8. Planungen, Meerblick und falsche Trailerwahl

Samstag, den 15. Februar 2020, Sacramento, CA:

Dadurch, dass mein Reset jetzt bis Montag andauern sollte, hatte ich ja fast zwei Tage Wochenende. Am Vormittag spielte ich dann bis zum Mittagessen mit Tim. Pam hatte ihm dann übrigens den Truck gekauft, der nicht im Cars Design war. Der andere war günstiger, wirkte solider und hatte weniger Kleinteile, die ein Kleinkind verschlucken könnte. Auf jeden Fall war der „Daddy Truck“ momentan sein Favorit unter seinen Spielsachen.

Nach dem Mittagessen legte ich mich dann noch mal ein wenig hin, da Pam für uns einen romantischen Abend geplant hatte. Am Spätnachmittag packten wir dann eine Tasche für Tim. Er sollte dann über Nacht bei „Granny“ Mary und „Grandpa“ Frank bleiben. Ich war selbst überrascht, dass sich Dad innerhalb eines dreiviertel Jahres zum liebevollen und stolzen Großvater entwickelt hatte.
Als wir wieder zu Hause waren, zogen wir uns um. Pam hatte sich tatsächlich vorgenommen, den gestrigen Valentinstag heute nachzuholen. Nachdem sie sich fertig gemacht hatte, sah sie umwerfend aus. Sie trug ein Kleid, dass elegant und sexy zugleich war. Außerdem betonte es ihre tolle Figur. Wenn ich nicht schon lange in sie verliebt gewesen wäre, hätte ich mich spätestens heute in sie verliebt. Ich war schon froh, dass mein Bruder Marc sie nicht sah. Entsprach Pam ja genau seinem früheren Beuteschema. Marc hatte mir mal erzählt, wie eifersüchtig Keela sein konnte und dass es seinerzeit bald einen großen Krach gegeben hätte, weil sie eifersüchtig auf Alice, die Freundin ihres Bruders gewesen war, mit der Marc zwar nichts hatte, außer dass die beiden mal einen Nachmittag in Saint Paul miteinander verbracht hatten. Beim Anblick von Pam wäre Keela sicherlich mal wieder eifersüchtig geworden. Ich machte in meinem Anzug aber sicher auch eine gute Figur.

Pam hatte für uns einen Tisch in Dawson’s Steakhouse reserviert. Dem Restaurant, was in dem Hotel war, in dem Marcs und Keelas Hochzeitsfeier stattfand. Das Essen, was wir auf der Feier hatten, schmeckte seinerzeit sehr gut und das Restaurant hatte einen sehr guten Ruf. Dort gab es dann ein stilvolles Candlelight Dinner, welches zwar nicht ganz billig war, was man sich aber ab und zu mal gönnen musste.
Für den weiteren Abend hatte sich Pam dann von Jessy beraten lassen. Meine kleine Schwester war auch eine kleine Partyqueen und wusste, wo man in Sacramento gut tanzen gehen konnte. Sie kannte mehrere gute Clubs und Cocktailbars in Downtown. Zum Glück konnte sie uns ja nicht begleiten, da sie ja Bereitschaft hatte. Keela und Marc waren auf Dannys Geburtstagsparty, die er ja, Dank Jessy, leider ohne seine Freundin Gina halten musste. So nervten uns wenigstens keine meiner Geschwister. Dafür hatten wir aber richtig Spaß und Pam war so gut drauf, wie schon lange nicht mehr. Das war dann wieder die bildschöne, temperametvolle Frau, in die ich mich vor ein paar Jahren verliebt hatte.
Kurz nach Zwei in der Nacht waren wir dann wieder zu Hause. Dort beendeten wir den schönen Abend im Schlafzimmer.

Sonntag, den 16. Februar 2020, Sacramento, CA:

An diesem Sonntag hatten wir dann erstmal ausgeschlafen. Dabei merkten wir dann, dass es gut war, dass wir beide keinen Alkohol tranken. Es gab schließlich auch genügend gute alkoholfreie Cocktails, mit denen wir den gestrigen Abend gestalten konnten. So waren wir nicht verkatert, sondern fit. Dabei nutzten wir es aus, dass Tim bei den Großeltern war. Wir gingen das erste Mal seit langer Zeit mal wieder gemeinsam laufen. Dafür, dass Pam das schon ewig nicht mehr gemacht hatte, war sie immer noch in sehr guter Form. Als ich ihr das sagte, meinte sie zu mir: „Wärst du auch, wenn du den ganzen Tag hinter einem fast dreijährigen Wirbelwind her wärst.“ „Tim hält dich so auf Trab?“ „Oh ja. Das kann er. Man merkt, dass doch einiges an mexikanischem Temperament in ihm steckt. Das dann auch noch gekoppelt mit dem nordkalifornischen Sturkopf seines Vaters.“ Wir mussten beide lachen. „Er kann seine Eltern eben nicht verleugnen.“

Zurück zu Hause gingen wir dann gemeinsam duschen. Danach gab es Frühstück. „Wann holen wir den Wirbelwind denn wieder ab?“ „Erst kurz vor dem Abendessen. Deine Eltern wollen mit ihm ins Climbaroo Indoor Play Center.“ „Ist er da schon alt genug für?“ „Deine Mom sagt ja. Die haben wohl auch einen Bereich für Kleinkinder.“ „Dann ist Tim heute Abend hoffentlich total kaputt.“ „Was machen wir denn dann nachher?“ „Was hältst du von Spazierengehen?“ „Klingt gut. Wo denn?“ „Am American River.“ „Klingt nach einer guten Idee.“
Wir machten uns einen schönen entspannten Nachmittag. Pam wirkte wie ausgewechselt. Gestern Abend kriegte ich sie kaum von der Tanzfläche runter und heute hatte sie auch sehr viel Energie. Wir genossen die Zweisamkeit und benahmen uns teilweise wie verliebte Teenager.

