Samstag, den 24. Oktober 2020, 3:30 am, PDT, Sacramento, CA:
Mein Wecker klingelte zu der Zeit, die bei mir üblich war, wenn ich zu Hause losfuhr. Heute machte ich ihn aber nicht so schnell aus, wie sonst. Normalerweise wollte ich Pam ja nicht wecken. Heute schon. „Was ist denn los?“, murmelte sie dann auch verschlafen. Jetzt machte ich den Wecker aus. Dann gab ich ihr einen Kuss auf die Wange. „Guten Morgen, Sweetheart. Es ist halb Vier. Wir müssen aufstehen.“ „Das ist ja noch früher, als am Montag in Sparks. Kann ich mir das nochmal überlegen?“ „Abgelehnt. Heute müssen wir ja auch Tim fertigmachen. Außerdem müssen wir auch noch zum Truck fahren.“ „Na gut.“, murmelte sie. Dann stand sie auf und stapfte ins Bad. Ich folgte ihr.
Während Pam zur Toilette ging, putzte ich mir die Zähne. Anschließend tauschten wir die Plätze. Danach nahm Pam das Waschbecken und ich ging unter die Dusche. „Wenn ich gleich erst noch die Haare föhnen muss, kommen wir gar nicht weg.“, meinte Pam nur dazu. „Ich mache mir gleich einen Pferdeschwanz, dann passt das wieder.“
Als wir im Bad fertig waren, zogen wir uns im Schlafzimmer an. Ich nahm, wie üblich die Fahreruniform, Pam zog eine Jeans und ein enges Top an. Darüber zog sie noch einen Pullover. „Je nachdem, wie warm du es im Truck hast, kann ich den Pullover drinnen ja ausziehen.“ Die nächste Frage wunderte mich erst: „Lasse ich Tim schlafen und wir tragen ihn? Normal schläft er ja auch länger.“ „Unser Sohn ist aber eigentlich kein Morgenmuffel.“ „Ich dachte nur.“ „Wenn er jetzt aufsteht, ist er aber heute Abend wenigstens richtig kaputt. Dann macht er vielleicht kein Theater, wenn es wieder nach Hause geht.“ „Könnte sein.“ „Ich mache uns Kaffee und was zu Essen fertig und du machst Tim fertig. Okay?“ „Also wecke ich ihn.“ „Wenn er hört, wo es gleich hingeht, ist er sowieso hellwach.“ „Okay.“
Ich ging in die Küche, wo ich dann Kaffee und was zu Essen für uns fertigmachte. Für Tim gab es dann Kakao, statt Kaffee. Ansonsten gab es dann Sandwiches. Für uns mit Wurst- und Käse-Aufschnitt, für Tim mit Nutella.
Ich war gerade fertig und hatte alles eingepackt, als Tim aufgeregt in die Küche rannte. „Ich darf bei Daddy im Truck mitfahren.“, rief er. „Guten Morgen, mein Großer. Ja, du darfst mit und Mami auch.“ Pam kam jetzt hinterher. „Du hattest recht.“, sagte sie lachend. „Erst murmelte er verschlafen, dass er noch weiterschlafen wollte. Als ich dann gesagt habe, was wir machen, ist er, wie von der Tarantel gestochen, aus dem Bett gehüpft.“ „Hast du was anderes erwartet?“ „Eigentlich nicht.“, lachte sie. Wir tranken dann noch in Ruhe einen Kaffee, danach machten wir uns auf den Weg.
Heute nahmen wir den Edge für den Weg zum Zentrallager, weil da ja auch der Kindersitz drin war. Dort angekommen, gingen wir zum Truck. Ich schloss auf und wir stiegen ein. Drinnen stellte ich die Systeme auf Arbeitszeit und das E-Log auf PTI. Dann sagte ich noch ein erstes Wort zu Tim: „Du musst heute genau das machen, was Mami oder ich dir sagen. Das ist wichtig. Wenn du das machst, kannst du später sicher wieder mal mitfahren. Wenn nicht, dann war das das erste und letzte Mal.“ Tim nickte artig. „Okay, Daddy.“
Da auf dem Hof gerade nichts los war, ließ ich Pam und Tim zugucken, wie ich die PTI machte. Tim erklärte ich dann kindgerecht, was ich da machte. Dann stiegen wir wieder ein. Zu Pam sagte ich: „Ich fahre nochmal zur Betriebstankstelle und tanke noch 50 Gallonen nach. In der Zeit solltet ihr beiden vielleicht nochmal zur Toilette gehen.“ Pam nickte. Tim hingegen beschwerte sich. „Ich muss gar nicht Pipi machen.“ „Wir gehen trotzdem.“, sagte Pam streng. Während die beiden dann weg waren, fuhr ich tanken. Anschließend stiegen Pam und Tim wieder ein.
