[Woche 107 – Mittwoch bis Sonntag] Werbekrempel. Faulpelz. Die Wies’n.


Mittwoch, München.
Ich sitze gerade wieder im Büro und fahre den Laptop hoch um noch ein bisschen Bürokram zu erledigen. Ich stelle fest, dass meine Tasse zu klein ist – mein Kaffee ist alle. Also noch mal in die Küche.

Zurück im Büro meldet mein Mailprogramm zehn ungelesene Nachrichten: Werbung, Werbung, Mail von Josephine, Mail von Magnus und noch sechs weitere Werbemails. Der Werbekrempel wandert ungelesen in die digitale Rundablage. In der Mail von Josephine finde ich die Info, dass ein Kunde wiederholt seine Leasingraten nicht beglichen hat und auch auf Mahnungen nicht reagiert wurde. Sie hat jetzt ein Inkassobüro mit der Klärung beauftragt. Hmpf. Grml. So was mag ich nur ungern. Aber zu verschenken haben wir auch nichts.

Wo ich die Mail lese fällt mir ein, dass ich dem Bär in Odense noch einen Rückruf schulde.

Vorher lese ich aber noch die Mail von Magnus. Ich soll kommenden Dienstag mit einem Container nach Tula, etwa zweihundert Kilometer südlich von Moskau, starten. Eine Rückladung hat er jedoch nicht im Angebot. Ich bestätige den Auftrag trotzdem.

Ich greife zum Telefon und wähle die Rufnummer von Alex und Yanaa. „Baltic Transport St. Petersburg. Sie sprechen mit …“ „Hi Yanaa. Ich bin’s.“ „Christian. Was gibt’s? „Habt ihr Kunden bzw. Kontakte in Tula?“ „Bestimmt. Muss ich aber nachschauen. Wieso?“ „Ich hab von Scania den Auftrag ne Dose dort hin zu fahren. Nur für zurück hat Magnus nichts.“ „Ab wann brauchst du die Rückladung?“ „Ich muss mal gucken wie sich das mit den Fähren gestaltet. Das schaffe ich aber erst morgen. Ich würde jetzt spontan sagen so ab Freitag. Von mir aus Montag – dann hab ich da noch Luft für den Fall der Fälle.“ „OK. Ich gucke mal was sich da an Land ziehen lässt. Wenn ich was finde lass ich den Auftrag über uns laufen. Ich melde mich dann. Morgen kann ich dir dann auch sagen wann Alex und ich am Freitag in München landen.“ Yanaa verabschiedet sich und legt auf.

Da ich das Telefon gerade in der Hand habe wähle ich direkt die Mobilfunknummer vom Bär. Nach einem Moment Klingeln meldet er sich mit „Ja, Bär hier.“ „Moin Bär. Christian vom hansekontor. Josephine sagte mir, dass du mich im Büro Hamburg versucht hast zu erreichen; du hättest was zum Besprechen am besten persönlich.“ „Mhm. Geht um ein größeres Projekt. Wann könntest du mal in Odense reinschauen?“ „Schwer zu sagen. Kommende Woche steht ne Tour südlich von Moskau im Plan. Wo es von da aus hin geht ist noch in Arbeit. Also vermutlich erst gegen Mitte/Ende Oktober. Sobald ich den Anschluss aus Tula weiß kann ich das näher planen.“ „Jo. Das muss reichen. Meld dich dann.“

Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Kurz nach 17:00 Uhr. In meinen Büroräumen ist inzwischen Ruhe eingekehrt. Ich wähle die Rufnummer vom Maier-Flink. „Maier-Flink. Import, Export. Maier-Flink am Apparat.“ „Nabend. Hansekontor. Christian Dansör.“ „Was beschert mir Ihren Anruf?“ „Ich bin zur Zeit in München. Wenn Sie morgen Mittag im Büro sind, würde ich gern mal bei Ihnen reinschauen.“ „Ab 13:00 Uhr hab ich Zeit für Sie.“







Am Abend gehe ich nach dem üblichen Telefonat mit Sandra und einer Scheibe Brot im Bauch schlafen. Den Wecker stelle ich mir auf 06:00 Uhr.



