. Ein Protokoll für den Trailer würde ich ja eh noch schreiben. Dann gingen wir zurück zur Zugmaschine.
Wir fuhren dann langsam über den Hof zu Tor 11. Dort stand dann ein brauner Reefer Trailer an dem Dock. „Dann zeig mal, ob du aufsatteln kannst.“ Sagte Joe und stieg aus, um sich das anzuschauen. Ich zog schräg vor den Trailer und setzte dann langsam zurück. Dann fuhr ich sachte unter den Trailer, bis der Königszapfen butterweich einrastete. Ich zog die Feststellbremse und stieg aus. „Das gibt schon mal A+.“ sagte Joe. Dann schloss ich die beiden Druckluftschläuche und das Stromkabel an und löste die Trailer Bremse. „Nun kannst du bis zu der Linie da vorziehen. Dabei machst du auch vorsichtig einen Test der Bremse. Dann machst du mal die Beleuchtung an, damit wir die PTI des Trailers machen können.“ Ich machte es dann, wie Joe es mir gesagt hatte. Nun gingen wir eine erste Runde um den Lastzug. Dabei Prüften wir die Beleuchtung und schlossen die Türen des Reefers. Schließlich sollte die Kühlkette ja nicht unterbrochen werden. Nach der ersten Runde machte ich dann die Beleuchtung und den Motor erstmal aus. Schließlich gab es in Kalifornien inzwischen ein Gesetz, was es verbot, den Motor länger, als fünf Minuten im Stand laufen zu lassen.
Dann kam Joe wieder mit einigen Erklärungen. „Zuerst prüfst du, ob das Kühlaggregat richtig eingestellt ist. Dabei checkst du nicht nur die korrekte Einstellung der Temperatur, sondern auch, ob genug Kraftstoff im Tank für den Kühler ist und ob eine aktuelle Diagrammscheibe* im Kühler ist. (*Falls die in den USA überhaupt eine Diagrammscheibe haben) Dann prüfst du, ob die Achslasten in Ordnung sind. Kennst du die Vorschriften?“ „Na klar. 12.000 Pfund an der Lenkachse und jeweils 34.000 Pfund an Antriebs- und Trailer Achse.“ „Richtig.“ Wir gingen zum Achsaggregat des Trailers. „Dass die Achsen verschiebbar sind, weißt du?“ Ich nickte. „Hier ist ein Manometer, dass dir den Druck auf den Airbags, den Luftfederbälgen der Trailer Achsen anzeigt. Mit dem Wert, den der jetzt anzeigt, ist das in Ordnung. Die Achsen steht aber auch im Moment ganz hinten. Trotzdem dürfte die Verteilung so bei 39.000 Pfund Ladung okay sein. Wir können die Achsen aber auch gerne noch etwas nach vorne fahren. Dann hast du es gleich etwas einfacher beim Rangieren.“ Wir schoben dann das Achsaggregat noch ein Loch nach vorne. Dazu blockierten wir die Anhängerbremse und lösten die Verriegelung des Aggregats. Dann setzte ich langsam etwas zurück, bis die Verriegelung wieder einrastete. Anschließend stellten wir die Federung des Trailers direkt auf den Fahrbetrieb. Nachdem wir noch ein, zwei leichte Beschädigungen festgehalten hatten, schrieb ich das PTI Protokoll und trug die Übernahme und die PTI ins Logbuch ein, dann konnten wir endlich losfahren. Inzwischen war es zehn Minuten nach Neun.
Zuerst ging es durch Sacramento auf dem Weg zur Interstate 5. Dabei merkte ich dann das Fehlen der modernen Hilfsmittel, wie Luftunterstützung der Kupplung und Servolenkung. Zum Glück brauchte ich bei dem Fuller Getriebe die Kupplung nur beim Anfahren. „Mit dem Gerät ist das noch Knochenarbeit. Du wirst dich schon bald nach einem modernen Truck sehnen.“ Meinte Joe mit einem Grinsen. „Jetzt weiß ich wenigstens, warum die Lenkräder früher so groß waren.“ „Einfache Hebelgesetze.“ Sagte Joe. „Fahr jetzt in Richtung Süden auf die I-5.“ Ich war beinahe schon zu schnell, um dort abzubiegen. Aber bei der Fahrt ließ es sich etwas einfacher lenken, als beim Rangieren. Nun ging es endlich auf den Freeway und dann aus Sacramento heraus.

