Montag, den 6. Juli 2020, 3:40 pm, PDT, Sacramento, CA:
Es stand nicht, wie erwartet, ein Kenworth T680 dort. Es stand überhaupt kein Kenworth dort. Vor mir stand ein Peterbilt 579 mit dem 72 Inch High Roof Sleeper.

Lange Zeit war das die größte Version des 579 bis man mit dem 80 Inch Ultra Loft Sleeper eine richtig geräumige Version nachlegte, um konkurrenzfähig zu bleiben. Letztere war mir aber nicht vergönnt. Die Maschine war neutralweiß, Stoßstange und Seitenverkleidung waren aber in grauem Plastik gehalten. Nichts Besonderes, aber zweckmäßig. Der Verkäufer gab mir die Schlüssel und ich stieg ein, während er und Dad den äußeren Zustand dokumentierten. Ich loggte mich in dem frisch eingebauten Tablet in ORBCOMM und E-Log ein und stellte die Systeme auf PTI. Dann schaute ich mich im Inneren des Peterbilt um.

Auch hier dominierte graues Plastik. Das Wichtigste war aber vorhanden. Der Schalthebel des Fuller Getriebes. Laut der Schaltkulisse auf dem Schalthebel handelte es sich um die Version mit 13 Gängen. Am meisten überraschte mich, dass die Maschine mit dem Peterbilt SmartNav ausgerüstet war. Neben Radio und Bluetooth Freisprecheinrichtung hatte ich somit auch ein Navigationssystem.

Auch im Sleeper dominierte die Farbe Grau. Es war ebenfalls die einfachste Version. Sogar die Tür zum oberen Schrank auf der Beifahrerseite hatte man durch einen simplen Vorhang ersetzt. Der Kühlschrank war die einfachste Version, die dann auch kleiner war, als der, den ich im Cascadia hatte. Ausreichend war das aber allemal. Der Sleeper hätte ja auch die 58 Inch Version, ohne die Schränke sein können. Ich schaute noch mal nach, ob ich irgendwelche Beschädigungen fand, das war aber nicht der Fall. Die Maschine schien noch nicht allzu alt zu sein. Bisher hatten sich die Mieter wohl auch gut im Truck benommen.
Ich stieg wieder aus und ging zu Dad und dem Verkäufer. „Innen ist alles in Ordnung. Keine Beschädigungen oder Defekte.“ „Brauchen Sie noch eine Einweisung?“ fragte der Verkäufer. „Nein. Das scheint alles soweit plausibel zu sein.“ Ich ließ mir noch den Vehicle Inspection Report abzeichnen, danach ging der Verkäufer wieder in sein Büro. Dad gab mir unsere Version des Mietvertrags, den ich ja mitführen musste. „Ich muss ja jetzt nicht auf dich warten. Oder?“ „Natürlich nicht. Ich muss sowieso zum Außenlager und dort direkt einen Trailer abholen.“ „Okay, Steve. Dann viel Spaß mit deinem vorübergehenden Arbeitsgerät.“ Er ging dann zu seinem Cadillac.
Ich warf noch einen Blick auf den Mietvertrag, weil ich wissen wollte, welche Maschine unter der Haube war. Es handelte sich wohl um einen Paccar MX13 in der Version mit 455 PS. Mit diesem Antriebsstrang war ich auf jeden Fall besser ausgestattet, wie unsere eigenen Maschinen. Anschließend koppelte ich noch mein Handy mit der Freisprecheinrichtung. Danach konnte ich losfahren. Im ORBCOMM stand folgender Auftrag:
PICKUP: EST-CASAC
GATE: 02
TRAILER: DV107231
FREIGHT: CLOTHES
WEIGHT: 28,122 LB
DROP: IDCOE
MARKET: SUC3472
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-DSN
Ich bekam also direkt einen Long Haul Auftrag. Der Orts Code stellte sich als Coeur d’Alene, Idaho heraus. Wie auch immer man das aussprach. Ich musste erstmal googlen, wo sich das befand. Die Stadt war demnach an der Interstate 90, östlich von Spokane. Es ging also weit in den Norden.
Ich fuhr los und war nach ein paar Minuten am Außenlager. Hier fuhr ich zum Tor 2, um den Reefer aufzunehmen. Da er die Zugmaschine nicht kannte, kam der Security Mann erstmal aus seinem Container. „Ach du bist das, Steve.“ Sagte er überrascht. „Ist deine Maschine in der Werkstatt?“ „Nein. Ausgemustert.“ „Was? Der Truck war doch einwandfrei.“ „Leider gehörte er auch zu der Serie mit den Motorschäden.“ „Verstehe. Jetzt musst du erstmal damit fahren.“ „Genau. Bis wir wieder Maschinen aus Bentonville bekommen.“ „Alles klar. Wir müssen uns erstmal an die Leihwagen gewöhnen.“ Er ging wieder in seinen Container.
Ich sattelte auf und erledigte die PTI. Anschließend fuhr ich zum Zentrallager zurück. Auf der Fahrt telefonierte ich mit Pam. Sie wollte mir beim Umräumen helfen, damit es schneller ging.
Am Zentrallager angekommen, stellte ich den Lastzug an die Seite.

Dann holte ich meine alte Maschine und setzte sie ebenfalls dorthin. Nun kam auch Pam mit Tim. „Ich hatte gehofft, du hättest Tim zu Mom gebracht. So läuft er uns doch nur im Weg rum.“ „Das geht schon.“ Sagte Pam. Sie räumte dann die Sachen im Cascadia zusammen und brachte sie mir rüber. Tim durfte in der Zeit im Cascadia fernsehen. Ich räumte die Sachen dann im Peterbilt ein. „Der alte ist aber schöner.“ Sagte Pam. „Wegen dem vielen grauen Plastik?“ „Genau.“ „Egal. Ich war auch jahrelang militärische Ausrüstung gewohnt. Da gibt es auch kein schöner Wohnen.“ „Du musst ja damit leben.“ „Eben.“ Ich verstaute alles und stellte dabei fest, dass ich im Cascadia mehr Platz und mehr Stauraum hatte. Irgendwie bekam ich aber fast alles unter. Der Platz für die Mikrowelle war nicht optimal, sollte aber funktionieren und den Fernseher bekam ich nirgendwo hin. „Der muss wohl hierbleiben.“ „Was machst du dann am Feierabend?“ „Dann muss ich mir ein Laptop oder Tablet besorgen.“ „Das geht auch.“ „Ist sogar besser. Da kann ich auch noch spielen oder surfen.“ „Stimmt.“
Als ich fertig war, blieben Pam und Tim bei dem Leihwagen. Ich nahm mir die Fahrzeugpapiere vom Cascadia und brachte ihn zur Werkstatt, wo ich ihn abgab. Die Jungs waren schon froh, wieder etwas mehr zu tun zu haben. Früher wurden in den eigenen Werkstätten alle Aufgaben erledigt. Inzwischen bestand der Großteil aus Trailer Reparaturen. Die Zugmaschinen wurden zumindest während der Garantiezeit auch mit Wartungsverträgen ausgerüstet. Jetzt konnte man gucken, ob man noch was ausbauen wollte, bevor die Aufkäufer kamen.