„Sollen wir noch ein bisschen in Daddys Bettchen gehen? Ist doch noch dunkel draußen.“, fragte Pam. Tims Antwort war mir vorher klar. „Ich bin nicht müde. Will vorne bei Daddy bleiben.“ Wir packten den Kindersitz auf den Beifahrersitz und schnallten Tim dort an. „Dann geht Mami in Daddys Bettchen.“, sagte Pam und gähnte herzhaft. Sie ging nach hinten, zog den Pullover und die Jeans aus und legte sich hin.
Währenddessen fuhr ich auf die CA-99 S. Tim beobachtete interessiert wie ich fuhr. Bei den Anweisungen des Navis kicherte er. „Der Truck kann ja sprechen.“ „Ja, das macht er.“
Die nächsten drei Stunden fuhren wir dann immer weiter über die CA-99 in Richtung Süden. Im Gegensatz zu meiner Erwartung hielt Tim auch tapfer durch. Ich hatte damit gerechnet, dass ihm das nach ein, zwei Stunden langweilig würde. Er guckte mir aber immer noch interessiert zu und guckte auch viel nach draußen, als es hell wurde. Vielleicht war es aber auch gerade deswegen spannend für ihn, weil er dieses Jahr ja überwiegend mit Pam zu Hause war und kaum rauskam.
Pam schlief dann nochmal bis etwa acht Uhr. Danach begann sie dann damit, uns mit Frühstück zu versorgen. In meiner Mikrowelle konnte sie ja sogar Tims Kakao nochmal aufwärmen.
An der Ausfahrt 147, zwischen Madera und Fresno, verließen wir dann den Highway. Dann ging es über die Avenue 9 zum Highway 41. Über den dann in südliche Richtung nach Fresno. Über die Herndon Avenue und Blackstone Avenue ging es dann zur N Abby Street, an der die Costco Niederlassung lag.
Nun wunderten sich meine Beifahrer über die Ansagen des ORBCOMM. Zuerst kam natürlich wieder: „Der Anlieferort wurde geändert.“, was Pam erschreckte. „Keine Panik. Das System hat mir nach Abgleich mit dem Kunden das Tor angegeben, an welches der Trailer soll. So brauche ich hier keinen Kontakt aufnehmen.“ „Ich dachte schon, wir müssten jetzt woanders hin.“, sagte Pam. „Das habe ich beim ersten Mal auch gedacht.“ Kurz darauf kam: „Anschlussfracht wird angefordert.“ „Was war das jetzt?“ „Über die Ortungsfunktion vom ORBCOMM merkt das System, dass wir gleich da sind. Jetzt ruft das System den nächsten Auftrag ab. Wenn noch kein Auftrag im System ist, bekommt der Dispatcher eine Push Meldung, dass gleich ein Fahrzeug ohne Auftrag ist.“ „Aha.“ „Neuer Auftrag eingegangen.“ „Jetzt war ein Auftrag im System, den ich jetzt anzeigen lassen kann. So weiß ich, kurz bevor ich da bin, ob ich hier einen Trailer abfordern muss, oder ob ich woanders einen bekomme.“ „Nicht schlecht.“ „Andere Systeme haben einen Signalton dafür, ORBCOMM labert einen zu.“ „So redet wenigstens jemand mit dir.“ „Wenn ORBCOMM und Navi aber gleichzeitig labern, verstehst du manchmal gar nichts mehr.“ „Okay.“ „Tim. Du gehst jetzt zu Mami nach hinten in den Sleeper. Muss ja nicht jeder sehen, dass ich noch mehr Leute mit auf das Betriebsgelände nehme.“ Pam holte Tim nach hinten, der erst protestieren wollte, dann aber von Pam daran erinnert wurde, dass er machen sollte, was wir ihm sagen. „Mach doch auf meinem Fernseher ein Kinderprogramm an. Dann ist er abgelenkt.“ „Gute Idee.“

Ich fuhr nun beim Costco aufs Gelände und sattelte den Trailer am genannten Tor ab. Dann schaute ich mir den nächsten Auftrag an:
PICKUP: CAFAT
MARKET: SUC2985
GATE: 04
TRAILER: RE116030
FREIGHT: USED PACKAGING
WEIGHT: 29,079 LB
DROP: EST-CAFAT
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-DSN
„Wie geht’s weiter?“, fragte Pam neugierig von hinten. „Ich darf noch ein wenig City Trucker spielen. Es gibt Altverpackungen von einem Walmart Supercenter in der Nähe zum Außenlager Fresno.“ „Ich dachte, es geht jetzt nach Hause.“, sagte Pam skeptisch. „Das Supercenter ist nur eineinhalb Meilen von hier. Das Außenlager ist im Süden von Fresno. Wahrscheinlich geht es gleich von dort aus nach Hause. Damit ich jetzt nicht leer fahre, nehme ich den Trailer mit.“ „Ach so.“
Pam und Tim blieben gleich hinten. Ich fuhr über die Blackstone Avenue zurück zur Herndon Avenue. Von dieser ging es auf die N Ingram Avenue, an der das Supercenter lag.
