15. Arizona – Kurze Woche – Beziehungsprobleme

15. Juni bis 28. Juni 2020:

Die vergangenen zwei Wochen waren Routine. Die Touren gingen nicht so weit, wie in den Wochen davor. Dafür war zu viel zu fahren. Wie immer vor Feiertagen nahm eben auch in den letzten Wochen vor dem 4. Juli die Nachfrage zu. Daher blieben wir von Sacramento aus zumeist in Kalifornien und allenfalls noch in Oregon oder Nevada. Die Regional Driver waren das gewohnt. Ich gehörte aber zum Kreis der Long Haul Driver, die eben auch schon mal weiter ins Landesinnere kamen.
Bei Walmart hieß das, dass Fahrer aus dem Westen die Pacific und Mountain Time Zone als Gebiet hatten und Fahrer aus dem Osten die Eastern und Central Time Zone. Weitere Touren wurden von Subunternehmern gefahren.
Der Großteil der Fahrer waren Regional Driver, gerade mal 10 Prozent waren Long Haul Driver. Da ich den Job von Greg übernommen hatte, der vorher auch schon Long Haul Driver war, wurde ich automatisch dazu. Ob ich wollte oder nicht. Wenn keine langen Touren da waren, fuhren wir eben auch die anderen Touren.

Inzwischen wusste man auch, dass bei den Trucks von Harry Pearson und den weiteren Kollegen tatsächlich ein Fehler zu den Motorschäden geführt hatte. Bei einem Gussteil waren die Ölkanäle, die den Schmierstoff durch den Motor leiten an den Seiten rauer als üblich, wodurch sich dort mehr Rückstände festsetzen konnten. Trotz regelmäßiger Ölwechsel hat sich dort im Laufe der Zeit so viel abgesetzt, dass dann nach längerer Zeit die Ölkanäle dicht waren. Dieser Fehler betrifft wohl eine bestimmte Motorenreihe, die im Jahr 2015 gebaut wurde. Eine Handvoll dieser Modelle war eben auch nach Sacramento gekommen.
Walmart war nun dabei, gegen Freightliner zu klagen, um aus der Sache noch etwas Geld rauszuschlagen. Freightliner wird dann wohl seinerseits Cummins in Regress nehmen. Im Moment wurde in Bentonville entschieden, wie denn weiter vorgegangen werden soll. Die bereits ausgefallenen Zugmaschinen wurden bei Walmart nicht mehr instandgesetzt, da es sich nicht rechnete, in die alten Fahrgestelle noch einen neuen Motor einzubauen. Bei Walmart gingen die Maschinen sowieso weg, wenn 500000 Meilen überschritten waren.
Die üblichen Aufkäufer bekamen diese Fahrzeuge erheblich günstiger und konnten selbst entscheiden, ob sie diese noch mit neuen Motoren verkaufen wollten. Da meine Maschine ebenfalls aus 2015 war, vermutete ich, dass sie auch dazu gehören könnte. Sicher wusste ich das aber nicht. Harry und die Anderen, deren Maschinen ausgefallen waren, fuhren nun Leihwagen, bis die nächste neue Baureihe geliefert wurde.

In Sachen der Corona Pandemie gab es wenig Neues. Es sah aber so aus, dass viele Leute die Probleme schon nicht mehr beachteten, oder ignorierten. Manche Leute wollten sich eben nichts vorschreiben lassen. Das hatte zur Folge, dass die New York Times von einem „alarmierenden Anstieg der Infektionszahlen in Kalifornien“ sprach. Dass dabei von Countys in der mexikanischen Grenzregion die Rede war, sorgte dann dafür, dass sich Pams Verlustängste, ihre Eltern betreffend, verstärkten. Ihre Albträume kamen häufiger und sie nahm ihre Therapie wieder auf. Natürlich unter Wahrung der Abstandsregeln.
Als am Freitag vom Imperial County die Rede war, welches direkt neben dem San Diego County lag, verstärkten sich die Ängste weiter.

Montag, den 29. Juni 2020, 3:30 am, PDT, Sacramento, CA:

Um halb Vier klingelte mal wieder mein Wecker. Pam hatte wohl mal keinen Albtraum. Sie schlief tief und fest. Ich stand leise auf und ging ins Bad. Es folgte die übliche Morgenroutine, die wieder mal damit endete, dass ich im Zentrallager unter die Dusche ging. Pünktlich um fünf Uhr war ich am Truck und begann mit der PTI. Als diese abgeschlossen war, schaute ich nach dem Auftrag:

PICKUP: EST-CASAC
GATE: 02
TRAILER: DV136322
FREIGHT: HOME ACCESSORIES
WEIGHT: 42,360 LB
DROP: AZTUS
MARKET: SUC5626
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-DSN

Ich war verblüfft. So weit im Süden war ich bisher noch nie. Außerdem war ja eine Kurze Woche wegen des Feiertags geplant. Na gut, dann geht es eben nach Tucson. Da die Ladung ziemlich schwer war, tankte ich erstmal nicht. Der Zeiger der Tankuhr stand kurz unter Halbvoll. Zur Not musste ich unterwegs noch ein paar Gallonen nachtanken.
Ich nahm den üblichen Weg zum Außenlager über die CA-99 N, I-80 BUS W und I-5 N. Schließlich kam ich am Außenlager in North Natomas an. Dort sattelte ich den 53 Fuß Dry Van auf und erledigte die PTI des Trailers. Um viertel vor Sechs fuhr ich dann los.

Ich fuhr zur Interstate zurück und nahm die I-5 S in Richtung Los Angeles. Nun war für die nächsten Stunden Rollstrecke angesagt. Es lief gut, trotzdem merkte ich, dass der Trailer schwer war. Schon bei leichten Steigungen wurde der Cascadia langsamer. Da konnte ich aber trotzdem gut mit leben.
Als ich über die Waage musste, stellte ich fest, dass es gut war, nicht getankt zu haben. Ich hatte mit 79.092 Pfund zwar noch etwas Luft nach oben, so viel war es aber auch nicht.
Kurz vor Elf setzte ich dann an der Ausfahrt 257 den Blinker. Dann fuhr ich zur Pause auf den mir inzwischen gut bekannten TA Truckstop in Buttonwillow. So war dann wenigstens nicht alles neu an der Tour.

Ich holte mir an der Willow Ranch einen Grilled Chicken Salad, den ich mit in den Truck nahm. Dann rief ich Pam an. „Hallo Darling, alles in Ordnung?“ „Hallo Sweetheart. Bei mir ist alles gut. Ich wollte nur sagen, dass ich vor Mittwoch keinesfalls nach Hause komme.“ „Aber zum langen Wochenende bist du doch zu Hause.“ „Das hoffe ich. Das hängt aber natürlich von der weiteren Planung ab.“ „Wo musst du denn hin?“ „Nach Tucson.“ „Arizona?“ „Ein anderes Tucson fällt mir im Moment nicht ein.“ „Mir auch nicht. Wieso geht es denn so weit?“ „Weil mich Danny dahin geschickt hat.“ „Wann kommst du dort an?“ „Morgen.“ „Dann wollen wir das Beste hoffen.“ Wir sprachen noch über ein paar Kleinigkeiten, dann legten wir auf. Anschließend aß ich was von dem Salat. Den Rest stellte ich hinterher in meinen Kühlschrank. Um halb Zwölf fuhr ich dann weiter.