Am Abend holten wir dann unseren Sohn bei Mom und Dad ab. Wir kamen aber nicht weg, bevor wir nicht mit meinen Eltern zusammen zu Abend gegessen hatten. Beim Essen fragte mich Dad: „Hast du schon von diesem Virus in Asien und Europa gehört?“ „Meinst du dieses Corona?“ „Ich glaube so heißt das. War irgendeine Biersorte.“ „Muss da wohl heftig sein.“ „Der Präsident meint ja, dass wir da nichts von mitbekommen.“ „Und was meinst du?“ „Bentonville hat alle Gebietsleiter gebeten, für alle Fälle einen Kriesenplan zu erstellen. Ich glaube auch, dass wir uns besser darauf vorbereiten sollten. Dank der Globalisierung ist die ganze Welt vernetzt. Dann macht das auch keinen Bogen um die USA.“ „Was heißt das für uns?“ „Wir werden auf jeden Fall weiterarbeiten. Die Versorgung der Bevölkerung ist überaus wichtig. Wir sind sozusagen systemrelevant.“ „Das bedeutet, dass ich weiter fahren kann und Geld verdiene.“ „Worauf du einen lassen kannst.“ „Was wird sich denn laut dem Krisenplan ändern?“ „Falls der Worstcase eintritt und wir hier tatsächlich Ausgangssperren oder Kontaktverbote bekommen sollten, was ich nicht hoffe, dann läuft alles etwas anders.“ „Inwiefern?“ „Verwaltungsmitarbeiter im Home-Office, keine persönlichen Kontakte, Kommunikation nur noch telefonisch oder per ORBCOMM.“ „Verstehe. Hoffentlich werde ich dann nicht zur Reserve eingezogen.“ „Von den Marines?“ „Genau.“ „Da werde ich dann Einspruch einlegen. Wir brauchen dann jeden Fahrer.“ „Wie läuft das dann mit den Lieferpapieren?“ „Bei unseren Fahrern und den A-Unternehmern, wie Marc, läuft das dann quasi papierlos. Ihr nehmt den Trailer auf, bringt ihn zum Ziel und stellt ihn wieder ab. Wir bekommen ja die Entladeberichte von den Märkten.“ „Und wenn ich in eine Polizei- oder DOT-Kontrolle komme?“ „Es werden noch Proforma-Papiere an der hinteren Palette der Ladung angebracht, die ihr im Falle einer Kontrolle vorzeigen könnt. Die braucht der Empfänger ja auch, um festzustellen, ob alles da ist, was da sein soll.“ „Also spreche ich mit keinem mehr und bringe nur noch die Trailer von A nach B. „Sozusagen. Wenn du mit keinem Kontakt hast, kannst du dich auch bei keinem anstecken.“ „Macht Sinn. Wir haben aber oft bei den Daten im ORBCOMM keine Torzuweisung am Ziel. Was machen wir da?“ „Entweder erhältst du kurz vor dem Ziel noch eine Message über ORBCOMM oder du musst telefonieren.“ „Und bei Fremdfirmen wie FedEx?“ „Da arbeiten wir noch dran. Auch bei den Ladungen, die über Sam’s Club an den Wettbewerb gehen.“ „Unser Präsident ist zwar ein Idiot, aber in diesem Fall hoffe ich, dass er recht behält und wir verschont bleiben.“ „Ich kenne ein paar Leute aus dem Stab von Gouverneur Gavin Newsom. Da wird gemunkelt, dass er dann rigoros alles durchsetzen will, was er für nötig hält.“ „Das traue ich ihm zu. Er ist ja praktisch das Gegenteil von Präsident Trump.“ „Warten wir mal ab, was denn kommt. Der Kriesenplan lag ja schon in Bentonville in der Schublade. Vermutlich seit den Terroranschlägen von 2001. Da wurde unter Anderem auch sowas geplant, falls wir mit Biowaffen angegriffen werden.“
Nach dem Abendessen fuhren wir dann nach Hause. Dort brachte ich Tim ins Bett und las ihm noch eine Geschichte vor. Er schlief dabei aber nach fünf Minuten ein. Offensichtlich hatte er in dem Indoor Spielplatz doch reichlich getobt. Pam und ich gingen dann auch zeitig schlafen. Um fünf Uhr sollte ich ja wieder im Truck sein.

Montag, den 17. Februar 2020, 3:30 am, PST, Sacramento, CA:

Um halb vier holte mich mein Wecker wieder aus meinen Träumen. Ich machte ihn schnell aus und stand auf. Pam schlief ruhig und schien keine Alpträume zu haben. Ich ging ins Bad zur Toilette und Zahnpflege. Anschließend zog ich mir mal wieder meine Sportsachen an. In der Küche machte ich mir noch eine Kanne Kaffee und ein paar Sandwiches zum Mitnehmen. Danach verband ich wieder meine Laufrunde mit dem Weg zur Arbeit.
Im Zentrallager ging ich noch schnell unter die Dusche. Danach ging ich zum Truck. Ins Büro brauchte ich montags um diese Zeit noch nicht zu gehen. Jessy hatte noch ihre Wochenendbereitschaft zu Hause und Danny brauchte erst kurz vor Sechs hier sein um die Frühschicht zu übernehmen. Pünktlich um fünf Uhr stellte ich im Truck E-Log und ORBCOMM auf PTI und erledigte diese dann entsprechend. Um viertel nach Fünf war die Abfahrtskontrolle erledigt und der erste Auftrag für diese Woche stand im System:

PICKUP: EST-CASAC
GATE: 05
TRAILER: RE141572
FREIGHT: TABLEWARE
WEIGHT: 32,394 LB
DROP: FEX-CALAX
PRIORITY: IMPORTANT

WAT-CASAC-JMU

Es sollte also mal wieder nach Los Angeles gehen. So hatte es auch letzte Woche begonnen. Ich startete den Motor und fuhr Bobtail zum Außenlager. Dort holte ich mir im Container die Frachtpapiere und sattelte den Trailer an Tor 5 auf. Nach der PTI des Aufliegers machte ich mich um Viertel vor Sechs auf den Weg nach Süden.
Es ging zur I-5 S, auf der ich dann wohl heute den größten Teil meiner Schicht verbringen würde. Langsam wurde Kalifornien dann auch wach und der Verkehr nahm zu. Ein typischer Montagmorgen halt.
Bei mal dichterem und mal etwas entspannterem Verkehr lief der Morgen dann dahin. Die Strecke über die Interstate 5 war inzwischen auch schon Routine. Da ich mich auch an Routinen gut gewöhnen konnte, fuhr ich dann bis nach Buttonwillow, wo ich, wie meistens auf dieser Route, meine Mittagspause absolvierte. Mit Mittagessen und anschließender Verdauungsrunde stand ich dann insgesamt eine Stunde hier, bevor ich mich wieder auf den Weg machte.
Anschließend ging es dann wieder zurück auf die I-5 S. Eine knappe Stunde später folgte mal wieder der Tejon Pass. Heute lief es aber endlich mal gut. So kam ich noch nicht einmal unter 40 mph bei dem Anstieg. Ich war gewichtsmäßig aber auch noch ein Stück von den 80.000 Pfund entfernt, die ich insgesamt haben durfte. Weitere eineinhalb Stunden später erreichte ich Santa Clarita und kam somit langsam in den Großraum Los Angeles. Das merkte man dann auch am Verkehr. Dieser wurde recht dicht und kam teilweise zum Stillstand.

Vor allem dort, wo ich auf die I-405 in Richtung Santa Monica abbiegen wollte. Hier musste ich dann auf der I-5 S bleiben, da der Abzweig gesperrt war. An der Ausfahrt 124 konnte ich dann auf die I-605 S wechseln, die in Richtung Los Alamitos führte. Schließlich ging es dann auf die CA-22 in Richtung Long Beach, wo sich auch die FedEx Niederlassung befand. Als ich auf das Gelände des Logistikers fuhr war auch der nächste Auftrag im System:

PICKUP: BBY-CALAX
TRAILER: DVN9725
FREIGHT: COMPUTER COMPONENTS
WEIGHT: 22,271 LB
DROP: EST-CASRU
PRIORITY: STANDARD
REMARKS: ADDRESS: 10799 WASHINGTON BLVD., CULVER CITY, CA 90232

WAT-CASAC-KMU

Culver City war eine eigenständige Gemeinde im Los Angeles County. Genau wie Elk Grove im System zu Sacramento wurde, wurde diese Stadt zu einem Teil von LA. So weit war es also nicht. Zuerst musste ich aber meinen Trailer loswerden, den ich noch am Haken hatte.
Ich meldete mich an und bekam mein Tor zugewiesen. Dort sattelte ich dann den Trailer ab. Um halb Fünf war ich dann wieder auf dem Weg.
Nun ging es durch volle innerstädtische Highways. Über die CA-1 Ging es jetzt weiter. Es ging am Hafen von Long Beach und später am LA International Airport vorbei. Kurz vor meinem Ziel hatte ich dann linkerhand Venice und etwas später die Santa Monica Pier.

