hansekontor. Möglicherweise ein nicht ganz gewöhnlicher Name für eine Spedition. Aber bewusst gewählt um eine regionale Verbindung und Verbundenheit ins Realleben zu schaffen.
Geboren und aufgewachsen in der Hansestadt Wismar wohne ich inzwischen im Landkreis etwa 20km außerhalb meiner Heimatstadt.
Das Storywriting habe ich im Jahr 2017 begonnen.
Zum Einstieg in die Story:
Zentrale in Uppsala, Schweden.
Niederlassungen in Rostock, Berlin, München, Düsseldorf und London.
Mit Ausnahme von Donald in der Niederlassung Rostock fahren zum Storybeginn nur Frauen. Wir schreiben das Jahr X. So ganz genau kann ich es nicht beziffern. Auf jeden Fall begründet der hansekontor sich irgendwo Mitte der 2000er Jahre und ist zu dem gewachsen was er hier jetzt ist. In späteren Kapiteln wechsele ich auf Realzeit um es besser im Ablauf verfolgen zu können.
Genug gesabbelt… Vorhang auf!
[Woche 1] – Eine Woche wie im Flug. Neue Spielzeuge. Und viele Kilometer.
Es ist Sonntagabend. Das Wochenende war irgendwie sehr kurz, aber ereignisreich – Sandra und ich sind gerade in Stockholm gelandet. Während der Flieger von Aeroflot aus St. Petersburg ans Terminal rollt lassen wir es noch einmal Revue passieren:
Wir waren bei unseren Freunden Alexej und Yanaa, ebenfalls ein Spediteurspärchen, zu Besuch. Die beiden fahren regelmäßig LKW-Rallys; dieses mal haben sie uns zur 1-Tages-Rally mitgenommen, nachdem sie uns schon vor längerer Zeit mit dem Virus am Offroad-Sport angesteckt haben.
Durch die guten Kontakte der beiden zu KAMAZ konnten sie sehr günstig einen KAMAZ 4x4SZM und einen KAMAZ 6×6 Holztransporter einkaufen. Zu unserer Überraschung sollen wir diese Fahrzeuge leihweise als Werbeträger für den ‚hansekontor‘ nutzen.
Alexej und Yanaa haben schon vor unserer Ankunft in St.Petersburg dafür gesorgt das der 4×4 nach Uppsala und der 6×6 nach München geliefert werden. Zwei ihrer Fahrer hätten ansonsten für die Abholung ihrer LKW trotz Flugangst fliegen müssen…

Die Gedanken an so ein Wochenende mit völliger Überraschung kreisen mir noch durch den Kopf als mich unvermittelt die Lautsprecheransage der Stewardess in die Realität zurückholt – der Flieger steht jetzt am Terminal und wir können raus. Sandra guckt mich mit einem großen Grinsen an und sagt „Kom låt oss gå.„
Gepäckabholung und Zollkontrolle sind schnell erledigt. Ein Taxi bringt uns nach Uppsala.
Da Sandra schon weiß, dass sie am Montag früh mit einem Vorratstank nach Olsztyn muss, verschwindet sie direkt nach der Ankunft zu Hause im Schlafzimmer.
Ich werfe noch einen kurzen Blick in die Planung für den Montag und sehe, dass meine Disponenten in Berlin, München und London für gute Auslastung gesorgt haben.
Von James – dem Disponenten für London & Düsseldorf – finde ich noch die Nachricht, dass der Scania für die neue Fahrerin am Freitag in der Lackiererei fertig geworden ist.
Mona – Disponentin in Berlin, betreut auch Uppsala & Rostock – hat mir für Montag eine Langstrecke ins Auftragsbuch geschrieben: 12 Uhr Übernahme Trailer mit 26t Sicherheitstechnik in Stockholm. Ziel: Milano. Mit einem Smilie versehen schreibt sie noch dazu „Tankstop an der Niederlassung Berlin, es gibt da noch was zu unterschreiben“…
Montag:
Sandra ist schon in aller Frühe in Richtung Olsztyn aufgebrochen. Ich habe noch etwas Zeit. Tasse Kaffee und im Büro im System prüfen, ob alle Mädels (+Donald) das Wochenende überstanden haben und auf der Straße sind. Sind sie!
