[Woche 122 – Donnerstag bis Sonntag] Hier, bei der Arbeit. Typisch Mann. Und eine Bettdecke.




Donnerstag, Malmö.
Ich bin vom IKEA zurück in der Strömgatan und parke den weißen Scania an der Seite vor der Halle. Fahrerkarte raus. Tjelvar, mein Angestellter für Büro, Lager und Trailerverwaltung sitzt an seinem Schreibtisch und schreibt gerade ein paar Rechnungen. „Hej Tjelvar.“ „Hej Chris.“ „Wir müssten eben nen Doll zu KONE in der Höjdrodergatan bringen. Von dort soll morgen was nach Helsingborg, was heute Nachmittag verladen werden muss. Ich würd den MAN dann gleich dort lassen.“ „Jo. Kein Problem.“






Um 17:30 Uhr sitze ich im Büro und erledige ein bisschen Papierkram. Tjelvar ist inzwischen schon im Feierabend. Mit Felicia brauche ich heute nicht mehr rechnen, da sie eine Mehrtagestour nach Finnland im Plan stehen. Als ich kurz in die Küche gehe um mir einen Kaffee zu machen sehe ich wie meine beiden Fahrerpärchen ihre Zugmaschinen neben dem weißen V8 abstellen. Die Tür zum Bürotrakt geht auf und ich höre Hanna rufen: „Chef? Hast du noch Kaffee da?“ „Hur många??“ „Fyra. För oss alla.” ”OK. Vier. Kommen gleich.”

Als der Kaffee ausgetrunken ist verschwinden die beiden Pärchen auch in den Feierabend. Ich bin inzwischen mit den Unterlagen fertig.

Ich schnappe mir mein Telefon und wähle Sandras Handynummer. ”Hier, bei der Arbeit.” meldet sie sich. ”Na du. Noch kein Feierabend?” ”Noch nicht wirklich. Ich hab vorhin erstmal ein paar Trailer zum Vorladen verteilt. Zwei Koffer zu DHL und zwei Drehschemel zu IKEA. Jeweils hier in Uppsala. Und jetzt sitz ich noch im Büro. Hab  Bewerbungen hier liegen.” ”OK. Das klingt als wenn du morgen mit Meja’s DAF nochmal unterwegs bist?” ”Ja. Aber nur Uppsala – Stockholm.” ”Ach das geht ja.” ”Geht alles. Wenn ich bei IKEA leer bin lade ich beim gelben Riesen den Trailer, schaff den in die Sofielundsgatan, dann kurz meinen ‚T‘ holen und noch einen Rundlauf für DHL. Uppsala – Stockholm – Uppsala. Ich hab übrigens von
Lufthansa ne Anfrage reinbekommen.” ”Ist nichts ungewöhnliches…” ”An sich nicht. Aber ich glaub die Tour fahr ich mit dir zusammen.” ”Wieso?” ”Von Hamburg nach Frankfurt. Von dort nach Zürich und dann bis nach Sizilien. Die Rücktour steht noch nicht fest.” ”Oha. Und bis nach Hamburg leer oder wie?” ”Zu verschenken hab ich auch nix.” ”Hä?” ”Denk doch mal nach… du hast hier noch drei Kühler für Odense stehen. Wir fahren mit deinem V8 und dem T und ziehen schon mal zwei runter. Dann haben wir nur bis Hamburg Leerkilometer. Deinen lassen wir dann in Hamburg stehen und fahren mit dem ‚T‘ nach Italien. Der hat die größere Kabine.” ”Klingt nach nem Plan.”
Unser Gespräch geht noch einige Minuten weiter.






Freitag, Malmö.
Als mein Wecker mich aus dem Bett schmeißt sind die beiden Pärchen schon wieder unterwegs. Ich mache eine kurze Runde durchs Bad. Anschließend noch die wichtigste Mahlzeit des Tages: Frühstück.

