Montag, München
04:30 Uhr. Mein Wecker gibt komische Geräusche von sich! Dazu die Fragen ‚Wer hat mein Wochenende gesehen?‘ und ‚Wat is mit Kaffee?‘. Frage 1 bleibt unbeantwortet. Frage 2 beantworte ich mir selbst indem ich rüber in die Küche tappse. Die Kaffeemaschine hab ich am Abend schon vorbereitet. Schnell noch Brötchen in den Ofen. Dann fix ab unter die Dusche…
Ich bin gerade zurück in der Küche, da wird es auch schon betriebsam in der Niederlassung – meine Münchener Fahrerinnen kommen zum gemeinsamen Frühstück. Der übliche Ablauf am Montagmorgen, wenn nicht gerade jemand bis in den Samstag rein auf Achse war.
Anna und Maria machen ihre Abfahrtskontrollen vorher. Lilly sieht noch etwas verschlafen aus. Sie müsste von der Zeit her noch gar nicht da sein und will ihre Abfahrtskontrolle daher erst im Anschluss durchführen; das Frühstück mit ihren Kolleginnen (und Freundinnen zugleich) mag sie aber nicht missen.
Die Mädels quatschen kurz darüber wie sie ihr Wochenende verbracht haben. Ich gucke derweil in meine Kaffeetasse. Die hat irgendwie ein Loch. Komisch.
Kurz vor 06:00 Uhr machen sich Anna und Maria dann auf den Weg zum Flughafen München. Anna lädt dort eine Luftfrachtersatzfahrt für Milano-Malpensa. Maria startet mit Lufthansa Technik durch – der Ladeplan sieht vor in München Flugzeugersatzteile für die LHT-Wartungsstützpunkte in Frankfurt und Düsseldorf aufzunehmen. In Frankfurt dann noch weitere Flugzeugersatzteile für Düsseldorf und Hamburg, wobei Düsseldorf Tagesziel Montag und Hamburg Tagesziel Dienstag ist.
„Mädels, gute Fahrt. Mal schauen, ob wir uns diese Woche noch Irgendwo sehen – Anna, deine Wochenplanung steht ja soweit.“ Anna grinsend : „Joa… ein Wochenende auf der Insel. Fish, Chips und was Nasses in irgend nem
Pub in Grimsby… „ Maria: „…und ich such mir einen Norwegerpulli. Samstagnachmittag in Oslo shoppen gehen :-D.“ Und schon rollen der Volvo und der MAN vom Hof.
Lilly und und ich räumen fix die Küche auf und machen dann unsere Scania startbereit.
Lilly’s Woche hat Disponentin Annyka schon durchgeplant. Auch sie fährt zuerst zum Flughafen München zum Laden bei Lufthansa Technik. Von dort führt ihr Weg nach Amsterdam… …Sie wird die einzige Münchenerin sein, die das Wochenende zu Hause ist.
Wie ich am Sonntagabend gesehen hab sind auch die anderen Niederlassungen voll ausgelastet: DHL, Lufthansa Technik, Maier-Flink, Scania. Und natürlich der Flurförderfahrzeugvermieter und -händler in Grimsby .
Stefany wird ihren Actros bereits am Donnerstag in Düsseldorf in die Halle stellen – sie hat sich dann 3 Wochen Urlaub verdient. Nur meine Woche ist bisher noch eine Wundertüte. Aber ich bin mir sicher, dass James sich etwas einfallen lässt.
Ich fahre rüber zu Maier-Flink um meinen Sammelgutauflieger für London zu holen. Diesen muss ich nur noch aufsatteln; Papiere unterschreiben. Dann bin ich auch schon unterwegs gen Westen. Das Glück auf meiner Seite – keine Staus und kaum einmal dichterer Verkehr.
Zum Ende meiner Lenkzeit bin ich nahe Verdun. Ich suche mir einen Rastplatz, welcher jetzt am frühen Abend noch recht leer ist. Ich war lange nicht in Frankreich. Meine Sprachkünste für dieses Land tendieren gegen Null – von der Minusseite aus betrachtet. Mein Abendessen im Restaurant bekomme ich trotzdem irgendwie.
Zurück am Scania telefoniere ich kurz mit Sandra und lege mich dann in die Kabine.
Dienstag, nahe Verdun
Kurze Morgentoilette in der Raststätte. Im Restaurant hole ich mir noch fix ein paar Croissants für die Fahrt. Dann mache ich meine Runde um den Scania. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Da ich kein englisches Kennzeichen fahre ist von ungebetenen Kanalfahrgästen auch nichts zu sehen.
