Gestern hatte ich noch einen Termin mit dem Verkäufer des Oldtimers abgemacht, heute Nachmittag wollte ich in Uelzen vorbei schauen, mein Vater war als Experte mit von der Partie.
Ich holte ihn zuhause ab und entspannt fuhren wir los. Er fand es zwar unnötig, das ich mir einen Oldtimer kaufen wollte, aber trotzdem, alles was mit Autos zu tun hatte interessierte ihn, als Kfz-Mechaniker aber auch verständlich.
Dank Navi fanden wir direkt den kleinen Resthof des Verkäufers, wir begrüßten uns und gingen dann direkt zu einer Scheune, vor dem Tor stand dann das Auto aus der Anzeige, ein Fiat 124 in Himmelblau, das Auto lief schon.

Mein Vater schaute sich das Auto an, während ich mit dem Verkäufer über die technischen Daten sprach, nach und nach stieg mein Vater mit ein.
Da das Auto angemeldet war, war eine Probefahrt problemlos möglich, ich setzte mich hinters Volant, mein Vater stieg zu, wir durften alleine mit dem Auto los. Wir fuhren ein wenig durch den Ort und dann noch etwas Landstraße, zwischendurch tauschten wir die Plätze, so das mein Vater wieder auf den Hof fuhr.
Das Auto war nicht schlecht und sicherlich seinen Preis wert, doch zu 100% war ich mir auch nicht mehr sicher, außerdem fand es mein Vater nicht gut das er schon warmgelaufen war, das ließ darauf schließen das er kalt nicht gut lief.
Wir ließen das Auto laufen und parkten wieder vor der Scheune, im Gespräch mit dem Verkäufer sprach mein Vater dann den Kaltlauf an, der Verkäufer meinte es wäre etwas mit dem Choke, deshalb hatte er den Wagen schon mal warm laufen lassen. Alles in allem war mir das ganze dann doch zu unsicher, und ehrlich gesagt mein Vater hatte recht, ein Oldtimer war für mich nichts, dafür kannte ich mich zu wenig mit Autos aus, ich hatte zwar oft und viel mitgeholfen bei meinem Vater, aber Federführend war immer er, er sagte an was wie gemacht wurde und meist lag er auch richtig damit, oft genug musste ich die Erfahrung machen.
Der Verkäufer öffnete dann das Scheuentor und fuhr den Wagen hinein, da dort noch mehr Oldtimer standen, gingen wir, aus Interesse, hinterher. In einer dunklen Ecke entdeckte ich dann eine Enzianblaue Schönheit mit Chromglänzenden Stern auf dem Kühlergrill. Dort stand tatsächlich ein LKW, genauer ein 1632 in Enzianblau mit Ochsenblutrotem Fahrgestell. Mein Vater winkte gleich ab, ich hatte leuchtende Augen wie ein kleines Kind. Auf Nachfrage erfuhren wir dann das der LKW einem guten Freund des Verkäufers gehörte und hier nur unterstand. Ob der verkäuflich war konnte er nicht sagen, auch war der Bekannte nicht erreichbar, so mussten wir auf eine Besichtigung verzichten, Schade ich hätte gern mal einfach nur Platz genommen. Aber der Verkäufer versprach sich noch mal bei uns zu melden, so verabschiedeten wir uns.
Von Uelzen aus fuhren wir direkt nach Hamburg zu Hovstra, ich startete schon am Samstag Abend, fuhr kurz nach Travemünde und von da aus mit der Fähre nach Liepaja. Wir fuhren direkt an meinen LKW, so konnte ich die Sachen einfacher umpacken, mein Vater machte es sich auf dem Fahrersitz bequem und schwelgte in alten Zeiten.
„Mensch, damals, da bist du mit solch einer Hundehütte mehrere Wochen unterwegs gewesen und heute sind die Hütten im Nahverkehr fast größer.“
„So ändert sich halt die Zeit, dafür hast du heute wohl mehr Stress.“
„Das mag wohl sein, heute würde ich das nicht mehr machen wollen, aber damals war es ein großes Abenteuer.“
„Joar, für mich ist es das auch heute noch, ich denke das liegt auch mit daran wie und in welcher Zeit man da rein wächst. Jederzeit erreichbar, Terminfracht, Zeitdruck, viel Verkehr das ist für mich eben heute normal, da ich einfach die, ich sag mal so, lockere Zeit, gar nicht mitbekommen haben, das ist aber in jeder Branche so, das konnte ich mir schon in der Ausbildung anhören, früher war es besser. Das werde ich eines Tages auch sagen, aber mein Ausgangspunkt ist ein ganz anderer, ich will nicht sagen das ihr euch früher nen Lenz gemacht habt, aber es war eben eine andere Zeit.“
„Da magst du recht haben.“
„So ich werd jetzt mal um den LKW gehen und dann geht’s los.“
„Na gut, ich wünsche dir dann eine ruhige Woche, fahr vorsichtig und komm heil wieder, ich fahr nach hause.“
„Ja, ebenso, bis nächste oder übernächste Woche.“
Er winkte noch zum Abschied und fuhr dann vom Hof, ich verschwand hinter dem LKW.

