Kapitel 39 – Fire Ice and Radiation

Donnerstag 06.02.2020

Die schöne heile Welt geriet in der Nacht gehörig aus den Fugen. Ich stand im Süden Arizonas auf einer Rest Area zwischen einem Silozug aus Kansas und einem Reefer aus Mexiko, die Parkplätze waren gut belegt. Ich hatte abends ein Mikrowellen-Fertiggericht gegessen und noch mein Video von der Vorwoche geschnitten und hochgeladen, dann war ich ins Bett gegangen.
Ich konnte noch nicht lange geschlafen haben, als ich einen Knall hörte. Kurz danach schlug jemand an meine Kabine und rief: „¡Fuego! ¡Sal ahí fuera!“ Feuer! Komm da raus! Der nächste Knall ließ meinen Truck nach hinten rechts einsinken, scheinbar waren die rechten Hinterreifen geplatzt. Ich sprang in meinen auf dem Beifahrersitz liegenden Trainingsanzug, griff Handy und Geldbörse und zog erst mal den Vorhang weg, bevor ich unüberlegt die Eingangstür zur Hölle aufriss. Rechts neben mir brannte der mexikanische Lastzug ziemlich heftig, auch von meinen Hinterachsen schlugen schon Flammen hoch. Beim Einstecken hatte ich die Uhr auf meinem Handy gesehen, es war kurz nach 1 AM.
Also stieg ich links aus, nahm den Feuerlöscher und musste nach den knapp 20 Sekunden, die der Ladung hatte, feststellen, dass die Dinger eigentlich bei Fahrzeugbränden komplett witzlos waren. Ich fragte den schon etwas älteren Mexikaner: „Hast Du die Feuerwehr gerufen?“ „Nein! Mein Telefon ist noch da drin!“ Er zeigte auf die im Vollbrand stehende Kabine seines schon etwas betagteren Western Star 4900. Er konnte scheinbar froh sein, dass er überhaupt noch rechtzeitig raus gekommen war.
Deshalb rief ich die Feuerwehr, während er weiter die Fahrer aufweckte. In dem anderen Truck direkt neben seinem kam aber keine Antwort, auch auf dessen Hinterreifen war das Feuer inzwischen übergesprungen. Also machte er weiter und die nächsten zwei fuhren ihre Trucks weg. Nachdem ich die Feuerwehr verständigt hatte, machte ich neben meinem weiter. Der nächste fuhr auch sofort weg, der übernächste auch, hielt aber direkt wieder an und lief zu dem mit der gleichen Lackierung und mit der gleichen Adresse in Atlanta auf der Tür, direkt neben dem brennenden, trommelte wild auf den Sleeper: „Ashton! Wach auf!“ Als keine Antwort kam, riss er am Türgriff, aber die Tür war natürlich abgeschlossen, die Fahrertür schon durch den direkt daneben brennenden Western Star unerreichbar.
„Mein Sohn ist da drin!“ Ich lief zu meinem Truck zurück, öffnete die Fahrertür. Das beifahrerseitige Fenster am Sleeper war schon raus und die Flammen züngelten an der Wand hoch. Ich zog das Kampfmesser aus der Ablage unterm Sitz. Die Klingenspitze war seit den 70ern extra so gestaltet, dass man damit Scheiben aus Sicherheitsglas einfacher einschlagen konnte. Also kletterte ich an dem geparkten Kenworth T700 den Beifahrereinstieg rauf, holte aus und schlug die Messerspitze mittig auf die Scheibe, die in einem Knall platzte und in tausenden Splittern aus dem Rahmen fiel. Der Vater kletterte selbst rauf, er wusste auch besser, wo bei diesem Truck der innere Türöffner war. Er riss die Tür auf und zog seinen Sohn aus dem Bett. Mit frischer Luft durch die offene Türe kam der hustend zu sich. Die beiden waren gerade die Treppe runter, als auch an diesem Truck die Scheiben auf der Brandseite dem Temperaturunterschied nicht mehr gewachsen waren und den Flammen den Weg in den Sleeper und das Fahrerhaus frei machten.

