27. Wieder Umleitung – CDFA Kontrollen – Halloween und Día de Muertos

Montag, den 26. Oktober 2020, 3:30 am, PDT, Sacramento, CA:

Wie üblich, wenn es von zu Hause losging, klingelte der Wecker um halb Vier. Ich machte ihn schnell aus, um Pam nicht zu wecken und ging leise ins Bad. Nach dem Komplettprogramm mit Dusche und Rasur ging ich wieder ins Schlafzimmer um mich anzuziehen. Meine Tasche hatte ich bereits gestern Abend mit frischen Klamotten gefüllt. Nachdem ich in der Küche die Kaffeemaschine in Gang gesetzt hatte, ergänzte ich den Inhalt der Tasche mit frischen Lebensmitteln für den Vorrat im Truck. „Gut, dass Tim noch schläft.“, dachte ich, während ich den ersten Kaffee trank. „Sonst gäbe es hier wieder Drama, weil er wieder mitfahren möchte.“ Dabei hatte er sich am Samstag wacker geschlagen. Kein „Sind wir bald da?“, oder „Mir ist langweilig“. Ganz im Gegenteil. Wenn er nicht so müde gewesen wäre, hätte er noch ein paar Stunden durchgehalten. Mal abwarten, ob es so blieb.

Mit meinem alten Focus fuhr ich dann zum Zentrallager, wo ich dann pünktlich eintraf. Um fünf Uhr war ich startklar und konnte mit der PTI beginnen. Dabei füllte ich dann auch direkt etwas Öl und Wasser auf. Nachdem alles erledigt war, schaute ich im System nach dem ersten Auftrag dieser Woche:

PICKUP: CST-CASAC
GATE: 08
TRAILER: DV119707
FREIGHT: PACKAGED FOOD
WEIGHT: 39,662 LB
DROP: 711-NMTCC
PRIORITY: URGENT

WAT-CASAC-DSN

Ich war überrascht, dass ich ausnahmsweise mal nicht zum Außenlager musste. Ansonsten konnte ich nur sagen, dass ich nicht viel weiter nach Osten konnte, als bei diesem Auftrag. Ein paar Meilen weiter und ich wäre nicht in Tucumcari, sondern in Texas, was aber aus dem Osten bedient wurde. Damit stand die Woche auch so ziemlich fest. Schließlich brauchte ich mehr als zwei Tage, um nach Tucumcari zu kommen. Als erstes fuhr ich aber an die Betriebstankstelle und füllte nochmal 50 Gallonen nach. So reichte mein Sprit bis nach Arizona. Anschließend sattelte ich an Tor 8 den 48 Fuß Dry Van auf, der für den Supermarkt des Wettbewerbers geladen war. Mit einem Grinsen stellte ich dabei fest, dass ich wohl wieder einem Filialleiter erhöhten Blutdruck verpassen würde. Einmal mehr gab es keinen neutralen Trailer für 7Eleven. Es war dann bereits viertel vor Sechs, als ich schließlich das Gelände des Zentrallagers verließ.

Über die 47th Avenue ging es dann zur CA-99 S in Richtung Fresno. Dann beschleunigte ich den Zug auf 56 mph und legte den Tempomat ein. Für die nächsten Stunden konnte ich nun dahinrollen. An diesem Vormittag lief es dann auch nahezu perfekt. Zwischen Stockton und Modesto war der Verkehr etwas dichter. Montagmorgen Berufsverkehr halt. Trotzdem konnte ich weitgehend im Tempomat dahinrollen. Danach ging es erstmal wieder, bis ich Fresno erreichte. Auch hier war es normal, dass der Verkehr etwas zunahm. Aber auch hier waren keine größeren Behinderungen. So konnte es von mir aus weitergehen.

270 Meilen, nachdem ich in Lemon Hills auf die CA-99 gefahren war, wechselte ich dann bei Bakersfield auf die CA-58 E in Richtung Mojave. Da es bereits elf Uhr durch war, entschloss ich mich, am 24 Seven Travel Plaza, Bakersfield meine Pause zu machen. Gegen halb Zwölf hatte ich den Truck dann geparkt und den Motor abgestellt. Als nächstes rief ich Pam an. „Hallo Darling.“, begrüßte sie mich. „Wo fährst du denn hin?“ „Du kannst dir für diese Woche schon mal deinen Hausfreund bestellen. Vor Samstag wirst du mich wohl nicht mehr sehen. Ich muss in den Osten von New Mexico. Ein paar Meilen weiter und ich wäre in Texas.“ „Dann brauchst du wenigstens nicht so oft die Auflieger tauschen.“ „Da hast du recht. Lass uns lieber heute Abend weitersprechen. Ich wollte noch was essen gehen.“ „Mach das. Ich liebe dich.“ „Ich dich auch.“

Im Indian Oven bestellte ich mir dann eine Portion Chili Chicken, was von der Schärfe auch was für die Mexikanischen Gaumen von Pams Familie wäre. Trotzdem war es nicht verwürzt, sondern richtig lecker. Um zwölf Uhr fuhr ich dann gesättigt weiter.

Ich fuhr zurück auf die CA-58 E und kam nun in die Wüste. Nun bekam der Kenworth auch wieder mehr zu tun. Anstelle der topfebenen Strecke auf der CA-99 hatte ich nun hügeliges Terrain vor mir. Das Meiste konnte ich aber im zehnten Gang passieren. Nur der Durchschnittsverbrauch wurde wieder etwas schlechter.

Auf den letzten Meilen vor Barstow nahm der Funkverkehr auf Kanal 19 wieder zu. Ich stellte das Funkgerät etwas lauter. „…hat es mal wieder einer geschafft, seinen Truck quer auf die I-15 zu legen…“ „Schneider oder Swift?“ „Weder, noch. Wenn ich das richtig gesehen habe, war das ein Mexikaner.“ „Wahrscheinlich hatte der nicht genug Blut im Tequila.“ „An solchen Spekulationen beteilige ich mich nicht.“ „Wo ist denn die Sperrung?“ „Direkt nach dem Abzweig zur CA-58 in Richtung Norden.“ „Das ist nicht gut. Wie war noch die Durchfahrtshöhe an der Brücke zwischen Lenwood und Barstow?“ „10 Fuß.“ „Mist. Bei 13 Fuß komme ich noch durch. Niedriger geht nicht.“ „Vergiss es. Mit 11 Fuß Höhe kommst du vielleicht gerade noch durch, wenn du die Federung ganz runterlässt. 13 Fuß kannst du knicken.“ „Okay. Dann fahre ich auf einen Truckstop und mache Feierabend.“

Ich drehte den Funk wieder leiser. Das hatte mir auch noch gefehlt. Immer, wenn ich glaubte, es lief alles wunderbar, kam so ein Mist. Ein Blick auf das E-Log sagte mir, dass ich noch gute drei Stunden fahren konnte. Der Blick auf die Uhr sagte mir, dass es gerade 2 pm durch war. „Auch das noch.“, stöhnte ich. Jessy war seit ein paar Minuten im Dienst. Es half ja nichts. Ich wählte die Nummer der Dispatch an. Wenigstens war die Übergabe schon erledigt. „Hallo Steve. Was gibt’s?“, fragte Jessy sogar einigermaßen freundlich. „Hallo Jessy. Leider habe ich schlechte Nachrichten für dich. Die Interstate 15 ist bei Barstow wieder genau in dem Bereich gesperrt, wo man mit dem Truck nicht vorbeikommt.“ „Warum passiert sowas eigentlich immer, wenn ich Dienst habe?“, fragte Jessy. Dabei blieb sie erstaunlich ruhig. „Warte mal. Ich schaue mal im Computer…“, ich hörte sie auf der Tastatur rumklappern. „…hier habe ich die Info. Vollsperrung der Interstate 15. Sperrung bis auf Weiteres. Dann müssen wir wohl umfahren. Wieviel Zeit hast du noch?“ „Drei Stunden.“ „Dann macht stehenbleiben auch keinen Sinn. Nicht bei der Strecke, die du hast. Empfohlene Umleitung für Trucks in Richtung Albuquerque geht über San Bernadino und Phoenix. Dann wieder auf Flagstaff.“ „Okay. Ich vermute mal, dass ich bis nach Palm Springs komme, wenn ich so fahre.“ „Dann mach das. Ich trage das hier ein.“ „Danke Jessy. Übrigens, Kompliment, dass du so ruhig geblieben bist.“ „Ändert doch nichts, wenn ich mich jetzt aufrege.“ „Das kenne ich aber auch anders von dir.“ „Ich hatte ein klärendes Gespräch mit Dad. Er hat mir klar gesagt, dass ich, wenn ich mich nicht ändere, bald keinen Job mehr habe. Er könnte nicht ewig die Hand über mich halten.“ „Verstehe.“ „Wenn ich den Job verliere, nimmt mich keiner mehr als Dispatcher.“ „Könnte sein.“ „Okay, du weißt Bescheid.“ „Weiß ich. Dir eine schöne Schicht.“ „Danke.“ Sie legte auf. Ich war immer noch überrascht. Meine kleine Schwester war offensichtlich doch noch lernfähig.

Am Abzweig wechselte ich dann auf die I-15 S in Richtung San Bernadino. Natürlich begann jetzt mein Navi zu nerven. Ich sollte umdrehen, was ja nichts brachte. Offensichtlich hatte der Verkehrsfunkdecoder die Sperrung noch nicht. Außerdem ging es jetzt stetig bergauf. Anfangs noch relativ sanft, hinter Hesperia dann aber steil, bis ich schließlich den Cajon Summit erreicht hatte. Dabei schlug sich der Kenworth aber erstaunlich gut. Ich kam nicht unter 40. So blieb es mir erspart, mit Warnblinkern den Berg herauf zu krabbeln. Das Gefälle auf der anderen Seite war zwar steiler, die Jake Brake hielt mich aber gut im erlaubten Bereich.

Im San Bernadino Valley angekommen, nahm ich die I-215 S in Richtung San Bernadino / Riverside. 15 Meilen später ging es dann auf die I-10 E in Richtung Redlands.

