11. Möbel nach Oregon, weiträumige Umleitungen und Trockeneis

Montag, den 30. März 2020, 7:00 am, PDT, Sacramento, CA:

„Daddy, wach werden.“ So wurde ich an diesem Montagmorgen geweckt. Da ich vor neun Uhr nicht mit der PTI beginnen konnte, hatten Pam und ich gedacht, wir könnten etwas länger schlafen. Tim war dann anderer Meinung. Bereits um halb Sieben hatte ich gemerkt, wie der kleine in unser Bett gekrabbelt war. Dort legte er sich zwischen uns und kuschelte etwas mit uns. Jetzt, um sieben Uhr war ihm das aber zu langweilig geworden. Da Mami ja immer da war und ich nicht, hatte er dann beschlossen, mich zu wecken. „Darf ich nicht noch etwas schlafen?“ murmelte ich. „Nein.“ Sagte Tim trotzig. „Wach werden.“ „Und dann?“ „Spielen kommen.“
Ich zog den Kleinen zu mir und begann ihn zu kitzeln. „Nicht kitzeln, spielen.“ Sagte er zwischen seinem Kichern, weil er sehr kitzelig war. „Was ist denn hier los?“ fragte Pam, die jetzt auch wach wurde. „Unser Sohn war der Meinung, uns wecken zu müssen. Dafür wird er jetzt durchgekitzelt.“ „Sein Ziel hat er damit ja erreicht.“ Meinte Pam. Sie kam rüber und gab uns beiden einen Kuss.
Dann stand sie auf. „Ich mache uns schonmal Kaffee.“ Ich tobte noch zehn Minuten mit Tim, dann standen wir beiden auch auf. Zum Ärger von Tim ging ich dann aber nicht mit in sein Zimmer, sondern ins Bad. Anschließend zog ich mir meine Sportsachen an und packte meinen Rucksack mit meiner Wäsche voll. Dann ging ich in die Küche.
Pam hatte inzwischen Tim geholt, der in seinem Stühlchen am Esstisch saß. Dort hatte er seinen kleinen Walmart Truck dabei, mit dem er auf dem Esstisch fuhr. „Daddy soll mit dem Truck spielen.“ Meinte er dann. „Daddy muss gleich mit dem großen Truck spielen.“ Sagte Pam. „Jetzt frühstücken wir.“ Mein Frühstück bestand dann aus zwei, schnell gemachten Sandwiches und einem Pott Kaffee. Pam hatte jetzt erstmal nur einen Kaffee. Tim bekam eine Schale Cornflakes und einen Kakao. „Soll ich dich gleich fahren?“ fragte Pam. „Nur, wenn du unbedingt willst. Ansonsten habe ich ja meine Laufrunde.“ „Ach. Ich fahre dich. Dann komme ich wenigstens mal vor die Tür.“ „Okay.“ Sie ging schnell ins Schlafzimmer und zog sich Jeans und T-Shirt an. Danach holte sie sich Tim, um ihm ebenfalls was anderes anzuziehen. Ich füllte mir den restlichen Kaffee in meine Thermoskanne und packte sie ein.
Als wir alles erledigt hatten, brachte mich Pam zum Zentrallager, wo sie direkt zum Zugmaschinenplatz fuhr, auf dem der Cascadia stand. Dort angekommen kam natürlich von Tim: „Ich will mit Daddy mitfahren.“ Wir erklärten ihm dann wieder, dass das nicht ging. Dann verabschiedete ich mich von den Beiden und Pam fuhr mit einem quengelnden Tim wieder nach Hause.
Ich stellte E-Log und ORBCOMM auf PTI und räumte dann schnell meine Sachen in die Schränke. Danach erledigte ich die PTI. Um viertel nach Neun stand dann auch mein Auftrag im System:

PICKUP: EST-CASAC
GATE: 02
TRAILER: DV128514
FREIGHT: FURNITURE
WEIGHT: 37,537 LB
DROP: ORCBY
MARKET: SUC1880
PRIORITY: URGENT

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Es war mal wieder eine seltsame Anweisung. Möbel nach Oregon bringen war ja wie Eulen nach Athen tragen. Die Dringlichkeit konnte eigentlich wieder nur bedeuten, dass nicht nur Möbel auf der Ladeliste standen. Vermutlich gab es auch noch Toilettenpapier oder andere Hygieneprodukte. Also auf zum Außenlager.

Dazu nahm ich die übliche Strecke über CA-99, I-80 BUS und I-5 N zum Ziel im Norden der Stadt. Der Verkehr war trotz des Montagmorgens überschaubar. Der Lockdown zeigte halt seine Auswirkungen.
Gegen halb Zehn war ich da und sattelte den Trailer an Tor 2 auf. Nach der PTI des Trailers konnte ich um viertel vor Zehn losfahren.
Ich fuhr zurück zur I-80 W in Richtung San Francisco. Bei Vallejo wechselte ich dann auf die CA-37 W in Richtung Novato / San Rafael. Nun ging es nördlich um die Bucht von San Pablo herum. Bei Novato folgte dann der Wechsel auf die US-101 N in Richtung Santa Rosa / Eureka. Nun ging es durch das sogenannte Wine Country, die bekannte nordkalifornische Weinbauregion, die hauptsächlich aus den Countys Sonoma und Mendocino besteht. Teilweise fuhr man direkt durch die Felder mit den Weinstöcken.

Nördlich der Weinbauregion wurde die Landschaft dann hügeliger und die Strecke ging durch die Wälder. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass man sich ganz offensichtlich Oregon näherte. Es ging auf und ab und wurde auch kurvenreicher. Das war aber wenigstens nicht so eintönig, wie auf manchen Interstates.