Um 19 Uhr fuhr ich los zur Fähre nach Travemünde, nach ein und einer Viertel Stunde kam ich dort an, die Fähre war gebucht und nach knappen 3 Std. stand mein LKW gut vertäut im Laderaum der Fähre und ich an der lässig an der Rehling. Über 24 Stunden war die Fähre nun nach Liepaja, in Lettland unterwegs. Ich machte noch ein paar Aufnahmen vom abendlichen Auslaufen, dann ging ich in die Kabine, Gottseidank eine Einzelkabine. Nach einer ruhigen Nacht bediente ich mich am Sonntag morgen am Frühstücksbuffet, ich nutze die Gelegenheit und griff beim Rührei und Speck zu.
Den Rest des Tages schlenderte ich durchs Schiff, es war schon etwas langweilig, also ging ich früh ins Bett, denn am frühen Montag morgen sollten wir in Liepaja einlaufen, dann hieß es wieder fahren, dafür musste ich ausgeschlafen sein.

Um viertel vor zwei fuhr ich dann von der Fähre. Es ging aus dem Hafen raus in Richtung Riga. Mein Gefühl war etwas bedrückend, nicht das ich Angst hatte, aber ich schaute schon etwas genauer was so am Straßenrand und hinter mir los war. Das lag aber wohl zum größten Teil daran das man mit Osteuropa viel negatives Verband, aber schon auf meiner letzten Tour, noch mit dem Scania, hier hin hatte sich das nicht bestätigt.


