Sonntag, 19.05.2019
An dem Tag war ich mit Evan im Skatepark. Und Evan war richtig gut, da musste ich noch eine Weile trainieren. Mittags rollten wir gerade über die Straße ins Black Bear Diner, ein Burgerrestaurant. Die Kalorien wurden wir schon am Nachmittag wieder los.
Inliner sollte hier in den nächsten Wochen schnell das Zeitvertreibs-Hobby neben Motorradfahren werden. Motorrad zusammen mit Isaac machte so lange Spaß, wie der mit seiner 82 PS Buell Rücksicht auf meine 48 PS starke Yamaha MT-03 nahm. Die Autorennen beschränkten sich natürlich weiterhin auf einzelne Veranstaltungen. Und zu exploren gab es nicht viel. Oregon profitierte wie auch Nevada und Arizona von dem in jeglicher Hinsicht überhitzten Markt in Kalifornien: Flächen teuer, Immobilien teuer, Arbeitskräfte teuer, Energie teuer. Da suchten viele Unternehmen ihr Heil in der Flucht in die Nachbarstaaten. Und jegliche Industrieruine wurde entweder wiederbelebt oder abgerissen, um Bauland zu schaffen. In Eugene gab es wohl ein paar alte Fabriken, aber Medford mit seiner Nähe zu Kalifornien wie auch am anderen Ende des Staates Greater Portland als größter Ballungsraum waren quasi komplett ruinenfrei.
Montag, 20.05. bis Sonntag, 16.06.
Es ging auch weiter den I-5 Corridor rauf bis nach Portland und runter bis in die San Francisco Bay Area. Der Kühler blieb mir bisher erspart, den Rungentrailer durfte ich auch noch nicht nehmen. Meistens gab es Flatbed als STAA und den Dryvan, ab und zu auch mal den Solo Flatbed. Evan machte im Juni Endorsement T, dann würden wohl nicht mehr Casey und ich dauernd uns mit dem Double abwechseln müssen. Langsam wurde mir langweilig.
Andererseits hatte ich einen coolen Truck. Wenn es nach mir ging, brauchte mir Brian den nicht wegzunehmen. Zwar alt und etwas über 2 Millionen Kilometer auf dem Zählwerk, aber der Motor war bei 1.7 Millionen überholt worden mit neuen Kolben und Laufbuchsen, der zeigte keine Schwächen. Das Getriebe, den Rahmen und die Alukarosserie bekam man eh nicht kaputt und der Innenraum war bei anderthalb Millionen auch durch gewesen und deshalb Sitze und Bett aus einem bis auf die Motorhaube sowieso komplett baugleichen, recht jungen 9900i Unfall-Schlachtfahrzeug ersetzt worden. Und obwohl es nicht die größte Kabine war, hatte ich da drin sogar etwas mehr Platz als im Peterbilt und Stehhöhe bis vorne zum Fahrersitz. Was das Arbeitsgerät anging und Brian als Vorgesetzten, war ich glücklich und bereute nichts. Und über Bemerkungen zu Alter und Marke des Trucks von irgendwelchen Kollegen und in Youtubekommentaren stand ich drüber.
Im Sommer würde ich nun beidseitig bunte Oberarme zeigen, denn auf den linken hatte ich mir in dieser Zeit auch noch das Logo der Philadelphia Flyers stechen lassen. Der Tätowierer machte dann gleich mal Werbung für das lokale Team: „Mit NHL können wir hier ja nicht dienen. Aber wenn Du mal ein Spiel live sehen willst, komm doch in der Saison mal zu den Southern Oregon Spartans in die WSHL. Mein Neffe spielt da auch.“ Die Western States Hockey League war eine Junior League, wo Nachwuchstalente zwischen 16 und 21 Jahren aus den Westhälften der USA und Kanadas antraten. Das war aber in der Tat eine gute Idee, denn die einzige Möglichkeit, die Flyers hier in der schon eher weiteren Gegend zu sehen, würde das Auswärtsspiel bei den San José Sharks am 28.12. sein, immerhin strategisch günstig zwischen den Feiertagen gelegen.
Brian wollte, als ich es erstmals ohne Pflaster zur Schau stellte, wissen, warum es bei meinem militanten Einsatz für die Marke nichts mit International-Navistar geworden war. „Weil ich mir nicht sicher sein kann, dass Du mir immer einen gibst. Und nichts sieht bescheuerter aus, als mit dem Umriss einer International-Zugmaschine auf dem Arm aus einem Peterbilt oder Kenworth auszusteigen.“ „Oder einem Freightliner…“ „Mit so was scherzt man nicht! Das wäre ein Kündigungsgrund!“ „Alles klar. Wenn ich Dich ohne Abfindung loswerden will, weiß ich also schon mal wie.“ Wie hatte Casey damals gewitzelt? Hier mobbt einen der Geschäftsführer noch persönlich.
