Montag, den 6. April 2020, 3:30 am, PDT, Sacramento, CA:
Um halb Vier am Montagmorgen beendete der Wecker mein Wochenende. Das war mal wieder zu kurz, obwohl es immerhin eineinhalb Tage lang war. Ich machte den Wecker aus und schaute zu Pam rüber. Sie schlief tief und ruhig. Inzwischen hatte sie kaum noch Alpträume. Nur so viel, wie sie jeder andere auch hatte.
Ich stand leise auf und ging ins Bad. Nach Toilettengang, Zahnpflege und schneller Wäsche war ich hier fertig. Duschen würde ich wieder mal nach meiner Laufrunde im Zentrallager. Meine Wäsche zum Mitnehmen hatte ich gestern Abend schon eingepackt. Also schlüpfte ich in die Sportsachen und ging dann in die Küche, wo ich mir mein Frühstück und meine Kanne mit Kaffee machte. Um kurz nach Vier machte ich mich dann auf den Weg zum Zentrallager.
Gegen halb Fünf kam ich dort an und ging in den Sozialräumen für das Personal duschen. Pünktlich um Fünf war ich dann frisch geduscht in meiner Fahreruniform an meinem Cascadia. Ich stellte die Systeme auf PTI und räumte schnell meine Sachen ein. Anschließend erledigte ich die Abfahrtskontrolle. Danach schaute ich nach, was mir Danny für einen Auftrag zugedacht hatte:
PICKUP: CST-CASAC
GATE: 11
TRAILER: RE127289
FREIGHT: BUTTER
WEIGHT: 39,203 LB
DROP: WFM-ORPDX
PRIORITY: IMPORTANT
WAT-CASAC-DSN
Es ging also mit Butter und weiteren Frischprodukten zu einer Filiale der Bioladenkette Whole Foods Market in Portland, Oregon. Dabei würde es mich nicht wundern, wenn ich Ware aus der Lieferung im Trailer hätte, die ich am vergangenen Freitag aus Central Point, OR mitgebracht hatte. War wieder sehr sinnvoll, die Ware erst aus dem Raum Medford nach Sacramento zu fahren, um sie dann, an Medford vorbei nach Portland zu karren. Da es aber sicher nicht die komplette Ladung war, ging es nicht anders. Ich fuhr zu Tor 11 und nahm den Trailer auf. Es war mal wieder kein neutraler Kühler. Bei Whole Foods Market lag die Warenannahme aber so, dass man die Trailer nicht unbedingt vom Parkplatz aus sah. Dann ging das. Um halb Sechs war die PTI des Trailers erledigt und ich machte mich auf den Weg.
Es ging zuerst auf die CA-99 N, dann um Downtown Sacramento herum. Nun erreichte ich die I-5 N in Richtung Redding. Heute lief es dann auch besser als Mitte der vergangenen Woche. Es ging erst am Sacramento River entlang, dann über den American River und am Internationalen Flughafen vorbei. Schließlich hatte ich den Raum Sacramento verlassen. Ich passierte Woodland und Dunnigan und kam dann durch das Colusa County. Die dortige Weigh Station gab mir freundlicherweise einen Bypass. Es ging weiter über die Interstate durch das Tal des Sacramento River in Richtung Redding.
Als ich Anderson passierte, merkte ich, dass ich hungrig wurde. So beschloss ich also, dass ich meine Pause heute früh machte. An der Ausfahrt 673, Knighton Rd verließ ich die Interstate und hielt mich in Richtung Flughafen. Dann fuhr ich auf die Niederlassung Redding der TravelCenters of America. Da hier sowieso alles geschlossen war, wo man was hätte essen können, blieb ich im Truck und verzehrte mein Frühstück, welches ich mir zu Hause zum Mitnehmen gemacht hatte. Nachdem ich in aller Ruhe gefrühstückt hatte, schrieb ich noch eine WhatsApp an Pam. „Hallo Sweetheart, Danny hat mich nach Portland, OR geschickt. Ich werde also vor Mittwoch nicht wieder zu Hause sein. Wir telefonieren heute Abend. Ich liebe dich. Steve.“ Ich machte noch einen Verdauungsspaziergang über den Parkplatz und fuhr um viertel nach Neun wieder weiter.
Es ging wieder zurück auf die I-5 N, die nun auch in Richtung Portland beschildert war. Ich passierte Redding und fuhr dann in die Berge wo der Mount Shasta herausragte. Schließlich begrüßte mich unser nördlicher Nachbarstaat.