Donald bringt von einem Zulieferer Flugzeugteile von Rostock nach Bialystok.
Kim bringt Zubehör für ein Musikstudio von London nach Düsseldorf.
Irgendwo unterwegs begegnet sie Stefany, die genau in die entgegengesetzte Richtung mit Messezubehör für Grimsby beladen ist.
James macht derweil die neue Fahrerin Ida mit allem wichtigen vertraut, bevor er sie auf die erste Tour nach Cambridge schickt.
Die Münchener Mädels wurden von Disponentin Annyka versorgt: Anna eine Tour aus Hamburg kommend, Maria nach Budapest und Lilly nach Wien.
Lucy war über das Wochenende in Gedser und hat dort Flugzeugbauteile für die Lufthansa Technik eingesammelt. Bis Donnerstag früh hat Mona ihr dann diverse Sammelguttouren im Nahverkehr zugeteilt, sodass sie jeden Abend zu Hause ist.
Ich mache mich auf den Weg nach Stockholm. Beim Kunden angekommen steht der Trailer schon abfahrbereit. Kurzer Check der Ladungssicherung. Alles in Ordnung, ab auf die Straße.
Auch wenn die Fähre Gedser-Rostock tagsüber in regelmäßigem Takt fährt – die Tour bis Milano ist lang und Mittwochabend werde ich dort erwartet. Eine Fähre verpassen wäre entsprechend unpraktisch.
Kaum bin ich in Rostock von der Fähre klingelt das Telefon. Disponentin Mona erkundigt sich, ob ich ihre Nachricht gelesen habe und wie es um meine Fahrzeit bestellt ist…

„Knapp. Es darf kein Stau dazwischenkommen – die Petersdorfer Brücke auf der A19…“ „Positiv denken.“ „Das wird schon. Ich mache meine große Pause in der Niederlassung.“ „Prima. Lucy ist nachher auch da. Sandra bringt nachher aus Olsztyn Diesel für die Betriebstankstelle in Uppsala. Bei eurem Nachbarn steht noch ein Trailer mit Kunststoffrecycling für München…“ „Sandra und Langstrecke?“ „Nicht wirklich. Den Trailer bringt sie nach Vaxjö, Maria muss die Woche dort hoch und nimmt den dann mit – ist ohne fixen Endtermin.“ „OK. Bis später.“
Ich bin zufrieden. Die Mädels rocken den Laden. James als UK-Disponent und Donald als einziger Fahrer haben bisher auch noch nie von „Zickenterror“ geredet.
Ich habe Glück – die Petersdorfer Brücke ist frei. Auch auf der A24 und am Berliner Ring erwarten mich keine Überraschungen. Eine Minute vor Ablauf der Fahrzeit erreiche ich die Niederlassung. Mona und Lucy haben eigentlich schon lange Feierabend. Sie sind aber noch da und haben im Gemeinschaftsraum auf mich gewartet.
„Fahrzeit voll?“ fragt Mona. „Auf die Minute. Nicht mal mehr tanken darf ich.“ „Kein Problem, das erledige ich. Für irgendwas muss meine Fahrerkarte ja auch mal zum Einsatz kommen. Wenn ich das fertig hab brauche ich dich noch für eine Unterschrift im Büro.“ „Das schriebst du. Warum eigentlich?“ Mona guckt mich ein wenig überrascht an. „Hat Sandra dir nicht vom neuen DAF und Katie erzählt? Die fängt morgen früh an. Bisschen Nahverkehr im Konvoi mit Lucy. Dann Hannover – Berlin – Leipzig – Berlin. Soweit bis Donnerstag früh. Dann geht’s für Lucy und Katie mit Sammelgut nach Malmö und von dort im Doppelpack mit Borsäure wieder zurück. Für Freitag fällt mir bestimmt auch noch was auf den Schreibtisch.“ „Öhm… jetzt wo du das sagst fällt es mir wieder ein…“ Mona verschwindet um meinen Scania zu tanken. Lucy steht mit einem Grinsen am Kühlschrank „Hier, Chef, ein Feierabendbier.“
Nachdem die Unterschrift gesetzt ist trollen sich die Mädels. Ich telefoniere noch kurz mit Sandra und lege mich dann schlafen.
