18. Liebhaber, Willamette Valley und lange Woche

Montag, den 13. Juli 2020, 3:30 am, PDT, Sacramento, CA:


Die neue Woche begann dann endlich wieder mit normalen Aufstehzeiten. Entsprechend klingelte der Wecker zu Hause um halb Vier. Ich machte ihn schnell aus, um Pam nicht zu wecken. Aktuell hatte sie wieder weniger schlechte Träume. Ich hoffte, dass es so blieb. Sie ging aber auch einmal die Woche zu ihrem Therapeuten, was ihr sehr half. In der Zeit war Tim dann bei Mom. Momentan schliefen Frau und Kind, nur ich durfte schon wieder los. Also begann ich mit der üblichen Morgenroutine, die beim Duschen im Zentrallager endete. Um fünf Uhr war ich im Peterbilt und stellte die Systeme auf PTI. Dann räumte ich erstmal meine Sachen ein. Das war kein Problem. Für die reguläre Abfahrtskontrolle der Zugmaschine brauchte ich keine Viertelstunde. Zusammen mit dem Trailer passte die Zeit schon eher. Nachdem alles erledigt war, schaute ich im ORBCOMM nach dem ersten Auftrag der Woche:

PICKUP: EST-CASAC
GATE: 08
TRAILER: DV122111
FREIGHT: FIREWORKS
WEIGHT: 26,883 LB
DROP: CAFAT
MARKET: SUC1815
PRIORITY: STANDARD
REMARKS: ADR-CLASS 1-04 UN-NO. 0336

WAT-CASAC-JMU

Mein Schwesterchen schickte mich zu Beginn der Woche erstmal in den Regionalverkehr. Mir solls recht sein. Ein Blick auf die Tankuhr zeigte mir, dass die Tanks halbvoll waren. Da ich in Kalifornien blieb, konnte ich auch am Platz volltanken. Das war dann auch die nächste Aktion. Ich fuhr zur Betriebstankstelle und füllte die Tanks mit Diesel und DEF. Nachdem das erledigt war, fuhr ich zum Außenlager. Dort angekommen nahm ich den Dry Van an Tor 8 auf. Nach der PTI des Trailers und dem Ausfüllen des Vehicle Inspection Report war es dann sechs Uhr. Nun machte ich mich auf den Weg nach Fresno.

Es ging zurück zur CA-99 S und dann mal wieder zu Hause vorbei. So oft, wie ich am Außenlager begann, hätte Dad für mich besser ein Haus im Norden gekauft und meine Maschine dann am Außenlager stationiert. So ging es häufig Bobtail durch Sacramento. Das war aber nicht mein Geld, was da an zusätzlichen Kosten anfiel. Nun ging es durch den Montagmorgenverkehr in Richtung Süden.

Der Verkehr lief aber mäßig durch. Dabei stellte ich mir die Frage, wie lange der Berufsverkehr in diesem Ausmaß bleiben würde. Es gab bereits Gerüchte aus Regierungskreisen, dass Gouverneur Newsom darüber nachdachte, einige Lockerungen wieder rückgängig zu machen, da die Corona Zahlen in Kalifornien wieder stark anstiegen. Inzwischen war Kalifornien der Staat mit den meisten Infizierten. Der Grund dafür war einerseits Leichtsinn und andererseits der Fakt, dass die Leute, die zu den Republikanern zählten, die Pandemie weiterhin runterspielten. Man konnte nur hoffen, dass nicht zu viele Leute im November nur deshalb Trump wählten, weil ihnen die lockere Einstellung besser in den Kram passte. Für Pam und mich stand schon lange fest, dass wir Joe Biden und seine Demokraten unterstützen werden. Schlimmer als der amtierende Präsident es machte, ging ja auch nicht. Entsprechend war Biden auf jeden Fall das kleinere Übel. Das hatte man hier ja auch mit den Infektionszahlen gesehen. Anfangs blieben die Zahlen vergleichsweise gering, da Newsom rigoros den Lockdown durchgezogen hatte. Erst als er auf öffentlichen Druck die Einschränkungen zurücknahm, gingen die Zahlen in die Höhe. Dass der American Idiot, Trump, alles herunterspielte, trug das seine dazu bei. Ich war froh, Dass Pam und Tim weitgehend zu Hause blieben, es sei denn, sie mussten einkaufen. Das meiste kaufte ich aber am Wochenende, so dass Pam nur frische Sachen in der Woche kaufen musste.

Mit diesen Gedanken beschäftigte ich mich auf der ganzen Fahrt nach Fresno. Das war aber auch kein Problem, wenn man mit Tempomat 56 dahinrollte.
Gegen viertel vor Zehn erreichte ich dann das Supercenter im Norden Fresnos. Laut ORBCOMM sollte der Trailer an Dock 2 abgestellt werden. Das war zwar etwas enger, wenn man das mit einem 53 Fuß Trailer machte, es ging aber. Inzwischen war ich da recht gut drin, die Trailer in enge Ecken zu rangieren. Eigentlich rechnete ich mit einer Ladung Paletten oder Altverpackungen von hier aus. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt:

PICKUP: CST-CAFAT
GATE: 99
TRAILER: RE116602
FREIGHT: CHEESE
WEIGHT: 33,521 LB
DROP: CASAC
MARKET: NMA1697
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-DSN

Okay, dann eben zum Zentrallager, Fresno. Von dort dann wieder zum Neighborhood Market in Elk Grove. Liegt ja auf dem Weg nach Hause.

Für die Fahrt, weiter nach Fresno hinein brauchte ich eine halbe Stunde. Dann hatte ich das Zentrallager erreicht. Nun hieß es hide and seek. 99 war ja allgemein die Nummer, wenn der Trailer auf dem Platz zu finden war und nicht am Dock. Bei den Supercentern war das immer recht einfach. Da stand dann auch meist nur ein Trailer rum. An den Lägern standen immer reichlich Trailer. Dass die Nummer bei einem Reefer nicht groß auf der Vorderseite stand, weil dort das Kühlaggregat war, vereinfachte die Sache auch nicht gerade. Heute hatte ich aber Glück. Der Shunter Fahrer hatte den Trailer zwar vom Dock abgezogen, weil er den Rampenplatz brauchte, hatte ihn aber nicht zwischen die ganzen leeren Trailer gestellt, sondern an die Seite der Halle, an der keine Docks waren. So sah ich die Trailer Nummer groß auf der Hecktür stehen. Besser ging es nicht. Ich sattelte auf und erledigte die PTI des Trailers. Als das erledigt war, konnte ich mich auf den Weg nach Hause machen.

Da ich aber noch keine Pause gemacht hatte, fuhr ich zum Fifth Wheel Truck Stop. Der hatte definitiv bessere Bewertungen, als R V J’s Truck Stop, bei dem ich letztes Mal war. Ich war zwar nicht wirklich ein Fan von Indischer Küche, aber besser als eine Tankstelle ohne viel drumherum. Das Essen gab es momentan nur als Takeway, aber immerhin. Man gewöhnte sich langsam daran. Ich holte mir einen Salatteller und eine Cola Light. Das verzehrte ich dann im Truck. Um halb Zwölf hatte ich die halbe Stunde Pause voll und konnte wieder los.