Das Begrüßungsschild reichte Oregon heute aber zur Begrüßung. Am Port of Entry bekam ich auch einen Bypass. Offensichtlich war man in letzter Zeit zufrieden gewesen und verzichtete daher auf eine nähere Kontrolle.
Ich passierte problemlos Ashland, Medford, Grants Pass und Canyonville. An der Weigh Station bei Myrtle Creek im Tal des South Umpqua River wollte man dann aber doch mein Gewicht prüfen. Mit 77.656 Pfund durfte ich aber sofort weiter.
Es ging dann weiter. Mal mit Tempo 60, dann wieder mit 55. Es folgten Roseburg, Cottage Grove und Eugene. Nun ging langsam meine Tankleuchte an. Außerdem musste ich mir langsam Gedanken machen, wo ich meine Pause machen wollte. Ich wusste von Ben, dass in Albany, direkt beim Supercenter 5396 ein kleiner Truckstop war. Den wählte ich dann als heutiges Tagesziel. Viel mehr würde vor Salem nicht mehr kommen und noch durch Salem würde mir zu knapp werden.
An der Ausfahrt 233 verließ ich dann die Interstate und wechselte kurz auf die US-20 E, den Santiam Highway. Nach einer halben Meile kam dann auf der rechten Seite Jack’s Truck Stop. Hier machte ich Feierabend. Da die dortige Tankstelle eine 76 war, beschloss ich am kommenden Morgen auf der Gegenseite an der Chevron zu tanken. Mit Techron Karte bekamen wir den besseren Preis.
Der Truckstop gehörte auch nicht wirklich zu meinen Favoriten. Ben hatte aber auch gesagt, dass er nicht toll wäre, aber er sei immerhin da und viel weiter würde man von Sacramento aus nicht kommen. Es wirkte hier alles etwas heruntergekommen. Duschen konnte man hier im Moment sowieso nicht. Da ich aber auch keine frischen Lebensmittel mithatte, musste ich mir zumindest was zu Essen hier besorgen. Es gab hier aber auch nur Cooper’s Express. Immerhin mit Chicken to go. Besser als nix. Ich holte mir was zu essen und verzehrte es im Truck. Hinterher fiel mir dann ein, dass ich mir besser was im Walmart geholt hätte, aber hinterher ist man ja immer schlauer. Nach dem Essen telefonierte ich noch eine Zeit mit Pam, dann musste sie aber für Tim das Abendessen fertigmachen. Den restlichen Abend verbrachte ich dann im Sleeper vor dem Fernseher.
Dienstag, den 7. April 2020, 4:15 am, PDT, Albany, OR:
Um viertel nach Vier am Morgen holte mich mein Wecker wieder zurück in die Wirklichkeit. Ich stand auf und schaute erstmal, wo ich denn die Möglichkeit hatte, zur Toilette zu gehen. Die normalen Sanitäranlagen des Truckstop waren gerade nicht verfügbar, zumal sich diese auch noch im Obergeschoss des Gebäudes befanden. Aber auch hier hatte man vorgesorgt und Dixi-Klos aufgestellt. Die Wäsche folgte dann, wie im Moment üblich mit Wasser aus dem Kanister. Anschließend setzte ich meinen Kaffee auf und wechselte die Sportsachen, die ich als Ersatzpyjama im Truck nutzte, gegen die Fahreruniform. Um fünf Uhr begann ich dann wieder mit der PTI. Eine Viertelstunde später fuhr ich los.
Die Ausfahrt war an der Maple Leaf Ave, an der sich auch das Supercenter befand. Über die Goldfish Farm Road ging es dann zurück zum Santiam Highway. Dort fuhr ich auf die Tankstelle, bei der die kleinen Säulen mit Chevron beschriftet waren, die LKW-Säulen aber mit CFN beschriftet. Dahinter war ein Mineralölhandel namens Carson. Vielleicht stand CFN ja für Carson Fuel Network. Vielleicht auch nicht.
Ich testete also zuerst, ob meine Techron Karte auch an den LKW-Säulen funktionierte. Da das funktionierte, tankte ich dort voll. Als ich dann alles erledigt hatte und loskonnte, war es schon viertel vor Sechs.

Nun ging es auf die I-5 N in Richtung Salem. Die Hauptstadt Oregons war dann schnell passiert und es ging dann mit großen Schritten auf die größte Stadt des Staates, Portland zu. Bei der Überquerung des Willamette River über die Marquam Bridge und der Aussicht auf Downtown Portland vermutete ich dann, dass es auch die Brückenhauptstadt des Staates sein könnte.

