Juli und August 2019
Es ging immer so weiter. Oregon, Washington, nördliches Kalifornien, gelegentlich Nevada. Boxvan, Reefer, Flatbed Single, Flatbed Double. Und auch eine Einweisung auf den Rungentrailer gab es schließlich.
An den Wochenenden, die ich bis auf 2 Ausnahmen immer zu Hause war, hatte ich dann natürlich was vor. Ich fuhr ein Bergrennen, machte mit Isaac und/oder Danny Motorradtouren, versuchte durchaus mit Erfolg, Alex Darts beizubringen, ging mit Evan skaten. Beim Skaten konnten sich Alex, Danny oder Casey dazu gesellen, beim Darts im Gegenzug Evan und dort auch Isaac.
Als wir einmal in geselliger Runde saßen, lag mein Handy auf dem Tisch, weil diese Hose zu kleine Taschen hatte und im Sitzen das Handy entweder raus fallen konnte oder mir aufs Bein drückte.
Randy war der Meinung, mir eine Kurznachricht schicken zu müssen, woraufhin der Bildschirm anging und mein Sperrbildschirmhintergrund war derzeit der Sänger und Schauspieler Ben Cameron, der in einschlägigen Kreisen auch für seine per Social Media veröffentlichten, aufreizenden Fotos bekannt war. In meinem Fall zwar mit offenem Hemd und Kaffee trinkend noch ganz brauchbar bekleidet – der konnte auch mit knapper Badehose am Pool – aber für die, die es noch nicht wussten, bei dem flirtenden Augenaufschlag in die Kamera eine eindeutige Sache.
Das war mir zwar egal, sonst hätte ich nicht dieses Bild, aber dennoch schielte ich durch die Runde. Isaac und bei seinem kurzen Draht zu Brian wahrscheinlich längst auch Evan wussten sowieso, was Parole war. Alex grinste von Ohrläppchen zu Ohrläppchen, Danny schaute eher als Ausrede, nicht in die Runde zu reagieren, plötzlich auf sein eigenes Handy und Casey kommentierte mit seiner bekannt losen Schnauze „Frauenfotos waren aus?“ „Habe erst gar keine gesucht!“
Und schon wurden die Tage wieder deutlich kürzer und der Spätsommer hatte begonnen.
Montag, 02.09.2019
Casey und ich waren gleichzeitig auf dem Parkplatz eingetroffen. Wir gingen ins Büro und Brian empfing uns: „Ach, da sind ja meine Versuchskaninchen.“ „Wieso Versuchskaninchen?“ „Eure Trucks gehen mir auf die Nerven. Du fährt Dich dauernd mit dem 6×2 im Wald und auf Baustellen fest und Brandons fahrender Ziegelstein mit illegal frisierter Motorentechnik aus dem vorherigen Jahrtausend säuft für zwei. Deshalb habe ich eine Autovermietung gebeten, uns mal zwei moderne Trucks zu bringen, die jeden Moment da sein müssten. Ihr werdet die diese Woche mal testen.“
Na da waren wir scheinbar beide gespannt, was es geben sollte. „Wir kriegen einen Freightliner New Cascadia und einen International LT. Ich erwarte keine längere Debatte, wer welchen fahren will.“ Okay, das waren eindeutige Trucks.
Kurz danach kamen zwei Fahrer von Hertz Trucks ins Büro. Brian kümmerte sich mit ihnen kurz ums Administrative. „Also dann. Lasst Euch die Fahrzeuge erklären und probiert sie mal bis zum Wochenende aus.“
Wir gingen runter. Beide Trucks waren nicht Leasingweiß lackiert sondern in Hertz Gold Premium, je nach Lichteinfall hatte diese Farbe auf der Straße aber den Spottnamen „Hundehaufen Metallic“ und das zu Recht. „Also, Du bist der International-Fan? Was hast Du jetzt?“ „Einen 9400i. Bin bei meiner ersten Firma aber auch schon RH und Prostar gefahren, leider nur Daycab Flottenkonfiguration.“ „Dann wirst Du begeistert sein. Ich kenne sie vom 9900i als ältestem über Prostar und beide Lonestars bis zum LT alle und der neue LT ist wirklich der beste. Für den Fahrer ist der Lonestar identisch, aber für den Unternehmer kostet er mehr wegen der Aerodynamik.“
„Wir haben hier einen Navistar A26 Motor mit 13 Litern und 475 PS drin. Die Schaltung ist eine Fuller RTLO mit 18 Gängen und wegen der Vergleichbarkeit wollte Dein Chef die kurze Hinterachse.“ Er erklärte mir das Cockpit, meldete mich im E-Log an, gab unsere Operator Number in das Bypass-System für die Waagen ein und machte eine PTI zusammen mit mir, weil man dabei alle wichtigen Sachen am Fahrzeug sowieso sah und erklären konnte. Dann wurden sein Kollege und er von einem Hertz-PKW abgeholt.