Ich ging zurück zu Pam und Tim. Dort angekommen, fragte Pam: „Willst du noch losfahren?“ „Sicher nicht. Dann fahre ich morgen lieber etwas früher.“ „Wo musst du eigentlich hin?“ „Nach Coeur d’Alene.“ „Wo ist das denn? Klingt so Französisch. Ist das in Quebec?“ „So weit fahre ich doch gar nicht. Das ist in Idaho. Wenn man bei Spokane über die Grenze fährt.“ „Ich dachte gerade schon, du bist wieder über das Wochenende weg.“ „Ich hoffe nicht.“ Wir holten Tim aus dem Truck und setzten ihn in den Kindersitz. Dann schloss ich den Peterbilt ab. Nun fuhren wir nach Hause. Während sich Pam um das Abendessen kümmerte, spielte ich noch mit Tim. Nach dem Essen packte ich meinen Rucksack, danach machte ich Tim bettfertig. Nachdem er eingeschlafen war, musste ich auch ins Bett. Es sollte morgen früh losgehen.
Dienstag, den 7. Juli 2020, 2:00 am, PDT, Sacramento, CA:
Um zwei Uhr klingelte mein Wecker schon wieder. Um diese Zeit brauchte ich etwas länger, bis ich ihn ausgeschaltet hatte. „Was war das?“ murmelte Pam schlaftrunken. „Nur mein Wecker, Sweetheart. Schlaf weiter.“ „Wie spät ist es denn?“ „Zwei Uhr.“ „Du musst um zwei Uhr schon aufstehen?“ „Leider ja. Schlaf jetzt weiter.“ „Okay. Fahr vorsichtig.“ „Mache ich.“ Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange, dann stand ich auf.
Es folgte meine übliche Morgenroutine. Nur eben etwas früher, als sonst. Das merkte ich auch bei der Laufrunde zum Zentrallager. Sonst hatte ich schon Dämmerung, heute war es aber noch dunkel. Um viertel vor Vier war ich dann frisch geduscht im Truck.
Bei der PTI merkte ich dann, dass ein paar Sachen doch anders waren, als bei dem Freightliner. Das Nächste, was ich vermisste, waren die Tassenhalter, die ich im Cascadia hatte. Der Peterbilt hatte zwar einen ausziehbaren Becherhalter, der funktionierte aber nur bei Coladosen oder Coffee to go Bechern. Meine Tasse passte dort nicht hinein. Da musste ich mir langfristig noch was einfallen lassen.
Als ich vom Hof fahren wollte, bemerkte ich einen der angemieteten T680, der ebenfalls losfuhr. Da die Mietwagen auch CB-Funk hatten, sprach ich den Kollegen an. „Hallo Kollege, wer fährt denn da mit einem Kenworth vom Hof?“ „Das bin ich. Hier ist Jim Bennet.“ „Hey Jim. Steve Murdock hier.“ „Ach der Juniorchef.“ Meinte Jim. „Von wegen. Ich bin auch nichts anderes, als du.“ „Na klar.“ „Wo musst du denn hin?“ „Bend, Oregon und du?“ „Coeur d’Alene, Idaho.“ „Ach du Heiliger. Da hast du ja ganz schön was vor dir.“ „Stimmt. Aber bis Bend können wir ja gemeinsam fahren.“ „Von mir aus. Ich ziehe aber bis Klamath Falls durch.“ „Können wir machen.“ „Ich bin ja jetzt schon gespannt, wie sich die Eaton Advantage macht.“ „Kann ich mir vorstellen.“ „Wenigstens hat der Hobel die 455 PS Maschine.“ „Der hier auch.“ „Hattest du nicht Gregs Cascadia?“ „Hatte ich. Der gehört aber auch zu der 2015er Serie mit den Motorschäden.“ „Ach so. Wusste ich nicht. Was hast du denn da für eine Gurke?“ „579er Pete. Auch mit 455 Pferden.“ „Dann lass uns mal schauen.“
Wir fuhren auf die CA-99 N in Richtung Downtown. Jim fuhr vorweg, ich folgte ihm. Wir wechselten auf die US-50 W und anschließend auf die I-5 N in Richtung Redding. Nun hatten wir Rollstrecke. Da war es egal, ob Automatik oder Schaltung. Ich ließ den Pete niedertourig im 13 Gang rollen, die Eaton Advantage hatte sowieso nur 10 Gänge.
Zu unserer Überraschung bekamen wir bei der Colusa County Weigh Station beide einen Bypass. „Müssen wohl vorher auf beiden Trucks vernünftige Fahrer gefahren sein.“ Meinte Jim. „Gott sei Dank. Ich habe schon gedacht, dass jetzt jede Weigh Station meine ist.“ „Ich auch.“ Es ging langsam in den Morgen hinein. Trotzdem lief die Tour ganz gut.
Hinter Redding musste ich mich dann etwas zurückhalten. Mein Trailer war leichter und ich hatte eben drei Gänge mehr zur Verfügung. Jim war aber recht zufrieden. „Bisher schaltet das Getriebe ganz gut.“ „Bisher hast du aber auch noch keine Berge gehabt.“ „Stimmt. Das ist aber hier auch noch nicht das aktuelle Modell. Inzwischen hat Kenworth bei dem T680 serienmäßig eine Automatik. Eine Paccar Eigenentwicklung mit 12 Gängen.“ „Du kennst dich ja aus.“ „Ich interessiere mich da halt für.“ „Woran erkennt man denn, welche Automatik das ist?“ „Beim T680 hat die Eaton Automatik einen klobigen Wählhebel an der Konsole. Die neue Automatik wird über einen Lenkstockhebel bedient.“
„Verstehe.“ „Was hast du denn für einen Wählhebel? Beim Pete sollte das genauso sein.“ „Ich habe manuelle Schaltung.“ „Du glücklicher.“ „Dafür habe ich weniger Platz im Sleeper.“ „Auch wieder wahr. Den neuen Sleeper von Peterbilt hast du natürlich auch nicht.“
Wir erreichten die Ausfahrt 747 und wechselten hier auf die US-97 N in Richtung Weed / Klamath Falls. Anschließend ging es durch Weed. „Gleich geht es in die Berge. Dann siehst du, wie die Automatik schaltet. Wieviel Gewicht hast du denn als Ladung?“ „Knapp 37.000 Pfund.“ „Dann schauen wir mal.“
Etwas später war Jim nicht mehr so zufrieden. „Die Automatik macht was sie will, aber nicht was sie soll.“ Schimpfte er. „Na super.“ „Hat dein alter Herr was gesagt, wie lange wir diese Gurken fahren müssen?“ „Bis Bentonville die nächsten Trucks kauft. Mehr weiß er auch nicht.“ „Na super. Ich freue mich jetzt schon.“ „Worauf?“ „Dass die Gurken wieder weggehen.“ „Die neuen Cascadias haben auch Automatik.“ „Weiß ich. Das Eaton Getriebe ist aber mit Cummins zusammen entwickelt worden. Das funzt besser, als die Kombi mit der Paccar Maschine.“
Schließlich erreichten wir Oregon und kurz darauf Klamath Falls. „Lass uns erst bei Chevron tanken und dann zum Pilot rüberfahren.“ „Okay.“ Gesagt – getan. Jim tankte zuerst. Als er fertig war, rief er: „Ich fahre schonmal rüber.“ „Gut.“ Er machte die Säulen frei und ich konnte tanken.