Nun ging es über die CA-99 N wieder nach Hause. Um die Mittagszeit war nicht viel los, so kam ich ganz gut durch. Gegen drei Uhr kam ich in Elk Grove am Neighborhood Market an. Mit Frischware musste ich ans erste Tor, das war aber auch kein Problem. Ich musste nur einmal geradeziehen, danach stand der Trailer gerade vor dem Tor. Erwartungsgemäß ging der nächste Auftrag direkt hier wieder los:

PICKUP: CASAC
MARKET: NMA1697
GATE: 02
TRAILER: DV111585
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 30,194 LB
DROP: EST-CASAC
GATE: 20
PRIORITY: STANDARD

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Dritter Auftrag, dritter Dispatcher. Da ich in der Nachtschicht losgefahren bin, hatten heute alle drei was von mir. Mich wunderte mehr, wo die am Neighborhood Market die ganzen Paletten herhatten. Am Samstag hatte ich einen rappelvollen Trailer von hier, jetzt noch mal einen, der etwa zwei Drittel gefüllt war. Wahrscheinlich hatte vorher einen Monat lang keiner mehr Paletten mitgenommen.
Okay. Unter diesem Trailer weg und den daneben wieder aufnehmen. Dann die dritte Trailer PTI heute. Nun ging es wie letzte Woche schon zweimal von hier aus zum Außenlager. Auch heute brauchte ich wieder eine halbe Stunde für die Strecke. Dann musste der Trailer in die Ecke, aber rangieren war ich ja heute schon gewohnt. Nun stand Trailer Nummer vier für heute auf dem Programm:

PICKUP: EST-CASAC
GATE: 05
TRAILER: DVN90035
FREIGHT: COMPUTER COMPONENTS
WEIGHT: 19,885 LB
DROP: BBY-NVCSN
PRIORITY: IMPORTANT

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Ich bekam also einen Neutralen Trailer für Best Buy in Carson City. Den konnte ich dann schon mal aufsatteln und mit zum Zentrallager nehmen. Ich hatte zwar erst knapp neun Stunden Fahrzeit weg, durch die ganze Umsattelei war ich aber schon bei elf Stunden Schichtzeit. Das reichte für heute. Ich nahm dann den vierten Trailer auf und erledigte eine letzte PTI. Danach fuhr ich zum Zentrallager, wo ich den Truck parkte und Feierabend machte. Ich hatte dann nur die Fahrersachen von heute, die ich mitnehmen konnte, da ich aber für die Laufstrecke nach Hause die Sportsachen nahm, packte ich sie in den Rucksack.


Zu Hause angekommen, kam mir Tim entgegen. „Daddy ist da.“ Rief er laut. Pam kam aus dem Wohnzimmer und schaute überrascht. „Ich habe gar nicht mit dir gerechnet. Warum hast du nicht angerufen?“ „Wieso? Ist dein Liebhaber da?“ „Tja. Der muss die Nacht dann wohl im Schrank verbringen.“ Sagte sie grinsend. Dann bekam ich meinen Begrüßungskuss. „Ich habe jetzt nur kein Abendessen für dich.“ „Macht nichts. Dann mache ich mir ein paar Sandwiches.“ „Okay.“ „Ich wollte dich halt überraschen.“ „Das ist dir gelungen. Weißt du schon, wo es morgen hingeht?“ „Carson City, Nevada.“ „Von da wieder zurück?“ „Weiß ich noch nicht.“ „Dann sag morgen rechtzeitig Bescheid, sonst gibt es wieder kein Essen.“ „Du willst nur wissen, ob der Liebhaber im Schrank bleiben muss.“ „Natürlich. Aber der bekommt immerhin Abendessen.“ Ich ging schnell duschen, dann spielte ich bis zum Abendessen noch mit Tim. Nach dem Essen machte ich den Kleinen dann bettfertig. Als er dann eingeschlafen war, ließen Pam und ich den Abend im Schlafzimmer ausklingen.


Dienstag, den 14. Juli 2020, 3:30 am, PDT, Sacramento, CA:

Der Tag begann, genau wie der Tag gestern. Um halb Vier klingelte mein Wecker. Dann folgte die übliche Morgenroutine, die stattfand, wenn ich von zu Hause losfuhr. Diese endete um fünf Uhr mit Beginn der PTI im Truck am Zentrallager. Nun kam der unterschiedliche Ablauf. Da es nach Nevada ging, brauchte ich heute nicht tanken, außerdem hatte ich den Trailer mit meiner Ladung schon an der Zugmaschine hängen. Ich konnte also um viertel nach Fünf vom Hof fahren.

Es ging dann zwar auch erst auf die CA-99 N, aber dort, wo es sonst meist in Richtung Westen ging, an der US-50, ging es heute östlich in Richtung South Lake Tahoe. Die interessanteren Nachrichten kamen aber im Radio: „Sacramento. Gouverneur Gavin Newsom hat gestern für weite Teile Kaliforniens die Anordnung zu Hause zu bleiben wieder auferlegt. Aufgrund der Anordnung werden ab sofort viele Unternehmen im Staat wieder geschlossen. Die Schließung betrifft unter anderem Fitnessstudios, Bars, Kinos und Museen. Restaurants dürfen nur noch außer Haus verkaufen. Grund für für die Anordnung sind die drastisch ansteigenden Infektionszahlen des Covid19 Virus. Arbeitnehmer sollten sich mit ihren Arbeitgebern in Verbindung setzen, ob gearbeitet wird, oder sie zu Hause bleiben sollen.“ Das waren keine guten Nachrichten. Es zeigte aber, dass die vorgenommenen Lockerungen viel zu voreilig waren. Das Problem war eher, dass manche Unternehmer sich nicht wieder freiwillig daran halten würden. Viele hatten bereits im Frühjahr große wirtschaftliche Einbußen gehabt und konnten sich das gar nicht leisten. Für mich würde es aber nach wie vor weitergehen. Die Waren mussten ja von den Lägern in die Märkte gebracht werden. Heute früh merkte ich davon aber noch nicht viel auf den Straßen. Ich wollte aber auch nicht wissen, wie viele Leute gleich vor verschlossenen Türen standen, weil sie noch nichts von der neuen Anordnung gehört hatten.

Auf dem vierspurigen Teil der US-50 herrschte jedenfalls noch dichter Berufsverkehr. Das änderte sich erst, als es weiter in die Sierra Nevada ging.

Entsprechend lange dauerte es auch wieder, bis ich South Lake Tahoe erreichte. Dort lief es aber wieder.
In den Bergen merkte ich erst, dass ich hier länger nicht mehr war. Die letzten Male war es hier oben noch saukalt gewesen. Inzwischen war aber auch hier der Sommer eingekehrt. Als ich dann zwischen den Bäumen den See erblickte, genoss ich es wieder, durch so schöne Gegenden fahren zu können.

Schließlich ging es über die Grenze nach Nevada und ich konnte ein wenig schneller fahren. Nun zahlte sich auch der stärkere Motor und das bessere Getriebe aus. Irgendwann ging es dann vom See weg und ich durchquerte die Berge nach Carson City.

Es war dann schon viertel nach Zehn, als ich den Best Buy Shop Carson Valley erreichte, der in Carson City direkt an der US-395 lag. Hier musste ich dann wohl oder übel auch Kontakt mit den Leuten aufnehmen. Vorher schaute ich aber noch im ORBCOMM, ob ich hier direkt wieder was zurückbekam:

PICKUP: BBY-NVCSN
TRAILER: BBYXXX
FREIGHT: COMPUTER COMPONENTS
WEIGHT: 20,031 LB
DROP: ORAST
MARKET: SUC5861
PRIORITY: STANDARD
REMARKS: TRAILER IS PROVIDED BY BEST BUY

WAT-CASAC-DSN

Es gab also direkt was von hier. Warum ich nun Computer und Zubehör hier hinbrachte und auch wieder mitbekam, war wieder seltsam, da das Gewicht aber nicht gleich war, war vermutlich irgendwas anders. Ich stieg aus und ging zuerst zum Trailer und nahm die Papiere von der Ware. Mit denen ging ich dann zum Wareneingang. „Guten Morgen. Ich komme von Sam’s Club und habe irgendwelche Computerartikel für euch.“ „Hallo. Das ist gut. Da warten wir schon drauf. Hast du mal die Papiere für uns?“ Ich gab sie ihm. Er prüfte die Artikelliste. „Genau darauf warten wir. Bekommst du auch wieder was zurück?“ „Ja. Auch ungefähr 20.000 Pfund.“ „Okay. Dann stell deinen Trailer da hinten ab.“ Er zeigte wo er ihn haben wollte. „Der Trailer für dich steht an Tor 3.“ Wir erledigten den Papierkram. Er kam mit raus. „Super. Du hast einen neutralen Trailer. Leider hatten wir keinen neutralen Trailer hier. Du musst mit unserer Werbung spazieren fahren.“ „Ihr könnt ja nur beladen, was ihr habt.“ Ich fuhr dann auf den Hof und sattelte um.