Montag, 17.06.2019
Ich hatte wohl ein- oder zweimal in meinen Truckervideos erwähnt, dass ich gerne wieder etwas weiter fahren würde. Das schien auch Brian gemerkt zu haben, als ich in die Firma kam, um die Dokumente abzuholen: „Tut mir leid, ich würde ja selbst gerne weitere Aufträge annehmen. Das ist viel lukrativer. Aber leider kriege ich kaum welche. Eine etwas weitere Strecke gibt es aber diesmal.“ „Ist schon okay. Der Rest in der Firma ist ja gut.“ „Habe ich gehört. Immerhin kann man Dich so schön einfach auf Youtube stalken.“ Die Truckervideos waren auch deutlich aktueller geworden, da es eben keine Explorervideos mehr gab. Den ersten Auftrag konnte Brian schon mal nicht gemeint haben.
PICKUP: ORMFR-DGV-SM
DESTIN: ORNPO-BZH
TRAILER: FLT28+FLT28
LOAD: CONSTRUCTION TIMBER
WEIGHT: 40,000
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Also mal wieder Bauholz vom örtlichen Sägewerk. Hoffentlich war es diesmal nicht zu schwer. Der Tank war nämlich nicht so leer wie ich das wollte, weil Brian mich am Freitag schon reingeholt hatte, ich aber damit gerechnet hatte, noch eine kurze Tour an Medford vorbei und wieder zurück fahren zu müssen, um die 70 Stunden optimal auszunutzen.
Wieder kam der Osteuropäer, diesmal aber mit einem JCB 533 Teleskoplader. Meine Sorge vor erneuter Überlast war unbegründet, weil der JCB im Gegensatz zum Genie eine Wiegegabel hatte. Er drückte mir nach der letzten Ladung eine Art Kassenbon in die Finger. 40,044 Pfund standen als Summe drauf. Ich ging kurz die einzelnen Pakete durch, um zu sehen, ob die Ladung gleichmäßig verteilt war, zumal es hier keine Möglichkeit gab, durch das Verschieben von Achsaggregaten was auszugleichen. Damit konnte ich aber fahren, das sollte ausreichen mit den 3/4 vollen Tanks.
Um 8 AM war ich beladen auf dem Weg. Die Angst vor der Waage erwies sich als unbegründet, denn ich bekam die Durchfahrt angezeigt. Einen Volvo mit Holzladung nahmen sie gerade auseinander, im Rückspiegel kam ein Nahverkehrskutscher mit Single Pup, die gerne mal auf der Trailerachse drüber waren und deshalb wollten sie die Waage wohl frei halten und unsere Punkte rechtfertigten das trotz meines Ausrutschers von vor ein paar Wochen wohl.

An der Stadtgrenze von Newport meldete sich dann aber ein Alarm. Ich verlor Luft, allerdings war die Anzeige gerade so unter den Grenzwert abgerutscht. Ich beschloss, die letzten paar Meilen bis zur Baustelle von Beazer weiterzufahren und dort nachzusehen, wenn mir jetzt nicht ein riesiger Luftverlust in kurzer Zeit dazwischenkäme.
Bei Beazer konnte ich am Dolly ein Zischen hören. Es hatte also entweder einen Luftfederbalg, eine Bremsleitung oder einen Bremssattel zerlegt. Also mal das Hauptquartier anrufen. „Hallo Brandon. Was gibt’s?” „Hallo Brian. Ich habe ein Luftleck am Dolly. Keine Ahnung was, Bremse oder Federung halt.” „Dann fahr zur nächsten Werkstatt und lass das in Ordnung bringen. Wenn er Rechnung macht, soll er die schicken. Sonst eben die Firmenkreditkarte.“ So verbrachte ich meine mit einer Stunde dann recht lange Pause bei der Werkstatt. Es war der Luftfederbalg, im Truckerjargon Airbag. Nun konnte ich den neuen Auftrag abrufen.
PICKUP: ORNPO-DGV-SM
DESTIN: NVEKO-UPR
TRAILER: FLT28+FLT28
LOAD: CONSTRUCTION TIMBER
WEIGHT: 37,720
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Das war nun also der weite Auftrag schien mir, etwas über 600 Meilen nach Elko, Nevada. Ich fuhr zum Sägewerk von Deepgrove und holte das Holz. Es war deutlich leichter bei gleicher Größe und es bog sich beim Zurren durch, also ein scheinbar weicheres Holz. Ich schaffte es mit dieser Ladung noch bis Jack’s Truck Stop in Albany (OR) direkt an der I-5, dann war der Tag zu Ende. Es blieben noch 2 Stunden Lenkzeit, aber nur noch 48 Minuten Schichtzeit, in denen es aber schwer wurde, eine sinnvolle Übernachtungsmöglichkeit anzusteuern.