Endlich kam die Feuerwehr, aber retten konnte sie nichts mehr. Von dem Western Star und seinem Reefer waren nur noch die ausgeglühten Metallteile übrig. Der Kenworth T700 hatte nur noch die Seitenwand auf der Beifahrerseite, das Dach und die Rückwand sahen aus wie aus dem GFK rausgebissen. Die rechte Fahrerhausseite und die halbe Motorhaube hatten sogar noch Lack. Der Trailer mit einem Lüftungsschacht hatte im vorderen Teil seinen Holzboden eingebüßt, die Ladung war verzogen und teils ausgeglüht.
Und auch mein LoneStar sah traurig aus. Rechter Tank und die Reifen sowie das Bauholz auf dem STAA-Double hatten dem Brand eine Menge Nahrung geliefert. Die ausgeglühten Alu-Wände von Fahrerhaus und Sleeper standen noch ziemlich verformt, das GFK-Dach war komplett weg, ebenso die GFK-Motorhaube, nur der Grill und die Metallleiste zu den Luftfiltern standen noch trotzig vor dem sämtlicher Schläuche und Kabel beraubten Motorblock. Links waren Tank und Aufstieg der Chrom geblieben, die glänzenden Teile sahen in dem Schrotthaufen unwirklich aus. Die Ladung war auf dem vorderen Trailer komplett und auf dem hinteren teilweise verbrannt, die Ladebetten und Frontwände aus Aluminium waren geschmolzen, die Reifen und die Schläuche und Kabel bis hinter den Dolly verbrannt.
Damit blieben mir nur noch meine Kleidung am Leib, meine Geldbörse und mein Smartphone, die ich geistesgegenwärtig gegriffen hatte und das zur Rettung des jungen Kollegen noch geborgene Messer, das mir Tristan am Anfang meiner Karriere während unserer WG-Zeit in Philadelphia geschenkt hatte – und beim Anblick des Trucks nicht selbstverständlich, mir blieb mein Leben.
In der Flammenhölle hatte ich jedoch meine ganze übrige Kleidung und Bettzeug, das Zweithandy, einen Laptop, zwei Gopros und eine Drohne, ein Paar Inliner, einige persönliche Schutz- und Arbeitsmittel und jede Menge Erinnerungsstücke an verschiedene Erlebnisse verloren, die sich so im Fahrerhaus angesammelt und teils in der vierten Zugmaschine gelegen hatten.
Alle drei standen wir fassungslos vor den Überresten unserer Arbeitsplätze, Ashton immerhin mit seinem Vater als Stütze. Das Feuer machte keine Unterschiede. Alt oder jung – Angestellter bei einer großen Spedition aus Chihuahua, einer kleinen aus Medford oder Owner-Operator aus Atlanta.

Ich rief Brian auf seinem Handy an, auch seine Nacht würde somit vorzeitig enden müssen. „Morgen, Brandon. Was gibt es denn mitten in der Nacht?“ Er hörte sich an wie sich eben jemand anhörte, den man vor 2 Uhr Ortszeit aus dem Bett geklingelt hatte. „Brian, mein Truck ist zusammen mit zwei weiteren auf einer Rest Area abgebrannt.“ Dieser Satz wirkte genauso wie der Ruf des Mexikaners vorhin, mit einem Schlag war er hellwach.
„Was? Bist Du okay oder ist Dir was passiert? Brauchst Du Hilfe?“ Wieder mal war ich froh, für ihn fahren zu dürfen und nicht für ein auf den letzten Cent gewinnoptimiertes Unternehmen wie damals Costco. Kein Wort über den Verlust eines nagelneuen Trucks. Nicht mal die Frage, wie es überhaupt passiert war. Ihn interessierte als erstes, dass ich unverletzt war und ob es mir gut ging. „Mit mir ist alles in Ordnung, außer dass ich bis auf einen Pyjama mit Trainingsanzug drüber, Handy, Geldbörse und mein zur Befreiung eines Kollegen aus seinem Sleeper eingesetztes Messer nichts mehr habe.“ Die Feuerwehr hatte mir noch eine Wolldecke gegeben, die ich wie einen Umhang trug, weil es doch mitten in der Nacht kalt hier war.
Die Polizei nahm die Sache in der Hütte der Rest Area auf, wo die Automaten und ein paar Tische standen. Da Salvador, der ältere Mexikaner, mittellos geworden war, durfte die Polizei ihn zur Verhinderung von Landstreicherei mitnehmen. Ashley kam bei seinem Vater in dessen nagelneuen Kenworth W990 unter. Nur ich saß jetzt, da ich mein Geld und meine Kreditkarte gerettet hatte, eben nicht mittellos und damit juristisch nicht als Landstreicher, aber ohne fahrbaren Untersatz auf der Rest Area und musste mir selbst helfen. Es gab schon merkwürdige Gesetze in diesem Land. Ich rief mir ein Uber, um wenigstens nach Yuma zu kommen und ließ mich am Holiday Inn absetzen, wo ich mir ein Zimmer nahm, an der Rezeption einen gefüllten Kulturbeutel kaufte und Brian dann vom Zimmer ausführlich Bericht erstattete.

Weil der einzig verfügbare Flug via Phoenix mit über 7 Stunden Umsteigezeit und dennoch fast 400 $ absolut sinnlos war, wollte Brian dafür sorgen, dass Evan auf dem Heimweg von Tucson einen Bogen fuhr und mich abholte. Bis dahin konnte ich aber ausschlafen, er würde gegen 4 PM hier sein. Weil es inzwischen schon nach 4 AM war, kam mir das aber durchaus gelegen. Anfangs hörte ich noch das Fauchen und sah das Flackern des Feuers, sobald ich die Augen zu machte, aber irgendwann schlug die Müdigkeit zu. So schlief ich bis fast 12 und checkte aus.
Dann ging ich zum Love’s Travel Stop und kaufte mir erst mal einen Rucksack, Jeans, Pullover und Jacke. Es sah doch ziemlich krank aus, mit Trainingsanzug, umgeschlungener Wolldecke, einem Messer in der Hosentasche und einem Kulturbeutel unterm Arm durch die Gegend zu laufen. Danach ging ich ins Restaurant für eine Art Brunch.
Als nachmittags Evan mit seinem T800 und dem 45‘ Flatbed Single auf den Platz fuhr und auch erst mal auf einen Burger rein kam, beließ ich es dann bei einem Macchiato, also einem riesigen Milchkaffeegetränk mit Sirup und Sahne, auch so wertvoll wie ein mittleres Steak.