Wie erwartet kam ich mit meiner Fahrzeit noch bis nach Palm Springs. An der Ausfahrt 120 verließ ich die Interstate und fuhr auf das Pilot Travel Center, North Palm Springs, wo ich dann um 5 pm Feierabend machte. Da jetzt viele diesen Umweg nahmen, musste ich schauen, dass ich noch einen der 57+5 Parkplätze bekam. Ich hatte aber Glück und konnte einen der 57 „normalen“ Plätze einnehmen, wo gerade ein anderer Kollege wieder herausfuhr. Ich hatte schon befürchtet, Prime Parking nehmen zu müssen. Nachdem der Papierkram erledigt war, schlüpfte ich in die Sportsachen und absolvierte noch eine Laufrunde zum Feierabend. Aus einem Impuls heraus kam ich auf die Idee, bei der Runde einen Blick auf die Modelle der beiden Motorradhändler zu werfen. Auf der Südseite der Interstate war ein Händler für Yamaha und Zero, auf der Nordseite ein Harley-Davidson Händler. Als ich dann aber die Preise sah, verwarf ich den Gedanken aber schnell wieder. Ich fand es zwar immer wieder imposant, wenn Keela oder Marc mal mit ihren Bikes bei uns vorbeikamen, da ich aber noch nicht mal den Führerschein für Motorräder hatte, kam das letztlich doch nicht in Frage. Das bisschen Freizeit wollte ich dann doch lieber mit Pam und Tim verbringen.

Zurück am Truckstop, ging ich dann duschen. Da es hier aber nur Cinnabon und Wendy’s gab und ich nicht nochmal woanders hinlaufen wollte, gab es dann doch nur ein paar Sandwiches im Truck. Ich hatte ja auch mittags schon gut gegessen. Das weitere Abendprogramm bestand dann aus dem obligatorischen Telefonat mit Pam, bei dem ich ihr auch von Jessys überraschender Ruhe berichtete und YouTube auf dem Notebook.

Dienstag, den 27. Oktober 2020, 4:00 am, PDT, North Palm Springs, CA:

Um vier Uhr holte mich Totos Pamela wieder aus meinen Träumen. Ich stand auf und setzte erstmal die Kaffeemaschine in Betrieb. Dann ging ich im Truckstop duschen. Da man den Kaffee von Pilot / Flying J tatsächlich trinken konnte, nahm ich mir den ersten Kaffee des Tages ebenfalls hier mit. Meinen Kaffee füllte ich in die Thermoskanne, die ich dann immer griffbereit neben dem Fahrersitz hatte. Um fünf Uhr begann ich dann mit der PTI. Nachdem diese erledigt war, machte ich mich auf den Weg nach New Mexico.

Dieser führte mich zuerst wieder zurück auf die I-10 E in Richtung Phoenix. Dann ging es die nächsten eineinhalb Stunden erstmal immer weiter ostwärts durch die Wüste. Das Einzige, was in der Zeit passierte war, dass es erst dämmerte und dann die Sonne langsam aufging. Auch die Tankleuchte ging irgendwann an. Schließlich hatte ich damit gerechnet, nur bis Kingman zu müssen und nicht bis Ehrenberg. Trotzdem hatte ich genug Reserve, dass der Kraftstoff reichte. Es war schon sieben Uhr durch, als ich den Colorado River überquerte und somit Arizona erreichte. Dann nahm ich die Ausfahrt 1 und fuhr zum Flying J Travel Center, Ehrenberg, wo ich dann die Tanks wieder füllte. Nachdem der Kenworth gefüttert war, suchte ich nochmal eben die Keramikabteilung auf und brachte den Kaffee vom Morgen weg. Auf dem Rückweg nahm ich mir dann auch noch einen neuen mit. Danach ging es wieder zurück auf die I-10 E in Richtung Phoenix.

Nach zwei Meilen durfte ich die Autobahn schon wieder verlassen, um am Ehrenberg Port of Entry über die Waage zu fahren. Da ich, trotz voller Tanks nur 74,206 lb Gesamtgewicht hatte, stand meiner Weiterfahrt nichts im Wege. Also zurück auf die Interstate.

Auf der blieb ich dann auch die nächsten zwei Stunden. Dann hatte ich die ersten Vororte von Phoenix erreicht. An der Ausfahrt 143A wechselte ich dann auf die I-17 N in Richtung Flagstaff. Dann sah ich zu, dass ich aus Phoenix wieder rauskam.

Über diese Interstate ging es nun die nächsten zwei Stunden weiter. Dabei fiel mir wieder ein, dass ich das letzte Mal, als ich wegen einer Sperrung bei Barstow den Umweg machen musste, gar nicht hierherfahren konnte, weil hier die Waldbrände wüteten. Die verkohlten Überreste waren dann vom Freeway auch gut zu sehen.

Schließlich erreichte ich Flagstaff. An der Ausfahrt 340A wechselte ich nun auf die I-40 E in Richtung Albuquerque. Nun war ich endlich wieder auf der regulären Strecke. Da ich inzwischen Hunger hatte und es ohnehin Zeit für eine Pause wurde, verließ ich die Interstate 40 nach knapp drei Meilen an der Ausfahrt 198, Butler Ave. Dort lag das Little America Travel Center. Hier fuhr ich für meine Pause hin. Als Lunch gab es dann eine Hamburger Combo mit French Fries und Coke. Um 1 pm machte ich mich dann wieder auf den Weg.

Es ging zurück auf die I-40 E in Richtung Albuquerque. Seitdem ich am Morgen in Ehrenberg wieder losgefahren war, stand mein Tempomat ja auf 66 mph Höchstgeschwindigkeit. Mit der ging es nun auch weiter in Richtung New Mexico. Einen optimalen Verbrauch schaffte ich dabei natürlich nicht. Dafür hatten wir bei Walmart einfach zu wenig Gänge. Normal hätte man sich den Begrenzer auch sparen können. Bei dem Tempo war der Sound des Cummins gerade noch erträglich. Daher wäre ich sowieso nicht schneller gefahren. Aber wie ich schon sagte. Man fängt bei uns sicher nicht wegen der Trucks an, sondern wegen der guten Arbeitsbedingungen.

Es dauerte dann nochmal drei Stunden, bis ich schließlich New Mexico erreichte. Dann nochmal ein paar Minuten bis zum Gallup Port of Entry. Hier schaltete mein W-Pass aber auf Grün. Also blieb ich auf dem Highway und ließ die Waage rechts liegen.

Nun hieß es soweit fahren, wie es noch ging. Das machte ich dann auch. Kurz vor Sechs, Mountain Time, fuhr ich dann an der Ausfahrt 102 von der Interstate ab. Dann fuhr ich auf den Parkplatz des Sky City Travel Centers. Hier machte ich dann für heute Feierabend. Die Landschaft war hier zwar nicht berauschend, trotzdem schlüpfte ich noch für eine kurze Laufrunde in die Sportsachen. Nachdem diese erledigt war, ging ich noch duschen. Da hier nur McDonalds zur Auswahl stand und ich ja sowieso am Mittag schon gut gegessen hatte, machte ich mir nur noch ein paar Sandwiches im Truck. Dazu gab es YouTube auf dem Notebook. Nach dem obligatorischen Telefonat mit Pam legte ich mich dann auch in die Koje.

Mittwoch, den 28. Oktober 2020, 5:00 am, MDT, Acoma Pueblo (Sky City), NM:

Als am frühen Morgen Pamela von Toto erklang, war es heute fünf Uhr. Das lag natürlich an der Mountain Time. Ich stand auf und setzte die Kaffeemaschine in Gang. Anschließend wollte ich mich zum Duschen in den Truckstop begeben. Allerdings schlug das fehl. Ich stand vor verschlossenen Türen. Geöffnet von 6 am bis Mitternacht. Was ist das denn für ein Truckstop, der nicht 24 Stunden offen hatte, dachte ich verärgert. Klar, Dank Tankautomaten an den Zapfsäulen konnte zwar rund um die Uhr getankt werden, der Rest war offensichtlich nicht so wichtig. Verärgert ging ich zum Truck zurück. Der Tag fing ja gut an. Zum Glück hatte ich meinen Wasserkanister, der bei Truckern in Nordamerika eigentlich eher unüblich war, auf den ich aber trotzdem nicht verzichten wollte.
Allein schon, weil ich sauer war, pinkelte ich dann unter meinen Trailer auf den Parkplatz. Von mir aus konnte es hier ruhig nach Urin stinken. Selbst schuld. Dann folgte die Kanisterwäsche. Um sechs Uhr begann ich dann mit der PTI. Jetzt wollte ich auch nicht mehr in den Truckstop. Nach beendeter Kontrolle machte ich mich dann auf den Weg. Ich fuhr wieder zurück auf die I-40 E in Richtung Albuquerque.

Eine Stunde später hatte ich dann New Mexicos größte Stadt erreicht. Trotz der Uhrzeit, bei der der Berufsverkehr schon begonnen hatte, kam ich aber problemlos durch. Ich hielt mich einfach auf der mittleren Spur und hatte so nichts mit den ein- und ausfädelnden Verkehrsteilnehmern am Hut. Ein Rechtsfahrgebot gab es in den USA ja sowieso nicht. So fuhr ich immer weiter gen Osten, der aufgehenden Sonne entgegen.

Gegen viertel nach Acht verließ ich dann an der Ausfahrt 333 die Interstate 40 und wechselte auf die US-54 E. Dann ging es zwischen Flying J und Love’s Travel Center hindurch. Ich suchte aber keinen der beiden auf. Immerhin war ich ja später dran, als geplant.
Als ich dann den östlichen Ortsrand von Tucumcari erreicht hatte, ging es kurz nach rechts auf die berühmte Route 66, dann lag der 7Eleven Supermarkt auf der rechten Seite. Die Bauweise dieses Markts hatte aber einen Vorteil. Die Warenannahme lag so auf der Rückseite des Gebäudes, dass man sie von den Parkplätzen nicht sah. Dann gab es wenigstens kein Theater wegen der Werbung auf dem Trailer. Ich meldete mich kurz an der Rampe und stellte den Trailer dann auf den Platz, der mir zugewiesen wurde. Anschließend schaute ich mir den nächsten Auftrag an:

PICKUP: DOL-NMTCC
PLANT: 2
TRAILER: DOLXXX
FREIGHT: FRUITS
WEIGHT: 38,767 LB
DROP: CABFL
MARKET: SUC1624
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-KMU

Der Auftrag dürfte mir sicherlich eine Großkontrolle der DFA bei Needles einhandeln. Mit Obst der Dole Food Company nach Kalifornien. Die Anzeige in der zweiten Zeile bedeutete natürlich nicht, dass ich zwei Pflanzen hatte, sondern, dass es mehrere Betriebe von Dole in Tucumcari gab. Mein Trailer stand offensichtlich an Werk 2. Das hatte ich bisher auch noch nicht. Ich tippte auf beide Zeilen und stellte fest, dass in der oberen Zeile NM-104, Tucumcari stand und in der zweiten Zeile Quay Road AP, Tucumcari. Also war letzteres die Adresse, die ich nun ins Navi eingab. Dann machte ich mich auf den Weg.

