6. Von Liebe auf den ersten Blick und einer Tour in die Wüste

Montag, den 14. August 2017:

Ich hatte wieder etwas länger geschlafen. Anschließend ging ich duschen und rasierte mich. Dann stylte ich mich heute. Ich hatte noch was Besonderes vor. Auch bei der Wahl meiner Garderobe legte ich heute spezielle Maßstäbe an. Es sollte sportlich, elegant wirken. Dann nahm ich auch etwas Eau de Toilette und ging anschließend zum Frühstück hinunter.
„Marc. Was ist los? Du bist so schick heute.“, staunte Mom. Das war sie von mir eigentlich nicht gewohnt. In letzter Zeit schon gar nicht. Da kannte sie mich eher in Arbeitskleidung, die aber bei mir meist aus Blue Jeans und T-Shirt bestand. „Heute habe ich frei, da habe ich gleich noch was vor.“, sagte ich nur. „Steckt da ein Mädchen hinter?“, fragte Mom aber weiter. „Kann sein, kann auch nicht sein.“ „Das heißt für mich ja.“, sagte Mom.  „Wenn du meinst.“ Ich aß dann ein, zwei Sandwiches und trank auch ein, zwei Kaffee dazu. Dann beendete ich das Frühstück.
Ich ging nochmal zurück in mein Zimmer und hängte meinen Laptop an den Drucker. Dann druckte ich die geschriebenen Rechnungen aus. Außerdem kopierte ich die Abliefernachweise. Ein Exemplar heftete ich jeweils in einen Ordner, den ich mir dafür geholt hatte, da kamen dann auch jeweils die Originalquittungen bei. Der Rest kam in einen Umschlag. Jeweils eine Rechnung und eine Kopie der Quittung. Als ich das alles fertig hatte, nahm ich den Umschlag und machte mich auf den Weg zum Zentrallager.

Dort angekommen ging ich in den Bürotrakt.  „Oh, Mister Murdock. So schick heute?“,  sprach mich dann Sheila Miller vom Empfang an. „Als Unternehmer muss man ja einen gewissen Standard wahren.“, sagte ich zu ihr und ließ sie sprachlos zurück. Nun kam ich zu dem eigentlichen Grund meines Besuchs. Es war zwar auch wichtig, dass die Rechnungen zu Walmart kamen, die hätte ich aber auch morgen Früh mitbringen können, wenn ich eh hier war. Ich nutzte die Rechnungen eher als Vorwand, um einen Grund zu haben, an meinem freien Tag in die Dispatch zu müssen.
Ich ging in das Büro und dann sah ich sie zum ersten Mal. Keela saß an dem Schreibtisch, den sie sich mit Danny und Charlie teilte. Sie war wirklich mittelgroß und hatte eine sportliche Figur. Die rotblonden Haare trug sie sozusagen als Wuschelkopf. Wenn die Haare länger währen hätte sie offensichtlich eine Lockenmähne. Sie hatte einen sehr hellen Teint und dabei zahlreiche Sommersprossen. Bekleidet war sie mit einer engen Jeans, einem engen T-Shirt und Turnschuhen. Auf ihrem Shirt stand der Spruch: „Don’t worry – go surfin'“ Dahinter war ein Surfer abgebildet, der Gerade eine Welle nahm. Momentan telefonierte sie gerade. So konnte ich fast unbemerkt an ihren Schreibtisch treten. Nachdem sie aufgelegt hatte, blickte sie auf und musterte mich von oben bis unten mit ihren leuchtenden grünen Augen. „Hallo. Wir kennen uns noch nicht. Keela Ryan.“ „Wir kennen uns nur vom Telefon. Marc Murdock. Nett dich mal in Natura kennenzulernen.“ Sie stand auf und reichte mir eine schlanke Hand. Dabei musterte sie mich wieder von oben bis unten. „Besser, als ich gedacht habe.“, sagte sie mit ihrer direkten Art. „Was ist besser?“, fragte ich. „Na du. Die Beschreibung von Charlie reicht nicht an die Realität heran.“ Ich wurde wieder mal knallrot. Am liebsten wäre ich gerade im Boden versunken. „Das Kompliment kann ich zurückgeben.“, sagte ich. „Du bist jetzt aber nicht nur gekommen, um mich mal zu sehen.“, sagte sie weiterhin so direkt, dass ich gleich wieder knallrot anlief. „Natürlich nicht.“, stammelte ich. „Ich wollte die Rechnungen abgeben.“ „Warum mailst du die Rechnungen denn nicht?“ „Keine Ahnung. Geht das?“ „Frag am besten deinen Dad. In Minneapolis haben das viele so gemacht. Dann konnten die die Rechnungen in ihrer Pause schreiben und haben die dann als PDF verschickt. Die Abliefernachweise kannst du dann natürlich nicht einscannen, aber immerhin abfotografieren.“ „Da muss ich Dad mal nach fragen.“ „Wann kannst du wieder starten?“ „Morgen früh, halb Neun.“ „Gut. Dann gebe ich das ein.“ Ich wollte gerade die nächste Frage stellen, als mal wieder das Telefon klingelte.
Sie telefonierte ein paar Minuten, wobei ich sie beobachtete. Sie war zwar fast das Gegenteil einer Latina, aber sie sah gar nicht mal schlecht aus. Sie hatte ein hübsches Gesicht mit weichen Konturen. Die Sommersprossen passten irgendwie zu ihr. Sie gaben ihr das freche Aussehen, das zu ihrer direkten Art passte. „Ist noch was?“, riss sie mich dann wieder aus meinen Gedanken. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. „Hast du heute nach Feierabend was vor? Ab morgen bin ich ja wieder unterwegs. Aber heute Nachmittag hätte ich noch Zeit.“ „Okay. Dann hol mich doch nachher hier ab.“, sagte sie und wandte sich dann wieder ihrer Arbeit zu. Ich ging dann wieder und war irgendwie erleichtert. Der erste Schritt war getan. Wir hatten eine Verabredung.