Donnerstag,München.
Mein Mobiltelefon klingelt. Wer stört mich da mitten in der Nacht? Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es bereits 09:00 Uhr ist und ich wohl meinen Wecker um 06:00 Uhr völlig ignoriert habe. Im Display des Mobiltelefons steht die Nummer meiner Hamburger Niederlassung. Ich nehme ab: „Moin. Christian hier.“ „Hi. Josy hier. Wo treibst du dich rum?“ „Noch im Bett, wieso?“ „Faulpelz.“ lacht Josephine mich durchs Telefon an. „Nunja… ich hab im Büro angerufen weil ich dich erreichen wollte. Abgenommen hat Vivien und die wusste nicht wo du gerade bist. Nur dass der MAN auf dem Hof steht und du eigentlich da sein müsstest. Aber das ist ja kein Kontrollanruf.“ „Nicht? Was wird’s denn?“ „Für dich die Info, dass die zehn Auflieger für den Bär so weit fertig sind. Die gehen heute und morgen nach Düsseldorf runter und bekommen dort dann noch die Planen und die Folierung der Hecktüren. Apropos Bär… hast du den schon zurückgerufen?“ „Jo. Gestern Abend.“

Nachdem Telefonat verschwinde ich erst einmal ins Bad duschen und die Kauleiste auf Vordermann bringen. Als ich danach rüber in den Bürotrakt gehe hole ich mir eine Tasse Kaffee. Hunger hab ich gerade nicht. Ich begrüße meine Angestellten. „Josy wollte dich am Telefon vorhin sprechen.“ „Ich weiß. Sie hat mich dann übers Mobiltelefon aus dem Traumland gerissen.“ „Traumland? Faulpelz!“ „Ja. Das hat Josy auch gesagt.“ Wir müssen beide lachen. „Aber was solls. Ich hab meinen Wecker wohl heute früh ignoriert. Der ist jetzt bestimmt beleidigt.“ „Kann sein. Du machst heute nur Büro?“ „Ich fahr nachher zum Maier-Flink rüber. Annyka hat letztens so über dem seine Zahlungsmoral gemeckert. Das will ich mal ansprechen. Reicht schon, dass wir gerade bei einem Leasingnehmer das Inkassobüro einschalten müssen.“ „Mhm. Was hat eigentlich das Gespräch bei LufthansaCargo letztens ergeben?“ „Nichts besonderes. Die sind mit uns zufrieden. Und die sind selbst gespannt wie sich der Markt mit der Luftfracht bzw. den Luftfrachtersatzfahrten nach der AirBerlin-Pleite entwickeln wird.“ „Da bin ich auch drauf gespannt.“






Als ich am Nachmittag von meinem Ausflug zu Maier-Flink zurück ins Büro komme brodelt es in mir. Ich wurde durchaus freundlich empfangen und auch das Gespräch an sich war in Ordnung. Dennoch kann ich Annyka verstehen, wenn sie von von der leichtfertigen Art und der Zahlungsmoral des Import-/Export-Händlers spricht – das Geld ist immer angekommen, aber in der Zeit hätte man auch zu Fuß von München nach Rom gehen können. Der Begriff ‚Basar‘ liegt da nahe um die Mentalität zu beschreiben. Immerhin habe ich die Rückmeldung bekommen, dass er mit unseren Dienstleistungen zufrieden ist und sich in punkto Zahlungspünktlichkeit bessern will.

Mein Telefon klingelt: „hansekontor in München. Christian Dansör.“ „Hi Christian.“ meldet sich eine fröhliche Stimme. „Hi Yanaa. Lass mich raten – du hast ne Zeit wann ihr morgen ankommt…“ „Ja, genau. Und zwar ist laut Lufthansa die Ankunftszeit 18:20 Uhr an Terminal 2.“




„Hab ich mir notiert. Ich werd da sein.“ „Prima. Ich freu mich auf euch. Alex natürlich auch. Wird Sandra dann auch schon da sein?“ „Weiß ich gerade noch nicht. Ich denke sie wird mir heute Abend sagen wann sie eintrudelt.“

Yanaa verabschiedet sich und ich lege das Telefon beiseite. Ich widme mich dem Bürokram und merke dabei wieder einmal, dass die Administration im Hintergrund einer Firma doch immer wieder eine Menge Arbeit bereit hält. Gut, dass ich mich im Alltag damit nur ansatzweise  auseinandersetzen brauche.

Um 17:00 Uhr verlassen meine Angestellten die Niederlassung und auch ich beschließe für den heutigen Tag Feierabend zu machen. Ich schnappe mir mein Mountainbike und drehe noch eine Runde.
Auf dem Weg zurück zur Niederlassung komme ich an einem Döner-Imbiss vorbei und beschließe spontan mir einen zum Abendessen mitzunehmen.