Nun ging es wieder etwas vom Strand weg nach Norden. Dann erreichte ich das Best Buy Lager. Dort bekam ich dann, wie ich am Kürzel DVN vor der Trailer Nummer bereits gesehen hatte, einen neutralen Dry Van. Wir hatten extra neutrale Trailer im Fuhrpark, damit Großhandelskunden, die eigentlich Wettbewerber waren, keine Trailer mit unserer Werbung auf dem Hof hatten. Unsere Zugmaschinen waren ja immer nur kurz bei den Kunden. Die Trailer standen ja mitunter etwas länger beim Kunden.
Ich meldete mich an und forderte meine Ladung ab. Nach dem Papierkrieg konnte ich den Trailer aufnehmen und die PTI machen. Anschließend konnte ich wieder fahren.
Nun ging es darum, einen Parkplatz zu finden. Meine Arbeitszeit war schon wieder hart an der Grenze und ich hatte maximal noch eine Stunde Fahrzeit. Im Bereich Los Angeles war es auch immer schwierig, einen Parkplatz für den Truck zu finden. Auf der I-405 oder I-10 brauchte ich jetzt am Spätnachmittag gar nicht mehr gucken. Da sollte alles voll sein. Ich fuhr also zur CA-1, über die ich dann durch Santa Monica kam. Dort fand ich dann tatsächlich ein Motel mit Truckparkplätzen. Mit einem Dry Van, hatte ich dann gegenüber einem Reefer auch kein Problem damit, dass ich hier parken durfte. Die Parkgebühr, die man hier nahm wurde mir auch mit einem einmaligen Blick versüßt. Außerdem gab es hier in der Nähe am Strand sogar öffentliche Duschen. So nutzte ich den Ocean Front Walk noch für eine wunderschöne Laufrunde mit Blick auf den Pazifik. Nach der Dusche machte ich es mir dann im Truck gemütlich. Mein Abendessen machte ich mir aus meinen Vorräten. Ich schickte Pam dann auch noch ein Foto von meiner Aussicht aus dem Truck. Die Bildunterschrift lautete: „Room with a view.“

Als Antwort bekam ich dann: „Ich platze gleich vor Neid. Wo ist das?“ „Santa Monica Beach.“ Schrieb ich zurück. „Also arbeiten, wo andere Leute Urlaub machen.“ „Genau.“ „Dann genieße deinen Feierabend, Darling.“ „Danke, Sweetheart. Ich liebe dich.“ „Ich dich auch.“
Nachdem die Sonne dann untergegangen war, legte ich mich schlafen.

Dienstag, den 18. Februar 2020, 3:30 am, PST, Santa Monica, CA:

Als mich mein Wecker wieder aus dem Bett holte, war von der schönen Stimmung des Abends nicht mehr viel geblieben. Nachts sind alle Katzen grau, oder wie das hieß. Als ich dann meine Blase entleerte, hörte ich die Brandung vom Pazifik her. Sehen konnte man nicht viel. Die Wäsche und die Zahnpflege erfolgten mit Wasser aus dem Kanister und die morgendliche Laufrunde sparte ich mir für meinen Feierabend auf. Um vier Uhr begann ich mit der PTI und eine Viertelstunde später machte ich mich auf den Weg nach Santa Cruz.

Zuerst ging es dazu auf die CA-1 N. Über diesen Highway ging es am Wasser entlang. Leider wurde es im Februar erst ein paar Stunden später hell. Sonst hätte ich noch einen schönen Blick gehabt. Ich wechselte dann auf die CA-27 N, um durch den Topanga Canyon nach Woodland Hills zu kommen. Dort ging es dann auf die US-101 N.
An Thousand Oaks und Oxnard vorbei ging es dann nach Ventura. Dort blieb ich weiter auf der 101. Bis hinter Santa Barbara ging es nun wieder an der Küste entlang. Danach ging es in Richtung Santa Maria von der Küste weg. Im Gegensatz zur I-5, die mal abgesehen vom Tejon Pass, vergleichsweise flach war, ging es auf der 101 stetig auf und ab. Ab und zu musste ich dann mal einen Gang zurück in den Neunten, das reichte aber auch. Da ich aber auch in der Stadt bei 30 mph bereits in Acht oder Neun fuhr, war das kein Wunder. Das 10 Gang Fuller Getriebe war was für Schaltfaule, wenn man erstmal auf Geschwindigkeit war.
Bei Pismo Beach ging es dann noch mal kurz am Pazifik vorbei, danach sollte ich den Ozean erst wieder bei Santa Cruz zu Gesicht bekommen. Die nächste größere Stadt, Salinas, war dann auch die Letzte, bevor ich die 101 verließ und dann über die CA-1 nach Santa Cruz fuhr. Dort bog ich von der CA-1 in die Swift Street und hatte dann fast das Außenlager erreicht.

Der Blick auf die Uhr erschreckte mich. Ich war schon wieder sage und schreibe acht Stunden unterwegs. Es war viertel nach Zwölf am Mittag. Ich meldete mich an und konnte dann den Trailer an Tor 10 absatteln. Danach machte ich zuerst meine Pause. Und damit gerade noch rechtzeitig.
Die Zugmaschine ließ ich auf dem Gelände des Außenlagers stehen. Anschließend ging ich zum Café Iveta, was nur ein paar Minuten entfernt lag. Dort holte ich mir zum Mittagessen ein Chicken Pesto, was mir sehr gut schmeckte. Meinen anschließenden Verdauungsspaziergang machte ich zum Natural Bridges State Beach Vista Point. Dort genoss ich dann noch mal einen schönen Blick über den Ozean. Das war wirklich sehr entspannend.
Gegen halb Zwei war ich dann wieder zurück am Truck. Dort schaute ich im ORBCOMM nach, wie es weitergehen sollte.

PICKUP: EST-CASRU
GATE: 99
TRAILER: DV99489
FREIGHT: HOUSEHOLD APPLIANCES
WEIGHT: 24,625 LB
DROP: BBY-CATVL
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-DSN

Das Zielkürzel hatte ich schon mal gesehen. Ich überlegte, wo ich schon für Walmart war, dann fiel es mir wieder ein. Das war der Best Buy in South Lake Tahoe. Das Nächste, was ich nicht verstand, war die Angabe des Tores, an dem mein Trailer stehen sollte. Also stieg ich erstmal wieder aus und ging zum Bürocontainer. „Hey.“ Begrüßte ich den Kollegen, den ich ja vor meiner Pause schon richtig begrüßt hatte. „Steve. Weißt du jetzt, was du bekommst?“ „Jap. Best Buy, South Lake Tahoe.“ „Okay. Die Papiere habe ich hier. Wir hatten leider keinen neutralen Trailer mehr. Mussten wir in einen Dry Van mit Werbung verladen.“ „Von mir aus. An welchem Tor steht der Trailer. Das ORBCOMM zeigt mir Tor 99 an. So viele Tore habt ihr hier doch gar nicht.“ „Kann das System nicht anders. Der Trailer ist gestern schon geladen worden. Weil wir dann Platz an der Rampe brauchten, haben wir ihn abgezogen. Der steht da hinten auf dem Platz. Tor 99 steht immer für den Hof.“  „Okay.“
Nach der Autogrammstunde ging ich mit den Papieren wieder zurück zu meiner Maschine. Anschließend sattelte ich den Trailer auf und erledigte die PTI. Danach fuhr ich los.