Also räumten Casey und ich unsere Sachen in die vorläufigen Arbeitsgeräte und holten über die Laptops unsere Aufträge im Isotrak ab.
PICKUP: ORMFR-CCF
DESTIN: CASAC-WAL-CW
TRAILER: REF48
LOAD: YOGHURT
WEIGHT: 39,000
REEFER: 41F
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Es waren jetzt schon 65F, es sollte über den Tag bis zu 90F heiß werden. Ich schaltete also vom Ankuppeln den Reefer an und stellte ihn schon mal auf die Temperatur ein, damit schneller eingeladen werden konnte. Auf dem Weg zur Farm in Seven Oaks konnte dann auch ich schon mal das Fahrwerk auf losem Untergrund testen.

Gegen 8:30 AM war ich beladen und hatte so ziemlich jedem auf der Farm, der mein Gespann sah, erklären müssen, dass das ein Testwagen war. Ich fuhr zur Waage am Pilot Truckstop, weil das Achsaggregat fast ganz vorne war. Bei dieser Last musste es weiter nach hinten und da ich den Truck nicht kannte, musste ich den Ausgangswert haben und dann die richtige Position ausrechnen und am besten nachwiegen. Die nächste Waage, die ich dann benutzen musste, war am Entry Point of California. Mit einem Lebensmitteltransport hatte man da sowieso den Hauptpreis gezogen.

Immerhin interessierten sie sich nicht für mich oder meinen Miettruck. Sie prüften die Papiere und machten eine für hiesige Verhältnisse schnelle Prüfung der Ladung. Die obligatorische Frage nach losen, frischen Lebensmitteln im Sleeper konnte ich verneinen, die brachte ich montags erst gar nicht mit zur Arbeit, weil ich nie wusste, ob es nach Kalifornien oder in einen ohne kompliziertes Einreiseverfahren zu betretenden Staat ging.
An der Waage bei Williams wurde ich wieder raus gezogen, mit 74,578 lbs Zuggewicht ließen sie mich aber sofort wieder raus. Ein LKW-Unfall sorgte dann kurz vorm Ziel noch dafür, dass ich über die I-80 anfahren musste, anstatt auf der I-5 zu bleiben.

Walmart in Sacramento war ein beeindruckendes Bauwerk. Nicht nur stand hier ein dickes Zentrallager, zusätzlich zu dem Außenlager, an dem ich eben schon vorbei gekommen war. Seitlich an der Lagerhalle stand noch mal ein riesiges Verwaltungsgebäude. Ich hatte mal gehört, dass hier die Zentrale für zumindest Kalifornien und Oregon, inzwischen wohl auch Washington war.
Aber Walmart war auch ständig am Auflösen und Zusammenfassen kleinerer Gebietsniederlassungen.
Schon in der Einfahrt kam mein nächster Auftrag.
PICKUP: CASAC-WAL-CW
DESTIN: CAOXR-CSC
TRAILER: REF48
LOAD: SUGAR
WEIGHT: 38,350
REEFER: AMBIENT DRY
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Der Pförtner fragte mich nach den Papieren und schickte mich zur Warenannahme hinter dem Lager. Dort bekam ich noch ein Tor zugewiesen. Die Fahrerin des Volvo VNL mit einem schwarz-pinken Effektlack hinter mir wirkte reichlich ungeduldig ob meiner ständigen Stopps mit Papieren aus dem Fenster reichen.