Kennst du die Umrechnung für den Tacho?“ fragte Joe. Schließlich war ja ein Kanadischer Tacho mit Kilometern verbaut. „Im Großen und Ganzen ja. 30 Meilen sind 48 Km/h, 40 Meilen sind 64 und 55 Meilen sind 88 Km/h.“ „Das passt.“ „Bis ich bei 55 angekommen bin, dauert aber auch.“ Lachte ich. „Mit der Maschine und dem Getriebe geht das eigentlich.“ Sagte Joe. „In Kalifornien kannst du dir Acht, groß übrigens sparen. Den Gang brauchst du nur, wenn du mal nach Nevada oder Oregon kommst. Selbst auf einem geraden Highway wäre das sonst untertourig.“ „Okay.“ „In Acht, klein läuft er ganz gut.“
Nun, da wir ruhig über die Interstate fuhren konnte ich dann auch mal das Radio und das Funkgerät testen. Beide waren schon etwas älter, taten aber ihren Dienst. Damit konnte ich leben. Ich wollte den Mack wohl eher nicht länger fahren, als nötig. Dazu war es dann doch auf die Dauer zu anstrengend. Nun rollten wir gemütlich dahin und passierten Stockton und den Abzweig in Richtung Oakland. Etwas später verließen wir dann die Interstate und wechselten auf den California Highway Nummer 152, wo wir in Richtung Westen abbogen.
Dieses war dann nur eine zweispurige Straße. Am Tempolimit änderte sich dadurch aber nichts. Im Gegensatz zu Europa gab es keinen Unterschied zwischen Autobahnen und Landstraßen. Schließlich bogen wir dann auf die US Route 101 ab, die uns dann direkt nach Santa Cruz führen sollte. Wir brauchten noch nicht einmal abbiegen. Wir kamen so direkt in die Küstenstadt hinein.
Etwas später sagte Joe dann: „An der nächsten Ampel musst du rechts abbiegen. Das ist dann die Straße, wo unser Neighborhood Market liegt.“ „Kennst du alle Walmart Märkte auswendig?“ fragte ich erstaunt. „Ich fahre jetzt schon über 25 Jahre für Walmart. Da hat man inzwischen schon alles mal gesehen.“ Lachte Joe. „Ich glaube, ich behalte dich als Navi.“ Lachte ich. „Nein Danke. Ich will in Bodega Bay noch ein paar dicke Fische an Land ziehen.“ Wir erreichten dann den Markt. „Gleich kannst du rangieren üben.“ Meinte Joe. „Zuerst meldest du dich aber kurz beim Marktleiter an. Der sagt dir dann, wo du den Trailer abstellen sollst.“ Wir ließen den Truck kurz in der Einfahrt stehen und gingen zum Marktleiter.

Laut Joe kam dann die Antwort, die die schlimmste war, die mir hier passieren konnte: „Direkt an das erste Tor stellen.“ Hieß es für mich. Ich bekam meine Papiere sofort unterschrieben. Schäden oder Fehlmengen wurden hinterher sowieso an das Zentrallager gemeldet. Dann gingen wir zurück zum Truck. „Du fährst jetzt hier rechts auf den Parkplatz und schiebst dann den Zug rückwärts da hinten in den Entladebereich. Das erste Tor ist direkt hinter der Ecke dort. Das ist quasi ein Blindflug, obwohl du über den linken Spiegel hineinfährst. Du kannst ja nicht um die Ecke schauen. Du kannst aber sicher sein, dass wenn das erste Tor frei ist, am zweiten Tor ein Trailer steht. Du hast also nicht viel Platz. Heute hast du ja noch das Glück, dass du mich als Einweiser dabeihast.“ Ich machte es dann genauso, wie Joe mir das gesagt hatte. Trotzdem brauchte ich dann gute zwölf Minuten, bis ich den Trailer vernünftig hinten in der engen Ecke stehen hatte. Außerdem hatte Joe recht gehabt. Am zweiten Tor stand noch ein Trailer. Schließlich hatte ich angedockt und konnte den Trailer absatteln.
Dann rief ich in der Dispatch an. Da es erst kurz vor halb Zwei war, hatte Charlie noch Dienst. „Hat alles geklappt?“ fragte er kurz. „Hat es. Ich habe auch alles ganz gelassen.“ Lachte ich. „Soll ich jetzt den Trailer aufnehmen, der hier steht?“ „Meistens machen wir das. Heute aber nicht. Du fährst zu unserem Lager in Santa Cruz und übernimmst da einen Trailer der zu Union Pacific in Bakersfield soll. Dann lernst du auch gleich einen unserer Logistikpartner kennen.“ „Wir haben ein Lager in Santa Cruz?“ fragte ich erstaunt. „Ein Außenlager ohne Büro.“ Sagte Charlie. Da ist nur ein Bürocontainer an der Pforte. Dort musst du dich auch melden. Aber Joe kennt das alles.“ Wir beendeten das Gespräch und ich sagte zu Joe: „Wir müssen zu unserem Lager.“ „Dann auf zum Strand.“ Grinste Joe. „Zum Strand?“ fragte ich erstaunt. „Leider nicht ganz. Aber den Pazifik kannst du schon sehen.“ Ich startete den Motor und wir fuhren los. „Rechts raus und an der nächsten Ampel wieder rechts.“ Dirigierte mich Joe. Nachdem ich dort abgebogen war sagte er: „Nimm sofort die linke Spur. Am Ende musst du links fahren in Richtung Beach Area.“ Nachdem ich dort abgebogen war, sah ich dann das Lager schon auf der linken Seite. Geradeaus konnte man dann auch wirklich schon den Pazifik und den Strand sehen.
