Samstag, 24.11.2018
„Kameras sind aus?“ Da waren sie in bester Gesellschaft. Ich war mittlerweile noch am besten dabei raus, nachdem Brian als der Verantwortliche bei meinem einzigen Kunden sowieso wusste, was ich so trieb. Caleb hatte seine Persönlichkeitsprüfungen bei SEPTA alle drei Jahre zusammen mit der Gesundheitsprüfung, aber Jamie, der die Frage stellte, war inzwischen am Airport im „Airside Groundhandling“ beschäftigt, also in der Sicherheitszone.
Das waren die, die Gepäck ein- und ausluden, die Fahrgastbrücken oder Vorfeldgangways und Vorfeldbusse fuhren und den Pushback-Truck. Und wenn ich mich nicht völlig irrte, war der Neuzugang ein Kollege von ihm, aber im Uniform-Trupp am Schalter. Aber auch die mussten Zutrittsberechtigungen Airside haben, wenn sie Boarding und nicht Check-in machten.
„Alle Kameras sind aus, Ihr seid da ja nicht die einzigen. Ihr könnt Euch den Mund also mit Steak anstatt Tüchern stopfen.“ Und tatsächlich, bei Jamies Begleiter handelte es sich um jemanden, bei dem ich im Sommer auf meinen Delta-Flug nach Kanada eingecheckt hatte. Als er jetzt hier in der Gruppe vor mir stand, war mir die Aktion einfach nur noch peinlich. Hoffentlich erinnerte er sich nicht an meinen plumpen Flirt und meine peinliche Reaktion, als er mich ertappt und durch seine eigene Reaktion gleich mal entlarvt hatte.
„So lange wir nicht maskiert und die Kameras aus sind, reagieren wir zwar normalerweise auf beide Namen, aber versuchen trotzdem, die echten in Objekten zu vermeiden. Deshalb bin ich gerade Desmond, im bürgerlichen Leben Caleb.“ Er war hier so eine Art „erster unter Gleichen“. Einen echten Anführer hatten wir nicht und brauchten wir nicht. Aber er war derjenige, der oft die Initiative ergriff, oder dem sich unentschlossene öfter anschlossen, wenn abgestimmt wurde, was gemacht werden soll. Deshalb begann er auch irgendwie selbstverständlich die Vorstellungsrunde. Wir gingen einmal rund.
Als ich mich vorstellte, konnte der Neue sich einen Kommentar nicht verkneifen: „Auf der Straße Brandon, auf dem Dach Malik.“ „Malik passt auch so gut zu Deinen aus jedem Winkel anders dunkelblonden, hellbraunen und rotblonden Haaren.“ Jamie erklärte schnell: „Gib ihm ein Bowiemesser und Du weißt, warum er den Namen hat. Aber halte eine Armlänge plus Klingenlänge Abstand, wenn Du Dich an dem Tag schon rasiert hast.“ Dann waren wir rum, Randy hatte sich als Clay vorgestellt. Den Namen hatte ihm seine Truppe in San Diego als Teenager verpasst, da unser Vater, wie der von Spielecharakter Clay Kaczmarek auch, schwierig war und Clay bei den Assassinen Anerkennung suchte. Zwar bekam Randy die damals im Gegensatz zu mir zu Hause, aber auch nur für das „funktionieren als Sohn“, nicht als die Person, die er war.
„Ich habe aber keinen zweiten Namen bisher. Eigentlich heiße ich Wesley.“ „Dann denk Dir einen aus. Aber bei unser aller Lieblingscomputerspiel Assassin’s Creed wird es langsam eng, wenn Du nicht gerade Nebenrollen oder neuere Teile nimmst.“
„Macht nix, bin ich halt Gerogie, erstens weil ich gebürtig aus Georgia bin und zweitens weil mein zweiter Vorname auf Wunsch meiner Mutter Gino ist, eine italienische Abwandlung von George.“
Als wir am Nachmittag die Fabrik vom Dach bis in den Keller erkundet hatten und wieder raus kamen, verwandelten wir uns wieder in eine brave Gruppe Fußgänger, wenn auch in ziemlich dreckigen Klamotten. Hayden wollte mit uns den Zug nehmen, der aber erst in 20 Minuten fuhr und in Norristown umsteigen. Also schlug ich vor, uns noch ein Bisschen zu stärken: „Wollen wir noch schnell in der Zeit zu Dunkin‘ Donuts?“