Kurz hinter Buckman sollte ich dann eigentlich auf die I-84 E in Richtung Portland Airport. Ich hatte aber mal wieder eine Sperrung. Ich fluchte einmal kräftig und blieb dann auf der I-5 N. Es ging am Moda Center, dem früheren Rose Garden vorbei in Richtung Washington State. Anschließend überquerte ich den Columbia River und kam so zum ersten Mal in meiner Karriere als Truck Driver nach Washington State.
Hier, in Vancouver, WA bog ich dann auf die WA-14 E in Richtung Camas ab. An der Ausfahrt 6 fuhr ich dann auf die I-205 S in Richtung Salem und dann wieder über den Columbia River zurück nach Portland. An der Ausfahrt 24 ging es dann auf den Airport Way in Richtung Flughafen. Nach einer guten Meile ging es links über die Schienen der MAX Light Rail, welche Portland mit dem Flughafen verband. Dann lag rechts der Biomarkt von Whole Foods Market.
Mein System zeigte mir Tor 1 an. Dort setzte ich dann den Trailer an.

Nachdem ich dort abgesattelt hatte, schaute ich nach, was als nächster Auftrag im System stand:
PICKUP: WFM-WAVCV
GATE: 03
TRAILER: FEXXXX
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 41,827 LB
DROP-EST-CASAC
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-KMU
Es ging also wieder zurück nach Washington. Hier hatte man wohl nicht genug Leergut zusammen, in Vancouver schon. Also ging mein Rückweg über den gleichen Umweg, wie die Hinfahrt. Über den Airport Way ging es wieder zurück zur I-205. Dann überquerte ich zum dritten Mal heute den Columbia River und war zum zweiten Mal in Vancouver, WA.
Es ging wieder auf die WA-14, diesmal in westlicher Richtung. Dann ging es an der Ausfahrt 1, Columbia Way vom Highway herunter. An der Ampel ging es links auf den Columbia House Boulevard, an dem das Grand Central Retail Center lag. In diesem Einkaufszentrum war auch die Filiale des Biomarktes, an dem meine Ladung stand.
Ich fuhr zum genannten Tor 3 und sattelte dort den FedEx Trailer auf. Es war ein Dreiachser. So würde ich zwar kein Problem mit den Achslasten haben, das Gesamtgewicht konnte bei fast 42.000 Pfund Ladung aber eng werden. Das würde ich aber erst an einer Waage feststellen können. Ändern ließ sich da mit ziemlich vollen Tanks sowieso nichts.
Nachdem ich aufgesattelt und die PTI des Trailers durchgeführt hatte, stellte ich die Systeme auf Pause. Dann ging ich in den Biomarkt und kaufte mir ein paar Sachen für mein Mittag- und Abendessen. Vor morgen Mittag war ich sowieso nicht in Kalifornien. Zurück im Truck aß ich noch eine Kleinigkeit. So stand ich insgesamt eine dreiviertel Stunde, bis ich dann wieder losfuhr. Nun trat ich den Heimweg an.
Es ging wieder auf den Columbia House Boulevard und dann auf die WA-14 W, die dann auf die Interstate 5 mündete. Hier nahm ich die Südliche Trasse in Richtung Portland. Dann überquerte ich zum vierten Mal den Columbia River und kehrte zurück nach Oregon.
Nachdem ich schließlich Portland verlassen hatte, atmete ich erstmal durch. Ich war zwar Großstädte gewohnt, trotzdem war es immer anstrengend mit dem Truck durch die Ballungsräume zu fahren. Momentan war wenigstens nicht ganz so ein dichter Verkehr. Die Pandemie hatte eben auch ein paar wenige gute Seiten.
Nun ging es in Richtung Süden an Salem, Albany und Eugene vorbei. Dann musste ich langsam schauen, wie weit ich heute fahren würde. Schließlich machte ich dann an der Gettings Creek Rest Area, bei Creswell, OR Feierabend. Ob ich an einem Truckstop stand, oder hier, war aktuell egal.
Die Behindertentoiletten und die kleine Bude, an der sonst Kaffee verkauft wurde, waren geschlossen. Die anderen Toiletten waren aber immerhin geöffnet. Ansonsten gab es noch ein paar Automaten. Ich brauchte aber nichts, hatte ich doch vorhin noch eingekauft. Daher machte ich mir dann auch aus meinen Einkäufen mein Abendessen fertig. Danach ging ich noch ein paar Schritte über die Rest Area, mehr war heute leider nicht drin. Zurück im Truck telefonierte ich noch mit Pam. Danach schaute ich noch fern, bis ich mich zum Schlafen hinlegte.