Weil der Truck nur ein Bett hatte, beschlossen wir, ohne Unterbrechung nach Hause zu fahren. Nachdem ich bis Mittag gepennt hatte, setzte ich mich jetzt ans Steuer und Evan erst mal auf den Beifahrersitz, gegen 7 PM zog er sich in den Sleeper zurück. Ich fuhr mit einer Pause bis tief in die Nacht
.

Freitag, 07.02.2020

Auf einem Truckstop gingen wir aufs Klo, holten uns was zu Essen und zu trinken. Nachdem ich mit meinem Hotdog und der kleinen Mountain Dew fertig war, kroch ich ins Bett und Evan übernahm das Steuer. Als ich wieder wach wurde, stand der Truck in Medford bei Heartwood auf dem Hof und Evan war am Gurte aufrollen. Trotz Umweg war er nun schon Freitagabend zu Hause anstatt Samstagmittag.


Samstag, 08.02.2020

Heute hatte mich Brian trotz Wochenende ins Büro bestellt. Weil weder er so schnell ein Ersatzfahrzeug bekam, zumal er auf die Versicherung angewiesen war, die erst mal die Polizeiprotokolle lesen wollte, noch mir gerade der Nerv nach Fahren stand, einigten wir uns auf zwei Wochen Beurlaubung.
Genug Geld hatte ich, da meine Mutter es sich nicht hatte ausreden lassen, mir als Ausgleich zu dem Geld, dass sie Randy fürs Studium geben mussten, ein Sparkonto anzulegen. Ich hatte nicht vor, das Geld sinnlos auszugeben, aber nach diesem Erlebnis auf andere Gedanken zu kommen, hielt ich für ziemlich sinnvoll. Über den Sinn von Ziel und Reisebegleitung konnte man natürlich vortrefflich streiten.

Freitag, 14.02.2020

„Willkommen am Flughafen Kiew-Boryspil. Bitte bleiben Sie angeschnallt, bis wir unsere Parkposition erreicht haben und die Anschnallzeichen erloschen sind. Ich möchte mich im Namen der gesamten Crew von Ihnen verabschieden. Vielen Dank, dass Sie heute mit KLM geflogen sind.“
Anfang der Woche war ich mit Delta nach Amsterdam geflogen und hatte dort ein paar Tage Sightseeing eingeschoben. Dann ging es weiter nach Kiew. Ich kam problemlos durch die Einreise, die Ukraine war für US-Bürger 90 Tage visafrei. Meinen großen Koffer gab ich am Flughafen in Verwahrung, im Rucksack war das nötigste und es ging noch shoppen. Anschließend musste ich mich erst mal alleine in einer Stadt durchschlagen, in der ich nicht mal Schilder lesen konnte. Bus 322 einfach bis zur ersten Station außerhalb des Flughafens. Dann Metro 3 zum Sportpalast, für den ich mir einfach das kyrillische „Палац Спорту“ aufgeschrieben hatte und die Schilder verglich, um nicht dauernd dumm den Netzplan über der Tür anstarren zu müssen. Dort zur Metro 2 wechseln und mit der an den Endpunkt fahren – 50:50, aber auch da half mir mein Spickzettel mit abgemaltem kyrillischem Namen „Героїв Дніпра“. Endlich stand ich kurz danach vor Marius und zwei weiteren Explorern: „Hallo Brandon. Das ist Artem, unser ortskundiger Führer und Jake aus Großbritannien.“ Artem sagte, er wäre 21, Jake war 23, was mich dann mit meinen 25 zum Gruppenopa machte. Marius war auch erst 22.

Erst mal gingen wir ein letztes Mal Fastfood essen und dann einkaufen. Normaler Supermarktkram, Trockennahrung zum Aufgießen mit heißem Wasser in einem Outdoorladen, ich brauchte dort auch noch einen Armeebecher, in dem man Suppe oder so kochen konnte, den passenden Gasbrenner dazu, Wanderbesteck und vor allem Schlafsack und Isomatte, da so was nicht zu meinem Inventar als geborener Berufssohn und anschließender Eintages-Explorer zählte. Bei der Arbeit hatte ich auch immer ein Bett dabei. Am Ende wog mein Rucksack mit allen draufgebundenen Sachen stolze 12 Kilo, wie die Waage im Outdoorshop anzeigte.