Ich fuhr zurück auf die I-5 S in Richtung LA. Das nächste Hindernis war dann der Anstieg zum Tejon Pass. Von dieser Seite war der Anstieg ja mäßig steil. Er zog sich zwar, war aber nicht so stark, wie von Süden aus. Der Cascadia ging daher auch nur kurz unter 40, danach wurde er langsam wieder schneller. Mit der Jake Brake war das Gefälle auf der Gegenseite auch gut zu bewältigen. Der Anstieg hatte aber gut am Dieselvorrat gezehrt. Die Reichweitenanzeige ging daher gewaltig zur Neige. Sicherheitshalber fuhr ich dann in Los Angeles von der Interstate und tankte noch mal 25 Gallonen nach. Damit sollte ich dann bis nach Arizona kommen.
Als ich dann wieder auf meiner Strecke war, wechselte ich auf die I-10 E in Richtung San Bernadino. Die nächsten gut eineinhalb Stunden ging es durch das San Bernadino Valley, in dem Stadt auf Stadt folgte. Das gehörte alles noch zur Greater Los Angeles Area, in der insgesamt rund 12,9 Millionen Menschen lebten. Sie ist nach der New York Metropolitan Area die zweitgrößte Metropolregion der USA und eine der der größten der Welt. Ich atmete auf, als ich den Bereich verlassen hatte.
Durch die Corona Pandemie hatte sich meine Ansicht etwas geändert. Früher bin ich gerne mal nach LA gefahren. Von San Diego aus war es ja auch nicht allzu weit. Inzwischen war es mir dort viel zu voll. Sacramento ging noch so eben. Die Stadt hatte nur etwas über 500000 Einwohner und die Metropolregion lag gerade mal bei 2,1 Millionen Einwohner.

Als ich jetzt durch die Ausläufer der Mojave Wüste fuhr, war dann meine nächste Aufgabe einen Parkplatz für die Nacht zu finden. Diesen fand ich dann an der Ausfahrt 120, wo sich das Pilot Travel Center, North Palm Springs befand. Der Truckstop war zwar etwas kleiner, als die meisten von Pilot / Flying J, nachmittags um halb Fünf gab es aber noch eine Lücke. Auf eine Laufrunde zum Feierabend verzichtete ich. Ich stand ja wieder in der Wüste. Duschen ging ich aber trotzdem. Zurück im Truck aß ich den Rest des Salats. Anschließend telefonierte ich noch eine Weile mit Pam. Danach ließ ich den Tag vor dem Fernseher ausklingen.

Dienstag, den 30. Juni 2020, 4:00 am, PDT, North Palm Springs, CA:

Um vier Uhr klingelte mein Wecker wieder. Ich stand auf und reservierte mir über die Handy App von Pilot / Flying J erstmal eine Dusche. Dann ging ich mit meinen Pflegeutensilien in den Truckstop und nahm die Dusche. Frisch geduscht ging ich zurück zum Truck und setzte den Kaffee auf. Während der durchlief zog ich die Fahrersachen an. Um fünf Uhr begann ich mit der PTI und eine Viertelstunde später fuhr ich los.
Ich fuhr zurück auf die I-10 E in Richtung Phoenix. Dann beschleunigte ich auf 56 und legte den Tempomat ein. So fuhr ich der aufgehenden Sonne entgegen. Irgendwann ging die Tankleuchte wieder an und das Display wechselte auf die Reichweitenanzeige. Bei jeder Steigung wurden die Meilen rasch weniger. Da wurde ich doch langsam nervös. Hoffentlich hatte ich nicht zu wenig getankt. Wenn ich ohne Diesel auf der Interstate liegen bleiben würde, riskierte ich nicht nur ein saftiges Bußgeld und Charlie würde mich auch in der Luft zerreißen. Das wäre noch schlimmer, als das vergessene Tanken von meiner Rückfahrt aus Salt Lake City. Der Anschiss würde sicher diese Woche noch kommen, wenn Charlie die Monatsabrechnung in die Finger bekam.
Die Fahrt durch die Wüste zwischen Palm Springs und Blythe zog sich. Bei Mesa Verde überlegte ich schon, ob ich was zutanken sollte, entschied mich aber dagegen. Ich passierte auch Blythe. Dann kam der Colorado River in Sicht und ich atmete auf. Auf der Brücke meldete dann das Navi: „Crossing border – entering Arizona – changing timezone.“ Der Wechsel der Zeitzone war im Sommer übrigens nicht wirklich vorhanden, da der Großteil Arizonas keine Sommerzeit hatte. So war die Uhrzeit im Sommer mit der Pacific Daylight Time identisch und nur im Winter mit der Mountain Time.
„Jetzt lass bloß in der Steigung der Ausfahrt nicht noch den letzten Diesel aus dem Saugrohr laufen.“ Es passierte nicht und ich erreichte mit einer laut Bordcomputer angezeigten Restmenge von 5 Gallonen das Flying J Travel Center in Ehrenberg.

Aufgrund der schweren Ladung tankte ich dann aber nur 100 Gallonen Diesel nach. Sicher ist sicher. Aus dem Cinnabon nahm ich mir noch was Süßes als Frühstück mit. Um viertel vor Acht fuhr ich dann weiter.
Ich fuhr zurück auf die I-10 E in Richtung Phoenix. Weit kam ich dann aber nicht. Vor dem Ehrenberg Port of Entry piepte mein Transponder und die rote LED leuchtete. Also ab auf die Waage. Nun sollte sich zeigen, ob ich zu viel getankt hatte, oder ob ich vielleicht sogar zu vorsichtig war. Die Waage pendelte sich bei 79.526 Pfund ein. Ich hätte also auch volltanken können. Aber so war es besser. Weitere Kontrollen wollte man nicht machen. Ich konnte also sofort weiterfahren.

Etwa zwei Stunden später erreichte ich Phoenix. Jetzt hieß es volle Konzentration. Ich hatte von den Kollegen schon Schauergeschichten gehört, dass man sich hier leicht verfahren konnte. Auch wenn von denen einige gerne übertrieben, Marc hatte mir auch erzählt, dass er sich hier bereits öfter verfahren hatte. Ich wollte mich da nicht auch noch einreihen. Als es auf das Kreuz mit der Interstate 17 zuging, hatte ich mich eigentlich schon richtig eingeordnet. Trotzdem durfte ich es dann nicht richtig machen. Grund war mal wieder eine Sperrung.

Der gesamte Verkehr wurde auf die I-17 N in Richtung Flagstaff abgeleitet. Man kam noch nicht mal bis zum Abzweig auf die I-17 S, die auch als I-10 Truck Route beschildert war. Also ab in Richtung Norden. Nach eineinhalb Meilen fuhr ich dann an der Ausfahrt 201, Thomas Road von der Interstate ab. Mein Navi wollte, dass ich wende und zur I-10 zurückfahre. Ich hatte aber gesehen, dass die Interstate auch von dieser Richtung gesperrt war. Also bog ich rechts auf die Thomas Road ab. Nun hatte ich über vier Meilen Stadtverkehr vor mir. Zum Glück waren die Ampeln gut aufeinander abgestimmt. Sonst hätte das eine Ewigkeit gedauert. Schließlich erreichte ich die AZ-51 S und damit wieder eine Schnellstraße. Von dieser kam ich automatisch auf die I-10 E in Richtung Tucson. Dann konnte ich aufatmen. Ich war zwar nicht den regulären Weg gefahren, Verfahren habe ich mich aber auch nicht wirklich. Dann sah ich zu, dass ich aus Phoenix rauskam.

Eine Knappe Stunde später beschloss ich, meine Pause zu machen. Dazu verließ ich die Interstate an der Ausfahrt 200 und fuhr zum Petro Stopping Center, Eloy, AZ. Eigentlich wollte ich schon lange Mal in ein Iron Skillet Restaurant, wo die Gerichte in kleinen Eisenpfannen serviert wurden. Aufgrund Corona gab es das aber auch nur als Meals to go. Man konnte online bestellen und das Essen dann abholen. Also machte ich das. Über mein Smartphone bestellte ich mir einen Skillet Steak Cheese Burger. Der hatte zwar Kalorien, wie der komplette Tagesbedarf, schmeckte aber einmalig gut. Gemütlich im Restaurant wäre mir das aber lieber gewesen, denn als Take-away. Anschließend machte ich mich auf den Endspurt nach Tucson.