Bis dahin hatte ich aber noch etwas Zeit. Daher fuhr ich erst noch mal nach Hause. Dort packte ich dann schon mal meine Sachen für die kommende Woche. Die sollte ja sowieso wieder besser werden. Wenn ich morgens um acht, halb Neun erst anfing, hatte ich erst dann Feierabend, wenn es dunkel wurde. Dann war es auch kühler und ich konnte auch im Truck schlafen.
Nachdem ich die Sachen fertig hatte und die Tasche im Auto verstaut hatte, ging ich dann wieder rein. Mom hatte für uns was zu Mittag gekocht und wir wollten gemeinsam essen. Das war der Vorteil, wenn man noch zu Hause wohnte. Außerdem hatte ich jetzt den Vorteil, dass meine Mom sich dann ganz auf mich konzentrieren konnte, da Steve und Jessy nicht mehr zu Hause wohnten. Die Zuwendung, die wohl sonst nur Einzelkinder bekamen, wurde so mit zuteil. Ich brauchte mich zu Hause nicht darum kümmern, dass ich was zu essen bekam, da sorgte meine Mom schon für. Meine Wäsche wurde mir gemacht, es wurde für mich mit eingekauft. Das einzige, worum ich mich kümmern musste, war die Sauberkeit in meinen Räumen. Das hätte Mom wahrscheinlich auch noch gemacht, wenn ich es ihr nicht ausdrücklich verboten hätte. Schließlich wollte ich auch noch ein wenig selbstständig werden.
Ich hatte dann auch, während meiner Ausbildung freiwillig damit angefangen, Mom etwas von meinem Verdienst als Kostgeld abzugeben. Auch wenn Dad genug verdiente, dass ich nicht gebraucht hätte. Insgeheim wusste ich natürlich, dass meine Mom das Geld nicht für die Einkäufe nutzte, sondern wieder auf ein Sparkonto brachte, um es für mich wieder anzulegen. Das konnte ich halt nicht verhindern.
Während wir aßen versuchte Mom natürlich wieder herauszufinden, was ich denn noch vorhatte. Vor allem wollte sie wissen, mit wem ich mich traf. Ich konnte es allerdings geschickt verhindern, dass sie zu viel herausbekam. Zum Glück war Dad nicht hier. Er war rhetorisch geschult und hätte bestimmt den einen oder anderen Weg gefunden, mir was zu entlocken. Mom war da etwas anders. Sie war gutmütiger, als Dad und wenn sie merkte, dass man absolut nichts sagen wollte, dann akzeptierte sie das auch.
Ich fragte mich dann auch innerlich wie Dad auf eine Freundschaft mit Keela reagieren würde. Als Angestellte hatte er sie haben wollen, aber als Freundin seines Sohnes? Aber mal abgesehen davon musste ich auch erstmal selbst wissen, was ich denn wollte. Ich wusste im Moment nur, dass ich sie gleich treffen wollte. Aber noch nicht, ob ich mich mit ihr anfreunden wollte oder vielleicht sogar mehr. Das musste sich erstmal zeigen.

