[Woche 11/2018 Dienstag bis Woche 13/2018 Freitag] Krankheitsbedingte Ausfälle. Reich sein. Eiswürfel.





Woche 11/2018 / Woche 12/2018.
Nachdem ich am Dienstag am Flughafen München abgeladen hatte ging es noch zu meiner Münchener Niederlassung. Den Rest der Woche und auch die Folgewoche hatte mein Scania nichts zu tun. Ich dafür umso mehr, da Conny aus der Dispo und Liane aus der Buchhaltung krankheitsbedingt ausgefallen waren. Zudem gab es einige Gesprächstermine bei Lufthansa, DHL und Maier-Flink. Abends telefonierte ich dann immer mit Sandra, die im Büro in Uppsala und mit regionalen Touren für Scania ebenso lange Arbeitstage hatte.


KW 13/2018
Dienstag, 27.03.2018, München.
Ich stehe bei Maier-Flink auf dem Hof und setze die letzte Stange zur Ladungssicherung. Ich bekomme die Papiere. Auf geht’s nach Italien. Die Uhr zeigt kurz nach 10:00 Uhr.

Blinker rechts. Ich ziehe meinen Scania auf die B304, die zuerst in die B2R, dann in die B2 und schließlich in die A95 übergeht. Bei Eschenlohe endet die Autobahn dann schon wieder und ich folge wieder der B2.

Ich passiere Kaltenbrunn und Mittenwald und passiere damit die deutsch-österreichische Grenze.



Die meisten Menschen sind nicht schön
Sie haben eine scheiß Figur
Sie haben keinen BMW
Und noch nicht mal Abitur

Schön sein und ein bisschen obszön sein,
Sagt die Frau zu dem Mann:
„Hey Schatzi, was will man mehr?“
„Reich sein“, denkt der Mann dann,
Weil er ist Prospekteverteiler
Und wär‘ gern Millionär …



Das Radio spielt die Toten Hosen und ich hänge darüber meinen Gedanken nach:
Scheiß Figur: dagegen kann man was tun. Ein bisschen Sport und den Arsch hoch kriegen bringt schon ’ne ganze Menge.

Keinen BMW: kann man haben. Muss man aber nicht. Mein Fünfer langweilt mich inzwischen sogar eher und nervt mich mit seiner Tieferlegung an jeder Bodenwelle auf’s Neue. Wird zeit, dass der weg kommt.

Abitur: hab ich nicht. Und trotzdem ging es im Leben bisher immer weiter. Auch mit Abitur kann man blöd wie hulle sein…

Reich sein / Millionär:
Ja, reich sein solllte man. Reich an Erfahrungen, an Wissen und Willen. Denn der monetäre Gegenwert bringt dir ohne dem rein gar nichts.



Mein Telefon klingelt und reißt mich je aus meinen Gedanken. „hansekontor. Christian Dansör här.“ „Aa hansekontoa. Annyka. Guadn Moang Chef.Kuaze Froge: kannst du naxte Woch Donnersdog oan Spezioidranspoat machn?“ „Visst. Från var till var. Med vilken semitrailer? Eskortfordon behövs?“ „Hä? War das jetzt schwedisch?“ „Ja, war es. Wenn du mir mit bayrisch anfängst…“ „Tschuidigung.“ „Schon gut. Hab’s ja verstanden. Ich wollte jetzt wissen von wo nach wo der Transport gehen soll. Welcher Auflieger wird gebraucht und bedarf es Begleitfahrzeuge?“ „ Nähe Frankfurt/Oder, ist noch in Tschechien, nach Nürnberg. Ist ein Rotorblatt für Windkraftanlagen.“ „Gut. Da nehme ich den teleskopierbaren Trailer aus der Niederlassung Berlin. Genehmigung
hat der Kunde sich schon drum gekümmert?“ „Ja. Strecke ist vorgegeben. Begleitfahrzeuge empfohlen, weil viel Landstraße und nur nachts zu fahren.“ „Kein Problem. Ruf bei Martin oder Simone Hille in Hamburg an. Nummer findest du im Firmensystem. Die beiden sollen mir zwei ihrer Begleitfahrzeuge schicken. Oder besser noch: selbst kommen. Für Dienstag suchst du mir was für eine Tour nach Berlin.“ „Klaro. Ich kümmere mich drum.“





E533 – Krinz, Reith, Leithen. Bei Martinsbühel geht es über den Inn und kurz darauf auf die Inntalautobahn A12.

Weiter geht es vorbei am Innsbrucker Flughafen.







Ich erreiche die österreichisch-italienische Grenze und überlege kurz ob ich am Brenner Kebab-Grill einen Döner hole. Ich entscheide mich dagegen.






Der Etsch begleitet mich auf meinem Weg über die Autostrada di Brennero. Ich denke an die Italien-Tour mit Sandra im Hauber zurück als ich auf die Rastanlage Castel Varco West fahre. Knapp viereinhalb Fahrstunden und über dreihundert Kilometer geschafft. Ich bin zufrieden mit dem bisherigen Tourverlauf.







Mittwoch, 28.03.2018, München.

Ich bin zurück aus Parma und stehe beim Maier-Flink an der Rampe. Obwohl es bereits nach 20:00 Uhr ist werde ich noch entladen. Ich selbst stehe nur in der Halle neben dem Tor und schaue dem Gewusel der beiden Ameisenfahrer zu – während einer aus dem Lager zur Rampe kommt zieht der andere gerade mit der nächsten Palette ab und ruckzuck sind die sechsundzwanzig Paletten vom Trailer.