Ich fuhr zurück auf die I-10 E. Eine gute Stunde später war ich in Tucson. Hier hatte ich wenigstens leichtes Spiel. Das Walmart Supercenter Nummer 5626 lag fast direkt neben der Interstate. An der Ausfahrt 262 verließ ich die Interstate. Dann einmal links über die Interstate hinweg, dann rechts und schon war ich da. Manche Truckstops lagen weiter von der Ausfahrt weg, als dieses Supercenter. Dort stellte ich den Trailer an das vorgeschriebene Dock und sattelte ab. Der nächste Auftrag war auch schon im System:

PICKUP: AZTUS
MARKET: SUC5626
GATE: 99
TRAILER: RE108094
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 35,134 LB
DROP: FEX-CASMX
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-KMU

Was ich von einer Ladung Leerpaletten zum FedEx in Santa Maria halten sollte wusste ich auch nicht. Immerhin ging es schonmal nach Kalifornien. Außerdem war mir klar, dass Keela alles versuchen würde, um mich vor dem langen Wochenende nach Hause zu holen. Das gleiche würde sie sicher auch mit meinem Brüderchen versuchen. Es gab schließlich genug alleinstehende Fahrer, die gerne an Feiertagen fuhren und dafür Zuschläge bekamen. Außerdem würde sie das Pam nicht antun, es sei denn, es ging nicht anders. Leider hatte sie selber das Problem, dass sie an dem kommenden Wochenende Bereitschaft hatte.
Ich fuhr also zum Leergutplatz und nahm den Reefer auf. Nach der PTI des Trailers konnte ich mich auf den Rückweg machen. Einmal links und einmal rechts, schon war ich auf der I-10 W in Richtung Phoenix. Nun hieß es die Restfahrzeit voll zu machen. So kam ich immer weiter auf Phoenix zu.
Leider versäumte ich es dann, an der Ausfahrt 162 auf den Love’s Travel Stop zu fahren. Das war nämlich der letzte Truckstop vor Phoenix. Durch Phoenix durch würde ich es keinesfalls mehr schaffen. Dann ging es am Phoenix Sky Harbor, dem internationalen Flughafen von Phoenix vorbei. In der nähe des Cargo Terminals gab es sicher eine Parkmöglichkeit. Ich verließ die Interstate und suchte mir eine Parkmöglichkeit. Diese fand ich dann in der Old Tower Road. Hier war am Rand genug Platz mit einem Truck zu parken. Außerdem würde sich direkt neben dem Flughafen auch keine Sau über den „Lärm“ eines Trucks beschweren.
Nach dem Papierkram rief ich dann Pam an und sagte ihr, dass ich immerhin schonmal auf dem Weg nach Kalifornien war. Den Abend verbrachte ich dann einmal mehr vor dem Fernseher im Sleeper.

Mittwoch, den 1. Juli 2020, 4:15 am, MST, Phoenix, AZ:

Ich hatte besser geschlafen, als vermutet. Im Hafen von Oakland war es letztens ähnlich laut gewesen, wie hier. Außerdem war ich es von den Marines gewohnt, auch an lauten Orten schlafen zu können. Das schlimmste waren dabei die startenden oder landenden Flugzeuge. Es war aber so, dass ich gestern so weit wie möglich fahren musste, um heute bis nach Santa Maria zu kommen. Ich stand auf und entleerte draußen erstmal meine Blase. Dann folgte die Zahn- und Körperpflege mit Wasser aus dem Kanister. Anschließend zog ich mich an und setzte den Kaffee auf. Um fünf Uhr begann ich mal wieder mit der PTI. Eine Viertelstunde später fuhr ich los.

Ich fuhr die Old Tower Road zurück zur S 24th Street und dann über diese und den Sky Harbor Cir zurück zur I-10 W, die ich dann in Richtung Los Angeles nahm. Nun ging es durch das frühmorgendliche Phoenix. Glücklicherweise war es so früh. So hielt sich der Verkehr noch in Grenzen. Schließlich ließ ich die Hauptstadt Arizonas hinter mir und war zurück in der Wüste.
Wenn ich diese Landschaften so sah, hatte ich immer noch großen Respekt vor den ersten Siedlern, die seinerzeit unbeirrbar durch diese unwirtlichen Landschaften gen Westen zogen. Heutzutage war es kein Problem mehr über gut ausgebaute Interstates durch die Wüste zu fahren. Dabei noch die Klimaanlage an. Abenteuer sahen anders aus.
Die brauchte ich aber auch nicht mehr. Bevor ich bei den Marines Ausbilder war, hatte ich genug Einsätze in Krisengebieten, um den Durst an Abenteuern zu stillen. Nun hatte ich Familie. Meine Aufgabe war es, Geld zu verdienen, damit es Frau und Kind gutgeht. Das tat ich mit einer Arbeit, die mir tatsächlich richtig Spaß machte.
Das hätte ich Ende des vergangenen Jahres nicht gedacht. Das schöne war, dass ich Abwechselung hatte und auch noch was von meinem Heimatland sah. Zumindest vom Westen der USA. Ich war nicht der Typ, der im Büro glücklich würde, wo er tagtäglich dieselben Tätigkeiten machte. Gut. Ich machte auch jeden Tag das gleiche. Brachte Waren von A nach B. Aber A und B waren immer andere Orte und selbst die Touren zum gleichen Kunden waren immer wieder anders.

Gegen acht Uhr erreichte ich dann Ehrenberg, wo ich nochmal zum Tanken rausfuhr. Das erledigte ich wieder am Flying J Travel Center. Im Gegensatz zu gestern tankte ich heute aber voll. Nachdem die Tanks gefüllt waren, nutzte ich hier noch mal eben die Toiletten. Außerdem holte ich mir wieder im Cinnabon was Süßes zum Frühstück. Nun ging es weiter.
Ich fuhr zurück zur I-10 W in Richtung LA. Dann überquerte ich den Colorado River und war wieder in meinem Heimatstaat. Der nächste Zwischenstopp war direkt nach der Brücke an der Blythe Agricultural Inspection Station. An der hübsch gestalteten Kontrollstelle wurde ich aber mit meinen Leerpaletten nicht lange aufgehalten. Anschließend beschleunigte ich auf 56 mph, legte den Tempomat ein und rollte durch die Wüste auf LA zu.
Bevor ich dann die Greater Los Angeles Area erreichte, machte ich an der Whitewater Rest Area, in der Nähe von Palm Springs meine Mittagspause. Ich hätte auch wieder das Pilot Travel Center, an dem ich Montag Feierabend gemacht hatte, nehmen können. Da ich aber nichts brauchte, sparte ich es mir, extra von der Interstate abzufahren.
Auf der Rest Area vertrat ich mir die Beine und aß dann in aller Ruhe was. Gegen viertel nach Elf fuhr ich dann weiter. So kam ich um die Mittagszeit nach Los Angeles.
Das San Bernadino Valley durchquerte ich über die Interstate 10, auf der ich dann bis Downtown Los Angeles blieb. Hier wechselte ich dann auf die US-101 N in Richtung Ventura.
Von dort bis hinter Santa Barbara hatte ich dann Meerblick, da die 101 zum Teil direkt an der Küste entlangführte. Von Gaviota aus ging es dann zum Endspurt nochmal in die Berge. Kurz vor halb Vier erreichte ich dann endlich Santa Maria.

Zehn Minuten später fuhr ich dann auf das Gelände des FedEx und sattelte dann den Trailer an der genannten Rampe ab. Die Spannung, wie es anschließend weitergehen sollte, blieb aber erhalten. Im ORBCOMM stand nur folgendes:

12 H BREAK / REST

WAT-CASAC-JMU

Entweder hatte Jessy noch nichts, oder sie wollte mich schmoren lassen. Wie auch immer. Ich fuhr zur Anschlussstelle 169, wo sich der Valley Pacific Petroleum Services genannte, kleine Truckstop befand. Im Prinzip war das eine Großtankstelle des Mineralölhändlers und Chevron Partners, der eine Handvoll Truck Parkplätze bot. Außerdem gab es dort Pappy’s Restaurant, welches zwischen 9 am und 7 pm geöffnet hatte. Laut der Beschilderung gab es neben Frühstück mexikanische und italienische Spezialitäten. Nach Duschmöglichkeiten sah es nicht aus, es gab aber immerhin Kundentoiletten. Bobtail fand ich natürlich problemlos eine Parkmöglichkeit.
Nachdem ich Feierabend hatte, telefonierte ich mit Pam, der ich dann aber nicht sagen konnte, ob ich nun morgen nach Hause kommen würde. Ansonsten war alles in Ordnung. In den letzten zwei Tagen hatte sie keine Albträume gehabt. Wir telefonierten eine halbe Stunde, dann wollte sie beginnen, das Abendessen zu machen.
Nachdem wir aufgelegt hatten, wollte ich mich dann ebenfalls um selbiges kümmern. Pappy’s Restaurant stellte sich dann als klassisches Diner heraus. Leider im Moment eben auch nur als Takeaway. Ich genoss einen leckeren California Burger, der auch vom Preis klasse war. Den weiteren Abend verbrachte ich dann im Sleeper.