Am Nachmittag erreichte ich schließlich Eureka. Ich hatte von Kollegen gehört, dass dort neben unserem dortigen Lager ein kleiner Truckstop sein sollte. Dort fuhr ich dann hin, um meine Pause zu machen. Ich kam dort um vier Uhr an und hatte somit fast den spätesten Zeitpunkt erreicht, um die Pause zu machen.
Um die Sanitäranlagen zu benutzen, ging ich zum Zentrallager nach Nebenan. Diese waren sicherlich besser, als die im Truckstop. Außerdem wusste ich, dass diese für Mitarbeiter geöffnet waren.
Zurück im Truck telefonierte ich eine Weile mit Pam. Sie wusste ja noch gar nicht, wo ich hinfuhr. Anschließend machte ich mir aus meinen Vorräten was zu Essen. Es war dann schließlich schon sechs Uhr am Abend, als ich mich wieder auf den Weg machte.

Nun konnte ich noch vier Stunden fahren. Ich fuhr dann wieder zurück zur US-101 N, auf die ich in Richtung Arcata fuhr. Nördlich von McKinleyville kam es dann auch vor, dass der Highway ziemlich dicht am Pazifik entlangführte. Also Fahren mit Meerblick. Das waren immer die schönen Momente des Jobs.

Meine Rechnung ergab dann aber auch, dass ich es wohl nicht mehr bis nach Coos Bay schaffen würde. Das war in der regulären Fahrzeit einfach nicht drin. Das bedeutete für mich, soweit zu fahren, wie möglich und dabei einen Parkplatz finden. Davon gab es auf dem Stück der 101, auf dem ich nun unterwegs war, aber genug. Es gab zahlreiche Aussichtsparkplätze und Wanderparkplätze, die aufgrund der Ausgangssperren sowieso verwaist waren.
Nördlich von Crescent City passierte ich dann die Grenze zu Oregon. So hatte ich wenigstens noch den Staat erreicht, in dem mein Ziel lag. Ich kam dann noch bis zum Myers Creek Beach Viewpoint. Dort stellte ich den Truck um zehn Uhr ab. Pam brauchte ich jetzt nicht mehr anrufen. Um diese Zeit war sie in der Regel im Bett. Das nahm ich mir dann zum Beispiel und ging ebenfalls ins Bett. Dort schaute ich noch eine Stunde in meinen Fernseher, bis ich diesen ausmachte und einschlief.

Dienstag, den 31. März 2020, 8:15 am, PDT, Gold Beach, OR:

Um viertel nach Acht holte mich mein Wecker wieder aus meinen Träumen zurück in die Wirklichkeit. Trotz dem Umstand, dass ich direkt neben dem Highway stand, hatte ich erstaunlich gut geschlafen. Da in Oregon, genau wie in Kalifornien ein staatsweiter Lockdown verhängt worden war, herrschte natürlich auch weniger Verkehr. Ich stand auf und erledigte die Körperpflege mit Wasser aus dem Kanister. Auch die Kaffeemaschine wurde wieder in Betrieb gesetzt. Um neun Uhr begann ich dann mit der PTI und eine Viertelstunde später setzte ich meine Fahrt nach Coos Bay fort.
Dazu folgte ich weiter der US-101 N. Mal führte die Route mehr, mal weniger am Pazifik entlang. Landschaftlich schön waren beide Varianten. So genoss ich die Fahrt, auch wenn sie recht hügelig und kurvenreich war, was mir mehr Arbeit am Volant und Schalthebel verschaffte. Es machte richtig Spaß, mit dem Truck durch diese schöne Landschaft zu fahren.
Es ging schon stark auf den Mittag zu, als ich schließlich Coos Bay erreichte. Auf dem Gelände des Supercenters fuhr ich dann zu dem Tor, welches mir auf ORBCOMM genannt wurde. Dort setzte ich den Trailer ans Dock und sattelte ab. Mein Anschlussauftrag stand dann auch schon im System:

PICKUP: ORCBY
MARKET: SUC1880
GATE: 99
TRAILER: ST89179
FREIGHT: USED PACKAGING
WEIGHT: 33,233 LB
DROP: CST-CASAC
PRIORITY: STANDARD
REMARKS: DON‘T FORGET REFUELING IN COOS BAY

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Es gab also hier auf dem Müll- und Leergutplatz einen Sliding Tarp Trailer mit Altverpackungen, der zu unserem Zentrallager sollte. Außerdem erinnerte mich Danny ans Tanken.
Ich fuhr mit der Zugmaschine zum Leergutplatz und nahm den Trailer auf. Es war eine Schiebeplane mit festen Spread Axle Aggregaten. Damit sparte ich mir ein Verschieben der Achsen. Um viertel nach Zwölf hatte ich die PTI des Trailers erledigt und konnte zum Tanken fahren. Dazu telefonierte ich kurz mit Ben und fragte ihn, wo wir üblicherweise in Coos Bay zum Tanken hinfuhren. Die genannte Adresse gab ich dann ins Navi ein. Leider musste ich dazu zweimal quer durch Coos Bay. Einmal zur Tanke und dann wieder zurück in Richtung Heimat. Die anderen Tankstellen gaben uns aber nicht einen so guten Rabatt, wie diese.

Der Weg durch die Stadt war trotz des Lockdowns recht beschwerlich. Zumal in großen Teilen von Coos Bay nur 20 mph gefahren werden durfte. Dazu kamen noch zahlreiche Ampeln, die offensichtlich nicht aufeinander abgestimmt waren. So zog sich die Fahrt durch den Ort, die knappe zehn Meilen lang war, über eine Stunde, bis ich schließlich die Tankstelle erreichte. Ob sich die Ersparnis dann wirklich noch lohnte, wusste ich aber auch nicht. Immerhin waren die Altverpackungen, wie immer, nicht eilig.
An der Tankstelle füllte ich die Tanks mit Diesel und DEF wieder voll. Nicht nur für den Cascadia gab es hier was zu Trinken, ich bekam dann immerhin auch einen Coffee to go. Nun durfte ich dann wieder den Rückweg antreten.