Dort sattelte ich am Tor 4 den Trailer mit den Altverpackungen auf und erledigte die Trailer PTI. Diesmal ohne Zuschauer, da hier jederzeit jemand kommen konnte. Anschließend machte ich mich auf den Weg zum Außenlager.
Da es Tim jetzt wohl doch erstmal spannender fand, Zeichentrickfilme zu gucken, räumte Pam den Kindersitz nach hinten und setzte sich auf den Beifahrersitz. „Jetzt leiste ich dir etwas Gesellschaft.“, sagte sie grinsend. „Okay. Pass aber ein bisschen auf, was unser Rabauke da hinten macht.“ „Das ist ja klar.“
Wir fuhren jetzt erstmal zurück zur CA-41, über die es dann durch die Stadt ging. Südlich von Downtown Fresno ging es dann noch ein Stück auf der CA-99 nach Süden.
Dort, wo die Truckstops in Fresno waren, verließ ich dann den Highway und fuhr zur Maple Avenue. Über diese ging es dann zum Außenlager. Auch jetzt kamen wieder die üblichen Meldungen vom ORBCOMM. Als ich meine Torzuweisung sah, sagte ich: „Jetzt bekommt ihr noch was von meinem fahrerischen Können geboten. Der Trailer muss in die hinterletzte Ecke des Hofs.“ Kurz vor der Einfahrt verschwand Pam aber wieder nach Hinten. Der Sicherheitsdienst musste auch nicht unbedingt mitbekommen, dass wir zu Dritt hier waren. Auf dem Hof kamen die Beiden dann aber nach vorne.
Ich zeigte Pam, wo ich hinmusste, dann rangierte ich den Trailer über die „blind side“ in die Ecke. Pam war tief beeindruckt. „Ich wusste gar nicht, dass du so gut fahren kannst.“ „Inzwischen ist das Routine. Die Altverpackungen müssen meist da in die Ecke. Dort wird das Zeug gelagert, bis es von den Herstellern abgeholt wird.“ „Ich wusste ja gar nicht, wieviel Müll ihr durch die Gegend fahrt.“ „Einerseits ist es Schwachsinn. Andererseits fahren wir so wenigstens nicht leer wieder zu den Lägern zurück.“
Nun sah ich mir den nächsten Auftrag an:
PICKUP: EST-CAFAT
GATE: 05
TRAILER: RE119367
FREIGHT: FURNITURE
WEIGHT: 33,515 LB
DROP: COW-CAFAT
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-DSN
„Was soll das denn jetzt?“, entfuhr es mir. „Was ist denn?“, fragte Pam. „Wir sollen jetzt von hier aus mit Möbeln wieder durch die Stadt zu dem Costco, wo wir vorhin schon waren.“ „Wieso das denn?“ „Keine Ahnung. Seid mal leise. Ich rufe mal Danny an und frage ihn was das soll.“ Mein Handy koppelte sich ja automatisch mit der Freisprecheinrichtung. Daher konnten die beiden jetzt mithören. „Hey Steve. Was gibt’s?“, meldete sich Danny. „Hallo Danny. Ich wollte mal wissen was das heute soll.“ „Was meinst du?“ „Nachdem ich gestern schon viermal umgesattelt habe, schickst du mich heute nach Fresno und missbrauchst mich hier als City Trucker. Soll ich jetzt hier meine Fahrzeit aufbrauchen? Ich war letztes Wochenende schon draußen.“ „Hey, hey. Entspann dich mal. Mach hier nicht die Welle.“, sagte Danny ungehalten. „Ich will einfach nur eine Ladung nach Hause und dann ist gut.