Mit vollen Tanks fuhr ich dann auch zum Pilot Travel Center rüber. Zu meiner Überraschung stand Jim dort nicht alleine. John Miller war auch dort. Auch er hatte eine der Kenworth Maschinen bekommen. Ich parkte meinen Truck und ging zu den beiden.

Natürlich trugen wir alle die Schutzmasken. „Hey John, wo kommst du denn her?“ „Aus Bend. Ich bin gestern direkt los, nachdem ich die Maschine bekommen habe. Hatte eine Ladung Nonfood Ware für das Supercenter 2075. Bin gestern noch bis hierhin gekommen und hab heute früh in Bend umgesattelt. Jetzt geht es wieder nach Hause.“ „Genau dahin muss ich auch.“ Meinte Jim lachend. „Aber mit Lebensmitteln.“
Wir gingen in den Truckstop und holten uns einen Kaffee. Laut eigener Werbung von Pilot / Flying J sollte es ja der beste Kaffee an der Interstate sein. Auch wenn wir hier nicht an der Interstate waren. Den Kaffee nahmen wir mit auf den Parkplatz, wo wir dann weiter quatschten. Die beiden zogen mich auf, weil meine Maschine mit unlackierter Stoßstange und Seitenverkleidung billiger wirkte. Außerdem war der kleiner Sleeper Grund, mich weiter aufzuziehen. Ich konterte dann mit der Schaltung. Nach einer guten halben Stunde fuhren wir weiter. John in Richtung Süden und Jim und ich in Richtung Norden.
Leider fuhren wir nicht mehr allzu lange gemeinsam. An der North Enterance ODOT Scales genannten Weigh Station bekam Jim einen Bypass, während ich raus musste. Da es sowieso nur noch gemeinsam bis nach Bend gegangen wäre, zog Jim durch und wartete nicht.
Ich hatte aber die nächste Überraschung. Mit vollen Tanks brachte der Lastzug gerade mal 62.469 Pfund auf die Waage. Gut, ich hatte nur 28.122 Pfund geladen, trotzdem hatte ich mit mehr Gewicht gerechnet. Offensichtlich war der 579 recht leicht unterwegs. Ich durfte sofort weiterfahren.
Jim und ich versuchten noch über Funk Kontakt zu halten, die Reichweite der einfachen Funkgeräte war aber ziemlich begrenzt. Daher hatten wir immer wieder Störungen. So viel gab es sowieso nicht mehr zu reden. Das hatten wir ja am Morgen bereits erledigt. Schließlich erreichten wir Bend, wo Jim dann zum Supercenter fuhr. Mein Weg führte mich weiter gen Norden.
Den Rest meines Arbeitstages verbrachte ich auf der US-97. Ich hatte das soweit im Kopf überschlagen, dass ich bis nach Biggs Junction kommen würde. Leider wurde die Zeit dann am Ende doch ziemlich knapp. Grund war ein Mähdrescher, der mit Tempo 25 vor mir und weiteren Kollegen her zockelte.

Das blieb auf der ganzen Strecke zwischen Wasco und Biggs Junction so. Den ganzen Weg, runter in das Tal des Columbia Rivers mussten wir dahinter bleiben, da weder eine Überholmöglichkeit, noch eine Ausweichstelle für den Mähdrescher vorhanden war. So hatte ich am Ende 11 Stunden und 15 Minuten Fahrzeit, als ich Feierabend machte.
Wegen der Zeit fuhr ich auch nicht auf das Pilot Travel Center, sondern blieb direkt am EZ Trip Travel Center stehen, welches man zuerst erreichte. Im Gegensatz zum Pilot gab es hier leider keine Duschen, dazu konnte ich aber eben zum Pilot Travel Center rübergehen. Das tat ich dann auch. Auf dem Rückweg nahm ich mir noch was beim Subway mit, was ich dann im Truck verzehrte. Anschließend telefonierte ich noch mit Pam. Nachdem das erledigt war, legte ich mich zeitig hin. Ich hatte von der vergangenen Nacht noch Schlaf nachzuholen.
Mittwoch, den 8. Juli 2020, 3:30 am, PDT, Biggs Junction, OR:
Um halb Vier klingelte mein Wecker. Die erste Nacht im Peterbilt war gut. Die Maschine war noch jung genug, dass die Matratze einwandfrei war. Allerdings war die Nacht auch kühl. Ob die SmartAir genannte Standklima was taugte, würde sich erst zeigen, wenn ich in wärmeren Gebieten stand. Ich stand auf, ging zur Tankstelle und benutzte dort die Toilette. Da ich gestern Nachmittag geduschte hatte, sparte ich mir das heute früh und benutzte zur Körperpflege das Wasser aus dem Kanister. So machte ich mir auch den Kaffee fertig. Um halb Fünf begann ich dann mit der PTI. Eine Viertelstunde später fuhr ich los.
Es ging zuerst zur I-84 E in Richtung Pendleton. Nun hatte ich Rollstrecke durch das Tal des Columbia River.
Etwa 75 Meilen später wechselte ich auf die I-82 W in Richtung Hermiston / Umatilla. Bei letzterem Ort ging es dann über den Columbia River nach Washington State.
Am Port of Entry in Plymouth bekam ich dann wieder einen Bypass. Ich war angenehm überrascht. Dieser Peterbilt entsprach nicht den Gerüchten über Leihwagen, laut denen man anfangs an jeder Weigh Station rausmusste.