Schließlich war es dann an der Zeit, dass ich zum Zentrallager fahren wollte, um mich mit ihr zu treffen. Ich stieg in meinen alten Taurus und fuhr zum Zentrallager. Da sie mit Sicherheit nicht aus dem Büro abgeholt werden wollte, weil das dann gleich wieder Gerüchte gab, fuhr ich dann zum Personalparkplatz. Ich wusste zwar nicht, mit welchem Fahrzeug sie hier war, aber ein GMC Savana oder eine Harley sollten doch zu finden sein. Am Motorradparkplatz fand ich dann auch die schwarze Elektra Glide, die mit allerhand Chrom verziert war. Dass das Bike ein Kennzeichen aus Minnesota hatte, bekräftigte die Vermutung, dass es ihre Maschine war.
Ich schrieb ihr dann eine WhatsApp: „Ich warte am Parkplatz. M.“ Kurz darauf kam dann auch die Antwort. „Bin in fünf Minuten da. K.“ Ich wartete noch ein paar Minuten, dann kam sie um die Ecke. Über dem Arm trug sie dann noch eine Lederjacke. „Hi.“, begrüßte sie mich. „Wo steht denn dein Auto?“ „Hinter mir.“, sagte ich.

Sie warf einen Blick auf den Taurus und sagte: „Das ist jetzt nicht dein Ernst. Diese alte Spießerkarre fährst du?“ „Warum denn nicht?“, fragte ich überrascht. „Erstens das Modell. Das ist ja die typische Vertreter- und Bullenkarre der 90er. Zweitens das Alter. Stehst du auf Oldtimer? Ich habe ja schon keine neuen Fahrzeuge aber die sind hypermodern gegen den da. Drittens die Farbe und viertens die Farbe. Das geht ja gar nicht.“ Ich hatte mit so einer Begrüßung ja gar nicht gerechnet. Ich versuchte zu kontern. „Erstens war der Wagen sehr preiswert. Zweitens komme ich mit ihm überall hin, wo ich bisher hinwollte und drittens ist ein Auto für mich ein Gebrauchsgegenstand und kein Hobby.“ „Wenn du meinst.“, sagte sie. „Ich habe ja schon gehört, dass du auch eine uralte Zugmaschine fährst. Du scheinst ja doch irgendwie auf alte Karren zu stehen.“ „Zur Zugmaschine kann ich dir aber sagen, dass der Neue schon bestellt ist. Ein nagelneuer Kenworth. Keine gebrauchte Maschine. Der alte Mack ist ja nur für die ersten Wochen gedacht.“ „Wollen wir wirklich nur über Fahrzeuge sprechen?“, fragte sie jetzt mit einem Lachen. „Wer hat denn angefangen?“ „Okay. Du hast gewonnen.“, sagte sie. „Trotzdem finde ich deine Karre peinlich.“ „Also fahren wir jetzt getrennt?“, fragte ich sie. „Das ist auch quatsch.“, sagte sie. „Außerdem kennt mich hier ja kaum jemand.“ Wir stiegen also in meine alte Karre und fuhren erstmal hier weg.

„Was sollen wir denn machen? Möchtest du in die Stadt, oder dir irgendwas anschauen?“ „In die Stadt eher nicht. Ich bin nicht so die Frau, die viel in der Stadt ist. Gegessen habe ich schon. Ich habe mir heute Mittag einen Salat gemacht. Das reicht mir erstmal. Sightseeing muss ich jetzt auch nicht haben. Das kann man mal machen, wenn es etwas Kühler ist. Wo kann man denn schön in Ruhe Spazierengehen und dabei etwas quatschen?“ „Wir haben ein paar Parks hier. Ich würde dann aber den American River vorziehen. Da gibt es einen schönen Fahrradweg, aber auch genug für Fußgänger. Außerdem ist es dort auch schattig und vom Fluss her sehr angenehm.“ „Klingt gut. Mit der Sonne hier in Kalifornien muss ich nämlich aufpassen.“, sagte Keela. „Wie man unschwer erkennen kann habe ich einen sehr hellen Hauttyp. Deshalb kann ich mich nur nach intensivem Eincremen in der Sonne aufhalten. Ansonsten werde ich knallrot. So, wie du heute Morgen im Gesicht.“ „Das ist dir aufgefallen?“, fragte ich. „Das war ja kaum zu übersehen.“ „Vielleicht sollten wir doch besser beim Telefonieren bleiben.“, sagte ich lachend. „Das fände ich sehr, sehr schade.“ Sagte sie und ich warf einen schnellen Blick zu ihr herüber. Man sah ihr an, dass sie das ernst meinte.
Die nächste Minute entstand dann eine unangenehme Stille, weil niemand wusste, was er sagen sollte. Zum Glück kamen wir dann am Park an und konnten aus dem Auto aussteigen. Ihre Lederjacke ließ sie natürlich im Auto. Die hatte sie nur zum Motorradfahren mit.
Zuerst holte sie aber eine Sonnencreme mit Sun Blocker aus ihrer Handtasche und cremte sich ein. Danach gingen wir dann langsam am Fluss entlang und unterhielten uns. Dabei merkte ich immer mehr, was ich an ihr mochte.
In ihre Stimme hatte ich mich ja quasi beim ersten Telefonat schon verleibt. Dann mochte ich ihre lockere, ungezwungene Art und ihren Humor. Die meisten Mädchen, die ich bisher näher kennengelernt hatte, waren von ihrer Art her völlig anders. Das lag aber an den Kreisen, in denen sich meine Eltern aufhielten. Wir waren zwar nicht superreich, aber wir gehörten schon zum gehobenen Mittelstand. Genau das war dann auch die Art von Leuten, die zum Freundeskreis meiner Familie gehörten. Viele von ihnen hielten sich dann für was Besseres und daher versuchten sie sich so zu geben. Viele von ihnen waren dann auch sehr spießig. Vielleicht hatte deshalb bisher noch nie jemand über meine Spießerkarre geschimpft, wie Keela vorhin.
Die Mädchen aus diesen Kreisen versuchten sich eben auch immer für was Besseres zu halten und gaben Unmengen an Geld für Klamotten und Makeup aus. Dann versuchten sie immer, sich Jungen aus der Upper Class zu angeln, um in diese Kreise aufzusteigen. Entsprechend erfolglos war ich bisher bei den Mädchen gewesen. Für sie war ich zu normal und repräsentierte dann genau das, was sie schon hatten und eben nicht wollten.
Meine Schwester war da auch wieder etwas anders. Sie war etwas „normaler“ als die Anderen. Daher war sie mit Dave glücklich und zufrieden. Er kam aus ähnlichen Verhältnissen, wie wir und hatte sich ebenfalls durchsetzen müssen, dass er nicht studieren brauchte. Er hatte jetzt seine Ausbildung als Kaufmann abgeschlossen und arbeitete jetzt in der Verkaufsniederlassung eines großen Baumaschinenherstellers.