Donnerstag, den 2. Juli 2020, 4:15 am, PDT, Santa Maria, CA:

Um viertel nach Vier stand ich wieder auf. Dann ging ich zur Tankstelle und benutzte das Kunden WC. Die Zahn- und Körperpflege wurden dann aber einmal mehr mit Wasser aus dem Kanister erledigt. Genau wie der Kaffee damit zubereitet wurde. Um fünf Uhr begann ich mit der PTI und eine Viertelstunde später schaute ich im ORBCOMM nach meinem Auftrag:

PICKUP: CASMX
MARKET: DST2507
GATE: 99
TRAILER: RE127289
FREIGHT: USED PACKAGING
WEIGHT: 34,618 LB
DROP: EST-CASAC
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-DSN

Mit einem Heimatschuss hatte ich nicht wirklich gerechnet. Meine Vermutung ging eher in Richtung Fresno oder Santa Cruz und von dort aus nach Hause. So war das aber auch nicht schlecht. Vielleicht konnte ich mir so sogar die Pause sparen und war früh zu Hause.
Ich fuhr mit dem Cascadia zum Discount Store, welches auf der anderen Seite des Highways 101 lag. So war ich innerhalb von ein paar Minuten am Markt und nahm am Leergutplatz den Trailer mit den Altverpackungen auf.
Als ich aufsattelte, kam ein älterer Mann aus dem Wareneingangsbüro. „Du bist ja gar nicht Greg.“ Wunderte er sich. „Bin ich nicht. Greg ist seit Anfang des Jahres in Rente.“ „Ach der glückliche. Ich habe noch fünf Jahre, dann bin ich auch soweit.“ „Die kriegst du auch noch um.“ „Ja, ja. Das schaffe ich schon. Ich bin übrigens Ralph. Ich mache hier den Wareneingang.“ „Freut mich. Ich bin Steve.“ „Dann gehe ich mal wieder ins Büro, bevor wir uns noch gegenseitig Viren verpassen.“ „Mach das.“ Ich machte weiter und kontrollierte den Trailer. Um viertel vor Sechs fuhr ich dann los.

Nach wenigen Minuten war ich dann auf der US-101 N. Mit Rollstrecke war es erstmal aber nichts. Die 101 ging durch die Berge. Bei Pismo Beach ging es nochmal kurz an der Küste entlang, dann konnte ich mich aber vom Pazifik verabschieden. Diese Woche sollte ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Anschließend kam der Anstieg nach San Luis Obispo. Dort ging die CA-1 wieder zur Küste, ich folgte aber weiter der 101 durch die Berge. In sanften Kurven ging es auf und ab. Immer auf Salinas zu.
Insgesamt blieb ich etwa vier Stunden auf der Route, bis ich dann bei Gilroy auf die CA-152 E in Richtung Los Banos wechselte. Kurz vor Los Banos konnte ich dann auf die I-5 N in Richtung Sacramento wechseln. Nun hatte ich wirklich Rollstrecke.
Die nächsten zweieinhalb Stunden blieb ich auf der Interstate, dann hatte ich meine Heimatstadt erreicht.

Dort fuhr ich direkt durch zum Außenlager. Während ich noch durch Sacramento fuhr klingelte mein Handy. „Murdock.“ Meldete ich mich knapp. „Hi Steve, Keela hier.“ „Hallo Lieblingsschwägerin.“ „Wenn du den Trailer gleich am Außenlager abgestellt hast, kommst du bitte direkt zum Zentrallager rüber und meldest dich bei Charlie im Büro.“ Mir schwante böses. „Gut, mache ich. Soll ich die Zugmaschine schon wegstellen?“ „Nein. Wenn du willst, kannst du aber schon den Trailer an Tor 12 aufsatteln.“ „Muss ich nochmal raus?“ „Geht leider nicht anders. Sonst bekomme ich nicht alles weg. Entweder heute Nachmittag, oder morgen in aller Frühe.“ „Okay.“ „Dann bis gleich.“ Wir legten auf.
Kurz darauf kam ich am Außenlager an. Der Trailer musste mal wieder in die hintere Ecke. Das war aber inzwischen Routine. Anschließend fuhr ich über die CA-99 S zum Zentrallager. Dort fuhr ich dann wirklich direkt zum Tor 12 und nahm den Trailer auf, der dort stand. Den Lastzug ließ ich am Dock stehen und stellte das E-Log auf Pause.

Dann ging ich nach langer Zeit mal wieder in den Bürotrakt. Sonst ging ich immer nur in den Bereich der Sozialräume, wo sich die Duschen und Umkleideräume befanden.
An dem Fenster, an dem sich die Fremdfirmen sonst anmeldeten, saß Keela. Ich ging zu ihr. „Ich dachte, ihr seid im Home-Office.“ „Normal schon. Momentan müssen alle Dispatcher Teams reihum mal den Schalter besetzen. Diese Woche ist unser Team dran. Das heißt ich in Frühschicht und Jessy in Spätschicht. Danny hat Glück gehabt. In der Nachtschicht werden ja keine Fremdfirmen abgefertigt.“ „Verstehe. Was hast du mir eigentlich noch zugedacht?“ „Hast du nicht ins ORBCOMM geguckt?“ „Da du mir das Tor genannt hast, habe ich mir das gespart.“ „Ich scheuche dich nochmal den Donner Pass hoch. Eine Ladung verpackte Lebensmittel nach Truckee.“ „Aha. Von dort aus direkt zurück?“ „Das sollte so sein, macht Jessy aber nachher.“ „Okay. Dann fahre ich gleich noch da hoch.“ „Mach das. Geh jetzt aber zu Charlie. Der hat eh schon eine Stinklaune. Wir sehen uns ja schon übermorgen und können quatschen.“ „Wie jetzt?“ „Hat dir Pam nichts gesagt? Wir machen Samstag ein Barbecue bei uns auf dem Hof. Wird ein kleines Familientreffen. Neben Euch kommen noch deine Eltern und Jessy.“ „Dave nicht?“ „Du bist auch gar nicht auf dem Laufenden. Bei Jessy und Dave hat es letzte Woche mächtig geknallt. Danach hat er sie aus der Wohnung geworfen. Sie wohnt momentan wieder bei euren Eltern.“ „Seit wann steht das denn mit dem Barbecue fest?“ „Seitdem ich weiß, dass Marc morgen nach Hause kommt. Jetzt geh aber zu Charlie und vergiss deine Schutzmaske nicht.“