Eine halbe Stunde später wechselte ich auf die I-182 N in Richtung Kennewick / Pasco. Ich passierte dann Kennewick, wo sich die Washington Zentrale von Walmart befand. Bei Pasco folgte ich dann der US-395 N in Richtung Spokane.
An der Pasco Weigh Station wollte man mich dann doch sehen. Mit 61,642 lb durfte ich aber sofort weiter.
Eine gute Stunde später erreichte ich dann die I-90 E, auf der es weiter in Richtung Spokane ging. Schließlich erreichte ich Spokane, die größte Stadt im Osten Washingtons.

Die Stadt durchquerte ich über die Interstate 90 und erreichte dann die Grenze zu Idaho. Nun hatte ich wieder Mountain Time. Es war jetzt nicht mehr weit bis zu meinem Ziel.
An der Ausfahrt 15, Sherman Ave verließ ich die Interstate. Das war dann auch der Name der Straße, an der das Supercenter lag. Ich fuhr bis zur Sherman Avenue und bog rechts ab. Nun hatte ich das Supercenter rechterhand liegen. ORBCOMM hatte mir inzwischen Tor 4 zugewiesen, an welchem ich dann absattelte. Nun schaute ich mir den nächsten Auftrag an:
PICKUP: THD-IDCOE
TRAILER: THDXXX
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 41,827 LB
DROP: CST-CARDD
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-JMU
Es gab also nicht hier was, sondern an einem Home Depot Baumarkt. Redding war zwar kein Heimatschuss, ging aber immerhin in die richtige Richtung. Soweit, so gut. Ich machte mich also Bobtail auf den Weg zum Baumarkt, nachdem ich die Adresse ins Navi eingegeben hatte.
Zuerst ging es zur I-90 W in Richtung Spokane. An der Ausfahrt 12 verließ ich die Interstate wieder. Dann ging es zweimal rechts auf die Appleway Avenue. Dort lag dann der Baumarkt der Home Depot Gruppe.
Das Tor zum Wareneingang war geschlossen. Es gab aber eine Sprechanlage am Tor. Ich stieg aus und drückte den Klingelknopf. Nach einer halben Minute hörte ich dann erst ein Knacken im Lautsprecher. Dann sagte jemand: „Ja bitte?“ „Hallo. Walmart Transportation hier. Ich soll hier einen Trailer mit leeren Paletten übernehmen. Geht zum Walmart Zentrallager in Redding, Kalifornien.“ Nach ein paar Sekunden sagte die Stimme: „Ich habe den Auftrag gefunden. Der Trailer steht hinten unter dem Abdach. Die Papiere sind, wie gewünscht, hinten auf dem Trailer.“ „Haben Sie eine Trailer Nummer?“ fragte ich nach. „Da steht nur einer.“ „Okay, danke.“ Das Tor ging auf und ich fuhr auf das Gelände.
Das Abdach war ganz hinten auf dem Gelände. Dort stand wirklich nur ein Trailer. Es handelte sich um einen 53 Fuß Reefer mit Home Depot Werbung. Offensichtlich war es der Trailer eines Hausspediteurs. Warum sollte ein Baumarkt sonst einen Reefer benötigen? Ich sattelte den Trailer auf und erledigte die PTI. Ich warf dabei auch einen Blick in den Laderaum. Der Trailer war von vorne bis hinten bis unter das Dach mit den Paletten voll. Diese waren auch noch ineinander geschachtelt, damit mehr auf den Trailer gingen.
Die Papiere waren auf Sam’s Club ausgefertigt. Das war bei solchen Aufträgen aber normal. Walmart war die normale Einzelhandelssparte, während Sam’s Club die Großhandelssparte des Walmart Konzerns war. Es gab einige Filialen von Sam’s Club, die als Cash and Carry Großmärkte dienten. Dort konnte man auch nur mit der entsprechenden Clubkarte einkaufen. Diese wurden aktuell aber immer weniger, da man die Aktivitäten mehr und mehr in den Online Verkauf legte. Sämtliche Handelsgeschäfte mit anderen Unternehmen wurden über Sam’s Club abgewickelt. Egal ob ge- oder verkauft wurde. Für uns war das egal, ob wir für Walmart oder Sam’s Club fuhren. Wir gehörten sowieso alle zum gleichen Konzern.
Als alles erledigt war, konnte ich mich wieder auf den Weg machen. Es ging zur I-90 W zurück, auf der ich dann weiter in Richtung Spokane fuhr.
Bald war die Grenze zu Washington erreicht. An der entsprechenden Weigh Station durfte ich dann mal wieder mein Gewicht prüfen lassen. Mit dem Reefer und fast 42.000 Pfund Ladung, außerdem noch mit recht vollen Tanks war ich gespannt. 78,774 lb stand schließlich auf der Anzeige. Damit konnte ich gut leben. Ohne Beschriftung auf der Zugmaschine gab es auch keine Fragen, warum man als Fahrer von Walmart Transportation einen Trailer mit Home Depot Werbung zog. Ich bekam grünes Licht und durfte weiterfahren. Da ich aber noch keine Pause hatte, stellte ich mich an die Seite und absolvierte meine halbe Stunde Pflichtpause.

Ich machte mir was aus meinen Vorräten fertig und aß in Ruhe. Danach machte ich mich auf den Weg, der mich weiter in Richtung Kalifornien führen sollte.
Die nächsten eineinhalb Stunden rollte ich mit Tempomat 60 über die Interstate 90. Bei Ritzville, WA folgte dann der Wechsel auf die US-395 S in Richtung Pasco. Nun ging es über diesen Highway weiter, bis ich bei Pasco wieder über die Waage musste. 78,638 lb stand dieses Mal auf der Scala. Auch hier verzichtete man auf weitere Kontrollen.
Nun musste ich mir langsam Gedanken machen, wo ich denn meine große Pause verbringen konnte. In der Nähe des Tri-Cities Airport war ein Industriegebiet, in dem sich der Khalsa King Truck Stop befand. Dort fuhr ich dann für meine Pause hin.
Der Truckstop war relativ unübersichtlich, weil er sich auf allen vier Seiten einer Kreuzung befand. Auf einer Seite war ein Burger King, ein Subway und Parkplätze. Auf der nächsten Seite gab es eine Truck Wash Anlage, ein Diner namens King City Restaurant, einen Shop für Truck Zubehör und weitere Parkplätze. Seite drei hatte Tankstelle, Truck Werkstatt, Motel und weitere Parkplätze. Seite vier hatte eine weitere Waschhalle, einen Shop und Zapfsäulen, die als Flying J Franchise geführt wurde, einen Taco-Imbiss, die obligatorische Cat-Scale und natürlich weitere Parkplätze.