Bei Keela sah es etwas anders aus, wie sie nun erzählte. Sie stammte aus einer typischen Arbeiterfamilie. Sie war die Tochter von Nachfahren irischer Einwanderer. Das erklärte natürlich dann auch ihren Namen und ihr Aussehen. Ihre Urgroßeltern waren Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Norden von Irland ausgewandert, weil sie mit den ständigen Konflikten die es auch damals schon zwischen den Iren und den Engländern in ihrem Land gab nicht mehr leben wollten. Für viele gab es auch in dieser Zeit noch den Traum, dass in Amerika alles besser wäre, als in der Heimat.
Die Urgroßeltern und auch ihre Großeltern hatten dann als Arbeiter in den Industriestädten an der Ostküste gelebt und gearbeitet. Ihre Eltern hatte es dann schon weiter nach Westen, eben bis nach Minnesota verschlagen. Sie hatten schon was aus ihrem Leben gemacht und ein Bauunternehmen gegründet, worauf sie auch stolz war. Inzwischen waren ihre Eltern schon ziemlich reich, zeigten dies aber eher weniger nach außen. Sie war dann das jüngste von vier Kindern und auch das einzige Mädchen. Daher wurde sie von ihrem Vater immer bevorzugt. Trotzdem hatte sie keine Probleme mit ihren Geschwistern.
Dass sie mit drei Jungs aufwuchs, hat dann wahrscheinlich auch dazu geführt, dass sie nicht der Girlietyp war, den ich bisher so kannte. Sie hatte früher schon immer lieber mit den kleinen Autos ihrer Brüder gespielt, als mit irgendwelchen Puppen. Außerdem ist sie damals auch viel mit ihren Brüdern rumgezogen und hat laut ihren eigenen Worten genug Mist gebaut.
Etwas später hat sie dann aber gemerkt, dass sie es nur im Leben zu was bringen könnte, wenn sie sich anstrengt und was aus ihren Talenten und Fähigkeiten macht. Sie hatte sich dabei ihren Vater als Vorbild genommen, der sich vom einfachen Bauarbeiter zum Bauunternehmer hochgearbeitet hatte. Da hatte sie dann begonnen sich auf ihre Schule und ihre Ausbildung zu konzentrieren. Sie machte einen guten Schulabschluss und ging dann auf die High-School, wo sie dann auch schon als Klassenbeste abschnitt. Allerderdings galt sie nie als Streberin, was sie wohl ihrer direkten Art und ihrer, wieder nach eigenen Worten, großen Klappe zu verdanken hatte. Dass sie dann die Ausbildung bei Walmart auch noch als Jahrgangsbeste abgeschlossen hatte, wusste ich ja schon.
Nun war sie hier und kannte keinen. Bei den meisten Kolleginnen kam sie nicht so gut an, weil sie eben kein typisches California Girl war und bei den männlichen Kollegen hatte sie bisher auch noch keinen gefunden, mit dem sie auf einer Wellenlänge war. Gerade ihre beiden Kollegen, die ja auch meine anderen Dispatcher waren, sah sie als gutes Beispiel dafür. Sie kam bei der Arbeit mit beiden sehr gut klar, privat gab es aber keine Gemeinsamkeiten.
Danny stand mehr auf solche California Girls. Gerüchte in der Firma besagten, dass er hinter der Empfangsdame, Sheila Miller her sei. Charlie, der ältere von den Beiden war ein Familienmensch. Er war verheiratet, hatte Hund, Reihenhaus und Kombi. Außerdem erwartete seine Frau das zweite Kind.
Bei mir hatte sie wohl als erstes das Gefühl gehabt, dass sie mit mir auf einer Wellenlänge liegen könnte. Genauso, wie ich mich in ihre Stimme verleibt hatte, mochte sie wohl meine Stimme und meine Art.