Wir fuhren dann auf den Hof des Lagers und meldeten uns beim Pförtner, bei dem wir durch Charlie schon angemeldet waren. Hier gab es dann einen 48 Fuß Dry Van mit 25.500 Pfund Hausgeräten. „Schöne Ladung.“ Meinte Joe nur. Er schaute dann auf die Papiere. „Ach zum Güterbahnhof von Bakersfield. Auch gut. Wenn du Pech hast, ist das wieder eine Entladestelle zum Rangieren üben.“ „Wir werden sehen.“ Sagte ich nur. Dann ging es zu dem Tor, was uns der Pförtner genannt hatte.
Der Trailer, der uns nun erwartete, war schon etwas älter. Er hatte noch das alte Walmart Logo auf der Breitseite. Das wurde bis 2008 verwendet. Es waren aber noch einige von diesen Trailern im Einsatz. Für einen Trailer waren zehn Jahre ja auch kein Alter. Hauptsache sie wurden gut gepflegt.
Nun konnte ich wieder aufsatteln. Dann folgte wieder die PTI. Diesmal ließ Joe mich das alleine machen. Er beobachtete mich nur dabei und schaute, ob ich auch nichts vergaß. „Ich überlege gerade, ob wir unsere Pause am Strand machen sollen.“ Sagte er hinterher, als er zufrieden war. Bevor ich was sagen konnte, kamen dann aber ein paar Regentropfen herunter. Als wollte uns jemand von oben eine Antwort geben. „Dann eben nicht.“ Meinte Joe mit einem Grinsen. „Wenn der große Dispatcher im Himmel was dagegen hat…“
Wir fuhren also erstmal wieder los. Es ging zurück zur Route 101, über die wir dann auch wieder durch Santa Cruz fuhren. Auf dieser Straße fuhren wir dann wieder bis zur California 152 zurück, über die wir auch hierhin gekommen waren. Allerdings fuhren wir dann nicht auf die Interstate 5 zurück, sondern folgten der California 152 weiter in Richtung Fresno. Schließlich fuhren wir dann südlich auf die California 99.
Dann sagte Joe: „Hast du nicht auch Hunger? Ich habe seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.“ „Geht mir auch so.“ „Dann fahr gleich Downtown Fresno vom Highway runter. Dann fährst du rechts, als wolltest du zu unserem Außenlager, Fresno. Dann kommt aber vorher rechterhand ein Truckstop. Da können wir dann was essen.“
Gesagt – getan. Wir fuhren auf den Truckstop und ich konnte mir einen Parkplatz neben zwei Classic Trucks nehmen. Neben mir stand dann ein Peterbilt mit einem Day Cab und einer Ladung Schnittholt auf seinem Flatbed. Daneben stand dann mein Traumtruck. Ein Kenworth W900 mit großem Sleeper und einem Reefer von Dole hinten dran. „Da laden wir auch ab und zu.“ Sagte Joe. Als er meinen Blick sah, musste er erstmal herzlich lachen. „Du kannst den Kollegen ja fragen, ob er mit dir den Truck tauscht.“ „Das sollte ich machen.“ Dann gingen wir in den Truckstop zum Essen.

Anschließend gingen wir noch gemütlich durch den Shop und ich schaute mir an, was hier so verkauft wurde. Um sechs Uhr am frühen Abend fuhren wir dann aber wieder weiter.
„Weit haben wir es ja nicht mehr. In eineinhalb Stunden werden wir wohl da sein.“ Meinte Joe grinsend. „Wenn du das sagst, wird das wohl stimmen.“ Meinte ich dazu. Ich hatte halt noch nicht die Erfahrung. Zuerst fuhren wir wieder zurück auf die California 99. Dort ging es dann noch ein Stück weiter in Richtung Süden. Dann lotste mich Joe von dem Highway runter. „Wir sind doch noch lange nicht in Bakersfield.“ Sagte ich erstaunt. „Der Güterbahnhof ist noch ein ganzes Stück vor der Stadt.“ Erwiderte Joe. „Ist aber wohl schon Bakersfield County. An der nächsten Ausfahrt sind wir dann schon daran vorbei.“ „Okay. Wenn mein Navi das sagt.“ Lachte ich.