Morgens 06:00 Uhr. Bis zum Ende meiner Ruhezeit sind noch 2 Stunden. Ich kann also in Ruhe duschen gehen und frühstücken. Während ich den ersten Kaffee trinke kommt Lucy mit unserer neuen Fahrerin Katie in den Gemeinschaftsraum „…und dieses seltene Exemplar ist der Chef.“ Ich muss lachen. Typisch Berliner Großschnauze, die Lucy. Nach einer kurzen Vorstellung sind die Mädels dann auch schon wieder raus und starten ihre DAF für die Sammelguttouren, die heute anstehen. Ich mache mich auf den Weg zu meinem Scania um die Abfahrtskontrolle zu machen. Unterwegs treffe ich auf Mona. „Morgen Chef.“ „Moin Disponentin :-D. Lucy und Katie sind schon auf Achse. Ich mach jetzt Abfahrtkontrolle und bin dann kurz nach 08:00 Uhr auch vom Hof.“ „OK. Wie geht deine Tour nach Milano weiter?“ „Heute bis nach München. Ich hätte dann zwar noch bisschen Luft auf der Karte, aber ein Fahrer von Alexej aus St.Petersburg wird dort heute Abend mein Spielzeug, den KAMAZ 6×6 auf den Hof stellen. Außerdem ist es angenehmer die Passstraßen dann Mittwoch früh im Hellen zu fahren.“ Mona nickt und macht sich dann weiter in Richtung Büro, wo bereits das Telefon klingelt… Die Tour startet. Berliner Ring. Leipzig. Nürnberg. Ein angenehmes gleichmäßiges Fahren. Die PKW-Beweger sind für die A9 untypisch gesittet unterwegs, sodass mich kein Unfall und kein Stau aus dem Konzept haut. Wie geplant erreiche ich mit gut Luft nach hinten raus die Niederlassung in München. Ein Lächeln huscht mir übers Gesicht – der KAMAZ steht schon auf dem Hof. Und meine Disponentin Annyka ist anscheinend auch noch da, zumindest steht ihr Fahrrad vor der Tür. Ich tanke den Scania an der Betriebstankstelle und will dann ins Büro. Aber die Tür ins Gebäude ist verschlossen… In dem Moment rollt unser Niederlassungs-Sprinter gefolgt von einem MAN mit Export-Kennzeichen auf den Hof – alles klar, Annyka war mit Alex‘ Fahrer mal eben zum Händler. „Hi Chris. Das ist Roman, Fahrer von Alexej.“ „Hi Anny. Prima. Wie ich sehe habt ihr für heute ja auch schon alles erledigt.“ „Ja. Ich mach jetzt auch Feierabend.“ „Mach das. Vorher bitte noch kurz `ne Übersicht wo sich die Mädels so rumtreiben.“ „Anna bringt Sammelgut zum Flughafen Amsterdam und bringt von dort Teile für Lufthansa Technik mit. Bei Lufthansa lädt sie dann gleich neu und fährt nach Katowice. Dort gibt’s dann bei DHL Sammelgut für das MUC-Cargocenter. Ablieferung am Freitagabend. Danach hat sie Wochenende. Maria ist grade auf dem Rückweg von Budapest. Sammelgut MUC-Cargocenter. Donnerstag muss sie in Vaxjö sein – Sandra stellt dort gerade einen Trailer mit Kunststoffrecycling bereit. Auf dem Weg dort hin bringt Maria eine Ladung von MAN nach Berlin und übernimmt an der Niederlassung einen Sammelguttrailer. Dann braucht keiner von den Berliner Mädels extra über die Ostsee zu schwimmen. Nach Plan wäre sie dann Freitagnachmittag zurück. Lilly zieht die Woche verschiedene Trailer mit Kunststoffrecycling. Alles Nahverkehr. Freitag macht sie dann noch einen Abstecher zu Lufthansa Technik – Teile für Austrian in Graz. Auf dem Rückweg hat sie dann Windradteile, die sie nebenan beim Maier-Flink abstellt.“ „Sehr schön. Ich sehe, du stimmst dich prima mit Mona ab.“ „Na klar. Wenn jeder nur sein eigenes Süppchen kocht, dann wäre ja Chaos. Dir und Roman dann eine gute Nacht.“ Mit diesen Worten schwingt sich Annyka auf ihr Fahrrad und radelt in den Feierabend. Roman hat in der Zwischenzeit eine Soljanka zum Abendessen gekocht. „Ich soll dich von Alexej und Yanaa grüßen. Sie hoffen, dass du mit dem KAMAZ viel Spaß haben wirst.