Sonntag, 22.12.2019 bis Montag, 30.12.2019
Als würde ich die I-5 nicht oft genug fahren, war ich heute wieder dort unterwegs, aber mit meinem Chevy Silverado. Das Ziel hieß San Leandro, die südliche Nachbarstadt von Oakland. Auch mit dem Auto war das eine Tour von fast 6 Stunden ohne Pause. Randy stieg direkt ein und ich fuhr uns zum Flughafen, unser Flug nach San Diego ging um 16:50 Uhr.
In San Diego wurden wir am Flughafen schon erwartet: „Hallo Jungs!“ „Hallo Mum!“ Wir fuhren mit unserer Mutter zu ihrem neuen Eigenheim, einem „kleinen“ Bungalow mit 160 Quadratmetern Fläche. „Leider habe ich nur ein Gästezimmer, aber wie ich verstanden habe, habt Ihr schon in Brandons erster eigener Wohnung zusammen in einem Doppelbett geschlafen. Ich hoffe, das macht Ihr immer noch mit? Sonst muss einer aufs Sofa in meinem Atelier.“ Dort skizzierte sie üblicherweise ihre Gestaltungskonzepte. „Ja, klar.“ Wir stiegen in ihren Alfa und sie fuhr uns nach Hause.
Ihr Domizil hatte Wohnzimmer, Esszimmer, Küche, Schlafzimmer, Gästezimmer, Büro, Atelier, Wellness-Badezimmer, finnische Sauna und Waschküche. Für die Wäsche und zum Putzen hatte sie jemanden eingestellt, aber die Küche war wieder ihr eigenes Revier. Wir wussten gar nicht, wie gut unsere Mutter kochen konnte, bis sie uns zum Abendessen ein à point gegartes Roastbeef auftischte. Früher hatte auch das das Personal unserer Eltern übernommen.
An den folgenden beiden Tagen waren wir mit Vorbereitungen beschäftigt. Weil es beim Fliegen immer wieder Probleme machte, sperrige Dinge mitzunehmen, hatten wir auch die Geschenke noch nicht gekauft und fuhren mal mit Mums Auto shoppen.
Ich traf mich in der Stadt auch zum ersten Mal seit dem Prozess gegen Carl Snyder vor 4 Jahren wieder mit Robbie, Dylan und Ryan. Robbie war inzwischen im Walmart Teamleiter für die Heimwerkerabteilung, Ryan immer noch bei Caterpillar, aber inzwischen Vorarbeiter. Wäre ich noch Sub von CAT und würde dort etwas abholen oder anliefern, wäre es sehr wahrscheinlich, dass wir die Abnahme zusammen gemacht hätten. Dylan hatte seinen Bachelor längst in der Tasche und machte nun dank erneutem Stipendium seinen Master, der auch fast fertig war. Ihn wollte ich am kommenden Sonntag noch mal in Oakland oder San Leandro treffen.
Am Weihnachtsmorgen gab es dann die Geschenke. Wir waren uns einig, dass wir das eher symbolisch halten wollen, wobei unsere Mutter als sehr erfolgreiche Unternehmerin in Sachen Kunst, Antiquitäten und Möbel da natürlich andere Maßstäbe von symbolischen Geschenken hatte als wir. Wir waren uns einig, dass wir von ihr kein Geld haben wollten, aber sie verschenkte durchaus hochpreisige Sachen, was uns natürlich nicht störte. Denn selbst würden wir uns das nicht leisten können.
Ich war früher fasziniert von einer Wanduhr mit offenliegender Mechanik, die seinerzeit im Foyer unserer Villa hing. Und so ein Teil schenkte sie mir, die hatte bestimmt vierstellige Dollar gekostet. Randy bekam als Weinliebhaber ein Gläserset mit Karaffen, handgefertigt in Spanien. Und weil wir nun doch ein Transportproblem hatten, beschlossen Randy und ich, die originalverpackten Sachen kurzerhand am Abreisetag per Paketdienst nach San Leandro aufzugeben.