Bis ich wieder an dem Supercenter vorbeikam, brauchte ich auf dem Rückweg dann nur eine dreiviertel Stunde. Nun ging es über die US-101 S wieder zurück nach Kalifornien.
Es ging wieder durch die Bilderbuchlandschaft, was mich für die Quälerei durch Coos Bay entschädigte. Dass ich wieder viele Kurven, sowie Steigungen und Gefälle hatte, was den Einsatz des Tempomats fast unmöglich machte, störte mich nicht weiter. So blieb man wenigstens wach und konzentriert. Meine Pause machte ich dann da, wo ich am Morgen angefangen hatte. Am Myers Creek Beach Viewpoint.

Auch wenn hier das Gebot galt, zu Hause zu bleiben, konnte ich es mir nicht verkneifen. Ich musste eine Laufrunde einlegen. Das Wetter war noch gut. Für den Abend war an der Küste aber Regen vorhergesagt. Außerdem brauchte ich etwas frische Luft.
Ich zog meine Sportsachen an und absolvierte eine Laufrunde am Meer. Dabei war es mir egal, ob man mich erwischte. Hier war sonst keine Menschenseele, es gab also keine Ansteckungsgefahr. Ich kam dann auch wieder unbehelligt am Truck an und wusch mich mit Wasser aus dem Kanister. Anschließend aß ich was und telefonierte noch mit Pam. Um halb Sieben fuhr ich dann weiter.

Eine Stunde später hatte ich dann meinen nächsten Zwischenstopp an der Smith River Agricultural Inspection Station. Frische Lebensmittel hatte ich nicht im Kühlschrank und mal wieder nur Altverpackungen als Ladung. So wurde ich nicht lange aufgehalten und konnte recht schnell weiterfahren.
Inzwischen hatte auch der Regen eingesetzt. Ich passierte im Dunkeln und bei immer heftiger werdendem Regen Crescent City. In der Stadt ging das auch alles noch. Außerhalb musste ich dann mit den alten Wischblättern und dem schlechten Licht des Cascadia klarkommen. Bisher hatte ich immer die Erfahrung gemacht, dass die Wischer bei Trucks mit geteilten Scheiben nicht so gut waren. Wahrscheinlich gab es inzwischen kaum noch Trucks, die sie hatten. Bei Neufahrzeugen fielen mir nur noch der Freightliner 122 SD und der Peterbilt 389 ein. Der aktuelle Cascadia war da auch um Längen besser, als meiner. Sowohl beim Licht, als auch bei den Wischern. So war es dann aber sehr anstrengend und ermüdend zu fahren. Also machte ich dann eine Stunde früher Feierabend.
An der Beschilderung zum Elk Country RV Resort & Campground bog ich links ab. Dort war sowieso alles geschlossen, so dass ich dort nicht störte. Auf dem großen Platz an der Anmeldung stellte ich den Truck dann gegen neun Uhr ab und machte meine Pause. Ich schaute noch etwas aus dem Bett in den Fernseher. Anschließend legte ich mich dann schlafen.

Mittwoch, den 1. April 2020, 7:15 am, PDT, Trinidad, CA:

Mein Wecker holte mich um viertel nach Sieben wieder in die Realität zurück. Das zweite Quartal hatte begonnen. Nach den ganzen Ereignissen, die das erste Quartal schon gebracht hatte, war ich gespannt, was das Jahr noch so bringen würde. Ich stand auf und zog mir was an. Dann ging ich zum Sanitärgebäude des Campingplatzes. Der Platz war vorübergehend geschlossen und somit wohl auch die Duschräume. Die Türen zu dem Toilettenbereich waren zum Glück nicht abschließbar. Allerdings waren die Toiletten auch schon mehrere Tage nicht mehr gereinigt worden. Daher setzte ich mich nicht auf die Brille, sondern hockte mich nur darüber. Ich wollte mir schließlich keine Krankheiten einfangen.
Der Kaffee und die Wäsche folgten also wieder mit Wasser aus dem Kanister. Um acht Uhr begann ich mit der PTI und eine Viertelstunde später ging es wieder weiter.

Über den Redwood Trails Cir ging es zurück zur US-101 S in Richtung Eureka. Kurz darauf passierte ich den kleinen Ort Trinidad. Die Temperaturen waren aber entgegen der Assoziation mit dem Namen alles Andere als Karibisch. Es war zwar sonnig und klar an diesem Morgen, trotzdem hatten wir Temperaturen, die nur einige Grad über dem Gefrierpunkt lagen.
Auf dem weiteren Weg passierte ich McKinleyville und Eureka. Nun führte der Highway wieder durch die hügelige und Waldreiche Landschaft. Es gab aber immerhin zwei Spuren pro Richtung, was die Fahrt ohne größere Behinderungen ermöglichte.
Um halb Zwölf hielt ich dann für meine Mittagspause in Laytonville. Ich stellte den Truck auf einem kleinen Platz im Ort ab, wo ich ohne Behinderung parken konnte. Dann machte ich mir aus meinen Vorräten was zu Essen. Anschließend telefonierte ich noch eine Weile mit Pam, die mir auch Tim an den Apparat holte.
Pam berichtete dabei, dass sie am Morgen mit Tim beim Einkaufen war. Sie war auch direkt bei Ladenöffnung am Supercenter gewesen. Trotzdem hatte sie wieder nicht alles bekommen, was sie haben wollte. Die Kunden hamsterten halt was das Zeug hielt. Um halb zwei machte ich mich wieder auf den Weg.