Über die Route 66 ging es nun nach Tucumcari hinein. In der Ortsmitte sollte ich dann rechts auf die NM-104 W fahren. Ich bekam schon Zweifel, ob ich hier richtig war, sollte doch Werk 1 an dieser Straße liegen. Schließlich kam aber ein Wegweiser von Dole, dass man zu Werk 1 geradeaus fahren sollte und zu Werk 2 links in die Maple Avenue abbiegen sollte. Dort wollte auch der elektronische Navigator, dass ich abbiege. Nach einer halben Meile ging es dann rechts in die Quay Road AP. Dann dauerte es nicht mehr lange, bis ich den Betrieb rechts liegen sah. Hier musste ich mich dann auch wieder mal persönlich melden.

Ich ging in den Bürocontainer, der als Versandbüro diente. „Hallo. Ich komme von Walmart Transportation und soll hier eine Ladung für Walmart Supercenter 1624 in Bakersfield abholen.“ „Okay. Der Trailer ist beladen und abholbereit.“ „Das klingt schonmal gut.“ „Die Papiere habe ich aber hier. Das macht sicher keinen Sinn, die hinten auf den Trailer zu packen. Du musst ja noch durch die CDFA Kontrolle.“ „Stimmt.“ „Das ist, wie immer bei Transporten nach Kalifornien ein halber Roman. Schließlich hast du Kernobst und Steinfrüchte in der Ladung. Da müssen wir explizit nachweisen, wo die Ware herkommt. Käme die Ware ein paar Meilen weiter östlich her, dann dürften wir das ja gar nicht mehr nach Kalifornien liefern.“ „Na super.“ „Die Herkunftsnachweise sind aber alle vorhanden. Das sollte keine Probleme geben.“ Ich unterschrieb ihm die Übernahme, dann gab er mir einen Schnellhefter. „Hier ist alles drin. Wir wissen ja, wie die CDFA das am liebsten hat.“ „Wenn nicht ihr, wer dann?“ „Stimmt. Da vorne steht eine Kiste für euch Fahrer. Da kannst du dir Obst für dich mitnehmen. Als Reiseproviant. Papiertüten hängen daneben.“ „Danke.“ Ich nahm das Angebot an und bediente mich ausgiebig. „Der Trailer steht da vorne neben dem Schuppen.“ „Okay.“ „Bis zum nächsten Mal.“ Ich verabschiedete mich und fuhr dann auf den Hof. Dort sattelte ich den Trailer auf und erledigte die PTI. Durch die Werbung auf dem Trailer gab es auch keine Möglichkeit zu leugnen, was ich geladen hatte.

Dann konnte ich mich auf den Weg nach Kalifornien machen. Über die Quay Road AP und die Maple Avenue fuhr ich zurück zur NM-104. Nun ging es wieder nach Tucumcari hinein. Von der Ortsmitte ging es dann über die NM-209 zur Interstate. Dort fuhr ich auf die I-40 W in Richtung Albuquerque. Nach 30 Meilen fuhr ich dann auf die Pajarito Rest Area, um meine Pause zu machen. Dort nutzte ich erstmal die Toilette. Danach aß ich dann was von dem Obst, was ich mir mitgenommen hatte. Hier war es dann 1 pm, als ich mich wieder auf den Weg machte.

Es ging über die I-40 W weiter. Diese sollte ich dann auch heute nur noch für den Feierabend verlassen.
Albuquerque durchquerte ich dann zur Mittagszeit. Auch jetzt war das aber nichts, was mich aufhielt. Im Gegensatz zu anderen Großstädten war es hier recht Entspannt, die Stadt in Ost – West Richtung zu durchqueren.

Auch der weitere Nachmittag verlief ohne nennenswerte Ereignisse. Der Tempomat stand auf 66 und so rollte ich dahin. Selbst am Arizona Port of Entry verzichtete man darauf mich aufzuhalten. Ich bekam einen Bypass. Ich wurde zwar am Ende des Arbeitstages noch mal nervös, weil mir der Stopp am Flying J in Winslow, AZ zu früh gekommen wäre, ebenso wie eine Pause an der kurz darauffolgenden Meteor Crater Rest Area. Danach kam dann aber vor Flagstaff nichts mehr, was ich aber nicht im Kopf hatte. Ich atmete erst auf, als ich um 5:12 pm, MST auf dem Little America Travel Center, Flagstaff geparkt hatte. 10 Stunden, 57 Minuten Fahrzeit verzeichnete das E-Log. Wenn hier voll gewesen wäre, hätte ich ein Problem gehabt.
Ich schlüpfte noch in die Sportsachen und nutzte die Herold Ranch Road für meine Feierabend Laufrunde. Danach ging ich duschen. Mein Dinner nahm ich dann in dem Restaurant, in dem ich gestern zum Lunch war. Zurück im Truck, folgte dann das tägliche Telefonat mit Pam und dann schaute ich vom Bett aus noch etwas fern.

Donnerstag, den 29. Oktober 2020, 4:00 am, MST, Flagstaff, AZ:

Heute stand dann wieder, wie normal, eine Vier auf dem Wecker, als ich aus meinem Schlaf geholt wurde. Im Gegensatz zu meinem gestrigen Morgen hatte ich auch das Glück, dass dieser Truckstop 24/7 geöffnet war. Somit standen mir heute auch Toilette und Dusche zur Verfügung. Der Kaffee kam dann aber aus meiner Maschine im Truck. Um fünf Uhr begann ich dann frisch geduscht mit der PTI, anschließend fuhr ich los.

Dazu ging es auf die I-40 W in Richtung Los Angeles zurück. Heute hatte ich dann die aufgehende Sonne im Rücken. Die nächsten zweieinhalb Stunden rollte ich mit Tempomat 66 dahin. Wobei das Streckenprofil so hügelig war, dass der Kenworth in den Steigungen das Tempo nicht halten konnte. Die Gefälle gingen aber recht anständig. Auch wenn diese Jake Brake aufgrund des geringeren Hubraums auch nicht so kräftig war, wie beim 15 Liter Cummins.

An der Ausfahrt 53, Andy Devine Avenue, tauschte ich die Interstate 40 kurz gegen die Route 66, um dort an der bekannten Chevron Tankstelle die Tanks nochmal mit günstigem Arizona Diesel zu füllen. Für mich gab es noch einen Kaffee vom Pächter, danach konnte ich weiterfahren. Die Uhr zeigte nun 8:15 am. Dann ging es zurück auf die I-40 W Richtung LA.

Den nächsten Zwischenstopp hatte ich dann eine Stunde und 59 Meilen später an der Agricultural Inspection, Needles. Diesen hatte ich ja erwartet. Ich gab dem kontrollierenden DFA Inspector den Roman, den Dole für ihn fertiggemacht hatte und durfte dann erwartungsgemäß an die Seite fahren. Mit einer Ladung voll von Äpfeln, Pfirsichen und weiterem Obst aus Tucumcari war das kein Wunder. Das Wunder wäre gewesen, wenn die Beamten das Obst noch befragt hätten, ob es wirklich in New Mexico gewachsen war und nicht doch in Texas oder weiter östlich. Da das nicht ging, wurde geprüft, was das Zeug hielt. Normal hatte ich gedacht, dass Zertifikate eines renommierten Unternehmens, wie Dole, ausreichend wären. Wenn so ein Konzern die Behörden täuschen würde, wäre das sicher nicht allzu gut für die Aktionäre. Der Nachteil bei dem Ganzen war, dass die DFA Inspektion als On Duty Zeit galt. Ich hätte sonst auch ganz bequem eine Pause hinbekommen.
Nach einer geschlagenen dreiviertel Stunde war die Kontrolle beendet und ich durfte endlich weiter in meinen Heimatstaat fahren.

Die nächsten drei Stunden fuhr ich nun weiter westwärts über die Interstate 40. Es war eine der üblichen, langweiligen Fahrten durch die Wüste, bei denen nicht wirklich was Nennenswertes passierte.
Bei Barstow folgte dann der Wechsel auf die I-15 S und somit weiter in Richtung LA. Allerdings begleitete die letzte halbe Stunde bereits mein Magenknurren meine Fahrt. Dabei fiel mir dann ein Tipp ein, den mir Marc mal gegeben hatte. Er war ja viel auf der Interstate 40 unterwegs. Nicht nur nach New Mexico, sondern auch nach Texas und ins Dixieland, den Südstaaten. Auch nach Bentonville, Arkansas, wo die Walmart Zentrale war, fuhr man mindestens bis Oklahoma City über die I-40. Er hatte mir mal ein Restaurant in Barstow empfohlen, wo es gutes Essen und freundliches Personal gab. Dort fuhr ich nun zu meiner kurzen Pause hin.
An der Ausfahrt 183 fuhr ich ab und bog rechts in die Barstow Road. Schließlich ging es links auf die Main Street. Nach einer halben Meile lag Rosita’s Restaurant auf der linken Seite. Gegenüber gab es ein freies Gelände, wo man den Truck parken konnte. Das machte ich dann auch. Im Restaurant bestellte ich mir einen Chimichanga Burrito. Ich war angenehm überrascht. Hier verstand man wirklich was von der mexikanischen Küche. Außerdem war das nicht nur das Einheitsessen á la Taco Bell und anderen Tex-Mex Ketten. Selbst, wer kein Fan der Mexikanischen Küche war, kam auf seine Kosten Burger und Stakes waren ebenfalls auf der Karte. Ebenso, wie die am letzten Samstag in Fresno vermissten Kindermenüs. Gut gesättigt machte ich mich dann um 2 pm wieder auf den Weg.

Über die Main Street fuhr ich weiter. Aufgrund der bekannten Eisenbahnunterführung blieb ich aber nicht bis Lenwood auf der Straße, sondern nahm die L Street zur Interstate 15. Dort ging es erst wieder in Richtung LA drauf. Kurz darauf folgte dann aber der Wechsel auf die CA-58 W in Richtung Bakersfield.
Die nächsten zwei Stunden plätscherten dann wieder so dahin. Dann fuhr ich in Bakersfield an der Ausfahrt 115 auf die S Oswell Street, auf die ich rechts abbog. Dann ging es über diese Straße ein ganzes Stück nach Norden, bis ich dann links in die Bernard Street abbog. Ein Stück weiter hatte ich dann das Supercenter 1624 rechterhand liegen. Dort sattelte ich den Trailer am zugewiesenen Tor ab und schaute dann nach dem nächsten Auftrag:

PICKUP: CABFL
MARKET: SUC1574
GATE: 04
TRAILER: ST52457
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 40,154 LB
DROP: AFI-ORLMT
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-JMU

Es waren mehrere Sachen, die mich an dem Auftrag überraschten. Erstens stand ich am Supercenter 1624, mein Trailer aber wohl am Supercenter 1574. Beide waren in Bakersfield, nur in verschiedenen Stadtteilen. Ich überlegte erst, ob ich bei Jessy nachfragen sollte, ob das ein Fehler war, entschied mich aber dagegen, da ich sie nicht nerven wollte. Ich warf trotzdem ein Blick zu Tor 4. Dort stand hier auch ein Reefer und kein Sliding Tarp. Damit war ich auch schon am zweiten Punkt. Die Trailer Nummer war ungewöhnlich niedrig. Selbst für einen, der seltenen Planen Trailer. Was für ein alter Trümmer wartete da wohl auf mich? Für das Dritte, was mich überraschte, klickte ich die Zeile mit der Zieladresse an. LMT stand wohl, schlecht nachvollziehbar für Klamath Falls. Wobei ja wenigstens alle Buchstaben in der richtigen Reihenfolge im Wort Klamath vorkamen. So hatte die IATA wohl auch das Ortskürzel zusammengewürfelt. Da hier sowieso ein völlig falscher Trailer Typ am Tor 4 stand, sparte ich mir den Anruf bei Jessy und fuhr Bobtail zum Supercenter 1574.