Ich fahre zuerst auf der A4 weiter in Richtung Reims.
Mein Telefon klingelt. Berliner Vorwahl. „Moin Mona.“ „Morgen Chris.“ „Alles jut?“ „Soweit ja. Stefany hat ja ab Donnerstag 3 Wochen Urlaub.“ „Mhm. Verdient hat sie sich das. Hast du mit James schon geknobelt, wer die Gabelstapler-Touren übernimmt?“ „Dit macht Lucy. Brauchte ich nicht mal fragen. Lucy sagte gestern früh, dass sie mit Steffy schon alles klar gemacht hat.“ „Hehe, dann sind die Mädels also schon wieder einen Schritt voraus.“ „Genau. Von James gabs auch keine Einwände dazu. Alsooo… Lucy ist morgen aus München kommend in Berlin. Dann düst sie mit ner Fuhre Luftfrachtersatz nach Düsseldorf. Freitag macht sie dort noch bisschen DHL-Nahverkehr.“ „Gut. Katie war ja auch bis Ende der Woche versorgt. Sonst noch irgendwas wichtiges?“ „Ik brauch nen Kaffee.“ „Aufstehen, einmal um den Schreibtisch. 10 Meter geradeaus…“ „Na ik kiek mal ob ich da einen find. Bis später.“ „Bis später.“
In der Zwischenzeit bin ich auf die A26 in Richtung Calais aufgefahren. Da ich mich für die Fahrt durch den Eurotunnel entschieden hab geht es dann noch ein bisschen über die A16 nach Coquelles. Im Verladebereich treffe ich auf Ida. Sie hatte ja gleich am ersten Wochenende nach dem Einstieg beim ‚hansekontor‘ das große Los gezogen und musste „draußen“ bleiben. Den Montag verbrachte sie mit Nahverkehr dann auch noch in Rotterdam.
Wir rollen in Folkestone vom Zug und fahren die M20 zusammen bis nach London. Im Großstadtverkehr verliere ich meine Fahrerin dann aus den Augen. Da wir unterschiedliche Abladestellen haben ist das aber vorprogrammiert.
Mein Trailer ist leer. Ich stelle den Scania in der Niederlassung ab und gehe ins Büro. James ist noch da. „Hey James.“ „Chef, gut durchgekommen?“ „Wie mans nimmt. Ich komm vom platten Land. Staus kenne ich dort nur von Geschichten. London ist da ne andere Nummer. Und dann das fahren auf der falschen Seite…“ „Yeah, da gewöhnt man sich aber dran. Stell dir vor, du müsstest noch auf der anderen Seite im LKW sitzen…“ „Lieber nicht.Du hast mir noch nicht verraten, womit ich morgen den Tag verbringe.“ „Du darfst mir im Büro Gesellschaft leisten.“ „Weil?“ „Weil die Ladenbauteile die nach Newcastle müssen erst abends fertig werden. Deinen Auflieger lässt du hier in der Niederlassung. Die kommenden Tage brauchst du dich eigentlich nur um die Zugmaschine kümmern.“ „OK. Ich sattel dann eben ab.“ „Und ich mach Feierabend. Die Mädels sind versorgt.“
Nach dem Absatteln machte ich mein abendliches Telefonat mit Sandra und schaue anschließend noch in die Dispo um mir ein Bild der Fahrtenverteilung zu machen. Dass ich danach noch auf ein Bier in den Pub gehe soll dabei nichts negatives heißen.
Mittwoch, London
In jeder Niederlassung habe ich Räume zum Übernachten, Gemeinschaftsräume, Küche, Büros, Lager. Entsprechend habe ich in der Niederlassung geschlafen, mir aber keinen Wecker gestellt. Ich werde um 07:00 Uhr wach; auf dem Hof poltert ein Mitarbeiter der Stadtentsorgung mit den Mülltonnen. Ida ist auch schon da und kommisioniert Ware, die Donnerstag noch von Stefany für Düsseldorf aufgenommen werden soll. Später sammelt sie in London noch Ersatzteile für den Staplervermieter in Grimsby.
Ich schaue ins Büro. James ist noch nicht da. Wahrscheinlich steht er im allmorgendlichen Stau der Großstadt. Ich nutze die Zeit um zu schauen wie meine Tour weiter geht – es wird jedenfalls eine lange Woche mit dem Fazit „Joa… ein Wochenende auf der Insel. Fish, Chips und was Nasses in irgend nem Pub in Grimsby…“ Ich könnte also mit Anna um die Häuser ziehen.