“ „Kann ich zaubern? Keela hat dich gestern für Fresno eingeteilt, ohne eine Rückladung zu haben. An dem Status hatte sich heute Vormittag nichts geändert. Ich habe mir vorhin schon ein Bein ausgerissen, um eine Ladung vorzuziehen, die erst nächste Woche raussollte. Die war aber heute Vormittag verständlicherweise noch nicht geladen. Bevor du nun stundenlang in Fresno rumstehst und wartest wollte ich dich lieber noch etwas Geld verdienen lassen.“ „Geld verdienen.“, plapperte Tim nun nach. „War das gerade eine Kinderstimme?“, fragte Danny. „Ja.“, gab ich kleinlaut zu. „Jetzt verstehe ich.“, sagte Danny nun. „Du hast heimlich Frau und Kind mitgenommen und nun Panik, dass ihr nicht zurück nach Sacramento kommt.“ „Genau.“ „Eigentlich müsste ich das jetzt Charlie melden.“, sagte Danny. „Momentan ist das noch weniger gerne gesehen, als sonst schon.“ „Marc hat Keela doch auch schon…“ „Marc ist selbstständig. Wen er wann mitnimmt, geht uns gar nichts an. Das muss er selbst mit seiner Versicherung ausmachen. Wenn euch jetzt was passiert, sind Pamela und Tim nicht versichert. Hast du da mal dran gedacht?“ „Nicht wirklich.“ „Ich weiß selber, dass es für kleine Jungs das Größte ist, beim Vater mitzufahren. Das ist auch kein Problem, wenn du uns, zum Beispiel in den Schulferien fragst. Wobei das aktuell natürlich noch wieder anders aussieht.“ „Und jetzt?“ „Früher hätte ich das rigoros gemeldet. Seitdem ich mit Gina zusammen bin und selbst merke, wie man seine Partnerin vermisst, wenn sie unterwegs ist, kann ich das nachvollziehen. Deshalb drücke ich jetzt mal ein Auge zu. Ich weiß einfach von nichts.“ „Okay.“ „Damit du dich jetzt entspannen kannst. Bei Costco steht gleich ein Container mit Bürobedarf für die Beazer Homes Niederlassung in Stockton. Neutral über Sam’s Club. Wenn ihr gleich da seid, kannst du den mitnehmen. Bis jetzt habe ich nichts von Stockton. Falls ich bis Nachher nichts bekomme, fährst du dann Bobtail von Stockton nach Hause. Das ist die weitere Planung für dich.“ „Ist bei einer Baufirma am Samstag überhaupt wer?“ „Normal nicht. Das sind alles so Sachen, die ich mal so nebenher noch organisiert habe. Deine ORBCOMM Unit schickt mir nachher automatisch ein Signal, wenn ihr Manteca passiert. Dann sage ich dem Sicherheitsdienst von Beazer Homes Bescheid, dass du kommst. Der lässt dich dann dort absatteln. Die Quittung bekomme ich dann kommende Woche per Mail. Sei froh, dass ich einen Kumpel habe, der bei Beazer, Stockton im Management sitzt.“ „Okay. Danke, Danny.“ „Dann mach mal weiter. Grüße deinen Sohn und deine hübsche Frau.“ „Die hübsche Frau hat das gehört.“, sagte Pam lachend. „Grüße deine hübsche Freundin von uns.“ „Richte ich aus. Adíos.“, Danny legte auf.
„Da Danny nichts weiß, geht wieder nach Hinten, während ich aufsattele.“ „Okay, Darling.“ Pam und Tim gingen in den Sleeper zurück und ich fuhr an Tor 5 und nahm den Trailer auf. Dann folgte die nächste PTI. Anschließend fuhr ich wieder zurück zum Costco.