Als ich bei Charlie ins Büro kam, raunzte er mich gleich an: „Wird auch Zeit, dass du kommst. Du sollst da draußen nicht Keela von der Arbeit abhalten, sondern zu mir kommen.“ „Ist ja gut. Ich bin ja jetzt hier.“ „Setz dich.“ „Ich stehe lieber.“ „Von mir aus auch das. Weißt du, weswegen du hier bist?“ „Ich habe eine Vermutung.“ „Okay. Ich dachte Ben hätte dich vernünftig angelernt.“ „Hat er auch.“ „Was hat er dir über das Tanken erzählt?“ „Ich denke, du willst darauf hinaus, dass ich, wenn ich aus einem anderen Staat komme, vor der Rückkehr nach Kalifornien die Tanks füllen soll.“ „Das ist dir also bekannt. Bisher habe ich da auch keine Beanstandungen gehabt. Jetzt will ich aber wissen, warum du das im Juni zweimal nicht gemacht hast?“ „Wieso zweimal?“ „Einmal am Dienstag, den 9. Juni. Nach Rückkehr aus Utah via Nevada 50 Gallonen in Alturas getankt. Am Mittwoch dann am Platz vollgetankt.“ „Okay. Das war ein Fehler. Da habe ich das wirklich verpennt. Wenn ich normal die Interstate 80 runtergekommen wäre, hätte ich sicherlich hinter Reno noch vollgetankt. So ist mir das durchgegangen.“ „Wenn du vernünftig gewesen wärst, hättest du am Montagmorgen direkt in Salt Lake noch vollgetankt und in Reno noch mal nachgetankt. So wäre das normale Vorgehen, da Utah noch günstiger ist als Nevada.“ „Okay. Für die Zukunft merke ich mir das.“
„Dann noch am Montag, den 29. Juni. In Los Angeles 25 Gallonen getankt, bei einer Tour von hier nach Arizona. Wieso hast du auf dem Platz nicht vorher was nachgetankt?“ „Was war denn daran jetzt falsch? Hätte ich lieber auf der Interstate liegen bleiben sollen?“ „Nein. Ich hab doch gesagt, vorher am Platz.“ „Hast du auch das Gewicht der Ladung nach Tucson auf deinem Zettel stehen?“ „Habe ich nicht. Warum sollte das wichtig sein?“ „Weil über 42.000 Pfund auf dem Trailer waren. Die Tankanzeige stand bei halb voll. Hätte ich allen Ernstes erst zum Außenlager fahren sollen, den Trailer holen, dann nach Lodi oder Dunnigan auf die Cat Scale und dann zurück zum Zentrallager, um nachzutanken? Da hätte ich mehr Geld verballert, als ich hätte einsparen können. Von der verschwendeten Zeit rede ich gar nicht.“ „Okay, okay. Vergessen wir den 29. Juni. Da hast du dann wohl alles richtig gemacht. Die andere Geschichte am 9. Juni hast du aber verbockt.“ „Ja. Das gebe ich zu. Als es mir am Montag aufgefallen ist, war ich schon in Kalifornien. Da wollte ich auch nicht wenden und hinterher ein zweites Mal durch die Kontrollstelle. Außerdem hatte ich da keine Fahrzeit mehr für. Am Dienstag bin ich da auch gerade eben bis nach Sacramento gekommen.“ „Gut. Achte da aber in Zukunft drauf. Du hast gesagt, dass du keine Sonderbehandlung willst, weil du Frank Murdocks Sohn bist, also bekommst du auch keine. Wenn das öfter vorkommt, gibt das irgendwann eine Abmahnung.“ „Okay. Wars das?“ „Du bist erst fertig, wenn ich dir das sage.
Hast du schon von der Serie von Motorschäden gehört, die uns im Moment erwischt?“
 „Harry Pearson hat da letztens was von erzählt. Deswegen fährt er ja momentan einen Leihwagen.“ „Richtig. Bentonville hat inzwischen eine Aufstellung gemacht, welche Maschinen mit Motoren aus dieser Serie ausgerüstet wurden. Deine Maschine steht auch auf der Liste.“ „Das habe ich schon vermutet.“ „Wir sollen jetzt wie folgt vorgehen. Sämtliche Maschinen aus der Serie sollen so schnell es geht aus dem Verkehr gezogen werden. Das geht aber logischerweise nicht von heute auf morgen. Diese Serie war ja erst nächstes Jahr dafür vorgesehen, ausgetauscht zu werden. Solange du den Truck noch fährst, was nicht mehr lange sein wird, achtest du genauestens auf alle Veränderungen der Leistung und beobachtest den Öldruck. Bevor du mit dem Ding auf der Interstate liegen bleibst, steuerst du lieber eine Werkstatt an. Dein Dad redet im Moment mit allen Truckdealern, ob wir dort Mietzugmaschinen bekommen können. Das Sacramento Truck Center hat uns schon alle Leihwagen zur Verfügung gestellt, die übrig waren. Es bringt aber auch nichts, zwei Stunden irgendwo hinzufahren, um dort einen Leihwagen zu bekommen.“ „Der International war doch cool, den ich damals hatte.“ „Der Lonestar ist inzwischen von Bentonville abgelehnt worden. Das Retrodesign passt nicht zum Image. Die letzten Prostar und der Nachfolger, die LT Serie gehen, dein Dad kommt aber mit dem Verkäufer bei Riverview, in West Sacramento nicht zurecht. Das wird nichts.“ „Bleiben noch Mack, Volvo, Kenworth und Peterbilt.“ „Mit denen ist dein Dad in Verhandlungen. Die besten Beziehungen hat er zu NorCal Kenworth. Er hat damals mitverhandelt, als dein Bruder seine Maschinen gekauft hat. Daher vermute ich, dass er PacLease Maschinen mietet. Ob jetzt Kenworth oder Peterbilt weiß ich aber nicht.“ „Ist ja auch egal. Hauptsache, es ist ein Handschalter.“ „Versprechen kann ich nichts. Wenn du aber deinen Dad triffst, kannst du ihm das ja sagen.“ „Und wann gibt es neue Maschinen für uns?“ „Das muss auch Bentonville entscheiden. Wie gesagt, die waren für nächstes Jahr geplant. Außerdem bekomme ich Probleme mit einigen Fahrern, wenn du nach einem halben Jahr schon eine nagelneue Maschine bekommst. Dann kommen Sprüche auf, dass man wohl Murdock heißen muss, um schneller einen Neuen zu kriegen. Seitdem der neue Cascadia raus ist, sind auf einmal eh alle auf einen neuen Truck scharf.“ „Mir ist egal was ich fahre, solange die Maschine keine Automatik hat.“ „Das habe ich schon verstanden. Wobei die neuen Cascadia mit einer Automatisierten Schaltung kommen, die Eaton wohl in Kombination mit Cummins entwickelt hat. Heißt glaube ich Endurant.“
„War das jetzt alles?“ „Nein. Immer noch nicht. Wir sollten langsam mal schauen, dass du eine Fortbildung machst, damit du LCV’s fahren kannst.“ „Zahlt ihr das?“ „Auf jeden Fall anteilig. Frag deinen Dad, ob er das komplett übernimmt.“ „Okay. Das ist ja Arbeitszeit.“ „Wir müssen mal schauen, dass wir dich dafür ein, zweimal am Freitag reinbekommen, dann kannst du das samstags machen.“ „Mir solls recht sein.“ „Okay. Dann kannst du jetzt weitermachen.“ „Ist ja jetzt auch die ganze Pause dafür draufgegangen.“ „Schon wieder große Klappe. Raus jetzt hier.“ Ich verließ das Büro und ging nochmal kurz bei Keela vorbei.
„Ist das mit Pam schon alles abgesprochen, wegen Samstag?“ „Na klar. Ihr wisst schon, wann ihr kommen sollt, was ihr mitbringen sollt und so weiter. Ich muss mich Samstag sowieso schon teilen.“ „Warum das denn?“ „Hallo? Ich hab Frühschicht. Dass heißt, ich habe am Wochenende Bereitschaft. Wegen dem Feiertag gilt das schon ab morgen.“ „Läuft das deswegen bei euch?“ „Unter anderem.“ „Okay. Dann werde ich mal zusehen, dass ich nach Truckee komme.“ „Mach das. Bis Samstag.“ „Okay.“ Ich ging zurück zum Truck und erledigte die PTI des Trailers. Anschließend machte ich mich auf den Weg.