Abends gab es aber erstmal den obligatorischen Truthahnbraten. Nachdem wir alle am Tisch saßen, griff Randy in Richtung des großen Messers, zuckte aber zurück: „Entschuldige, Brandon. Ich will mich hier nicht ungefragt zum Familienoberhaupt aufspielen. Du darfst auch gerne den Braten aufschneiden.“ „Danke. Aber mir ist wichtig, wie wir das ganze Jahr miteinander umgehen und dass da niemand die anderen so dominiert, wie es schon mal ein Familienoberhaupt getan hat. Wenn wir das beachten, dann spielt auch keine Rolle, wer am 25. Dezember den Truthahn tranchiert.“ „Das war wohl dann die Tischrede, jetzt also erst recht Du. Außerdem kannst Du sowieso viel besser mit Messern umgehen als ich!“ Als schnappte ich mir die Fleischgabel und das Messer, um das üppig gefüllte Geflügel zu zerlegen.
Am 27. flogen wir zurück nach San Leandro und am 28. fuhr ich nach San José zum Eishockey. Es waren überraschend viele Flyers-Fans da. Andererseits waren sie auf West-Rundreise. Neben dem Spiel heute in San José spielten sie auch noch morgen in Anaheim, Silvester in Los Angeles, am zweiten Januar in Las Vegas und am fünften in Glendale (AZ). Da waren sicherlich einige dabei, die zumindest einen Teil dieser Tour mitmachten. Leider gab es eine deftige 1:6 Klatsche für Philadelphia, wodurch auch noch die Sharks in der Tabelle überholten. Die NHL mit Ligatabelle, Conferencetabellen und Chaptertabellen war ohnehin so eine Wissenschaft für sich. Den 29. verbrachte ich mit Randy und Dylan in Oakland und am 30. fuhr ich zurück nach Medford.
Dienstag, 31.12.2019
Heute ging es zur Silvesterparty in die Firma, Evan das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein, das ich sonst immer mir selbst gerne von meinen Freunden in Philadelphia abgeholt hatte. Neben Brian als Chef und mit Evan, Casey, der seinen Bruder José dabei hatte und bei der Gelegenheit von dem mit seinem richtigen Namen Cassiano geoutet wurde, und mir als die drei angestellten Fahrer waren auch unsere „üblichen“ Freunde Isaac, Danny und Alex da.
Alex hatte seinen Cousin Lesha dabei, die beiden wollten von hier dann über San Francisco nach Russland fliegen und das orthodoxe Weihnachten in einer Woche mit Leshas Eltern feiern. Zweiter bisher unbekannter Gast war Paul Taylor, ein Freund von Brian, den er beim Surfen kennengelernt hatte. Paul hatte im Januar einen Job bei Walmart im Lager des hiesigen Supercenters angenommen und war deshalb in den letzten Tagen von San Francisco hier her gezogen. Leider war er Eishockeyfan und natürlich das leider der San José Sharks…
Als erstes fiel mir auf, dass mein Karton mit den Sachen aus dem Truck verschwunden war. „Hey, wo ist denn eigentlich mein Zeug aus dem Truck?“ „Wieso?“ „Weil der Karton nicht mehr da in der Ecke steht.“ „Habe ich weggeräumt, stand im Weg!“ Wir bekamen von Brian symbolische Geschenke, bei mir war es ein riesiger Eimer Chrompolitur. „Ich dachte, ich pflege den Truck gut genug. Außerdem ist das meiste doch sowieso Edelstahl.“
„Das Geschenk ist eh nur ein blöder Scherz. Komm mal mit.“ Die Karawane zieht weiter, der Sultan hat Durst – oder irgend so was in der Art hatte ich unter meiner deutschen Musik von Christian, das spielten sie wohl in Deutschland vor allem zum Karneval, der in Amerika ja außerhalb von New Orleans quasi nicht stattfand. Aber hier zog jetzt auch eine Karawane los. Ich war allerdings das blinde Kamel dabei, denn Brian und Isaac waren der Meinung, man müsse mir die Augen verbinden. Spätestens nachdem wir zweimal im Kreis um einen Tisch und durch einige Räume auch doppelt gelaufen waren, hatte mich jegliche Orientierung verlassen. Ich spürte lediglich, dass irgendwann jemand an der Augenbinde herumfummelte.