Nun ging es in einem sehr abenteuerlichen Kleinbus aufs Land. Nach anderthalb Stunden Fahrt vermeldete mein Handy uns in einer Stadt namens Iwankiw. Von hier brachte uns dann ein Verbündeter der Explorerszene mit seinem Auto bis in ein Dorf am Ende des öffentlichen Straßennetzes. Mit allen Plätzen belegt in einem älteren Daewoo war es sehr kuschelig. Artem redete die ganze Zeit mit dem Fahrer auf Ukrainisch, Marius war schweigsam, da er seit mittlerweile über 24 Stunden dank seines deutlich kürzeren Nachtfluges wach war. Also unterhielt ich mich etwas mit Jake.

Und dann hieß es laufen, möglichst ohne dabei gesehen zu werden in welche Richtung. Und es dauerte nicht lange, bis die ersten Warnschilder auftauchten.
Wie ich aus Marius Septembervideo schon wusste, war aber noch ein Fluss im Weg, auch wenn wir diesmal einen anderen Weg nahmen. Und während es im Spätsommer noch eine willkommene Erfrischung für die damalige Gruppe gewesen sein mochte, dort durchzuschwimmen, würde das diesmal unangenehmer, weil das Wasser keine 5 Grad hatte. Hier sollte der Fluss angeblich flacher sein.
Marius versuchte es mit durchwaten und hatte sich nur die Hose ausgezogen. Das Ergebnis waren komplett nasse Shorts, feuchter Pullover, T-Shirt, Unterhemd und Jacke und auch ein feuchter Rucksack. Weil ich kleiner war, versuchte ich es erst gar nicht und wählte den harten Weg, mich bei knapp unter null Grad komplett auszuziehen, alles in und an den Rucksack zu packen und mit dem Rucksack auf dem Kopf abgestützt durchzuwaten – die Wassertemperatur war ziemlich kurz… Artem und Jake nahmen eine etwas andere Richtung und schafften es tatsächlich ohne nasse Shorts durchzuwaten.
Drüben angekommen durften wir Marius erst einmal mit trockenen Sachen von uns ausrüsten, was nur bedingt möglich war, weil er größer war als wir drei. Im ersten verlassenen Dorf machten wir eine Essenspause, es war nun 7 PM und komplett dunkel. Ich entschied mich für Reis mit Gemüse und wir schnitten uns alle etwas Fleischwurst in die Outdoor Packs mit dem getrockneten Essen, bevor wir es mit Wasser aufgossen und aus den Folienbeuteln löffelten.
Anschließend ging es noch mal 8 Kilometer in das nächste Dorf. Es war schon ein komisches Gefühl, unterwegs in der Dunkelheit noch einen Friedhof zu besichtigen. Die letzte halbe Stunde regnete es und um 11 PM konnten wir in unser Haus „einziehen“. Marius breitete seinen ganzen Kram aus zum Trocknen, der Rest konnte einfach nur die Isomatten und Schlafsäcke ausrollen.

Samstag, 15.02.2020

Wir waren alle hundemüde und so schliefen wir bis 10 Uhr durch. Das Trocknen hatte nicht geklappt, also ließ Marius seine Klamotten da und schlüpfte in die Wechselwäsche. Heute standen weitere 20 Kilometer Fußmarsch auf dem Plan. Erst mal gab es aber Frühstück, ich nahm einen Beutel Porridge mit Rosinen. Wir untersuchten noch ein paar Häuser und in einem waren Lebensmittel unter der Decke aufgehangen. Die waren ein Geschenk der Community für andere Explorer, die nichts hatten oder auf der Flucht vor den Sicherheitskräften ihre Vorräte zurücklassen mussten. Wir waren versorgt, also ließen wir es hängen.

Bei der Mittagsrast gab bei mir als Futter einen PowerBar. Diese Sportriegel waren pure Energie und die war nötig. Ich hatte Schulterschmerzen vom schweren Rucksack und Beinschmerzen vom Wandern. Ich hatte in den letzten 24 Stunden vermutlich den durchschnittlichen Fußweg eines Amerikaners im Monat zurückgelegt und wir waren noch nicht mal am Ziel. Und das wollte dann einen Tag lang erforscht werden und anschließend ging es die gleichen 35 Kilometer zu Fuß zurück. Duga stand leider nicht auf dem Plan. Schon letztes Mal hatten sie vor Sonnenaufgang den Aufstieg begonnen und wären beim Abstieg fast von Sicherheitskräften erwischt worden. Und derzeit waren die Tage kürzer.
Marius „kochte“ sich einen Eintopf, also lief dem Rest das Wasser auch noch im Munde zusammen und wir machten uns auch warmes Essen. Außerdem war es elend kalt hier draußen und so was wärmte. Ich entschied mich für Kartoffelpüree mit Mettbällchen.

Und direkt nachdem wir weiter gewandert waren, gingen das erste Mal die Dosimeter im Alarmmodus los. Die waren auf laut Artem auf 0,30 µSv/h eingestellt, wo man an der Universität besser das Weite suchen und die Feuerwehr rufen sollte. Die Neutralmessung in Kiew waren 0,12 µSv gewesen, jetzt hatten wir 1,33 µSv. Wenn es stattdessen Feuerwehrgeräte wären, würden sie jetzt noch nicht mal losgehen. Aber Artem konnte sich nun mal nur wissenschaftliche Geräte beschaffen, indem er sich als Physikstudent ausgab. Der Höchstwert auf dem weiteren Weg waren 5,08 µSv. Da sollte man besser schneller gehen.