„So,fertig. Feierabend bei dir?“ „Gleich. Noch eben zur Firma rüber fahren. Euch auch einen schnellen Feierabend.“ „Bis 22:00 Uhr haben wir noch.“

Ich ziehe kurz von der Rampe ab und schließe die Türen.

Über die Dachauer Straße geht es zur B304 auf die ich Richtung Westen auffahre. Über die Freisprecheinrichtung wähle ich Sandras Mobilfunknummer. Mal wieder vergeblich. Gedanken mache ich mir darüber nicht, sie wird vermutlich beim Sport sein. Das kenne ich ja bereits. Ich wähle eine weitere Nummer. Es tutet zwei mal, dann wir abgenommen. „Hey großer Bruder.“ „Hi Joseph. Mein Geburtstag ist jetzt ein Vierteljahr her. Was sagt uns das?“ „Dass ich heute dran bin.“ „Genau. Ich wünsche dir alles Gute zum neunzichsten.“ „Neunzehn! Das andere ist kurz vor scheintot.“ „Neunzig. Neunzehn. Die paar Tage dazwischen…“ „Kommst noch auf ein Bier vorbei?“ „Wenn du mich achthundert Kilometer nordwärts beamst.“ „Bist du wieder auf Achse?“ „Immer. Mal mehr, mal weniger. Bin gerade aus Italien zurück nach München. Das mit dem Bier holen wir übernächsten Samstag nach. Dann bin ich übers Wochenende in Rostock.“ Ein paar Minuten geht das Gespräch noch weiter. Dann lege ich auf, da ich an der Niederlassung ankomme. Dort stelle ich meinen stora rovfågel auf den Hof. Die Büros sind dunkel und die Fahrzeughalle bis auf den Scania Motorwagen und den 8×4-MAN leer.






Ich bin gerade dabei in Richtung Bett zu verschwinden. Mein Telefon klingelt. „Hej min älskling. …“



Donnerstag, 29.03.2018, München.
Mein Wecker klingelt. 05:15 Uhr zeigt das Ziffernblatt. Ich habe gut geschlafen; das Telefonat mit meinem Schatz hatte entspannende Wirkung. Ich schwinge die Füße aus dem Bett und tappse zur Dusche.

Plötzlich bin ich dann ganz wach. Das Wasser ist eiskalt und bleibt es auch, egal ob ich den Mischhebel auf ganz warm stelle oder nicht. Hmpf. Ich gucke wie es am Waschbecken mit warmen Wasser ausschaut. Auch kalt. Weltklasse. Ich mache fix eine Katzenwäsche und trockne mich ab.

Der erste Kaffee fällt heute doppelt so groß aus wie sonst. Dazu gibt es ein Brötchen mit Käse und eins mit Schokoaufstrich.






Es ist 10:00 Uhr. Ich sitze im Büro und Vivien kommt zur Tür herein. „Moooorgen.“ „Moin. Na du bist ja gut drauf.“ „Aber hallo. Ich hab grade mit Tom telefoniert. Er schafft es heute Abend nach Hause. Mein Schatz ist Ostern bei mir.“ „Das ist prima. Ich bin an den Feiertagen auch nicht alleine.“ „Sandra kommt runter?“ „Jo. Morgen um 08:10 Uhr landet der Flieger aus Arlanda.“ „Habt ihr was geplant?“ „Ja, wir werden den Kamaz mal ein bisschen in die Berge ausführen. Richtung Venedig oder so. Mal was anderes…“ „Jetzt kommt’s…“ „Ne, nix Schlimmes. Ich wollte heute früh Duschen und es kamen nur Eiswürfel aus der Leitung.“ „Sch***, ich hab vergessen dir Bescheid zu sagen. Die haben für heute zwischen 04:00 Uhr und 13:00 Uhr Arbeiten an der Fernwärmeleitung hier im Gewerbegebiet angekündigt.“ „Achso. Das ist dann ja überschaubar. Gibt’s schon Bewerbungen für die Ausbildungsstellen?“ „Nein. Bisher noch rein gar nichts reingekommen.“ „Hmm.“ „Wochenende haben wir wieder Stellenausschreibungen in der Zeitung.“ „Ok, dann schauen wir mir mal.“


Karfreitag, 30.03.2018, München.

Heute ist Feiertag. Meine Mitarbeiter haben ihr wohlverdientes Osterwochenende alle zu Hause. Dafür haben meine Disponenten alle Hebel in Bewegung gesetzt.
Nur ich bin fernab von zu Hause, bin also weder an meinem Wohnort Uppsala noch in Wismar bei meinen Eltern und Brüdern. Meiner Stimmung tut das keinen Abbruch, denn ich biege gerade mit dem Sprinter in die Otto-Warburg-Straße ab. Diese führt parallel zur A99. Ich folge den Abbiegehinweisen meines Navis und passiere die Schloßanlage Schleißheim. Am Kreisverkehr verlasse ich die B471 und fahre in die Kreuzstraße.

Über weitere Straßen, unter anderem die St2053 und die B301, erreiche ich den Flughafen im Erdinger Moos.
Die Uhr zeigt kurz vor 08:00 Uhr.

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