Dazu ging es zurück auf die Bernard Street. Dort fuhr ich westwärts bis zur nächsten Ampelkreuzung. Hier bog ich links in die Mount Vernon Avenue. Über diese ging es dann zurück zur CA-58, über die es dann weiter in Richtung Westen ging. Am Abzweig zum Golden State Highway ging es dann auf die CA-99 S. Wieder mal stand Los Angeles auf der Beschilderung. Soweit ging es aber nicht. An der Ausfahrt 20 verließ ich den Highway wieder und fuhr zu dem Supercenter, welches direkt neben dem Highway lag.

Erwartungsgemäß stand dann am Tor 4 ein älterer Sliding Tarp Trailer. Das Schätzchen war so alt, dass es noch die Werbung hatte, die nur bis 2008 bei Walmart verwendet wurde. So viel war an einem Trailer aber auch nicht vorhanden, was kaputt gehen konnte und nicht günstig ausgetauscht werden konnte. Die Spread Axle Bauweise, des als Basis dienenden Flatbeds hatte ja nicht mal einen Achsschlitten, der gängig bleiben musste. Ich sattelte auf und kontrollierte den Trailer. Dabei fand ich dann diesmal auch ein paar kleine Beschädigungen, aber nichts Gravierendes. Die Beleuchtung hatte man bei diesem Trailer dann auch irgendwann gegen Leuchten mit LEDs getauscht, die inzwischen ja auch bei uns üblich waren. Außerdem hatte man bei der alten Plane irgendwann den „Lappen“ fürs Heck gegen einen Neuen getauscht, was an dem neueren Logo auf der Rückseite erkennbar war. Vermutlich waren die eingelegten Stahlbänder, die ein automatisches Aufrollen bezweckten, irgendwann ausgeleiert. Dann hingen die Planen bei Beladung von hinten im Weg rum. Ansonsten war der mindestens zwölf Jahre alte Trailer noch recht gut in Schuss. Nachdem alles kotrolliert war und der Inspection Report geschrieben war, konnte ich mich auf den Weg nach Norden machen.

Dazu ging es dann auf die CA-99 N in Richtung Fresno. Ein Blick auf die Uhr und die Anzeige vom E-Log zeigte mir, dass ich nicht mehr weit fahren konnte. Also fuhr ich nur noch die knapp 20 Meilen bis zur Ausfahrt 39, an der sich das Flying J Travel Center, Bakersfield befand, welches ja ein gutes Stück nördlich der Stadt war. Durch den langen Aufenthalt bei der CDFA in Needles und die anderen Unterbrechungen hatte ich um sechs Uhr trotzdem nur zehneinhalb Fahrstunden hinter mir.

Da es nicht mehr lange hell blieb, machte ich nur noch eine kurze Laufrunde durch die umliegenden Felder. Danach ging ich im Truckstop duschen. Nach dem guten Mittagessen konnte ich gut und gerne auf ein Abendessen vom Subway verzichten. Dann lieber ein, zwei Sandwiches im Sleeper. Anschließend folgte das tägliche Telefonat mit Pam. Dabei verabredeten wir uns für meine Mittagspause am Zentrallager. Die Uhrzeit bekam sie dann morgen, kurz vor meiner Ankunft. Nachdem ich ein wenig, lustlos, durch die Fernsehprogramme geswitcht hatte, legte ich mich schlafen.

Freitag, den 30. Oktober 2020, 4:00 am, PDT, Bakersfield, CA:

Auch heute war meine Nachtruhe wieder um vier Uhr zu Ende. Ich stand auf und setzte die Kaffeemaschine in Gang. Danach ging ich zum Duschen und Rasieren in den Truckstop. Da ich bei Flying J stand, kam auch der erste Kaffee des Tages aus dem Truckstop. Pünktlich um Fünf begann ich die PTI und machte mich anschließend auf den Weg, der mich heute erst in die Heimat und dann nach Oregon führen sollte.

Dazu fuhr ich zuerst wieder zurück zum Golden-State-Highway. Hier ging es dann also auf die CA-99 N in Richtung Fresno. Ich beschleunigte den Kenworth auf 56 und stellte den Tempomat ein.
So konnte ich dann die nächsten Stunden durch den Morgen rollen. Es ging an Delano, Tulare und Visalia vorbei. Es folgten weitere kleinere Orte, dann ging es durch Fresno. Der Verkehr hielt sich aber weiter in Grenzen. Zumindest konnte ich mit 56 dahinrollen, ohne dass ich den Tempomat rausnehmen musste. Madera, Merced, Turlock, Modesto, Manteca und Stockton waren die nächsten Städte, durch die es ging. In Stockton musste ich dann tatsächlich mal etwas langsamer fahren. Hinter der Stadt ging es aber wieder zügiger voran.

Zwischen Lodi und Elk Grove rief ich dann zu Hause an. „Hallo Darling.“, wurde ich von Pam begrüßt. „Hey Sweetheart. Ich werde wohl gegen Zehn am Zentrallager sein.“ „Hattest du nicht Mittagspause gesagt?“, antwortete Pam mit einer Gegenfrage. „Tja. Wer früher anfängt hat auch früher Mittagspause.“, erwiderte ich lachend. „Da hast du aber gerade nochmal Glück gehabt.“, meinte Pam ebenfalls lachend. „Wieso das?“ „Weil ich mir sowas schon gedacht habe. Deswegen habe ich direkt nach dem Frühstück begonnen, das Mittagessen für heute fertig zu machen. Ich bringe dir nämlich gleich eine Portion mit.“ „Und wenn du jetzt später dran gewesen wärst?“ „Hättest du Pech gehabt. Ich kann ja nicht mitten beim Kochen aufhören.“ „Dann wärst du nicht gekommen?“ „Ich sag doch, du hättest Pech gehabt.“ Ich konnte mir bildlich ihr freches Grinsen vorstellen, was jetzt sicher der Fall war. „Na gut, Sweetheart. Also dann um Zehn.“ „Okay, Darling.“ Ich drückte sie weg und konzentrierte mich wieder auf den Verkehr auf dem Golden-State-Highway.

Um kurz vor Zehn lenkte ich den Truck dann auf das Gelände des Zentrallagers, drehte ihn und fuhr wieder an die Ausfahrt. Dort parkte ich den Truck vor eine Reihe von Trailern. Kurz darauf kam unser Ford Edge um die Ecke. Pam hielt an und holte Tim aus dem Auto. Dann kamen sie zu mir rüber. Sie umarmte mich und gab mir einen langen Kuss. „Siehst du, ich glaube nicht, dass du mich hier einfach stehengelassen hättest.“, meinte ich anschließend grinsend. „Na gut. Dann wäre ich erst um halb Elf hier gewesen.“, auch Pam grinste nun. „Dann hättest du nur noch meine Rücklichter gesehen.“ „Du Schuft. Für so einen bringe ich Essen mit.“, sagte sie lachend. Dann holte Sie den Teller aus dem Auto und machte die Folie ab, in den sie ihn eingepackt hatte. „Sollte noch warm genug sein. Ansonsten muss er nochmal kurz in die Mikrowelle.“ Wir stiegen in den Truck. Im Sitzen und vor allem mit Tisch war es doch besser, was zu essen. Tim durfte dann auf den Fahrersitz. Den Zündschlüssel hatte ich vorsichtshalber abgezogen. „Gibt es was Neues?“, fragte ich Pam. „Deine Mom hat angerufen und wegen der Feiertagsplanung gefragt.“ „Wollen sie denn feiern?“ „Im kleinen Kreis. Keela hat wohl über Thanksgiving zwei Wochen Urlaub genommen. Dabei plant sie eine Tour, die an dem Montag nach Minnesota gehen soll. Das haben die Beiden schonmal gemacht. Thanksgiving sind sie dann in Saint Paul bei Keelas Familie. Am Black Friday will Marc dann für Walmart Minneapolis fahren und in der Folgewoche geht es dann wieder nach Kalifornien zurück.“ „Verstehe. Ich hatte eher vor, über Thanksgiving zu Hause zu sein und Weihnachten nach San Diego zu fliegen.“ „Bekommst du denn Thanksgiving frei?“ „Keine Ahnung. Das hängt von der Planung ab. Wenn ich Mittwoch oder Donnerstag früh nach Hause kommen kann, dann ja. Ansonsten, gibt es etwas früher Wochenende.“ „Dann kann ich ja gar nichts zusagen.“ „Doch, kannst du. Wenn ich Thanksgiving da bin, kommen wir zu Dritt zu meinen Eltern, ansonsten nur du und Tim.“ Pam schaute nicht allzu begeistert. „Ich vermute, wenn Keela und Marc schon nicht da sind, wird Jessy schon zusehen, dass ich nach Hause komme. Meinst du, sie will ganz alleine bei Mom und Dad sein?“ „Na gut.“

Als ich aufgegessen hatte, holte Pam noch einen Umschlag aus der Tasche. „Ich habe deine Briefwahlunterlagen mitgebracht. Du wirst ja am Wahltag sicherlich unterwegs sein. So kannst du da heute Abend in Ruhe drüber schauen.“ „Das kann ich sofort fertigmachen. Ist ja klar, dass ich die Demokraten wähle. Trump hat zwar in Kalifornien auch keine Chance, ohne dass ich wähle, aber jede Stimme zählt.“ „Wer würde bei unserer Familie überhaupt die Republikaner wählen?“ „Mein Dad. Bei Mom bin ich mir nicht sicher. Aber selbst Dad hält nichts von Trump. Was er dieses Mal wählt kann ich auch nicht einschätzen.“ „Ich dachte, dein Dad wäre mit Newsom bekannt.“ „Die kennen sich. Deshalb muss er aber nicht die gleiche Überzeugung haben, wie der Gouverneur. Ein paar Leute aus Newsoms Stab sind sogar mit Dad befreundet. Da ist aber Politik auch ein absolutes Tabuthema.“ „Ach so ist das.“

Ich machte die Briefwahlunterlagen schnell fertig und gab den Wahlbrief Pam. „Kannst du gleich noch einwerfen.“ „Okay, mache ich.“

Wir stiegen auf und stellten uns noch etwas in die Herbstsonne. Dann betrachtete Pam den Lastzug. „Du hast ja ein ganz schön altes Schätzchen hinten dran. Wie lange gibt es das Logo schon nicht mehr?“ „Seit 2008. Inzwischen haben wir kaum noch solche Trailer. Es gibt aber immer noch welche. Da ist ja nicht viel dran, was kaputtgehen kann. Bremsen und Reifen sind Verschleißteile. Genau wie die Luftfederbälge. Die Elektrik ist bei dem schon neu. Wenn da mal eine neue Plane draufkommt, sieht man das Alter auch nicht mehr.“ „Na dann.“ Ich warf einen Blick auf die Uhr. „Halb Elf. Ich muss weiter. Wenn alles klappt, bin ich heute Nachmittag noch bei der Entladestelle. Das wäre auch besser. Ich weiß nicht, ob man da samstags arbeitet.“ „Okay, Darling.“ Ich umarmte Pam nochmal und gab ihr einen langen Abschiedskuss. Dann nahm ich auch Tim auf den Arm und verabschiedete mich. Tim wollte natürlich wieder mitfahren. Das ging aber jetzt nicht. Schließlich stieg ich ein und fuhr los. Die beiden winkten mir noch zum Abschied.