Mit dem letzten Tageslicht erreichten wir Prypjat. In einem der Plattenbauten suchten wir uns eine Wohnung aus, in der noch ein Doppelbett, und zwei Matratzen waren, prüften mit den Dosimetern, dass wir uns nicht gerade auf einem Hotspot niederließen und verdunkelten das Fenster mit schwarzer Plastikfolie. Marius kommentierte das heruntergekommene und in den Ecken leicht verschimmelte Zimmer mit „Home, sweet pile of shit!“ Um 7 PM waren wir eingerichtet, die Strahlung lag bei 0,15 µSv. Da gab es Orte mit mehr natürlicher Hintergrundstrahlung ohne ein verunglücktes Kernkraftwerk in Sichtweite.
Während Artem und Jake Wasser kochten, gingen Marius und ich noch mal auf das Dach des Plattenbaus. In der Ferne war die Beleuchtung des eingehausten Reaktorblocks 4 zu sehen. Zu unserer Überraschung hatten wir hier oben dann auch noch 4G Handynetz. Da kannte ich bewohnte amerikanische Städte, die das nicht leisten konnten.
Es war eine merkwürdige Stimmung. Ich war in einem Land, das kaum ein Amerikaner auf dem Reiseplan hatte, in einer Stadt, die kaum ein Mensch auf dem Reiseplan hatte. Um uns herum war nur Stille und dieses Ding am Horizont, das für das alles verantwortlich war.

Wir gingen wieder runter, wo das heiße Wasser wartete. Ich riss einen Beutel getrocknete Käsenudeln auf, schnitt Fleischwurst rein, füllte mit Wasser auf und ließ mein Abendessen quellen. Nach dem Gewaltmarsch krochen wir in unsere Schlafsäcke, Artem und Jake im Doppelbett, Marius ging auf die am weitesten weg liegende Matratze und ich nahm die Matratze in der Zimmermitte. Im Herbst hatte sich bei entsprechenden Temperaturen Marius auf den Balkon verzogen.
Jake war auch eher still. Vielleicht hatte Marius Angst, dass Artem und ich unseren Denker mit guter Laune und der bei Artem ehrlich gesagt kurz unter der Nervgrenze liegenden Albernheit anstecken konnten. Ein gerade von China zur Welteroberung ansetzender, anderer Virus dürfte uns hier dafür eher nicht infizieren können.

Sonntag, 16.02.2020

Wir schafften es wieder, bis gegen 10 zu schlafen. Unser Wasser wurde langsam knapp, heute stand auf jeden Fall der Wasserspeicher von Prypjat auf der Agenda. Es reichte gerade noch so für ein Frühstück für jeden von uns. Bei mir gab es Milchreis. Wenn man aus dem Fenster schaute und darüber hinweg sah, dass manche Fenster nicht offen sondern eingeschlagen waren, konnte man meinen, es war ein ganz normaler Morgen in einer osteuropäischen Plattensiedlung.

Die erste Station war jedoch das Schwimmbad, den Spielern der Egoshooter-Serie „Call of Duty“ bestens als Schauplatz einer Mission bekannt. Nachdem dort Touristengruppen in der Umgebung auftauchten, setzten wir uns ab in ein kleineres Krankenhaus. Dort gab es aber bis auf ein paar Stofftiere auf der Kinderstation nichts Besonderes zu sehen. Also wollten wir uns vom höchsten Wohnblock aus einen Überblick verschaffen. Die Stadt erstreckte sich weit in den Wald, immerhin hatte sie damals schon 50.000 Einwohner und war noch nicht mal fertig. Als Schatten im sich lichtenden Frühnebel am Horizont war die Radaranlage Duga zu sehen. Wie gerne würde ich die erkunden.

Dominant im Wald sichtbar war auch der Sarkophag über dem zerstörten Reaktor. Sogar ein Sofa stand hier oben rum, aber die friedvolle Ruhe wurde jäh gestört durch ein alarmierendes Geräusch „Ein Hubschrauber! Rennt in Deckung!“ Das Treppenhaus war zu weit weg und außerdem musste man durch eine Luke klettern und konnte nicht wie bei amerikanischen Häusern durch eine Tür vom Dach runter ins Treppenhaus rennen.
Wir warfen uns hinter Lüftungsschächte und Schornsteine. Schwarze, dunkelbraune oder dunkelgrüne Kleidung war sowieso Pflicht in diesem Hobby, also waren wir ganz gut getarnt. Der Helikopter kreiste 3- oder 4-mal über der ganzen Stadt, dann drehte er ab.