“ „Ich denke schon. Mal gucken, ob ich am Wochenende Zeit für eine erste Ausfahrt finde…“ Roman verabschiedet sich zur Nachtruhe. Ich telefoniere wie jeden Abend noch einmal kurz mit Sandra. „Hi, mein Schatz.“ „Na du. Ich habe heute Mittag den KAMAZ 4×4 von Alex‘ Fahrer bekommen. Lange war Yevgeni aber nicht da – unser Hausmeister hat ihn nach Sodertälje zu Scania gebracht, von wo aus er dann mit seinem neuen LKW weiter wollte. Ich hab vorhin den Trailer für Maria in Vaxjö abgestellt. Nach meiner Pause hole ich mir im Sägewerk die Sägespäne für Uppsala. Bis Ende der Woche kommen dann noch Sammelgutfahrten auf Nachtlinien für DHL“ „Prima. Dann hat ja alles geklappt. Wie sieht es am Freitag bei dir aus?“ „Wenn mit der Fähre alles klappt bin ich Mittags zu Hause. Bist du Freitagabend in München?“ „So ist es geplant. Ich leg mich jetzt hin, will früh starten. Ich liebe dich.“ „Jag också du.“
Mittwoch
Der Mittwoch geht sehr früh los. Roman und ich machen ein schnelles Frühstück und die vorgeschriebenen Abfahrtskontrollen. Dann sind wir auch schon jeder in seine geplante Richtung auf der Straße.
Kurz vor der Schweizer Grenze klingelt mein Telefon. James. Er berichtet, dass er einen neuen Kunden in Grimsby gewinnen konnte. Ein Flurförderfahrzeughändler.
„Das heisst, dass Stefany wohl demnächst noch öfter durch den Tunnel fährt. Sie bringt heute Abend Sammelgut für DHL nach Hamburg. Bei Jungheinrich holt sie dann zwei neue Schubmaststapler. Die kommen erstmal in Düsseldorf auf den Hof. Dann wieder eine Tour für DHL – nach Frankfurt/Main. Der Kunde in Grimby hat bei DHL in Frankfurt einen gebrauchten Stapler gekauft. Den nimmt Steffy dann gleich mit. In Düsseldorf stellt sie den zu den beiden Jungheinrich auf den Trailer und fährt nach Grimbsy. Damit hat sie bis Freitagabend zu tun. Wochenende muss sie dann dieses mal auf der Insel machen.
Kim pendelt noch bis morgen Abend zwischen London und Düsseldorf, Luftfrachtersatzfahrten und Sammelgut. Freitag noch nach Aalborg. Der Kunde hat die Windradteile angefordert, die hier schon seit Wochen auf dem Hof stehen.“ „Na endlich. Schreib dem ruhig Lagerhaltungskosten mit auf die Rechnung, das war vorher nicht so abgesprochen.“ „Wird gemacht. Kim bringt aus Aalborg dann noch Kerosin nach Heathrow. Wird bei ihr ein kurzes Wochenende, da sie erst Samstagabend wieder zu Hause ist.“ „Wie macht sich Ida?“ „Gut. Muss aber auch gleich in den sauren Apfel beißen – diese Woche noch 3x über den Kanal innerhalb kürzester Zeit und das Wochenende draußen. London – Amsterdam – London – Rotterdam.“ „Nicht ohne. Aber das macht sie schon.“
Nach dem Telefonat bin ich dann auch schon an der Grenze zu Italien. Um 15:30 Uhr erreiche ich den Kunden pünktlich. Der Trailer gehört dem Kunden, sodass ich mich ums Entladen nicht mehr kümmern muss. Um 16:00 Uhr ist dann bei mir Feierabend – der Scania steht an einem Hotel und ich gehe zu Fuß in die Stadt um mir eine Pizza zu gönnen. Unterwegs flattert mir noch eine SMS von Annyka aufs Telefon: „Morgen früh um 06:30 Uhr MXP-Cargocenter. Düngemittel für Verona. Trailer fertig geladen vor Ort. Adresse schicke ich dir gleich noch. Anschließend für den selben Kunden in Verona noch Traktoren abholen – den Tieflader stellt dir der Kunde. Wenn du die Traktoren abgestellt hast sprich dort mit dem Lagermeister. Er wusste noch nicht ob er die Ladung für München dann schon fertig hat.“
Ich genieße meine Pizza und den italienischen Wein. Da Sandra gerade auf der Fähre ist kann ich sie telefonisch sowieso nicht erreichen.