Die anderen wollten sich auf den Weg zur U-Bahn machen, etwas über eine halbe Meile die Allegheny Avenue runter. Wesley zögerte einen Moment. „Was ist?“ „Ich überlege gerade, ob ich nicht auch noch einen Donut essen soll.” „Okay, ich komme auch mit.“ Caleb und Connor spazierten dann auch nicht sofort zur U-Bahn sondern kamen auch noch auf ein Kringelgebäck mit.
Jamie und Wesley waren nicht nur vom Arbeitsplatz sondern auch vom Arbeitgeber Kollegen, denn sie arbeiteten beide für DGS Delta Global Services, nur eben Jamie auf dem Vorfeld und Wesley an Check-In-Schalter und Gate. So hatten sie sich auch bei der Arbeit angefreundet und vor einer Woche waren sie bei Single Climbs im wahrsten Sinne des Wortes ineinander gelaufen.
Nachdem wir schon auf dem Dach beschlossen hatten, dass er in Zukunft in der Gruppe mitmachen durfte, nahmen wir ihn über Smartphone in die Whatsapp-Gruppe auf und schickten ihm jeder außerdem noch unsere Telefonnummern der Feature Phones für die Koordination zukünftiger Explorations.
Sonntag, 25.11.2018
An diesem Tag passierte nicht viel. Randy packte seinen Koffer, ich brachte ihn zum Flughafen, fuhr auf dem Rückweg einkaufen und packte die Sachen in meinen Truck.
Montag, 26.11.2018
Und nun musste mal wieder ein Bisschen Geld in die Kasse kommen. Gegen halb sieben morgens ging ich runter. Das war nun auch leichter geworden. Ich konnte wie immer aufstehen, aber war eine halbe Stunde schneller im Truck, da genau die als Autofahrt entfiel. Isotrak lud ein kleines Updatepaket runter und installierte es. Das dauerte meistens so 3 bis 5 Minuten. Während ich die PTI machte, meldete es sich dann mit dem Signalton für einen Auftrag zu Wort.
PICKUP: MDBAL-CAT-SF
DESTIN: AZSVI-COL-QA
TRAILER: COL-RGN
LOAD: 311F
WEIGHT: 28,660
DISPATCH: MABOS-CAT-SHB
Also einmal fast über den ganzen Kontinent, das hieß mindestens zwei Wochen draußen. Shen wurde in den letzten Wochen ziemlich anspruchsvoll mit seinen Aufträgen. Ein Bisschen erinnerte mich das an die Profilierungsversuche von Brian, als es auf den Wechsel nach Boston und den Teamleiterposten zuging. Was war denn da im Busch?
Die üblichen anderthalb Stunden nach Baltimore waren keine Sache, dort war ein Lagerplatz mit Baumaschinen von CAT. Als ich ankam, lief der einzige Ansprechpartner gerade zu einem Kenworth W900 mit einer Planierraupe auf dem Trailer. Er sagte mir, ich sollte auf Pause stellen, so lange er noch die andere Übergabe fertig machte.
Also fuhr ich zur Seite und wartete. Nach 11 Minuten war er dann da. Wir gingen die Checkliste für den Raupenbagger durch, ich kuppelte an und machte die PTI für den Trailer. Dann war ich auf dem weiten Weg. Zumindest hier im Nordosten war inzwischen der späte Herbst eingetroffen und der Indian Summer vorbei. Die Bäume in DC standen nackt am Straßenrand.
Bei meiner Mittagspause im Pilot Travel Center Troutville gönnte ich dem Truck für $ 3,00 je Gallone ein Mittagessen, was mir zu meinem Subway Sandwich ein Kaltgetränk kostenlos bescherte. Ich hatte schon ausgerechnet, dass der Tag in der Pampa enden würde.
Um 4:25 PM passierte ich die Grenze nach Tennessee und damit auch in die Central Time Zone. Und wie berechnet erreichte ich noch die Cumberland County Rest Area. Hier wurde ich dann nach dem Mittagessen auch von Brot und Käse aus dem Vorrat und als Nachtisch einem Pfirsich satt.
Dienstag, 27.11.2018
Meine persönliche PTI bestand aus Mini Wheats mit den obligatorischen Granatapfelkernen zum Frühstück und künstlichem Körpergeruch aus der Sprühdose. Die des Trucks aus den üblichen Checks und um 07:07 AM war beides beendet.
Es war noch ziemlich dunkel, als ich mich auf den Weg machte, der Winter naht! An den Tageszeiten konnte man es schon merken. Bei Christian war er schon da, er hatte mir Bilder seiner ersten Tour in die verschneiten Rockies nach Vancouver geschickt.
Als Premiere blieb ich hinter Memphis auf der I-40 und kam so in den Staat, um den ich so lange herumgefahren war.