Anschließend holten wir die leeren Wasserflaschen aus der Wohnung und hatten Schokoriegel zum Mittag. Ich hätte zwar noch ein Power-Bar aber ohne Wasser würde das mehr schaden als nutzen, weil die Mineralien dem Körper noch mehr Wasser entziehen würden als der Zucker im Snickers. Dann versuchten wir, weitere Sehenswürdigkeiten zu erreichen, aber es waren jetzt auch viele Touristen in der Stadt. Mehr als einmal mussten wir hinter Gebäude flüchten oder uns im Gestrüpp flach auf den Boden werfen, weil irgendwo in Sichtweite Fußgruppen oder Kleinbusse der Reiseveranstalter auftauchten.

Wir gingen unter anderem in das große Krankenhaus, wo wir aus Neugierde Oberflächenmessungen mit den Dosimetern machten. Mit 0,09 µSv in der Stunde war das sogar auf der Skala natürlicher Hintergrundstrahlung einer der niedrigsten Werte. Wir wussten allerdings, dass im Keller Feuerwehranzüge lagen, die Einsatzkräfte getragen hatten, als sie den Reaktorbrand löschten. Und anhand der Strahlung konnte man sogar den Müllschlucker identifizieren, wo sie die durch runtergeworfen hatten. Das war so ziemlich der am stärksten strahlende Atommüll auf dem Globus, verbrauchtes Brennmaterial ausgenommen.

Letztes Ziel vor dem Wasserbehälter war der Hafen, wo ein Ausflugsschiff schon mit deutlicher Schlagseite vertäut war. Das hatte Marius im Herbst nicht besuchen können. Jetzt nahm er sich gleich den nächsten Trip vor, später im Frühjahr wollte er dann in den Frachthafen und auf die Ladekräne.

Mit sinkendem Sonnenstand sammelten sich die Touristengruppen wieder und fuhren zurück nach Kiew oder in den Ort Tschernobyl, der zwar dem Kraftwerk den Namen gegeben hatte, aber deutlich weiter weg lag als die für das Personal und ihre Familien geschaffene Planstadt Prypjat. Dieses Verkehrsaufkommen machte unseren Weg aber zum Spießrutenlauf, weshalb wir beschlossen, uns noch mal eine Weile in einem Gebäude zu verstecken.

Endlich war der Weg frei zum Wasserbehälter, der durch Regenwasser gespeist wurde. Artem prüfte erst mal die Strahlung und füllte dann eine Flasche. Marius und Jake schütteten sie durch eine Bastelei aus einer zerschnittenen Flasche, einer handelsüblichen Wechselkartusche für diese Leitungswasserfilter und einem Schraubverschluss. Ich stopfte in jede Flasche eine Desinfektionstablette. Anschließend hatten wir wieder Wasser. Marius in seiner paranoiden Art befürchtete, durch die zunehmende Anzahl an illegalen Explorern könnte das Wasser durch die Behörden vergiftet sein. Manchmal war er mir dann doch etwas zu seltsam pessimistisch.
Aber die Alternative war, sich der Security zu stellen und nach Kiew fahren zu lassen, einschließlich anschließendem Gerichtsprozess. Wir Ausländer würden vermutlich nicht ausreisen dürfen, das war keine Option. Artem wäre dann im Land vorbestraft, nach dem Studium vermutlich auch nicht die beste Voraussetzung für einen Arbeitsvertrag. Ohne Frischwasser selbst 35 Kilometer wandern war nicht mal bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zu schaffen, zumal auch unser Essen darauf basierte, Pulver und trockene Dinge mit kochendem Wasser aufzugießen.

Auf dem „Heimweg“ überstimmten wir drei Gäste dann noch Reiseführer Artem, einen Abstecher zum Vergnügungspark zu machen. Diesmal verzichteten wir, aufs Riesenrad zu klettern, wie es Marius beim ersten Trip gemacht hatte, aber Jake und ich wollten die Aufnahmen dieses Wahrzeichens und des genauso bekannten Autoscooters, Marius mochte einfach die Location und ihre morbide Stimmung.

Schließlich waren wir wieder an unserem Plattenbau und sahen uns vom Dach den Sonnenuntergang hinter der „Skyline“ von Prypjats Plattenbausiedlung an. Nachdem es heute Mittag kein Essen gegeben hatte und uns allen der Magen in den Kniekehlen hing, machten wir uns nun ein Zweigangmenü. Bei mir wurde es Rindfleisch mit Reis und als Nachtisch Grießbrei.

Der Kriegsrat beim Abendessen hatte ergeben, dass wir Prypjat im Schutz der Dunkelheit gegen 7 PM verlassen wollten und 20 Kilometer in das Dorf laufen, wo Marius Sachen hingen. Gegen 1 oder 2 AM sollten wir da sein und wollten dann da schlafen. Dann würden wir morgen den Fluss bei Tag überqueren und abends in Kiew sein.

Nach 40 Minuten hatten wir Prypjat beim Bahnhof verlassen, allerdings zwangen uns Lichter entlang der Nebenstraße, die wir nehmen wollten, zu einem Umweg durch den Wald. Trotzdem kamen wir gut voran und erreichten die ersten Häuser 11:30 PM, nach weiteren 30 Minuten und eine Stunde vor Plan waren wir da. In „unserem“ Haus waren noch Marius Sachen, aber sie waren auch immer noch nass. Der ärmste würde also den dritten Tag in den gleichen Klamotten verbringen müssen.