„Ich hoffe du bist jetzt nicht zu enttäuscht, weil ich weder eines deiner Hobbys mache, noch ein cooles Auto fahre.“, sagte ich mit einem Augenzwinkern. „Das sind ja alles Sachen, die man ändern kann.“, sagte sie lachend. „Surfen und Motorradfahren kann man lernen und ein cooles Auto ist schnell gekauft.“ „Ich habe aber gerade gar kein Geld dafür. Weder für einen Führerschein, noch für ein Surfboard und schon gar nicht für ein cooles Auto.“ „Dann müssen wir demnächst die Harley oder den Van nehmen. Ich hoffe, du taugst als Sozius.“ „Keine Ahnung. Ich habe bisher noch nie auf einem Motorrad gesessen. Weder vorne, noch hinten.“ „Dann müssen wir das bald mal ausprobieren.“, sagte sie lachend. Dabei stellte ich fest, dass ich ihr Lachen bald noch mehr mochte, als ihre normale Stimme. „Kannst du denn wenigstens Schwimmen?“, war dann ihre nächste Frage. „Sonst wird das mit dem Surfen auch nichts.“ „Da mach dir mal keine Sorgen.“, sagte ich lachend. „Ich kann dich schon rausziehen, wenn du absäufst.“ „Wer zieht denn dann wohl wen raus.“, erwiderte sie lachend„Wie machst du das denn beim Surfen mit deiner hellen Haut?“ „Ganz einfach. Surfanzug aus Neopren.“ „Verstehe. Also surfst du nicht im Bikini.“ „Eher selten. Das liegt aber wirklich eher an meiner Empfindlichkeit gegen Sonne, als daran, dass ich mich nicht sehen lassen könnte.“ „Das habe ich auch nicht anders gedacht. Du hast doch eine tolle Figur.“ „Und ich dachte, für Kalifornien hätte ich zu wenig in der Bluse.“, erwiderte sie mit einem aufreizenden Lächeln. Dabei lief ich dann wohl auch noch wieder rot an. „Das kann ja heiter werden, wenn du bei jeder zweiten Bemerkung von mir rot wirst.“, sagte sie wieder lachend. „Ich wusste es. Ich bin dir viel zu langweilig und zu spießig.“, sagte ich nun und blickte beschämt zu Boden. „Dann müssen wir daran arbeiten.“, sagte sie sanft. „Außerdem bist du gar nicht so langweilig. Welcher Langweiler macht sich schon mit Anfang Zwanzig selbstständig? Entweder sind die Jungs dazu dann noch viel zu kindisch oder zu feige. Alleine das erinnert mich bei dir schon ein wenig an meinen Dad. Der hat sich auch früh selbstständig gemacht. Weil er an sich geglaubt hat. Das spüre ich bei dir auch. Du hast das im Griff und du machst deinen Job gut. Du wirst alleine deshalb schon gar nicht so viel Zeit haben, wie andere Leute.“ „Danke.“ „Das war kein Kompliment, das war die Wahrheit.“, sagte sie ernst.