Während der Fahrt kam Pam wieder nach vorne, während Tim wieder Kinderfernsehen schaute. Dabei holte sie das Handy raus und tippte auf dem Smartphone herum. „Was machst du denn da?“, fragte ich sie. „Ich habe vorhin zwischendurch ein paar Fotos von Tim auf großer Fahrt gemacht. Die schicke ich gerade Mom nach San Diego.“ „Falls du auf die Idee kommst, die auch an meine Mutter zu schicken, dann schreibe ihr aber, dass sie die nicht Dad zeigen soll. Du hast ja gehört, was Danny eben gesagt hat. Mein Boss sollte also nicht wissen, dass ihr heute mitfahrt.“ „Hätte ich geahnt, dass das nicht erlaubt ist, wären wir auch zu Hause geblieben.“ „Du hast ja gehört, dass ich dann fragen muss. Vielleicht gibt es dann eine Zusatzversicherung.“ „Da kannst du dich dann schlau machen, wenn es nochmal in Frage kommt.“
Beim Costco angekommen, verschwand Pam wieder im Sleeper. Ich konnte den Trailer an Tor 3 ansetzen. Nun schaute ich mir den von Danny beschriebenen Auftrag an:
PICKUP: COW-CAFAT
GATE: 04
TRAILER: CT7480
FREIGHT: OFFICE SUPPLIES
WEIGHT: 14,400 LB
DROP: BZH-CASCK
PRIORITY: STANDARD
WAT-CASAC-DSN
Bei dem Gewicht hatte ich mit einem 20 Fuß Container gerechnet. Es stand aber ein 40 Fuß Container auf dem Chassis. Entweder waren es eher Büromöbel, als Papier, oder der Container war nicht sonderlich voll. Beim Blick in den Container stellte sich heraus, dass beides stimmte. Es waren überwiegend verpackte Büromöbel, aber auch noch Bürobedarf. Die Papiere von Sam’s Club waren auch im Container. Ich vermutete aber, dass denen bei Costco der Handel mit Walmart uns Sam’s Club wichtiger war, als uns den Kunden abspenstig zu machen, der sicherlich nicht mit dem Umsatz mithalten konnte, den wir bei Costco generierten.
Nachdem ich die PTI erledigt hatte und wieder einstieg, fragte mich Pam: „Musst du eigentlich keine Pause machen?“ „Gut, dass du es sagst.“, erwiderte ich. „Die machen wir jetzt.“ „Wo denn?“, fragte Pam. „Gibt es hier einen Truckstop?“ „Leider nein. Dann müssten wir wieder in den Süden von Fresno zurück.“ „Das ist auch Quatsch. Dann fahre nochmal zu dem Supercenter, wo wir vorhin waren. Ich meine, da hätte ich was gesehen, als wir da reingefahren sind.“ „Okay.“
Gesagt – getan. Ein paar Minuten später waren wir wieder am Supercenter. Dort parkte ich den Truck aber diesmal am Straßenrand, ohne auf das Gelände zu fahren. Dann gingen wir dort hinein. Im Supercenter selbst gab es einen kleinen McDonalds, in den Nebengebäuden auf dem Parkplatz gab es noch etwas mehr. Hier hatten wir die Wahl zwischen einem weiteren McDonalds und einer Taqueria. Pam und ich hätten alleine sicher die Taqueria gewählt. Dort hatte man aber leider kein Kindermenü auf der Karte. Also musste das Restaurant mit dem goldenen M herhalten.
Nach dem Essen blieben Tim und ich noch etwas da, wobei Tim die Spielecke unsicher machte. Pam ging in der Zeit ins Supercenter und kaufte schonmal für uns ein. Anschließend holte sie uns ab. Nachdem wir noch schnell die Toiletten benutzt hatten, konnten wir uns endlich auf den Weg in Richtung Heimat machen.

Für die nächste Etappe kam dann der Kindersitz wieder auf den Beifahrersitz und Tim wurde wieder angeschnallt. Pam machte es sich stattdessen im Sleeper gemütlich. Dann startete ich den Truck und fuhr auf die Herndon Avenue zurück. Auf dieser fuhr ich dann sechseinhalb Meilen in Richtung Westen, dann hatten wir den Golden State Highway erreicht.
Die nächsten zwei Stunden ging es nun über die CA-99 in Richtung Norden. Überraschenderweise machte das dem Kleinen gar nichts aus. Keine Fragen, wann wir denn da sind und auch keine Äußerungen, dass ihm Langweilig wäre. Er guckte genau, was Daddy machte und schaute auch interessiert nach draußen. Wenn wir dann ab und zu mal einen anderen Truck überholten, schaute er dahin und winkte den anderen Fahrern. Schließlich erreichten wir Stockton. Pam machte im Sleeper wieder Kinderfernsehen an und holte Tim nach hinten.
An der Ausfahrt 252A verließen wir die CA-99 und tauschten diese gegen die Mariposa Road. Am Ende der Straße mündete sie auf dem E Charter Way, an dem dann auch Beazer Homes lag. Der Mann vom Sicherheitsdienst stand schon am Tor und wartete auf uns.