Es ging dann weiter durch Mendocino County und Sonoma County. Während der Fahrt wurden die Wälder dann von den Weinbergen abgelöst. In Novato verließ ich dann die 101 und wechselte auf die CA-37 E in Richtung Vallejo. Bei Vallejo wechselte ich dann schließlich auf die I-80 E in Richtung Sacramento. Über den Capital City Freeway und die CA-99 S ging es dann zum Zentrallager. Dort bekam ich mal wieder Tor 23 für die Altverpackungen.
Als der Trailer am Dock stand, war ich gespannt, ob ich Feierabend machen durfte, oder nicht. Ich hatte etwa acht Stunden gefahren, was hieß, dass ich noch drei Stunden konnte. Im System stand dann folgendes:

PICKUP: EST-CASAC
GATE: 02
TRAILER: DVN130969
FREIGHT: HOUSEHOLD APPLIANCES
WEIGHT: 28,728 LB
DROP: THD-ORMFR
PRIORITY: STANDARD

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Also sollte ich einen neutralen Dry Van mit Haushaltswaren zum Home Depot nach Medford, OR bringen. Von Pause stand dort nichts. Ich startete die Maschine und machte mich wieder auf den Weg.

Es ging dann über die übliche Strecke zum Außenlager, wo ich dann um viertel vor Sieben eintraf. Dort sattelte ich dann den Trailer auf und erledigte die PTI. Anschließend machte ich mich auf den Weg.

Weit kam ich dann aber nicht. Ich fuhr noch auf die I-80 und wollte dann auf die I-5 N in Richtung Redding wechseln. Das funktionierte aber nicht, da diese mal wieder gesperrt war. Dadurch gab es mal wieder einen kleinen Rückstau.
Im Stau wählte ich dann die Nummer der Dispatch an. „Hallo Steve, Keela hier.“ Meldete sich meine Schwägerin. „Hallo Keela. Ich habe ein Problem. Die I-5 ist mal wieder in Richtung Norden gesperrt. Das wird nichts mehr mit der Fahrt in Richtung Medford.“ „Dann fahr nach Hause und mach Feierabend.“ Sagte Keela locker. „Warum sollte ich denn dann unbedingt noch den Trailer aufsatteln. Das hätte ich dann auch morgen früh machen können.“ „Erstens wusste ich ja nichts von der Sperrung und zweitens kann ich mich nicht erinnern, dass ich dir die ausdrückliche Anweisung gegeben habe, heute noch den Trailer zu übernehmen.“ „Du hast aber auch keine Anweisung gegeben, Feierabend zu machen.“ „Warum sollte ich? Ein wenig Eigenverantwortung könnt ihr Fahrer auch selbst übernehmen.“ „Wie jetzt?“ „Du kommst hier mit acht Stunden Arbeitszeit an, dann kannst du doch selbst entscheiden, ob du noch losfährst, oder ob du lieber nach Hause willst. Der Auftrag hat eine Standard Priorität, ist also keine Terminfracht. Da muss ich euch doch nicht vorbeten, ob ihr losfahrt oder nicht. Bei engerer Restzeit generiert das System die Anweisung dann auch selbst, wenn es keinen Sinn mehr macht, loszufahren.“ „Das wusste ich nicht. Ich dachte, wenn der Auftrag kommt, muss ich noch los.“ „Bei dieser Restzeit überlasse ich euch das selbst. Manche Fahrer wollen in der Woche gar nicht unbedingt nach Hause. Die wollen dann lieber die 42 Dollar für die Übernachtung kassieren. Wenn man keine Familie zu Hause hat, ist das auch verständlich. Ich muss ja nicht für jeden entscheiden, ob er nach Hause geht oder nicht.“ „Dafür hast du dann jetzt die Kosten für das hin- und herfahren durch Sacramento.“ „Dafür gibt es dann bei dir auch keine 42 Dollar. Das gleicht das wieder aus.“ „Okay. Dann fahre ich nach Hause.“ „Mach das. Liebe Grüße an Pam.“ „Richte ich aus.“ Wir beendeten das Telefonat.
Bis ich nach dem ganzen Hin und her dann endlich auf dem Platz stand und Feierabend machte, war es viertel nach Neun. Ich packte meine Sachen in den Rucksack und lief nach Hause.
Dort angekommen, wollte Pam gerade ins Bett gehen. „Hallo Darling. Ich dachte, du kommst heute nicht nach Hause.“ Sagte sie entsprechend überrascht. „Hey Sweetheart. Das dachte ich auch. Es gab eine Vollsperrung auf der I-5. Da bin ich dann doch nach Hause gekommen.“ Ich ging dann noch schnell unter die Dusche, danach machten wir es uns im Bett gemütlich, wo wir noch ein wenig die Zweisamkeit genossen.

Donnerstag, den 2. April 2020, 6:30 am, PDT, Sacramento, CA:

Um halb Sieben am Morgen klingelte mein Wecker wieder. Ich machte ihn aus und drehte mich zu Pam herüber. „Guten Morgen, Sweetheart.“ „Guten Morgen, Darling.“ „Willst du noch weiterschlafen?“ „Ich denke mal, unser Sohn wird da gleich was gegen haben.“ „Das könnte sein.“ „Soll ich dir Frühstück machen?“ „Kaffee und was zum Mitnehmen.“ „Okay.“
Pam ging dann in die Küche und ich ins Bad. Dort machte ich mich schnell fertig und zog mir dann meine Sportsachen an. Den Rest packte ich in meinen Rucksack. Dann ging ich ebenfalls in die Küche. „Wie kannst du am frühen Morgen schon so gut aussehen.“ Sagte ich zu Pam, als ich sie sah. Sie war auch kurz nach dem Aufstehen schon bildschön. „Du siehst doch auch nicht schlecht aus.“ Antwortete sie und betrachtete mich verliebt aus ihren dunklen Augen. „Ich habe so ein Glück, dass du meine Frau bist.“ „Danke, gleichfalls.“ Ich gab ihr einen langen Kuss, dann trank ich meinen Kaffee. „Willst du Tim noch sehen?“ „Lass ihn schlafen. Sonst macht er gleich wieder Theater, weil er mitfahren will.“ „Kommst du heute wieder nach Hause?“ „Das schaffe ich nicht. Medford und zurück klappt schon nicht, wenn alles läuft.“ „Dann telefonieren wir nachher.“ „Natürlich.“ Ich verabschiedete mich mit einem langen, zärtlichen Kuss von Pam. „Gib mir noch einen auf Vorrat.“ Sagte sie. Auch den bekam sie. Dann machte ich mich auf den Weg zur Arbeit.