Es ging dann zuerst wieder zurück zur CA-99 N, über die es in Richtung Downtown ging. Über die US-50 W ging es dann südlich von Downtown Sacramento zur I-5 N in Richtung Redding. Nun ging es wieder aus der Hauptstadt hinaus. Ich passierte den International Airport und Woodland. Dann wurde es langsam wieder ländlicher. Colusa County wollte dann das Gewicht des Trucks wissen. 75,355 lb. Vielen Dank und gute Fahrt. Nun ging es mit großen Schritten auf Redding zu. Zur Mittagszeit passierte ich die Stadt und hatte nun als nächste Landmarke den Mount Shasta vor mir. An der Ausfahrt 747 tauschte ich dann die Interstate 5 gegen die US-97. Kurz darauf passierte ich Weed.

Nun kraxelte der Truck durch die Berge nach Macdoel und kurz darauf nach Dorris. Dann ging es über die Grenze nach Oregon.

An der Ausfahrt 275, Klamath Falls City Center, verließ ich den Highway und fuhr ein Stück durch die Stadt. Dazu nahm ich die US-97 Business Lane. Es ging in den Stadtteil Pelican City und dort auf den Lakeport Boulevard. An diesem lag das Werk der Ashley Furniture Industries, Inc. Die Firma stammte eigentlich aus Wisconsin, hatte aber im Zuge der Expansion die Werke des im Westen der USA vertretenen Möbelproduzenten Heartwood, der seinerzeit in Insolvenz war, übernommen. Seitdem wurde wieder fleißig produziert. Der Grund für die Insolvenz von Heartwood lag wohl an Management Fehlern, wenn man den einschlägigen Gerüchten glauben wollte. Auch freitags arbeitete man in zwei Schichten, weshalb es auch kein Problem war, am Freitagnachmittag noch anzuliefern.

Ich stieg aus und meldete mich im Logistikbüro an. „Hallo, möchtest du was bringen, oder abholen?“, kam der Angestellte gleich zur Sache. „Hallo, Walmart Transportation. Ich habe einen Trailer mit leeren Paletten für euch.“ „Wohl eher mit Palettenschrott.“, meinte der Angestellte. „Wie auch immer.“ „Ja, das war angemeldet.“, sagte der Angestellte. „Auch, wenn wir uns sicher nicht auf die Lieferung freuen.“ „Das höre ich öfter, wenn ich Paletten zu Holzverarbeitenden Betrieben bringe.“ „Es werden ja inzwischen auch Designermöbel aus alten Paletten gefertigt. Das Zeug, was wir vom Einzelhandel bekommen, kannst du aber in der Regel nur noch zerschreddern und der Spanplattenfertigung zuführen.“ „Ich weiß. Unsere Einkäufer setzen das dann als Bedingung ein. Wenn Walmart hier Möbel kauft, müsst ihr auch in gewissen Mengen den Schrott kaufen.“ „Genau. Das hast du auch schon gehört?“ „Irgendwie erzählt mir das jeder. Dabei fahre ich das Zeug nur und kann da sicher nichts dran ändern.“ „Da hast du wohl recht.“, sagte der Angestellte lachend. „Ich hoffe, die Paletten sind nicht in einem Box Van.“ „Nein. Sliding Tarp Trailer.“ „Bleibt der hier?“ „Ja.“ „Sehr gut. Am Ende der rechten Halle ist ein Abdach, unter dem be- und entladen wird. Stell den Trailer so darunter, dass von der Seite abgeladen werden kann.“ „Von beiden Seiten?“ „Nee, ganz an die Seite. Wir haben Gabelverlängerungen für die Stapler.“ „Okay.“ „Brauchst du eine Unterschrift?“ „Nicht wirklich. Ihr könnt das nach der Eingangskontrolle zu Walmart mailen.“ „Wunderbar. Dann ein schönes Wochenende. Lass dich nicht von den kleinen Gespenstern ärgern.“ „Was? Ach wegen Halloween.“ „Hast du keine Kinder?“ „Mein Sohn ist erst dreieinhalb. Das kommt erst später.“ „Stimmt.“ „Dir auch ein schönes Wochenende.“ Ich ging raus. Dann fuhr ich auf das Gelände. Dort sattelte ich den Trailer ab, wie es mir gesagt wurde.

Anschließend hatte ich folgende Anweisung im System:

12 H BREAK / REST

WAT-CASAC-JMU

Jessy hatte offensichtlich noch nichts. Ich hatte sowieso nur noch etwa eine halbe Stunde Fahrzeit. Das reichte aber wenigstens, um noch zum Pilot Travel Center zu fahren. Das machte ich dann auch.
Um nicht wieder durch die Stadt zu fahren, bog ich nun links auf den Lakeport Boulevard. Nach eineinhalb Meilen ging es dann zweimal rechts, dann war ich auf der US-97, genau zwischen den beiden Wiegestationen. Nun ging es ein Stück in Richtung Süden, dann hatte ich den Truckstop linkerhand liegen.
Nachdem ich die Zugmaschine geparkt hatte, machte ich noch eine kleine Laufrunde. Danach ging ich duschen. Nach dem guten Essen am Vormittag verzichtete ich dann auf Fastfood aus dem Truckstop und machte mir ein paar Sandwiches im Truck. Nach dem Telefonat mit Pam schaute ich noch etwas YouTube und legte mich anschließend früh hin.

Samstag, den 31. Oktober 2020, 4:00 am, PDT, Klamath Falls, OR:

Auch heute holte mich wieder Toto aus meinem Schlaf. Ich machte den Wecker aus und setzte den Kaffee auf. Anschließend ging ich in den Truckstop zum Duschen und Rasieren. Frisch geduscht, holte ich mir noch einen Kaffee und ging dann zurück zum Truck. Pünktlich um Fünf begann ich dann mit der PTI. Nachdem ich diese erledigt hatte, schaute ich nach, ob ich einen Auftrag bekommen hatte.

PICKUP: AFI-ORLMT
TRAILER: AFIXXX
FREIGHT: FURNITURES
WEIGHT: 24,710 LB
DROP: ORMFR
MARKET: SUC5839
PRIORITY: STANDARD
REMARKS: CALL THE SECURITY SERVICE – THEY WILL GIVE YOU THE TRAILER

WAT-CASAC-DSN

Das war nicht das, was ich erwartet hatte. Aber immerhin. Ich hatte einen Auftrag. Der Umweg über Medford war zeitlich allemal drin. Außerdem bekam ich weniger Geld für Leermeilen. Entsprechend nahm ich gerne alles mit, was ich bekommen konnte. Ich startete den Motor und fuhr mit dem Kenworth vom Gelände des Truckstops.

Ich nahm die Ausfahrt auf der Rückseite des Truckstops und fuhr dann über den Dan Obrien Way zur Route 97. Dann fuhr ich erstmal Richtung Norden. An der Weigh Station bekam ich natürlich einen Bypass. Die Sensoren, die kurz vor der Weigh Station mit dem W-Pass kommunizierten, konnten offensichtlich auch feststellen, ob man Bobtail unterwegs war. Hinter der Waage bog ich dann links in die Pelican City Road und sofort wieder links in den Lakeport Boulevard. An diesem lag ja auch die Möbelfabrik von Ashley, an der ich ja gestern bereits die alten Paletten angeliefert hatte.
Ich fuhr zur LKW-Einfahrt und hielt dann wieder am Gebäude an, wo ich mich gestern angemeldet hatte. Hier war natürlich am Samstagmorgen um halb Sechs keine Menschenseele. Trotzdem ging ich zur Eingangstür, nur um Festzustellen, dass diese verschlossen war.
Nun hatte ich zwei Möglichkeiten. Entweder warten, dass jemand vom Sicherheitsdienst kam, oder mich auf die Suche machen. Warten lag mir eigentlich nicht so. Schon gar nicht am Samstag, wo jede Verzögerung bedeutete, dass ich später zu Pam und Tim kam. Ich schloss die Zugmaschine ab und machte mich auf die Suche nach jemandem vom Sicherheitsdienst.