Mittwoch, den 8. April 2020, 4:15 am, PDT, Creswell, OR:
Ich hatte meinen Wecker auf der gleichen Zeit gelassen, wie er gestern gestanden hatte. Also ging es wieder um viertel nach Vier aus dem Bett. Anschließend ging es kurz in das Toilettenhäuschen, bevor dann wieder die Kanisterwäsche anstand. Um fünf Uhr war ich dann in meiner Fahreruniform und mit frischem Kaffee ausgestattet. Nun konnte die PTI losgehen. Um viertel nach Fünf fuhr ich dann weiter nach Hause.
Es ging zurück auf die I-5 S in Richtung Medford. Es war nicht viel los. Auch die Weigh Station bei Myrtle Creek gab mir einen Bypass. Das Einzige, was meinen Vorwärtsdrang etwas bremste, war die Kombination aus der schweren Ladung, den Hügeln in Oregon und der mäßigen Motorisierung des Freightliners. Trotzdem näherte ich mich gegen acht Uhr Medford. Da die Tankanzeige schon wieder nur noch halb Voll anzeigte, beschloss ich, Isaacs Truck Stop noch einen Besuch abzustatten, um die Tanks nochmal zu füllen. Gegen viertel nach Acht war ich an der Biddle Road und konnte die Tanks wieder füllen. Da ich jetzt sowieso drei Stunden voll hatte, reichte es, wenn ich jetzt bereits meine Pause machte. So blieb ich noch eine halbe Stunde auf dem Parkplatz stehen und frühstückte in Ruhe. Um Viertel vor Neun ging es dann weiter nach Hause.
Ich fuhr zurück auf die I-5 S in Richtung Ashland. Als ich mich dem Port of Entry näherte, fiel mir schlagartig ein, dass ich gar nicht gewogen hatte, bevor ich die Tanks gefüllt hatte. Bei Isaacs Truck Stop gab es aber auch keine Cat Scale Waage. Hoffentlich war ich jetzt nicht zu schwer. Da ich aber auch hier einen Bypass bekam, konnte ich aufatmen.

Kurz darauf war ich in Kalifornien. In Hornbrook gab es zum Glück keine Waage, sondern nur die Kontrolle der Frachtpapiere wegen der Einfuhr von frischen Lebensmitteln. Mit meinen Leerpaletten war ich hier aber auch schnell wieder durch. Auch die weitere Fahrt nach Hause verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Das einzig Erwähnenswerte war dann die Weigh Station im Colusa County. Hier musste ich dann auch wiegen. Mit 79.689 Pfund war ich dann schwer, aber noch legal. Ich wollte mir auch gar nicht ausrechnen, ob ich dann an der Grenze zu Oregon noch über 80.000 Pfund war.
Um viertel nach Drei am Nachmittag erreichte ich dann das Außenlager in North Natomas. Heute hatte ich dann auch mal wieder Pech und musste den Trailer in die Ecke setzen. Das funktionierte aber trotz des vollen Dreiachsers erstaunlich gut. Anschließend schaute ich, was mir mein Schwesterchen zugedacht hatte:
PICKUP: EST-CASAC
GATE: 08
TRAILER: DV138712
FREIGHT: TELEVISION SETS
WEIGHT: 32,347 LB
DROP: OR-TTD
MARKET: SUC2927
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-JMU
Das Kürzel TTD stand für Troutdale, OR, einem Vorort von Portland, wo sich auch die frühere Zentrale von Walmart, Oregon befand, die durch die Fusion mit Kalifornien zu Gunsten von Sacramento geschlossen wurde. Das Lager wurde aber noch betrieben. Ebenso wie das Supercenter an der I-84. Zu Letzterem sollte die Ladung. Es ging also wieder nach Portland.
Ich fuhr zu Tor 8 und nahm den Trailer auf. Nach der Kontrolle des Trailers war es dann viertel vor Vier. Ich überlegte kurz, ob ich Jessy anrufen sollte, um mit ihr abzusprechen, ob ich zu Hause Feierabend machen konnte. Auf eine Diskussion mit meiner Zicke von Schwester hatte ich aber keine Lust. Dann fielen mir die Worte von Keela wieder ein, die sie mir vergangene Woche gesagt hatte. Ich hatte Standard Priorität und durfte auch selbst entscheiden. Ich fuhr also nicht nach Norden, sondern noch ein Stück nach Süden zum Zentrallager. Dort stellte ich den Truck auf den Platz und machte Feierabend. Ich füllte noch schnell den Wasserkanister wieder und packte meine Schmutzwäsche ein. Dann lief ich nach Hause.