Dienstag, 18.06.2019
Eigentlich sollte man denken, dass nicht mal mehr 600 Meilen verbleibende Strecke eine gemütliche Tagesetappe sein dürften, aber das galt leider nur auf Interstates. Die Strecke von hier nach Elko bestand aber nur aus Single Lane Highways. Also sah ich zwei Dinge. Als erstes eine kleine Überschwemmung, weil in Burns ein Baggerfahrer eine Wasserleitung erwischt hatte.

Und als zweites sah ich meine Zeit durch die Finger rinnen, weshalb ich in der Nähe von Crane (OR) meine Pause am Straßenrand machen musste. An der Einmündung der OR-70 in die US-95, politisch zum knapp 70 Meilen entfernten Jordan Valley gehörend, gab es eine Waage, wo man mich sehen wollte. Mit der leichten Ladung war das auch kein Problem, der Tank war auch nur noch halb voll. Also ließ ich mich bei 74,947 lb. einwiegen und durfte weiterfahren.
Schließlich hatte ich Nevada erreicht und freie Bahn, weshalb ich auf 70 mph beschleunigte. Es nützte aber nichts, ich kam nur bis Winnemucca, wo kurz nach 5 PM der Arbeitstag mit einer halbe Stunde Restzeit auf dem Flying J Truck Stop endete.
Mittwoch, 19.06.2019
Durch den gestrigen Tag war ich spät dran, also fuhr ich so früh wie möglich wieder los. Der Truck war offen, also nutzte ich die erlaubten 80 mph auch aus. 2 Stunden später erreichte ich Elko und den Güterbahnhof der Union Pacific. Es piepste auf dem Laptop und ich sollte hier gleich den quasi identischen Rückweg antreten:
PICKUP: NVEKO-UPR
DESTIN: ORSPR-PPP
TRAILER: FLT28+FLT28
LOAD: PRESSURE VESSELS
WEIGHT: 40,775
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Abladen, Aufladen, Gurten, die restlichen Gurte verstauen und Papiere abwickeln dauerte dann fast 2 Stunden und das in leichtem Regen. Weil die Reserveleuchte schon die letzten Meilen dezent funkelte, fuhr ich noch zur nächsten Tankstelle. Danach gab es eine 180°-Wende und ab auf die Interstate.

Hier ließ ich den Eagle wieder frei fliegen, bis es eine Nachricht über Isotrak gab.
MAKE SLOW AND SEE FUEL FLOW GAUGE WHY!
ORMFR-PCT-BRW
Also öffnete ich mal den entsprechenden Bildschirm auf dem MFD und stellte fest, dass der Kamerad Momentanverbrauchswerte zwischen 4.0 und 4.5 MPG hatte. Also ließ ich dann tatsächlich mal auf die bewährten 70 ausrollen.
Durch den frühen Start war es schon gegen 11 AM Zeit für die Mittagspause. Ich fand einen Burger-Imbiss am Highway mit einem Anhalter-Männchen aus Absperrpylonen.
Die Waage konnte ich auf dem Rückweg passieren, leider auf die umständliche Weise, dass ich rein und vorbei musste. Ein Transponder wäre doch irgendwie mal ein Gewinn.
Der Tag endete dort, wo gestern Mittagspause war. In einer großzügigen Einfahrt zu einigen Farmen am Straßenrand bei Crane (OR)
Donnerstag, 20.06.2019
So wie es regnete, hätte ich eine Flasche Shampoo mit zur PTI nehmen können. 03:20 AM verließ ich den improvisierten Standort. Das Wetter blieb mir noch bis fast nach Astoria erhalten. Meine „Mittagspause“ fand dann gegen 9 AM auf Jack’s Truck Stop statt. Mein zweiter und noch nicht letzter Aufenthalt hier in dieser Woche.
Erst südlich, kurz vor Eugene klarte es komplett auf. Als ich kurz vor 1 PM die Papierfabrik in Springfield verließ, beherrschte die Sonne endgültig den Himmel.

Der Auftrag war kurz vorher gekommen und schickte mich wieder an den Anfang der Woche.