Ich hatte noch maximal drei Stunden Fahrzeit. Damit kam ich auf keinem Fall bis nach Sacramento. Während ich also durch den Verkehr von Santa Cruz fuhr, telefonierte ich dann mit Pam. „Hallo Darling.“ „Hey, Sweetheart. Wie geht es euch.“ „Gut. Tim macht in seinem Zimmer irgendwelchen Quatsch mit seinen Bauklötzen und ich habe das Haus auf Vordermann gebracht. Was möchtest du denn nachher zu essen?“ „Sorry, Sweetheart. Ich komme heute nicht.“ „Wie? Zwei Tage nacheinander nicht nach Hause?“ „Ich weiß. Das hatten wir bisher noch nicht. Das kommt aber bestimmt noch öfter vor. Hauptsache, ich mache meinen Reset zu Hause.“ „Na gut. Dann mache ich Tim und mir jetzt was ganz Schönes und schicke dir nachher ein Foto. So wie du das gestern vom Strand gemacht hast.“ „Ich merke schon. Dir geht es langsam wieder besser. Deine kleinen Frechheiten habe ich vermisst.“ „Ich bin doch nicht frech.“ „Nein?“ „Ich bin nur ehrlich.“ „Na gut. Gibt es sonst was Neues?“ „Eigentlich nicht.“ „Okay. Dann telefonieren wir nachher nochmal. Ich möchte noch ein paar Meilen fahren.“ Wir verabschiedeten uns und beendeten das Telefonat.
Inzwischen war ich aus Santa Cruz hinaus. Nun musste ich mich entscheiden. Fuhr ich nur noch bis zum Gilroy Farms Diesel Truck Stop oder versuchte ich noch bis nach Santa Nella zu einem der dortigen Truckstops von TA oder Love’s zu fahren. Das wäre aber bestimmt noch eine zusätzliche Stunde Fahrt, wenn nicht sogar mehr. Ich entschloss mich dann schließlich, bereits in Gilroy stehen zu bleiben. Die Stunden gingen mir ja nicht verloren. Überziehen war aber ein absolutes No go. So machte ich dann heute bereits um viertel nach Drei Feierabend.
Nun konnte ich auch am Gilroy Sports Park noch meine Laufrunde erledigen. Anschließend ging ich duschen. Als Abendessen gönnte ich mir noch einen Mediterranean Chicken Wrap aus dem Togo‘s. Anschließend telefonierte ich noch mit Pam, die mir auch mal kurz Tim an den Hörer holte. Danach ging ich zeitig schlafen.

Mittwoch, den 19. Februar 2020, 12:30 am, PST, Gilroy, CA:

Eine halbe Stunde nach Mitternacht durfte ich schon wieder aufstehen. Die Ware sollte am Morgen bei Best Buy in South Lake Tahoe sein. Ich ging in den Truckstop, um die Toilette und eine Waschgelegenheit zu benutzen. Dann nahm ich mir noch einen Kaffee mit zum Truck. Um viertel nach Eins begann ich mit der PTI und um halb Zwei fuhr ich los.
Ich fuhr zur CA-152 E, über die ich dann meinen heutigen Weg begann. Nach knapp 40 Meilen erreichte ich eine Stunde später die Interstate 5, auf die es in Richtung Norden ging. Etwa eineinhalb Stunden später erreichte ich Stockton, wo ich dann erst auf die CA-4 E und drei Meilen später auf die CA-99 N fuhr.
Dort ging dann auch meine Tankleuchte an. Die Reichweite, die der Bordcomputer anzeigte, gefiel mir. Ich nahm mir vor, wenn ich schon nach South Lake Tahoe musste, dann eben nach Nevada rüber zu fahren und dort günstiger zu tanken.
Eine Stunde später passierte ich Sacramento. Es war leider noch zu früh am Tag, als dass ich hier eine Pause mit Pam und Tim machen konnte. Beide lagen sicher noch im Bett und schliefen. So blieb ich auf der CA-99 und fuhr nicht ab. Ich wechselte dann nur auf die US-50 E, die ja dann zu meinem Ziel führte. Während der Fahrt über diesen Highway wurde es dann wieder immer kälter, je höher ich kam. Bis Placerville ging es noch, danach ging es ja auch richtig in die Berge. Am Echo Summit war es dann auch immer noch so weiß, wie beim letzten Mal, als ich mit Ben und dem Mack hier oben war.
Um viertel nach Sieben erreichte ich die Best Buy Niederlassung in South Lake Tahoe. Dort meldete ich mich dann am Wareneingang. „Guten Morgen zusammen.“ „Guten Morgen.“ Der Lagermeister musterte mich kurz, erkannte dann aber an meiner Uniform, von wem ich kam. „Ach, von Sam’s Club bist du.“ „Eigentlich Walmart, aber von mir aus auch das.“ „Wie auch immer. Deinen Trailer kannst du hier vor das erste Tor setzen.“ „Okay. Leider habe ich einen mit unserer Werbung. War kein neutraler Trailer verfügbar.“ „Wann wird der wieder abgeholt?“ „Ich denke mal, dass der hier nicht lange steht.“ „Okay, passt schon.“ „Gut.“ Ich ging zurück zu meiner Maschine und rangierte den Trailer vor das Tor. Dabei hatte ich das linke Fenster offen und die kalte Luft strömte ins Fahrerhaus. Ganz schön frisch hier. Dachte ich. Als der Lastzug dann richtig stand, schaute ich erstmal nach meinem Anschluss:

PICKUP: CATVL
MARKET: NMA5864
TRAILER: RE246940
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 40,154 LB
DROP: ZFP-ORLKV
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-DSN

Der Neighborhood Market stellte sich als der heraus, der keine Meile von hier entfernt war. Man konnte ihn von hier aus schon sehen. Mit dem Zielkürzel konnte ich weder beim Kunden, noch beim Ort was anfangen. Letzterer entpuppte sich als Lakeview, Oregon. Der Empfänger war dann die Firma Zena Forest Products, ein Unternehmen, was mir selbst eher als Hersteller von qualitativ hochwertigen Bodenbelägen, also Parkett oder Laminat, sowie guter Arbeitsplatten für den Küchenbereich, bekannt war. Was so eine Firma mit alten Paletten wollte, war mir schleierhaft. Aber wie hatte Ben gesagt, du bist dafür da, die Waren von A nach B zu fahren. Nicht dafür, dir darüber Gedanken zu machen, wofür sie es benötigen.
Ich sattelte den Trailer ab und bekam dann meine Papiere. „Der Trailer sollte wirklich nicht lange hier stehen.“ Sagte ich nochmal. „Ich bekomme jetzt einen Trailer mit Leergut drüben am Neighborhood Market. Das heißt, dass der Kollege, der dort Ware hinbringt, mit Sicherheit hinterher diesen Trailer abholt.“ „Alles klar.“ Wir verabschiedeten uns und ich fuhr zum Neighborhood Market rüber.
Dort ließ ich mir vom Security Mann die Papiere für die Paletten geben und sattelte den 53 Fuß Reefer dann auf.

