Kapitel 33 Bretagne Express!

Sonntag

Ich schlief lange, bei Mittag herum stand ich erst auf. Dann fuhr ich zu meinen Eltern, dort traf ich dann auf meine Schwester mit ihren Kindern. Es gab ein gemeinsames Kaffeetrinken, wobei es mir dabei eher um den Kuchen ging. Dann spielte ich noch etwas mit meinem Neffen und meinen Nichten. Am Abend wollten sie noch alle gemeinsam grillen, Ich musste aber leider schon am frühen Abend wieder nach Hause, dort dann Sachen packen und weiter zum LKW.

Die Straßen waren fast leer so konnte ich zügig durch Hamburg zum Firmenhof brausen. Um 21 Uhr war ich da und verstaute in Ruhe meine Sachen danach noch die obligatorische Abfahrtkontrolle und ich konnte warten bis ich um 22 Uhr los durfte. Die paar Minuten überbrückte ich mit dem Handy, dann konnte ich starten. Es ging auf die A1 in Richtung Süden, es war auch hier eher wenig los, das änderte sich aber später und immer mehr LKW kamen dazu. Einige Niederländer kamen mir, auf dem Weg nach Travemünde oder Puttgarden entgegen. Ich musste an die Rüge des Polizeibeamten denken und konnte mir, angesichts der beleuchteten Niederländer ein Grinsen nicht verkneifen.

Mein Licht hatte ich nicht abgemacht, ich fand es einfach kleinlich, so etwas zu verbieten. Klar wenn es unangenehm blendete war es nicht in Ordnung, aber so wie bei mir, war es noch völlig im Rahmen fand ich. Auch gab es weitaus größere Probleme als ein bisschen Licht, zum Beispiel könnte man mal ein Augenmerk auf verbotene Kabotagefahrten legen, aber das wurde einfach geduldet.

Ich hörte noch ein wenig den neueste Podcast von Zeit Verbrechen, und danach noch etwas Fest&Flauschig, ich war dazu aber nicht in der Stimmung, so machte ich ihn schnell wieder aus und wechselte auf meine Playlist, hatte ich doch momentan mehr Lust auf „Money for Nothing“ von den Dire Straits oder „Fortunate Son“ von CCR. Ich dachte zwar noch an das Gespräch vom Freitag, ich hatte zwar so gesehen Ärger bekommen, wollte es aber auch nicht all zu nah an mich ran kommen lassen und die neue Woche unvoreingenommen starten.

Ich fuhr nicht weit heute, an der Grenze zu den Niederlanden machte ich meine Pause, ich hatte jetzt 4:15 Stunden Lenkzeit und es war 2:15 Uhr.

11 Stunden später fuhr ich wieder los, der Verkehr hatte natürlich zugenommen, war es ja nun schon Nachmittag.

Eine kleine Pause gönnte ich mir noch, bevor ich mich in das Gewusel von Antwerpen warf.

Gegen neun am Abend, nun schon in Frankreich, machte ich meine nächste Pause. Ich versuchte eigentlich immer alle 3 Stunden eine Pause zu machen, so hatte ich selten Probleme mit den 4,5 Stunden und ich konnte ohne weiteres auf eine 10er Lenkzeit umschwenken wenn es knapp wurde.

Des Nachts fuhr ich durch Paris, besser gesagt um Paris herum um dann auf die A13 nach Le Havre zu kommen. An der nächsten Mautstation beendete ich dann den Tag um Mitternacht und machte hier Pause.

Um elf Uhr startete ich dann wieder, ich folgte weiter der A13, später der A84. Vor Rennes wechselte ich auf die N175, diese war größtenteils auch 4 Spurig. In einem kurzen 2 Spurigen Abschnitt machte ich eine Stunde Pause auf einem Schotterstreifen.

Dann ging es weiter, um halb sechs erreichte ich Lisette Logistic in Roscoff. Ich ging in „Bureau“ um mich anzumelden.