Die Mittagspause war für den Truck nahrhafter als für mich, denn weit und breit war nur eine Exxon-Station in Carlisle Bankhead (AR) zu finden, wo der sich füllen ließ. Dafür kostete der Spaß nur $ 2.95 je Gallone, es wurde in Richtung Texas eben schon vorher immer billiger. An Tankstellen gab es aber meistens nur allerunterstes Junk Food, so dass ich mir ein Sandwich machte.
Ich passierte Little Rock, hier unten war die Natur logischerweise noch nicht so weit wie vorher. Die Bäume hatten immer noch eine Menge Laub, auch die ersten immergrünen Laubbäume könnte es hier geben.

Die verbleibende Zeit nutzte ich noch gut aus. Die Sonne war schon untergegangen und hatte den Bundesstaat gewechselt, als ich schließlich einen Truck Stop ansteuerte. Es war Love’s Travel Stop in Rockwall (TX). Hier gab es eine warme Fastfood-Mahlzeit, denn der ansässige Restaurantbetrieb war ein Carl’s Jr. Das war eine Kette, die ich eher von früher kannte, denn sie war vor allem im Westen der USA verbreitet, in den ich ja seit meinem Wechsel der Küste bisher eher selten gekommen war. Und viel wichtiger, es gab eine Dusche.
Mittwoch, 28.11.2018
Ich war überrascht, wie dunkel es um die Jahreszeit noch morgens im Osten von Texas war. Aber der Nebel schluckte zusätzlich noch viel Licht. Und der Berufsverkehr von Dallas schluckte viel Zeit.
Bei Roscoe (TX) begann dann ein neuer Straßenabschnitt. Bei meinem ersten und bisher auch letzten Besuch jenseits von Dallas / Fort Worth war ich hier abgebogen auf die US-84 nach Lubbock. Heute blieb ich auf der I-20. Es ging schon stark auf die Mittagszeit. Also beehrte ich kurz danach das Flying J Travel Center in Odessa (TX) auf einen Salat.
Als nächstes ging es durch die Wüste, naturgemäß eine recht eintönige Landschaft aus Sand, Steinen, Trockensträuchern und Kakteen. Das blieb auch so, bis die Sonne schon ziemlich tief stand.
Erst in Richtung El Paso änderte sich das, die Landschaft wurde wieder etwas felsiger und es gab wieder echte Berge. Erst als Kegel in der Wüste, danach auch wieder als Ketten.

Direkt über die Grenze nach New Mexico war das aber auch vorbei und eine Hochebene erstreckte sich bis zum Horizont. Ein ereignisloser Tag, der so langweilig war, dass ich das Tanken in Texas vergaß, endete gegen 6 PM auf dem Bowlins Old West Trading Post, erst an der Zapfsäule und dann auf dem Parkplatz. Der Dieselpreis war hier immer noch okay, wenn man den Nordosten gewöhnt war.
Der Trading Post war ein Trauerspiel. Ureinwohner degradierten sich selbst zur Ware, verkauften ihre Identität und Tradition für einen schnellen Dollar an durchreisende Touristen. Die Krönung war die Kulisse einer Westernstadt, die dreimal so breit war wie der eigentliche Laden dahinter in laut dem Dach auf Google Earth einer von innen gut als Blockhaus verkleideten Wellblechbude.
Ich beschloss, diese so genannten indianischen Handelsposten zukünftig vor meinem Besuch genauer zu untersuchen, um diesen Mist nicht auch noch weiter zu unterstützen. Das klischeehafte Kunsthandwerk brauchte ich sowieso nicht. Und das angebotene Essen war noch nicht mal gut, sollte wohl auch nur begeisterungsfähigen Touristen genügen.