Es ist kurz nach 07:00 Uhr und ich sitze im Büro. Die Tür klappt. „Hejhej.“ „Hi.“ Ich schmeiße Tjelvar den Schlüssel vom AMG rüber. „Auf geht’s.“

Bei KONE angekommen setzt Tjelvar mich ab und fährt die knapp vier Kilometer zur Niederlassung zurück um dort mit seinen Arbeiten im Büro zu beginnen. Ich melde mich am Empfang. Dort arbeitet die selbe Mittzwanzigerin die auch gestern Nachmittag schon Dienst hatte. „God morgon.“ „Hejda.“ „Ist mein Tieflader für Helsingborg schon fertig geladen?“ „Ja, hat die Spätschicht gestern Abend alles fertig gemacht. Ich muss nur noch eben hoch mir eine Unterschrift holen für die Papiere. Wenn Sie mögen nehmen sie sich doch einen Kaffee.“ Mit diesen Worten kommt sie um den Tresen herum. Sie ist etwas größer als ich und trägt einen recht kurzen Rock und eine sportlich eng geschnittene Bluse. Bevor sie den Raum verlässt dreht sie sich kurz um. „Ist noch was? Sie schauen so…“
Ooops. Da hab ich wohl ein bisschen zu lange hinterhergeschaut. „Ähm, nein. Aber schöne Frauen guckt Mann sich ja gerne an.“ „Danke fürs Kompliment.“



Die Papiere sind unterschrieben. Der Kaffee leer. Ich bekomme dann noch die Schlüssel für meinen MAN zurück.

Abfahrtskontrolle. Alles in Ordnung. Die zu fahrende Strecke hatte ich mir am Abend im Büro noch angeschaut. Dreundsechzig Kilometer. Mit einem Standardzug also in etwa einer Stunde erledigt, wenn sich nichts staut. Der MAN ist als 8×4 mit dem Doll am Haken aber weit entfernt von Standard.

Die erste Herausforderung ist dann auch gleich die Neunziggradkurve vom Hof in Richtung Höjdrodergatan. Zum Glück haben die KONE-Leute den Seitenstreifen heute früh fürs Parken gesperrt.

Am Trafikplats Valdemarsro geht es links auf den Inre Ringvägen in Richtung Göteborg/Kalmar.



Einen Augenblick später am Kreisverkehr die erste Ausfahrt nehmend auf den Stockholmsvägen. Am Trafikplats Kronetorp N folge ich ein paar Minuten später der Beschilderung Göteborg/Stockholm und befinde mich dann auf der E6. Der Verkehr heute früh ist entspannt und ich stelle den Tempomaten auf gemächliche 58 km/h.

Trafikplats Helsingborg S. Die Tour ist bisher ohne Zwischenfälle verlaufen. Blinker rechts und Wechsel auf die E4 in Richtung Hafen.



Dort angekommen werde ich von einem KONE-Mitarbeiter begrüßt. „Hallo Herr Dansör. Ich hab beim Hafenmeister schon alles klar gemacht. Fahren Sie mir eben hinterher.“







Der Tieflader ist leer und ich kann mich auf den Rückweg nach Malmö machen.











Samstag, Uppsala.
Nachdem ich am Freitagnachmittag noch mit dem Trailer von IKEA in Malmö losgefahren bin folgte eine ereignislose Fahrt über meine Rennstrecke, die E4.

Die Umlagerung ist vom Trailer. Die Papiere unterschrieben. Ich ziehe den Trailer von der Rampe ab und schließe die Türen.
Knapp vier Kilometer später stelle ich den weißen Scania an meinem Lager auf den Hof. Die Zugmaschine ist von der Tour in den Harz und den Kilometern bis hier in den Norden inzwischen mehr grau als weiß. Die Wäsche verschiebe ich auf später. Ich schnappe mir meine Tasche und gehe über die Straße.