Ich fuhr zurück auf die CA-99 N in Richtung Downtown und wechselte dann auf die I-80 BL E. Beim McCellan Airport wechselte ich dann auf die I-80 E in Richtung Reno. Nun durfte sich der Cascadia wieder richtig anstrengen. Hoffentlich hielt er noch durch, bis er ausgetauscht wurde. Ich hatte keine Lust, irgendwo mit einem kapitalen Motorschaden liegen zu bleiben. Zeitweise krabbelte ich mit 30 mph den Berg hoch. Schließlich erreichte ich den Donner Pass und konnte dann bis Truckee wieder bergab fahren, während rechterhand der Donner Lake zu sehen war.
An der Ausfahrt 185 ging es von der Interstate. Ich fuhr rechts auf die CA-89 S in Richtung Tahoe City. Eine knappe halbe Meile später hatte ich den Neighborhood Market erreicht. ORBCOMM schickte mich an Tor 1. Das hatte ich aber auch vermutet. Es hatte sicher keiner Lust, die ganzen Lebensmittel erst quer durch das Freilager zu fahren. Meine Rückladung stand dann auch im System:

PICKUP: CATKF
MARKET: NMA2189
GATE: 02
TRAILER: DV130263
FREIGHT: USED PACKAGING
WEIGHT: 29,079 LB
DROP: CST-CASAC
GATE: 05
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-JMU

Dass Altverpackungen am Zentrallager an Tor 5 abgeladen werden sollten, wunderte mich zwar etwas, mir sollte es aber recht sein. Jessy würde schon wissen, was sie tat. Es sei denn, sie war mit den Gedanken mehr bei ihrer Beziehungskrise mit Dave. Das wäre dann aber nicht mein Problem. Hier brauchte ich auf jeden Fall erstmal nur nach rechts vorziehen und den neben mir stehenden Trailer aufnehmen. Das machte ich und erledigte dann die PTI.

Nachdem die erledigt war, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ich nahm dann die CA-89 N zurück zur Interstate. Dann ging es auf die I-80 W in Richtung Sacramento. Nun hatte ich von hier aus die Steigung zum Donner Pass vor mir. Der war aber schnell erreicht. Dann ging es bis nach Sacramento fast nur noch bergab.

Es ging nun den gleichen Weg wieder zurück. Von der I-80 W wechselte ich auf die I-80 BUS W und später auf die CA-99 S. Schließlich erreichte ich das Zentrallager. Da sich an der Anweisung nichts geändert hatte, stellte ich den Trailer an Dock 5. Anschließend fuhr ich die Zugmaschine auf ihren Platz und machte Feierabend. Es war sogar mehr. Am späten Donnerstagnachmittag hatte ich schon Wochenende.
Das erste Mal, seit ich bei Walmart angefangen war, hatte ich drei ganze Tage am Stück frei. Am George Washington Day und Memorial Day hatte ich ganz normal gearbeitet. Ich freute mich richtig auf das lange Wochenende.
Als ich alles zusammengepackt hatte, schloss ich die Maschine ab und wollte mich auf den Weg nach Hause machen. Da fiel mir wieder das Gespräch ein, was ich vorhin mit Keela hatte. Kurzentschlossen ging ich noch mal in den Bürotrakt.

Nun saß Jessy an dem Annahmeschalter. Als sie mich sah, stöhnte sie auf. „Was willst du denn hier?“ „Ich arbeite hier.“ „Du hast dich gerade ausgeloggt. Also stimmt das nicht.“ „Ich wollte fragen, ob ich dir helfen kann.“ „Hier? Ganz sicher nicht.“ „Ich meine bei dir und Dave.“ „Woher hast du das denn? Ist mein Privatleben jetzt schon im Flurfunk?“ „Nein. Keela hat mir das vorhin gesagt.“ „Wie kommt die Ziege dazu, das rum zu erzählen?“ „Hat sie nicht. Ich habe sie gefragt, wer Übermorgen alles kommt. Bei der Aufzählung erwähnte sie nur dich und nicht Dave. Da habe ich nachgefragt.“ „Ja, schön. Dann weißt du es eben.“ Sagte sie schnippisch. „Ja und?“ „Was und?“ „Brauchst du was, kann ich dir irgendwie helfen? Vielleicht zwischen euch vermitteln?“ „Dir war es jahrelang scheißegal, was mit deinen Geschwistern ist. Jetzt brauche ich dich auch nicht mehr.“ „Das denkst du nicht wirklich.“ „Genau das denke ich. Du hast dich zehn Jahre lang nicht um Marc oder mich gekümmert. Jetzt sind wir erwachsen und stehen auf eigenen Beinen.“ „Darum wohnst du ja auch wieder bei Mom und Dad.“ „Mit deinen Vorwürfen hilfst du mir sicher nicht.“ „Ich mache dir keine Vorwürfe, ich will dir nur helfen.“
Sie stand auf und kam zu mir. Dann sah ich, dass sie zu weinen angefangen hatte. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie an mich. „Lass es raus, Jessy.“ „Und wenn jetzt jemand kommt?“ „Dann muss er einen Moment warten. Was ist denn passiert?“ „Ich weiß es nicht. Wir hatten Streit. Ich weiß gar nicht mehr warum. Dann hat Dave angefangen mich anzuschreien…“ „Dave ist doch immer die Ruhe in Person.“ „Normal schon. Ich kannte das gar nicht von ihm und wir sind schon seit der High-School zusammen.“ „Und was kam dann?“ „Er hat geschrien, dass ihm meine zickige Art allmählich auf die Nerven gehen würde. Außerdem wäre er es leid, wie ich mit anderen Leuten umgehen würde. Er könnte mich nicht mehr ertragen…“ Ich nickte wortlos. „Dann hab ich zurückgeschrien. Ich hab ihm alles an den Kopf geworfen, was mich an ihm stört…“ „Was ist dann passiert?“ Er wurde genauso schnell wieder ruhig, wie er laut geworden war. Dann hat er mit eiskalter, ruhiger Stimme gesagt, dass ich meine Sachen packen soll. Das wäre immer noch seine Wohnung. Ich soll mich erst wieder bei ihm melden, wenn ich mich grundlegend geändert hätte.“ Sie fing wieder an zu weinen. Ich nahm sie wieder in den Arm und strich ihr über die blonden Haare. „Stimmt das? Ist das seine Wohnung?“ „Wir haben immer gesagt, dass es unsere Wohnung ist.“ Schluchzte sie. „Auf dem Papier ist das seine Wohnung. Er hatte sie schon, bevor ich damals bei ihm eingezogen bin.“ „Seit wann wohnst du da?“ „Seit ich 18 geworden bin.“ „Du bist auch direkt nach deinem 18. Geburtstag zu Hause raus?“ Sie nickte. „Ich habe Dad damals genauso wenig ertragen, wie du.“ „Verstehe mich nicht falsch. Aber da muss ich vor Dave den Hut ziehen, dass er so lange mit dir durchgehalten hat, ohne dass du dich geändert hast.“ Sie schaute mich mit großen Augen an. „Was meinst du denn damit?“ „Hör zu, Jessy. Das sind jetzt keine Vorwürfe, sondern nur meine Sicht der Dinge. Seitdem ich wieder hier bin, hatten wir ja auch noch nicht soo viel miteinander zu tun, außer eben beruflich. Ich weiß aber, wie du als kleines Mädchen schon warst und ich weiß so halbwegs, wie du jetzt bist.“ „Ja, und?“ fragte sie. „Du warst früher schon immer die kleine Prinzessin. Du hast damals schon den Status als Nesthäkchen und einziges Mädchen schamlos ausgenutzt, um zu bekommen was du wolltest.“ „Stimmt ja gar nicht.“ Sagte sie empört. „Und ob. Frag Marc oder Mom, wenn du mir nicht glaubst.“ „War ich so schlimm?“ „Schlimmer.“ „Das tut mir leid.“ Sie schlug die Augen nieder. Ich sah, dass sie es ehrlich meinte. „Und heute?“ fragte sie leise. „Aus dem kleinen Mädchen ist eine selbstbewusste, verdammt hübsche junge Frau geworden. Aber das sind Äußerlichkeiten. Von deiner Art bist du immer noch… …sehr anstrengend.“ „Wie meinst du das?“ „Wenn alles so läuft, wie du dir das vorstellst, dann bist du wirklich nett…“ „Nur nett?“ „Sei froh, dass ich das so nenne. Wenn es nämlich nicht nach deinem Kopf geht, dann wirst du stur, rechthaberisch und zickig.“ Ihre noch vom weinen geröteten Augen schauten mich nun angriffslustig an. „Wie bitte?“ „Hör zu, Schwesterchen. Ich will keinen Zoff mit dir. Ich sage dir nur, was über dich allgemein bekannt ist.“ „Das hat mir noch niemand gesagt.“ Sagte sie verärgert. „Weil du keine Kritik verträgst. Dann regst du dich sofort auf und wirst ungerecht.“ „Wer behauptet denn sowas?“ „Jeder, der dich kennt. Frag Marc oder Keela oder Mom.“ „Nenn mir mal drei Beispiele. Das kannst du sicher nicht.“ „Kein Problem. In meiner ersten Woche hast du Ben angepfiffen, weil wir von Carson City aus nicht mehr am gleichen Tag nach Yuba City fahren konnten. Wir wären ja schließlich zu zweit. Dass bei einer Ausbildungsfahrt der Ausbilder nicht fährt, war dir egal. Eine Woche später hast du mich am Telefon zusammengestaucht, weil ich verschlafen hatte. Ich würde deine ganze Planung über den Haufen werfen. Beim gleichen Telefonat hast du mir selber erzählt, was du mit Gina Lion gemacht hast, die zu Dannys Geburtstag zu Hause sein wollte. Marc hat mir mal erzählt, was du für ein Theater gemacht hast, weil er an der Ladestelle gemerkt hat, dass der Trailer zu schwer war…“ „Ist gut, ist gut. Du kannst aufhören.“ „Ich habe Dave immer als sehr ruhigen Typen kennengelernt. Er hat dich aber auch das eine oder andere Mal zurückgehalten, wenn du was Dummes machen wolltest.“ „Ja, kann sein.“ „Vielleicht war die ganze Zeit im Home-Office dann doch zu viel.“ „Wir sind ja beide im Home-Office. Das heißt wir waren das erste Mal, seit wir zusammen sind, so viele Wochen ständig, Tag und Nacht zusammen. Und das in einer zweieinhalb Zimmer Wohnung.“ „Da hat sich das Ganze hochgeschaukelt.“ „Genau. Wahrscheinlich hat Dave meinen ganzen Frust abbekommen.“ „Liebst du Dave noch?“ „Bin ich mir im Moment nicht so sicher.“ „Denk darüber nach. Normal habt ihr euch gut ergänzt. Gerade weil Dave der Ruhepol bei euch beiden ist.“ „Ich mag ihn auf jeden Fall noch.“ „Dann überlege dir gut, ob du weiter mit ihm zusammen sein möchtest. Wenn das so ist, werde ich auch gerne mit ihm reden.“ „Danke Steve. Du hast mir die Augen geöffnet. Vermutlich hat sich vorher noch keiner getraut, mir das so unverblümt ins Gesicht zu sagen. Ich glaube das war nötig. Jetzt geh aber nach Hause. Deine Familie wartet auf dich.“ „Okay. Wenn noch was ist, kannst du mich Tag und Nacht anrufen.“ Wir umarmten uns zum Abschied, dann ging ich.