Als ich mit dem Essen fertig bin wähle ich Sandras Rufnummer. Nach dem Zweiten Klingeln geht sie ran: „hansekontor i Uppsala. Sandra Dansör.“ „Hi Schatz.“ „Ach du bist es. Ich hatte gar nicht geschaut wer anruft.“ „Bist du noch unterwegs?“ „Fast zu Hause. War heute erst für Scania unterwegs. Und dann kam DHL noch mit was kurzfristigem für Stockholm um die Ecke.“ „Also eigentlich wie immer. Hast du schon eine Ankunftszeit für morgen?“ „Ja. Um 17:35 Uhr an Terminal 2.“ „Das passt. Um 18:20 Uhr landen Yanaa und Alexej.“ „Juhu. Ich freu mich. Ich muss dich jetzt aber abwürgen. Ich fahre gerade auf den Hof.“ „Ist ok. Bis morgen Abend dann meine Süße. Liebe dich.“ „Ich dich auch.“ Sandra schickt noch einen Schmatzer durch die Leitung und legt dann auf.







Freitag, München.
Es ist 05:30 Uhr. Mein Wecker steht heute extra weit weg vom Bett, sodass ich gar nicht in Versuchung kommen kann ihm eine zu gongen und dann zu ignorieren. Ich beginne den Tag mit einer fixen Dusche. Anschließend gehe ich zum Frühstück in die Küche vom Bürotrakt. Dort treffe ich auf zwei meiner Fahrer, die sich gerade für ihre Nahverkehrstouren fertig machen.







Die Büroarbeit am lief heute zügig von der Hand, auch weil Annyka wieder zurück im Büro war und wir liegen gebliebenes gemeinsam bearbeiten konnten.

In meinem Mailpostfach finde ich noch eine Nachricht von Josephine mit dem Betreff:
Chereau-Kühler. Leasingrückläufer. Folierung ist runter. Dazu im Anhang Bilder vorher/nachher.


Was sie mir damit sagen will erschließt sich nicht wirklich. Ich werte es einfach mal als Info, dass wir nach langer Zeit mal wieder einen Chereau-Kühler in Hamburg zur Verfügung stehen haben.

Zügig war es dann Abend sodass ich mich auf zum Flughafen mache um erst Sandra und nach einem gemütlichen Abend mit leckerem Essen und dem ein paar Glas Wein legen wir uns schlafen.




Samstag, München.
Ich habe gut geschlafen. Kein Wunder; die Liebste neben einem führt zu Tiefenentspannung.

Nach dem Frühstück holen wir erst fix den MAN von Yanaa und Alex aus der MAN-Niederlassung ab.



Während wir noch den Baustoffzug inspizieren kommt auch die letzte Fahrerin meiner Münchener Niederlassung von ihrer Wochentour zurück. Vivien hatte im Laufe der Woche schon alle darauf vorbereitet, dass es heute Abend zur Wies’n geht.







Sonntag, München.
Die Wies’n – ein riesiges Volksfest. Massig Ochse vom Spieß. Bier nicht in Maßen sondern aus Maßen. Und das Ganze mit einer inzwischen ganz schön großen Gruppe Mitarbeitern. Entsprechend lang und fröhlich war der gestrige Abend geworden. Die Rechnung hat Sandra am Ende vom deutschen Firmenkonto per Karte beglichen.

Inzwischen zeigt die Uhr 18:00 Uhr. „Schatz, hast du alles? Wir müssen los. Um 20:35 Uhr geht der Flieger. Und das Taxi steht schon draußen.“ „Ja, alles da. Kann los gehen.“
Wir verabschieden uns von Yanaa und Alexej. Die beiden wollen um 22:00 Uhr mit Roman im Konvoi nach St. Petersburg starten.
Als ich schon fast am Taxi bin ruft Yanaa: „Wir telefonieren die Tage noch wegen der Rückladung aus Tula.“

Ein Kommentar zu “[Woche 107 – Mittwoch bis Sonntag] Werbekrempel. Faulpelz. Die Wies’n.

  1. Laut meinen Münchner Freunden kann auf die Idee nur ein Saupreiß kommen. Kaum ein Münchner geht noch freiwillig auf die Intersuff. Es gibt inzwischen genug (Voraussetzung keine Schulkinder), die der Veranstaltung durch geschickte Urlaubsplanung entfliehen.

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