Ich nahm meine übliche Laufstrecke zum Zentrallager, wo ich gegen halb Acht ankam. Ich ging in die Sozialräume für das Personal und duschte dort. Anschließend zog ich meine Fahreruniform an und ging zum Truck. Um acht Uhr begann ich mit der PTI und eine Viertelstunde später fuhr ich los.
Bereits auf der CA-99 bekam ich mit, dass auf CB Kanal 19 viel los war. Ich stellte das Funkgerät lauter und bekam mit, dass davon die Rede war, dass die I-5 N nördlich der I-80 gesperrt war. Die lokalen Umleitungen waren völlig überlastet. Ob es immer noch die Sperrung vom gestrigen Abend war, oder ob schon wieder eine Neue Sperrung war, bekam ich nicht heraus. Zum Abzweig der CA-99 in Richtung Norden kam man nicht durch und auch die Umfahrung über Davis und sogar über Vacaville wären völlig überlastet. Das wunderte mich zwar wegen des Lockdowns, aber es waren scheinbar immer noch genug Fahrzeuge unterwegs, damit nichts mehr ging.
Ich wählte über mein Handy die Nummer der Dispatch an. „Guten Morgen Steve.“ Meldete sich Danny. „Ich dachte mir schon, dass du dich meldest.“ „Du weißt also was los ist?“ „Die Lokalnachrichten reden über fast nichts anderes. Heute gibt es nur zwei Themen in den Nachrichten. Die Corona Pandemie und die Unwetter, die in der Nacht zwischen Sacramento und Redding waren. Dadurch gab es auf den Hauptstrecken zahlreiche Unfälle und die Nebenstrecken sind zum Teil gesperrt.“ „Was mache ich jetzt?“ „Weiche über Reno aus.“ „Wie bitte?“ „Alles was westlich der Sierra Nevada und östlich von Mendocino ist, kannst du vergessen.“ „Okay.“ „Versuche aber trotzdem, heute noch anzuliefern. Ist zwar Standard Priorität, die Ware sollte trotzdem heute noch ankommen.“ „Ich gebe mein Bestes.“ Wir legten auf.

Ich nahm also die I-80 BL E und wechselte dann südlich des McCellan Airports auf die I-80 E. Nun ging es in die Sierra Nevada und über den berüchtigten Donner Pass. An Truckee vorbei ging es dann nach Nevada und dort nach Reno. Dort wechselte ich dann auf die US-395 N in Richtung Susanville.
Eine halbe Stunde später war ich wieder in Kalifornien. Bei Susanville wechselte ich dann kurz auf die CA-36 W. Zehn Meilen weiter, hinter der Kleinstadt wechselte ich dann auf die CA-44 W in Richtung Redding.
Eine knappe Stunde später erreichte ich das kleine Dorf Old Station. Hier ging es links ab und ich folgte weiter der CA-44, die sich jetzt die Trasse mit der CA-89 teilte. Es wurde nun Zeit eine Pause zu machen. Der Umweg hatte bis jetzt schon viel Zeit gekostet.

Auf dem Parkplatz von JJ’s Café, welches sich kurz nach dem Abzweig befand und welches aufgrund des Lockdowns geschlossen war, machte ich meine Pause. Dort aß ich die von Pam gemachten Sandwiches und trank in Ruhe einen Kaffee. Mehr, als eine halbe Stunde blieb ich aber nicht stehen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Es war dann bereits drei Uhr am Nachmittag, als ich weiterfuhr.
Eine gute Stunde später hatte ich dann Redding erreicht und konnte dort auf die I-5 N in Richtung Portland fahren. Endlich war ich auf der regulären Strecke. Ich hatte gut das doppelte der normalen Zeit für die Strecke gebraucht. Zum Glück war es ja nicht meine Schuld.

Zweieinhalb Stunden später erreichte ich Oregon. Natürlich musste ich am Port of Entry raus und mein Gewicht überprüfen lassen. Eine halbe Stunde später erreichte ich dann endlich Medford. Heute verließ ich die Interstate dann bereits an der Ausfahrt 27, South Medford.
Es ging auf die Garfield Street und an der übernächsten Kreuzung rechts ab. Über Riverside Ave und Central Ave erreichte ich dann das Lager von The Home Depot. Ich hatte kaum noch Fahrzeit. Es sollte aber gerade noch reichen, um den Trailer abzustellen und dann einen Platz zum Schlafen zu finden.

Auch am Lager vom Home Depot geschah alles kontaktlos. Es gab am Einfahrttor eine Sprechanlage, über die ich mich meldete. Ich bekam dann Dock Nummer 21 genannt, an dem ich den Trailer abstellen sollte. Als ich abgesattelt hatte, las ich meine nächste Anweisung im System:

12 H BREAK

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Alles andere wäre auch nicht möglich gewesen. Über die OR-62 fuhr ich dann durch Medford zur Biddle Road. Dort fuhr ich zu dem bekannten Truckstop. Natürlich war hier momentan auch alles zu. Das wusste ich ja schon vom vergangenen Freitag, wo ich hier über Nacht gestanden hatte. Also machte ich mir mein Abendessen aus meinen Vorräten. Nachdem ich gesättigt war, telefonierte ich noch eine Weile mit Pam, der ich von diesem merkwürdigen Tag berichtete. Sie hatte auch in den Nachrichten aus der Region davon gehört. Morgen auf meinem Rückweg sollte zwischen Redding und Sacramento aber wieder alles befahrbar sein. Nach dem Telefonat sah ich noch etwas fern und schaute mir selbst in den Nachrichten an, was die Journalisten über das Unwetter der vergangenen Nacht berichteten. Anschließend legte ich mich schlafen.