„Wow!“ Mehr bekam ich nicht raus. Das erklärte auch, wo meine Sachen waren, denn sowohl die, die im alten Truck waren als auch den Plüschbagger, der so in der Kiste gelegen hatte, nachdem er dauernd runter gefallen war, hatte Brian oder wer auch immer schon in der Kabine drapiert. Wie der Blitz war ich an der Fahrertür und saß am Lenkrad. Isaac als werkszugelassener International-Techniker war auf die Stufen geklettert und erklärte mal kurz, was wir hier hatten. „Neues Modell, basiert auf dem LT. Sky Rise Sleeper hast Du ja sofort gesehen. Getriebe ist das 18-Gang Eaton-Fuller, Retarder ist keiner drin, auch wenn Du damals im Osten einen hattest.“ „Warum das denn nicht?“ Dass Isaac den Truck als unabhängiger Berater maßgeblich zusammengestellt hatte, war mir eh klar. „Weil es nur Gewicht und Geld kostet. Der asthmatische Paccar MX13 braucht so was vielleicht, aber wenn Du beim Cummins die Jake Brake ziehst, denkst Du, Du hast einen Anker ausgeworfen.“
„Der Paint Job ist auch cool.“ „Ist ehrlich gesagt ein Klebejob, aber dafür ist die Folie mit Nanoeffekt. Diese Stadtkulisse kann man in den Farben „Sonnenuntergang“ und „Nacht“ so bestellen, also nicht wundern, wenn Du das irgendwann noch mal so siehst. Das Nachtmotiv hat Brian gewählt, es passt besser zu den blauen Trailern. Du stehst wohl auf Skylines von Großstädten meinte er. Dein Truck wird mit der Folie kaum dreckig und das Bisschen geht bei Regen von alleine wieder runter. Waschplätze dürftest Du selten sehen, das einzige, was Pflege braucht, wird in der Tat der großzügig verteilte Chromzierrat sein.“ Stoßstange, Luftfilter, Kühlergrill, Tanks, Trittstufen, Spiegel, Auspuffrohre mit Hitzeschutzblechen, Hinterachsschutzbleche – ja, Chrom war reichlich verbaut.
Nach einer Party ins neue Jahrzehnt, einschließlich der mir aufgezwungenen Spielanlayse der Begegnung San José Sharks – Philadelphia Flyers mit Paul, ging es für mich nur ein paar Stunden nach Hause.
Mittwoch 01.01.2020 bis Sonntag, 05.01.2019
Ausschlafen konnte ich im Flugzeug, denn es ging nach Pittsburgh. Etwas Überwindung hatte es mich gekostet, da hin zu buchen, aber die Anfahrt war einfach kürzer als von Philadelphia. Ralph, Tristan, Caleb und Connor waren schon seit vorgestern im Skiresort und Schnee lag in den Appalachen auch. Inzwischen war es wohl schon so weit, dass Caleb, für diesen Urlaub mit einer Aufsichtsvollmacht über den mittlerweile 15-jährigen Connor von dessen Eltern versehen, sich von Ralph als „Onkel Caleb“ aufziehen lassen musste. Caleb hatte den Jungen scheinbar besser im Griff als dessen eigene Eltern, weshalb er einerseits öfter mal Gast der Familie war, andererseits sie über ein Wochenende, an dem Caleb keinen Dienst hatte, auch mal zusammen weg fuhren.
Wir verbrachten ein paar schöne Tage bei unserem „Männerurlaub“, fuhren reichlich Ski und hatten Spaß. Es war schön, die Freunde, die mir aus Philadelphia geblieben waren, mal wieder zu sehen. Vielleicht klappte es ja auch mal, sich in der westlichen Landeshälfte zu treffen.
Am Sonntag ging es für die Jungs mit dem Auto zurück nach Philadelphia, für mich mit dem Mietwagen nach Pittsburgh und mit dem Flieger zurück nach Medford.
Montag, 06.01.2020
Und heute gab es noch eine Premiere, aber nicht für mich. Denn Casey durfte nun als erster aus dem neuen 45‘ Flatbed und unserem sonst im STAA-Double gelaufenen 28‘ Dolly Trailer ein Rocky Mountain Double bauen. Die durften in manchen Staaten bis zu 129,000 lbs wiegen, 105,000 waren so das übliche.