Die ersten Minuten fand ich niemanden. Plötzlich hörte ich von hinten eine Stimme: „Halt! Stehenbleiben! Keinen Schritt weiter.“ Ich blieb natürlich prompt stehen. Die Stimme machte weiter: „Langsam umdrehen und zwar so, dass ich Ihre Hände sehen kann.“ Ich hob die Hände und drehte mich um. Dann blickte ich in die Augen eines Wachmanns, der mich anvisierte, seine 38er im Anschlag. „Wer sind sie und was haben sie hier zu suchen?“, fragte er scharf. „Ich bin Fahrer von Walmart Transportation und suche offenbar sie.“ „Was soll das heißen?“ „Meine Anweisung lautet, dass ich mich hier beim Sicherheitsdienst melden soll. Sie sollen mir dann meinen Trailer herausgeben.“ Er betrachtete mich immer noch argwöhnisch, steckte seine 38er aber wieder zurück in den Holster. „Los!“, sagte er immer noch scharf. „Zu Ihrer Zugmaschine.“ „Okay.“ Langsam ging ich zurück zur Maschine.
Der Wachmann war offensichtlich sehr nervös. „Was denken sie, was ich hier will? Möbel klauen?“, fragte ich mit sarkastischem Unterton. „Wer weiß. Warum sind sie nicht am Fahrzeug geblieben und haben gewartet, bis jemand zu ihnen kommt?“ „Das liegt mir nicht. Wir haben auch einen gewissen Termindruck.“
Als wir an der Maschine ankamen und ich diese aufschloss, entspannte er sich. „Was bekommen Sie?“ „Einen Trailer mit Möbeln für das Walmart Supercenter in Medford.“ Er holte Papiere aus der Tasche und fand schließlich was er suchte. „Bitte einmal unterschreiben.“, sagte er dann. Jetzt mit neutraler Stimmlage. Ich quittierte ihm den Schein.
Als ich ihm den Schein zurückgab, fragte ich ihn: „Was ist los mit Ihnen? Sie wirken auf mich unglaublich nervös. Als ehemaliger Ausbilder bei den Marines sehe ich Ihnen das an. Sie sind ja total angespannt. Wenn hier wirklich jemand eindringen wollte, macht sie die Nervosität unvorsichtig und angreifbar.“ „Ich bin noch nicht lange im Objektschutz.“, gab er zu. „Davor war ich in unserer Werttransport Abteilung. Dort bin ich in meinem letzten halben Jahr dreimal überfallen worden. Beim letzten Überfall wurde ich angeschossen.“ „Hier in Klamath Falls?“, fragte ich erstaunt. „Nein. Damals hab ich noch in LA gearbeitet. Ich habe mich dann hierhin versetzen lassen. Eben in eine ländlichere Gegend und weg vom Werttransport.“ „Ich vermute mal, sie leiden unter einer PTBS.“ „Das sagt mein Psychiater auch.“ „Sind sie in Therapie?“ „Natürlich. Das dauert nur seine Zeit.“ „Verstehe.“ „Ich nehme mir jetzt mein Fahrrad.“, er zeigte auf ein Rad, was hier an der Mauer lehnte. „Fahren Sie mir nach.“ Ich stieg ein und folgte ihm.

Wir kamen am Abdach vorbei, unter dem immer noch der Sliding Tarp stand. Dann fuhren wir um die Halle. Auf der Rückseite war eine Handvoll Docks, an denen Trailer von Ashley standen.
Hier stieg er vom Rad. Er kam zu mir und ich öffnete das Fenster. „Der kleine Trailer da drüben ist für sie.“ Er zeigte auf einen Single Pup, der am Dock stand. „Okay.“ „Sie können auch gleich hier rausfahren.“, er zeigte auf ein Tor. „Das Tor geht von hier per Kontaktschleife auf.“ „Alles klar.“ „Dann setze ich jetzt meine Runde fort.“ „Okay. Aber locker bleiben. Nicht so angespannt.“ „Ich versuch‘s.“ Er radelte wieder los.

Ich sattelte dann den Trailer auf und erledigte die PTI. Der Trailer war gut vollgepackt mit zerlegten Neumöbeln in Kartons. So bekam man dann auch knapp 25.000 Pfund in den Pup. Der Lieferschein war hinten an der Ware, also alles okay. Nach Ende der PTI machte ich mich auf den Weg. Inzwischen hatten wir sechs Uhr.

Ich bog rechtsherum auf den Lakeport Boulevard. Diesen fuhr ich bis zum Ende und bog dann rechts in die Biehn Street. Auf der blieb ich, bis ich in die Oregon Avenue abbiegen konnte. Es ging jetzt ein Stück durch die Stadt, die an diesem frühen Samstagmorgen noch wie ausgestorben wirkte.

Über Nevada Street, Link River Trail und Lakeshore Drive ging es dann zur OR-140 W, über die ich nach Medford fahren wollte. Es ging dann noch ein Stück am Upper Klamath Lake entlang, bis der Highway dann vom See wegführte und sich durch die Wälder des südlichen Oregons schlängelte.
Eine Stunde später bog ich dann in White City auf die OR-62 W, den Crater Lake Highway. Nun war es nicht mehr weit bis zum Ziel. Kurz darauf erreichte ich das Supercenter, welches direkt am Crater Lake Highway lag. ORBCOMM hatte mir inzwischen das Tor angegeben, an welches der Trailer sollte. Dort fuhr ich hin und sattelte den Trailer am Dock ab.

Dann schaute ich mir den nächsten Auftrag an:

PICKUP: KRH-ORMFR
TRAILER: KRHXXX
FREIGHT: WHOLE MILK
WEIGHT: 45,297 LB
DROP: CST-CASAC
PRIORITY: URGENT
REMARKS: TAKE CARE OF YOUR WEIGHT – WEIGH FIRST, THEN REFUEL

WAT-CASAC-KMU

Es gab wieder was Überraschendes. Ich hatte mit Altverpackungen oder Leerpaletten vom Supercenter nach Hause gerechnet. Im Prinzip war mir das aber lieber, was Sinnvolles zu fahren. Bei dem Ladungsgewicht hätte sich Keela die Bemerkung aber sparen können. Mit über 45.000 Pfund war mir das vorher klar, dass ich besser erst wiege und dann tanke. Insgeheim war ich dann froh, dass ich gestern nicht mehr getankt hab. So hatte ich nur das an Diesel in den Tanks, was noch von der Tankung in Kingman übrig war. Zuerst ging es jetzt aber zur Farm in Central Point, die mit Kraft Heinz zusammenarbeitete. Ich fuhr zurück auf die OR-62 W, über die es weiter nach Medford hinein ging. Dann bog ich auf die OR-99 N ab, die hier den Namen Pacific Highway hatte. Auch, wenn ich diesen in Medford nicht ganz passend fand. Schließlich war die Küste noch einige Meilen entfernt. Am Ortsrand ging es dann über einen Schotterweg zu der Farm. Das kannte ich aber schon. Ich war ja schonmal hier.

Auf der Farm angekommen, meldete ich mich dann am Farmhaus an. Auch hier wollte man die Übernahme quittiert haben. Dann sagte mir der Farmer, wo die Tanker standen. „Pass auf, dass du den richtigen Trailer nimmst. Die Kennzeichen sind recht ähnlich. In dem anderen Trailer ist Rohmilch für eine Käserei. Die willst du sicher nicht haben.“ „Okay.“ Ich fuhr zu den Trailern und achtete darauf, auch den richtigen Trailer aufzusatteln. Dann erledigte ich die PTI.
Anschließend klingelte ich kurz bei Keela durch. „Hallo Steve. Was gibt’s?“, grüßte Keela gutgelaunt. „Hey Keela. Soll ich wirklich noch den Umweg über den Pilot Truckstop machen?“ „Wieso Pilot? Ihr tankt doch sonst immer bei Freightliner.“ „Schon, aber Isaac hat keine Cat-Scale. Für die müsste ich zum Pilot.“ „Hmm. Verstehe. Wie sehen denn deine Tanks aus?“ „Das letzte Mal habe ich die Tage in Kingman getankt. Die Tanks sind etwa halbvoll.“ „Du hast die großen Tanks. Oder?“ „Yep.“ „Da dürfte dann sowieso nicht mehr viel rein. Spar dir den Umweg. Die Ladung ist sowieso dringend. Sieh zu, dass du hier runter kommst.“ „Das wollte ich hören.“ „Du willst noch zu einer Halloween Party.“ „Nicht wirklich. Aber zu meiner Familie.“ „Dann nichts wie los.“ „Yes Ma’am.“ Wir legten auf. Dann machte ich mich wieder auf den Weg.

Über den Schotterweg fuhr ich zur OR-99 zurück. Dann hörte ich auf dem CB-Funk, dass die Auffahrt auf die I-5 S am Crater Lake Highway gesperrt war. Wochenendbaustelle. „Okay. Mach ich noch eine kleine Stadtrundfahrt“. Anstatt auf den Crater Lake Highway abzubiegen, fuhr ich also über die Court Street und die Central Avenue weiter nach Süden. Es ging dann auf die Riverside Avenue und am Supercenter 2069 vorbei. Dann ging es links in die Garfield Street und schließlich hier auf die I-5 S in Richtung Ashland.

Eine halbe Stunde später war ich dann zurück in Kalifornien. Nun dauerte es auch nicht mehr lange, bis ich die Hornbrook Inspection Station erreichte. Natürlich zog man mich zuerst über die Waage.