James taucht schimpfend im Büro auf „… diese Busfahrer und Taxifahrer. Fahren wie die Henker…“
Im Laufe des Tages bekommt James eine Uhrzeit rein, wann die Ladung für Newcastle fertig sei. Da ich bis dahin noch gut Zeit habe beschließe ich einen ausgiebigen Mittagsschlaf zu machen. Für mich gibt es im Dispobüro derzeit nichts zu tun…
Als ich am späten Nachmittag wieder aufstehe rufe ich kurz bei Sandra an. „Hi Schatz.“ „Na du. Wie schauts? Wochenende zu Hause?“ „Nein. Das geben die Touren absolut nicht her. Endpunkt ist diesmal am Samstag Grimsby. Dieses Wochenende sind viele von uns draußen.“ „Das hab ich in der Dispo schon gesehen. Anna ist auch im Laufe des Samstag in Grimsby?!“ „Ja.“ „Wehe ihr macht Blödsinn.“ „Ähm, nein. Das geht nur mit dir… …aber nicht dieses Wochenende.“ „Hmmm ja. Ich hab gesehen du musst heute noch los.“ „Ja, einmal Nachtflug. Aber ich habe vorgeschlafen.“ „Das ist gut. Schreib mir trotzdem bitte wenn du angekommen bist.“ „Mach ich. Jag älskar dig.“ „Ich dich auch.“
Stefany rollt auf den Hof. Ich bin gerade bei der Abfahrtskontrolle.
„Hi Steffy. Schön dich zu sehen.“ „Hi Chris. Musst du gleich los oder hast du noch Zeit mit mir die Düsseldorf-Ware draufzuschmeißen?“ „Für schmeißen hab ich keine Zeit. Wenn du natürlich ‚vernünftig, zügig laden‘ meinst, dann ja.“ „Ja. Das mein ich doch. Kennst uns Rheinländer doch, haben etwas andere Ausdrücke als ihr Fischköppe.“ „Mhm. Frei nach Schnabel trifft auf stur…“ Zügig sind wir mit der Beladung fertig. „Steffy, schönen Urlaub. Komm gesund wieder.“ Mit diesen Worten fahre ich zum Ladenbauer um den Trailer einzusammeln. Über die M1 / A1 geht’s durch die Nacht…

Donnerstag, Newcastle
05:30 Uhr. Ich komme pünktlich zur Öffnung der Warenannahme an. Sandra schreibe ich wie versprochen eine kurze SMS. Den Trailer sattele ich an der Rampe ab. Die Papiere bringe ich fix ins Büro. Mein Telefon klingelt. „Hi Chris.“ „Guten Morgen James. Du bist schon im Büro?“ „Nein, noch unterwegs dorthin. Aber das Dispohandy ist ja immer in Betrieb – und unser Gabelstaplervermieter in Grimsby hat mich vor dem ersten Kaffee erwischt…“ „Lass mich raten…“ „Genau das. Ich sagte ja gestern zu dir, dass du von Newcastle leer nach Grimsby kullerst um dort den Bode-Kühler für Rotterdam aufzunehmen.“ „Mhm. Ich wollte mich gerade auf die Piste begeben.“ „Das heisst du bist noch in Newcastle?“ „Jo.“ „Sehr gut. Streiche Leerfahrt. Setze Trailertaxi.“ „Hä?“ „Soll heißen du fährst bitte zur Shell am Newcastle Airport. Dort steht ein Kollege einer anderen Spedition mit Motorschaden. Die Gabelstapler samt dazugehörigen Trailer braucht der Staplervermieter aber heute Abend. Ich hab unter Vorbehalt zugesagt. Gepokert sozusagen…“ „Also wie immer. Expresszuschlag hast du ihm sicher angedroht?!“ „Natürlich.“ „Umso besser. Und ich spare mir Leerkilometer. Ich bin dann mal los…“
Bis zum Flughafen ist es zum Glück nicht weit. Den gestrandeten Kollegen finde ich auch recht zügig – es ist ein Selbstfahrer, dem es alles andere als gelegen kommt, dass seine Zugmaschine streikt. Helfen kann ich ihm bei dem Problem nicht. Da er es trotz des Schadens schon geschafft hat Trailer und Zugmaschine voneinander zu trennen brauche ich nur Aufsatteln, Papiere übernehmen und mich wieder auf die Strecke machen.