Wir fuhren also von Highway herunter und dann über eine Landstraße, wo ich gar nicht weiß, ob die eine Nummer hatte. Es ging dann aber immer parallel zur California 99. Es war dann schon viertel nach Sieben durch, als wir dann endlich an dem Güterbahnhof ankamen, der hier irgendwo im Nirgendwo lag. Wahrscheinlich mal wieder aus Gründen des Lärmschutzes. Wir fuhren auf das Gelände der Union Pacific und hielten erstmal an.

Dann stiegen wir aus und suchten einen Mitarbeiter, der unseren Trailer annehmen würde. Schließlich kam uns dann ein Mann in gelber Weste und mit Helm entgegen. Joe kannte ihn natürlich und begrüßte ihn mit Handschlag. Als der Mann Joe sagte, wo er den Trailer hinhaben wollte, begann Joe schon wieder herzlich zu lachen. „Hattest du wieder Recht?“ fragte ich ihn. „Klar.“ Sagte Joe. „Der Trailer soll da hinten neben die Gleise gestellt werden. Wenn du von hier schaust, dann zweimal links um die Ecke. Du musst da aber rückwärts rein, da man hinten nicht wieder raus kann. Das heißt da hinten rumziehen und dann über die Blind Side hinten rein. Also über den rechten Spiegel.“ „Aber so lernt man das Rangieren.“ Sagte ich trocken. „Hätte man das vorher gewusst, hättest du heute besser einen Leihwagen genommen. Einen modernen Truck mit Day Cab.“ „Hinterher muss ich es doch auch mit dem hier können.“ „Gut. Dann versuch mal dein Glück. Ich bin ja immerhin als Einweiser da.“ Ich stieg in den Mack und startete den Motor. Dann rangierte ich den Trailer dahin, wo er hinsollte. Allerdings dauerte es dann letztlich gute zwanzig Minuten, bis ich den Trailer dort stehen hatte. Meinen Rekord vom Mittag hatte ich also weit übertroffen.
Dann stieg ich schweißgebadet aus und sattelte den Trailer ab. „Das lernst du noch. Bald geht das schneller.“ Sagte Joe optimistisch. Während Joe dann die Papiere holte, telefonierte ich kurz mit der Dispatch. Danny hatte wieder Dienst. „Na, wie war dein erster Tag?“ fragte er. „Gut, aber anstrengend. Erst ein Neighborhood Market zum Rangieren und dann bei Union Pacific in die letzte Ecke mit dem Trailer.“ „Und? Alles ganz gelassen?“ „Joe hat ja aufgepasst.“ „Schön. Dann könnt ihr jetzt Feierabend machen. Morgen früh habe ich eine Ladung an dem Güterbahnhof stehen, wo du jetzt bist. Die kommt aber erst in der Nacht dort an. Die geht dann wieder zu uns nach Sacramento. 33.500 lb Tiefkühlfrüchte.“ „Okay. Ich weiß Bescheid.“ „Deine Angaben schicke ich dir auf dein Handy.“ „Danke.“ Dann beendeten wir das Telefonat.
In diesem Moment kam Joe wieder zum Truck. „Und? Wie geht’s weiter?“ „Wir sollen hier Feierabend machen. Morgen früh steht hier eine Ladung für uns nach Sacramento.“ „Okay. Ich kenne ein Motel hier in der Nähe. Das sind nur neun oder zehn Meilen in Richtung Bakersfield. Das ist günstig, sauber und vor Allem klimatisiert. Da können wir gut schlafen. Der Sleeper hier ist für zwei Leute zu klein und hat auch nur einen kleinen Lüfter im Dach. Vielleicht findest du ja noch irgendwo eine gebrauchte Klimaanlage, damit du wenigstens während der Fahrt was hast.“ „Ich bin aus Kalifornien. Ich bin das gewöhnt.“ Sagte ich trotzig. „Das bin ich auch.“ Sagte Joe. „Trotzdem war ich froh, als ich den ersten Truck mit Air Condition bekam.“ Wir fuhren vom Gelände des Güterbahnhofs und dann zurück auf die Landstraße.
Einige Minuten später kamen wir dann in eine kleine Ortschaft, die aus ein paar wenigen Häusern und eben jenem Motel bestand. „Wie kann man denn in diesem Kaff ein Motel aufmachen.“ Wunderte ich mich. „Es sind von hier nur noch ein, zwei Meilen bis zur 99.“ Sagte Joe. „Das ist eben für den Durchgangsverkehr.“ Entsprechend waren aber noch genug Zimmer frei.
Wir parkten den Truck auf der Rückseite des Motels. „Hier hast du auch genug Platz, um mit Trailer zu parken.“ Sagte Joe. „Falls du später mal eine Nacht in einem richtigen Bett brauchst.“ Wir schrieben dann noch eben das Logbuch fertig, danach gingen wir in das Motel. Dort verabschiedeten wir uns bis zum nächsten Morgen voneinander. Ich ging dann schnell unter die Dusche und holte mir anschließend noch ein kaltes Bier beim Portier. Dann ging ich wieder auf mein Zimmer und telefonierte mit Mom. Sie wollte dann auch noch eine Zusammenfassung meines ersten Arbeitstages. Anschließend fiel ich dann halbtot ins Bett. Der erste Tag war dann doch anstrengend gewesen.