Nach der PTI des Trailers fuhr ich vom Hof und suchte mir einen Platz, wo ich meine kurze Pause machen konnte. Als ich stand, rief ich zuerst Danny an und berichtete ihm, dass ich mit Best Buy Werbung zum Supercenter musste. „Kann man nichts machen. Dann ist das so.“ war sein Kommentar. „Besser so, als wenn die direkt weiterverkauft worden wären. Dann hätten wir die Ladung umladen müssen.“ „Brauche ich da noch andere Papiere für?“ „Nein. Die mailen wir zum Supercenter.“ „Okay.“

Nachdem wir aufgelegt hatten, holte ich mir die Adresse aus dem ORBCOMM. Laut Code war es Astoria, Oregon. Die korrekte Adresse war aber in Warrenton, der nächsten Ortschaft, auf der anderen Seite der Youngs Bay. Selbst der Flughafen von Astoria, dessen IATA Code als Vorlage für den Orts Code diente, war eigentlich in Warrenton und nicht in Astoria. Ich gab die Adresse ins Navi ein.
Danach rief ich kurz bei Pam an. „Hallo Darling. Was gibt’s?“ „Hey Sweetheart. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass du deinen Liebhaber aus dem Schrank holen kannst. Für mich geht es von Carson City direkt weiter nach Astoria, Oregon.“ „Das wird er sicher gern hören.“ Lachte sie. „Mal sehen, wann du wieder nach Hause kommst.“ „Vielleicht überrasche ich dich aber wieder.“ „Das kannst du gerne machen. Dann musst du aber damit leben, dass du wieder kein Abendessen bekommst.“ „Mal schauen was das kleinere Übel ist. Ich melde mich heute Abend nochmal. Jetzt muss ich erstmal schauen, dass ich wenigstens jetzt was zu essen bekomme.“ „Okay. Bis nachher.“ Wir legten auf. Dann machte ich mir aus meinen Vorräten noch was zu Essen fertig. Um halb Zwölf machte ich mich dann auf den Weg in Richtung Oregon.

Ich fuhr erst auf die US-395 N und wechselte dann auf die I-580 N in Richtung Reno. Nun konnte ich den Truck bis an den Begrenzer bei 66 mph beschleunigen. Dann legte ich den Tempomat ein und ließ den Truck rollen. Nördlich von Reno wurde die I-580 dann wieder zur US-395.

Nachdem ich dann den White Lake passiert hatte, ging es über die Grenze nach Kalifornien. Im Gegensatz zum letzten Mal, als ich hierhergefahren war, hatte ich heute absichtlich nicht getankt. Mein Diesel reichte noch bis nach Oregon und dort war der Sprit billiger, als in Nevada.

Mein nächster Zwischenstopp war dann an der Agricultural Inspection Station – Long Valley. Hier stand ich aber nur ein paar Minuten. In diesem Fall war es gut, dass Werbung für eine Kette von Elektro Fachmärkten auf der Breitseite war. Nun ging es weiter bis nach Susanville, wo ich dann rechts abbog und der US-395 N weiter in Richtung Alturas folgte.

Genau bis nach Alturas fuhr ich dann auch noch. Ich wusste, dass auf der CA-299 W weiter keine Parkmöglichkeit für Trucks war und die Strecke von Canby in Richtung Klamath Falls kannte ich nicht. Ich wusste aber, dass ich in der Nähe unseres Außenlagers in Alturas für eine Übernachtung parken konnte. Ich fuhr also dort hin und parkte den Truck.

Anschließend zog ich die Sportsachen an und lief noch ein Stündchen. Danach schlüpfte ich nochmal in meine Fahrersachen und ging zum Außenlager. So erkannten mich die Kollegen als Walmart Fahrer. Ich war ja erst einmal hier. Daher war es besser, wenn ich die Fahrersachen trug. Als Betriebsangehöriger ließ man mich hier auch Toilette und Dusche benutzen.

Zurück im Truck machte ich mir mein Abendessen. Danach telefonierte ich noch eine ganze Weile mit Pam. Anschließend legte ich mich zeitig hin.


Mittwoch, den 15. Juli 2020, 3:30 am, PDT, Alturas, CA:

Da ich gestern etwas früher Feierabend gemacht hatte, hieß es für mich auch etwas früher aufstehen. Die Uhrzeit war ich aber gewohnt, da ich die letzten beiden Nächte zu Hause geschlafen hatte. Als erste Amtshandlung setzte ich heute die Kaffeemaschine in Gang. Anschließend zog ich die Fahrersachen an und ging wieder zum Außenlager. Ich sprach mit dem Kollegen von der Security, der im Container Dienst hatte und ging anschließend mit Erlaubnis im Außenlager zur Toilette und unter die Dusche. Um viertel nach Vier war ich zurück am Truck und begann mit der PTI. Eine Viertelstunde später begann dann meine heutige Tour.

Es ging damit los, dass ich in Alturas die CA-299 W in Richtung Redding nahm. Kurz hinter Canby nahm ich dann die CA-139 N in Richtung Klamath Falls. Die Morgendämmerung tauchte die Landschaft in ein blaues Licht. Erst war die Landschaft karg, dann folgten Waldstücke, die darauf hinwiesen, dass ich mich Oregon näherte. Die Wälder waren mal dichter, mal weniger dicht.

Anschließend ging es durch Felder. In Nordkalifornien gab es schließlich viel Landwirtschaft.

Bei Hatfield ging es dann über die Staatsgrenze nach Oregon. Es sah aus, als wäre die Grenze mitten im Ort. Der nördliche Teil gehörte aber zu Merrill, OR. Nun ging es über die OR-39 N weiter. Diesem Highway folgte ich bis nach Klamath Falls, wo es dann über die US-97 N weiterging.

Bei der North Enterance ODOT Scales genannten Weigh Station wollte man mich mal wieder wiegen. Das war dann schon das zweite Mal mit dem Peterbilt. Ich war dort ja schon vor einer Woche. Mit 54.726 Pfund war ich aber recht leicht unterwegs. So verzichtete man auf weitere Kontrollen.

Südlich von Crescent wechselte ich dann auf die OR-58 W in Richtung Eugene. Damit folgte ich nun einer landschaftlich sehr schönen Strecke. Es ging durch dichte Wälder. Dann ging es am Ostufer des Odell Lake entlang. Anschließend folgten dicht bewaldete Berghänge, durch die der Highway führte. Es folgten einige Meilen am Südufer des Lookout Point Lake, einem Stausee.

Diesem folgte unmittelbar das Dexter Reservoir, die nächste Staustufe des Middle Fork Willamette Rivers. Nun ging es aus den Bergen hinaus in das Willamette Valley. So wurden aus den Wäldern nach und nach immer mehr Felder und zum Teil Weinberge. Bei Goshen, Südlich von Eugene mündete die OR-58 dann in die Interstate 5, über die es nun nördlich in Richtung Portland weiterging.

Bei Albany fuhr ich dann von der Interstate ab und nahm die US-20 in Richtung Osten, bis ich die Tankstelle der Carson Gruppe erreichte. Hier tankte ich den Peterbilt voll. Anschließend erledigte ich hier direkt meine kurze Pause. Dabei versorgte ich mich aus meinen Vorräten. Ich blieb auch nur die vorgeschriebene halbe Stunde stehen, dann fuhr ich weiter.

Über die US-20 fuhr ich zurück auf die I-5 N in Richtung Portland. Nun hatte ich noch etwas Rollstrecke. In Portland wechselte ich dann auf die I-405 N in Richtung Downtown Portland. Nun ging es auf dem Freeway mitten durch Portland, bis ich auf die US-30 W in Richtung St. Helens wechselte.

Der Highway führte dann durch das Tal des Columbia Rivers zur Küste. Dabei merkte ich, dass meine Zeit bis zum Ziel recht knapp werden könnte. Es dauerte zwei Stunden, bis ich schließlich Astoria erreichte. Hier führte die US-30 dann mitten durch die Stadt. Durch die Zahlreichen Ampeln und das auf 20 mph beschränkte Tempo ging es hier nur recht langsam. Der Ort war aber wenigstens recht sehenswert.

Später hatte ich dann auch einen guten Blick auf die imposante Astoria-Megler Bridge, eine Stahlbrücke über den Columbia River, welche im südlichen Teil als Hochbrücke gebaut wurde.

Die letzten Meilen zum Ziel legte ich dann auf der US-101 S zurück. Kurz vor dem Ziel musste ich dann auf der New Youngs Bay Bridge noch einen unfreiwilligen Zwischenstopp einlegen, weil die Brücke hochgefahren war. Meiner Meinung nach wäre das kleine Schiff auch unter der Brücke durchgekommen, ohne diese hochzufahren, aber wen interessierte hier schon meine Meinung.