„Hallo.“, grüßte er knapp. „Bringst du den Bürobedarf?“ „Richtig.“ „Okay. Stell den Trailer dann bitte da hinten unter das Abdach, neben den anderen Truck.“ „In Ordnung.“ Ich setzte den Trailer an seinen Platz und sattelte ab.

Dann stand die nächste Anweisung im System:
PICKUP: BZH-CASCK
TRAILER: —
FREIGHT: —
WEIGHT: 0,0 LB
DROP: CST-CASAC
PRIORITY: STANDARD
REMARKS: COME HOME AND DO YOUR RESET
WAT-CASAC-DSN
Okay. Danny hatte nichts mehr bekommen. Es ging also Bobtail nach Sacramento. Es ging dann zurück auf die Straße und dann nach einer halben Meile rechts in den S Wilson Way. Von dieser ging es auf die CA-4 E, die uns zurück zum Golden State Highway führte. Über den ging es dann zurück nach Sacramento.
Nun blieb Tim hinten und Pam kam auf den Beifahrersitz. Dabei gab sie mir schnell einen Kuss auf die Wange. „Endspurt für diese Woche.“, sagte ich. „Wird auch Zeit.“, sagte Pam lächelnd.
Eine halbe Stunde später sagte sie: „Tim ist eingeschlafen.“ „War auch ein langer Tag für den Kleinen.“ „Stimmt.“, sie machte noch ein Foto von dem Kleinen.
Schließlich erreichten wir Sacramento und fuhren zum Zentrallager. Dort stellte ich den Kenworth auf den Zugmaschinenplatz, der schon gut gefüllt war. Es war dann 5:45 pm, als ich die Systeme auf „Reset“ stellte.
„Hast du nicht gesagt, wir wären am Nachmittag wieder da?“, fragte Pam. „Da wusste ich ja auch nicht, dass wir in Fresno noch die große Stadtrundfahrt machen mussten.“ „Okay. Das stimmt.“ Während ich den letzten Papierkram erledigte, packte Pam schon unsere Sachen zusammen. Dann weckte sie Tim.
Schließlich hatten wir alles im Auto und fuhren nach Hause. Gut, dass Pam heute Mittag schon eingekauft hatte. So brauchten wir das jetzt nicht mehr machen. Tim war so kaputt, dass er auf dem kurzen Stück nach Hause im Kindersitz wieder eingeschlafen war.
Zu Hause angekommen, legte Pam den Kleinen auch gleich ins Bett. „Wenn er noch Hunger bekommt, dann meldet er sich nachher schon.“ Ich räumte die Einkäufe weg, danach ging ich schnell unter die Dusche.
Als ich frisch geduscht ins Wohnzimmer kam stand eine offene Flasche Wein auf dem Wohnzimmertisch. Außerdem hatte Pam uns noch ein paar Sandwiches als Abendessen dazu gestellt. „Wieviel Restzeit hattest du denn die Woche noch?“, fragte sie mich dann. „Etwas über eine Stunde.“ „Das ist nicht viel.“, stellte sie fest. „Kein Wunder. Nächste Woche ist Halloween, dann kommt der November mit Thanksgiving und Black Friday. Danach geht es mit Riesenschritten auf Weihnachten zu. Wir haben reichlich zu tun.“ „Tja. Im Einzelhandel ist nun die heiße Zeit des Jahres.“
Nach dem Essen kuschelte sich Pam an mich. „Es war aber trotzdem schön, heute bei dir zu sein.“ „Fand ich auch.“ „Ich bin aber auch ziemlich müde.“, stellte sie fest. Wir machten uns dann einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher. Tim kam auch nicht mehr aus seinem Zimmer. Er schlief durch.
Sonntag, den 25. Oktober 2020, 7:15 am, PDT, Sacramento, CA:
„Daddy, wach werden.“, war mal wieder das Erste, was ich an diesem Morgen hörte. Ich blinzelte und machte die Augen sofort wieder zu. Tim hatte die große Schlafzimmerlampe angemacht. Entsprechend hell war es im Zimmer. Nun versuchte ich so zu tun, als würde ich noch schlafen. Das Ergebnis war, dass Tim noch heftiger an mir rüttelte und irgendwann auf mich drauf kletterte. Er wusste genau, dass er meistens Erfolg hatte, wenn er mir mit seinen Händen im Gesicht herumpatschte. Auch heute gab ich dann auf und öffnete die Augen. „Was willst du, Tim?“, murmelte ich. „Du sollst aufstehen.“, sagte der Kleine fordernd. „Und dann?“, fragte ich schläfrig. „Wieder Truck fahren.“ „Das darf ich heute gar nicht. Erst morgen wieder.“ Tim zog eine Schnute. Einen Moment später forderte er: „Dann eben spielen kommen.“ „Muss das sein?“ „Muss sein. Mir ist langweilig.“ „Kannst du nicht alleine spielen?“ „Nein.“, sagte er trotzig. „Mami sagt immer, wenn Daddy zu Hause, dann spielt mit mir.“ „Na, wenn Mami das sagt…“ Ich schaute kurz zu Pam, die aber noch schlief, oder sich ebenfalls schlafend stellte. „Na gut, du Quälgeist.“ „Sagt Mami auch.“, erwiderte Tim, was mir ein Grinsen entlockte. Ich folgte Tim ins Kinderzimmer und machte das Licht im Schlafzimmer wieder aus.