Freitag, den 3. April 2020, 7:15 am, PDT, Medford, OR:

Um viertel nach Sieben klingelte der Wecker. Ich stand auf und zog mich an. Dann verließ ich erstmal den Cascadia. Am Truckstop war ja aufgrund des Lockdowns alles geschlossen, wo man sonst als Gast die Möglichkeit hatte, zu duschen. Um das Wildpinkeln oder schlimmeres auf dem Gelände zu verhindern, hatte Isaac, der Betreiber des Truckstops dann aber vorgesorgt und zwei mobile Baustellen-Toiletten auf den Platz gestellt. Das war zwar auch nicht die Hygienischste Alternative, aber besser, als wenn der Platz irgendwann nur noch nach Urin und Kot stank.
Nachdem ich eine der Toiletten benutzt hatte, folgte die Wäsche aus dem Kanister. Dann setzte ich den Kaffee auf. Pünktlich um acht Uhr begann ich mit der PTI. Da ich nur die Zugmaschine prüfen musste, war ich schneller fertig, als die vorgegebene Zeit um war. Ich startete die Maschine und fuhr zu den Zapfsäulen. Da die Zapfautomaten direkt per Karte freigeschaltet werden konnten, wurde wenigstens kein persönlicher Kontakt nötig. Ich bekam dann 211 Gallonen Diesel und eine gute Menge DEF in die Tanks. Das zeigte mir, dass ich gestern nicht mehr viel weitergekommen wäre, bevor die Tanks endgültig leer gewesen wären. Die Tankbelege konnten auch direkt an der Säule gedruckt werden. Kaffee gab es momentan leider sowieso nicht. Aber ich hatte mir ja eben erst selbst welchen gemacht. Nun stand auch mein Auftrag im System:

PICKUP: CFO-ORMFR
TRAILER: CFO85170
FREIGHT: BUTTER
WEIGHT: 32,931 LB
DROP: CST-CASAC
PRIORITY: STANDARD

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Danny hatte mir also eine Ladung gegeben, die direkt zum Zentrallager, Sacramento ging. Das Abholkürzel stellte sich nach dem Antippen als Farm heraus, die ein Partnerbetrieb der Cascadian Farm Organic war. Letztere war wiederum ein Unternehmen des General Mills Konzerns. Der weltweit sechstgrößte Lebensmittelhersteller arbeitete natürlich sehr eng mit Walmart zusammen. Während Cascadian Farm an der Home Farm in Washington State in erster Linie Müsli, Müslirigel, sowie Tiefkühlobst und Tiefkühlgemüse verkaufte, kamen von den Partnerbetrieben auch andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Der Partnerbetrieb, zu dem ich nun fuhr lieferte neben frischem Obst und Gemüse auch Butter und Milchprodukte. Die Adresse war nicht direkt in Medford, sondern in der nordwestlich an Medford grenzenden Ortschaft Central Point. Dahin machte ich mich nun auf den Weg.

Ich fuhr zur OR-62 zurück. Dann überquerte ich die Interstate 5 und fuhr bis zur OR-99 N. Über die ging es dann nach Central Point. Vor der Ortschaft ging es dann links ab und nach einer knappen halben Stunde Fahrt erreichte ich die Farm. Nun hatte ich das erste Mal seit Beginn des Lockdowns persönlichen Kontakt mit dem Lieferanten. Für solche Fälle hatte man uns Fahrern einen Karton mit Einweg Schutzmasken mitgegeben. Ich nahm also eine aus dem Karton und setzte sie auf.
Einer der Farmarbeiter kam auf mich zu. Er hielt dann auch die geforderten 6 Fuß Abstand. „Guten Morgen. Für welchen Walmart sollst du abholen?“ „Trailer 85170 für Sacramento.“ „Okay. Der Trailer steht dort links in der Ecke. Papiere sind wie gewünscht hinten an der Ware. Kommst du mit deiner Fahrzeit noch bis nach Sacramento?“ „Ja. Ich habe gerade erst angefangen. Warum?“ „Der Trailer ist ein Iso-Trailer ohne Kühlaggregat. Wir haben die Ware mit Trockeneis verladen, damit sie bis zum Lager gekühlt bleibt. Du solltest aber keine riesigen Umwege fahren. Leider war kein Kühler mehr frei.“ „Okay. Das sollte aber passen. Ich werde wohl am Spätnachmittag oder frühen Abend da sein. Öffnen werde ich nur an der Kontrollstelle bei Hornbrook. Da komme ich nicht umhin.“ „Das ist klar. Sag den Kontrolleuren, sie sollen die Türen nicht zu lange offenlassen. Ansonsten übernehmen wir keine Haftung.“ „Ich werde es ausrichten.“ Damit verabschiedete sich der Arbeiter und ich fuhr zu dem Trailer und sattelte ihn auf.
Um viertel nach Neun war alles erledigt und ich konnte mich auf den Weg machen. Die Einwegmaske steckte ich mir in die Brusttasche. Die konnte ich bei der Kontrolle sicher noch gebrauchen.

Ich fuhr wieder zurück zur OR-99 und über diese dann nach Medford zurück. In Medford ging es dann wieder auf die OR-62, über die es dann zur I-5 S in Richtung Ashland weiter ging. An der Weigh Station, kurz vor der Staatsgrenze bekam ich einen Bypass. Oregon wollte also nichts mehr von mir wissen.