Mittwoch, den 02. August 2017, 6:00 Uhr, Pacific Standard Time:
Wir waren an dem Morgen dann wieder sehr früh aufgestanden und trafen uns beim Frühstück im Motel. Da ich um diese frühe Uhrzeit in der Regel noch nichts essen konnte, machte ich mir ein Lunchpaket fertig und trank dabei einen Kaffee. Joe hingegen kaute schon genüsslich sein Sandwich. „Na, gut geschlafen?“ fragte er mit halbvollem Mund. „Wie ein Stein.“ Sagte ich. „Ob ich demnächst im Truck auch so gut schlafen kann, weiß ich noch nicht.“ „Dann liegt das aber an der fehlenden Klimatisierung.“ „Mal sehen.“
Gegen fünf vor halb sieben waren wir dann am Truck. Während ich die PTI durchführte, schaute sich Joe noch mein Logbuch vom Vortag an. Schließlich hatte ich die PTI erledigt und schrieb mein Protokoll.
Dann kam Joe auf das Logbuch zu sprechen. „Das ist schon so weit in Ordnung. Die Linien hast du richtig gezogen. Auf On Duty beim Trailer Tausch und bei der PTI, auf Off Duty bei den Pausen, da wir sie ja nicht im Truck gemacht haben. Dass während der Fahrt Driving ist, war ja auch logisch. Nun musst du aber auch noch die Zeiten zusammenrechnen und in der Summe, als Gegenprobe wieder auf 24 Stunden kommen. Das musst du dann auch rechts eintragen, wo die Summen der letzten sieben Tage fortgeschrieben werden. Es sei denn du hast deine 35 Stunden Pause am Stück gemacht, um das Ganze wieder zu resetten.“ Ich rechnete das dann zusammen und trug es entsprechend ein. Zum Glück war ja heutzutage in jedem Handy ein Taschenrechner vorhanden. Joe blickte dann noch mal drüber und sagte dann zufrieden: „Den ersten Tag hast du ordentlich abgeschlossen. Dann können wir jetzt mit dem zweiten Tag beginnen.“ Ich schrieb das Logbuch dann schon mal bis zu diesem Zeitpunkt. Ich trug also die Pause als Off Duty ein, da wir ja im Motel übernachtet hatten und trug dann die PTI ein. Nun ging es zurück zum Güterbahnhof der Union Pacific. Es war inzwischen zwanzig vor Sieben.
Der Bahnhof war dann schnell erreicht und wir fuhren dort um kurz nach Sieben auf den Platz. Es hatte zwar ein anderer Kollege dienst, als am Abend zuvor, Joe kannte aber verständlicherweise auch ihn. Unsere Ladung war angekommen und in der Nacht von den Leuten umgeladen worden. Wir bekamen nun einen Reefer von UPS. In diesem Fall musste ich aber wirklich für meinen ehemaligen Ausbilder Werbung fahren. Nach dem Aufsatteln erfolgte dann natürlich die obligatorische PTI des Trailers. Diesmal bekamen wir einen 53 Fuß Trailer mit 33.500 lb Tiefkühlfrüchten für einen Neighborhood Market in Sacramento. Was die in dem kleinen Laden mit so vielen Tiefkühlfrüchten wollten, wusste ich auch nicht. Wahrscheinlich irgendein Sonderangebot.
Nachdem ich die Checkliste für die Übernahme und das Logbuch geführt hatte, sagte Joe zu mir: „Drüben auf der anderen Straßenseite haben die von der Union Pacific eine Waage, die sie hier betreiben. Vom Gesamtgewicht haben wir kein Problem, fahr aber sicherheitshalber trotzdem eben drüber. Wegen der Achslasten. Die Trailer Achsen stehen nämlich ziemlich weit vorne. Das kannst du auch jetzt schon machen, wo die Zeit der PTI noch nicht abgelaufen ist. Das gehört ja quasi dazu.“ Wir fuhren also auf die Waage. Dort stellten wir dann fest, dass wir an den Achsen nichts ändern brauchten. Die Achslast am Trailer war zwar hoch, aber noch im grünen Bereich. „Wir haben ja keinen Winter. Da ziehen wir dann Wendigkeit der Traktion vor.“ Es war inzwischen kurz vor halb Acht und wir machten uns auf den Weg zurück nach Sacramento.