Ich hatte, wegen der knappen Fahrzeit, das E-Log aber auf „on duty“ gestellt. So lief das auf Arbeitszeit und nicht als Fahrzeit. Als Vermerk notierte ich „Wartezeit, Brücke geöffnet.“

Gegen halb Vier erreichte ich dann endlich das Supercenter. Laut ORBCOMM sollte ich an Tor 6 andocken. Das tat ich und sattelte den Trailer dort ab. Nun war auch der nächste Auftrag im System:

PICKUP: ORAST
MARKET: 5861
GATE: 99
TRAILER: ST103227
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 41,827 LB
DROP: DGR-ORMFR
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-KMU

Ich bekam also einen Planen Trailer mit leeren Paletten nach Medford. DGR stand wohl für Deepgrove. Das Unternehmen sagte mir nichts. Als Walmart Fahrer musste mir aber auch nicht jeder Holzverarbeitende Betrieb was sagen.

Ich fuhr mit der Zugmaschine zum Leergutplatz und nahm dort den Sliding Tarp Trailer auf. Da ich nach der PTI des Trailers nicht mehr wirklich viel Fahrzeit hatte, beschloss ich, meine große Pause direkt auf dem Gelände des Supercenters zu machen. Es gab im Wareneingangsbereich ein Paar Parkbuchten, in die auch mein Sattelzug passte. Dort parkte ich dann auch. Hier machte ich dann Feierabend.

Ich zog mir die Sportsachen an und lief noch ein Stündchen. Anschließend wusch ich mich mit Wasser aus dem Kanister. Nun machte ich mir aus meinen Vorräten was zu Essen zurecht. Gesättigt telefonierte ich dann eine Weile mit Pam. Danach ging ich nochmal kurz ins Supercenter und nutzte die Kundentoilette. Zurück im Truck ließ ich den Abend im Sleeper ausklingen.


Donnerstag, den 16. Juli 2020, 3:30 am, PDT, Warrenton, OR:

Wie bereits die ganze Woche, klingelte der Wecker auch heute wieder um halb Vier. Da das Supercenter um diese Zeit geschlossen war, suchte ich mir dann als erstes eine Möglichkeit, unbeobachtet meine Morgentoilette zu erledigen. Nachdem das passiert war, folgte die Zahn- und Körperpflege mit Wasser aus dem Kanister. Dann wurde der Kaffee aufgesetzt und anschließend die Fahreruniform angezogen. Um viertel nach Vier begann ich dann mit der PTI und um halb Fünf ging es los.

Ich sollte über den gleichen Weg zurückfahren, über den ich auch gekommen war. So nahm ich erstmal die US-101 N in Richtung Astoria zurück. Die New Youngs Bay Bridge konnte ich heute auch ohne Zwischenstopp passieren. Die imposantere Astoria-Megler Bridge wurde um die frühe Uhrzeit von der noch sehr tief stehenden Sonne aus Richtung Osten angestrahlt, so dass sie für mich wie ein Scherenschnitt aussah.

In Astoria nahm ich dann für den weiteren Weg die US-30 E in Richtung Portland. Das führte mich dann erstmal wieder durch Astoria hindurch. Nachdem der Ort verlassen war, konnte ich dann über den jetzt gut ausgebauten Highway mit Tempomat 56 fahren.
Zwei Stunden später erreichte ich Portland. Ich folgte der I-405 S weiter in Richtung Salem. Hier hatte nun auch der Berufsverkehr eingesetzt.

Nachdem ich Downtown Portland passiert hatte, war dann plötzlich der Abzweig auf die I-5 S in Richtung Salem gesperrt. Da ich an dem Morgen nicht daran gedacht hatte, das Funkgerät anzuschalten, hatte mich auch keiner vor der Sperrung warnen können.

Im schönsten Berufsverkehr musste jetzt alles auf die I-5 N in Richtung The Dalles / Seattle wechseln. Das bedeutete einerseits Stau und andererseits jede Menge verwirrter Autofahrer, die nicht wirklich wussten, wo sie nun herfahren sollten. Warum zum Teufel hatte ich solche Situationen häufig in den größten Städten eines Staates? Wenn ich an meine Umleitungen wegen Sperrungen dachte, fielen mir zuerst Orte wie Los Angeles, Portland und Phoenix ein.

Wenn ich dann die Umleitungsempfehlung des Navis sah, wunderte ich mich auch nicht über konfuse Autofahrer. Die erste Empfehlung war, Über die I-5 N bis zur I-405 zu fahren und dann über die Freemont Bridge wieder in Richtung Süden. Dann käme ich aber wieder genau da an, wo ich gerade stand. Da mir nichts anderes übrigblieb, als jetzt über die Marquam Bridge zu fahren, suchte ich mir dann eine Möglichkeit, auf der Ostseite des Willamette Rivers, bei der ich von der Interstate runterkam und wieder in Richtung Süden auf die I-5 kam. Das war aber nicht wirklich einfach. Entweder gab es nur eine Ausfahrt und keine Auffahrt in Richtung Süden oder umgekehrt. Als ich dann was fand, war die Ausfahrt für Trucks gesperrt. Ich fürchtete beinahe schon, dass ich über den Columbia River musste, um zu wenden, dann fand ich doch noch eine Möglichkeit. Die ganze Aktion kostete mich letztlich viel Zeit und Nerven.

Als ich dann endlich aus Portland raus war, atmete ich erstmal ganz tief durch. Nun lief es auch wieder besser. Salem war dann schnell passiert. Als ich Albany erreichte, überlegte ich kurz, ob ich hier wieder rausfahren sollte. Ich entschied mich dann aber dagegen. Nach dem Chaos vom Morgen wollte ich die Interstate 5 nur noch verlassen, wenn es unbedingt nötig war. Also blieb ich auf dem Highway.

Eugene passierte ich auch noch. An der Gettings Creek Rest Area hielt ich dann für meine Pause. Die halbe Stunde nutzte ich dazu, um was zu essen und hier die Toilette zu benutzen.

Dann ging es weiter in Richtung Süden. Ich hatte genug Zeit verloren. Laut Google Maps hatte das Sägewerk zwar 24 Stunden geöffnet, die Frage war aber, ob sich das um die Arbeitszeiten oder die Ladezeiten handelte. Ich wollte hier lieber zu normalen Geschäftszeiten ankommen.

Der Wunsch, Nonstop nach Medford zu kommen wurde mir aber nicht erfüllt. Die Weigh Station bei Myrtle Creek wollte mich leider sehen. Als sich die Waage bei 79,905 lb einpendelte, musste ich erstmal schlucken. Ich hatte gedacht, ich hätte mehr Luft nach oben. Der Sliding Tarp Trailer war offensichtlich schwerer, als unsere Dry Van. Gut, der Rahmen war erheblich stabiler gebaut, dafür war aber anstatt des Aufbaus die Schiebeplane. Aluminium war offensichtlich leichter, als das Material der Plane. Zum Glück hatte man mich nicht am Morgen gewogen, dann wäre ich sicher über 80.000 Pfund gewesen. Am Sprit hätte ich sowieso nichts ändern können, da ich ja vor der Übernahme des Trailers bereits vollgetankt hatte. Man hatte aber auch keine Lust, mich eingehender zu kontrollieren, so durfte ich dann weiterfahren.

Gegen drei Uhr am Nachmittag durfte ich dann an der Ausfahrt 30 von der Interstate runterfahren. Hier wechselte ich auf die OR-62 W, die mich nach Medford hineinbrachte. Im Nachmittagsverkehr brauchte ich eine Viertelstunde, dann stand ich bei Deepgrove auf dem Hof.