Bis ich meine Papiere zusammen hatte und mich in das Büro durchgefragt hatte, wo ich sie gegen die für den Zucker eintauschen musste, saß die ungeduldige Fahrerin des Volvo fast bei dem Büromenschen auf dem Schoß. Heute war Feiertag, den ich aber wie auch viele andere Fahrer im ganzen Land nicht genommen hatte, um lieber einen dicken Zuschlag zu kassieren. Dennoch war das Büro entsprechend schwach besetzt. Der von der Fahrerin belagerte Disponent schaute zu mir rüber, da er in dem spärlich besetzten Büro am dichtesten an der Tür saß: „Was hast Du für uns?“ „Joghurt aus Medford, Oregon. Und ich soll mit Zucker weiter nach Oxnard.“ „Dann komm mal her.“ Zu seiner offensichtlichen Freundin sagte er leiser: „Ich muss wohl mal arbeiten, Gina.“
„Hallo. Danny Schneider.“ “Brandon Ridley, Pacific Coast Transport.” Er nahm die Papiere, prüfte sie, stempelte meine Ausfertigung ab. „Den Zucker kriegst Du in einer halben Stunde an Rampe 11, auf der Vorderseite. In der Zwischenzeit lass Deinen Reefer auf Belüftung laufen und die Tür einen Spalt offen stehen, um die Feuchtigkeit raus zu treiben.“
Ich stellte meinen Reefer nach dem Entladen auf trockene Luft und ließ ihn bei etwas geöffneter Tür laufen, wie Danny Schneider gefordert hatte. Irgendwann kam diese Gina auch wieder runter, stieg in ihren Volvo und fuhr um die Halle. Als ich selbst zum Beladen fuhr, stand der Volvo wieder unbesetzt an der Rampe. Irgendwann, während es in meinem Trailer noch rumpelte, fuhr das pink-schwarze Flipflop-Teil weg.
Nachdem der Trailer beladen war, schickte man mich wieder rauf. Heute waren zu wenige Ramp Managers da, um alle Papiere hier unten zu händeln, normalerweise mussten die Fremdfahrer bei Walmart nicht rauf ins Büro, das war generell unüblich in Amerika und in manchen Betrieben aus Versicherungsgründen komplett verboten. Ich holte also die Papiere für den Zucker bei Danny Schneider und war vom Hof.

Mein Navi schickte mich bei Santa Nella über die CA-152, was mir aber auch gelegen kam. Erstens war die dann zwangsläufig folgende US-101 schöner als die I-5 und zweitens kam ich so bequem auf den Gilroy Farms Truck Stop an der US-101, während an der I-5 John Erreca zu viel Restzeit gelassen hätte und Harris Ranch weit jenseits des Erreichbaren war.
Dienstag, 03.09.2019
Heute ging es dann die US-101 runter in Richtung Oxnard. Das letzte Stück ging sehenswert an der Küste entlang. Arbeiten, wo andere Urlaub machten.

Während ich in Oxnard abgeladen wurde, kam der nächste Auftrag. Es gab schon wieder Joghurt. Ely war mal eine Stadt, bei der der Name komplett in Isotrak passte.
PICKUP: CAOXR-BNS
DESTIN: NVELY-WAL-NM
TRAILER: REF48
LOAD: YOGHURT
WEIGHT: 39,000
REEFER: 41F
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Ich kam noch gut aus Oxnard und an Los Angeles vorbei auf die I-5. Die konnte ich schnell wieder verlassen auf die CA-14 und hatte kurz danach eine Begegnung mit dem Klischee schlechthin für „hier ist aber wenig los.“

Dieser Tag endete dann mit fast einer Stunde Restzeit auf der Uhr am Archer Travel Center in Mojave (CA).
Mittwoch, 04.09.2019
Weiter ging es über die CA-14, die dann in die US-395 überging. Danach ging es geradeaus bis Nevada. Nach 06:41 machte ich dann eine Pause. Weil ich früh um 6 gestartet war, war gerade Mittagszeit. Mir war eigentlich weder nach Subway noch nach Burger King, aber der Kühlschrank war leer. Ich hatte wenig Lust gehabt, den für die eine Woche komplett zu bestücken und wieder leer zu räumen. Also entschied ich mich doch für ein Fastfood-Sandwich.
