Kapitel 29 Man hat es nicht immer leicht

Kurzes Vorwort:

Nach dem Umzug der Tagebücher auf die neue Seite, hätte ich eigentlich mit dem ersten Kapitel beginnen sollen, da es aber zwischen Kapitel 28 und 29 eh einen Break gab, habe ich mich dazu entschlossen mit dem 29. Kapitel zu beginnen. Die 28 Kapitel vorher werde ich aber auch noch wieder veröffentlichen.

Viele meiner Weggefährten hatte ich, durch den Umzug verloren.

Kai zum Beispiel hatte den Punkt genutzt und sich Selbständig gemacht. Lasse hatte gekündigt und suchte sein Glück nun in einer ganz anderen Branche.

Und auch bei mir hatte sich einiges getan, ich war wieder auf mich allein gestellt, aber heute bekam ich einen neuen „Partner“.

Es war Samstag, ich hatte einen Termin mit Frank in der Firma, es ging um mein neues Auto. Pünktlich um 12 Uhr war fuhr ich auf den Hof, Frank erwartete mich und ich stieg um in seinen Wagen, gemeinsam fuhren wir zum LKW Händler.

Tut mir ja Leid das es nun doch kein ganz neues Auto geworden ist, aber ich denke du wirst deine Freude damit haben.“
Ach was, macht überhaupt nichts, bei unter 100.000Km ist der ja nicht mal eingefahren.
Ja ein wahrer Glückstreffer, lief vorher schon vor einem Kipper, damit Perfekt für uns, dazu ordentlich motorisiert.

Ja 560PS sollten reichen.

Wir fuhren auf den Hof der Werkstatt, mein neuer LKW stand vorne am Tor und blitze natürlich. Ich war gespannt, Fotos hatte ich schon gesehen, drin gesessen hatte ich aber noch nicht. Wir betraten den Verkaufsraum, der Verkäufer begrüßte uns und überreichte uns beiden eine MAN Jacke, dann teilten wir uns auf, während Frank das geschäftliche regelte, ging ich mit einem Mechaniker zum LKW.

Ich öffnete die Tür und erklomm die Stufen ins Fahrerhaus, direkt bemerkte ich diesen komischen Knüppel rechts neben dem Sitz, Frank hatte tatsächlich einen MAN TGX mit Manueller Schaltung bekommen, ich war begeistert. Auch von außen machte er einen schnieken Eindruck mit den neuen Hovstra Farben, innen war er etwas langweilig, aber das war nicht weiter schlimm.

Und zufrieden?“ rief Frank, der grade mit dem Verkäufer zum LKW kam

Zu 100%!

Das freut mich, dann kann ich dir ja nun von der Lohnkürzung berichten!“ meinte er scherzhaft.

Ne, ne, ne!“ wiegelte ich mit erhobenem Zeigefinger ab.

Nach der kurzen Einweisung ging es los, ich fuhr voraus, Frank hinterher. Ohne Auflieger zogen die 560PS ordentlich, so manchen Ampelsprint konnte ich für mich entscheiden. Kurz vor dem Firmenhof wechselten wir noch einmal, den Rest des Weges fuhr Frank.

Bei der Firma angekommen übernahm ich wieder, da ich den LKW erst mal mit nach Hause nahm um ihn einzuräumen.

Später am Tag brachte ich ihn wieder zum Hof und sattelte meinen Auflieger auf, so war ich gerüstet für den Wochenstart.

Den Sonntag verbrachte ich damit meine neue Wohnung einzurichten, nach ein paar Monaten, wieder bei meinen Eltern, war ich nun in den Speckgürtel von Hamburg gezogen. Am Montag morgen erledigte ich noch ein paar Behördengänge, so das ich erst Montag Nachmittag startete.

Als ich zur Firma kam war in der Werkstatt noch reger Betrieb, ich holte meine Papiere und den Schlüssel im Büro. Dann ging es zum LKW wo ich erst mal die 6 Zylinder weckte und meine Abfahrtskontrolle machte. Um 16 Uhr verließ ich dann den Hof gen Puttgarden. Dort traf ich kurz nach 18 Uhr ein und hatte etwas Wartezeit. Diese war Kurzweilig denn ich traf einen bekannten Kipperfahrer aus Ost Holstein, ihn hatte ich schon öfter an verschiedenen Ladestellen getroffen, so kannte man sich und da er gerne erzählte war es eine willkommene Begegnung.