Zu Hause angekommen, lief mir als erstes Tim entgegen. Ich nahm den kleinen auf den Arm und ging in die Küche. „Wolltest du nicht früher kommen?“ wunderte sich Pam. „Wäre ich auch. Ich hab aber noch mit Jessy geredet.“ „Ist was Besonderes?“ „Dave hat sie rausgeworfen und sie ist wieder bei Mom und Dad eingezogen.“ „Wie kommt’s?“ „Corona Koller.“ „Was?“ „Würdest du gerne wochenlang mit meiner Schwester in einem zweieinhalb Zimmer Appartement eingepfercht sein?“ Sie dachte kurz nach und verzog dann das Gesicht. „Ich glaube nicht.“ „Siehst du, Dave wollte das wohl irgendwann auch nicht mehr. Da hat er sie vor die Tür gesetzt.“ „Das musst du mir näher erzählen.“ „Nachher. Erstmal gehe ich duschen.“

Frisch geduscht ging ich wieder zu den beiden. „Ich muss dir was sagen.“ Sagte Pam. „Was denn?“ „Mit dir wäre ich liebend gerne mehrere Wochen in einer kleinen Wohnung eingesperrt.“ Ich küsste sie. „Mit oder ohne Tim?“ Sie schaute mich verführerisch an. „Je nachdem, was wir dort machen wollen.“ „Ich liebe euch beide auch.“ Lachte ich. Dann küsste ich sie nochmal. Diesmal etwas länger und zärtlicher. „Ich will auch ein Küsschen haben.“ Sagte Tim. Wir mussten lachen, dann bekam er auch einen Kuss von uns beiden.
Anschließend erzählte ich Pam von meiner Unterhaltung mit Jessy. „Meinst du, es hat ihr vorher nie jemand gesagt?“ „Das glaube ich kaum. Ich glaube eher, dass Jessy dann meinte, dass man sie damit persönlich angreifen wollte.“ „Das kann sein.“ „Mal was Anderes. Wie ist das denn für übermorgen geplant?“ „Mist, das habe ich ja völlig vergessen dir zu sagen.“ „Hat Keela heute gemacht.“ „Und du wusstest von nichts. Mann, ist das peinlich.“ „Schon okay. Wie läuft das jetzt?“ „Wir treffen uns nachmittags alle bei Keela und Marc. Jeder bringt was mit. Und dann machen wir ein Barbecue.“ „Wo soll das bei denen stattfinden?“ „Hinter der Halle. Da ist dann ab nachmittags Schatten. Ansonsten auch in der Halle. Falls es wiedererwartend regnet.“ „Im Radio haben sie gesagt, das ganze Wochenende wird sonnig und sehr warm.“ „Hab ich auch so gehört.“ „Was sollen wir mitbringen?“ „Ich mache einen gemischten Salat, mexikanischer Art, nach Grandma‘s Rezept. Außerdem sollen wir Root Beer mitbringen.“ „Okay. Hast du die Sachen schon eingekauft?“ „Ja. Hoffentlich reicht das Root Beer. Sonst müssen wir am Samstag noch irgendwo was nachholen.“ „Es wird bei der Wärme bestimmt viel getrunken. Im Zweifelsfall müssen wir über die Straße und uns im Zentrallager bedienen.“ Sagte ich grinsend. „Da sollten genug Getränke sein.“ Lachte Pam. „Wir schicken dann Dad rüber. Ihm wird das wohl keiner verbieten. Dann kann er auch noch mehr mitbringen.“ „Jetzt mal ohne Spaß. Keela hat was angedeutet, dass wir kein Feuerwerk kaufen brauchen. Sie hat irgendwas von Havarie gesagt.“ „Müsste dann aus irgendeinem Transportschaden sein. Manchmal bleibt da was übrig, wo sich die Mitarbeiter bedienen können.“ „Kommst du da auch dran?“ „Theoretisch schon. Praktisch habe ich aber nicht wirklich was im Lager zu suchen.“ „Was habt ihr denn da?“ „Alles Mögliche. Wenn ein Transportschaden vorliegt, zahlt die Versicherung in der Regel die gesamte Partie. Wenn dann eine unbeschädigte Palette dabei ist, kann man da schon mal was von haben. Bezahlt ist ja dann schon.“ „Nicht schlecht.“ „Da ich aber nicht im Lager bin, sehe ich gar nicht, ob und was dort steht.“ „Schade.“ „Die Läden machen das ja so ähnlich. Mit der Ware die über das Haltbarkeitsdatum ist. Erst wird das reduziert angeboten. Wenn dann noch was übrigbleibt, geht das an soziale Institutionen.“ „Besser, als wenn es weggeworfen würde.“ „Eben.“ Schließlich machte Pam das Abendessen fertig.
Nach dem Essen machte ich Tim bettfertig und las ihm noch was vor. Als er eingeschlafen war, hatten Pam und ich noch Zeit für ein wenig Zweisamkeit.