Danach ging es weiter durch die gleichzeitig beeindruckende und eintönige Landschaft. Es gab Berge und Felsen, aber es war alles auch einfach nur trocken und staubig. Um 4:33 PM erreichte ich den Walmart Neighborhood Market und wurde abgeladen. Ein neuer Auftrag kam nicht rein. Also drückte ich, nachdem ich abgeladen war, die Fertigmeldung in Isotrak und wurde in den Feierabend geschickt.
LOCATION: NVELY
ACTION: 12H BREAK
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Das hieß, nach 5 AM sollte ich wieder anfangen. Direkt gegenüber war ein Parkplatz mit Dusche und WC, neben der Einfahrt ein Diner. Dort ging ich zum Abendessen rein und genehmigte mir mal eine Portion Spare Ribs.
Donnerstag, 05.09.2019
Am Ende hatte ich doch eine halbe Stunde verschlafen. Das Bett war aber auch gut in diesem Sleeper. Gegen 05:40 war ich mit der PTI durch, aufladen sollte ich drüben bei Walmart.
PICKUP: NVELY-WAL-NM
DESTIN: CAOAK-POR
TRAILER: REF48
LOAD: EMPTY BOTTLES
WEIGHT: 34,693
TERMINAL: INTERNATIONAL MARITIME CENTER
REEFER: OFF
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Das war aber schweres Leergut. Es entpuppte sich als Bierflaschen aus Glas in Kästen und stammte von europäischen Brauereien. Und die mussten jetzt nach Europa zurück. Mehrwegflaschen aus Glas waren ja umweltfreundlicher als unsere PET-Flaschen. Deshalb wollten sie PET da drüben wieder abschaffen und alles auf Glas umstellen, das man mit viel Luft drin zum Abfüller zurück bringen und mit hunderten Litern Wasser spülen musste, anstatt sie zusammengedrückt zum Einschmelzen und neue Flaschen herzustellen in die nächste Kunststofffabrik um die Ecke zu transportieren.
Umweltschutz musste man nicht immer verstehen, vor allem den deutschen nicht. Das hatte ich schon damals nicht, als Christian mir als Austauschschüler die vier Mülleimer in der Küche mit dem wirren Satz „Everything with a green point you have to put into the yellow bag!“ zu erklären versuchte und in den Genuss eines der dümmsten Gesichter gekommen war, die ich je in meinem Leben gezogen hatte.
Mit der Ladung fuhr ich dann in Richtung Westen, dem Navi hinterher. Knapp nach dem Passieren der Grenze nach Kalifornien schlug mein Truck Alarm, der Tank war auf Reserve. Ich hätte in dem Moment gerne mein vermutlich auch in den Charts „dümmster Blick im Leben“ erscheinendes Gesicht gesehen, denn die dominant im Drehzahlmesser platzierte Anzeige, die ich fixierte, war auf halbvoll. Dann sah ich die drei magischen Buchstaben DEF. Die Dieselanzeige war unauffälliger in den vier kleinen oberhalb von Tacho und Drehzahlmesser und in der Tat in der Reserve angekommen. Da hatte mal einer nicht mitgedacht – und ein anderer bei der Übergabe des Trucks nicht aufgepasst. Aber am Ende war es Gewöhnungssache, wenn man den regelmäßig fuhr. Also musste ich nun im teuren Kalifornien tanken anstatt es eben in Tonopah zu einem deutlich besseren Kurs getan zu haben.
Dass ich an diesem Morgen besser komplett im Bett liegen geblieben wäre, stellte sich erst nach der Mittagspause raus. Ich hatte ein nun wirklich nicht allzu teures, portables Rand McNally Navi, bei deutschen Fans nordamerikanischer Youtube-Blogs als „Edmund“ bekannt, in meinem 9400i. Ursprünglich war das aus meinem Mack Superliner gewesen und dank lebenslanger Kartenupdates auch immer noch aktuell. Das konnte nicht viel, nicht mal Stauumfahrung.
Was es aber konnte, war auf jeder noch so bescheuerten Country Road zu wissen, ob die für einen 18-Wheeler geeignet und freigegeben war oder nicht. Und dieses Festeinbausystem in einem nagelneuen Truck hatte die Phantasie, mich stumpf in den Yosemite National Park zu jagen, der für Trucks gesperrt war.