Donnerstag, 29.11.2018
Entsprechend gab es zum Frühstück eine Schüssel Mini Wheats im Truck, hier keine Dusche und ich war froh, diese peinliche Selbstdemontage der Ureinwohner zu verlassen. New Mexico bot zwar Landschaft, aber außerordentlich war sie bisher auch nicht wirklich – Felsen und Trockengebiete. So erreichte ich als erste nennenswerte Landmarke das Grenzschild nach Arizona. Nachdem ich schon Arkansas als letzten roten Fleck im befahrenen Gebiet abgehakt hatte, verschwand nun auch der letzte rosa Fleck, wo ich bisher nur mit dem Auto war. Die roten Flecken auf der Karte befanden sich im Nordwesten der USA und in Kanada, dort allerdings nicht zusammenhängend östlich von New Brunswick und westlich von Ontario.

Die Waage bei San Simon war geöffnet, aber ich bekam grünes Licht. Gegen 10:20 AM passierte ich eine weitere Waage ohne sie zu benutzen, nämlich die für Schüttgutfrachten im Steinbruch von Coastline Mining in Sierra Vista (AZ). Ein 200% Vorarbeiter machte mit mir dafür dann die Abnahme und ließ sich 31 Minuten Zeit, einschließlich Funktionstest des Baggers. Dachte der, wir hätten den in Baltimore mit einem Kran auf den Trailer gestellt und den Schaufelarm mit Handpumpen in Position gebracht?
Der nächste Auftrag war dann überschaubar von der Länge.
PICKUP: AZSVI-CAT-FA
DESTIN: AZPAG-XYZ
TRAILER: RGN-2483
LOAD: 416F2
WEIGHT: 24,251
REMARKS: UNLOAD AZPAG AND TRAILER TO DEALERSHIP
DISPATCH: MABOS-CAT-SHB
Für eine Mittagspause in der Kantine war es mir noch etwas zu früh, also fuhr ich direkt nachdem ich den Bagger übernommen hatte weiter. Ich hatte direkt an der Abfahrt von der I-10 einen Truck Stop gesehen. Leider kam im Internet der McDonald’s am besten weg. Ich riskierte dennoch mal Chester’s Chicken und bekam ein nach Fastfood-Maßstäben durchaus ordentliches Essen. Probleme schienen hier vor allem die Stoßzeiten zu bereiten, wo das Personal nicht nachkam.
Die weitere Fahrt ging über Tucson und Phoenix. In der letzteren Stadt managte ich es wenigstens, alle großen Autobahnkreuze in der gewünschten Richtung zu passieren. Der eine oder andere Kollege war hier schon auf die falsche Strecke abgebogen.

Kurz vor dem hier recht frühen Sonnenuntergang fuhr ich durch eine weite Gegend zwischen den Bergketten. Ich musste zugeben, auch wenn die Appalachen aufgrund des feuchteren Klimas und der resultierenden Wälder schöner waren, so waren die Rockies an einigen Stellen beeindruckender. Und in den bewaldeten Gegenden der Rockies von Oregon, Washington und Kanada war ich noch nicht in meiner Lieblingsjahreszeit Herbst gewesen.

Erst gegen 6:30 PM in Flagstaff endete der Tag. Leider gab es nur ein Little America Travel Center, also kein Rabatt. Aber es gab Duschen und es gab ein richtiges Restaurant im Hotel oder eine Truckerbar im Shop. Ich entschied mich bei verschiedenen Preisen fürs gleiche Essen für den Travel Center Hot Grill und zwar für Chicken Quesadilla.
Freitag, 30.11.2018
Das Frühstück bestritt ich dann auch wieder in der Bar, nun mit einem Breakfast Burrito. Bei bescheidenem Wetter machte ich meine PTI, fuhr die letzten 3 Stunden des Auftrags und wurde bei der Übergabe des Baggers gleich noch mal nass, kaum dass die Sachen von der PTI wieder trocken waren. Heute war wohl internationaler Tag des Kleiderwechsels.