Ich mache mich auf den Weg zurück ins Hotel wo ich noch kurz ins Firmensystem nach dem Stand der Touren schaue. Alles nach Plan. Ich kann beruhigt schlafen gehen.
Donnerstag
Das Hotel liegt recht Nahe am Flughafen Milano-Malpensa. Daher sind die Angestellten es gewohnt, dass teilweise sehr frühe Gäste das Frühstücksbuffet plündern. Am heutigen Morgen bin ich aber der Einzige, der so früh auf den Füßen ist.
Um 06:00 Uhr am MXP-Cargocenter angekommen melde ich mich bei Pförtner. Der weiss nichts von dem Trailer, den ich holen soll. Na klasse. Der Tag geht ja gut los. Hat Annyka mich etwa zum falschen Mailänder Flughafen geschickt? Der Pförtner telefoniert hektisch mit der Abfertigung. Zehn Minuten später die Erlösung… Ich bin am richtigen Flughafen und mein Trailer steht auch beladen bereit. Pünktlich um 06:30 Uhr bin ich dann auf der Straße in Richtung Verona. Sowohl die Ablieferung des Düngemittels als auch die Abholung der Traktoren in Verona klappt reibungslos. Die Ladung für Maier-Flink in München hat der Kunde in der Zwischenzeit auch fertig bekommen. Ich bin froh darüber, dass es keine Verzögerungen gab – so passt die Lenkzeit exakt bis zum Hof von Maier-Flink. Unterwegs hat mitten in Österreich der Tacho meines Scania den Sprung auf die 500.000er Marke gemacht. Das Absatteln übernimmt ein Mitarbeiter des Kunden, der mir meinen Scania dann auch kurz danach in der Niederlassung abstellt.
Annyka hatte am heutigen Tag schon früh im Büro angefangen, sodass ich sie jetzt nicht mehr antraf. In der Küche liegt nur ein Zettel mit meiner Planung für den Rest der Woche:
Sammelgut für DHL nach Stuttgart. Von dort gehts mit einem unserer eigenen Trailer weiter nach Strasbourg. Dort soll ich den hansekontor-Trailer abstellen und einen Koffer mit Bier für Maier-Flink aufnehmen.
Ein kurzes Telefonat mit Sandra. Bei ihr läuft alles nach Plan, weshalb sie für Freitagabend einen Flug von Stockholm nach München gebucht hat.
Mit Vorfreude aufs Wochenende lege ich mich in der Niederlassung eine Runde aufs Ohr.

Freitag
Auch der Freitag geht wieder zeitig los. Dusche. Kaffee. Scania tanken. Abfahrtskontrolle und dann eben den Trailer bei DHL holen.
Unterwegs telefoniere ich nacheinander mit meinen Disponenten. Keine Vorkommnisse. Alle LKW auf der Straße. Was will ich mehr.