PICKUP: OREUG-HOM
DESTIN: ORNPO-BZH
TRAILER: FLT28+FLT28
LOAD: CONSTRUCTION TIMBER
WEIGHT: 37,720
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Für heute allerdings ging es nur wieder zurück zu Jack’s Truck Stop, der dritte Aufenthalt und die zweite Übernachtung in dieser Woche.
Freitag, 21.06.2019
Scheinbar war meine Mathematik schon im Bett, als ich mir den Wecker gestellt hatte. Jedenfalls fuhr ich vor 3 AM los und stand dann gegen 5 bei Beazer in Newport an der Baustelle, wo ich schon am Montag gewesen war. Die ersten Arbeiter würden wohl gegen 7 aufschlagen. Also durfte ich nun 2 Stunden hier die Zeit totschlagen, die mir am Abend fehlen würde und dann morgen vorm Wochenende dran hängen musste.

Tatsächlich, um kurz vor 8 AM war ich abgeladen und hatte meinen nächsten Auftrag, quasi das nächste Déjà-vu.
PICKUP: ORNPO-DGV-SM
DESTIN: ORBND-BZH
TRAILER: FLT28+FLT28
LOAD: CONSTRUCTION TIMBER
WEIGHT: 37,720
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Also fuhr ich wieder zum Sägewerk, ließ mir Bauholz drauf packen und fuhr auf der US-20 nach Osten, diesmal aber nur bis Bend. Und weil ich „negativ verschlafen“ hatte und deshalb schon zwei Stunden Pause hinter mir, konnte ich Jack’s Truck Stop diesmal ohne Pause passieren. Hätte ich die Abfahrt richtig geplant, wäre ich hier wohl wieder raus.
Und auf der Fahrt merkte ich, dass der Umzug auch in einer anderen Hinsicht gut gewesen war. Ich fuhr nun zum ich weiß nicht wievielten Mal die US-20. Jede Woche war ich hier mindestens 1-mal vorbei gekommen, manchmal auch 2, 3 oder sogar 4-mal. Und dennoch gefiel mir die Landschaft immer noch.

Sogar in den Appalachen, die ich immer noch toll fand, gab es Strecken wie die I-76 zwischen Philadelphia und Pittsburgh, die ich recht schnell langweilig gefunden hatte. Dort war es einfach eintöniger, nur eine Sorte Wald, wenig und eher kleine Gewässer, alle Berge gleich hoch und die Flanken gleich steil. Hier gab es sanfte Hänge, steile Klippen, Laubwald, Nadelwald, Bäche, Flüsse, Seen.
Vom Northeastern Corridor nicht zu reden. Hier gab es auch weniger Städte. In Richtung Boston gab es ab Philadelphia keine Meile ohne irgendwelche Anzeichen von relativ dichter menschlicher Besiedlung. Irgendein Dorf, irgendeine Stadt, Fabrik, Eisenbahnlinie oder Parallelstraße war immer im Blick. Vom Verkehr gar nicht zu reden, der hier kaum mal dicht genug für einen Stau wurde. Sogar im Willamette Valley, der am dichtesten besiedelten Region Oregons, gab es immer noch Abschnitte, wo man über Meilen durch Farmland fuhr und allenfalls mal einen Aussiedlerhof entdeckte. Geschlossene Bebauung war aber zwischen Eugene und Albany zum Beispiel für 25 Meilen nicht mal im Ansatz zu sehen.
Das machte das Leben und Arbeiten hier auch ruhiger. Man bekam mal ein Getränk angeboten, wenn man Box oder Reefer fuhr oder wurde einfach nur nicht sofort herumgescheucht, auf dass man schnell die Ladungsübernahme fertig und das Dock frei hatte. Und auch beim Flatbed waren mal Smalltalk und eine Cola mit dem Kunden drin, während man die Ladung überprüfte und die Papiere fertig machte.
Am späten Mittag erreichte ich die Baustelle in Bend und wurde abgeladen. Die neue Ladung war schon wieder Bauholz, hier war eben der Biberstaat und auch die menschlichen Biber fällten eine Menge Bäume.
PICKUP: ORBND-DGV-SM
DESTIN: ORMFR-HOM
TRAILER: FLT28+FLT28
LOAD: CONSTRUCTION TIMBER
WEIGHT: 37,720
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Los ging es aber nicht in Bend selbst sondern in La Pine, eine Holzfällersiedlung südlich von Bend an der US-97. Ich tankte in der Stadt voll, bei der Ladung kein Problem, und fuhr zur Ladestelle. Als ich um 4 PM beladen war, blieb mir kaum noch Lenkzeit. Also stellte ich mich in Crescent auf eine Schotterfläche und ging nebenan in das im Internet sehr gelobte Mohawk Restaurant.