Der neue Auftrag war dann auch schon da.
PICKUP: AZPAG-CAT-DE
DESTIN: AZFLG-CAT-FA
TRAILER: RGN-8998
LOAD: CB64B
WEIGHT: 30,380
DISPATCH: MABOS-CAT-EVP
Das bedeutete, dass ich wohl danach noch einen Auftrag bekommen würde, denn ich würde gegen 2 PM in Flagstaff sein und hatte dann noch 18 Arbeitsstunden für diese Woche. Walzen schienen aber in den letzten Wochen ziemlich im Trend zu sein.
Und die Mittagspause bescherte mir doch wieder einen Trading Post. Aber am Navajo Trail Trading Post war ein ganz normaler Truck Stop eingerichtet. Okay, es gab einen Souvenirladen der Navajo, aber es war nicht diese beschämende Klischee-Atmosphäre, die die Mescalero in New Mexico weit außerhalb ihrer Reservation abzogen. Die Navajo hatten sowieso den Ruf, ein vergleichsweise geschäftstüchtiges Volk zu sein.
Das Essen am Truck Stop besorgten zwei Ketten. Weil es Burger King überall gab, entschied ich mich für ein Club Sandwich bei McAlister’s. Generell neigte ich dazu, wenn es schon nur Kettenfutter gab, die selteneren oder lokalen Angebote zu nutzen. Die großen bekam man sowieso überall. Auch Pete wurde gefüttert, natürlich mit allerfeinstem Diesel Marke Chevron.
Wie erwartet war die Walze nur ein Lückenfüller. Der Neue Auftrag kam pünktlich am Werkstor in Flagstaff.
PICKUP: AZFLG-CAT-FA
DESTIN: OKOKC-CAT-WS
LOAD: PMS1800
WEIGHT: 39,683
EXCEEDINGS: LENGTH
DISPATCH: MABOS-CAT-SHB
Das war dann mal optimale Ausnutzung der Arbeitswoche. In Oklahoma City sollte ich mit 3 bis 4 Reststunden Duty Time eintreffen, wenn alles glatt lief. Und dann war ich halt in Oklahoma City, was nun auch nicht nach einem spannenden Wochenende aussah, aber ich wurde auch nicht für spannende Wochenenden disponiert. Die herausfordernde Art, die Shen an den Tag legte, fand ich trotzdem recht nervig und Alex war nicht so extrem, aber hatte sich in die gleiche Richtung entwickelt. Vielleicht sollte ich mal Brian fragen, was los war?
Ein Erlebnis für die Ohren waren zwei komplett identisch aufgemachte und in der gleichen Farbe lackierte 1970er Dodge Coronet, die mit ihren großen V8-Motoren bei 60 mph dahin rollten, so dass ich sie beide mit 10 mph Geschwindigkeitsüberschuss schön überholen konnte.

Die Wiegestation durfte ich mal wieder passieren. Eigentlich überraschte mich das, denn Sonderfahrzeuge wurden gerne rausgeholt. Das Schicksal ereilte dafür eine Schüttgutmulde, die waren wegen des Risikos sie zu überladen auch gerne gesehene Gäste. Apropos gerne gesehen, die durchaus beeindruckenden Felsformationen verschwanden langsam in der Dunkelheit.