Kurz vor Neun kam Pam dann ins Kinderzimmer. „Guten Morgen, Jungs.“, sagte sie zur Begrüßung. „Was macht ihr denn hier?“ „Ich darf mit den Bauklötzen Türme bauen und Tim fährt sie dann mit seinen kleinen Autos um. Dann muss ich wieder neu bauen.“ „Ist ja spannend.“, lachte Pam. „Wo hat Tim bloß diese Zerstörungswut her?“ „Das fragst du mich? Du bist die ganze Woche mit ihm zusammen.“ Pam lachte herzhaft und gab uns beiden einen Kuss. „Hat Tim was von gestern erzählt?“ „Er redet von nichts anderem. Die meisten Türme werden auch mit dem Daddy Truck umgefahren.“ „Lasst das bloß nicht Grandpa Frank sehen.“ „Meinst du er nimmt Tim dann den Truck weg?“, fragte ich lachend. „Wer weiß. Mach das aber bitte nicht mit dem großen Truck nach.“ „Okay, versprochen.“ „Ich mache dann mal das Frühstück fertig.“ Sie ging wieder.
Eine halbe Stunde später saßen wir am Frühstückstisch. Tim bekam ein Schälchen Cheerios und einen Kakao. Für uns hatte Pam herzhafte Bagels aufgebacken. Außerdem hatte sie ein paar Streifen Bacon gebraten und Eier gekocht. Neben dem Bacon und den Eiern hatte sie noch Käse, Frischkäse und Lachs auf dem Tisch, mit dem wir die Bagels belegen konnten. Dazu gab es natürlich Kaffee für uns.
Während dem Frühstück erzählte uns Tim die ganze Zeit vom gestrigen Tag. Ich war überrascht, was er sich alles gemerkt hatte und was ihm aufgefallen war. Wenn er weiter diese Begeisterung haben würde, dann bekämen wir die nächste Generation in der Familie, die Trucks fuhr. Wenn ich so darüber nachdachte, war es dann vielleicht gut, dass er jetzt die Begeisterung für meinen Job hatte und nicht für meinen früheren Job. Bis er sich für einen Job entscheiden müsste, würde aber noch reichlich Wasser den Sacramento River herunterfließen.
Nach dem Frühstück räumten Pam und ich gemeinsam den Tisch ab. Danach zog ich mir die Sportsachen an und ging ein Stündchen laufen. Als ich zurück war, ging ich dann unter die Dusche.
Ich kam gerade aus der Dusche und trocknete mich ab, als Pam ins Bad kam. „Da komme ich ja genau richtig.“, sagte sie und zog mir das Handtuch weg. „Sweetheart. Tim ist nebenan.“ „Der ist beschäftigt. Er spielt gerade schön.“, sagte sie und umarmte mich. Mehr konnte ich auch nicht mehr sagen, da mir ein langer Kuss von ihr die Möglichkeit nahm, was zu erwidern. Danach sagte sie: „Ich muss das ja ausnutzen, dass du mal da bist.“ Ich betrachtete sie nachdenklich. „Stört es dich, dass ich so viel unterwegs bin?“, fragte ich sie dann. „So meinte ich das nicht.“, antwortete sie. „Du hast den Job ja für mich angenommen. Ich meinte eher, wenn ich dich hier habe, muss ich jede Gelegenheit ausnutzen.“ „Ich hab halt immer Angst, dass ich dir zu viel unterwegs bin.“ „Klar. Regionalverkehr wäre für mich schöner. Aber wenn du die ganze Zeit nur Nordkalifornien fahren würdest, wärst du den Job sicher auch schnell leid. Die Bilder die du mir aus Utah und Colorado gezeigt hast, waren schon toll. Selbst die Bilder aus Oregon waren schön. Im Vergleich dazu sind Kalifornien und Nevada stinklangweilig. Ich möchte ja, dass dir dein Job auch Spaß macht. Solange du die Wochenenden zu Hause bist, ist alles okay.“ „Na ja. Ich hatte dieses Jahr auch schon zwei Wochenenden außerhalb. Wobei wir Glück hatten, dass du das zweite Wochenende bei mir warst.“ „Solange das Ausnahmen bleiben.“ Sie betrachtete mich nochmal von oben bis unten, wie ich nackt vor ihr stand. „Das hier gebe ich doch nicht auf.“ Sie blickte mich verführerisch an und gab mir einen weiteren langen Kuss.