Ein Blick auf den Trailer verriet mir dann, dass dieser von vorn bis hinten randvoll mit leeren Paletten war. Da kam das mit den 40.000 Pfund schon hin. Ich erledigte die PTI und schob die Achsen an die richtige Stelle. Danach machte ich mich dann auf den Weg nach Oregon.
Es ging dann zurück auf die US-50 in Richtung Carson City. Kurz darauf überquerte ich die Grenze nach Nevada. Damit war ich dann auch in dem kleinen Ort Stateline. Hier fuhr ich dann erstmal zur Chevron Tankstelle auf der Kingsbury Grade Road. Dort hatte ich ja ohnehin vor, meine Tanks zu füllen. Dabei blieb es. Oregon war zwar in der Regel beim Dieselpreis günstiger, als Nevada, so weit würde mein verbliebener Diesel aber keinesfalls reichen. Da ich die Gegebenheiten auf der Route nicht kannte, tankte ich hier dann auch erstmal voll. Es war ja immer noch günstiger, als in Kalifornien.

Mit gefüllten Tanks fuhr ich anschließend weiter. Beim Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es Zeit wurde, meine Pause zu machen. Die Tankstelle bot aber keinen Platz für eine Pause mit einem ausgewachsenen Lastzug. Ich fuhr also wieder auf die US-50 in Richtung Carson City zurück.
Solange es am Lake Tahoe entlangging, hatte ich dann auch keine Möglichkeit stehen zu bleiben. Als der Highway dann aber durch das Tal des Glenbrook Creek führte, hatte ich eine bessere Pannenbucht auf der rechten Seite. Das musste dann heute für die kurze Pause reichen. Zu dem großen Becher Kaffee, den ich mir an der Tanke in Stateline geholt hatte, machte ich mir nun ein paar Sandwiches aus meinen Vorräten. Dann aß ich erstmal in Ruhe mein „Mittagessen“
Da sich hier keine Möglichkeit bot, eine Laufrunde zu absolvieren, musste ich diese noch verschieben. Stattdessen telefonierte ich mit Pam. „Hallo Darling. Wo treibst du dich rum?“ „In Nevada.“ „Wieso in Nevada?“ „Ich habe vom Lake Tahoe aus, den Auftrag bekommen, eine Ladung alte Paletten nach Lakeview, in den Osten von Oregon zu fahren.“ „Nevada? Oregon? Ich verstehe nicht.“ „Für dich wird das wohl heißen, dass ich sowohl heute und sicher auch morgen nicht nach Hause kommen werde.“ „Aha.“ Sagte sie wenig begeistert. „Es fängt jetzt wohl langsam so an, dass ich unter der Woche eher nicht nach Hause komme.“ „Verstehe.“ „Das es so kommen wird, war uns ja klar.“ „Schon. Ich habe nur nicht so plötzlich damit gerechnet. Letzte Woche warst du noch dreimal unter der Woche zu Hause und jetzt auf einmal gar nicht.“ „Es ist ja schon Mittwoch. Das Wochenende ist ja nicht mehr so weit weg.“ „Okay.“ „Was gibt es bei dir neues?“ „Ich war heute früh bei Doctor Douglas.“ „Und?“ „Er will dann wohl nächste oder übernächste Woche versuchen, eine Rückführung zu machen.“ „Hast du Angst?“ „Frag nicht wie. Ich hoffe, ich verkrafte das.“ „Ich auch. Am letzten Wochenende warst du so gut drauf, wie früher. Ich hoffe, das verschlechtert sich dadurch nicht wieder.“ „Das kann wohl erst passieren. Langfristig wird es dann aber besser.“ „Hoffentlich weiß er was er tut.“
Pam berichtete noch ein wenig von Tim, der sich gerade bei meiner Mom befand, weil Pam ja den Termin bei ihrem Therapeuten hatte. Dann sagte sie mir noch wiederholt, wie sehr sie mich vermisste. So dauerte das Telefonat gute 40 Minuten. Es war dann elf Uhr, als ich mich wieder auf den Weg machte.

Der US-50 folgte ich dann noch, bis ich Carson City erreicht hatte. Es ging dort noch kurz auf die US-395 N und dann auf die I-580 N in Richtung Reno. An einer Ausfahrt nördlich vom Washoe Lake mussten wir dann von der Interstate runter. Als ich sah warum, wurde mir erstmal ganz anders.

War es doch ein „Kollege“, dessen Trailer sich in der Mitte verabschiedet hatte. Ich nahm mein Handy und wählte die Nummer der Dispatch. „Hallo Steve.“ Meldete sich Danny. Offensichtlich hatte man meine Nummer inzwischen eingespeichert, so dass man sich nicht immer so förmlich melden musste. „Hallo Danny. Ich bin hier gerade auf der I-580 in Nevada…“ „…und da hast du den Truck von Dex gesehen, dessen Trailer gebrochen ist.“ „Genau.“ „Das wissen wir schon.“ „Okay. Was ist denn da passiert?“ „Immer diese Subunternehmer. Der hatte den Auftrag, den leeren Trailer in Carson City aufzunehmen und in Winnemucca abzustellen. Da er aber den Hals nicht vollkriegen kann, hat er sich noch eine Ladung besorgt, für die der Trailer nicht wirklich geeignet war.“ „Was?“ „Er hat auf den Trailer eine Maschine geladen. Weiß der Geier, wie die die an der Ladestelle da reinbekommen haben. Ist ja kein Sliding Tarp.“ „Und dann?“ „Die Maschine hat ein Gewicht von über 40.000 Pfund auf einer Länge von fünf Fuß. Für so eine Punktbelastung sind unsere Dry Vans nicht ausgelegt. Brauchen wir ja auch nicht. Wir brauchen eben eher Leichtbau. Durch die Vibrationen beim Fahren hat das Material des Trailers gearbeitet und schließlich nachgegeben. Das Ergebnis hast du gerade gesehen.“ „Ach du sch…“ „Du sagst es. Zum Glück ist dabei keinem was passiert. Ob das so bleibt, wenn Dex deinen Vater oder Charlie trifft, weiß ich allerdings nicht.“ „Okay.“ „Wenn der einen von unseren Sliding Tarp Trailern gehabt hätte, wäre nichts passiert. Die sind ja für solche Ladungen gebaut.“ „Gut. Ich wollte auch nur Bescheid sagen.“ „Wo ich dich gerade dran habe. Wie weit kommst du noch?“ „Ich dachte, dass ich bei Reno Feierabend mache.“ „Das hatte ich auch vermutet. Okay. Dann gleich schönen Feierabend.“ „Danke, dir auch.“ Wir legten auf.
Ich fuhr dann noch bis Reno. Dort machte ich am Petro Stopping Center in Sparks Feierabend.

Es war zwar erst viertel nach Eins, ich hatte aber auch früh angefangen. Heute begann ich mit dem Essen. Ich ging ins Iron Skillet Restaurant und bestellte mir ein Chicken Fried Steak. Es schmeckte ausgezeichnet. Danach ging ich wieder zum Truck und zog mir die Sportsachen an. Das Steak hatte doch einige Kalorien, die ich wieder abtrainieren wollte.
Da es trocken war, lief ich meine Runde am Truckee River, der in unmittelbarer Nähe war. Es gab dort einen Radweg, den Tahoe – Pyramid – Bikeway. So viele Radfahrer waren dort mitten in der Woche nicht unterwegs, also benutzte ich diesen als Laufstrecke. Als ich wieder zurück war, ging ich dann unter die Dusche. Danach kaufte ich mir im Truckstop die Kaffeemaschine für den Truck, die ich mir holen wollte. Außerdem natürlich noch Kaffee und Kaffeefilter. Anschließend machte ich es mir in meinem Sleeper gemütlich.