Ich nahm einen großen Salat mit Hähnchenbrust und durfte feststellen, dass die Bewertungen stimmten. Immerhin wurde mein Fehler vom Morgen so noch zum Vorteil, denn sonst hätte ich jetzt in Klamath Falls gestanden und nicht hier.
Satt und zufrieden kehrte ich in die Kabine zurück. Leider würde ich nachts um 3 los fahren, weshalb ich nicht im Mohawk frühstücken konnte.
Samstag, 22.06.2019
So war es dann auch, um 2:53 AM zischte die Bremsanlage und ich rollte auf den Highway. An der Waage vor Klamath Falls musste ich raus, durfte mit 75,716 lb. aber ohne Sonderkontrolle weiter. Und ich durfte noch weiter, denn in Klamath Falls war die OR-140 nach Medford gesperrt, die schmalen Straßen weiter südlich waren es für den Schwerverkehr im Tranit auch. Also durfte ich noch bis Kalifornien und in Weed auf die I-5. Die Bauarbeiten sollten natürlich in einer Woche enden und die 140 wieder für den Verkehr freigegeben werden.
Gegen 10 AM war ich bei Home Depot in Medford, nach knapp einer Stunde war alles abgeladen, die Gurte und Tarps verstaut und ich war auf dem Weg nach Hause, das alles natürlich mal wieder im Regen.
Der Durchschnittsverbrauch lag bei 5,4 mpg. Wenn Brian mir diesen Truck wegnehmen würde, könnte ich das verstehen. Da gab es bessere Werte mit modernem Equipment. Der Rest konnte sich allerdings durchaus sehen lassen. Typisch für unsere eher kurzen Touren lief ich mit einer Auslastung, die man im Fernverkehr bedingt durch entweder mehr Leerverkehr nicht hin bekam oder durch viele Resets außerhalb erkaufen musste. Andererseits hatte ich für CAT mit Trailertausch und Langstrecke 1,000 bis 1,500 Meilen mehr in der Woche geschafft, weil ich weniger Zeit an Ladestellen verbrachte.
WEEK START: MO:06:45 AM
WEEK END: SA:11:03 PM
WEEK DRIVE: 56:09 HRS
WEEK WORK: 68:43 HRS
WEEK FRAME: 5D:04H:18M
WEEK MILES: 2,292
REVENUE MILES: 2,150
PERFORMANCE: 93.8 %
WEEK PAYLOAD: 238,350
SH TON MILES: 42,517
WEEK FUEL ECO: N/A
WEEK AVG SPEED: 40.8 MPH
Bei dem schlechten Wetter wusste ich nicht so recht was mit mir anzufangen. Eine Maschine Wäsche hatte ich durch und auf der Veranda unterm Vordach aufgehangen. Ansonsten gab der Haushalt nicht viel Beschäftigung her. Wer nicht zu Hause ist, macht auch nichts dreckig.
Das Fernsehprogramm war auch eher mau und kein Mensch hatte Zeit. Isaac musste mit zwei seiner Jungs Überstunden schieben, weil gleich drei Trucks mit Defekten rein gekommen waren, die sie schnell wieder auf die Straße kriegen wollten und er bei manchen Kunden noch das Gefühl hatte, sich bewähren zu müssen. Brian hockte in Crescent City in seinem Campervan und hörte dem Regen auf dem Dach zu, bis er zumindest so weit abschwächte, dass er Gefahren wie Felsen oder die Bojen der Zufahrt zum Yachthafen, die er nicht passieren durfte, beim Surfen erkennen konnte. Evan hatte Reset in Bakersfield (CA) gewonnen und Casey war auf dem Geburtstag seiner Oma in Sacramento.
Also hatte ich mich entschlossen, heute mal die örtliche Kneipenlandschaft zu erkunden. Das führte dazu, dass mein von Philadelphia verwöhntes Wesen auch den hiesigen Nahverkehr erkunden musste. Fast eine Meile Fußweg zur Bushaltestelle, 12 Minuten mit einem zockelnden und an jeder dritten Querstraße haltenden Bus fahren und ich war nach einer gefühlten Ewigkeit am 4 Daughters Irish Pub. Ich hatte mir gerade ein Smithwick’s geholt und wenn ich schon in einem Irish Pub war, eine Shepherd’s Pie bestellt. Also setzte ich mich alleine an einen Tisch und wollte auf das Essen warten, als mich ein Guinnes-Glas auf dem Platz gegenüber und eine bekannte Stimme mit markantem Akzent aus der Einsamkeit holten: „Ist hier frei? Wo ich her komme, sagt man alleine trinken macht krank.“