Zügig erreiche ich die Abladestelle in Stuttgart und kann ein paar Straßen weiter meinen Trailer für Strasbourg holen. Mein Telefon klingelt. Sandra: „Hi mein Schatz. Ich bin für diese Woche gleich durch. Noch 150km bis zum Hof. Mein Flieger geht nachher um 16:00 Uhr. Kommst du mich am Flughafen abholen?“ „Huhu meine Süße. Das würde ich gerne tun. Aber Anny hat mir noch ein bisschen was auf den Zettel geschrieben. Ich bin jetzt grade aus Stuttgart raus nach Strasbourg. Da tausche ich die Trailer und komm mit ner Ladung Bier für Kaarfor zurück nach München. Unterwegs muss ich aber noch irgendwo Pause machen – wird also spät.“ „Hmmm… Schaaade. Ich telefoniere mal mit Annyka. Sie hat ja den Sprinter auf’m Hof.“ „Ich denke das wird sie machen. Ich weiß, dass sie dich gut leiden kann. Wir sehen uns dann heute Abend. Bussi.“ „Fram till i kväll.“
Unterwegs war im CB-Funk hin und wieder Betrieb. Der Inhalt immer der selbe: „Schönes Wochenende, xyz…“ In Strasbourg angekommen war ich gerade dabei den Trailer an die Rampe zu stellen als das Telefon erneut klingelte. Eine St.Petersburger Vorwahl. „Alex, warte mal kurz. Ich muss noch andocken.“ „Hi Chris. Yanaa hier. Ist ok, ich ruf gleich nochmal an.“
Den Papierkram hatte ich zum Glück schon vorher erledigt. So passte es mit Andocken und Absatteln als Yanaa 5 Minuten später wieder anrief. „Yanaa, schön das du anrufst. Erst einmal danke, dass die Überführung der beiden KAMAZ so klasse geklappt hat. Was kann ich für dich tun?“ „Ich wollte auch danke sagen. Roman und Yevgeni sind mit ihren neuen Zugmaschinen inzwischen beide angekommen und schon wieder auf Tour. Sie waren begeistert wie gut das bei euch funktioniert hat. Yevgeni konnte gar nicht fassen, dass er zu Scania gefahren wurde. Er hatte gedacht er muss mit der Bahn dahin…“ „Das ist selbstverständlich. Eine Hand wäscht die andere.“ „… und Roman… der fand eure Gastfreundschaft toll; fragte wann er das nächste mal eine München-Tour bekommt.Und der Name Annyka fiel im Laufe seines Berichts öfter.“ „Das ist meine Disponentin in der Niederlassung München.“ „Ich glaub Roman hat sich…“
Yanaa sprach den Satz nicht zu Ende. Ich versprach ihr aber, dass ihre Fahrer bei meinen Niederlassungen jederzeit willkommen seien.
Ich hatte noch ein wenig Luft auf der Fahrerkarte. Da die Parkplatzsituation aber von der deutsch-französchischen Grenze bis München rüber nicht unbedingt die Beste ist beschloss ich meine Pause an der Grenze zu machen.
Anschließend ging es dann ohne Umwege zu meinem Nachbarn Maier-Flink um den Bierwagen abzusatteln. Der „Probierkasten“ den mir der Pförtner in Strasbourg mitgegeben hatte wurde aber nicht abgeladen – den können sich meine Münchener Mädels teilen.
Fix noch den Scania waschen und tanken. Als ich ihn dann rückwärts in die Halle fahre ist es bereits 21:00 Uhr.
Der MAN und der Volvo stehen schon in der Halle – Maria und Anna sind also schon im Wochenende. Aber wo ist Lilly’s Scania? Der müsste doch auch schon stehen? Ich gucke kurz ins Firmensystem. Das verrät mir, dass sie gerade irgendwo auf einem Rastplatz vor München rumsteht. Ich rufe sie an um nachzufragen. „Hi Lilly. Bei dir alles in Ordnung? Laut Planung hättest du schon Feierabend?!“ „Bei mir ja. Ich war vorhin gerade aus Graz raus. Stau. Da hat sich wohl mal wieder einer überschätzt – jedenfalls hat der PKW nicht mehr so gut ausgeschaut. Ich mache jetzt noch paar Minuten Pause. Gegen Mitternacht bin ich dann aufm Hof. Da bei Maier-Flink rund um die Uhr jemand da ist werde ich den Trailer mit den Windradteilen vorher auch noch los…“
Als ich aufgelegt hab rollt der Sprinter auf den Hof. Kurz danach kommen Annyka und Sandra lachend in die Halle.