Bonjour!
Bonjour.
Societe Hovstra, je voulais decharge Pommes de terre.

Er antwortete etwas auf französisch, was ich nicht verstand.

Parle vous Anglais?“ fragte ich nett

No.“ erwiderte er, aber ebenfalls nett.

Wir verständigten uns dann aber trotzdem irgendwie und ich konnte entladen. Meine Rampe war noch belegt, so musste ich zunächst warten. Eine gute Stunde verging und ich war an der Reihe. Das abladen nahm noch mal eine halbe Stunde in Anspruch. Mit Papierkram dauerte es gut zwei Stunden bis ich weiter nach Brest kam. Dort machte ich um halb neun Abends meine Pause auf einer Tankstelle. Der Kunde hatte schon zu, so musste ich bis morgen früh verharren.

Um Acht Uhr morgens startete ich dann wieder und fuhr die letzten zehn Minuten zum Kunden. Auch hier musste ich warten, währenddessen meldete ich mich im Büro.

Hovstra Agrarhandel und Transporte, Neumann.“

Moin, Hannes hier, stehe grade beim abladen in Brest, was hast als nächstes?“

Zwei Stellen, einmal Brest FLE Blumen laden, dann in Rennes ebenfalls Blumen laden, beides für Rostock. Sind aber nur 5 Lademeter, suche noch was raus.
Alles klar.
Melde mich später.
Man könnte unser Gespräch unter professionell unterkühlt abhaken. Er gab mir die Anweisungen, ich führte sie aus, so gut es ging. Wer weiß, vielleicht hatte Frank ja auch noch mal mit Bernd geredet. Aber Freunde wurden Bernd und ich wohl nicht mehr, nicht das ich das Schade fand.

Ich konnte nun jedenfalls erst mal abladen um kurz nach zehn startete ich dann zum Flughafen in Brest. Nach 30 Minuten stand ich vor dem Tor, für die paar Collis brauchte ich eine Stunde. Da mein Auflieger auch keine Blumenbreite hatte, musste ich sie mit etwas Luft rundherum verladen. Normal kamen 2 längs und einer breit, das passte bei mir nicht. Dementsprechend passte das ganze mit der Ladelänge auch nicht.

Ich meldete mich lieber gleich bei Bernd

Hovstra, Ag…
Moin, Hannes, das sind ja Blumencollis die passen nicht so wie gedacht auf den LKW. Daher ist die Ladung etwas länger am Ende.“
Ok, aber du bekommst alle mit?
Ja, das ist kein Problem, melde mich nur damit du nicht noch 8m Ladung suchst und ich dann da stehe
Achso, ne ist ok, danke für den Anruf, werde ich berücksichtigen.

Gut, dann Tschüss.
Tschau.
Melden macht frei oder wie hieß das bei der Bundeswehr, so musste ich wenigstens nicht damit rechnen am Ende der Woche wieder bei Frank zu sitzen.

Weiter ging es nach Rennes, dort schlug ich gegen 14 Uhr auf. Es war ein kleiner Blumenhändler, aber es herrschte reger Verkehr hier und bei nur einem Ladeplatz zog es sich mit dem laden.

Irgendwann stand ich aber doch an der Rampe, das witzige war, das die Collis laut Transportlabel, aus Brest stammten und dem Datum nach erst gestern ausgeliefert worden waren. Logistik hat halt nichts mit logisch zu tun. Aber so hatte wenigstens noch jemand an den Blumen verdient. Selbst aus Brest stammten sie ja nicht, dort kamen sie per Flugzeug aus Afrika, es wäre sicherlich auch möglich gewesen die direkt nach Hamburg zu bekommen. Oder ganz verrückt, Blumen aus der Heimat zu nehmen. Aber was sollte ich mich aufregen, so etwas bezahlte mir am Ende meinen Lohn.