Auf letzterer Seite stand ich dann. Ich zog mir dann die Laufsachen an und absolvierte dann noch eine Laufrunde durch das Industriegebiet. Anschließend nutzte ich einen Duschraum, der tatsächlich Flying J Standard hatte, was entsprechend gut war. Mein Abendessen holte ich mir dann als Takeaway beim Subway. Anschließend folgte der obligatorische Anruf zu Hause. Danach legte ich mich zeitig hin.
Donnerstag, den 9. Juli 2020, 3:00 am, PDT, Pasco, WA:
Um drei Uhr klingelte mein Wecker wieder. Diese Woche war das durch die Umräumaktion am Montag alles etwas blöd. So musste ich immer früher aufstehen, als sonst. Nächste Woche sollte sich das aber erledigt haben. Ich stand auf und nutzte eine Toilette des Truckstops. Duschen war aber nicht möglich, da aktuell alle Duschen gereinigt werden mussten. Dann musste eben die Kanister Wäsche ausreichen. Wenigstens konnte ich, wie im alten Truck meinen Kaffee fertigmachen. Gegen viertel vor Vier begann ich mit der PTI und eine Viertelstunde später machte ich mich auf den Weg.
Ich fuhr zurück zur US-395 S in Richtung Kennewick. Diese verließ ich aber sofort wieder, um auf die I-182 W In Richtung Richland / Pendleton zu wechseln. Die US-395 teilte sich hier die Trasse mit der I-182. Ich folgte dann aber wieder der US-395 S in Richtung Kennewick Pendleton.
Südlich von Kennewick ging es dann auf die I-82 E in Richtung Pendleton. Schließlich ging es bei Umatilla über den Columbia River nach Oregon.
Etwas später wechselte ich auf die I-84 W in Richtung Portland, auf der ich dann bis Biggs Junction blieb. Hier ging es dann auf die US-97 S in Richtung Bend. Für den Rest des Tages sollte ich dann quasi auf diesem Highway bleiben.
Bis halb Elf fuhr ich nun immer auf der US-97 in Richtung Süden. Dann machte ich am Peter Skene Ogden State Scenic Viewpoint meine Mittagspause. Ein komplizierter Name für den Canyon des Crooked River bei Terrebonne. Wenn man seine Pause schon bei so einer Kulisse macht, bleibt man natürlich nicht im Truck sitzen. Ich zog meine Sportsachen an und machte eine gute Laufrunde am Canyon entlang. Den Blick hielt ich auch auf Fotos fest.


Es gab Leute, die hier eine etwas andere sportliche Betätigung suchten, als ich. Sowas konnte man auf YouTube oder ähnlichen Plattformen finden. Mir lag es aber fern, hier im Canyon oder unter irgendwelchen Brücken herumzuklettern. Ich hatte Frau und Kind, die auf mich zählten. Alleine das waren für mich schon zwei gute Gründe, sowas nicht zu machen. Es reichte mir völlig aus, am Canyon entlang zu laufen.
Zurück am Truck, machte ich noch ein paar Dehnübungen, dann wusch ich mich mit Wasser aus dem Kanister. Anschließend zog ich mich wieder um und aß noch eine Kleinigkeit. Um halb Zwölf fuhr ich dann wieder weiter in Richtung Heimat.
Es ging zurück auf die US-97 S in Richtung Bend. Die nächsten drei Stunden lief es mal mehr, mal weniger gut. Es lief aber immer. Südlich von Bend machte der Peterbilt mit seiner Tankleuchte darauf aufmerksam, dass er noch was zu Trinken haben wollte. Das war aber sowieso geplant. Den Tankstopp machte ich dann wieder an der Chevron Tankstelle in Klamath Falls, die schräg gegenüber dem Pilot Travel Center lag.

Ich überlegte beim Tanken kurz, ob ich hier gleich Feierabend machen sollte, entschied mich aber dagegen, da ich sonst morgen noch früher beginnen müsste. Dann lieber jetzt noch ein Stündchen fahren.
Ich fuhr nach der Tankung zurück auf die US-97 S und folgte dieser auch kurz darauf weiter in Richtung Weed / San Francisco. Etwas später kam ich über die Grenze nach Kalifornien. Nachdem ich Dorris passiert hatte, erreichte ich die Agricultural Inspection Station. Hier warf man einmal einen Blick auf den Trailer. Der Blick in den Kühlschrank blieb mir erspart. Man fragte nur kurz, ob ich Lebensmittel dabeihätte, die ich nicht in Kalifornien gekauft hatte. Als ich das verneinte, war man zufrieden. Vielleicht war es besser, wenn man die Maschine in Kalifornien und nicht in Arkansas zugelassen hatte. Zumindest bei den Kontrollen. Ansonsten war es in Arkansas sicherlich günstiger.
Gegen viertel vor Vier machte ich dann südlich von Macdoel auf dem Platz vor einem stillgelegten Motel Feierabend. Weiter konnte und wollte ich nicht fahren. So hatte ich genau elf Stunden Schichtzeit und zehneinhalb Stunden Fahrzeit. Es gab hier auch noch ein paar Bauernwege, die mich dann zu einer weiteren Laufrunde lockten.
Ohne meinen Fernseher hatte ich nicht viel Unterhaltung im Truck. Ich beschloss, mir am Wochenende unbedingt ein Tablet oder Laptop zu besorgen. Dann konnte ich zumindest spielen oder surfen. Dazu brauchte ich natürlich noch einen Surfstick. Je nachdem wo ich dann stand, wäre es dann sogar möglich Fern zu sehen. Falls das Internet gut genug zum Streamen war. YouTube sollte aber allemal drin sein.
Heute lief ich dann noch eine gute Runde, machte mir dann was aus meinen Vorräten zu essen, telefonierte anschließend mit Pam und legte mich danach hin.
Freitag, den 10. Juli 2020, 3:00 am, PDT, Macdoel, CA:
Um drei Uhr klingelte mein Wecker und ich stand auf. Um meine Morgentoilette zu erledigen, bewaffnete ich mich mit meiner Maglite, sowie Toilettenpapier und schlich mich vorsichtig in die Ruine des früheren Motels. Wie seinerzeit in Nevada, brauchte ich auch hier im Prinzip nur dem üblen Geruch folgen, um die Ecken zu finden, an denen das vor mir schon wer gemacht hatte. Irgendwie gab mir das vom Gefühl her die Erlaubnis, mich hier ebenfalls erleichtern zu dürfen. Anschließend ging ich zurück zum Truck und erledigte die Zahn- und Körperpflege mit Wasser aus meinem Kanister. Danach setzte ich den Kaffee auf und zog mir die Fahrersachen an. Um viertel vor Vier begann ich dann mit der PTI und um vier Uhr fuhr ich los.