Ich will gerade die Tür zum Wohnbereich öffnen als diese aufgeht. Ich bekomme von Sandra direkt einen Kuss verpasst. „Hej min älskling.“ „Na Süße. Kannst du hellsehen?“ „Manchmal. Wenn die Quietscheente mir wohlgesonnen ist. Aber eben habe ich den V8 gehört. Und außer deinem, der ja in der Halle schlummert, hätte hier nur mein ‚T‘ diesen Klang. Und da Tania im Wochenende ist und ich auch nicht fahre…“ „Verstehe… Eins und eins zusammengezählt …“ „Genau. Duuu…“ Sandra streicht mir mit der Hand durchs Gesicht. „Ich hab Bock auf Badewanne. Du auch?“ „Wenn ich jetzt nein sag, würd ich lügen.“ Sandra kichert. „Na dann los…“


Sonntag, Uppsala.
Es ist 10:00 Uhr und wir liegen noch im Bett, sind aber schon wach. Sandra dreht sich zu mir und kuschelt sich an. „Ich freu mich schon auf die Tour nach Italien. Aber es wird auch harte Arbeit.“ „Mhm. Ich freu mich auch schon drauf. Aber lass uns da heute zum Abend hin drüber sprechen. Jetzt möchte ich erst mal noch ein bisschen Sonntag genießen.“ Als Antwort darauf schiebt Sandra ihre Bettdecke zur Seite und zieht meine zu sich. „Nur wenn du teilen kannst…“





Ich sitze mit einer Tasse Kaffee am Schreibtisch. Sandra mit einem Tee neben mir.
„Am Mittwoch sollen wir in Hamburg für Palermo laden. Unterwegs haben wir das übliche Spiel bei Lufthansa-Touren. Ein paar Paletten runter. Ein paar andere drauf.“ „Wo sind die Zwischenstops?“ „Einmal in Frankfurt und einmal in Zürich. Und ab da Feuer frei bis wir auf Sizilien sind. Die Rücktour ist soweit auch schon eingetütet. Zumindest bis München.“ „Mhm. Auch Lufthansa?“ „Ja. Direkt in Palermo am Flughafen wieder voll machen.“ „Noch irgendwo ein Ladestop dann vor München?“ „In der ewigen Stadt bei Leonardo da Vinci.“ „Also am Flughafen Rom-Fiumicino.“ „Sehr gut. Genau dort. Ich würde sagen wir stehen morgen früh um 02:30 Uhr auf. Dann Frühstück und um 04:00 Uhr spätestens vom Hof. Dann sind wir vor dem Berufsverkehr schon mal an Stockholm vorbei. Da die Trailer für Bär leer sind sollten wir eigentlich auch ganz gut voran kommen, sodass wir mit neun Stunden Fahrzeit bis Mölletofta kommen. Papiere hat Tania für uns alles am Freitag fertig gemacht.“ „Passt. Du sagtest am Donnerstag, dass du noch Bewerbungen durchgeguckt hast.“ „Ja. Eine hab ich am Freitag gleich abgesagt – das passte gar nicht. Die anderen beiden hab ich am Freitag angerufen. Wird da Vorstellungsgespräche geben.“ „Das können wir aber nicht auf die lange Bank schieben. Für welche Niederlassung waren die?“ „Die Absage hatte sich auf Nahverkehr Uppsala beworben. Die beiden anderen kommen zwar aus der Nähe von Helsingborg haben aber den Fokus auf Fernverkehr.“ „Dann würde ich, vorausgesetzt die Chemie passt,
meinen und den weißen V8 mit denen besetzen. Mein S730 steht ja seit Freitag in Hamburg und wird dort von unseren Mechanikern für mich komplettiert.“ „Den Gedanken hatte ich auch. Deswegen finden die Vorstellungsgespräche auch auf dem Rasta Mölletofta statt. Ich hab vereinbart, dass ich von unterwegs anrufe und ne Uhrzeit klar mache.“

Ich fahre den Computer runter und wir gehen für den Rest des Abends im Wohnbereich auf die Couch.

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