Schließlich war ich doch dazu gekommen mir was anzuziehen und wir gingen zu Tim. Wir entschieden uns gemeinsam für ein Spiel, was wir zusammen machen wollten. Während Pam und Tim das Spiel dann zusammen aufbauten, füllte ich die Waschmaschine mit meiner Arbeitswäsche und schaltete sie ein. Danach spielten wir zusammen, bis Pam sich schließlich um das Mittagessen kümmerte. Bis das fertig war, spielte ich alleine mit Tim.
Als Mittagessen gab es heute eine mexikanische Pozole, die Pam nach einem Rezept ihrer Großmutter machte. Ich hatte schon früh gelernt, dass man, wenn man mit Pam zusammen sein wollte, unbedingt auch auf scharf gewürzte Gerichte stehen sollte. Zum Glück hatte ich da kein Problem mit. Ich liebte scharfes Essen. Auch Tim hatte wohl noch genug mexikanisches Blut, dass ihm das schmeckte und ihm nicht zu scharf war. Als Nachtisch gab es anschließend noch Eiscreme. So wurden die Geschmacksnerven wieder besänftigt.
Da schönes Wetter war, gingen wir am Nachmittag mal vor die Tür. Wir gingen dann mit Tim zum Spielplatz im Rainbow Mini Park an der 41. Avenue, Ecke Martin Luther King Jr. Boulevard. Im Gegensatz zu der Spielecke in unserem Garten konnte Tim hier auch noch klettern und rutschen. Es waren dann auch noch ein paar Kinder in Tims Alter da. So hatte er auch endlich mal gleichalterige Spielkameraden. Das Risiko war auch aktuell noch einigermaßen akzeptabel. Einen der anderen Väter kannte ich sogar vom Sehen. Er arbeitete in unserem Zentrallager.
Unter Wahrung des Abstands kamen wir mit ihm und seiner Frau ins Gespräch. „Was macht ihr denn nächste Woche mit eurem Sohn zu Halloween?“, fragte er uns. „Dieses Jahr noch gar nichts.“, antwortete Pam. „Tim ist da sowieso noch etwas zu klein für. Ich werde aber Süßigkeiten für andere Kinder dahaben, die „Süßes oder Saures“ verlangen.“ „Noah ist ja etwa in Tims Alter. Da werden wir auch noch nichts machen. Sein Bruder Jacob ist drei Jahre älter. Der möchte mit seinen Freunden losziehen. Ich weiß nicht, ob das so gut ist.“ „Wir gehen nur mit Maske an die Tür, um andere Kinder zu schützen.“, sagte Pam. „Ich weiß nur nicht, was andere Leute machen.“ „Wenn alle so denken wie ihr, wäre das gut. Glauben tue ich das aber nicht.“ „Verbieten halte ich auch nicht für richtig.“, sagte Pam. „Dann gehen sie vielleicht heimlich. Redet mit Jacob und erklärt ihm, dass er vorsichtig sein muss.“ „Wir versuchen es.“
Der Nachmittag verging dann auch wie im Flug. Als wir nach Hause gingen, wollte Tim natürlich erst nicht gehen. Er kam dann aber, ohne allzu viel Theater zu machen, mit. Zu Hause angekommen, machte Pam dann das Abendessen fertig, was aus dem Rest Pozole und ein paar Sandwiches bestand.
Nach dem Essen spielte ich noch ein Stündchen mit Tim, danach machte ich ihn langsam bettfertig. Nach der Hälfte der Gutenachtgeschichte war er dann bereits eingeschlafen. Pam und ich gingen anschließend auch schnell ins Bett, wo wir noch ein paar Zärtlichkeiten austauschten. Schließlich musste ich aber schlafen. Mein Wecker würde wieder zeitig klingeln.