Auch wenn ich wohl gerne direkt nach Afrika gefahren wäre. So Nordafrika konnte ich mir schon mal vorstellen oder Naher Osten, wäre auch mal cool. Aber ich konnte froh sein das ich als deutscher überhaupt noch International fuhr.

Während ich mit den Blumen gekämpft hatte, hatte Bernd mir einen Fuhre , wie passend, Blumenkohl organisiert. Direkt beim Landwirt zu laden, so viel wie wie noch rein passte, für den Großmarkt in Hamburg. Der Ort wo ich hin musste hieß Saint-Martin de Mieux.

Ich startete durch, Lenkzeittechnisch sollte es keine Probleme sein dort heute noch aufzuschlagen. Auf der Autobahn lief es gut, dann kam die Route Nationale die am Abend auch wenig befahren war. Auf freier Strecke ging es rechts ab auf eine Route Departmentale, also einer Landstraße. Hier war ich nun allein unterwegs, wieder musste ich rechts ab und wieder wurde die Straßenkategorie kleiner.

Diesmal war es ein geschotterter Weg, da ich wusste das ich direkt bei einem Bauern lud beängstigte mich die Sache nicht. Bei einer Firmenzufahrt hätte ich wohl vorher mal zu Fuß den weg erkundet.

Um 19:30 stand ich dann tatsächlich auf dem Hof des Landwirtes, es war hier schon idyllisch, etwas weiter ab von der Straße, die Kühe liefen draußen auf der Weide. Die Häuser waren, Frankreich typisch nicht ganz auf Hochglanz poliert, aber das machte den Charme aus. Es kam ein älterer Herr, ich denke so um die 50, auf mich zu. Er trug viel zu weite Hosen, seine Stiefel waren offen und sein Pullover saß auch nicht so wirklich, außerdem lässig einen Zigarillo im Mundwinkel, den er beim Sprechen auch nicht rausnahm.
Bonjour!“
Bonjour Monsieur, societe Hovstra, je voulais charge de…“ Ich geriet ins Stocken

aber er wusste worauf ich aus war.

Chou-fleur?

Fleur war schon mal Blume, so viel bekam ich noch hin. Er merkte aber das ich unsicher war und zeigte mir an das ich ihm folgen sollte. Er schob ein Tor auf, dahinter befanden sich etliche Kisten, befüllt mit Blumenkohl, auf den Kisten war eine Banderole mir „Chou-fleur“

Oui, chou-fleur.“

Bon!

Er deutete an wie ich ran fahren sollte, ich versuchte mein bestes, er sicherte das ganze als Einweiser ab. Dann ging er zu seinem Manitou Stapler, der wohl genauso alt war wie er und startete ihn. Mit einer schönen Rußwolke meldete sich der Alte Recke zum Dienst.

Zunächst stellte er mir einem Hubwagen auf den LKW womit ich die Kisten, die auf Europaletten standen, bewegen konnte.

Er hatte die Ruhe weg, ich ebenfalls, so machten wir ganz entspannt den LKW voll.

Er holte dann den Hubwagen runter und stellte die letzten Paletten direkt rein, danach noch einen Riegel davor und schon war die Lasi erledigt und die Türen konnten zu.

Da es mittlerweile spät war, fragte ich ob ich auf dem Hof übernachten konnte, was kein Problem war. Daher fragte ich weiter, ob ich nicht auch kurz Duschen konnte.

Douche?“ ich rieb mich dabei am ganzen Körper, um ein duschen anzudeuten.

Ah douche, bon!“ ich sollte ihm wieder folgen, es ging ins Haus, anders als von außen, war es innen alles Top in Schuss, die Einrichtung war aber Stilvoll, nicht das ich da jetzt Experte war, aber ich fand es schön und urig. Ein Essensgeruch stieg mir in die Nase. Wir landeten in der Küche und meine Vermutung bestätigte sich, die Frau des Hauses kochte grade.