Eine gute Stunde später passierte ich Weed und erreichte dann die I-5 S, die ich in Richtung Redding nahm. Es ging auf sechs Uhr zu, als ich an der Ausfahrt 677 von der Interstate auf die Cypress Avenue wechselte. Hier lag auch das Zentrallager, Redding, was ich um sechs Uhr erreichte.
Die Nachtschicht verließ gerade das Gebäude, während ich auf den Hof fuhr. Mein Trailer sollte mal wieder an Tor 23, das war inzwischen aber nur noch Routine. Nun schaute ich nach dem Anschlussauftrag:
PICKUP: CST-CARDD
GATE: 11
TRAILER: DV121435
FREIGHT: CEREALS
WEIGHT: 33,693 LB
DROP: CASAC
MARKET: NMA1697
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-JMU
Es ging also weiter in Richtung Heimat, auch wenn mir das am Freitagmorgen noch zu unsicher war, als dass es die letzte Tour der Woche würde. Ziel war der Neighborhood Market in Elk Grove. Ich fuhr also zu Tor 11, sattelte den Trailer auf und erledigte die PTI. Um halb Sieben war ich dann auf dem Weg nach Sacramento.
Über die Cypress Avenue ging es zurück zur I-5 S, die nun in Richtung Sacramento beschildert war. Nun folgte die Rollstrecke durch das weite Tal des Sacramento River. Die einzige Unterbrechung auf dem Weg in die Heimat fand an der Colusa County Weigh Station statt. Nachdem sich die Waage bei 67,398 lb eingependelt hatte, bekam ich grün und durfte weiterfahren.
In Sacramento war es der Weg, als wollte ich nach Hause fahren. Es ging aber auf der CA-99 S lediglich an Lemon Hills vorbei. An der Ausfahrt 286 ging es dann auf den Elk Grove Boulevard, an dem sich der Neighborhood Market befand. Heute ersparte man mir auch das Rangieren ans erste Tor und ließ mich vor dem Freilager absatteln. Der Folgeauftrag begann dann auch direkt hier:
PICKUP: CASAC
MARKET: NMA1697
GATE: 02
TRAILER: ST77521
FREIGHT: USED PACKAGING
WEIGHT: 38,772 LB
DROP: EST-CASAC
GATE: 20
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-JMU
Es sollte auch jetzt wieder nur zu Hause vorbeigehen. Der Sliding Tarp Trailer, der hier stand, sollte zum Außenlager. Das bestätigte meine Annahme, dass die Woche noch nicht vorbei war. Vom Außenlager ging es sicher nochmal raus. Ich sattelte den Flatbed Trailer mit Schubplane auf und machte mich auf den Weg zum Außenlager. Dort angekommen, durfte ich den Trailer in die Ecke schieben. Anschließend stand dann auch mein Anschluss im System:
PICKUP: EST-CASAC
GATE: 04
TRAILER: DV128192
FREIGHT: FIREWORKS
WEIGHT: 26,883 LB
DROP: FEX-CARDD
PRIORITY: STANDARD
REMARKS: ADR-CLASS 1-04 UN-NO. 033
WAT-CASAC-JMU
Entweder durfte FedEx die Feuerwerkskörper in kleinen Partien wieder an diverse Märkte liefern oder es wurde nach dem Independence Day wieder ausgelagert, um im eigenen Lager Platz für andere Saison Artikel zu machen. Wie auch immer. Es war egal. Ich sattelte den Trailer an Tor 4 auf und stellte mich an die Seite, wo ich dann nach der PTI die Systeme auf Pause stellte.

Dann rief ich Pam an und sagte ihr, dass ich erst morgen nach Hause kommen würde.
Nach dem Telefonat aß ich was. Dabei kam mir ein Gedanke. Mir fiel ein, woher Keela am letzten Wochenende das Feuerwerk hatte. Am Außenlager hatten wir ja auch Computer und Entertainment Systeme. Vielleicht gab es ja auch gerade einen Schadensfall, an dem solche Artikel beteiligt waren.
Ich nahm mir meine Schutzmaske und ging zum Bürocontainer. Noah hatte Dienst. „Hallo Noah, alles klar bei dir?“ „Hallo Steve. Bei mir ist alles gut. Und selbst?“ „Läuft. Beruflich und privat. Sag mal. Ihr habt doch schon mal Havarie Posten hier.“ „Klar. Suchst du was Bestimmtes?“ „Ein Tablet oder so. Irgendwas, was ich mit auf Tour nehmen kann, womit ich dann beim Feierabend noch zocken oder Filme gucken kann.“ „Verstehe. Warte mal kurz.“ Noah nahm das Telefon. „Hey Brad, Noah hier. Habt ihr noch einen Havarie Posten mit Tablets oder Notebooks?… …natürlich sollen die noch funktionieren… …für einen unserer Fahrer… …Steve Murdock… …ja, der Sohn vom Boss… …für den Eigenbedarf… …bis gleich.“ Er legte auf. „Unser Schichtführer kommt raus.“ Sagte er zu mir.
Wir quatschten noch etwas bis Brad kam. Dieser musterte mich kurz. „Du bist ja gar nicht der, den ich meinte.“ Wunderte er sich. „Wahrscheinlich hattest du mit Marc, meinem kleinen Bruder gerechnet.“ „Richtig. Seit wann bist du denn bei uns?“ „Seit Anfang des Jahres.“ „Er fährt direkt bei uns. Nicht für Marc.“ Sagte Noah. „Mit euch Fahrern haben wir ja wenig zu tun. Abgesehen davon, dass wir eure Trailer be- und entladen.“ „Stimmt.“ „Komm mit rein. Ich habe da eventuell was für dich.“ Wir gingen in die Lagerhalle. Ich staunte etwas. Ich war zwar schonmal im Zentrallager gewesen, im Außenlager war das aber noch etwas größer, was daran lag, dass manche Artikel eben etwas größer waren. „Wenn du mal was brauchst, kannst du gerne mal fragen.“ Sagte Brad. „Allerdings nur für den Eigenbedarf. Kein Weiterverkauf. Irgendwas haben wir immer hier. Je nach Wert der Artikel gibt es die auch nicht umsonst, weil die dann an Aufkäufer gehen, die zweite Wahl Artikel kaufen. So minimiert die Versicherung den Verlust. Bei Lebensmitteln wird schneller abgeschrieben, als hier.“ „Verstehe.“ „Ich habe da noch einen Posten, der für deinen Bedarf passen könnte.“ Wir kamen an einem eingezäunten Bereich in einer Ecke der Lagerhalle an. „Ist ein Posten Notebooks, der vom Stapler gekippt ist, als er aus einem Regal geholt wurde. Ein Teil der Kartons ist dabei so blöd aufgekommen, dass sie wirklich kaputt waren. Trotz der ganzen Verpackung. Deswegen wurde das ein Versicherungsfall. Die meisten Kartons haben den Sturz aber gut überstanden. Die Versicherung hat aber die ganze Palette abgeschrieben, unter der Voraussetzung, dass die guten Kartons noch verkauft werden. Da die Menge zu klein war, um einen Aufkäufer zu interessieren, durften wir die an die Belegschaft abverkaufen.“ „Was sind das für welche?“ „Asia Import. Keine besondere Marke, also nicht Apple oder so. Von den Komponenten aber recht gut. Zum Surfen und streamen reicht der völlig. Zum zocken auch, wenn die Games nicht zu grafikintensiv sind.“ Er zeigte mir den Posten und ich las mir die Angaben auf dem Karton durch. „Der ist für mich völlig ausreichend. Für wieviel musst du die verkaufen?“ „100 Bucks. Du bekommst auch eine ordentliche Quittung. Falls doch was defekt ist, weiß ich aber nicht, was die Garantie macht. Es steht auf der Quittung, dass die Ware aus einem Transportschaden ist.“ „Haben den schon Leute gekauft?“ „Klar. Und weil das deine nächste Frage wird, es hat sich keiner beschwert. Bei den Kollegen funzt alles.“ „Okay. Ich nehme den.“ „Hast du das Geld? Ich brauche das Cash. Schließlich habe ich hier keinen Kartenscanner.“ Ich holte einen Schein aus der Geldbörse. „Okay. Einen Ben Franklin gegen ein Notebook.“ Brad stellte die Quittung aus. Dann gab er mir den Karton. Er brachte mich wieder zur Tür. Dann ging ich zum Truck zurück.