Wir gingen weiter und auf einmal nahm sie meine Hand. „Was wird das jetzt?“, fragte ich überrascht. „Mir war jetzt danach.“ Wir gingen weiter und schwiegen eine Weile. In meinem Kopf fuhren die Gedanken Karussell.
Ich war mir nicht sicher, was ich wollte. Ich hatte bisher noch nie eine feste Freundin. Nur mal ein paar kurze Flirts, aus denen aber nichts Festes wurde. Außerdem wusste ich nicht, wie lange man jemanden kennen sollte, um sich sicher zu sein, ob sich eine feste Beziehung anbahnte. Ich war mir noch nicht mal über meine Gefühle klar. Ich mochte sie und fühlte mich auch irgendwie zu ihr hingezogen. Auch wenn sie überhaupt nicht in mein Beuteschema passte. Außerdem fühlte ich so was Ähnliches, wie Schmetterlinge im Bauch. Aber war das wirklich so? Es war trotzdem ein schönes Gefühl mit ihr Hand in Hand am American River entlang zu laufen.
„Ich glaube, dir geht es gerade so, wie mir.“, sagte sie auf einmal. „Ich weiß nicht.“ „Eben. Ich weiß es auch nicht. Ich bin sonst immer so locker, aber im Moment fühle ich mich ganz komisch. Weil ich nicht weiß, was das zwischen uns ist.“ „Dann ist es wohl wirklich das Gleiche.“, sagte ich. „Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?“ „Ehrlich gesagt nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich sofort liebt. Man verliebt sich vielleicht. Aber was ist, wenn das vorbei ist?“ „Denk doch noch nicht an das Ende.“, sagte sie. „Lass es doch erstmal geschehen.“ „Ist das denn überhaupt Liebe?“ „Ich weiß nicht. Ich glaube schon.“ „Was fühlst du denn?“ „Irgendwie denken wir das Gleiche. Ich fühle mich sehr wohl in deiner Nähe. Ich habe jetzt schon das Gefühl, als würde ich dich schon ewig kennen, als wärst du mir schon vertraut. Das kann doch noch gar nicht sein.“ „So ähnlich geht es mir auch.“ „Dann küss mich.“

Das war dann unser erster Kuss. Wir standen am American River und umarmten und küssten uns. Und das, wo wir uns heute Vormittag das erste Mal gesehen hatten. Wenigstens war der Ort sehr romantisch gewählt.
Wir gingen dann Hand in Hand weiter. Zwischendurch blieben wir dann immer wieder stehen und küssten uns. Irgendwann fanden wir dann eine Bank und setzten uns erstmal. „Geht das nicht alles etwas zu schnell?“, fragte ich sie dann. „Irgendwie schon. Aber warum sollen wir dagegen ankämpfen?“ „Keine Ahnung. Ist das denn richtig, was wir hier machen?“ „Was soll daran falsch sein? Wir fühlen ja wohl beide das Gleiche.“ „Ich hatte damit gerechnet, dass wir Freunde werden und nicht, dass aus uns ein Paar wird.“ „Hast du etwa eine Freundin?“, fragte sie jetzt mit weit aufgerissenen Augen. „Nein.“ „Dann ist alles in Ordnung. Ich habe auch keinen Freund in Minnesota zurückgelassen. Mit meinem Ex war schon kurz vorher Schluss.“ „Lass uns trotzdem versuchen, das langsam anzugehen. Was man schnell angeht, ist auch schnell wieder vorbei.“ „Das wird sich ja sowieso nur langsam entwickeln. Du bist ja immer die ganze Woche unterwegs.“ „Das hängt ja auch etwas von dir und deinen Kollegen ab.“ „Das stimmt. Ich möchte dich aber nicht irgendwie bevorzugen. Das gibt sonst nur Ärger.“ „Wie machen wir das überhaupt? Sind wir jetzt offiziell ein Paar?“ „Wie lange kann man das schon verheimlichen?“ „Keine Ahnung. An die große Glocke müssen wir das aber auch nicht hängen. Ich mache mir Sorgen, was passiert, wenn es bei Walmart die Runde macht.“ „Meiner Familie werde ich das schon erzählen. Die sind in Saint Paul. Das spielt hier keine Rolle.“ „Wirst du denen auch erzählen, dass ich der Sohn von deinem Boss bin?“ „Warum nicht. Das ist doch egal.“ „Wenn du meinst.“ „Bei Walmart sagen wir es erstmal noch keinem. Da warten wir erstmal noch ab.“ „Dann kann ich zu Hause auch nichts sagen. Wegen meinem Dad.“ „Ich glaube kaum, dass sich dein Dad mit der betriebsinternen Gerüchteküche abgibt.“ „Aber wenn er was dagegen hat, versetzt er dich vielleicht.“ „Warum? Damit ich dich nicht bevorzuge? Das könnte ich ja auch gerade deshalb machen, weil du der Sohn vom Boss bist.“ „Ich vermute mal, die Gerüchte über uns gibt es eh schon.“ „Die konnten wir aber bisher immer widerlegen.“ „Dann sieh zu, dass es so bleibt.“ „Nein. Ich verdonnere dich zum Stadtverkehr. Damit du fünfmal am Tag bei mir im Büro auftauchst und ich dich sehe.“, sagte sie lachend. „Das wäre schon ein Grund, um wieder Schluss zu machen.“, ging ich darauf ein. „Wie wäre es mit Tagestouren, damit ich abends bei dir bin?“ „Dann hätten wir ja wieder die Bevorzugung.“ „Stimmt. Das geht auch nicht. Aber wenn die neue Maschine da ist, werden die Touren sowieso weiter.“ „Du bleibst kein Regional Driver?“ „Das hatte ich nicht vor. Mein Plan war eigentlich Long Hauler.“ „Na toll. Ich hasse eigentlich Fernbeziehungen.“ „Man kann halt nicht alles haben.“ „Vielleicht überzeuge ich dich ja noch vom Gegenteil.“ „Wenn das jemand schafft, dann du. Bei deiner Energie.“ „Zuerst muss ich das Spießerimage beseitigen.“, sagte sie lachend. „Sonst kann ich mich wirklich nirgendwo mit dir sehen lassen.“ „Na dann viel Erfolg.“