Sie unterhielten sich, Augenscheinlich über mich. Dann sollte ich der Frau folgen, sie zeigte mir den Weg ins Bad und legte mir Handtücher raus, dann verließ sie den Raum und ich fing an mich auszuziehen und zu duschen. Ich duschte recht zügig, denn ich wollte nicht unnötig Wasser verbrauchen, als ich grade hinter dem Vorhang heraus kam, öffnete sich die Tür und eine junge Dame, stürmte ins Bad, sieh sah mich, hielt sich die Augen zu und machte eine Kehrtwende begleitet von einem „Excuse, moi“. Ich zog mich ebenfalls wieder hinter den Vorhang zurück, dabei rutschte ich aus, riss den Vorhang runter und lag wie ein nasser Sack in der Dusche, das bekam sie natürlich noch mit und lachte darüber ausgelassen, mit dem Vorhang über mir liegend fühlte ich mich nicht mehr so nackt, trotzdem lehnte ich eine Hilfe ihrerseits ab, also verließ sie den Raum. sie sprach dann noch etwas, was ich natürlich nicht verstand. Man hörte aber das sie von der Tür weg ging also interpretierte ich das so, das ich nun wieder das Bad allein hatte. Ich trocknete mich schnell ab, zog mich an und hängte den Vorhang wieder auf, die Stange war Gott sei Dank nur lose eingeklemmt gewesen und hatte sich gelöst.

Ich wollte schon gehen, als ich von der Dame des Hauses abgefangen wurde und quasi auf die Bank in der Küche gezerrt wurde. Der Herr des Hauses, saß nun umgezogen und ohne Zigarillo am Ende des Tisches, es war für 5 Personen gedeckt. Ein Gedeck davon war für mich.

Dann kam ein Junger Mann die Treppe herunter, ungefähr 20 schätzte ich und saß sich mir gegenüber. Danach kam die junge Dame, sie hatte lange dunkle fast schwarze Haare, lächelte als sie mich sah und setzte sich neben mich auf die Bank.

Nun stellte die Dame des Hauses den Topf auf den Tisch, es war eine Suppe, aus Anstand nahm ich einen Teller, auch wenn sie mir nicht wirklich schmeckte, ich war was Essen anging sehr krüsch. Nicht weil ich mich für einen Gourmet hielt für den das Beste grade gut genug war, nein, ich mochte viel Sachen einfach nicht, darunter fiel auch Blumenkohl und ich vermutete das es sich um eine ebensolche Suppe handelte.

Ich war eh etwas außen vor, sie unterhielten sich immer wieder, aufgrund der Sprache konnte ich aber nicht folgen. So löffelte ich ich meine Suppe, tat so als würde ich sie mögen und riskierte immer mal wieder einen Blick zu meiner linken. Inzwischen hatte sie ihre Haare zu einem Dutt zusammen gedreht, mir gefiel das und immer wenn sich unsere Blicke uns trafen lächelten wir verlegen. Wahrscheinlich musste sie einfach nur an meine Einlage im Bad denken oder auch nicht.

Ein wenig unterhielt ich mich mit ihr, aber auch mit ihrem Bruder, beide konnten Englisch und vor allem, sie sprachen es auch. Nach einem eisigen Nachtisch verabschiedete ich mich freundlich, ich bedankte mich für das Essen und verließ dann das Haus.

Im LKW fühlte ich mich schon wohler, auch wenn ich die Gesellschaft von Amelie, so hieß sie nämlich, angenehm fand. Ich machte mich Bettfertig und stieg auch direkt in selbiges, es war doch ein langer Tag gewesen. Ich war grade am einschlafen als es an der Tür klopfte, im ersten Moment nahm ich es gar nicht richtig wahr, dann klopfte es erneut und ich erkannte eine Stimme. Ich zog mir Hose und T-Shirt über und öffnete zunächst nur das Fenster.

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