Ich packte den Karton mit dem Notebook auf mein Bett. Dann stellte ich die Systeme zurück auf Arbeitszeit. Nun machte ich mich wieder auf den Weg nach Redding.
Ich fuhr zur I-5 N in Richtung Redding. Nun hatte ich nochmal Rollstrecke vor mir. Während der Fahrt rechnete ich mir aus, wann ich dort sein würde. Die Fahrtzeit wurde nicht knapp, aber die Schichtzeit. Durch das häufige Umsatteln und die damit verbundenen Kontrollen hatte ich knapp zwei Stunden Arbeitszeit ohne Fahrzeit. Daher beschloss ich, heute nur noch nach Redding zu fahren, den Trailer aber erst morgen früh bei FedEx abzustellen. Das war bei einem Standardauftrag locker drin.
Ich fuhr also nur noch bis zum TA Travelcenter in Redding. Dort machte ich für heute Feierabend. Dann schlüpfte ich in meine Sportsachen und lief noch eine ausgiebige Runde zum und am Sacramento River. Als ich zurück war, ging ich duschen. Dann nahm ich mir am Pizza Hut Express mein Abendessen mit.
Im Truck berichtete ich Pam von meinem Kauf, nachdem ich meine Pizza gegessen hatte. Den Abend verbrachte ich dann damit, mein neues Notebook auszupacken und die wichtigsten Programme zu installieren. Der Rest würde mit der Zeit kommen. Schließlich legte ich mich schlafen.
Samstag, den 11. Juli 2020, 3:00 am, PDT, Redding, CA:
Um drei Uhr klingelte mein Wecker wieder. Ich stand auf und setzte den Kaffee auf. Anschließend ging ich in den Truckstop, um dort die Toilette und die Dusche zu nutzen. Zurück im Truck zog ich die Fahrersachen an. Dann begann ich mit der PTI.
Beim Blick auf das heutige Datum fiel mir auf, dass es quasi Werbung für einen Wettbewerber war. Obwohl der ursprüngliche Gedanke beim Namen auf den Öffnungszeiten von 7am bis 11pm lag und nicht am Datum.
Um vier Uhr fuhr ich los. Es ging noch ein kurzes Stück auf der I-5 N. Dann nahm ich die Ausfahrt 677. Ich fuhr aber nicht rechts zum Walmart Lager, sondern hielt mich links. Schließlich ging es nochmal links in die S Market Street, damit war ich auf der Straße, die zum FedEx Lager führte. Um halb Fünf war ich dann dort.
Der Trailer mit den Feuerwerkskörpern sollte an das erste Dock. Nachdem ich ihn am Dock abgesattelt hatte, schaute ich im ORBCOMM nach dem nächsten Auftrag:
PICKUP: FEX-CARDD
GATE: 01
TRAILER: RE127289
FREIGHT: FROZEN FRUITS
WEIGHT: 33,174 LB
DROP: CASAC
MARKET: NMA1697
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-KMU
Ich war erst wegen der Signatur überrascht. Es war aber so früh, dass die Nachtschicht noch Dienst hatte. Daher war Keelas Signatur drin. Ich sollte mit Tiefkühlfrüchten zum Neighborhood Market in Elk Grove. Vermutlich bestand die komplette Ladung aus Tiefkühlware, aber nicht komplett aus Früchten. Da ich den Trailer am ersten Tor abgesattelt hatte, stand mein Trailer offensichtlich vor der ersten Rampe. Dort entdeckte ich dann auch den Walmart Reefer, dessen Kühlaggregat vor sich hin brummte. Ich sattelte den Trailer auf und erledigte die PTI. Die Türen des Trailers waren schon geschlossen, um die Kühlkette nicht zu beeinträchtigen. Ein kurzer Blick hinter die Tür zeigte mir, dass die Papiere vorschriftsmäßig an der Ware hingen. Um fünf Uhr war alles erledigt und ich konnte mich auf den Weg nach Hause machen.
Ich nahm dafür in Redding nicht den Weg zurück zur Interstate, sondern fuhr wieder links auf die S Market Street, die hier auch die CA-273 S in Richtung Anderson war. Es ging aus Redding raus und später nach Anderson rein. Beim Supercenter 5133 mündete dieser Highway dann in der I-5 S in Richtung Heimat. Für die nächsten knapp drei Stunden hatte ich nun wieder die Rollstrecke nach Sacramento.

Die Sonne ging langsam auf und für die Meisten brach der erste Tag des Wochenendes an. Ich rollte mit Tempomat 56 dahin und freute mich auf Pam und Tim.
Das einzige, was meinen Weg nach Hause kurz unterbrach, war die Colusa County Weigh Station. 71,462 lb zeigte die Skala, als das Licht dann wieder von Rot auf Grün wechselte.