Langsam gingen wir dann wieder zum Auto zurück. Dabei hakte sie sich diesmal bei mir ein. „Wenigstens hast du die richtige Größe und Figur.“, sagte sie lachend„Den Rest bekommen wir auch noch hin. Dann müssen wir wohl oder übel doch mal shoppen gehen.“ Ich verdrehte die Augen. „Was stimmt denn jetzt wieder nicht?“ „Du fährst nicht nur eine Spießerkarre, du läufst auch rum, wie ein Spießer.“ „Da zieht man sich extra für dich die guten Klamotten an und dann sowas.“ „Hallo? Du wolltest dich mit mir treffen und nicht zur Bank gehen und einen Kredit beantragen. Ich brauche das nicht. Zu mir kommst du bitte so, wie du sonst auch rumläufst.“ „Okay, Boss.“ „Schon besser. Das hast du schon mal begriffen.“, sagte sie mit einem frechen Grinsen. „Na super. Wir sind noch keine halbe Stunde ein Paar und schon stehe ich unterm Pantoffel.“ „Regel Nummer eins, Keela hat immer Recht.“ „Alles klar. Regel Nummer zwei kenne ich auch schon. Solltest du nicht Recht haben, tritt automatisch Regel Nummer eins in Kraft.“ „Du lernst schnell.“, sagte sie wieder mit ihrem frechen Grinsen. „Shut up and kiss me.“ Sagte ich jetzt und gab ihr einen langen Kuss.

In diesem Moment hörte ich eine bekannte Stimme von hinten. „Marc? Bist du das?“ Ich lief natürlich wieder rot an und drehte mich um. „Hallo Jessy.“, sagte ich. Meine Schwester und ihr Freund Dave waren gerade mit ihren Fahrrädern hinter uns angekommen. „Da fährt man nach Feierabend nichts Ahnend mit seinem Freund zum Fahrradfahren hier hin und erwischt seinen Bruder, wie er eine Frau küsst.“ „Darf ich vorstellen, Meine Schwester Jessy und ihr Freund Dave, Keela Ryan.“ „Freut mich, dich kennenzulernen.“, sagte Jessy und reichte Keela die Hand. Dave hielt sich, wie meistens im Hintergrund. „Freut mich auch.“, sagte Keela, nachdem sie sich wieder gefasst hatte. Schließlich hatten wir gerade beschlossen, unsere Beziehung nicht an die große Glocke zu hängen. „Ich finde das Klasse.“, fuhr Jessy offen fort. „Ich habe meinen Bruder schon ewig nicht mehr mit einem weiblichen Wesen zusammen gesehen.“ „Na besten Dank auch.“, sagte ich. „Nun hast du ihr die letzten Illusionen genommen, dass ich ein sehr begehrter Typ bin.“ „Dann muss ich mir wohl doch einen anderen Mann suchen.“, ging Keela auf den Scherz ein. „Bloß nicht.“, machte Jessy weiter. „Wenn du ihn nimmst, werden Millionen Herzen in ganz Kalifornien brechen.“ „Ist klar.“, sagte ich lachend. „Wenn er nicht mein Bruder wäre, hätte ich ihn ja selber genommen.“, machte Jessy weiter. „Jetzt ist es aber gut.“, schaltete sich nun Dave ein. „Das kenne ich.“, sagte Keela. „Früher wollte ich auch immer einen meiner Brüder heiraten.“ „Bist du neu in der Stadt?“, fragte Jessy weiter. „Ich habe dich hier noch nie gesehen. Außerdem klingst du nicht nach Westküste.“ „Ich bin erst kürzlich aus Minnesota hierhingezogen.“ „Und was hat dich nach Kalifornien verschlagen?“ „Ein Jobangebot von Dad.“, schaltete ich mich wieder ein. „Oh. Dann hast du ja Dad das Date zu verdanken. Vergiss bloß nicht, dich bei ihm zu bedanken.“, sagte Jessy mit einem ironischen Unterton. „Jetzt reicht es wirklich.“, sagte Dave mal wieder. „Keela bekommt ja gleich einen tollen Eindruck von Marcs Familie.“ „Ist ja gut., sagte Jessy. „Es freut mich wirklich, dich kennenzulernen. Wenn du mal jemanden brauchst, der dir hier noch irgendwo bei hilft, dann melde dich ruhig bei mir. Marcs Freunde sind auch meine Freunde.“ „Danke.“, sagte Keela. „Vielleicht komme ich sogar drauf zurück.“