Als wir dann gegen 20 Uhr in Rödby eintrafen fuhren wir noch ein kurzes Stück zusammen, bis er dann die Autobahn verließ, für mich ging es weiter nach Norden. Ich überquerte den Störebalt und machte am Ende der Brücke meine vorgeschriebene Fahrzeitunterbrechung,

die Zeit nutze ich zum Fotos machen und dazu mich bei Maddin, unserem Erfahrenen Skandinavienfahrer, nach etwaigen Parkplätzen umzuhören, denn Schweden war so gar nicht meine Gegend. Er empfahl mir eine kleine Tankstelle in Göteborg die man von Malmö aus locker erreichen sollte, danach wurde es weniger mit den Plätzen.

So war es dann auch und mit „nur“ 8 Stunden Lenkzeit begann ich, kurz nach 2 Uhr am Dienstag morgen, meine Pause in Göteborg. Ich war Hundemüde, so ging ich direkt ins Bett.

Ich hatte gut geschlafen und war um 9 aufgewacht. Da ich aber so früh in der Woche keine 15er Schichtzeit vergeuden wollte, musste ich mich bis kurz nach 11 gedulden. Also frühstückte ich in Ruhe und suchte dann eine Waschgelegenheit, bei der Tankstellentoilette wurde ich fündig, zwar keine Dusche, aber eine Katzenwäsche am Waschbecken war möglich. So waren die zwei Stunden im nu um und ich konnte starten. Ich erreichte schnell die Grenze nach Norwegen und passierte sie ohne Probleme. Probleme bekam ich dann aber mit meiner Lenkzeit, dummerweise hatte ich etwas vergessen die Zeit im Auge zu behalten. So kam es das ich bei Oslo gezwungen war meine Pause auf dem Standstreifen zu machen, zwar nur 45 Minuten aber trotzdem.

Wie der Zufall es will kam natürlich prompt eine Polizeistreife, diese verlangsamten auch, fuhren aber weiter. Ein Glück!

Nach unbehaglichen 45 Minuten fuhr ich weiter. Die wunderschöne E6 entlang erreichte ich die Zieladresse. Auf den ersten Blick sah ich nicht wo ich hin musste, da es aber eh zu Spät war suchte ich mir in Ruhe ein Plätzchen für die Nacht und ging zu Fuß auf die Suche. Und wer suchet der findet, so fand ich meine Abladestelle. Ich nutze das ganze gleich um einen ausgiebigen Spaziergang zu machen. Aber es war kaum interessantes zu entdecken außer Industrie, Handel und Büros. Aber so wurde ich wenigstens Müde und konnte gut schlafen.

Um sieben Uhr am Morgen meldete ich mich an, 5 Minuten später konnte ich auf den Hof fahren. Dieser Entpuppte sich als Hölle, er wahr Schlauchartig, ein umdrehen dort nicht möglich.

Rückwärts kam man aber nicht um die Ecke, also zunächst vorwärts auf den Hof, scharf rechts, 5-6 mal vor und zurück damit man dann rückwärts die Rampe erreichen konnte. Zu allem Überfluss dauerte das entladen mehrere Stunden, danach durfte man dann schön wieder vorfahren, 5-6 mal vor und zurück damit man Rückwärts wieder auf die 4-spurige Hauptstraße fahren konnte. Alles war so eng das ich mehrmals ausstieg um zu gucken wie viel Platz noch war. Insgesamt verbrachte ich dort dreieinhalb Stunden, wovon alleine 30-45 Minuten dem rangieren zu Teil wurden. So wurde die Chance beim Kunden zu duschen ausgiebig genutzt.

Erfrischt ging es nun nach Hamar, bei der Firma GNT warteten, leicht kryptisch bezeichnet, Medizinische Güter. Diese sollte einmal nach Andorra und Barcelona.

Auf dem Weg dahin erhielt ich einen Anruf.

Jo was liegt an Bernd?“ Bernd war Bernd Neumann, mit ihm hatte ich schon mal zu tun, er war natürlich bei Hovstra geblieben und kümmerte sich weiterhin um die Kühlersparte.

Ich hab hier noch ne Ladung von Kristiansand aus, ebenfalls GNT und Kunde in Barcelona ist der gleiche, dazu noch einen Ablader in Vallirana, südlich von Barcelona
Hört sich doch gut an, Kristiansand sollt ich heute noch ankommen, aber wohl später
Kannst bis 18 uhr laden und wenn später auch egal, aber dann bist schon mal da, passt. Ab da dann mit der Fähre nach Hirtshals, ich warte dann nochmal mit der Buchung.

Ja ist besser, 18 Uhr ist schon sehr knapp, weiß aber nicht was hier noch so los ist

Gut Fähre dann später, alles andere per Mail.

Allns Klor, bis dann!

