Dienstag, Jönköping.
Um 01:45 Uhr in der Früh, gut fünf Stunden nach Ankunft beim Kunden, ist mein DOLL-Tieflader wieder leer und die Sicherungsketten verstaut. Der Bauleiter reicht mir meine Papiere und wünscht mir gute Fahrt. Ich lenke meinen Actros auf die E4 in Richtung Heimat. Um nach Hause zu kommen reicht die Fahrzeit jedoch nicht, da ich ja bereits fünf Fahrstunden seit Kopenhagen hinter mir habe. Um kurz vor 06:00 Uhr passiere ich Norrköping und beschließe für die große Pause die CirkleK-Tankstelle in Stavsjö anzufahren. Inzwischen bin ich seit neunzehn Stunden auf den Beinen. Und das bei nur fünf Stunden Schlaf in der vorherigen Nachtruhe. Trotzdem rufe ich nach dem Zähneputzen noch bei Sandra an: „hansekontor. Sandra Dansör hier.“ meldet sie sich verpennt. „Guten Morgen, Süße ich bin’s.“ „Guten Morgen Schatz.“ „Oh. Wenn ich dich so höre hab ich dich geweckt.“ „Ja natürlich. Bin ja auch erst um 03:00 Uhr wieder zu Hause gewesen. Aber macht nix, dich höre ich immer gerne.“ „Dann bin ich ja beruhigt. Ich wollte dir auch nur sagen, dass ich dich liebe. Ich hau mich jetzt in Stavsjö auf’s Ohr.“ „Ich liebe dich auch. Dann lass uns oben im Traumland weiter machen. Ich bin hundemüde.“
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Um 15:00 Uhr wache ich von alleine auf und bleibe noch ein wenig liegen.
Im vergangenen Traum erschien mir einer unserer Kajak-Urlaube die wir vor langer Zeit mal gemacht haben. Die Kajaks haben wir noch liegen. Aber sie dürften inzwischen eingestaubt sein, da uns die Zeit dafür in den letzten zwei Jahren fehlte. Meine letzte Tour mit einem gemieteten Kajak in Neumünster liegt ja ebenfalls bereits einige Wochen zurück. Über den bevorstehenden Urlaub hatten wir gequatscht als ich in Puttgarden an der Fähre stand. Dieser soll einen Besuch in Verden/Aller bei einer Freundin von Sandra beinhalten und ansonsten hauptsächlich für Fahrradtouren am Ziel in Frankreich da sein – die Kajaks werden also zu Hause bleiben.
Aber Fahrradtouren sind auch toll. In meiner Jugend habe ich mit meinem Bruder in Deutschland meistens um Himmelfahrt eine Mehrtagestour gefahren; Fischland-Darß oder Nord-Ostsee-Kanal waren nur zwei davon. Schnipobi kommt mir da mit einem Grinsen in den Kopf. Schnitzel. Pommes. Bier. Mehr haben wir in den Tagen nie gebraucht…
Ich stehe auf und gehe mich in der Tankstelle frisch machen. Danach führt mein Weg ins STAVSJÖ krog&kafé zum „Frühstück“. Sandra schreibe ich eine kurze SMS, wann ich am Abend ungefähr zu Hause sein werde.
Nach der Abfahrtskontrolle geht es kurz nach 17:00 Uhr dann zurück auf die E4. Bis Stockholm verläuft die Fahrt dann auch ereignislos, den Tempomaten auf 83 km/h eingestellt. Auch bei der Fahrt westlich um Stockholm herum passiert nichts aufregendes. Nur der Verkehr ist dichter. In Verbindung mit der verschnörkelten Verkehrsführung und dem langen Tieflader ist in dieser Ecke bei der Fahrt erhöhte Vorsicht notwendig.
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Um 21:00 Uhr erreiche ich das Werkstattgelände in Uppsala. Es liegt ein paar Straßen von unserer Zentrale entfernt. Da wir den DOLL aber nicht so oft brauchen ist dort sein Stellplatz.