Da ich ja schon in der Nacht gefahren bin wird es Zeit für eine längere Pause. Auf Höhe Leeds stelle ich den Motor ab. Bevor ich mich in die Koje lege schaue ich noch nach wo genau der Bode-Kühler steht. Im Hafengebiet nahe der Fähre. Perfekt. Viel Luft gibt der Zeitplan nicht her um am Abend die gebuchte Fähre nach Europoort zu nehmen…
… Bis zur Gabelstaplervermietung sind es jetzt noch gut 100km. Dort angekommen herrscht dort auf dem
Gelände reger Betrieb. Da man schon auf mich wartet werde ich in der Abfertigung vorgezogen. Ich muss im Endeffekt ja sowieso nur den Trailer abstellen und den Papierkram abwickeln. Zwanzig Minuten nach der Ankunft bin ich dann auch schon wieder weg.

Pünktlich rolle ich kurz vor 19:00 Uhr auf die Fähre. Bis zum Ablegen um 20:30 Uhr ist noch etwas Zeit – ich nutze sie um zuerst kurz mit Sandra und anschließend bei James anzurufen. „hansekontor in London. Sie sprechen mit James.“ „Mit Poker-James…“ „Ähm jaaaa… ich nehme an du hast die Fähre geentert und wartest aufs Ablegen?“ „So ist es. Viel Luft hast du mir ja heute nicht gerade gelassen. Aber alles im Grünen Bereich.“ „Da bin ich erleichtert.“ „Was mache ich morgen mit dem Bode-Kühler? Und was kommt danach?“ „Den Kühler übernimmt ein Fahrer von Bode direkt nachdem du ihn von der Fähre runter hast. Weit musst du dann nicht. Im Hafen steht ein leerer Doll-Tieflader der auf die Insel muss. Genauer gesagt nach Cambridge…“ „Aber nicht via Hull vermute ich?!“ „Richtig. Die Fähre legt ja erst am Abend ab. In der Zeit bist du dann zu Fuß schon hier. Du nimmst den Eurotunnel.“ Damit war die nächste Tour abgesprochen und ich lege auf. Langsam merke ich, dass ich heute bisher kaum etwas gegessen habe und suche mir das Bordrestaurant. Nachdem Abendessen vertrete ich mir an Deck noch ein bisschen die Beine…
Freitag, Europoort
Mit reichlich Zeit war ich am Morgen munter aufgestanden. Duschen und in Ruhe im Bordrestaurant frühstücken waren möglich. Die Fähre hat soeben angelegt, sodass es jetzt gerade wie in einem Bienenstock zugeht. Da die Fähre voll belegt war dauert es eine Weile bis ich auf niederländischen Boden rollen kann. Irgendwo in der Ferne sehe ich einen DAF. Könnte einer von Mulder Logistiek gewesen sein. Sicher bin ich mir aber nicht. Beim roten Volvo von Bode, der dort ohne Trailer steht bin ich mir aber sicher, dass dies mein „Ziel“ ist. Richtig. Der Fahrer stellt die Kaffeetasse zur Seite, klettert aus dem Führerhaus und kommt auf mich zu. Ich öffne die Fahrertür. „Moin. Ich bin Frank. Bist du Chris vom ‚hansekontor‘?“ Die Frage ist berechtigt, da an meinem Scania nirgends eine Firmenbeschriftung zu sehen ist. „Jo, der bin ich.“ „Ich soll den Kühler übernehmen und nach Hamburg zerren.“ „Gut. Lass uns eben fix umsatteln und dann den Papierkram erledigen.“ Dreißig Minuten später ist Frank auf dem Weg Richtung Hamburg.
Ich mache mir einen Kaffee und schaue im Laptop wo sich mein Doll-Tieflader befindet. Weit weg ist er nicht. Zeitlich würde es also passen um die Fähre nach Harwich zu
erreichen. Ich rufe bei Stenalines an. Tatsächlich kann ich mir für die Abfahrt um 14:15 Uhr einen Platz buchen.