Nun gab es noch mal zu essen, um die Reserven aufzubauen. Bei mir Gulasch mit Nudeln, als Nachtisch Schokoladen-Porridge. Marius machte für sein Video die Zubereitung seines Essens zu einer Fernsehkochshow, die Artem, Jake und ich als Stimmen aus dem Off gehörig verarschten.
Marius und ich, die dieses Essen schon hatten, rieten schließlich Artem dazu, etwas mehr Wasser als angegeben in sein Essen zu machen, damit die Mettbällchen darin weicher wurden, die Artem als Würstchen bezeichnete. So entstand schließlich Artems Satz: „You think I should hydrate my sausage?“ Ich fiel lachend um auf meine Isomatte. Jake, der Mac ‘n Cheese in seinem Beutel hatte, ging es genauso, er brachte vorher noch prustend raus: „Do you think I should also hydrate my noodle?“ Unfreiwillige Komik mit Fremdsprachlern. Artem sprach im Vergleich wirklich gut Englisch für einen Ukrainer, aber solche Feinheiten gingen ihm dann logischerweise ab. Sein „Würstchen“ in amerikanischem und die von Brite Jake dann bemühte „Nudel“ im britischen Englisch bezeichneten oft auch ein ganz bestimmtes, männliches Körperteil und der Satz war einfach nur zu zweideutig gewesen, um diese Steilvorlage nicht zu verwerten.

Montag 17.02.2020

Wir waren kurz nach 1 AM in die Schlafsäcke gekrochen. Wieder wurden wir, müde von den Anstrengungen des Vortages, erst um 10 wach. Wir beschlossen, die letzten Essensvorräte zu verballern. Bei mir wurde es Erbsensuppe und der letzten Fleischwurst und hinterher noch mal Milchreis. Dazu schwarzen Tee, von dem wir alle viel zu wenig getrunken hatten und noch eine ganze Tüte voll Teebeutel dabei hatten. Den Rest des Tages mussten wir uns dann von Schokoriegeln ernähren, mir blieb noch ein PowerBar.

Auf dem weiteren Weg mussten wir noch einmal vor einem Auto des Sicherheitsdienstes flüchten und kamen an einem riesigen Stall vorbei. Außerdem konnten wir den „berühmten“ Friedhof heute mal im hellen sehen.

Letztes Gebäude in der Zone war dann eine Kirche. Hier standen nur noch die Außenwände. Und gläubige Explorer hatten im Altarraum tatsächlich ein kleines Kreuz und zwei Sandschalen aufgestellt, in denen Kerzen steckten. Das Bild war so surreal. Sogar Marius, der mit Religion eher nichts am Hut hatte, war von dem Anblick berührt.

Die Reste eines weiteren Stalls zählte ich nicht als Gebäude, denn es waren nur noch ein paar Bretter. Im Hellen fanden wir dann auch alle die Furt von Jake und Artem, wo man sich zwar die Hose ausziehen musste, aber immerhin die Shorts anlassen konnte. Um 4 PM hatten wir das Südufer des Flusses, laut Google Maps hieß er Usch, erreicht und hatten Hosen, Strümpfe und Schuhe wieder an.

Jetzt wurde es noch mal spannend, denn der Sicherheitsdienst fuhr hier verstärkt Streife. Natürlich in der Erwartung, dass Leute in die Zone hinein liefen, aber sie kassierten natürlich auch gerne welche ein, die aus der anderen Richtung kamen. Bevor die Gesetze schärfer wurden, hatten sie Artem mit einer Gruppe hier schon mal auf den letzten Metern kassiert. Um genau 4 PM hatten wir aber die Sperrzone offiziell verlassen, ohne geschnappt worden zu sein. Wir feierten unseren Erfolg mit Faustgruß.

Der Fahrer kam genau auf den Punkt. Als wir aus dem Waldweg kamen, fuhr er auf den Platz. Es ging nun wieder mit seinem Auto an den Endpunkt der Buslinie und mit dem klapprigen Kleinbus nach Kiew.


Wir konnten bei Artem übernachten, Jake und ich nahmen das Klappsofa, Marius hatte freiwillig angeboten, im Schlafsack auf dem Teppich zu pennen, sofern der trocken wurde. Die größte Wohltat war die Dusche.Und weil mein Koffer mit der restlichen Wäsche am Flughafen war und Marius nur nasse oder dreckige Klamotten zur Auswahl hatte, konnten wir Artems Waschmaschine benutzen. Das führte dann dazu, dass Jake noch gerade rechtzeitig die Küchentür zu machte, als Artem übermotiviert die bestellte Pizza an der Wohnungstür in Empfang nehmen wollte, während Marius und ich mit nichts außer gut geheizter Raumluft am Leib in der Küche saßen.