Freitag, den 3. Juli 2020, Sacramento, CA:

Heute blieben wir so lange im Bett, bis Tim ungeduldig ins Schlafzimmer kam. „Daddy, wach werden.“ Forderte er. Ich drehte mich um und versuchte, mir noch Zeit zu gönnen. Der kleine gab aber keine Ruhe. Er zog an der Bettdecke, was mich nicht beeindruckte. Als er aber auf mich kletterte und sich rittlings auf mich setzte, hatte er gewonnen. „Warum weckst du eigentlich mich und nicht Mom?“ murmelte ich. „Weil Mom immer da ist und Daddy nur an den Wochenenden.“ Antwortete Pam schläfrig. „Okay, das ist ein Argument.“ „Lass mich eben kurz ins Bad. Danach mache ich Frühstück.“ Sagte Pam und stand auf.
Während sie im Bad war, tobte ich mit Tim im Bett rum. Als Pam wieder rauskam sagte sie: „Jungs, lasst das Bett stehen. Das brauchen wir noch.“ „Ma’am, ja ma’am.“ Sagte ich und salutierte gespielt. Ich stand ebenfalls auf und ging kurz ins Bad. Danach ging ich zu Pam und Tim in die Küche.

Dort gab ich meiner Süßen erstmal einen Kuss. „Guten Morgen, Sweetheart.“ „Guten Morgen, Darling.“ „Wie hast du geschlafen?“ „Gut und ohne böse Träume.“ „Das ist gut.“
Als ich mir einen Kaffee holte, sah ich, dass Pam den Ofen vorheizte. „Willst du backen?“ „Nicht ganz. Ich habe French Baguettes mitgebracht, die wollte ich ein wenig aufbacken.“ „Ich bin begeistert.“ Tim stellte sie aber ein Schälchen Cheerios hin. „Für morgen habe ich auch noch Baguettes. Die können wir beim Barbecue nehmen.“ „Sehr schön.“
Als die Baguettes fertig waren, frühstückten wir. „Was machen wir heute?“ fragte Pam. „Relaxen.“ Sagte ich. „Ich gehe gleich eine Runde laufen, danach mach ich es mir im Garten gemütlich.“ „So nicht, Mr. Murdock.“ Sagte Pam gespielt streng. „Dein Sohn möchte auch mal was von dir haben.“ „Wie dann?“ „Du kannst gerne ein Stündchen laufen gehen. Danach kümmerst du dich aber um das Tim Entertainment.“ „Was machst du?“ „Ich kümmere mich dann mal um die perfekte Bräune.“ „Ach so. Du relaxst und ich muss unseren Sohn bespaßen.“ „Ganz genau.“ „Pass auf, dass du nicht zu braun wirst, sonst nehme ich deinen zweiten Vornamen, Miss Cortez.“ „Hören sie zu Mister, nennen Sie mich gefälligst Mrs. Murdock, sonst hole ich meinen Mann.“ Ich grinste. „Catalina Murdock? Kenne ich gar nicht. Darf ich dich Cat nennen?“ „Ich zitiere deine Schwägerin in Bezug auf den zweiten Vornamen. Lass es, wenn dir dein Leben lieb ist.“ „In Ordnung, Sweetheart. Du bist aber heute ganz schön herrisch.“ „Ich wollte dir nur mal zeigen, wer hier der Boss ist.“

Nach dem Frühstück gingen wir in den Garten. Für Tim füllte ich das Planschbecken mit Wasser. Pam holte sich eine alte Wolldecke und legte sie auf die Wiese. Anschließend cremte sie Tim ein, der auch schon eine dunklere Hautfarbe bekam. Er kam ja mit den dunklen Haaren und dunkelbraunen Augen sehr nach Pam. Der Vorteil war, dass er deswegen nicht so empfindlich bei Sonne war. „Dann geh jetzt laufen. So lange kümmere ich mich noch um Tim.“ „Okay, Sweetheart.“ Ich legte dann eine ordentliche Laufrunde zurück. Nach einer guten Stunde war ich zurück und ging eben duschen. Danach zog ich mir Shorts an, den Oberkörper ließ ich frei. Ich konnte auch noch etwas Sonne vertragen.
Pam und Tim hatten sich inzwischen auch umgezogen. Tim trug eine Badehose, damit er auch ins Planschbecken konnte. Pam hatte sich einen sexy Bikini angezogen. „Du willst mich heute den ganzen Tag damit konfrontieren, was ich für ein Glück habe.“ Sagte ich. „Wieso?“ fragte Pam mit unschuldigem Blick. „Weil du mir den ganzen Tag vor Augen hältst, wie wunderschön du bist.“ „Siehst du das etwa nur, wenn ich fast nichts anhabe?“ „Natürlich nicht. Aber so fällt es noch mehr auf, als im Schlabberlook, den du zur Hausarbeit trägst.“ „Okay, das stimmt.“ Lachte sie. „Ihr Sixpack ist aber auch nicht zu verachten, Mr. Murdock.“ „Hoffentlich bleibt das so. Bei den Marines war das kein Problem, Als Truckdriver ist das schwieriger. Teilweise stehst du irgendwo, wo keine Dusche ist. Da hast du auch keine Lust, nach Feierabend noch Sport zu machen. Außerdem findest du auf den Truckstops fast nur Fastfood.“ „Als ehemaliger Drill Instructor weißt du doch, was Disziplin ist. Die musst du nur einhalten. Du hast doch eine Mikrowelle im Truck. Du musst ja nicht auswärts essen. Und wenn du es tust, dann achte genau darauf, was du isst. Und jetzt creme mich bitte ein.“ „Sehr gerne.“

Der Tag lief dann, wie Pam ihn sich vorgestellt hatte. Da Tim eben auch nur selten seinen Daddy hatte, nahm er mich den ganzen Tag in Beschlag, während meine Süße den Tag genoss. Wenigstens bekam ich zur Belohnung den ganzen Tag über Küsse von Pam.
Ich genoss das Beisammensein mit meiner Familie aber auch. Ich liebte beide über alles und es war mein Lebenszweck diese beiden Menschen glücklich zu machen.

Irgendwann war Tim im Bett und Pam und ich saßen bei einem Glas Wein auf der Terrasse. „Ganz schön verrücktes Jahr.“ Meinte Pam. „Das kannst du wohl laut sagen.“ „Und ich habe gedacht, das Verrückteste wäre, dass wir in Sacramento sind und du für deinen Dad arbeitest.“ „Das dachte ich Anfang des Jahres auch. Aber solange du und Tim glücklich sind, ist alles andere egal.“ „Ich bin glücklich, Steve. Du bist das Beste, was mir in meinem chaotischen Leben passiert ist. Du bist und bleibst meine große Liebe.“ „Vielen Dank. Das kann ich nur zurückgeben.“ Wir küssten uns.
„Freust du dich auf morgen?“ „Irgendwie schon. In letzter Zeit hatten wir viel zu wenig Zeit für die Familie.“ „Stimmt. Ich bin hier noch gar nicht so richtig rausgekommen. Eigentlich kenne ich mich in Sacramento noch gar nicht aus.“ „Wie denn auch. Kaum waren wir hier richtig angekommen, kam dieses blöde Virus und hindert uns an vielem.“ „Deshalb ist es auch gut, dass wir uns morgen wieder treffen.“ „Ist nur schade, dass es keine Spielkameraden für Tim gibt.“ „Da kannst du lange drauf warten. Nicht in deiner Familie. Keela will keine Kinder und Jessy hat jetzt keinen Freund mehr.“ „Ich kann mir Jessy auch nicht als Mutter vorstellen.“ „Vielleicht täte es ihr sogar gut. Dann würde sie lernen, etwas umgänglicher zu sein.“ „Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.“ „Stimmt. Das klappt nicht immer.“ „Vielleicht überlegt sich Keela das in ein paar Jahren auch noch mal anders.“ „Du meinst, wenn die biologische Uhr tickt.“ „Irgendwie so.“ „Kann sein. Dann ist Tim aber schon zu alt für die anderen Kinder.“ „Vielleicht muss man mal nach einem Kindergarten für Tim schauen.“ „Das wäre auch eine Möglichkeit.“
Wir saßen noch eine Weile draußen. Dann legten wir uns hin. Ich war gespannt, wie das Barbecue morgen werden würde.

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