Landschaftlich war es nicht grade Abwechslungsreich, viele Wiesen, viele Wälder, trotzdem war es schön hier. Die eher weitläufige und flache Gegend erinnerte mich an meine Heimat. An Riga kam ich schnell vorbei, kurz nach Riga machte ich dann an einer Tankstelle meine erste Pause, von hier aus sollte ich es eigentlich in einem Rutsch nach Daugavpils schaffen.
So war es denn auch, um 9:20 fuhr ich auf den Hof, es war ein modernes Logistikgebäude. Die Anmeldung lief wieder mit Händen und Füßen, aber es lief. Schnell war ich entladen und meldete mich im Büro.
„Hovstra Agrarhandel und Transporte, Seekamp!“
„Moin, Hannes hier, ich bin leer in Daugavpils, hast schon was neues für mich?“
„Ne, tut mir Leid, hab noch nichts gefunden, musst dich noch etwas gedulden, ich melde mich dann.“
„Schade, naja da kann man nichts machen.“
Wir verabschiedeten uns und ich entschloss mich wenigstens schon mal vom Gelände runter zu fahren. Nebenan war ein Garagenhof, dort war genug Platz für mich und meinen LKW. Das man für den Kühler keine Ladung fand, fand ich komisch, fuhren doch etliche Großflotten litauischer Kühler tagtäglich durch die EU, was fuhren die denn wenn es hier oben nichts für Kühler gab? Übrigens sah man von denen hier oben deutlich weniger als in Westeuropa, EU halt. Gut, ich stand grade in Lettland, bezweifelte aber das es die paar Km südlich so viel anders aussah. So nun aber genug gejammert, die EU hatte auch ihre guten Seiten, das war für mich jedenfalls unumstritten, was nun aber besser war mit oder ohne EU, darüber konnte man trefflich streiten, wie uns die Briten zeigten.
Ich surfte hier und da ein wenig herum, der NG ging mir nicht ganz aus dem Kopf, aber ein LKW, das war nicht billig, ich verdiente zwar für einen LKW Fahrer nicht schlecht, aber so viel wie als Schlosser damals war es eben doch nicht. Außerdem, vielleicht war der LKW auch gar nicht verkäuflich, also erst mal abwarten. Mir fiel da ein Satz ein, den mein Vater von einem Griechen gehört hatte und in seinerseits immer mal wieder anbrachte.
„Die meiste Zeit des Lebens, wartet der Mensch vergebens!“
Ich wartete hier zwar nicht vergebens, aber doch gute viereinhalb Stunden, auf einen Rückruf aus der Dispo.
„Moin Hannes, erst mal lädst du jetzt in Daugavpils für Valmiera, von da aus dann leer nach Pärnu, dort 5 Paletten für Berlin, da kommt aber noch was zu, da suche ich aber noch.“
„Alles klar, wird gemacht, soll ich mich melden oder rufst du an?“
„Melde dich mal spätestens wenn du in Pärnu ankommst.“
„Mache ich.“
Ich setzte mich wieder hinters Lenkrad und fuhr zur Ladestelle, das waren nur 10 Minuten fahrt. Dort war der Auflieger nach einer Stunde zu knapp ¾ beladen. Ich fuhr noch bis zum Ende der Schichtzeit und machte dann an einer Tankstelle Feierabend.
Am Dienstag startete ich um 4 Uhr, nach knapp drei Stunden stand ich in Valmiera auf dem Hof des Logistikers, dort stand ich ca. anderthalb Stunden, dann war der Auflieger leer und ich konnte weiter nach Pärnu. Wie abgesprochen meldete ich mich in der Dispo als ich an der Rampe stand.

„Hovstra, Agra….!“
„Moin Hannes hier, stehe jetzt in Pärnu an der Rampe, geladen wird noch nichts, weiß nicht wie lange das dauert.“
„Kein Thema, hab den Wagen nun auch voll, also erst mal weitere 8 Paletten in Tartu laden, für Lidl in Berlin und dann 20 Paletten Möbel aus Narva für Landsberg in Polen.“
„Ok, wird gemacht, muss ich auf irgendwas achten, bei Lidl zum Beispiel darauf wie die Paletten stehen?“
„Nö, alles Trockenfracht.“
„Ok, dann bis die Tage!“
„Jo, bis dann!“
Landsberg am Lech sagte mir was, Landsberg in Polen nicht wirklich, also schaute ich mal im Atlas nach. Der Ort hieß auf polnisch Gorzów Wielkopolski und lag mehr oder minder auf dem Weg nach Berlin. Das hieß dann aber ich würde auf dem Landweg zurück nach Deutschland fahren, auch gut.
Inzwischen hatte sie auch mit laden begonnen, so war ich nach einer Stunde in Pärnu fertig,

Tartu erreichte ich um 16 Uhr, hier stand ich 2 Stunden, aber immer noch besser als morgen früh erst laden.

Bei einem Suprema Supermarkt machte ich dann, ebenfalls in Tartu, Feierabend. Am Dienstag schon die zweite 15er Schicht verbrauchen mochte ich gar nicht, war aber nicht anders möglich.
Am Mittwoch ging es um 5.30 weiter und um 7.30 erreichte ich Renar in Narva. Hier war es gut besucht und ich musste etwas warten, nach 2.15 Stunden war ich aber auch hier fertig. Nun konnte ich den Heimweg einschlagen. Gerne wäre ich über Kaliningrad gefahren, aber ohne Visum musste ich über Kaunas ausweichen, Schade, gerne wäre ich durch die Heimat meines Großvaters gefahren, aber vielleicht hatte ich ja noch mal das Glück.
So fuhr ich von Narva aus wieder über Tartu und Pärnu um dann an der Ostseeküste entlang zu fahren. An einem schönen Parkplatz mit Meerblick machte ich dann meine Pause.
Am nächsten Morgen ging es dann rechtzeitig um 4 Uhr weiter, ich zog 4.15 Stunden durch und machte meine Pause mal wieder an einer Tanksäule, diesmal kurz vor Kaunas. Mit relativ günstigen Diesel, ich hatte allerdings einen niedrigeren Preis erwartet, füllte ich beide Tanks randvoll. Beim verlassen der Tankstelle ließ mich die Polizei vor, das war mir gar nicht geheuer.