Ich hatte den Truck gerade abgestellt, als ein Staplerfahrer mit einem, großen Stapler ankam, wie sie in Sägewerken üblicherweise benutzt wurden. Der Staplerfahrer war vermutlich ein, zwei Jahre jünger als ich, machte aber einen sympathischen Eindruck, soweit man das bei den üblichen Corona Schutzmaßnahmen feststellen konnte. „Wenn ich die Werbung auf deiner Plane sehe, würde ich dich am liebsten gleich vom Hof jagen.“ Sagte er zur Begrüßung. Dabei viel mir der slawische Akzent auf. Vermutlich stammte er ursprünglich aus Osteuropa. „Na vielen Dank auch.“ Sagte ich lachend. „Nicht
falsch verstehen.“
Sagte er freundlich. „Wenn die Handelsketten hier ankommen, haben sie in der Regel nichts Gutes für uns.“ „Schuldig im Sinne der Anklage.“ Sagte ich lachend. „Knapp 42.000 Pfund alte Paletten.“ „Super. Aber du kannst da ja auch nichts für…“ Er schaute auf den Namenszug auf meinem Hemd. „…Steven.“ „Sag Steve. Die Langform nimmt nur meine Mutter.“ „Freut mich. Ich bin Alex. Lässt du den Trailer hier oder müssen wir dich direkt abladen?“ „Der bleibt hier. Ihr meldet euch dann, wenn der Trailer leer ist, dann holen wir ihn ab.“ Ich gab ihm die Papiere, die ich gestern bereits von der Ladung abgemacht hatte. „Hier ist der Lieferschein.“ „Du kannst den Trailer da hinten neben die Halle stellen. Da stört er am wenigsten. Ihr habt ja wenigstens keinen Koffer genommen. Sonst hätte ich zwei Leute für die Entladung gebraucht.“ „Dafür haben wir die Dinger doch.“ Alex zeigte mir wo ich den Trailer hinstellen sollte. „Da kannst du absatteln. Dann mach bitte alles los, damit wir abladen können. In der Zeit mache ich deine Papiere fertig.“ „Okay.“

Ich setzte den Trailer an den genannten Platz und löste die Plane. Diese schob ich nach vorne und löste die Gurte, die unter der Plane angebracht waren. Die Gurte kamen dann wieder in die Staukästen zwischen den Achsen. Als ich das erledigt hatte, kam Alex mit den Papieren. „Einwandfrei. Du kannst öfter kommen. Wenn wir den Mist schon bekommen, dann wenigstens so.“ „Werden die Paletten geschreddert?“ „So in der Art. Dann wird das zwischen die besseren Späne gemischt. Anschließend geht das in die Spanplattenfertigung.“ Ich bekam meine Papiere und verabschiedete mich. Im Truck schaute ich dann ins ORBCOMM, was als Nächstes kam:

12,5 H BREAK / REST

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Keela schickte mich also in die Pause. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich fuhr mit der Zugmaschine zu Isaacs Truckstop und machte dort Feierabend. Erleichtert stellte ich fest, dass man hier inzwischen wieder die normalen Toiletten und Duschen nutzen durfte. Das nahm ich dann zum Anlass, eine Laufrunde an den Feierabend anzuschließen. Dazu nahm ich den Bear Creek Greenway.

Als ich zurück war, ging ich dann duschen. Mein Abendessen nahm ich mir dann Take-away aus dem Restaurant mit. Nach dem Essen telefonierte ich mit Pam. Anschließend surfte ich noch mit meinem Notebook im Netz.


Freitag, den 17. Juli 2020, 3:30 am, PDT, Medford, OR:

Auch heute stand ich wieder zur gewohnten Zeit auf. Nachdem ich die Kaffeemaschine in Betrieb gesetzt hatte, ging ich für die Morgentoilette und die Dusche in den Truckstop. Um viertel nach Vier begann ich dann mit der PTI. Nachdem diese erledigt war, schaute ich nach, was ich denn jetzt zu tun hatte:

PICKUP: KRH-ORMFR
TRAILER: KRHXXX
FREIGHT: MILK
WEIGHT: 44,297 LB
DROP: CST-CARDD
PRIORITY: STANDARD

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Das waren nicht wirklich viele Angaben. Jessy war aber der Meinung, dass das reichen würde. Ich verzichtete darauf, Jessy anzurufen und eine Diskussion mit meiner Schwester zu führen. Seit der Trennung von Dave war sie sowieso nicht sonderlich ausgeglichen.
Da mir die Absenderkennung auch nicht viel sagte, rief ich mir die Adresse auf. Es handelte sich um eine Farm am Rand von Medford. Es war aber nicht die Farm, wo ich bereits für Cascadian Farms abgeholt hatte. Wir hatten also noch eine weitere Ladestelle hier.

Um Zeit zu sparen, ging ich das Risiko ein, trotz der schweren Ladung zu tanken. Ich ging einfach mal davon aus, dass es passen sollte. Also ab zur Tanksäule. Dort tankte ich nochmal voll. Anschließend machte ich mich auf den Weg zu der Farm.

Diese lag nicht weit von der anderen Farm entfernt, war aber ein Stück weiter südlich. So ging es über die OR-238 zu der Farm und nicht über die OR-99. Hier arbeitete man mit der Kraft-Heinz Company zusammen. Als ich hier gegen fünf Uhr auf den Hof fuhr, hoffte ich, dass schon jemand arbeitete. Das war dann auch der Fall. Farmer schliefen ja eher selten lange.

Ich setzte die Schutzmaske auf und ging zu einem der Arbeiter. „Guten Morgen. Ich soll hier für Walmart einen Trailer abholen.“ „Geh mal da vorne in den Stall, da ist der Chef.“ „Okay, danke.“ Ich ging in den Stall. Die Kombination von dem typischen Geruch in einem Stall mit der Maske raubte mir bald die Luft. „Guten Morgen.“ Sagte ich. Ein Mann kam auf mich zu und musterte mich von oben bis unten. „Guten Morgen. Du willst für Walmart abholen?“ „Richtig. Eine Ladung Milch nach Redding.“ „Ach, der Milchtank. Komm mal mit.“ Wir verließen den Stall und gingen in ein kleines Büro. Dort gab mir der Mann die Papiere. „Einmal unterschreiben, bitte.“ Ich quittierte unter Vorbehalt. Dann gingen wir vor die Tür. „Ist der Tank da hinten.“ Sagte er und zeigte neben eine Scheune, wo ein paar Trailer standen. „Okay, danke.“ Er ging wieder in den Stall und ich fuhr zu dem Platz, wo die Trailer standen und sattelte den Tanktrailer auf. Nach der PTI konnte ich mich dann auf den Weg machen.

Ich fuhr zur Interstate 5 und nahm dort die südliche Trasse in Richtung Redding. Heute schien ich dann den Tag der Kontrollen zu haben. Als erstes musste ich über die Waage an der Southbound Seite des Port of Entry.

Die Waage pendelte sich bei 79,566 lb ein und ich atmete erstmal tief durch. Da ich den Staat sowieso verließ, verzichtete man auf weitere Kontrollen. Man wusste ja, dass keiner nach Kalifornien kam, ohne kontrolliert zu werden.

An der Hornbrook Agricultural Inspection Station nahm man mich dann auch, wie vermutet regelrecht auseinander. Ich musste zur ausführlichen Kontrolle an die Seite fahren. Nun erledigten die Beamten alles, was sie ihrer Meinung nach machen mussten. In der Zugmaschine wurden meine Vorräte dokumentiert und ich musste mit meiner Unterschrift bestätigen, alle Waren in Kalifornien erworben zu haben. Bei der Ladung war man noch gründlicher. Die Papiere wurden kopiert, um einen Nachweis zu haben. Dann wurden aus dem Tank Proben gezogen. Eine wurde mit einem Schnelltest geprüft, die anderen würden zu einem Institut eingeschickt, die ebenfalls Tests vornahmen. Nachdem man alles auf Herz und Nieren geprüft hatte, durfte ich weiterfahren. Inzwischen war dann auch eine dreiviertel Stunde vergangen.

Nun ging es über die I-5 S weiter nach Redding. An der Ausfahrt 677 verließ ich die Interstate und ich wechselte auf die Cypress Avenue, an der das Walmart Lager lag. Den Tanktrailer sollte ich dann vor Tor 20 stellen. Nachdem ich abgesattelt hatte, stand dann der nächste Auftrag im System:

PICKUP: CST-CARDD
GATE: 01
TRAILER: DV115762
FREIGHT: FRUITS
WEIGHT: 32,624 LB
DROP: WGR-NVEKO
PRIORITY: URGENT

WAT-CASAC-DSN

Bei dringenden Aufträgen gab es keine Diskussion. Das wusste ich. Auch wenn ich nicht davon begeistert war, am Freitag noch mit einem Auftrag nach Elko zu fahren. Meine Gesamtzeit reichte aber locker, um noch nach Hause zu kommen. Dass es wirklich dringend war, zeigte alleine schon, dass man einen zur Verfügung stehenden Trailer nahm und nicht auf einen neutralen Trailer wartete. Also fuhr ich zu Tor 1, sattelte den Trailer auf und absolvierte die Abfahrtskontrolle. Anschließend machte ich mich auf den Weg nach Nevada.