Ganz anders sah es heute an der Hornbrook Agricultural Inspection Station aus. Bisher hatte ich in meinem Job bei Walmart das Glück gehabt, mit Leerpaletten oder Altverpackungen nach Kalifornien einzureisen. Nun hatte ich das erste Mal Lebensmittel geladen. Das dann ausgerechnet auch noch in Zeiten von Corona. Die Kontrollbeamten beneidete ich momentan wirklich nicht. Hoffentlich war das Theater im Sommer vorbei, ansonsten würden die Beamten in ihren Kunststoffoveralls und der weiteren Schtuzausrüstung sicherlich eingehen. Heute, an einem Vormittag, Anfang April ging das sicherlich noch.
Als ich an der Reihe war, setzte ich die Maske wieder auf und stieg dann aus. „Guten Morgen.“ Grüßte ich die Beamten freundlich. „Guten Morgen. Was haben Sie geladen?“ „Wie man an der Werbung des Trailers erkennt, landwirtschaftliche Erzeugnisse.“ „Aus welchem Staat?“ „Ich habe den Trailer in Central Point, Oregon übernommen. Ob die Waren dort hergestellt wurden, ist mir nicht bekannt.“ „Die Ladungspapiere bitte.“ „Die sind an der Ware.“ „Dann öffnen Sie bitte den Trailer.“ „In Ordnung. Ich soll Sie aber vom Absender darauf hinweisen, dass die Ladung mit Trockeneis gekühlt wird, da kein Reefer verfügbar war.“ „Wir müssen trotzdem zur Kontrolle in den Trailer. Auch, wenn es die Kühlkette beeinträchtigt.“ „Mir solls recht sein. Cascadian Farm beziehungsweise General Mills behält sich aber Regressansprüche vor.“
Die Belehrung passte den Beamten offensichtlich gar nicht. Nun kontrollierten sie ganz akribisch und ausführlich. Von Ankunft bis Abfahrt stand ich so eine geschlagene Stunde dort. Das Ganze galt dann für mich noch nicht mal als Pause, sondern als Arbeitszeit. Ich nahm die Kontrolle trotzdem gelassen hin. Es war dann zwölf Uhr mittags, als ich weiterfuhr.

Die weitere Fahrt verlief dann ruhig und ereignislos. Ich kam gut durch. Es war ja auch weniger Verkehr, als in normalen Zeiten.
Gegen drei Uhr nachmittags machte ich dann am Pilot Travel Center in Orland, CA meine Pause. Hier nutzte ich meine Maske heute ein drittes Mal und besorgte mir im Wendy’s einen Salat und im Auntie Anne’s noch ein paar Brezeln. Das sollte dann heute mein Mittagessen werden. Verzehren musste ich das natürlich im Truck. Gegen vier Uhr machte ich mich dann auf die restliche Strecke.
Als ich die Colusa County Weigh Station erreichte, wollte mich der Staat Kalifornien dann zum zweiten Mal heute zu Gast haben. Mit den fast vollen Tanks brachte ich aber noch nicht einmal 70.000 Pfund auf die Waage. So verzichtete man auf weitere Kontrollen und ich konnte weiterfahren.

In Sacramento wechselte ich dann auf die CA-99 S, welche ich in Lemon Hills verließ ein paar Minuten später erreichte ich das Zentrallager. Die Zuweisung von Tor 23 überraschte mich dann etwas. Musste ich dort doch sonst meistens mit Altverpackungen hin. Die nächste Überraschung hatte ich, als ich den Trailer abgestellt hatte:

10 H BREAK

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Keela ließ mich tatsächlich mit gerade mal siebeneinhalb Fahrstunden und zusätzlichen zwei Stunden Arbeitszeit Feierabend machen. Wahrscheinlich gab sie mir heute ausdrücklich die Anweisung, damit es nicht so lief, wie am Mittwoch. So stellte ich die Zugmaschine um halb Sieben auf ihren Platz und machte mich auf den Weg nach Hause.
Dort strahlten Pam und Tim um die Wette, weil ich zu Hause war. Nachdem ich geduscht hatte, aßen wir dann gemeinsam zu Abend. Anschließend hatte ich heute die Möglichkeit, Tim ins Bett zu bringen und ihm noch was vorzulesen. Nachdem der Kleine eingeschlafen war, zogen sich Pam und ich auch ins Schlafzimmer zurück. Hier kuschelten wir noch etwas, bis ich dann auch schlafen musste. Durch den frühen Feierabend musste ich auch wieder früh raus.

Samstag, den 4. April 2020, 5:00 am, PDT, Sacramento, CA:

Um fünf Uhr klingelte mein Wecker. Ich stand leise auf und ließ Pam schlafen. Im Bad erledigte ich meine Morgentoilette und die Zahnpflege. Außerdem wusch ich mich schnell. Dann zog ich meine Sportsachen an. In der Küche machte ich mir was zu Essen zum Mitnehmen und natürlich das Grundnahrungsmittel Nummer eins für Truckdriver, den Kaffee. Ich packte die Sachen in meinen Rucksack und machte mich dann auf den Weg zum Zentrallager. Dort ging ich dann erstmal unter die Dusche. Um halb Sieben begann ich mit der PTI und eine Viertelstunde später war ich abfahrbereit. Mein Auftrag stand dann auch im System:

PICKUP: EST-CASAC
GATE: 05
TRAILER: DV146263
FREIGHT: COMPUTER COMPONENTS
WEIGHT: 22,271 LB
DROP: CAUKI
MARKET: SUC2052
GATE: 02
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-DSN

Danny schickte mich also mit Computern und Zubehör, wahrscheinlich auch noch mit anderen Non Food Artikeln zum Supercenter Nummer 2052 in Ukiah. Der Trailer stand am Außenlager, wie es bei Non Food Ware üblich war. Also ging es Bobtail erstmal nach North Natomas, wo sich das Außenlager befand.
Dort kam ich eine Viertelstunde später an und sattelte den Trailer auf, der an Tor 5 stand. Um viertel nach Sieben war die PTI des Trailers abgeschlossen und ich machte mich auf den Weg.