Einen Augenblick später, „bei Elverum“, fuhr ich bei GNT in Hamar auf den Hof. Im Büro begrüßte man mich freundlich, man konnte sich gut auf Englisch unterhalten, so war die Abwicklung problemlos. Alles in allem ging es nach einer Stunde schon weiter. Kristiansand war trotzdem kritisch. Laut Navi Ankunft um 19:30, und eine Pause musste auch noch sein, 18:00 Uhr also eher unmöglich, daher eine kurze Mail an Bernd, darauf hin nur ein

OK alles klar, buche die Fähre für morgen!

Damit war das erledigt, kein Gejammer das ich es nicht schaffe, etc..

Entspannt ging es nun weiter nach Oslo, nachdem ich mich dann da, ganz entspannt, verfuhr, landete ich in der Nähe des Hafens, ohne viel Zeitverlust konnte ich aber die angestrebte Strecke erreichen. An einem Brückenrestaurant machte ich dann noch 45 Minuten Pause, ich ließ es mir nicht nehmen und speiste dort auch, mit Blick auf die, meist schicken, norwegischen „Lastebil“.

Gut genährt setzte ich die fahrt fort. Da ich keine Ahnung von etwaigen Parkplätzen hatte, fuhr ich erst mal bis zum Kunden, vielleicht war ja auch noch einer zu erreichen, doch da hatte ich Pech, das Gelände war deutlich verlassen. Allerdings gab es eine Parkmöglichkeit quasi direkt vor dem Tor, zwar auf der Straße, aber egal, hier störte es niemanden.

Da es ein langer, und anstrengender Tag war ging ich recht schnell ins Bett. Der Wecker klingelte um kurz vor sieben. Nachdem ich richtig wach war, machte ich meine Morgentoilette, danach ging es zum anmelden. Auch hier war eine freundliche Atmosphäre und die Verständigung lief über Englisch, so war es kein Problem meinen Sonderwunsch anzubringen, die Ladung für Andorra nochmal rauszuholen und ganz ans Ende zu stellen. Nach nur 30 Minuten war ich wieder bereit zur Abfahrt.

Schnell ging es zur Fähre, wo ich knapp eine Stunde warten musste, um dann ca dreieinhalb Stunden nach Hirtshals zu fahren, dort angekommen ging es dann weiter gen Süden, heute sollten Kilometer gemacht werden. Es bot sich an am Transportcenter in Padborg meine 45 Minütige Lenkzeitunterbrechung durchzuführen, diese dehnte ich auf gut das doppelte aus. Ein kurzer Plausch mit einem Deutschen der nach Dänemark ausgeflaggt hatte, war zu interessant.

Danach ging es von der entspannten Dänischen Autobahn auf die Deutsche A7, plötzlich waren wieder alle im Stress. Ich hielt mich an meine 82Km/h und zog durch die Landschaft. Ich erreichte trotzdem zügig den Hamburger Elbtunnel, nur war das nicht mein Ziel, ich fuhr weiter auf der A7, die Woche war ja grade erst gestartet.

Am Autohof nahe Soltau endete dann meine Schicht um 21 Uhr. Nach einem Abendessen, einer ausgiebigen Dusche und noch einem Eis ging es wieder zügig ins Bett.

Der Freitag startete ausgesprochen entspannt, schnell ging es weiter die A7 hinunter, die Kassler Berge merkte man zwar, aber mit 5 Tonnen Ladungsgewicht wäre ich theoretisch einer der schnellsten in der Schlange gewesen, doch dank Überholverbot hieß es, hinten anstellen.

Bei Frankfurt machte ich meine erste 45er des Tages, bei der zweiten 45er hatte ich schon die „Grand Nation“ erreicht und machte auf dem „Aire de Fronholz“ Pause.

Danach fuhr ich weiter über die A36 bis kurz vor Dijon.

Nach 9:35 Stunden Lenkzeit machte ich dort meine „richtige“ Pause.

Weiter ging es um 5:20 Uhr am Samstag. Um kurz vor Acht meldete sich mein Magen zu Wort und ich machte ein Päuschen um zu frühstücken. Es gab Brot und abgepackte Wurst aus dem LKW Kühlschrank, leider hatte ich noch keine Möglichkeit mir ein Baguette zu besorgen.

Nach dem, überhaupt nicht französischen Frühstück, ging es weiter. Nach einer weiteren Pause bei Montpellier, strandete ich gegen halb vier auf der „Aire de Toulouse Sud!“ Für das anstehende Wochenende suchte ich mir ein schönes abgelegenes Plätzchen. Da ich nun mindestens knapp 36 Stunden Pause hatte machte ich es mir gemütlich, ich holte meinen Klappstuhl raus und suchte mir ein schattiges Plätzchen auf der Wiese. Zum Abendessen bereitete ich mir etwas auf dem Campingkocher zu, wahre Truckerromantik.

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