Am Sky City Travel Center war dann Schluss, die Zeit war auch sehr knapp geworden. Als ich dann auch noch aus Platzgründen von dem eigentlichen Truck Stop auf die Rest Area hinter der Interstate-Unterführung verwiesen wurde, stand ich buchstäblich bei null, nämlich null Restzeit mit angezogener Handbremse „irgendwo am Rand, wo ich keinen störe“. So sparte ich mir den Fußweg zurück, wo es sowieso nur einen McDonald’s gab und machte mir eine Dose Chili con Carne warm.
Samstag, 01.12.2018
Ein Blick erfolgte beim Frühstück auf das private Handy. Scheinbar verpasste ich nichts in Philadelphia. Zumindest nichts in Sachen Urbexing, denn es kam keine Gruppe zusammen, die irgendein interessantes Gebäude in Angriff nehmen wollte.
Um 5:50 AM rollten die Räder, was dazu führte, dass ich um 7 AM Albuquerque passierte, noch vor dem Berufsverkehr.
Der Vorteil an Samstagen war, dass man meistens relativ ruhig fahren konnte. Also kam ich problemlos nach Texas, wo einen erst einmal wie immer eine Menge netter Schilder über die Staatsgesetze aufklärten. 2000 $ auf wilde Entsorgung von Müll. Nicht bei einem Fahrzeug auf dem Seitenstreifen rüber zu ziehen oder deutlich abzubremsen ist ein Verkehrsvergehen. Ohne die zweite Regel mal einhalten zu müssen kam ich zum Love’s Travel Stop in Claude (TX). Meine Vorräte waren geplündert, also gab es Mittagessen mal wieder bei Subway. Ein Half-Foot-Sandwich später war ich wieder unterwegs zur letzten Wochenetappe.
Kurios war dann in der Gegend um die Grenze zwischen Texas und Oklahoma, dass ich meine Ladung im Einsatz passierte. Zumindest so in der Art. Ich hatte eine PMS1800 auf der Platte, die Baustellenabsicherung erfolgte aber mit einer kleineren PMS1500.

Knapp vor 5 PM war ich an der CAT-Werkstatt in Oklahoma City und stellte die Barriere ab. Der Sicherheitsdienst zeichnete gegen und dann war ich ein freier Mann.
LOCATION: OKOKC
ACTION: 37H BREAK
DISPATCH: MABOS-CAT-SHB
Langsam wurde Shen zum Schleifer, kaum länger als Pflichtpause. Um kein Geld für ein Hotel auszugeben, fuhr ich zur bekannten 4-Truckstops-Abfahrt in der Nähe und stellte mich auf den Flying J, wo das Huddle House wenigstens für halbwegs sinnvolles Essen sorgte und die CAT-Kundenkarte für die besten Rabatte. Schräg gegenüber bei Pilot gäbe es die gleichen Konditionen, weil die beiden zusammen gehörten. Aber dort war die Essensausgabe ein McDonald’s. Statistikzeit.
WEEK DRIVE: 62:30 HRS
WEEK WORK: 66:31 HRS
WEEK START: MO:06:27 AM
WEEK END: SA:06:27 PM
WEEK FRAME: 5D:12H:00M
WEEK MILES: 3,715
REVENUE MILES: 3,625
PERFORMANCE: 97.6%
WEEK PAYLOAD: 122,974
SH TON MILES: 55,523
WEEK FUEL ECO: 6.0 MPG
WEEK AVG SPEED: 59.4 MPH
Auf die Minute genau 5 Tage und 12 Stunden unterwegs zu sein erschien erst einmal unwahrscheinlich. Aber dann erinnerte ich mich an die FAQ einer Zufallsgenerator-Website, wo auf die Frage „Ist das wirklich Zufall? Die Ergebnisse erscheinen mir willkürlich.“ geantwortet wurde, dass es genauso wahrscheinlich ist, bei 6 Würfen mit einem Würfel die Folge 1-2-3-4-5-6 zu würfeln wie die Folge 2-5-1-4-4-3 und der Rest war keine Mathematik sondern Psychologie. Natürlich war es genauso wahrscheinlich, dass mein Week Frame 4 Tage, 23 Stunden und 51 Minuten betragen könnte. Das würde mir nur nicht auffallen, obwohl ich diesen „krummen“ Wert gerade willkürlich festgelegt hatte und die „glatten“ 5 Tage und 12 Stunden diese Woche zufällig zustande gekommen waren.
Mal sehen, womit ich das Wochenende hier herum brachte. Urban Exploration lohnte jedenfalls nicht. Oklahoma City war im Aufwind und die meisten leerstehenden Gebäude waren in den letzten 10 Jahren saniert oder abgerissen und durch Neubauten ersetzt worden. Für eine Grundschule oder ein Kinderheim, beide waren sehr klein gewesen, lohnte es jedenfalls nicht, auf einen Truck Stop zu fahren, der nicht zu Pilot / Flying J gehörte, mehr zu bezahlen und dann noch 3 Meilen vom Truck zum Objekt laufen zu müssen.