Über die Cypress Avenue und Victor Avenue fuhr ich zur CA-44 E, auf die ich dann in Richtung Lassen National Park fuhr. Der Freeway endete kurz darauf und es ging über den Single Lane Highway weiter der sich nun durch die Landschaft schlängelte. Dabei ging es stetig bergauf. Aufgrund der Steigung und der zahlreichen Kurven musste ich mich schon bemühen, das Tempo bei den erlaubten 55 mph zu halten. Andere Verkehrsteilnehmer hatten damit weniger Probleme, wie der PKW-Fahrer, der in der Gegenrichtung von den Chips erwischt worden war. Gerade bei Tempolimits verstanden die kalifornischen Gesetzeshüter überhaupt keinen Spaß.

Meine Mittagspause machte ich dann bei JJ’s Café in Old Station. Da ich, aufgrund der Einreise nach Kalifornien keine frischen Lebensmittel mehr an Bord hatte, holte ich mir hier ein BBQ Pulled Pork Sandwich und einen Club Salad. Das frische, heiße Sandwich aß ich dann sofort im Truck, den Salat packte ich in meinen Kühlschrank. Der sollte mein Abendessen werden. Nach einer guten halben Stunde fuhr ich dann weiter.

Der CA-44 E folgte ich dann weiter bis nach Susanville. Ab hier ging es dann über die US-395 S weiter in Richtung Reno. Als ich die größte Kleinstadt der Welt dann erreichte, wechselte ich auf die I-80 E in Richtung Elko.

Weit sollte ich nun aber nicht mehr kommen. Meine Schichtzeit neigte sich dem Ende zu. Auch bei vielen Unterbrechungen wollte ich die Elf Stunden insgesamt nicht unbedingt überschreiten. Die Zeit brauchte ich dann morgen schon, wo ich dann erstmal durchfuhr und nicht zum Umsatteln oder für weitere Stopps anhielt.

An der Weigh Station, gegenüber der Wadsworth Rest Area, musste ich sowieso raus. Mit dem leichten Trailer war aber alles ohne Probleme. Da ich nun einmal stand, fuhr ich hier auch gleich auf den Parkplatz und machte hier meine Pause. So blieb ich dann genau bei einer Schichtzeit von elf Stunden. Leider hatte ich hier keine Möglichkeit, eine Laufrunde zu machen. Daher ließ ich sie heute ausfallen. Neben dem Abendessen und dem üblichen Telefonat mit meiner Süßen, verbrachte ich den Abend dann mit YouTube auf meinem Notebook.


Samstag, den 18. Juli 2020, 3:30 am, PDT, Wadsworth Weigh Station, Sparks, NV:

Um halb vier klingelte mal wieder mein Wecker. Ich stand auf und ging zum Kontrollgebäude. Für Fahrer standen hier Dixi-Klos zur Verfügung. Immerhin besser als gar nichts. Nach dem Toilettengang folgte die Zahn- und Körperpflege mit Wasser aus dem Kanister. Anschließend wurde der obligatorische Kaffee aufgesetzt, danach zog ich die Fahreruniform an. Um viertel nach Vier begann ich mit der PTI. Diese führte ich heute auch besonders sorgfältig durch. Man wusste ja nicht, ob jemand im Büro der Waage Zeit dafür hatte mich dabei zu beobachten. Frei nach dem bekanntesten Zitat aus Goerge Orwells 1984: „Big brother is watching you.“ Um halb Fünf war die Abfahrtskontrolle beendet und ich machte mich auf den Weg zu meinem Ziel. Dazu ging es wieder auf die I-80 E zurück.

Die nächsten 250 Meilen ging es nun am Nordrand des Great Bassin entlang. Den Tempomat konnte ich dann auf 66 mph einstellen. Schneller ging es sowieso nicht, da auch der Leihwagen, genau wie unsere Trucks, bei 66 mph abgeregelt war. Der Leihwagen lief aber ruhiger, als unsere Trucks. Das lag eben an dem 13 Gang Getriebe. Der höchste Gang war länger übersetzt, als der zehnte Gang in unseren Getrieben.

Die Interstate war hügelig und zog in langen Kurven durch Nevada. Bis kurz hinter Winnemucca ging es in Richtung Nordosten, dann ging es bis Battle Mountain in Richtung Südosten weiter. Nun folgte man dem Verlauf des Humboldt Rivers bis nach Elko.

Nachdem die Sonne über den Hügeln aufgegangen war, brauchte ich dann eine ganze Zeit die Sonnenbrille. Die tiefstehende Sonne konnte ganz schön blenden.

Kurz nach Acht erreichte ich Elko. An der Ausfahrt 301, Elko Downtown verließ ich die Interstate. Dann ging es rechts auf den Mountain City Highway. An der nächsten Ampel ging es nach links. Kurz darauf erreichte ich den Walgreens Store.

Hier musste ich mich dann persönlich melden. Vor dem Eingang zum Laden stand ein Security Mann, der sich um die Einhaltung der Hygienevorschriften kümmerte. Zu ihm ging ich und meldete mich an: „Guten Morgen. Ich komme im Auftrag von Sam’s Club und habe eine Ladung Lebensmittel für euch.“ „Guten Morgen. Hast du Papiere für mich ?“ Da ich das erwartet hatte, war ich am Morgen bei der PTI so schlau gewesen, die Papiere aus dem Trailer zu holen. Diese gab ich nun dem Security Mann. Er studierte die Papiere, dann sagte er: „Setze den Trailer ans erste Tor. Es kommt jemand aus dem Markt dorthin und macht den Papierkram mit dir. Vorsicht. An Tor 2 steht auch noch ein Trailer.“ „Okay.“ Er gab mir die Papiere zurück und ich ging wieder zum Truck. Dann rangierte ich den Trailer vorsichtig an Tor 1. Als ich angedockt hatte, schaute ich im ORBCOMM nach dem nächsten Auftrag:

PICKUP: WGR-NVEKO
TRAILER: FEXXXX
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 40,154 LB
DROP: EST-NVWMC
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-DSN

Ich hatte zwar auf einen Heimatschuss gehofft, das Außenlager Winnemucca lag aber immerhin auf dem Weg nach Hause. Der Vorteil war, dass mein Auflieger direkt neben mir stand und ich nicht noch quer durch Elko brauchte, um einen Trailer zu bekommen. Ich stieg aus und sattelte den Walmart Trailer ab. Als ich das erledigt hatte, war auch der Mitarbeiter von Walgreens da. „Bekommen Sie hier auch was mit?“ „Ja. Einen Trailer mit Leerpaletten.“ „Das hatte ich gehofft. Wir haben ja nicht so viel Platz hier.“ Wir erledigten den Papierkram, danach fuhr ich unter dem Walmart Trailer heraus und nahm den FedEx Trailer auf, der neben mir stand. Nach der PTI des Trailers ging es dann in Richtung Heimat.

Ich fuhr also zur Interstate zurück und nahm jetzt die I-80 W in Richtung Reno. Die Fahrt nach Winnemucca verlief fast ereignislos. Das einzige Nennenswerte war der Fahrer eines alten Camaro aus den 70er oder sehr frühen 80er Jahren. Er fuhr mit seinem Klassiker mit 60 mph über die Interstate. Dadurch begleitete er mich den ganzen Weg von Elko bis Winnemucca. Bei stärkeren Steigungen überholte er mich mit meinem gut ausgeladenen Zug, sobald ich dann wieder über 60 kam, musste ich ihn wieder überholen.

Dabei fragte ich mich, warum jemand mit einem Pony Car der 70er Jahre über die Interstate schlich. Entweder man gab Gas, oder nahm Highways, die abwechslungsreicher waren, als ausgerechnet Interstates. Na ja. Vielleicht traute er dem betagten Fahrzeug eben nicht mehr so viel zu.

Schließlich erreichten wir Winnemucca. Dort verließ ich die Interstate an der Ausfahrt 176 Winnemucca Downtown. Von hier aus ging es durch die Stadt zum Walmart Außenlager, welches ich dann um viertel nach elf erreichte. Der Trailer mit den Paletten sollte mal wieder hinten in die Ecke. Ich rangierte den Truck dorthin und sattelte den Trailer ab. Dann schaute ich mir den Anschluss an:

PICKUP: EST-NVWMC
GATE: 99
TRAILER: DV149756
FREIGHT: COMPUTER COMPONENTS
WEIGHT: 19,090 LB
DROP: NVRNO
MARKET: SUC2106
GATE: 02

WAT-CASAC-DSN

Es ging also stückchenweise weiter in Richtung Heimat. Leider koste jedes Umsatteln Zeit. So zweifelte ich schon daran, dass ich heute noch nach Hause kam. Ich fuhr um die Halle und fand den Trailer, der an der Seite stand. Das war auch ein idealer Platz um Pause zu machen. Ich sattelte also auf und erledigte die PTI des Trailers. Danach stellte ich E-Log und ORBCOMM auf Pause.