Zuerst ging es dabei wieder auf die Landstraße, über die wir bereits gestern hierhin gekommen waren. Das war dann noch ein ganzes Stück. Auf etwa halber Strecke zwischen Bakersfield und Fresno kamen wir dann wieder zurück auf den California Highway 99, auf den wir in nördlicher Richtung auffuhren. Nun brauchte ich erstmal nur auf 55 Meilen hochbeschleunigen, dann konnte ich es für die nächste Zeit rollen lassen.
„Gewöhn dich da schon mal dran.“ Grinste Joe. „Wenn du wirklich Long Hauler werden willst, dann wird das zu deiner täglichen Hauptbeschäftigung werden. Lange gerade über die Highways und Interstates fahren. Damit verbringt der Long Hauler nämlich die meiste Zeit.“ „Das ist doch ganz angenehm.“ Meinte ich dazu. „So fährt sich der Truck doch am Besten.“ „Hast du etwa schon Muskelkater von gestern?“ grinste Joe. „Ein Wenig. Vom Rangieren, gestern. Das ist ohne Servolenkung dann doch etwas schwieriger.“ „Das waren aber auch blöde Entladepunkte. Die meisten, die wir haben, sind besser. Da musst du zwar auch manchmal über die Blind Side andocken, du hast aber wenigstens mehr Platz.“ „Heute müssen wir aber schon wieder zu einem Neighborhood Market. Den kenne ich sogar, weil ich da selber schon mal eingekauft habe.“ „Mit einem 53 Fuß Trailer schicken die dich aber sehr selten an das erste Tor. Entweder an das zweite Tor, oder, wenn das belegt ist, kannst du vor dem Freilager absatteln.“ „Tiefkühlware vor dem Freilager?“ „Dann setzt der City Trucker den Trailer um, sobald das zweite Tor frei ist.“ „Verstehe.“
Wir fuhren dann fast den ganzen Morgen über die California 99. Am späten Vormittag erreichten wir dann Stockton, wo der Highway dann in die Stadt mündete. Es ging dann am Ortseingang erst auf 40, dann auf 30 Meilen herunter. Dann hatten wir die Stadtgrenze passiert. Prompt wurde es dann auch wieder voller, weil dann Ampelkreuzungen den Verkehr ins Stocken brachten. „Da hinten an der Ampel fahren wir dann in Richtung Westen. Dann können wir ein paar Blocks später auf die Interstate 5 abbiegen.“ „In Ordnung.“ Das war aber gar nicht so einfach. Erst wollte mich gar keiner auf die linke Spur lassen. Nachdem ich das geschafft hatte, kam ich erst nicht auf die Abbiegerspur, weil mir ebenfalls wieder einige Autos im Weg standen. „Mache Leute fahren halt wie Idioten.“ Sagte Joe mit Schulterzucken. „Außerdem haben die keine Vorstellung davon, wie viel Platz man mit so einem Truck braucht.“ „Und was macht man dagegen?“ fragte ich, als Fahranfänger. „Nichts. Am besten nicht aufregen. Das bringt nämlich gar nichts. Davon fahren die auch nicht besser. Einige Kollegen haben sich schon so eine Dashcam in die Scheibe gehängt, damit sie im Falle eines Unfalls wenigstens einen Beweis haben.“ „Nicht schlecht, die Idee.“

Wir fuhren dann langsam weiter durch Stockton und bogen dann auf die I-5 in Richtung Norden ab. Dann dauerte es nicht mehr lange, bis die Skyline von Sacramento vor uns auftauchte. „Denk an die Baustelle auf der Interstate. Da ist nur 40 in dem Bereich. Ein teures Foto und dein Gewinn für den Tag hat sich erstmal erledigt. Du willst ja schließlich auch was verdienen.“ Downtown Sacramento fuhren wir dann von der Interstate herunter. Dann ging es durch die Stadt, bis wir unser Ziel, den Neighborhood Market erreicht hatten. Ich meldete mich wieder beim Marktleiter an und wieder mal hatte Joe recht. Da das zweite Tor noch mit einem Trailer blockiert war, sollte ich den Reefer vor das Freilager stellen. Entsprechend gut klappte dann auch heute das Einparken des Sattelzuges. Es war zwar immer noch eng, aber ich konnte wenigstens sehen, wo ich hinfuhr. So hatte ich dann um halb Eins am Mittag den Trailer abgesattelt.