Dort angekommen, wurde ich erfreut von Pam und Tim begrüßt. Anschließend bat mich meine Süße, noch mal einkaufen zu fahren. Nachdem ich geduscht hatte, machte ich das. Es war nach wie vor anstrengend und es gab wieder nicht alles, was wir haben wollten. Zurück zu Hause spielte ich noch bis zum Abendessen mit Tim. Nach dem Essen brachte ich den Kleinen ins Bett und las ihm seine Gute Nacht Geschichte vor. Als er dann eingeschlafen war, zogen sich Pam und ich ebenfalls ins Schlafzimmer zurück.
Donnerstag, den 9. April 2020, 3:30 am, PDT, Sacramento, CA:
Um halb Vier klingelte mein Wecker schon wieder. Ich machte ihn schnell aus, um Pam nicht zu wecken. Dann stand ich auf und ging ins Bad. Es folgte der übliche Morgenablauf. Toilette, Zahnpflege, Schnellwäsche und Sportsachen anziehen. Dann in der Küche Kaffee und Frühstück zubereiten. Kurz nach Vier machte ich mich auf den Weg zum Zentrallager, wo ich dann schnell unter die Dusche ging. In der Fahreruniform ging es dann zum Truck, wo ich pünktlich um Fünf Uhr mit der PTI begann. Eine Viertelstunde später ging es dann los in Richtung Oregon.
Über die CA-99 N, I-80 BUS W und I-5 N ging es dann aus Sacramento hinaus. Colusa County gab mir einen Bypass, so konnte es weitergehen. Die Fahrt bis zum TA Truckstop Redding lief dann ruhig und ohne Vorkommnisse. Die meiste Zeit konnte ich den Truck entspannt mit Tempomat 56 laufen lassen.
Allerdings merkte ich auch, dass die ruhige, entspannte Fahrt dafür sorgte, dass ich wieder müde wurde. Der Truck rollte dahin und ich ließ meine Gedanken schweifen. So wurde ich schneller schläfrig, als wenn ich mehr zu tun gehabt hätte. Überwiegend aus diesem Grund machte ich meine Pause heute so früh.
Auf dem Truckstop aß ich erst mein mitgebrachtes Frühstück und legte mich anschließend nochmal für eine gute Stunde in die Koje. Als ich dann gegen viertel vor Zehn weiterfuhr, fühlte ich mich erheblich besser.
An der Cypress Avenue fuhr dann ein ganzes Stück vor mir ein Kollege mit einem alten Walmart Trailer auf die Interstate 5. Ich sprach ihn über CB-Funk an und wir quatschten dann eine ganze Weile zusammen. Er war ein Kurzstreckenfahrer, der für einen Subunternehmer aus Redding tätig war. Heute war er vom Zentrallager Redding auf dem Weg nach Medford, um dem dortigen Supercenter Tiefkühlware zu bringen. Wir wechselten auf einen ruhigen Kanal und quatschten weiter. In den nun folgenden Bergen merkte ich aber, dass der Peterbilt des Kollegen ein wenig schwächer war. Er hatte zwar auch 400 PS, aber anstatt des Cummins ISX15 hatte er einen Paccar MX11 unter der Haube. Weniger Hubraum hieß weniger Drehmoment und damit weniger Kraft. Obwohl die PS Zahl was anderes aussagte. So schaffte ich es in den Bergen nicht nur hinter ihn zu gelangen, sondern sogar ihn vernünftig zu überholen.

Meine Ladung war aber auch nicht allzu schwer. Bis zur Staatsgrenze fuhren wir weiter zusammen, dann musste ich am Oregon Port of Entry raus, während er einen Bypass bekam. Nachdem mein Gewicht mit 69.539 Pfund feststand, durfte ich weiterfahren, den Kollegen holte ich nun aber bis Medford nicht mehr ein. Als er von der Interstate abfuhr, war ich noch eine Meile weiter hinten. Wir verabschiedeten uns und ich fuhr alleine weiter gen Norden.