Die kurze Strecke bis zum Tieflader nutze ich um James über die Planänderung zu informieren. An der Ankunftszeit für Cambridge ändert sich dadurch ja nichts. „Das ist gut. Dann passt deine Fahrzeit ja noch um in einem Rutsch von Cambridge bis nach Grimsby zu kommen. Den Auflieger mit Kunststoffrecycling kannst du dort einfach vors Tor stellen, wenn keiner mehr dort sein sollte.“ „Samstag geht mein Scania ja zum Veredler…“ „…bin schon auf das Ergebnis gespannt. Du bist doch Wassersportler und magst Käse, oder?“ „Ja. Warum?“ „Du fährst zur Zeit mehr Fähre als LKW.“ „Soll heißen?“ „Du bekommst Sonntagabend nen DAF-Rechtslenker, der nach Växjö muss. Der steht dann dort schon im Hafengebiet, so dass du im Fährenmodus
rangieren kannst. Hoek van Holland gehst du dann mit voller Wochenendruhezeit von Bord.“ „Als Angestellter würde ich jetzt sagen das ist geschummelt…“ „…“
Ich hänge mir den Doll an und rolle zum Fährterminal. James hat schon recht – so viel Zeit wie ich auf den Fähren bin sollte sich das mit den Fahrzeiten ausgehen.
Um 20:30 Uhr bin ich auf der A120. Kurz danach mal wieder auf der M11. Die 130km bis Cambridge lassen sich an diesem Freitagabend zügig abspulen. Bei dem Kunden Cambridge war ich bisher noch nicht gewesen. Deren Niederlassung in München ist ja grob gesehen Nachbar meiner dortigen. Während dort allerdings fast nur Planensattelauflieger auf dem Hof stehen überrascht mich in Cambridge ein Hof voller Tieflader und einem einsamen Planensattelauflieger.

Im Büro ist noch Betrieb. „Nabend. Tausche Doll-Tieflader gegen Planensattel.“ „Nabend. Dann bist du vom ‚hansekontor‘!? James hatte Bescheid gegeben. Ihr fahrt ja auch für uns in München… Daher ohne viel Gequatsche hier die Papiere. Ich mach Feierabend.“ „Ähm ja jo ok… Schönes Wochenende.“ „Gute Fahrt und dir auch ein schönes Wochenende.“ Kurz und schmerzlos die Abwicklung. Und ich dachte schon ich als gebürtiger Fischkopp wäre wortkarg. Der Brite kann das aber scheinbar auch.
Wieder auf der Straße führt mich der Weg vorbei an Peterborough und Lincoln nach Grimsby. Unterwegs nutze ich die Zeit um mit Sandra zu telefonieren. Sie war zuletzt für Scania in Trelleborg und ist gerade wieder in Uppsala angekommen…

Als ich den Trailer beim Zielkunden abstelle ist es bereits nach Mitternacht. Ich sattel noch ab und lege mich dann schlafen.
Samstag, Grimsby
Die Woche war trotz der häufigen Ruhephasen auf den Fähren anstrengend. Aber immerhin ist bei mir jetzt schon Wochenende. Ich mache mich auf den Weg zum gebuchten Hotel um meine Tasche abzustellen. Von dort aus muss ich dann nur noch zweimal um die Ecke um den Scania beim Veredler zu parken. Man wartet dort schon darauf um sofort mit den Arbeiten zu beginnen.
Am Nachmittag mische ich mich unter die Touristen und besuche zuerst das Grimsby Minster und dann das Time Trap Museum.
Als ich wieder am Hotel ankomme steht ein mir wohlbekannter Volvo auf dem Parkplatz. „Grüß Gott, Chef.“ „Neee… so hoch fahr ich heute nicht mehr.“ „ Auch gut. Haste Bock auf Fish, Chips und was Nasses?“ „Klar. Auf zum Pub um die Ecke. Mein Lieblingsfish ist übrigens der Schnitzel.“ Anna verschluckt sich fast vor Lachen. Die gute Laune lässt den Abend im Nu verfliegen…
Sonntag, Grimsby
Anna und ich treffen uns beim Frühstück. Den Tag verbringen wir im Wellnessbereich des Hotels. „Meinst du Sandra ist neidisch auf mich, dass ich mit dir hier bin?“ „Möglich.“ „Ich denke meinem Freund wird das so gehen. Aber er wusste von Anfang an, dass ich Fernverkehr fahre.“ „Du bist ja nicht jedes Wochenende draußen. Da passt Annyka schon drauf auf.“
Gegen 17:00 Uhr fahre ich mit einem Taxi zum Hafen und räume dort meine Sachen in den DAF. An das Fahren auf der linken Straßenhälfte hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Aber das Lenkrad auf der rechten Seite… total komisch.
Ich fahre auf die Fähre. Ein kurzes Telefonat mit Sandra. Dann begebe ich mich mich ins Bordrestaurant…