Zuerst ging es wieder zurück zur I-80 W in Richtung San Francisco. Der Interstate 80 folgte ich dann bis nach Vallejo, wo ich dann auf die CA-37 W in Richtung Novato / San Rafael wechselte. So hatte meine Woche am Montag angefangen und so endete meine Woche wohl auch wieder.
In Novato ging es dann auch, wie am Montag, auf die US-101 N in Richtung Santa Rosa / Eureka. Nun ging es 87 Meilen nach Norden, bis ich dann die Hauptstadt des Mendocino Countys erreicht hatte.
An der Ausfahrt 548A, Talmage, ging es dann von der 101 runter und ich hatte mein Ziel fast erreicht. Noch dreimal Links und ich war am Ziel. Tor 2 hatte ja bereits am Morgen in meiner Anweisung gestanden. Also brauchte ich nicht nochmal nachschauen. Ich fuhr auf den Wareneingangshof und setzte den Trailer an. Meine Rückladung stand inzwischen auch im System:

PICKUP: CAUKI
MARKET: SUC2052
GATE: 04
TRAILER: DV149227
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 40,154 LB
DROP: EST-CASAC
PRIORITY: STANDARD

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So musste das laufen. Es ging den gleichen Weg wieder zurück. Nur dieses Mal mit Leerpaletten. Es gab aber auch eine Ironie bei der Sache. Die Ladung, die ich hinbrachte war leichter, als die Leerpaletten, die bei dem Gewicht sicher bis unters Dach in den Trailer gepackt waren. Vermutlich auch noch ineinander geschachtelt. Und das in einem Trailer, der noch 5 Fuß kürzer war, als der, mit dem ich hier hingefahren war. Also den nächsten Trailer, zwei Tore weiter wieder aufnehmen. Als ich die Türen schloss, sah ich, dass es wirklich so war. Der Trailer war wirklich rappelvoll. Um viertel nach Elf war der Trailer aufgesattelt und kontrolliert. Der Schreibkram war ebenfalls erledigt und die Rückfahrt stand an.

Nun ging es dreimal Rechts und ich war auf der US-101 S in Richtung Santa Rosa. Ich blieb dann wieder bis Novato auf der 101 und wechselte dort auf die CA-37 E in Richtung Vallejo. Ich machte aber in Novato noch meine Pause. Dort stellte ich mich mit dem Truck an den Straßenrand neben einem verwaist daliegendem Skater Park. Auch dieser durfte ja aufgrund des Lockdowns nicht benutzt werden.

Zuerst aß ich dann die Sandwiches, die ich mir am Morgen zum Mitnehmen gemacht hatte. Nachdem diese verzehrt waren, hatte ich meine Pause noch nicht voll, also begann ich noch die Scheiben des Trucks zu putzen. Als ich damit fertig war, hatte ich dann auf einmal eine Stunde Pause gemacht. Nun sah ich zu, dass ich nach Hause kam.

Über die CA-37 E und die I-80 E ging es dann via Vallejo nach Sacramento. Am Außenlager hatte ich dann Glück. Die Ecke war voll und ich konnte den Trailer an Tor 10 abstellen. Danny schickte mich dann im Anschluss auch ins Wochenende. Ich sollte dann wieder bis Montag um Fünf meinen Reset machen.
Ich fuhr also Bobtail zum Zentrallager und stellte die Maschine ab. Dort packte ich alles zusammen und lief dann nach Hause, wo ich zur Freude von Pam und Tim um viertel nach Vier am Nachmittag eintraf.
Nachdem ich dann geduscht hatte, spielte ich noch ein wenig mit dem Kleinen, der mich in der Woche ja nur gestern Abend gesehen hatte. Schließlich machte Pam das Abendessen, was wir dann alle zusammen einnahmen. Auch heute war es dann wieder meine Aufgabe, unseren Sohn nach dem Essen ins Bett zu bringen. Die Belohnung dafür bekam ich dann von Pam, als Tim schlief. Da wurde ich von meiner Süßen verwöhnt.

Der Sonntag verlief dann so, wie es in Zeiten des Lockdowns nicht anders möglich war. Wir genossen unser Familienleben zu Hause. Bei Temperaturen von 8-12 Grad Celsius und teilweise mäßigem Regen fiel dann heute leider auch der Garten flach. Entsprechend war es dann meine Aufgabe, unseren Sohn zu bespaßen, während Pam sich dann um die Sachen im Haushalt kümmerte, die sie nicht machen konnte, wenn Tim ihr ständig um die Beine wuselte.
Pam und ich nutzten aber trotzdem jede Gelegenheit, um mal eben zwischendurch einen Kuss auszutauschen oder eine kurze Umarmung zu machen. Es machte den Eindruck, als ob sich Pam wieder endgültig erholt hatte und ihre Psyche wieder richtig stabil war. So war sie wieder die Frau, in die ich mich in San Diego verleibt hatte.
Leider ging der Sonntag dann auch wieder viel zu schnell vorbei. So war das nun mal in schönen Momenten. In denen raste die Zeit, während sie in schlechten Momenten kaum weiterlief. Am Abend, als Tim eingeschlafen war, gingen wir dann auch bald ins Schlafzimmer, wo ich dann auch nicht mehr lange aufbleiben konnte. Am Montagmorgen sollte ich ja um fünf Uhr wieder mit der PTI beginnen.

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