An der Einfahrt hielt ich an, die Basisstation anrufen. „Hallo Brandon, was gibt’s?“ „Hallo Brian. Ein Problem, wenn Du mal in Isotrak mein Tracking anschaust. Das eingebaute Navi will mich durch den Yosemite schicken, der natürlich gesperrt ist. Das wäre meinem 7 Jahre alten, portablen Gerät im Traum nicht eingefallen.“ „Schöne Sch… Das heißt, Du musst umdrehen und dann verpasst Du den Termin. Das wird teuer.“ „Ich kann schon durch, sie schlagen dann halt an der Einfahrt zu, wenn man nicht umdreht. Ich habe schon von Kollegen gehört, denen das auch passiert ist. Wenn man nicht an der Station umdreht, kassieren die Ranger eine Mautgebühr, die sich gewaschen hat.“ Ich nannte den Betrag, der mir zu Ohren gekommen war. „Komm, fahr durch. Die Strafmaut ist billiger als die Konventionalstrafe. Das klappt aber nur, weil ich Dir mal glaube, dass es an dem Testfahrzeug liegt. Zukünftige Strafen gehen dann egal welcher Höhe wieder auf Dein Konto, wo sie hingehören.“ Also machte ich mich auf zum Sightseeing.
Wie erwartet gab es eine kurze Diskussion an der Ranger-Station, wo man mich zum Umkehren bewegen wollte, wenn ich nicht kräftig zahlen wollte. Ich sagte, dass ich zahlen wollte und sie buchten von der Firmenkreditkarte ab. Die Strecke war schon schön, aber so viel waren die Ausblicke dann eigentlich auch nicht wert. Mit dem Silverado und dem Camper drauf konnte man aber noch mal hier her kommen.

Auf diese Weise schaffte ich es aber noch nach Oakland zum Hafen und konnte abgeladen werden. Danach war ein ereignisreicher Tag zu Ende.
LOCATION: CAOAK
ACTION: 11H BREAK
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Gnädigerweise durfte ich also eine Stunde länger schlafen als vorgeschrieben.
Freitag, 06.09.2019
Wunschgemäß musste Brian mir eine kurze Woche bereiten und holte mich mit Stückgut rein.
PICKUP: CAOAK-POR
DESTIN: ORMFR-WAL-SC
TRAILER: REF48
LOAD: TOYS
WEIGHT: 26,806
TERMINAL: INTERNATIONAL MARITIME CENTER
REEFER: OFF
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Nach dem Beladen schob ich erst mal das Fahrwerk am Trailer vor, eine Waage hatte der Hafen ja. Dann ging es zur letzten Etappe. Das Stück bis Sacramento war mir zwar nicht unbekannt, aber ich war bisher selten hier vorbei gekommen. Ab Sacramento auf der I-5 über Redding nach Medford war Alltag. Und heute waren mir sogar die Waagen gnädig. Weder Colusa Couty noch Oregon Point of Entry musste ich zur Waage und dank Bypass-System konnte ich auch auf der Interstate bleiben und musste nicht mit 15 über die Bypass-Spur schleichen.
Eine kurze, aber auch sehr schöne Woche ging zu Ende. Ich mochte meinen 9400i immer noch, aber dieser fabrikneue LT mit unter 20,000 Meilen hatte mir doch gezeigt, dass der ganz schön alt war. Mit dem Prostar dazwischen waren LT und 9400 quasi Opa und Enkel.