Die weitere Fahrt durch Oregon lief auch ganz gut. Nur der öfter vorkommende Wechsel des Tempolimits von 55 auf 60 und umgekehrt nervte etwas. Ich hatte keine Lust, ständig den Tempomat zu korrigieren. Myrtle Creek durfte ich dann noch mal auf die Waage. „Ich war doch eben erst. Könnt ihr euch mal mit den Kollegen abstimmen.“ Schimpfte ich vor mich hin. Jetzt waren es 69.394 Pfund.
Genau wie am Montag reichte meine Fahrzeit auch heute wieder bis nach Albany auf Jack’s Truck Stop. Heute war ich aber schlauer und holte mir mein Abendessen im benachbarten Walmart Supercenter. So war mein Essen heute gesünder und zudem noch billiger.
Nach dem Abendessen Telefonierte ich noch eine Weile mit Pam, bis sie dann Tim ins Bett bringen musste. Ich nahm mir dann ein Beispiel an meinem Sohn. Da ich morgen nicht auch wieder so müde in den Tag starten wollte, legte ich mich dann auch hin.
Freitag, den 10. April 2020, 4:15 am, PDT, Albany, OR:
Der Morgen glich dem Dienstagmorgen. Gleiche Uhrzeit, gleicher Truckstop, gleiche Richtung. Wenigstens brauchte ich nicht lange suchen, wo ich meinen Toilettengang erledigen konnte. Die Körperpflege erfolgte dann natürlich wieder mit Wasser aus dem Kanister. Auch der Kaffee wurde wieder mit diesem Wasser aufgesetzt. Um fünf Uhr begann ich mit der PTI und eine Viertelstunde später ging es weiter. Im Unterschied zu Dienstag fuhr ich jetzt aber nicht tanken, sondern machte mich direkt auf den Weg über die US-20 zurück zur I-5 N in Richtung Salem. So war ich heute etwas früher dran, als am Dienstag.
Die Fahrt über Salem nach Portland lief ruhig. Noch war nicht so viel los. Nachdem ich die Marquam Bridge überquert hatte, glaubte ich dann, ich hätte ein Déjà-vu. Auch heute war dann wieder der Abzweig auf die I-84 E in Richtung The Dalles gesperrt.

Das war dann genau, wie am Dienstag. Ob es sich um einen Unfall, oder um eine dauerhafte Sperre handelte, wusste ich nicht. Da aber Polizei und Einsatzkräfte an der Sperrung standen, schloss ich eine dauerhafte Sperrung aus.
Mir blieb also nichts anderes übrig, als weiter der I-5 N zu folgen. Das Navi stellte sich um und gab mir vor, ein Stück weiter nördlich zu wenden und es dann von der anderen Seite zu versuchen. Als ich am Abzweig zur I-405 vorbei war, sah ich dann, dass ich das ebenfalls vergessen konnte. Von hier aus war die I-5 in Richtung Süden komplett gesperrt. Da ich auf der Gegenseite weder einen Unfall, noch eine Baustelle gesehen hatte, hing das vermutlich ebenfalls mit der Sperrung der I-84 E zusammen.

Also wirklich genau wie am Dienstag. Ich musste wieder über Vancouver ausweichen. Also überquerte ich den Columbia River und somit die Grenze zu Washington. Dann auf die WA-14 E. Schließlich ging es über die I-205 S wieder zurück nach Oregon. Im Gegensatz zu Dienstag fuhr ich dann aber am Abzweig zum Flughafen vorbei und wechselte danach auf die I-84 E. Nun war ich wieder auf der richtigen Route und fast am Ziel.
An der Ausfahrt 17 ging es dann von der Interstate runter. Nun ging es an den beiden Truckstops von TA und Love’s vorbei und dann rechts in die Graham Road. In dem Einkaufszentrum, was dann linkerhand lag, befand sich dann auch das Supercenter, wo meine Ladung hinsollte. Meine Abladestelle stand inzwischen auch im System, genau wie meine Rückladung:
PICKUP: ORTTD
MARKET: SUC2927
GATE: 03
TRAILER: RE73556
FREIGHT: USED PACKAGING
WEIGHT: 34,618 LB
DROP: CST-CASAC
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-KMU
Keela hatte mir die erwartete Rückladung nach Hause zugeteilt. Ich fuhr an das Dock, wo mein Trailer abgestellt werden sollte und sattelte ab. Anschließend nahm ich den Reefer an Tor 3 auf. Nach erfolgter PTI machte ich mich dann um viertel vor Zehn wieder auf den Rückweg. Diesen konnte ich dann erstaunlicherweise über die reguläre Strecke fahren.