Ein paar Minuten später tanke ich den Actros an der Betriebstankstelle auf und stelle ihn dann in die Halle. Der Gelbe, mein V8 und der BMW stehen dort zusammen mit dem Truck eines Kollegen, der hin und wieder bei uns seine Pausen macht . Sandras ‚T‘ fehlt. Ich will gerade das Hallentor schließen als ich das Blubbern des Haubers höre. „Huhu. Du bist ja schon da.“ freut sie sich. Ich nehme sie in den Arm und gebe ihr einen Kuss. „Ja. Bin gerade rein. Wo warst du noch?“ „In der Sofielundsgatan.“ „Bei DHL also?“ „Genau. Einen leeren Trailer hinstellen.“ „Ich hab Hunger.“ „Jag med.“

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Mittwoch, Uppsala.
Sandra und ich sitzen gerade beim Frühstück als Tania zur Arbeit kommt. „Moin Chef. Moin Chefin.“ „Moin Tania.“ Sie schnappt sich eine Tasse Kaffee und verschwindet in ihrem Büro. „Wann kommt Fred Stone heute?“ „Mal schauen. Er wollte sich melden wenn er in Arlanda gelandet ist. Er sprach vom Nachmittag. Musst du heute noch irgendwo hin?“ „Wenn Magnus nicht wieder irgend nen Schnellschuß raushaut nicht. Habe aber im Büro auch genug zu tun. Und für den Start in den Urlaub morgen müssen wir auch noch zusammenpacken.“
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Kurz nach 14:00 Uhr klingelt mein Telefon. „hansekontor…“ „Fred Stone hier. Ich bin auf den Weg zu Ihnen. Habe mir einen Mietwagen genommen. Ich denke in etwa einer halben Stunde werde ich bei Ihnen sein.“ „Weiß ich Bescheid. Bis gleich.“
Den Besprechungsraum hatte ich im Laufe des Vormittags bereits vorbereitet. Kurze Präsentation über unsere verschiedenen Geschäftsbereiche, für mich ein paar Infos über GJB Lift Truck und KALMAR. Nur den Kaffee musste ich noch frisch aufsetzen.
Tania und Sandra sitzen in ihren Büros und lassen die Hände über ihre Tastaturen fliegen. „Ich gehe eben runter und nehme Herrn Stone in Empfang.“ „Lass dir einen Moment Zeit mit ihm unten und zeig ihm die Garage. Ich möchte beim Gespräch nachher dabei sein, bin hier aber noch nicht ganz fertig.“ …
Ich gehe in die Halle und mache das Rolltor auf. Die Zeit bis Fred Stone auftaucht will ich nutzen um den Actros einmal durchzusaugen.