Für mich stand noch ein Bisschen Bürokratie bei Brian auf der Agenda wegen der neuen Zugmaschine. Um 8 war ich dann bei typischem Süd-Oregon-Winterwetter, also 43 °F und Regen, mit dem gewünschten Trailer abfahrbereit.
PICKUP: ORMFR-KRH
DESTIN: AZYUM-WAL-CW
TRAILER: REF48
LOAD: YOGHURT
WEIGHT: 39,000
REEFER: 41F
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Ich hoffte mal, dass auf dem unbefestigten Weg der Truck wirklich nicht dreckig wurde. Bei trockenem Wetter würde ich das prüfen, in Richtung Arizona sollte das sich irgendwann einstellen. Und in Richtung Grenze gab es dann auch die nächste Erlösung, denn endlich hatte ich eine WPass-Unit, auch wenn die mir mit einem Lebensmitteltransport nach Kalifornien wenig nützte, denn der musste auf jeden Fall rein. Die CHiPs interessierten sich aber nicht für mich, lediglich der Beamte vom Gesundheitsamt sah sich die Ladung an.
Anschließend schaffte ich es dann, den Durchschnittsverbrauch auf 8,2 mpg zu bringen. Das hatte ich noch nie bei einem Truck gesehen. Allerdings waren freie Highways und den Tempomat auf 56 gesetzt auch die optimalen Bedingungen. Eigentlich konnte es jetzt mit dieser Anzeige nur noch bergab gehen.
Der Abend endete am Pilot Travel Center in Lost Hills (CA). Wenigstens ein Truck hier hatte Charakter.

Dienstag, 07.01.2020
Am nächsten Morgen kam ich nicht weit, denn schon nach 17 Minuten Fahrzeit kam das Signal vom WPass, dass ich die Kings County Weigh Station ansteuern sollte. Mit 76,373 lbs war ich im grünen Bereich, aber ich sollte dennoch auf den Platz hinter der Hütte.
Ich nahm meine Unterlagen und ging in den Verschlag zu den Polizisten. „Guten Morgen, Sir!“ „Guten Morgen. Keine Sorge, wir haben nichts schwerwiegendes, nur viele kleine Dinge. Kühler sehen wir uns generell häufiger an.“ Also ein lockerer Beamter. „Für den Truck gab es noch gar keinen Kontrolleintrag, den wollten wir uns mal ansehen.“ „Ist auch ganz neu, Weihnachtsgeschenk vom Chef.“ „Na dann wird das ja kein Problem darstellen.“
Das Prozedere war bekannt, Waffenüberprüfung, Fahrzeugkontrolle, Frachtpapiere, Reefer kontrollieren, das Hecktor war ohnehin am Point of Entry durch das Gesundheitsamt versiegelt worden.
Also konnte ich ohne genauere Untersuchungen wieder weiter fahren. Und das führte mich schließlich zum Tejon Pass, der auch mit jetzt über 500 PS so harte Arbeit war, dass die Nadel unter die 40 rutschte.

Mit einer Mittagspause am Ostrand von L.A. fuhr ich durch bis Yuma. Es war schon fast 7 PM, wovon eine Stunde aber auf die Zeitverschiebung fiel, als ich dort ankam. Es gab ein Tor recht weit hinten, wo man nicht mehr weit genug ausholen konnte. Also hatte ich gleich mal mit dem noch unbekannten Truck, von dem ich schon gemerkt hatte, dass die Sicht in den Spiegeln nicht seine größte Stärke war, den Hauptgewinn gezogen – rückwärts über die blinde Seite im Dunkeln.

Anschließend schickte Brian mich schlafen, immerhin gab es eine Stunde Bonus. Ich beschloss, aus Mangel an besser rabattierten Alternativen zum Love’s Travel Stop zu fahren.
LOCATION: AZYUM
ACTION: 11H BREAK
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Mittwoch, 08.01.2020
Nach dem Frühstück holte ich mir über Isotrak den Marschbefehl.