Ich gebe Sandra einen Kuss. Annyka schaut sich um „Wo ist Lilly? Die sollte doch auch schon da sein.“ „Noch unterwegs. Sie hat in Graz die Stau-Karte gezogen. Das nimmt ihr jetzt die Fahrerkarte übel.“ „OK. Ich mach mich dann vom Acker. Planung für kommende Woche steht im System. Mona hat berücksichtigt, dass Sandra erst noch zurückjetten muss.“
Annyka schwingt sich auf ihren Drahtesel. Sandra und ich gehen in den Gemeinschaftsraum und fläzen uns auf die Couch.
Gegen Mitternacht, Sandra ist mittlerweile an mich angekuschelt eingeschlafen, höre ich das Blubbern eines V8 und das Öffnen eines Hallentors – Lilly ist also auch wieder da. Sie kommt in den Gemeinschaftsraum. Da sie sieht das Sandra schläft winkt sie nur und flüstert „Bis Montag“.
Ich trage Sandra ins Schlafzimmer und lege mich dann auch zur Nachtruhe.
Die Woche war anstrengend…
Samstag
Am Samstag früh werde ich von Sandra geweckt. „Hey Schlafmütze. Ich hab den KAMAZ schon startklar gemacht. Lass uns nach Salzburg zu Jonny in den Steinbruch fahren und ein bisschen spielen.“ „Gute Idee. Wenn er nur rumsteht bringt er ja auch nix. Bei Jonny müsste auch gerade einer unserer Trailer stehen. Dann können wir gleich Werbefotos machen.“
Um 07:00 Uhr sind wir unterwegs. Gefrühstückt wird während der Fahrt. Gegen 11:00 Uhr erreichen wir den Steinbruch. Jonny hat nicht mit uns gerechnet, freut sich aber sichtlich. Neugierig schleicht er um den KAMAZ. „Derf i den a moal faahn?“ „Klar, warum nicht…“
So verbringen wir einen amüsanten Tag im Steinbruch. Zwischendrin noch kurzerhand den Grill angeworfen… Kurz vor 20:00 Uhr verabschieden wir uns um wieder nach München zu fahren. Dieses mal ist Sandra am Steuer. „Ein ganz anderes Fahrgefühl…“ Dem stimme ich zu – fuhren wir beide doch sonst sehr komfortabel ausgerüstete Scania.
In München angekommen wird der KAMAZ noch mit 320l Diesel befüllt. Für gut 500 gefahrene Kilometer und einige Betriebsstunden im Steinbruch akzeptabel – sitzt doch der große 600PS-Motor im 6×6.
Da wir inzwischen nach Mitternacht haben gehen wir direkt ins Schlafzimmer…
Sonntag
Wir nutzen den Sonntag zum ausschlafen. „Guten Morgen, Süße. Manchmal wünscht ich mir, wir würden jeden Morgen so aufwachen.“ „Ja, manchmal wünscht ich mir das auch. Aber ich würde den Ruf der Straße vermissen. Ich bewundere James, Annyka und Mona wie die das machen – den ganzen Tag telefonieren und mit Zahlen jonglieren. Und dabei sind sie untereinander noch so sauber abgestimmt, dass es einfach perfekt läuft.“ „Das stimmt. Komm, lass uns in die Stadt gemütlich frühstücken gehen.“
Gesagt getan. Um 16:00 Uhr sollte Sandras Flieger nach Stockholm gehen. Bis dahin vergeht die Zeit viel zu schnell. Zum Abschied eine lange Umarmung. Kurz darauf ist sie unterwegs in den Norden.
Ich fahre zurück in die Niederlassung und schaue im Firmensystem, was Annyka mir zugeteilt hatte. Es war erwartungsgemäß eine Langstrecke nach England. Dazu die Notiz, dass ich kommende Woche alle weiteren Touren von James bekomme.
Für Sandra stehen in der kommenden Woche ausschließlich Nahverkehrstouren in der Planung…
… Mein Telefon klingelt. Sandra. Oha… unbemerkt sind die Stunden im Büro verflogen. „Sötnos. Jag kom hem. Jag älskar dig. Ta hand om dig själv…“

Schönes Kapitel.
Da kommen einige Erinnerungen hoch, wenn man die alten Kapitel wieder liest.
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