Es ging also über die I-84 W zur I-5 S in Richtung Salem. Dabei merkte ich dann erstmal, wie viel Zeit diese Umwege über Vancouver an Zeit kosteten.
Inzwischen hatte sich dann auch meine Tankleuchte gemeldet. Der Cascadia hatte also Durst. Ich fuhr dann wieder bis nach Albany. Dort tankte ich dann wieder an der Tankstelle von Chevron, CFN oder Carson. Whatever.
Nachdem die Tanks gefüllt waren, beschloss ich dann auch gleich hier meine Pause zu machen. Ich stellte den Cascadia an die Seite, so dass er keinem im Weg stand. Dann machte ich mich nochmal auf den Weg zum örtlichen Walmart Supercenter. Dazu musste ich dann einmal die US-20 und den Platz von Jack’s Truckstop überqueren. Mit meinen Einkäufen das ganze dann noch mal in umgekehrter Richtung. So hatte ich wenigstens noch etwas Bewegung.
Zurück im Truck aß ich dann noch etwas. Gegen zwei Uhr am späten Mittag machte ich mich dann auf den Weg für den Rest der Tagesetappe.
Es ging dann zurück auf die I-5 S in Richtung Eugene. Im Prinzip ging es jetzt nur noch darum, ein Polster für den morgigen Tag zusammenzufahren. Ich wusste ja, dass ich in der Regel die Strecke Albany – Sacramento in einer Schicht schaffte. Aber je weniger ich morgen noch fahren musste, um so früher war ich bei Pam und Tim im Wochenende.
Bis hinter Eugene lief das dann auch recht gut. Danach hatte aber offensichtlich ein Kollege von Roadrunner Freude daran, etwas langsamer fahren zu wollen, als der Rest auf der Interstate. Mein Cascadia lief ja ganz gut, solange er Schwung hatte. Heute war es dann aber wie verhext. Jedes Mal, wenn ich wieder mit Schwung auf ihn auflief, hatte ich keine Chance nach Links zu kommen und ihn zu überholen. Also wieder bremsen und dann erneut Schwung aufbauen.

Das ganze Schauspiel zog sich dann hin, bis ich die Faxen dicke hatte und an der Ausfahrt 99, Canyonville, von der Interstate abfuhr. Dann fuhr ich zum bekannten Seven Feathers Truck & Travel Center.
In normalen Zeiten wäre die Pause hier zu einem Erlebnis geworden. Aufgrund des Lockdowns hatte sich das aber auch erledigt. Immerhin gab es hier reichlich Parkplätze. Nachdem der Truck stand und ich Feierabend hatte, telefonierte ich noch eine Weile mit Pam. Danach machte ich mir aus den Einkäufen, die ich mir am Walmart geholt hatte, mein Abendessen. Den restlichen Abend verbrachte ich im Sleeper vor dem Fernseher, bis ich mich dann hinlegte.
Samstag, den 11. April 2020, 4:15 am, PDT, Canyonville, OR:
Auch heute stand ich wieder zur gleichen Zeit auf. Ich merkte dann auch, dass es mir guttat, einen gleichmäßigen Rhythmus zu haben. Auch hier gab es leider nur Dixi-Klos, da der gesamte Verkaufsbereich geschlossen war. Der Ablauf hatte sich ansonsten eingespielt. Toilettengang, Kaffee aufsetzen, Wäsche und Zahnpflege mit Wasser aus dem Kanister, danach in die Fahreruniform schlüpfen. Die PTI erfolgte dann mit der Maglite Stablampe, da das spärliche Licht auf dem Parkplatz ansonsten nicht ausreichte. Um viertel nach Fünf verließ ich dann den Truckstop, den ich mir nach dem Lockdown noch mal genauer ansehen musste.

Es ging dann wieder auf die I-5 S in Richtung Medford. Das war dann quasi auch das Stichwort für den nächsten Zwischenstopp. Auch wenn ich wahrscheinlich maximal 50 Gallonen Diesel in die Tanks bekommen würde, fuhr ich dort noch mal von der Interstate runter und tankte bei Isaacs Truckstop noch mal voll. Anschließend blieb ich noch eine halbe Stunde stehen und machte Frühstückspause. Dabei vernichtete ich noch alle frischen Lebensmittel, die ich noch von meinem Walmart Einkauf übrighatte, indem ich sie verspeiste. Anschließend setzte ich meinen Heimweg fort.