PICKUP: AZYUM-DOL
DESTIN: IDTWF-GEM
TRAILER: REF48
LOAD: FROZEN FRUIT
WEIGHT: 28,810
REEFER: -1F
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Um die 1000 Meilen, das dürfte mein bisher längster Auftrag in Brians Firma sein. So langsam kamen wir dann doch auf Strecke. Und als erstes führte, nachdem ich mein Tiefkühlobst bei einem Dole-Vertragshof abgeholt hatte, mein Weg am Yuma Proving Ground vorbei, einem Gelände, auf dem schon Atomwaffen getestet worden waren. Die nach einem Testschuss auf diesem Gelände und der Erkenntnis, dass ein mit zwei Schwerlastzugmaschinen zu transportierendes Gerät für schnelle militärische Operationen ungeeignet ist, ausrangierte Atomgranatenkanone M65 „verzierte“ dementsprechend die Einfahrt.

Schließlich ging es auf die erste 70 mph schnelle Interstate – und bei 65 mph endete der Vortrieb abrupt. Nee, oder? Ich rief Brian an: „Hallo Brandon.“ „Hallo Brian. Hast Du mir ernsthaft einen 65 mph Begrenzer einbauen lassen?“ „Willst Du ernsthaft auf Fernverkehr verzichten? Ohne kommst Du doch nicht nach Kanada.“ „Hatten meine immer abschaltbar.“ „Da streiten sich die Gelehrten bis heute, klarer Fall von Glück gehabt. Ich habe erfahren, dass es dafür schon Strafen gegeben hat und ich will da kein Risiko gehen, wie ein kanadischer Richter im Zweifel gegen den US-Amerikaner entscheidet. Deshalb haben Casey und Du fest gesetzte Begrenzer. Ob ich Evan einen nachrüsten lasse, ihn eher auf südliche Kurse stecke oder den T800 auch irgendwann was neues mit Begrenzer ersetze, muss ich mal sehen.“ Also war meinem Vorwärtsdrang mit diesem Gefährt ein noch stärkerer Riegel vorgeschoben als die Anweisung, mit dem technisch offenen 9400 die 70 wegen des Verbrauchs nicht zu überschreiten.
Einige hundert Meilen weiter musste ich dann vorbeilassen, was bei einem gewissen Youtuber unter „Zug der Woche” lief.

Die Mittagspause legte ich nach Vidal Junction in dem einen Zipfel Kaliforniens, den ich auf dieser Strecke passierte. Hier parkte ich neben einem Truck ein, den Christian noch weniger mochte als ich selbst – einem Sterling. Da er auch mit International allgemein und dem Lonestar speziell ziemlich auf Kriegsfuß stand, konnte ich es mir nicht verkneifen, ihm schnell ein Foto zu schicken.

Ohne weitere Ereignisse ging es durch die Randbereiche von Las Vegas und immer weiter nach Norden. Allerdings hatte ich einen Blick auf die Wetterlage. Der Tag endete in einer Haltebucht bei Crystal Springs (NV).
Donnerstag, 09.01.2020
Der Blick aufs Wetter war nicht ganz unberechtigt, denn in den Höhenlagen Nevadas lag Schnee. Nicht viel, aber es reichte für weiße Landschaft und etwas Matsche auf der Straße.

Mit fallenden Höhenmetern wurde daraus aber auch wieder Regen. Heute wollte ich ankommen und noch entladen werden und das musste ich auch. Die Ladung hatte Termin. Es wurde ein unspektakulärer Fahrtag, im Regen, mit einer Pause auf dem Flying J in Wells (NV) und um 3:53 PM, aber nach MST und somit eine Stunde vor meinem in Company Local Time, also PST, geführten Log, war ich am 7-Eleven in Twin Falls (ID). Damit hatte ich nun auch in unserem letzten Nachbarstaat mal geladen.
Brian schickte mich, als das Entladen fast vorbei war, richtig lange schlafen, obwohl ich noch über 2 Stunden Lenkzeit hatte. Okay, einigermaßen früh einschlafen musste ich dennoch, denn in 13 Stunden war es 5:30 AM Ortszeit.