Ich fuhr aber unbeirrt weiter ohne jetzt irgendwie Extrem vorschriftsmäßig zu fahren und anscheinend hatte die Polizei auch was besseres zu tun als mich anzuhalten, denn irgendwann bogen sie ab. Auch wenn ich nichts zu verbergen hatte, aber die Polizei im Nacken ist immer etwas beunruhigend.
Ich überfuhr dann nach kurzer Zeit die Grenze nach Polen, auf der E67 zwischen Suwalki und Bialystok machte ich noch mal 45 Minuten halt um dann meine 10er Lenkzeit auszuschöpfen.
Mit den 10 Stunden kam ich bis nach Ostrow Mazowiecka, wo ich an einem kleinen polnischen Routiers übernachtete.

Freitag begann das rennen um die Zeit um 2.30 am Morgen, ich wollte Rechtzeitig in Landsberg sein. Dort kam ich auch um 9.30 an und musste mich etwas Gedulden, nach anderthalb Stunden Wartezeit an der Warthe, war der Rest in 45 Minuten durch, so war ich 11.45 wieder unterwegs. Es ging zurück zur A2 die dann an der Bundesgrenze zur A12 wurde.
Um 14.30 fuhr ich bei Rewe in Berlin auf den Hof. Leider stand ich dort vor verschlossener Tür, es stellte sich heraus das hier Freitags nur bis 12 Uhr abgeladen wurde.
„Hovstra……“
„Moin, Hannes hier, gibt ein Problem, bei Rewe ist schon Wochenende.“
„Schiet und nun, keiner mehr da, hast schon mal geguckt?“
„Japp, alles verlassen.“
„Mist, das ist ja doof, da lasse ich mir was einfallen, versprochen, wegen drei Paletten ein WE draußen ist ja auch doof.“
„Ja, wäre nett wenn du da was machen kannst.“
„Ich melde mich, fährst du jetzt zu Transinet?“
„Ne, ich bleib hier stehen, hab schon 2 Minuten überzogen.“
„Ok, alles klar.“
Ich wartete also mal wieder auf einen Rückruf. Nach nur 30 Minuten klingelte dann das Telefon.
„Moin, Miriam.“
„Moin, aaalso, du lädst morgen einfach die drei Paletten bei Transinet mit ab, die wissen Bescheid, dann nimmst da was mit für Hamburg.“
„Alles klar, danke, das hört sich doch nach was an.“
„Ich denke auch.“
„Du musst einfach da bleiben, bei Bernd hätte ich hier jetzt schön stehen bleiben können.“
„Komisch, du bist nicht der einzige der das sagt.“
„Siehst du!“
„Aber ich kann nicht bleiben, Kai braucht mich, der vermisst mich auch.“
„Schade, sehr, sehr Schade.“
Am nächsten Morgen startete ich um 7.45, ab 8.00 konnte man bei Transinet abladen. Punkt 8.00 Uhr stand ich dann auch auf dem Hof, ich konnte direkt an die Rampe, man wusste tatsächlich Bescheid über die Paletten für Rewe und nahm sie ohne meckern entgegen. Meine Ware für Hamburg war auch schnell geladen, so fuhr ich nach 2 Stunden vom Hof runter und nach weiteren dreieinhalb Stunden in Hamburg auf den Firmenhof, abladen machte Ole am Montag morgen. Ich parkte nur den LKW, nahm meine Sachen und fuhr nach Hause.