Mittwoch, den 19. Februar 2020, 11:30 pm, PST, Sparks (Reno), NV:

Ich wollte zu Arbeitsbeginn um sechs Uhr in Lakeview sein. Daher stand ich dann am Abend, eine halbe Stunde vor Mitternacht wieder auf. Wenn ich nur 10 Stunden hätte pausieren wollen, würde ich jetzt schon losfahren. So kam ich aber immer noch pünktlich und hab noch einen Puffer eingebaut, falls nicht alles nach Plan läuft. Ich stand auf und ging nochmal in den Truckstop, um Toilette und Waschraum zu benutzen. Gegen Mitternacht war ich wieder im Truck und setzte zuerst einen Kaffee mit meiner neuen Maschine auf. Am Nachmittag hatte ich bereits ein, zwei Kannen Wasser durchlaufen lassen, um alles durchzuspülen. Während nun der Kaffee durchlief, erledigte ich meine PTI. Anschließend füllte ich den frischen Kaffee in meine Thermoskanne und meinen Becher. Danach fuhr ich dann los.

Es ging erst auf die I-580 N zurück, die dann nördlich der Interstate 80 zur US-395 N wurde. Eine knappe Stunde nach der Abfahrt verließ ich dann Nevada und war vorübergehend wieder in Kalifornien. Bei Susanville ging es dann rechts ab, die Nummer des Highways blieb aber. So sollte es den Rest des Tages auch bleiben, was ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste.
In Alturas ging es dann rechts ab. Wieder blieb ich dabei auf der US-395. Es ging schon auf den Morgen zu, als ich in dem kleinen Ort New Pine Creek die Staatsgrenze zu Oregon überquerte, die sich mitten in dem Dorf befand. Die südliche Hälfte gehörte zu Kalifornien, die nördliche Hälfte gehörte zu Lakeview, Oregon, meinem Zielort. Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis ich dann wirklich in Lakeview ankam.
Dort musste ich die kleine Stadt, die trotz der gerade mal knapp 2.500 Einwohner sogar Sitz des Countys war, in nördlicher Richtung durchqueren. Am Ortsausgang ging es links ab und ich war an meinem Ziel. Zena Forest Products hatte das örtliche Sägewerk gekauft und übernommen. Außerdem wurde der Betrieb noch um eine Spanplattenfertigung erweitert, die zum Beispiel die zahlreichen Möbelhersteller in Oregon belieferte. Die Produkte, für die ich das Unternehmen kannte, wurden offensichtlich an anderen Standorten produziert. Es war jetzt viertel vor Fünf. Um sechs Uhr sollte die Frühschicht anfangen und mit dieser auch der Wareneingang. So hatte ich jetzt etwas über eine Stunde Pause.

Im ersten Teil der Pause frühstückte ich und um zweiten Teil zog ich meine Sportsachen an und erledigte meine Laufrunde, bei der ich das große Gelände des Sägewerks und des Spanplattenwerks umrundete. Anschließend wusch ich mich mit Wasser aus dem Kanister und zog meine Fahreruniform wieder an. Um sechs Uhr fuhr ich dann auf das Gelände und meldete mich im Wareneingang an.

Der Mann am Schreibtisch stutzte erstmal, als er mich sah. Walmart Fahrer in der entsprechenden Fahreruniform waren hier eher selten. „Guten Morgen, was kann ich für dich tun?“ fragte er. „Guten Morgen. Walmart Sacramento. Ich soll hier einen Trailer mit leeren Paletten abstellen.“ „Hast du eine Bestellnummer von uns?“ fragte er. Ich gab ihm die Papiere. Er warf einen Blick drauf und tippte dann irgendwas in seinen Computer. Dann stöhnte er auf. „Irgendwas nicht in Ordnung?“ fragte ich. „Kannst du nichts für.“ Sagte er. „Ich habe denen im Einkauf schon hundertmal gesagt, die sollen nicht immer diesen Müll kaufen.“ „Was für einen Müll?“ „Alte Paletten. Vermutlich noch überwiegend defekt und gammelig.“ „Was wollt ihr denn damit?“ „Zerkleinern. Zu einem gewissen Prozentsatz kannst du auch solchen Müll in die Spanplattenproduktion einfließen lassen.“ „Wo ist dann das Problem?“ „Fremdkörper in den Paletten. Zum Beispiel die Nägel, mit denen die zusammengezimmert werden. Manche haben auch noch Metallplaketten. Mit ein wenig Pech machen die Metallteile die Maschinen kaputt und wir haben keine Leute, die die Paletten vorher zerlegen und alle Fremdkörper rausnehmen können.“ Was nehmt ihr denn sonst für ein Material?“ „Normal alles, was hier im Sägewerk übrigbleibt. Sägespäne, Äste, Ausschuss und so weiter. Auch sonstige Holzabfälle. Aber eben möglichst nur Holz und kein Metall.“ „Verstehe. Warum kauft ihr sowas dann an?“ „Weil es billig ist. Glaub man nicht, dass dein Boss da viel für bekommt. Trotzdem ist der sicher froh, die Paletten los zu sein und noch ein paar Dollar zu bekommen.“ Ich nickte. Er unterschrieb die Papiere und ging mit mir raus, um mir zu zeigen, wo ich den Trailer abstellen konnte.
Als er meinen Trailer sah, fluchte er ein weiteres Mal. „Diese Idioten. Haben die wieder nicht in die Bestellung geschrieben, dass die Anlieferung mit einem Flatbed oder maximal mit einer Plane gemacht werden soll.“ „Tja. Ist ein Reefer.“ „Das sehe ich. Da brauche ich wieder einen zweiten Mann beim Abladen, der die Paletten auf dem Trailer nach hinten räumt. Ich könnte kotzen.“ „Wissen die das bei uns denn nicht?“ „Wahrscheinlich schon. Aber ich kenne das bei den Lebensmittelbuden. Da steht der Trailer an der Rampe und die laden das Ding fleißig voll. Die können ja mit ihren kleinen Staplern auch von der Rampe auf die Trailer fahren.“ „Wir haben doch extra Trailer mit Planen für sowas.“ „Ist mir bekannt. Hilft ja alles nichts. Jetzt bist du hier und der Reefer auch. Stell den Trailer da vorne ab. Um den Rest kümmern wir uns.“ „Okay.“ Er gab mir meine Papiere und ich stellte den Trailer dahin, wo er hinsollte. Dann schaute ich ins ORBCOMM, wie es weitergehen sollte:

PICKUP: FEX-ORLKV
TRAILER: DV350158
FREIGHT: FIREWORKS
WEIGHT: 26,883 LB
DROP: ORPDT
MARKET: SUC2492
PRIORITY: URGENT
REMARKS: ATTENTION, DANGEROUS GOODS! ADR CLASS 1.4 !!!

WAT-CASAC-DSN

Die FedEx Niederlassung in Lakeview hatte ich vorhin bei meiner Laufrunde gesehen. Da brauchte ich zumindest nicht mehr suchen. Was mich etwas beunruhigte, war, dass es noch weiter von zu Hause wegging. Pendleton, Oregon war an der I-84 im Nordosten von Oregon. Also entgegengesetzt zu der Richtung nach Hause. Pam dürfte nicht allzu begeistert sein. Bei Gefahrgut und Dringender Priorität bräuchte ich aber gar nicht versuchen, mit Danny zu diskutieren. Selbst, wenn er was anderes für mich hätte, musste der dringende Auftrag vorrangig behandelt werden. Also ab zu FedEx.
Nach wenigen Minuten war ich an der Niederlassung und meldete mich im Büro an. Meine Vermutung, dass es sich nicht ausschließlich um Feuerwerkskörper handelte, war richtig. Es war eine gesammelte Nonfood Ladung, die man hier zusammengestellt hatte. Der Trailer war einer von unseren aus Oregon, der vermutlich mit einer kompletten Ladung Feuerwerk hierhin gegangen war. Dann hatte man einen Rest der Ladung draufgelassen und mit weiteren Artikeln aufgefüllt.
Außerdem erfuhr ich, warum die Ladung einen dringenden Status hatte. Der Fahrer, der damit heute in Pendleton hätte anliefern sollte, war an einer Grippe erkrankt, was ja im Februar nicht unüblich war. Leider hatte man keinen Ersatz gefunden. Also mussten wir für FedEx die Karre aus dem Dreck ziehen. Entsprechend freundlich war man heute auch bei FedEx zu mir.