Nun nahm ich mir mein Handy und rief zu Hause an. „Hallo Darling.“ Meldete sich Pam. „Hey Sweetheart. Ich habe leider schlechte Nachrichten für dich.“ „Du kommst das Wochenende nicht nach Hause.“ Sagte Pam und ich hörte ihre Enttäuschung. „Das ist noch nicht gesagt. Leider geht es nur Stückchenweise nach Hause. Von Elko bin ich nach Winnemucca gefahren und von hier geht es nur nach Reno. Ich hoffe natürlich immer noch auf eine Tour nach Hause. Da reicht dann aber die Fahrzeit von heute nicht mehr für. Mit der Wochenfahrzeit komme ich aber immer noch nach Hause.“ „Dann aber erst morgen?“ „Genau.“ „Und dann hast du nur einen Tag Wochenende?“ „Das geht gar nicht. Ich muss ja länger stehen um meinen Reset zu machen. Ich kann dann erst am Dienstag wieder losfahren.“ „Dann geht das ja.“ „Mach dir keine Sorgen. Danny kennt das ja auch. Er weiß wie das ist, wenn man am Wochenende alleine ist. Er versucht sicher alles was möglich ist, um mich nach Hause zu bekommen.“ „Okay.“ „Ich werde jetzt noch was essen. Wir sprechen nachher noch mal.“ „Okay, Darling. Bis später.“ Wir legten auf und ich machte mir aus meinen Vorräten was zu Essen fertig. Nachdem ich das gegessen hatte, machte ich mich dann auf den Weg nach Reno.

Es ging zurück zur Interstate. Hier nahm ich wieder die I-80 W in Richtung Reno. Nun ging es in den Samstagnachmittag hinein. Die Fahrt nach Reno verlief dann wirklich ereignislos. Etwa 160 Meilen später erreichte ich die größte Kleinstadt der Welt. Ich verließ die Interstate und fuhr durch die Stadt zum Supercenter 2106. Gegen viertel nach drei kam ich dort an. Das Tor stand ja bereits fest und ich fuhr direkt zum Tor 2, wo ich den Trailer ans Dock stellte und absattelte. Danach schaute ich ins ORBCOMM nach der nächsten Anweisung:

12,5 H BREAK / REST

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Anstatt einen Trailer mit einer Ladung nach Hause zu bekommen, schickte mich Danny also in die Pause. Begeistert war ich davon nicht. Ich nahm das Handy und wählte die Nummer der Dispo. Die Rufumleitung würde mich schon mit Danny verbinden. „Wieso wusste ich, dass du mich anrufen würdest?“ begrüßte mich Danny. „Hey Danny. Was ist los? Wieso soll ich jetzt in Reno übernachten?“ „Ganz einfach. Weil du nach Hause möchtest. Ich versuche schon den ganzen Tag eine Ladung für dich nach Sacramento zu bekommen und kriege keine. Deshalb habe ich dich ja auch Stück für Stück in die richtige Richtung fahren lassen.“ „Was wäre denn damit, mich Bobtail nach Hause kommen zu lassen?“ „Du weißt genau, dass ich das nicht darf, wenn ich noch andere Möglichkeiten habe. Im Moment habe ich nur drei Chancen. Erstens, dir eine Ladung in die falsche Richtung zu geben, zweitens, deinen Reset anzuordnen und drittens, deine Pause anzuordnen und abzuwarten, was noch kommen könnte. Die einzige Möglichkeit für einen Reset zu Hause ist die dritte Möglichkeit.“ „Verstehe.“ „So können wir noch abwarten und ich habe noch zwei Chancen, dich nach Hause zu bekommen.“ „Die da wären?“ „Du hast jetzt noch vier Stunden Wochenrestzeit laut ORBCOMM. Das heißt entweder eine Ladung nach Sacramento oder eine Ladung, die auf dem direkten Weg liegt, wie zum Beispiel nach Truckee oder so. Über die Lake Tahoe Route würde die Zeit schon nicht mehr reichen.“ „Und wenn du nichts bekommst?“ „Ich werde gleich Charlie, als meinen Vorgesetzten kontaktieren. Wenn er mir grünes Licht gibt, darf ich dich Bobtail nach Hause holen. Wenn er ablehnt, kann ich nur deinen Reset in Reno bis Montag früh verlängern. Das ist eine Kostenfrage. Ob es günstiger ist, dich nach Hause zu holen, oder dir die PTO, also die paid time off, für einen Reset außerhalb zu zahlen. Normal bist du nah genug an Sacramento, damit du Bobtail nach Hause fahren kannst, das darf ein einfacher Dispatcher aber nicht entscheiden. Für unsere Subunternehmer, wie Gina oder deinen Bruder Marc dürfen wir das gar nicht. Das muss der Unternehmer selbst entscheiden, weil er von uns weder Geld für eine Bobtail Fahrt, noch für einen Reset außerhalb bekommt. Bei den eigenen Fahrern, wie dir, entscheidet das Charlie, der sich dafür aber auch vor deinem Dad verantworten muss.“ „Wann fällt die Entscheidung?“ „Ich werde Charlie gleich fragen. Vorher rechne ich die Kosten aus. Im Prinzip weiß ich dann schon die Antwort, brauche das aber dann per Mail von Charlie, damit es schriftlich vorliegt. Letztlich müssen wir aber abwarten, ob bis zum Ende deiner Pause noch eine entsprechende Ladung kommt. Kommt die nicht, tritt Charlies Entscheidung in Kraft.“ „Mann ist das Kompliziert.“ „Eigentlich nicht. Ist eine einfache „if – then – else“ Entscheidung. Nur diese zu Erklären klingt kompliziert.“ „Offensichtlich ist Gina nicht da. Sonst hättest du die Zeit dafür nicht.“ „Stimmt wohl.“ Sagte Danny lachend. „Okay. Ich fahre zum TA Truckstop in Sparks. Dort mache ich meine Pause.“ „Mach das.“ Wir legten auf.

Nun machte ich, was ich Danny gesagt hatte. Ich fuhr zu dem TA. Dort nahm ich mir eine Parklücke für eine Zugmaschine. Anschließend zog ich meine Sportsachen an und absolvierte eine Laufrunde, die einmal um den Sparks Marina Park Lake führte. Anschließend nutzte ich eine der 10 Duschen des Truckstops.

Zurück im Truck, telefonierte ich dann mit Pam, der ich dann sagte, dass ich erst morgen früh wusste, ob und wann ich nach Hause kommen würde.

Mein Abendessen holte ich mir anschließend im Fuddruckers, dem Restaurant des Truckstops. Es war auch ein Western Village Steakhouse and Casino auf dem Gelände. Ein Blick auf die Karte zeigte mir aber, dass mir das Essen dort für einen normalen Feierabend einfach zu teuer war. Das wäre eher was für einen besonderen Anlass.

Zurück im Truck surfte ich noch im Netz und blieb bei YouTube hängen, wo ich mir noch einige Videos ansah. Dann ging ich wieder früh schlafen.


Sonntag, den 19. Juli 2020, 3:30 am, PDT, Sparks, NV:

Auch an diesem Sonntag musste ich wieder um halb Vier aufstehen. Selbst Tim hätte mich sonntags länger schlafen lassen. Da ich aber nach Hause wollte, nahm ich das in Kauf und stand eben mitten in der Nacht auf. Ich ging dann in den Truckstop und nutzte ein Duschbadezimmer. Nach der Dusche war ich dann auch richtig wach. Zurück im Truck setzte ich dann den Kaffee auf. Dann schaute ich im ORBCOMM nach, wie meine weiteren Anweisungen lauteten. Wenn ich jetzt hier meinen Reset machen sollte, wäre ich echt sauer. Es kam zum Glück aber anders:

PICKUP: NVRNO
MARKET: SUC3729
GATE: 04
TRAILER: DV169073
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 43,500 LB
DROP: EST-CASAC
GATE: 20
PRIORITY: STANDARD

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Danny hatte tatsächlich noch einen Auftrag aus dem Hut gezaubert. Ich atmete erstmal tief durch. Ich kam nach Hause. Nun konnte ich die Systeme beruhigt auf PTI stellen. Um halb Fünf machte ich mich dann auf den Weg zum Supercenter.
Im Gegensatz zu dem Supercenter, an dem ich gestern den Trailer abgestellt hatte, lag dieses nicht in Reno, sondern im Norden von Sparks.