Ich war gespannt, was die Skala anzeigen würde. Dann sah ich es. 80,079 lb stand schließlich auf der Waage. „Fahren Sie den Truck an die Seite und melden sich mit allen Dokumenten im Büro.“, kam es aus dem Lautsprecher. Ich schluckte einmal kräftig und folgte dann der Anweisung.
Im Büro meldete ich mich dann. „Guten Tag. Ich sollte mich hier melden.“ Es waren drei Mann im Büro. Ein Cop und zwei Leute in Zivil. Der Cop sprach mich dann an: „Guten Tag. Sind sie der Fahrer von dem Walmart Truck mit dem Tanker?“ Ich nickte. „Sir, jawohl Sir.“ Er musterte mich von oben bis unten. „Ein Ex Soldat.“, resümierte er. „Ich bin Sergeant John Smith von der California Highway Patrol. Das sind Mr. Henry Miller von der DOT und Mr. Oliver Stevens von der CDFA.“ „Ich bin Steven Murdock von Walmart Transportation.“, beendete ich die Vorstellungsrunde.
Der Sergeant begann die Dokumente zu prüfen. In der Zeit wandte sich der DOT Beamte an mich. „Ein bisschen schwer, oder nicht?“ „Sir, ja Sir.“ „Vielleicht hätten Sie etwas weniger günstigen Diesel in Oregon tanken sollen, bevor sie nach Kalifornien fahren.“ „Sir. Ich habe in Oregon nicht getankt, Sir.“ „Verarschen sie mich nicht.“ „Sir, das tue ich nicht. Ich habe vorgestern in Kingman, Arizona das letzte Mal getankt. Zu diesem Zeitpunkt war ich mit einer leichteren Ladung auf dem Weg nach Bakersfield. Außerdem hatte ich da noch keine Ahnung, dass ich noch nach Oregon musste, geschweige denn, dass ich heute einen schweren Tank übernehmen musste. Sir.“ „Können sie das beweisen?“ „Sir. Lesen Sie mein E-Log aus. Dann werden Sie feststellen, dass die letzte Tankung vorgestern in Kingman war. Natürlich habe ich keinen Beweis für eine nicht durchgeführte Tankung. Sir.“ Der Cop rief die E-Log Daten ab. „Das Logbuch bestätigt die Aussage.“, sagte er dann. „Sonst ist auch alles in Ordnung.“ „Bleibt trotzdem die Sache mit dem Übergewicht.“, sagte der DOT Beamte. „Sir, soll ich jetzt etwa zehn Gallonen Milch auf den Parkplatz laufen lassen? Sir.“ „Auf keinen Fall!“, sagte der DFA Beamte.
Die Beamten besprachen sich kurz. „Warum haben Sie so viel Milch geladen?“, fragte der Cop. „Sir. Ich habe einen fertig geladenen Trailer übernommen. Da der Trailer vom Lieferanten ist hatte ich natürlich vorher auch kein Leergewicht. Beim Lieferanten auf der Farm gab es auch keine Waage.“ „Sie hätten ja anschließend wiegen können und dann zurückfahren und wieder was abpumpen lassen.“ „Sir, die Ladung ist dringend. Aus diesem Grund haben wir schon auf das Tanken verzichtet. Sir.“ „Wer ist ihr verantwortlicher Vorgesetzter?“ „Sir, Mrs. Keela Murdock von Walmart Transportation, Sacramento. Das ist die diensthabende Dispatch, Sir.“ Schon wieder Murdock. Ist das Verwandtschaft?“ Ja, Sir. Sie ist meine Schwägerin, Sir.“ Er nickte kurz. „Dann müssen wir Sie und Mrs. Murdock zur Verantwortung ziehen.“ „Sir, Mrs. Murdock hat alles richtig gemacht. Ich kann Ihnen am Truck die Anweisung in der Com zeigen, dass ich auf mein Gewicht achten soll, Sir.“ „Sie nehmen die Verantwortung auf sich?“ „Sir, das tue ich. Es ist ja auch nicht viel mehr. An der nächsten Weigh Station bin ich sicher schon unter 80.000 Pfund, Sir.“ Sie machen das aber nicht nur, weil Ihre Dispatch zur Familie gehört.“ Sir, natürlich nicht. Wir trennen Beruf und Privates, Sir.“ „In Ordnung. Ich verhänge eine kostenpflichtige Verwarnung in Höhe von $100 gegen Sie. Ich mache das extra als Verwarnung, damit das Ihre Bewertung nicht beeinträchtigt. Das soll Ihnen aber eine Lehre sein. In Zukunft fahren Sie wiegen und lassen bei Übergewicht wieder was abpumpen.“ „Sir. Ja, Sir.“ „Sie haben wenigstens ein tadelloses Benehmen. Sie waren beim Militär?“ „Ja, Sir. Beim US-Marine Corps als Ausbilder, Sir.“Verstehe. Dann ist Disziplin kein Fremdwort für Sie. Fahren sie vor zur CDFA Kontrolle.“ „Sir. Ja Sir. Danke sehr, Sir.“ Der DOT Beamte schaute zwar etwas verärgert. Er hätte wohl gerne an mir ein Exempel statuiert.
Ich verließ das Büro und fuhr zur Kontrolle vor. Dort folgte das übliche Kontrollverfahren. Es wurden Proben gezogen und einem Schnelltest unterzogen. Weitere würden noch in ein Labor geschickt.

Als ich weiterfuhr, schaute ich auf die Uhr. Es war zu meiner Überraschung insgesamt nur eine dreiviertel Stunde, die ich hier verloren hatte. Anschließend rief ich dann Keela an. „Hey, Steve. Was gibt es denn noch?“, fragte sie überrascht. „Trotz unterlassener Tankung hatte ich in Hornbrook noch 79 Pfund zu viel auf der Waage.“ Keela fluchte einmal kräftig und gar nicht Ladylike. „Was kommt da noch nach?“ „Mir hat man eine Verwarnung über 100 Bucks verpasst.“ „Kein Bußgeld?“ „Nope. Die Bewertung bleibt auch stabil. Ich habe ein wenig den Marine rausgekehrt.“ „Gibt es für mich auch noch was?“ „Glaube nicht. Ich habe deine Anweisung gezeigt und konnte nachweisen, dass ich vorgestern in Kingman das letzte Mal getankt habe.“ „Ich habe noch überlegt, ob ich dir das schreiben soll. Weil du normal selbst an sowas denkst. Gut, dass ich es getan hab.“ „Mir tut es trotzdem im Portmonee weh.“ „Ich lasse mir was einfallen. Offiziell können wir die Strafe ja nicht übernehmen. Irgendwie machen wir das aber wieder gut.“ „Okay.“ „Rollst du wieder?“ „Yep. Sehe da vorne schon den Mount Shasta.“ „Mit Tempolimit 55 sage ich dir besser nicht, dass du Gas geben sollst.“ „Ich fahre, was ich kann. Ich vermute aber, dass ich trotzdem irgendwo die halbe Stunde Pause machen muss.“ „Aber bitte auch nicht viel länger.“ „Keine Sorge. Ich will auch nach Hause.“ „Dann mach mal.“ Wir legten auf.

Die nächsten Stunden lief dann alles nach Plan. In den Bergen hatte ich zwar an den Steigungen zu kämpfen, der Rest passte aber.
Hinter Redding hatte es sich ja dann auch mit den Bergen erledigt. Die Fahrt durch das Tal des Sacramento Rivers lief dann aber richtig entspannt. Im Tempomat rollte ich dahin.

Das endete dann erst an der Colusa County Weigh Station. Ich hatte aber damit gerechnet, dass man meine Aussage prüfen wollte, dass ich an der nächsten Waage unter 80,000 Pfund war. Damit behielt ich aber auch recht. 79,844 lb stand auf der Skala, als sich die Waage eingependelt hatte. Das war dann auch alles, was die Beamten wissen wollten. Ich bekam Grün. Trotzdem fuhr ich dann auf den Platz an der Weigh Station. Nun stand ich sowieso, also konnte ich auch gleich die Pause machen. In der verzehrte ich dann noch die Lebensmittel die wegmussten. Nach der halben Stunde machte ich mich dann auf den Endspurt nach Hause.

Es dauerte nicht mehr lange, bis ich schließlich meine Heimatstadt erreichte. Nachdem der American River überquert war, folgte der Wechsel auf die US-50 E und kurz darauf auf die CA-99 S. Schließlich erreichte ich dann meine Ausfahrt, an der ich vom Highway runterfuhr. Wenige Minuten später kam ich am Zentrallager an. Hier gab ich dem Shunter Fahrer die Papiere für die Ladung. Im Gegenzug nannte er mir Tor 23, vor dem ich den Trailer abstellen sollte. „Wie Tor 23? Da kommen doch sonst die Altverpackungen hin.“ „Da kommt aber heute nichts mehr. Die frische Milch geht aber heute noch weiter.“ „Wohin?“ „Zur Abfüllerei. Da wird sie in Packs unserer Hausmarke gefüllt.“ „Verstehe.“ Ich fuhr also zum Tor 23 und sattelte den Trailer dort ab.

Anschließend fuhr ich nur noch auf den Parkplatz und machte Feierabend. Ich packte noch schnell meine Schmutzwäsche zusammen und schloss schließlich nach Hause.

Dort angekommen, betrat ich das Haus. Ich war gerade dabei, mir im Flur die Schuhe auszuziehen, da hörte ich Tim antrippeln. Es fehlten allerdings die üblichen „Daddy“ Rufe. Dann sah ich ihn. Er trug ein süßes, plüschiges Kostüm. Auf der Kapuze waren kleine Hörnchen. Sein Gesicht hatte Pam dann noch mit Kinderschminke bemalt. Es ist ja Halloween, fiel es mir schlagartig wieder ein. „Hey, wer bist du denn?“, fragte ich ihn. „Grrrr. Ich bin ein Monster.“, bekam ich zur Antwort. „Dann komm mal her, du kleines Monster.“, sagte ich zu ihm. Erst wollte er schmollen, dann guckte er mich aber ganz böse an. „Du musst jetzt Angst haben.“, beschwerte sich Tim. „Muss ich das?“ „Jeder hat Angst vor Monstern.“, sagte er dann. „Weißt du denn gar nicht mehr, was Daddy gemacht hat, bevor er Trucks gefahren ist?“, fragte ich ihn dann. Er überlegte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. „Daddy war ein Marine. Die haben vor gar nichts Angst. Die beschützen andere Leute vor bösen Monstern.“ Jetzt schmollte er doch. Dann lief er zurück ins Wohnzimmer. „Mami!“, rief er laut. „Daddy hat gar keine Angst vor mir.“ „Warum denn nicht?“, hörte ich Pams Stimme. „Weil er Marine war, hat er gesagt.“ „Dann muss ich ihm wohl Angst machen.“ Ich ging nun ins Wohnzimmer und erlebte die nächste Überraschung.

Pam stand vor mir. Ihre langen, schwarzen Haare hatte sie mit einem Glätteisen behandelt, damit sie nicht wie sonst, in weichen Wellen lagen. Sie trug ein langes, schwarzes Kleid, was auf mich aber trotzdem irgendwie sexy wirkte. Gesicht, Hals und Dekolleté hatte sie weiß geschminkt. Ihre fast schwarzen Augen wirkten mit dem Augenmakeup irgendwie noch ausdrucksstärker. Ihre Nägel und ihre Lippen waren aber knallrot geschminkt. Mein Kiefer klappte runter. Dann entfuhr mir nur ein erstauntes „Pam.“ Sie funkelte mich mit ihren Augen an. „Ich bin nicht Pamela Murdock. Mein Name ist Morticia Addams.“ „Dann hast du ein Problem.“, sagte ich trocken. „Warum?“ „Weil ich sicher nicht Gomez bin. Oder sehe ich etwa aus wie Gomez?“ „Du bist ein Spielverderber.“, sagte Pam beleidigt. „Ich sollte dich Cleopatra, meiner fleischfressenden Pflanze zum Fraß vorwerfen.“ „Spielverderber.“, sagte nun auch Tim. „Was ist daraus geworden, dass wir dieses Jahr noch kein Halloween feiern?“ „Wollte ich ja auch eigentlich nicht. Dann habe ich aber dieses supersüße Monsterkostüm für Tim gesehen. Da konnte ich nicht anders.“ Ich verdrehte die Augen. „Ich gehe erstmal duschen.“ Dann ging ich.

Unter der Dusche rasten meine Gedanken. Eigentlich war ich zu müde für eine Halloween Party. Lust hatte ich auch nicht wirklich. Aber Pam sah als Morticia wirklich sexy aus. Außerdem hatte sie recht. Tim war wirklich süß in dem Monsterkostüm. Dann muss ich mich wohl der Mehrheit beugen.
Ich trocknete mich ab und ging ins Schlafzimmer. Natürlich hatte ich kein Kostüm. Schließlich war es nicht geplant. Pam hatte mir auch nichts hingelegt. Ich machte meinen Kleiderschrank auf und warf einen Blick auf die Sachen, die ich hatte. Schließlich blieb mein Blick auf den Sachen vom Marine Corps hängen, die ich als Reservist noch hatte. Ich nahm dann die Sachen, die man im Kampfeinsatz trug. Da die beiden auch geschminkt waren, machte ich noch das, was man im Kampf machte, um nicht so schnell ausgemacht zu werden. Ich schwärzte mein Gesicht. Als ich fertig war, ging ich ins Wohnzimmer zurück.