LOCATION: IDTWF
ACTION: 13H BREAK
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Freitag, 10.01.2020
Nachdem ich das Frühstück am Flying J genossen hatte und während ich meine PTI machte, kam der Befehl. Und der ging erst einmal fast 200 Meilen leer, aber dafür nach Hause.
PICKUP: ORONO-GEM
DESTIN: ORMFR-TIB
TRAILER: REF48
LOAD: FROZEN FOOD
WEIGHT: 35,192
REEFER: -1F
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Also machte ich mich heute bei trockenem Wetter auf den Weg in meinen Heimatstaat. Fast 3 Stunden dauerte die Fahrt zu General Mills in Ontario (OR). Bis zur Abfahrt war die Sonne aufgegangen, es war ein schöner Tag. Allerdings auch einer, an dem ich nicht mehr weit kommen sollte. In der Mittagspause tankte ich noch mal. Es ging schon tief in den Süden Oregons, ich hatte mich für die Strecke über Lakeview entschieden.
Ich hatte meine Familie wieder, Brian hatte mir einen fabrikneuen Truck meiner Lieblingsmarke hingestellt und ich war mal wieder auf dem Weg nach Hause fürs Wochenende. Das hatte er zu CAT-Zeiten nicht immer so hin bekommen, wohl auch auf Druck von oben, dass gerade die Owner Operator nach Möglichkeit draußen bleiben sollten, um die Fluktuation unter den eigenen Fahrern gering zu halten. Jetzt fehlte mir nur noch Mr. Right für das perfekte Leben.
Die Sonne schien immer noch, die tolle Landschaft Oregons zog an mir vorbei.

Aus den Boxen des durchaus hochwertigen Soundsystems dröhnte eine deutsche Punkband, die mir Christian damals beim Austausch schmackhaft gemacht hatte mit genau dem richtigen Lied. Ich fing an, lauthals mitzusingen. „Das ist der Moment, das ist unser Tag…“ Die Toten Hosen waren seit dem Austausch damals eine meiner Lieblingsbands. Ohne das halbe Jahr in Deutschland würde ich sie vermutlich nicht mal kennen.
Dass es mit nach Hause heute nichts mehr werden würde, war mir klar. Leider gab es keine sinnvolle Rastmöglichkeit und so verbrachte ich die letzte Nacht der Arbeitswoche direkt am Straßenrand am Ortseingang des Städtchens Bly (OR).

Samstag, 11.01.2020
Es waren noch knapp 3 Stunden Fahrt bis Medford geworden. Nachdem der Trailer entladen war, ging es bis Montag ins Wochenende.
LOCATION: ORMFR
ACTION: 47H BREAK
DISPATCH: ORMFR-PCT-BRW
Ich zog mir mal wieder die Statisik rein, um zu sehen, wie sich das neue Gefährt so schlug.
WEEK START: MO:07:58 AM
WEEK END: SA:08:32 AM
WEEK DRIVE: 52:10 HRS
WEEK WORK: 54:42 HRS
WEEK FRAME: 5D:00H:34M
WEEK MILES: 2,420
REVENUE MILES: 2,265
PERFORMANCE: 93.2%
WEEK PAYLOAD: 103,002
SH TON MILES: 38,559
WEEK FUEL ECO: 7.0
WEEK AVG SPEED: 46.4 MPH
Wie erwartet war der Verbrauch noch etwas schlechter geworden, aber immer noch ein guter Wert, auch für so viel Kalifornien Single Lane Highway. Das Straßenprofil machte sich dafür auch bei der Geschwindigkeit bemerkbar.
Ich fuhr nach Hause, machte eine Ladung Wäsche und während die lief, fuhr ich einkaufen. Als ich wieder zu Hause war und gerade die Wäsche aufgehangen hatte, fuhr ein Auto vor. Das Kreischen des Kompressors hatte sowieso schon alles verraten, ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Danny mit seinem knallgelben Dodge war. „Hallo Brandon! Lust auf eine Runde Badminton mit Brian und Paul?“ Langeweile kam mit dieser Truppe nie auf. Ich holte meine Sportsachen, den Schläger und eine Rolle Bälle und stieg zu Danny ins Auto.