Anschließend rief ich dann in der Dispatch an, wo Charlie immer noch Dienst hatte. „Jetzt machen wir es mal so, wie du es schon gehört hast.“ Sagte er mir. „Da steht noch einer unserer seltenen Planen Trailer rum, der randvoll mit Leergut für ein Weingut ist. Die Ladung geht dann zum E. & J. Gallo Weingut in der Nähe von Eureka.“ „Also wieder eine Nacht draußen.“ Stellte ich fest. „Du kannst ja mit Joe reden, ob er für dich weiterfährt. Der Zeitplan ist heute für dich sehr eng. Wir müssen aber auch testen, wie du unter Druck arbeiten kannst. Du sollst heute noch da hin. Du erhältst dort auch wieder eine Ladung zurück nach Sacramento. Die erwarten wir dann aber erst morgen im Laufe des Tages.“ „Ich kann ihm ja mal fragen.“ „Mach das. Ich rechne aber nicht vor morgen Mittag mit dir.“ Ich legte auf und Joe sah mich neugierig an. „Was sollst du mich fragen?“ wollte er wissen. „Ob du mich eventuell ablöst, wenn mir die Zeit knapp wird.“ „Normal nicht. Es sei denn, es geht absolut nicht anders. Wo müssen wir denn hin?“ „Wir bekommen die Plane dort. Da ist Leergut für ein Weingut bei Eureka drauf.“ „Dann werde ich dich wohl ablösen müssen. Dort ist nämlich Garnichts in der Nähe. Da kannst du zwar mitten in der Pampa stehenbleiben, aber wir brauchen ja was zum Übernachten. Da müssen wir hinterher noch nach Eureka fahren. Da kenne ich was, wo wir übernachten können.“ Während Joe dann zum Marktleiter ging und die Papiere für das Leergut holte, sattelte ich dann den Planen Trailer auf. Dann machte ich die obligatorische PTI.
Als Joe dann mit den Papieren zurückkam, fragte er sofort: „Hast du da mal draufgeschaut?“ „Nicht wirklich. Warum?“ „Es sollen 41.000 lb drauf sein. Bei Leergut. Der Trailer muss bis unters Dach voll sein.“ „Geht das überhaupt bei Leergut?“ „Je nachdem was das ist, geht das schon.“ Wir machten hinten eine Tür des Trailers auf und sahen drauf. Hinten konnte man aber nur bis unters Dach gestapelte Holzpaletten sehen. Diese waren dann noch ineinander geschachtelt. „Ich dachte, das wären leere Weinflaschen.“ Sagte ich. „Hast du schonmal Weinflaschen gesehen, die zurückgehen?“ „Hier nicht.“ „Siehst du. Vielleicht sind vorne auch noch zerlegte Kisten drauf. Ich werde jetzt aber nicht die Seite aufmachen, um nachzusehen.“ Aufgrund von Joes Erfahrungswerten verschoben wir dann noch die Achsen, dann machten wir uns auf den Weg. Inzwischen war es dann viertel vor Eins am Mittag.
Es ging dann zuerst wieder zurück durch Sacramento zur Interstate 5. Dort fuhren wir dann in Richtung Norden auf. Kurz darauf überquerten wir den American River, der bei Sacramento in den Sacramento River mündete. Dann kreuzten wir die berühmte Interstate 80, eine der wichtigsten Ost – West Verbindungen in den USA.
Ein Stück weiter in Richtung Redding kam dann eine Wiegestation. Diese war heute dann auch prompt geöffnet. „Jetzt werden wir sehen, ob es richtig war, die Achse noch zu verschieben.“ Sagte Joe. Wieder mal zahlte sich dann die Erfahrung meines Vorgängers aus. Die Last war so perfekt auf dem Lastzug verteilt. Das Gesamtgewicht betrug dann 74.176 lb. Wir hätten also noch etwa 5.500 Pfund beiladen können.

Mehr wollten die Beamten der Polizei und der DOT heute auch nicht von uns sehen. Wir konnten also direkt wieder auf die Interstate zurück. „Hast du nicht auch langsam Hunger?“ fragte Joe mich dann. „Irgendwie schon.“ Gab ich dann zu. „Dann lass uns gleich mal Pause machen.“ Wir fuhren also nur noch bis zum nächsten Truckstop, wo wir dann gemütlich zum Essen gingen.

Nach der Pause fragte ich Joe dann: „Wie machen wir das denn jetzt heute?“ „Ganz einfach.“ War seine Antwort. „Du fährst jetzt deine Fahrzeit voll und ich löse dich dann ab.“ „Du könntest ja auch jetzt bis zum Kunden fahren und ich fahre uns hinterher noch zum Motel.“ Schlug ich vor. „Hast du etwa jetzt schon keine Lust mehr?“ fragte Joe mit einem Grinsen. „Das nicht. So sparen wir uns aber einen weiteren Stopp um zu wechseln.“ „Fahr du erstmal noch.“ Meinte Joe. „Ich möchte dich ja nicht um das Vergnügen bringen, über den Highway 299 zu fahren.“ Ich gab mich geschlagen und wir fuhren erstmal wieder weiter.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann Redding, wo wir dann von der Interstate 5 herunterfuhren. Dann ging es erst ein kurzes Stück durch die Stadt. Als wir Redding dann verlassen hatten, ging es dann westwärts auf die California 299. Nun stellte ich fest, was Joe nach unserer Pause gemeint hatte, als er sagte, er wollte mich nicht um das Vergnügen bringen. Der Highway schlängelte sich schön durch die Berge. Die Strecke war zwar recht anspruchsvoll, aber dafür landschaftlich sehr schön. Trotzdem musste ich mich ganz schön anstrengen, um den Truck ohne Servolenkung über diese Strecke zu fahren. Dabei merkte ich, dass ich schon etwas Muskelkater in den Armen hatte.