Tim bemerkte mich zuerst. „Bist du jetzt Marine?“, fragte er mich. Ich nickte. Dann blickte mich Pam an.
Als sie mich sah, schluckte sie kräftig. Dann wurden ihre Knie weich und sie setzte sich wieder. Ich ging zu ihr. „Was ist los?“, fragte ich besorgt. „Musstest du das anziehen?“, keuchte sie. „Du hattest mir nichts hingelegt. Ich dachte, ich sollte mich auch kostümieren.“ „Ist das wirklich nur noch ein Kostüm für dich?“ „Hey Sweetheart. Das weißt du doch.“ „Was weiß ich? Du bist immer noch Reservist.“ „Das ist nichts Neues.“ „Das hatte ich verdrängt. Als ich dich eben so gesehen hab, bekam ich heftige Flashbacks. Mir kam alles wieder hoch, was wir in den letzten Jahren durchgemacht haben. Meine Albträume, meine Angststörung, die Depression, einfach alles.“ „Soll ich mich umziehen?“ „Das würde heute auch nichts mehr ändern. Wir sollten uns aber mal über deinen Status als Reservist unterhalten. Nicht heute, aber in den nächsten Tagen.“ „In Ordnung. Ich wollte dir den Abend nicht versauen. Ich wollte aber auch kein Spielverderber sein.“ „Das weiß ich, Darling. Es geht auch gleich wieder.“ Ich beugte mich zu ihr runter und gab ihr einen Kuss. „Dein Kostüm ist aber wirklich sexy.“ „Dann habe ich wenigstens die richtige Wirkung erreicht.“ „Oh ja, Morticia Addams.“ Es klingelte an der Tür. „Gehst du, Darling? Die Süßigkeiten sind in der Tasche an der Garderobe.“ „Okay.“ Ich ging zur Tür und öffnete sie. Draußen war eine Gruppe verkleideter Kinder. „Süßes oder Saures.“, riefen sie. Ich gab ihnen was von den Süßigkeiten und sie zogen erfreut weiter.

Zurück im Wohnzimmer hatte sich Pam auch wieder beruhigt. „Es geht wieder.“, sagte sie zu meinem besorgten Blick. Dann begannen wir unsere Halloween Party zu dritt.
Pam hatte sich Mühe gegeben, die Wohnung im Halloween Style zu dekorieren. Das war mir vorhin gar nicht so richtig aufgefallen. Jetzt bewunderte ich es. Sie hatte auch ein wenig Süßkram für uns auf dem Tisch. Es gab Schoko Gespenster aus Mini Schokoküssen, Worm Bites aus Götterspeisewürfeln mit Weingummi Würmern und Monster Kekse aus Erdnussbutter Keks Teig. Wir spielten dann auch zusammen mit unserem kleinen Monster. Zwischendurch mussten Pam oder ich immer wieder an die Tür, weil weitere Kinder „Süßes oder Saures“ verlangten.

Dann wurde es Zeit für das Abendessen. Da Pam mehrere Kürbisse zu Dekozwecken ausgehöhlt hatte, musste sie den Inhalt natürlich verwenden. Das hatte sie einerseits mit einer Pumpkin-Ginger-Soup gemacht, außerdem hatte sie Pumpkin Bread gebacken. Nun ließen wir uns das als Abendessen schmecken. Pam ging es dann auch langsam wieder besser. Sie hatte sich an meinen Anblick gewöhnt.

Als wir gesättigt waren, setzten wir unsere kleine Halloween Party fort. Tim durfte dann auch heute länger aufbleiben. Das machten wir auch mit einem kleinen Hintergedanken. Da in der Nacht die Uhren von Daylight Time auf Standard Time umgestellt wurden, wollten wir vermeiden, dass uns Tim dann nach neuer Zeit mitten in der Nacht aus den Federn holte.

Der Abend wurde dann auch noch wunderschön. Ich war nur überrascht, wie viele Kinder in Zeiten von Corona noch von Haus zu Haus zogen. Wir mussten noch mehrere Male zur Tür. Als das nachließ, konnten wir dann noch ungestört mit Tim spielen. Schließlich wurde es dann aber doch Zeit, das kleine Monster ins Bett zu bringen. Tim wollte sich zwar erst nicht das Gesicht waschen lassen, weil dann sein Monster Makeup weg war, er ließ es aber schließlich zu. Dann brachte ich ihn ins Bett und las ihm noch was vor, bis er eingeschlafen war.

Ich ging zurück ins Wohnzimmer. Dort musterte ich meine Frau nochmal von oben bis unten. „Du bist echt sexy, Morticia Addams.“ „Bin ich das?“, sagte sie und schaute mich verführerisch an. „Lässt sich Morticia denn mit einem Soldaten, wie mir ein?“ „Eigentlich ist sie ja Gomez treu.“ „Was machen wir denn da?“ „Wir könnten duschen gehen, das Makeup abwaschen und uns dabei wieder in Pamela und den neuen Steve verwandeln.“ „Den neuen Steve?“ „Den, der Truckdriver ist und kein Soldat. In den ist Pamela nämlich total verliebt.“ „Dann sollten wir das tun.“
Wir gingen ins Bad. Dort zogen wir und aus und gingen unter die Dusche. Pam machte mein Gesicht wieder sauber und begann es dabei zu küssen. Auch ich begann dann damit, ihr das weiße Makeup abzuwaschen. Ich begann beim Gesicht und arbeitete mich dann über den Hals zum Dekolleté vor. Dort konnte ich dann aber nicht aufhören und ging tiefer. So wurde es dann eine besonders heiße Dusche…

Anschließend trug ich sie ins Schlafzimmer, wo wir unser Liebesspiel fortsetzten…

Sonntag, den 1. November 2020, 7:15 am, PST, Sacramento, CA:

„Daddy, wach werden.“, war mal wieder das erste, was ich an dem Morgen hörte. Ich warf einen Blick auf den Wecker, der sich als Funkuhr in der Nacht schon der neuen Zeit angepasst hatte. „Viertel nach Sieben. Muss das den schon sein?“ „Ja, muss sein.“, sagte Tim bestimmt. „Du bist wirklich ein kleines Monster.“, murmelte ich. „Kein Monster mehr. Guck doch.“ Ich schaute und Tim strahlte mich mit seinen dunklen Augen, die er von seiner Mutter hatte, an. „Warum soll ich denn aufstehen?“ „Mir ist langweilig.“ „Deshalb soll ich aufstehen?“ „Ja. Spielen kommen.“ „Na gut.“ Ich fügte mich und trottete hinter meinem Sohn her, der mich ins Kinderzimmer zog. Ich war zwar immer noch todmüde, aber ich spielte dann mit dem Kleinen.

Gegen Neun stand Pam dann in der Tür und schaute sich das gemeinsame Treiben an. Ich hatte den Eindruck, dass sie mich total verliebt anhimmelte. „Guten Morgen ihr Beiden.“, sagte sie schließlich. Sie kam zu uns und streichelte Tim über den Kopf. Dann beugte sie sich zu mir runter und gab mir einen langen Kuss. „Gut geschlafen?“, fragte sie dann. „Ja, gut geschlafen.“, sagte Tim. „Gut, nur zu kurz.“, fügte ich hinzu. „Unser Sohn war der Meinung, dass ich um viertel nach Sieben aufstehen sollte.“ „Armer Darling.“, sagte sie. „Dann werde ich dich heute verwöhnen. Ich kann allerdings nicht verhindern, dass dein Sohn mit seinem Vater spielen möchte, den er schon die ganze Woche nicht hat.“ „Das ist klar.“ „Dann mache ich erstmal Frühstück.“ Sie ging in die Küche.

Der weitere Sonntag bestand für mich dann überwiegend daraus, mit Tim zu spielen. Pam änderte am Vormittag dann die Deko von der Halloween Deko, auf die zum Día de Muertos, dem mexikanischen Tag der Toten, welcher vom 31. Oktober bis zum 2. November begangen wird. Trotz der mexikanischen Wurzeln wollte sie am letzten Oktobertag lieber das in den USA mehr verbreitete Halloween feiern. Zwei Tage reichten ihr für den Día de Muertos. Vermutlich bekam Tim in den nächsten Jahren eher ein Kostüm, welches für beide Tage zu nutzen war, wie etwa ein Skelett Kostüm. Wo ich gerade beim Kostüm bin, Tim und ich blieben zwar heute wie wir waren, Pam trug aber ein unglaublich sexy aussehendes Kostüm. Die Haare hatte sie im Señorita Style frisiert, ihr Oberteil war im Stil eines klassischen Korsetts sehr figurbetont und brachte ihre weiblichen Vorzüge gut zur Geltung. Der recht kurze Rock war dann mit schwarzer Spitze abgesetzt. Dazu trug sie sexy Strümpfe und Heels. Natürlich hatte sie sich dazu passend gruselig geschminkt. Wenn sie in der Nähe war, konnte ich kaum den Blick von ihr lassen. „Que señorita tan caliente.“, sagte ich ihr als Kompliment. „Muchas gracias, guapo.“, kann ihre Antwort. „Du hältst mich für schön?“ „Du bezeichnest mich ja auch als heiß.“ Tim ging zu Pam und kuschelte sich an sie. „Mami ist nicht heiß, nur warm.“ Wir mussten lachen. „Aber Mami ist wunderschön.“ „Danke, mein Schatz.“ Sie gab Tim ein Küsschen.

Zusätzlich zu den Resten vom gestrigen Halloween hatte Pam heute als Süßigkeiten calavera de de azúcar, zu Deutsch Zuckerschädel gemacht. Bereits zum Frühstück hatten wir dann pan de muerto, das Totenbrot, ein Brot aus süßem Teig, welches oben wie Knochen geformt war. Wir wurden also gut vom Pam verwöhnt. Ich fand es auch gut, dass sie sich wieder mehr ihren mexikanischen Wurzeln zuwandte. Schließlich konnten weder sie, noch Tim optisch verleugnen, dass auch mexikanisches Blut durch ihre Venen floss.

Der Tag verging dann leider wie im Flug. Schließlich wurde es Zeit, Tim ins Bett zu bringen. Nachdem er eingeschlafen war, ging ich zu Pam. „Was hältst du davon, wenn ich meine heiße Señorita ins Bett bringe.“ „Das klingt gut, Mister. Ich würde gerne feststellen, was du dort mit mir machen möchtest.“

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