Ich stand gegen 4 PM bei Walmart an der Tanke, als mein Handy klingelte. „Hallo Danny.“ „Hallo Brandon. Hast Du am Wochenende schon was vor?” “Ja. Warum?” “Weil ich noch nichts vor habe und Motorrad fahren wollte.” „Ich bin beim Bergrennen in Redding gemeldet. Wenn ich nachher zu Hause bin, muss ich auch schon wieder weg.“ „Klingt auch nicht schlecht. Kann ich mitkommen?“ „Schwierig. Mein Camper ist zu klein für drei.“
„Wieso? Wer kommt denn schon mit?“ „Isaac, ich brauche immerhin einen Rennmechaniker.“ „Ach so.“ „Ich meine, man kann die Sitzecke natürlich zum dritten Bett umbauen, aber mit drei Erwachsenen im Lance 650 ist schon kuschelig. Der ist an sich für zwei Erwachsene und ein nicht zu altes Kind ausgelegt.“ „Komm schon. So ein Bergrennen würde mich doch mal interessieren.“ „Ich frage mal Isaac. Immerhin wird der mit uns da rein gepfercht.“
Erst mal war ich auf dem Hof und musste den Truck wieder abgeben. 7.0 mpg standen auf dem Display. Der 9400i kam nur 5.4 Meilen. Für Europäer waren das 33,6 bzw. 43,5 Liter auf 100 Kilometer. Beides würde drüben bestimmt keiner akzeptieren, aber die waren auch bei 56 mph abgeregelt, was hier gerade mal das erlaubte Tempo im Schneckenstaat Kalifornien war. Insofern waren die Werte nicht direkt vergleichbar. Wenn die 65 mph wie der LT diese Woche fahren würden oder per Anweisung vom Boss bei 70 enden wie mein theoretisch offener 9400i, dann würden die auch mehr ziehen. Ich war diese Woche 50 mph im Schnitt gefahren, bei hohem Landstraßenanteil. In Europa erreichte man laut Christian realistisch maximale Schnitte von 35-40 mph.
WEEK START: MO:07:30 AM
WEEK END: FR:04:40 PM
WEEK DRIVE: 49:56 HRS
WEEK WORK: 51:06 HRS
WEEK FRAME: 4D:09H:10M
WEEK MILES: 2,303
REVENUE MILES: 2,223
PERFORMANCE: 96,5%
WEEK PAYLOAD: 177,894
SH TON MILES: 39,784
WEEK FUEL ECO: N/A
WEEK AVG SPEED: 49.9 MPH
Natürlich erfolgten noch die Rückgabe des Trucks an die Autovermietung und mein Abschlussbericht an Brian.
Als ich nach Hause kam, waren Isaac und Danny schon da. Also zurrte ich den Camper auf meinen Silverado und kuppelte den Anhänger dran, wo der Nissan schon drauf stand.
Am Samstag nahm Danny mal einen Testlauf den Berg hoch mit. „Und? Nervös?“ “Ein bisschen Kribbeln im Bauch vielleicht. Das ist dieses Gefühl, wenn man weiß, dass man sich jemandem anvertraut, der auf letzter Rille unterwegs ist. Hatte ich anfangs auf der Arbeit als Pilot not Flying auch und das war ich dauernd, weil ich erst mal lernen musste, was man dem Flugzeug zumuten kann, bevor ich selbst ran durfte. Aber schnell Auto fahren ist mir ja allgemein nicht fremd.“
Danny hatte einen Dodge Charger SRT Hellcat und fuhr Viertelmeilenrennen, was mich im ersten Moment hatte dumm gucken lassen, kostete so ein Ding doch neu vor 4 Jahren fast 70,000 $ und gebraucht derzeit immer noch um die 50,000. Andererseits hatten seine Eltern sich, beide als NASA-Projektleiter bestimmt nicht am Hungertuch nagend, nicht lumpen lassen und er selbst wohl auch tief ins Sparkonto gegriffen.
Und wenn ich mal meinen eigenen Silverado, den Camper, den Anhänger und den Nissan zusammenrechnete, dann hatten die auch, Truck und Rennwagen gebraucht, der Rest neu, seinerzeit in Summe 59,000 $ gekostet.
Manchmal zuckte Danny doch zusammen, wenn ich unter Ausnutzung der gesamten Straßenbreite und einer Reifenbreite Bankette durch den dichten Wald prügelte, aber er hatte am Ende doch Spaß bei der Sache und fuhr am Sonntag noch mal mit.

In den Wertungsläufen wurde ich 26. im ersten und 29. im zweiten Rennen bezogen auf das Gesamtfeld. In meiner eigenen Klasse waren das Platz 5 und 8. In der Abschlusswertung beider Rennen war ich insgesamt 27. und 7. in meiner Klasse. Damit hatte ich ein neues persönlich bestes Ergebnis über beide Rennen aufgestellt. Ich war schon in einzelnen Rennen besser und sogar aufs Podest gefahren, aber bisher dann immer daran gescheitert, beide Rennen gut zu fahren, hatte im anderen dann weiter hinten abgeschlossen und so das Gesamtergebnis vergeigt.