Um halb Sieben war ich dann auch mit der Ladung auf dem Weg nach Norden. Es ging zurück auf die US-395 N in Richtung Burns. Nach zweieinhalb Stunden erreichte ich dann Riley, wo die US-20 aus Westen kam. Über eine gemeinsame Trasse ging es dann weiter in Richtung Norden. Eine halbe Stunde später ging es dann durch Burns. Hier musste ich dann links abbiegen, um der 395 weiter zu folgen.

Drei Meilen weiter trennten sich die US-20 und die US-395 wieder voneinander. Dort folgte ich weiterhin der US-395.
Langsam änderte sich dann auch die Landschaft. Während es bisher die ganze Fahrt lang durch recht karge Landschaften ging, wurde es jetzt immer grüner. Es ging durch viele Wälder. Das war dann endlich so, wie man sich Oregon weitläufig vorstellte. Es ging dann auf Mittag zu, als ich dann das kleine Städtchen mit dem für einen Ort seltsamen Namen John Day kam. Langsam musste ich mir eine Parkmöglichkeit suchen. Schließlich war ich seit knapp zwölf Stunden unterwegs. Davon hatte ich etwas über eine Stunde Pause gemacht. Es wurde also Zeit.

Ich bog noch links ab in Richtung Mount Vernon. Außerdem stand nun auch schon Pendleton mit auf dem Schild. Nach etwa sieben Meilen hatte ich dann linkerhand eine Rest Area. Auf dem Parkplatz war ein Toilettenhäuschen und direkt nebenan war ein Campingplatz. Dieser hatte auch Duschmöglichkeiten. Hier machte ich Feierabend.
Nachdem ich mein Mittagessen, was ich mir im Truck warmgemacht hatte, verzehrt hatte, sprach ich mit dem Campingplatzbetreiber, ob ich dort noch duschen durfte. Gegen eine kleine Gebühr wurde mir das erlaubt. Ich zog mir dann aber erst meine Sportsachen an und nutzte den Riverside Hiking Trail, der am John Day River entlang bis nach Mt. Vernon führte. Anschließend war dann die Dusche dran. Zurück im Truck telefonierte ich noch mit Pam. Da ich mit der dringenden Ladung am Abend schon wieder losmusste, legte ich mich im Anschluss direkt schlafen.

Donnerstag, den 20. Februar 2020, 9:00 pm, PST, Mount Vernon, OR:

Eigentlich war jetzt eher die Zeit ins Bett zu gehen, als aufzustehen. Irgendwie hatte sich die Arbeitszeit in dieser Woche von einer Frühschicht am Montag zu einer Nachtschicht verlagert. Gut fand ich das nicht, zumal ich wohl heute genau, wie gestern überwiegend auf Back Country Highways unterwegs war. Das war zwar nicht so ermüdend, wie stundenlanges Dahinrollen auf Interstates, trotzdem tat ich das dann lieber am Tage, wo ich dann auch was von Land und Leuten sah. Das sollte dann wohl erst zum Ende der Schicht so sein.
Ich nutzte die Toilette der Rest Area. Die Zahnpflege und Wäsche erfolgte anschließend mal wieder mit Wasser aus dem Kanister. Dieses nutzte ich auch um meine neue Kaffeemaschine zu füllen. So konnte ich dann um viertel vor Zehn mit einem frischen Kaffee meine PTI beginnen. Um zehn Uhr startete ich dann meine Fahrt nach Pendleton.

Es ging nach Mount Vernon hinein, wo ich dann rechts abbog und der US-395 N weiter folgte, die mich direkt nach Pendleton führen sollte. Es war nur noch wenig Verkehr. In Kombination mit der leichten Ladung fuhr es sich so recht gut. Auch wenn sich der Highway durch die Berge schlängelte. Für die 120 Meilen brauchte ich dann trotzdem knapp drei Stunden. Dann hatte ich aber Pendleton erreicht.
Ich überquerte die I-84 und bog dann an der nächsten Ampel links auf die SW 20th Street ab. „Anschlussfracht wird angefordert.“ Meldete ORBCOMM. Am Ende der Straße, eine halbe Meile weiter, befand sich das Supercenter auf der linken Seite.

„Neuer Auftrag eingegangen.“ Ich stellte den Tuck ab und schaute erstmal nach meinem Anschlussauftrag:

PICKUP: ORPDT
MARKET: SUC2492
GATE: 03
TRAILER: DV102397
FREIGHT: USED PACKAGING
WEIGHT: 38,772 LB
DROP: EST-CASAC
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-KMU

Ich atmete auf. Was Anderes, als ein Heimatschuss hätte es auch nicht sein dürfen, um in meiner Wochenzeit noch nach Hause zu kommen. Immerhin hatten wir schon Freitag, auch wenn es erst viertel vor Eins in der Nacht war. Dieses Supercenter gehörte zwar nicht zu denen, die 24 Stunden geöffnet hatten, es war aber natürlich rund um die Uhr der Sicherheitsdienst vor Ort.
Man erwartete mich, da man die Ladung ja eigentlich bereits gestern von FedEx hätte bekommen sollen. Ich bekam also meine Unterschrift und den Rampenplatz für diesen Trailer. Im Gegenzug unterschrieb ich ihm die Übernahme des Trailers mit den Altverpackungen. Diese mussten schon gut gepresst worden sein, wenn man fast 39.000 Pfund in den 53 Fuß Dry Van bekommen hatte.
Mit dem Umsatteln und der PTI des Aufliegers war ich dann um viertel nach Eins fertig. Nun sollte es endlich zurück nach Hause gehen. Dazu fuhr ich den gleichen Weg bis zur Interstate zurück. Dort ging es dann auf die I-84 W in Richtung Portland. Auf dieser blieb ich, bis ich in Biggs Junction an der Ausfahrt 104 abfuhr. Ich ließ den Columbia River rechts liegen und fuhr links auf die US-97 S. Nachdem ich die Interstate überquert hatte, bog ich rechts ab und fuhr auf den Pilot Truckstop. Hier suchte ich mir einen Parkplatz für meine kurze Pause.

Nachdem ich noch eine halbwegs legale Lücke gefunden hatte, buchte ich mir über die App, die ich mir auf Anraten von Ben gezogen hatte, eine der fünf Duschen. Frisch geduscht schaute ich dann, was ich zu Essen bekommen konnte. Die Wahl zwischen McDonalds und Cinnabon war nicht wirklich prickelnd. Ich nahm dann das kleinere Übel und verzichtete auf die Zimtschnecken mit viel zu viel Zuckerguss. Ein Mac Chicken Menü mit French Fries und Coke war mir dann doch lieber. Im Anschluss machte ich noch einen Verdauungsspaziergang über das Gelände des Truckstops. Zwei Stunden nach meiner Ankunft fuhr ich dann weiter. Mit dieser Ladung hatte ich es ja nicht eilig.