Die nächsten Zwischenstopps waren dann eher unfreiwillig. Der erste war an der Waage, die das Southbound Gegenstück zum Orgon Port of Entry war. Der nächste folgte kurz darauf in Form der Hornbrook Agricultural Inspection Station. Dank der Altverpackungen und einem relativ leeren Kühlschrank, der definitiv keine Frischwaren mehr beinhaltete, war ich hier auch schnell durch.
Nun ging es über die hügelige Streckenführung der Interstate 5 am Mount Shasta vorbei auf Redding zu. Da aber weniger Verkehr war, als sonst am Samstag, lief es sehr entspannt. Auch die Fahrt durch die Ebene im Tal des Sacramento Rivers, südlich von Redding lief ruhig und entspannt. Der Cascadia lief ruhig mit Tempomat 56, Das Radio spielte Rockklassiker und die Vorfreude auf das Wochenende stieg minütlich.
Der letzte Zwischenstopp kam dann an der Colusa County Weigh Station. Heute wollten mich offensichtlich alle kurz sehen. Anschließend folgte dann der Endspurt in meine Heimatstadt. Als ich dann den American River überquerte, hatte ich dann schon fast Wochenende.

Auch die Ansage im ORBCOMM, dass ich den Trailer an Tor 23 ansetzen sollte, brachte meiner guten Laune keinen Dämpfer. Inzwischen war auch das Routine. Ich zirkelte den Trailer um die Ecke, zog einmal gerade, öffnete die Türen und setzte den Trailer gerade ans Dock. Um drei Uhr stand der Truck dann auf seinem Platz und ich hatte Wochenende. Nachdem ich die Sachen, die mit nach Hause sollten in meinem Rucksack verstaut hatte, lief ich dann nach Hause.
Dort angekommen, fand ich Pam und Tim im Garten vor. Pam saß in der Sonne und las einen Liebesroman und Tim spielte im Sandkasten. Nachdem ich die beiden begrüßt hatte, ging ich schnell unter die Dusche und machte mich wieder frisch. Danach wollte ich es mir ebenfalls auf der Terrasse bequem machen. Leider klappte das nicht so ganz. „Darling, kannst du noch mal eben einkaufen fahren?“ fragte Pam und schaute mich mit dem Blick aus ihren dunklen Augen an, dem ich sowieso nichts abschlagen konnte. Ich stöhnte auf. „Wenn es sein muss.“ Sie kam zu mir und umarmte mich. Dabei bekam ich einen langen leidenschaftlichen Kuss. „Bitte. Ich bin dir dann auch unendlich dankbar.“ „Du weißt genau, dass ich nicht nein sagen kann, wenn du mich so anschaust.“ „Der Zettel mit den Sachen, die wir brauchen liegt auf dem Küchentisch. Denk auch an deine Vorräte für nächste Woche.“ „Okay, Sweetheart.“
Es ging also nicht auf die Terrasse, sondern in meinen Ford. Dann fuhr ich noch zum Supercenter, wo ich einkaufte. Am Samstagnachmittag waren die Regale natürlich bei den begehrten Sachen wieder sehr übersichtlich. Auf dem Rückweg nach Hause fuhr ich dann noch eben am Truck vorbei und räumte meine Vorräte für die kommende Woche ein.
Als ich dann endlich zu Hause war, hatte ich Wochenende. Ich spielte noch mit Tim, während Pam dann in der Küche verschwand und das Abendessen zubereitete. Nach dem Abendessen kümmerte ich mich dann darum, dass unser Sohn sich fürs Bett fertig machte. Nachdem er dann eingeschlafen war, stillte Pam ihren Nachholbedarf an Kuschelzeit.
Der Sonntag stand dann komplett im Zeichen der Familie. Aufgrund des Lockdowns fand dieser natürlich zu Hause statt. Leider war es bedeckt. Da es aber trocken blieb und immerhin bis zu 21 Grad warm war, konnten wir uns trotzdem im Garten aufhalten. Bei Sonne wäre es natürlich schöner gewesen. Dabei nahm mich Tim den Großteil des Tages in Beschlag. Daddy war ja schon unter der Woche nicht da. Das machte ich aber gerne. Ich vermisste unseren Sohn in der Woche ja auch. Ganz genau wie seine Mutter. Immer wieder zwischendurch kam aber auch Pam und forderte Umarmungen und Küsse ein. Wir waren wieder die kleine, glückliche Familie, die wir auch vor Pams Krankheit gewesen waren. Jetzt müsste nur noch die Pandemie vorbei sein, dann wäre alles so, wie es sein soll.