Die Uhr zeigt 14:45 Uhr als ein silberner Mercedes auf den Hof fährt. Ich stelle gerade den Staubsauger wieder an seinen Lagerplatz und gehe durchs offene Tor. „Hallo Christian.“ werde ich begrüßt. „Moin Fred. Schön Sie zu sehen. Wie war der Flug?“ „Entspannt. Keine Turbolenzen. Schönes Wetter und dadurch ein schöner Blick auf die skandinavische Landschaft.“ Gemeinsam gehen wir durch das Rolltor in die Halle. „Schicker Fuhrpark.“
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Wir gehen die Treppe hoch in den Bürotrakt zum Besprechungsraum. „Setzen Sie sich. Kaffee?“ „Gerne. Ihr Salesdisponent James hat mir ja damals bereits einen Einblick in Ihr Unternehmen gegben. Und als Sie in Grimsby waren hatten wir ja bereits über unser Geschäft, besser gesagt den Service, für und mit KALMAR gesprochen. In den vergangenen Wochen habe ich mich mit meinen Technikern getroffen. Aus deren Sicht ist Rostock als Ausgang zwar durchaus OK, aber sie meinen Hamburg wäre von der Lage her noch besser. Gäbe es da auch Möglichkeiten?“ „Natürlich. Zu erst einmal zu Rostock: die Niederlassung ist recht klein und an sich auch eher selten jemand vor
Ort. Man kann es aber dort so halten wie bereits letzte Woche. Ihre Techniker bekommen Zugang per Zahlencode und führen die Lagerung selbst durch. Im Endeffekt also die Bereitstellung von Lager- und Logistikfläche. Das kann ich Ihnen ebenso in Düsseldorf und demnächst in Malmö anbieten. In Hamburg ist unsere Niederlassung die hauptsächlich für den Geschäftsbereich Trailerleasing und -service zuständig. Wir haben dort neben der Garage, die größenmäßig mit der hier in Uppsala identisch ist, die Trailerwerkstatt und ein separates Lagerhaus. Meine Mitarbeiter dort können sich um Warenannahme und -lagerung kümmern. In Berlin und München ebenso. In London führen wir das ja schon durch.“ „Malmö, Berlin, München und Düsseldorf dürfte eher selten in Betracht kommen. Aber es kann nicht schaden auch dort bei Bedarf drauf zugreifen zu können.“ Sandra kommt in den Besprechungsraum. „Hallo. Ich bin Sandra Dansör; der zweite Teil der Geschäftsleitung.“ „Angenehm, Fred Stone von GJB Lift Trucks.“
…
Zu dritt besprechen wir den Nachmittag die Verträge die schlussendlich dann unterschrieben zum Abschluss kommen. Als Fred Stone vom Hof fährt zeigt die Uhr 19:00 Uhr. Sandra kommt auf mich zu und gibt mir einen Kuss. „Das hätten wir.“ sagt sie zufrieden. Ich selbst bin auch zufrieden. Ein weiterer langfristiger Vertrag. Dafür dass wir ursprünglich als Transportdienstleister angefangen haben hat sich das Unternehmen inzwischen zum umfassenden Logistikdienstleister entwickelt.
„…und ab morgen machen wir dann erst einmal Urlaub.“ „Sind unsere Jungs und Mädels auf der Straße denn versorgt mit Arbeit?“ „Självklart älskling. Mach dir da nicht so viele Gedanken. Du musst da ein bisschen loslassen. Unsere Disponenten machen alle ihren Job. Und zwar gut. Verträge mit GJB, Maier-Flink, Scania, Rewe, Lufthansa und DHL. Dazu regelmäßig Anfragen von kleineren Unternehmen. Die Arbeit wird eher mehr, denn weniger. Du darfst gerne immer wieder ins System gucken, wenn du neugierig bist, wo wer gerade unterwegs ist. Aber sei mal ehrlich, wenn du gedanklich jeden Auftrag verfolgst kommst du doch selbst nicht mehr zum fahren, geschweige denn zur Ruhe.“ „Ja, da hast du Recht.“ „Und deswegen ist für heute jetzt auch Feierabend und morgen früh geht’s auf in Richtung Frankreich.“







Der Urlaub führt uns über den bekannten Weg gen Südwest, E4 – Vogelfluglinie und dann über Verden bis nach Frankreich.
Ich habe diese Tour im ETS komplett gefahren, aber nur die obigen Bilder
in Verden gemacht. Auch auf die vielen Dialoge die im Zuge einer
Urlaubsreise entstehen könnten verzichte ich um mit dieser
Tagebuchwoche zum Abschluss zu kommen.
‚hansekontor‘ hat sich in den vergangenen Kapiteln zur recht umfangreichen Firmengruppe
entwickelt. Die Ideen dazu sind weiter vorhanden und in Grundzügen
als Script auch schon festgehalten. Jedoch muss ich diese Ideen jetzt sortieren und in
einen realistischen Zusammenhang verpacken.
Lasst euch also überraschen, wie es weiter geht…