Auch die Gefälle hatten es in sich. Zumal der Truck nur eine klassische Auspuffklappenbremse als Motorbremse hatte. Von Jake Brake, oder Retarder keine Spur. Daher passierte es dann noch, dass ich in einer kurvigen Gefällstrecke, bei der das Tempolimit auch stark reduziert war, trotz der Vorwarnung von Joe noch geblitzt wurde. „Damit ist dein Profit von heute zum Teufel.“ Stellte Joe lakonisch fest. „Ich habe dich ja noch gewarnt.“ Ich könnte mich jetzt lange ärgern, das würde aber auch nicht wirklich viel ändern. Also Mund abwischen und weitermachen.
Wir hatten es dann nicht mehr weit bis zum Ziel, als Joe auf seine Uhr sah und meinte: „Laut meiner Rechnung sollten wir jetzt langsam wechseln. Halt da vorne mal an.“ Ich stoppte den Lastzug und dann rechneten wir mal eben meine Fahrzeit aus. Es fehlte jetzt nur noch eine Viertelstunde, dann war meine Fahrzeit voll. Es war von der Schichtzeit alles in Ordnung. Schließlich war es erst kurz vor Sieben und ich hatte gerade mal etwas über zwölf Stunden Schicht weg. „Wenn du jetzt alleine unterwegs wärst, würdest du jetzt noch bis zu dem Weingut fahren und dann da Feierabend machen. Die sind da ganz nett und lassen dich da übernachten. Dann müsstest du allerdings im Truck schlafen.“ „Was ja auch kein Problem ist.“ „Wenn du dann fünf Minuten über der Zeit bist, drücken die Sherriffs meistens auch ein Auge zu. Das kannst du meistens im Logbuch auch noch etwas ausgleichen, indem du einen Wechsel eine Viertelstunde verlängerst. Das mach aber auch nur im Notfall. Ich übernehme jetzt auch nur, damit wir beide ein vernünftiges Bett haben.“ Es war also gut gewesen, Jo von Vornherein als Beifahrer im Logbuch zu führen.
Wir tauschten die Plätze und Joe nahm die letzten paar Meilen in Angriff. „Ich habe den Mack lange nicht mehr mit Trailer gefahren.“ stellte er nach ein paar Minuten fest. „Gut, dass ich das nicht mehr jeden Tag machen muss.“
Gegen zwanzig nach Sieben erreichten wir dann das Weingut. Wir stellten den Truck ab und gingen in das Hauptgebäude, wo wir uns anmelden mussten. Joe wurde natürlich wieder mit Handschlag, wie ein alter Freund begrüßt. Er stellte mich dann auch als seinen Nachfolger vor. Wir erledigten dann zuerst den Papierkram. Wir bekamen unsere Quittung für das Leergut. Natürlich unter Vorbehalt einer späteren Mengenprüfung. Im Tausch bekamen wir dann einen 53 Fuß Reefer mit einer Ladung Weintrauben, die so zu unserem Lager sollten. Man machte also nicht nur Wein hier, sondern handelte auch direkt mit den Weintrauben. Das Gewicht war in Ordnung. Es sollten gerademal 37.000 lb sein. „Auf- und absatteln kannst du ja machen.“ Grinste Joe. „Sieht ja hier keiner.“ „Okay.“
Ich stellte den Trailer dorthin, wo er abgestellt werden sollte. Das war hier aber bisher mein einfachster Abstellplatz, den ich in meiner jungen Karriere als Fahrer hatte. Dann konnte ich den Reefer aufnehmen, der unter einem Abdach stand, wo er beladen worden war. Nun folgte mal wieder die obligatorische PTI.
Gegen viertel vor Acht verließen wir dann wieder das Weingut. Wir nahmen nun nicht den gleichen Weg zurück, sondern fuhren dann nach Eureka, was aber noch ein paar Meilen entfernt war. Gegen zwanzig vor Neun stoppte Joe den Lastzug dann vor einem Motel in Eureka. „So. Feierabend.“ Sagte er. „Aber nicht, dass das jetzt zur Gewohnheit wird, dass ich hier fahre.“ „Das war ja jetzt nur, weil wir nicht dort stehen bleiben wollten.“ Sagte ich. Ich schrieb dann noch eben das Logbuch für heute zu Ende, dann gingen wir in das Motel und nahmen uns unsere Zimmer. Dort telefonierte ich noch kurz mit Mom, bevor ich dann todmüde ins Bett fiel.