Über die NV-659 N und NV-445 N ging es nun durch Sparks zu dem Supercenter. Eine Viertelstunde und 4,6 Meilen später hatte ich das Supercenter erreicht. Hier war zwar noch alles zu, es war aber kein Problem, einen Trailer von der Rampe zu holen. Ich sattelte auf und erledigte die PTI des Trailers.

Während der Kontrolle tauchte dann auch ein Mann vom Sicherheitsdienst auf. Als er die Walmart Fahreruniform sah, war für ihn alles in Ordnung. Normal wäre schon alles okay gewesen, wenn er eine Walmart Maschine gesehen hätte, bei der neutralen Zugmaschine musste er aber genauer schauen. Wir wechselten ein paar belanglose Worte, dann setzte er seinen Rundgang fort und ich beendete die PTI. Nachdem ich in der Zugmaschine meinen Papierkram beendet hatte, machte ich mich dann auf den Weg nach Hause.

Über die NV-445 S fuhr ich nun zur Interstate. An diesem frühen Sonntagmorgen war auch kaum ein Auto auf der Straße. Zu normalen Zeiten wäre in Reno auch in den Nächten am Wochenende viel los gewesen. Es durften zwar gewisse Casinos unter starken Einschränkungen öffnen, trotzdem blieben viele Gäste weg. Es gab zwar die Idioten, die der Meinung Trumps folgten, dass alles nicht so schlimm wäre, die reichten aber nicht aus. Ich selbst spielte auch mal gerne eine Partie Texas Hold’em Poker, würde aber momentan nicht mal im Traum daran denken, zu zocken.

An der Anschlussstelle 18 wechselte ich dann auf die I-80 W in Richtung Kalifornien. Nun konnte ich den Truck auf 66 mph beschleunigen. Damit es nicht wieder Ärger gab, verließ ich an der Anschlussstelle 2 nochmal die Interstate. Am Gold Ranch Casino & RV Resort gab es ja auch eine Chevron Tankstelle. Das war hier die letzte Tankstelle vor der Staatsgrenze. Hier tankte ich nochmal voll. Der Preis von $2,63 war definitiv besser, als in Kalifornien. Ich bekam dann auch knapp 176 Gallonen in die Tanks. Anschließend setzte ich meine Reise fort.

Es ging zurück auf die I-80 W. Bis zum nächsten Zwischenstopp dauerte es dann nicht lange. Der Name des Zwischenziels lautete in der Langform Donner Pass Commercial Vehicle Enforcement Facility. In Kurzform war es die Einreisekontrolle bei Truckee. Mein Gewicht wurde mit 79,590 lb angezeigt, was mit vollen Tanks und 43,500 lb Ladungsgewicht nicht schlecht war.

Die weitere Kontrolle zeigte den Beamten, dass ich weder im Laderaum, noch in der Zugmaschine irgendwelche Lebensmittel hatte, die ich angeben musste. Also ließ man mich endlich weiterfahren.

Es ging wieder zurück auf die I-80 W. Seit Reno ging es hier auch stetig bergauf, um den Donner Pass zu überwinden. Mit dem vollen Truck hatte ich dabei ganz schön zu kämpfen. Ich dachte aber daran, wie es mit einer unserer Maschinen wäre, die 50 PS und drei Gänge weniger hätte. Die Geschwindigkeit blieb aber auch immer zwischen 45 und 56 mph, da konnte ich gut mit leben. Schließlich erreichte ich die Passhöhe. Nun musste die Jake Brake helfen, dass die Geschwindigkeit nicht zu schnell wurde. Das funktionierte auch einwandfrei. So war ich dann gut zwei Stunden später in Sacramento.

An der Ausfahrt 88 verließ ich die Interstate 80 und fuhr zum Außenlager. Hier rangierte ich den Trailer in die Ecke. Dann stand die erwartete Nachricht im Display:

45 H RESET

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Das bedeutete, dass ich erst am Dienstag wieder auf Tour musste. Dann auch wieder zur gewohnten Zeit um fünf Uhr. Ich nahm noch die übliche Strecke zum Zentrallager, wo ich die Maschine auf ihren Platz stellte. Dann räumte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg nach Hause.


Dort angekommen, fand ich Pam und Tim im Garten vor. Tim spielte im Sandkasten und Pam hatte sich einen Liegestuhl genommen, auf dem sie in ihrem Bikini lag und sich von der Sonne verwöhnen ließ. Tim sprang auf und rief „Daddy.“ Dann lief er auf mich zu und wollte auf den Arm. Als ich ihn auf dem Arm hatte, fragte er: „Kommst du jetzt spielen?“ „Lass Daddy doch erstmal ankommen.“ Meinte Pam. „Daddy ist ankommen. Ist hier.“ Sagte Tim trotzig. „Ich spiele nachher mit dir.“ Sagte ich. „Wann ist nachher?“ „Das merkst du dann.“ Tim schmollte und ging erstmal zum Sandkasten zurück.
Nun konnte ich endlich Pam begrüßen. „Hola cariña. Te ves genial.“ „Ich sehe super aus?“ fragte sie zurück. „Absolutamente impresionante.“ „Olvida tu español. Continúe hablando en inglés.“ Antwortete Pam. „Warum? Ist mein Spanisch so schlecht?“ „Das nicht. Deine Komplimente klingen auf Englisch aber besser.“ „Ich wollte eben meine heiße Latina begrüßen. Außerdem versteht Tim dann nichts falsches.“ „Wenn meine Eltern in der Nähe wären, würde er bestimmt schon Spanisch sprechen. Vielleicht ist es aber besser, wenn er es nicht kann. Sonst gibt er sich im Kindergarten oder später in der Schule nur mit den Latinos ab. Dann wird er ebenso gemobbt, wie ich damals.“ „Schau ihn dir an. Verstecken kann er seine Herkunft sowieso nicht.“ „Eben. Wenn er dann kein Spanisch spricht, bleibt er dann bei den Weißb… äh weißen Kindern.“ „Oder er gehört zu keiner Gruppe.“ „Lassen wir das. Schön, dass du da bist.“ Sie gab mir einen langen Kuss.

Ich ging dann erstmal duschen, dann zog ich mir Shorts an und ging zu den beiden in den Garten. Nun spielte ich auch mit Tim. Pam ging dann in die Küche und machte uns was zum Lunch fertig. Da ich noch nicht viel gegessen hatte, kam mir das gerade recht. Tim wollte zwar lieber spielen, hörte dann aber auf uns.

Den Nachmittag verbrachten wir dann gemeinsam im Garten. Wir holten einen Ball und spielten mit Tim Fußball. Danach kam die Schaukel an die Reihe. Schließlich legte ich mich eine Weile in die Sonne und schlief ein.

Irgendwann weckte mich Pam. „Bist du so müde?“ „Na ja. Ich bin um halb Vier aufgestanden.“ „Trotzdem. Wenn du hier weiterschläfst, bekommst du einen Sonnenbrand.“ Wir gingen in den Schatten und ließen Tim alleine spielen. Später wechselten wir uns mit dem Tim Entertainment ab.

Irgendwann war es Zeit zum Abendessen. Pam hatte uns ein Chili con Carne gemacht, was sie nach einem Rezept ihrer Mutter machte. Brenda hatte es seinerzeit gemacht, um Alejandros Eltern zu beeindrucken. Diese hatten ihr dann erklärt, dass es gar nicht der mexikanischen Küche entstammte, sondern eher aus Texas kommt. Es schmeckte ihnen aber trotzdem, weswegen es zu den traditionellen Gerichten der Familie Cortez hinzugefügt wurde.
Anfangs hatten wir es etwas weniger würzig gemacht, dann merkten wir, dass es Tim nichts ausmachte, wenn es schärfer war. Offensichtlich hatte er genug mexikanische Gene, dass er scharfes Essen liebte. Seitdem nahm Pam wieder das Originalrezept ihrer Mom.

Nach dem Essen machte ich Tim bettfertig und brachte ihn anschließend ins Bett. Ich musste lange vorlesen, bis er endlich einschlief. Nun ging ich wieder zu meiner Süßen und wir verbrachten den Abend noch richtig romantisch. Schließlich ließen wir den Abend im Schlafzimmer ausklingen.

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