Dienstag, 18.02.2020

Als wäre die dreitägige Wanderung nicht anstrengend genug gewesen, gab es heute einen anstrengenden Tag im Sitzen. Am Flughafen verabschiedete ich mich von den anderen drei. Jake und Marius blieben noch ein paar Tage in Kiew. Der Rucksack ging nun mit ins Aufgabegepäck, als Handgepäck hatte ich mir eben noch eine kleine Umhängetasche gekauft. Hoffentlich blieb das Zeug nicht wegen der Strahlung bei irgendeinem Scan hängen.

Mein Flug nach Amsterdam startete um 09:50. Er war zum Glück auch pünktlich und so konnte ich um 13:00 mit Delta weiter nach Atlanta. Es hätte aber später noch einen Backup gegeben, auf den sie mich dann hätten umbuchen müssen.
In Atlanta gelang meine Einreise problemlos, also schien mein Gepäck die Scanner nicht verwirrt zu haben. Ich nutzte die anderthalb Stunden, um mal ein Bisschen auf einem Sessel vor mich hin zu dösen, bevor es nach Philadelphia weiter ging. Um 20:30 landete ich dort und nahm mir ein Taxi zu Calebs Wohnung.
Ich gab ihm meine SD-Karten mit den Rohdaten und packte mich aufs Sofa, wo ich wie ein Stein umfiel. Denn in Kiew war es jetzt nach 6 AM, ich hatte inzwischen knapp 24 Stunden in den Knochen und hatte eher mäßig geschlafen, da ich auf dem Flug nach Atlanta, wo die Zeit gewesen wäre, noch nicht müde genug war.


Mittwoch, 19.02.2020 bis Sonntag, 23.02.2020

„Krass!“ Das war Calebs Begrüßung. „Manchmal aber auch beängstigend, wenn das Mikrofon so brummt und knistert. Das ist wohl dann einstrahlende Radioaktivität habe ich irgendwo gelesen.“ „Echt? Ich habe noch keine Minute von dem Material selbst gesichtet.“ Er spielte mir gerade mal so eine Stelle vor. In der Tat konnte man mich kaum verstehen, weil es so laut brummte. Ich wollte nicht wissen, wie viele Lebensminuten mich dieser Trip gekostet hatte. Genauso wenig wollte ich wissen, wie viele mich der Ärger gekostet hätte, es nicht gemacht zu haben in dem Wissen, dass diese Gelegenheit nie wieder kommen könnte und ich es verpasst hätte, einmal im Leben eines Urban Explorers nach Prypjat zu kommen. Zumindest ohne so eine kommerzialisierte Tour buchen zu müssen, wo man verglichen mit uns nur einen Bruchteil der Stadt und nichts sonst in der Zone sah.

Caleb musste arbeiten, ich machte mich erst mal über seine Waschmaschine her und jagte meine komplette Reisekleidung von 2 Wochen durch. So lange die Maschine lief, sichtete ich das Videomaterial und fing an, eine erste Folge für meinen Explorer-Channel zu schneiden. Damit war ich fast den ganzen Rest des Tages beschäftigt. Anschließend ging ich zu Shoprite, kaufte ein und machte uns ein warmes Abendessen.

Die nächsten Tage besuchte ich Ralph und Tristan. Außerdem ging ich ein Bisschen plan- und ziellos durch die Stadt und schwelgte in Erinnerungen an meine Jahre hier. Am Samstagabend standen die Flyers auf der Agenda. Ich kaufte mir in der Arena einen neuen Flyers-Hoodie und für den Truck, der am Montag auf mich wartete, ein neues Emblem mit Saugnäpfen für die Frontscheibe. Die Flyers gewannen das Spiel gegen Winnipeg, also ein gelungener Ausklang der Reise.

Am Sonntag stand dann nur noch der Rückflug auf dem Programm. Es ging mit American via Phoenix und ohne Javier als Flugbegleiter, statistisch sollte ich den ja sowieso mein ganzes Leben nicht mehr in einem Flugzeug sehen müssen. Kurz nach 5 PM landete ich in Medford, fuhr auf dem Heimweg noch mal bei Walmart vorbei und kaufte mir neue Vorräte für den Truck und noch was zum Abendessen. Morgen war meine Beurlaubung zu Ende, mal sehen, wie es beruflich weiter ging.


Dieses Kapitel ist vermutlich das außergewöhnlichste, das ich je geschrieben habe. Mir ist schlicht und ergreifend damals meine Festplatte abgeraucht, auf der die Spielstände drauf waren. Aus verschiedenen Gründen habe ich mich gegen einen Cheatmod entschieden.

Neben der Tatsache, dass es ein „halbfertiges“ Profil war, was ich auch wieder so haben wollte mit entsprechenden Fähigkeitspunkten, habe ich auch die Gelegenheit genutzt, so lange der Aktionsradius kleiner ist, für die diversen Steam-Errungenschaften im Bereich der Originalmap schon mal ein gutes Fundament zu legen. So fehlten mir vor dem Crash in manchen Staaten nur noch 1 oder 2 besuchte Städte und das war alles wieder bei Null. Wenn ich gleich durch den ganzen Kontinent (Cheatmod original) oder zumindest wieder bis in den mittleren Westen (Punktzahl angepasst auf Stand vor dem Crash) fahren kann, dauert das deutlich länger.

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