In Sacramento folgte der übliche Wechsel auf die CA-99 S. Nun ging es wieder zu Hause vorbei. An der Ausfahrt 286 ging es dann wieder auf den Elk Grove Boulevard, dann war das Ziel erreicht. Der Trailer musste natürlich mit Tiefkühl an das erste Dock. Alles andere hätte mich auch gewundert. Was mich dann aber wunderte, war die nächste Anweisung:
PICKUP: CASAC
MARKET: NMA1697
GATE: 02
TRAILER: DV118466
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 45,173 LB
DROP: EST-CASAC
GATE: 10
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-JMU
Es war verständlich, dass man nicht mehr Trailer an einem engen Neighborhood Market stehen lassen wollte, als nötig. Warum ich mit dem Trailer aber wieder zu Hause vorbei bis nach North Natomas musste, war mir ein Rätsel. Die Paletten hätte man auch ruhig am Zentrallager abladen können. Naja, Zeit hatte ich noch genug, das verzögerte nur mein Wochenende. Ich sattelte um und erledigte die PTI des Trailers. Um viertel nach Acht ging es dann zum Außenlager los.
Ich fuhr zurück zur CA-99 N. Nun ging es aber nicht, wie geplant, in Lemon Hills vom Highway, sondern nochmal durch Sacramento bis zum Außenlager. Das dauerte um diese Zeit am Samstagmorgen dann eine halbe Stunde.
Schließlich erreichte ich das Außenlager und stellte den Trailer an Tor 10 ab. Ich fürchtete schon, dass mich Jessy noch ein wenig als City Trucker missbrauchen würde, als dann doch die erhoffte Nachricht kam:
43 H RESET
WAT-CASAC-JMU
Vor dem Wochenende stand nur noch die Fahrt von North Natomas bis nach Lemon Hills zum Zentrallager. Das dauerte nochmal knapp eine halbe Stunde. Um zehn Uhr hatte ich dann aber Wochenende. Zusätzlich zu meiner Schmutzwäsche packte ich noch mein neues Notebook in den Rucksack. Pam wollte sehen, was ich gekauft hatte.
Über meine übliche Laufstrecke ging es dann nach Hause. Tim begrüßte mich stürmisch und wäre mir am liebsten aus dem Stand auf den Arm gesprungen. Pam fand ich im Schlafzimmer vor, wo sie gerade die Wäsche sortierte. „Hey, Darling. Du kommst genau passend, um mir deine Schmutzwäsche zu bringen.“ „Hallo Sweetheart. Komme ich nur deswegen passend?“ „Nein. Ich brauche auch jemand, der einkaufen fährt.“ Als sie mein verdutztes Gesicht sah, begann sie herzlich zu lachen. „Du hast ganz offensichtlich mit einer anderen Antwort gerechnet.“ „Das habe ich.“ Sie kam zu mir und küsste mich zärtlich. „Dafür brauche ich dich auch. Wir wollten aber auch Acht geben, was wir in Tims Gegenwart sagen.“ „Ach so. Ich dachte schon, dass ich nur zum Arbeiten nach Hause gekommen bin.“ „Natürlich nicht. Ich habe dich vermisst. Aber wie heißt es so schön, erst die Arbeit und dann das Vergnügen.“ „Okay. Dann legen wir los, damit die Arbeit schnell beendet ist.“
„Wie ist denn dein neuer Truck?“ „Der ist soweit okay. Nur eben weniger Platz. Muss ich nachher schauen, ob ich meine Einkäufe alle verstaut bekomme.“ „Du bekommst sicher wieder einen größeren, wenn der Leihwagen weggeht.“ „Das will ich hoffen. Obwohl, die Europäer können mich schon um die Größe beneiden, die ich jetzt habe.“ „Im Ernst?“ „Wenn die eine große Kabine haben, dann kannst du die mit einem 50 Inch Sleeper vergleichen. Nur eben mit Stehhöhe. Außerdem sind das alles Cabover, wie es die bei uns in den 70er und 80er Jahren gab.“ „Dann sei froh, dass du nicht in Europa bist.“ „Bin ich auch.“
Nachdem ich Pam meine Wäsche gegeben hatte, zeigte ich ihr das Notebook. „Sieht doch okay aus.“ Sagte sie. „Funktioniert denn alles?“ „Bis jetzt schon. Ich werde mir gleich noch einen Internet Stick holen.“ „Was ist das denn?“ „Sieht aus, wie ein USB-Stick. Da kommt dann eine SIM-Karte rein, dann kann man damit, wie mit einem Smartphone ins Netz. Für den Stick nehme ich eine Prepaid Karte.“ „Wenn du meinst.“ „An den meisten Truckstops kann ich sowieso Wi-Fi buchen. Dann brauche ich den gar nicht.“ „Da hast du mehr Ahnung von. Ich weiß nur, dass unser Laptop zu Hause im WLAN ist. Das funktioniert und um den Rest kümmerst du dich ja sowieso.“ „Wenn das klappt, können wir abends auch mal skypen, anstatt telefonieren.“ „Super. Wie das geht, weiß ich ja. Das mache ich mit meinen Eltern ja auch.“
Ich ging schnell duschen, dann zog ich mich an und machte mich fertig, um einkaufen zu fahren. Pam machte mir eine Liste fertig. Sie wollte sich um den Haushalt kümmern. Tim wollte zwar mit, Pam überzeugte ihn aber, dass Daddy schnell wieder da sein würde.
Ich fuhr zum Supercenter an der Florin Road und kaufte dort ein. Den Surfstick und eine entsprechende SIM-Karte besorgte ich dort auch. Auf der Rückfahrt brachte ich noch schnell meine Vorräte für unterwegs in den Truck.
Als ich wieder zu Hause war, hatte Pam das Mittagessen fertig.
Den Nachmittag verbrachten wir dann größtenteils im Garten. Natürlich forderte Tim, dass Daddy den ganzen Nachmittag mit ihm spielte. Pam verschwand immer wieder zwischendurch und kümmerte sich um die Wäsche und später um das Abendessen. Als Tim dann am Abend eingeschlafen war, hatten Pam und ich endlich Zeit für uns.
Den Sonntag verbrachten wir dann zu Hause. Nachdem uns Tim aus dem Bett geholt hatte, frühstückten wir zusammen. Anschließend spielte Pam etwas mit Tim, während ich mich um das neue Notebook kümmerte. Ich installierte noch ein paar Programme und auch Spiele. Außerdem richtete ich alles für den Internet Stick ein.
Als ich alles fertig hatte, packte ich das Notebook wieder ein und löste Pam ab. Nun spielte ich wieder mit Tim und Pam kümmerte sich um das Mittagessen.
Nachmittags waren wir wieder im Garten. Dabei genoss ich das Zusammensein mit meiner kleinen Familie. Diese Sommertage im eigenen Garten waren echt herrlich.
Leider gingen diese Wochenenden immer wie im Flug vorbei und ich musste wieder los. Die Momente zu Hause brachten einem aber genug Energie, um wieder eine neue ereignisreiche Woche zu meistern.