Es ging zurück auf die US-97 S in Richtung Bend. Über diese ging es nun in den anbrechenden Morgen. Es war frisch draußen, aber nur leicht frostig. Da war es diese Woche am Lake Tahoe kälter gewesen.
Hier war es aber jetzt auch nicht so schlimm, dass es noch dunkel war. Es ging durch eine karge Hügellandschaft nur unterbrochen von einzelnen kleinen Siedlungen. Madras war dann die erste Stadt durch die es ging. Es folgten Terrebonne und Redmond. Bei Sonnenaufgang hatte ich schließlich Bend erreicht.
Südlich von Bend wurde die Landschaft dann auch wieder etwas sehenswerter.

Leider lief mir dann auch meine Fahrzeit weg. Mein Tagesziel, den Pilot Truckstop in Klamath Falls sollte ich aber noch erreichen können. Als dann rechts der Upper Klamath Lake zu sehen war, hatte ich mein Tagesziel fast erreicht. An der Weigh Station bekam ich sogar noch einen Bypass. So konnte ich dann meinen Truck um viertel vor Elf auf dem Truckstop abstellen.

Heute hatte ich dann eine größere Laufrunde geplant. Ich lief zum See runter und dort weiter in Richtung Süden. Schließlich kam ich zum Link River Trailhead. Von dort führte der Klamath River in Stromschnellen und Wasserfällen zum Lake Ewauna. Diesem Teil des Flusses hatte der Ort seinen Namen zu verdanken.
Ich lief bis zum Favell Museum und von dort aus dann den gleichen Weg zurück zum Truckstop. Dort brauchte ich dann wieder eine Dusche. Da ich nicht vorhatte, nach dem McDonalds am Morgen jetzt auch noch hier den Subway zu besuchen, ging ich zum Truck und machte mir dort was zu Essen. Es war auch besser, wenn ich nicht mehr viel Frisches im Vorrat hatte, wenn ich wieder nach Kalifornien zurückfuhr. Nach einem Telefonat mit Pam, bei dem ich ihr sagte, dass ich morgen wieder zu Hause war, ging ich dann schlafen.

Freitag, den 21. Februar 2020, 8:00 pm, PST, Klamath Falls, OR:

Viel hatte ich nicht geschlafen. Ich war aber fit genug, um den Weg nach Hause antreten zu können. So würde ich zwar am frühen Morgen zu Hause ankommen, wenn Pam und Tim vermutlich noch schlafen, trotzdem wollte ich keine Zeit verschwenden. Ich war die ganze Woche nicht zu Hause. So lange war ich von Pam noch nie getrennt, seit wir ein Paar waren.
Als erstes ging ich in den Truckstop, wo ich die Toilette benutzte und mich anschließend wusch. Zurück im Truck setzte ich die Kaffeemaschine in Gang und begann um viertel vor Neun mit der PTI. Um neun Uhr fuhr ich dann los.
Mein erstes Zwischenziel befand sich dann aber nur auf der anderen Seite der US-97. Im Gegensatz zu Pilot /Flying J, die ihren eigenen Kraftstoff verkauften und nur meine Tankkarte akzeptierten, die laut Ben nur meine dritte Wahl sein sollte, war gegenüber eine Chevron Tankstelle, bei der ich über die Techron Karte den gewünschten Rabatt bekam. Dort füllte ich meine Tanks zu Oregon günstigen Tarifen, abzüglich unserem Flottenrabatt.

Um viertel nach Neun wollte ich dann endlich ein paar Meilen hinter mich bringen. Auf den ersten Meilen ging das dann aber schlechter, als erhofft. Der Abzweig, über den die US-97 weiter nach Kalifornien führte war wegen einer Nachtbaustelle gesperrt. Ich musste also weiter geradeaus, dann an der nächsten Ampel rechts in die Biehn Street und somit nach Klamath Falls hinein. Mit Tempo 25 ging es nun durch die kleine Stadt. An der nächsten Ampel konnte ich dann rechts in die Oregon Avenue fahren. Von dieser gab es dann wieder einen Abzweig auf die US-97 S. Endlich war ich auf der regulären Strecke. Ich kam dann noch an dem Punkt vorbei, bis zu dem ich am Mittag noch gelaufen war. Danach ließ ich Klamath Falls hinter mir.
Knappe 20 Meilen später erreichte ich Dorris und somit Kalifornien. Hinter dem Städtchen musste ich zur Kontrollstelle Dorris des California Food & Agriculture Departments. Hier hielt man mich aber nicht lange auf. Ein Blick auf den Trailer mit den Altverpackungen und ein Blick in meinen Kühlschrank, schon konnte ich weiter. Viel Lust hatte der Beamte der Spätschicht sowieso nicht.

Eine Stunde später durchquerte ich Weed und erreichte nach der Ortsdurchfahrt die Interstate 5. Hier fuhr ich dann in Richtung Redding auf. Gegen Mitternacht erreichte ich die Stadt. Von hier, wusste ich, würde ich noch knappe vier Stunden bis nach Hause brauchen.
Die nächsten zweieinhalb Stunden hatte ich nun Rolletappe, bis bei der Colusa County Weighstation mein Transponder piepte. Mitten in der Nacht wollte man mich also wiegen. Trotz der vollen Tanks brachte ich aber nur knapp 66.000 Pfund auf die Waage.

Da ich jetzt sowieso schon von der Interstate runter war, konnte ich auch gleich meine Pause machen. Heute blieb ich dann auch nur die halbe stunde stehen und verzehrte eines der in Dorris kontrollierten abgepackten Sandwiches, die ich nur noch im Kühlschrank hatte. Um drei Uhr startete ich dann für meine Schlussetappe.
Es ging am International Airport vorbei und wenige Minuten später für eine Abfahrt auf die I-80. Dann fuhr ich ab und nahm den Weg zum Außenlager.
Dort hatte Jimmy Dienst im Containerbüro. Er war nett zu mir und gab mir Tor 10, um den Trailer abzustellen. So blieb mir das Rangieren in die Ecke bei Dunkelheit erspart. Nachdem ich den Auflieger abgesattelt hatte, stand dann die erhoffte Anweisung im ORBCOMM:

48 H RESET

WAT-CASAC-KMU

Es war also Wochenende. Ich fuhr dann noch Bobtail zum Zentrallager, wo ich dann die Maschine auf ihren Platz stellte. Nachdem der restliche Papierkram für diese Woche erledigt war, packte ich meine Sachen in meinen Rucksack und zog die Sportsachen an. Zum Glück war mein alter Rucksack, der zu meiner Marschausrüstung bei den Marines gehörte, groß genug, dass ich auch die Schmutzwäsche der ganzen Woche bequem hineinkriegte. Anschließend folgte meine Laufrunde nach Hause.

Dort angekommen, ging ich noch duschen. Danach legte ich mich zu Pam ins Bett. Sie kuschelte sich an mich und murmelte: „Hallo Darling.“ „Hey Sweetheart. Schlafe ruhig noch etwas. Ist gerade erst halb Sechs.“ „Wenn ich dabei in deinem Arm bleiben darf.“ „Natürlich.“ So schliefen wir dann noch, bis uns Tim um halb Acht weckte.
Das Wochenende verbrachten wir dann ruhig zu Hause. Wir ahnten ja noch nicht, dass uns in wenigen Wochen nichts anderes mehr übrigbleiben würde.

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