Jessy und Dave fuhren dann weiter und Keela schaute mich mit großen Augen an. „Was war das jetzt?“ „Meine Schwester, wie sie leibt und lebt.“ „Ist die immer so?“ „Nur so, wie am Anfang. Den Rest wirst du vielleicht verstehen, wenn ich dir mal unsere Geschichte erzählt habe. Von unserem Bruder und von Jessy. Sie ist auf Dad nicht allzu gut zu sprechen, weil er uns früher immer vorschreiben wollte, wie wir unser Leben führen. Deshalb ist sie auch schon zu Hause ausgezogen, obwohl sie noch ein Jahr jünger als ich ist. Inzwischen hat Dad aus seinen Fehlern gelernt und er unterstützt mich bei meinen Plänen nach Kräften.“ „Dann können wir davon ausgehen, dass sie deinen Eltern nichts von uns erzählt?“ „Wir können davon ausgehen, dass sie Dad nichts erzählt. Zu Mom hat sie einen guten Kontakt. Ich werde aber heute Abend noch mal mit ihr telefonieren und sie bitten, dass sie es für sich behält.“ „Gut.“
Wir gingen weiter zum Auto. Als wir an dem Wagen ankamen, setzte Keela demonstrativ eine dunkle Sonnenbrille auf. „Ich will ja nicht erkannt werden.“, witzelte sie. „Was machen wir jetzt?“, fragte ich. „Du bringst mich jetzt zu meinem Motorrad und dann fahre ich nach Hause.“, sagte sie. „War es das jetzt mit unserer Verabredung?“ „Du willst es doch langsam angehen.“, konterte sie. „Ich glaube, wir müssen uns beide erstmal darüber klarwerden, was heute passiert ist.“ „Da könntest du Recht haben.“
Wir fuhren also erstmal zurück zum Zentrallager, wo sie dann ausstieg. „Ich gebe dir hier besser keinen Kuss. Vielleicht ist ein Kollege in der Nähe.“ „Okay.“ Dann ging sie zu ihrem Motorrad und wir fuhren beide nach Hause.

Am Abend telefonierte ich dann nochmal mit Jessy. „Schön, dass du dich noch mal meldest. Warum hast du mir denn noch nichts von Keela erzählt?“ „Weil sich das noch nicht ergeben hatte.“ „Wie lange kennst du sie denn?“ „Das ist ja der Punkt. Telefoniert haben wir schon seit einigen Tagen. Gesehen haben wir uns heute das erste Mal.“ „Das kenne ich ja gar nicht von dir. Am ersten Tag fährst du mit einer Frau zum American River und knutscht mit ihr rum?“ „Ich weiß auch nicht. Irgendwie hat es mich total erwischt.“ „Hast du nicht immer für Frauen mit langen dunklen Haaren und schwarzbraunen Augen geschwärmt?“ „Stimmt. Du kennst mich gut.“ „Da ist Keela ja fast das genaue Gegenteil von. Helle Haut, rote Haare und was für Augen?“ „Smaragdgrüne.“ „Das hast du jetzt aber schön gesagt.“ „Gibt es Liebe auf den ersten Blick? Wir haben uns das heute auch schon gefragt.“ „Habe ich bisher noch nicht gehabt.“ „Ich fand erst schon ihre Stimme ganz toll. Als ich sie dann heute gesehen habe, hat es mich irgendwie geflasht.“ „Und dass bei einer Frau, die überhaupt nicht dein Typ ist.“ „Sie ist aber auch total anders, als die Frauen hier.“ „Inwiefern?“ „Sie ist viel lockerer. Nicht so aufgesetzt. Das hast du doch sicher auch gemerkt.“ „Stimmt. Sie ist ein bisschen so, wie ich.“ „Ähnlich, aber wieder anders.“ „Dann muss das das besondere Etwas sein, was sie hat. Das wo du dich drin verleibt hast. Die inneren Werte und nicht irgendwelche Äußerlichkeiten.“ „Kann sein.“ „Dann solltest du dich darauf einlassen. Das klingt wirklich so, als ob ihr füreinander geschaffen seid.“ „Das hoffe ich.“ „Wer weiß das sonst noch, außer Dave und mir?“ „Keiner. Und so soll das auch bleiben. Ich bitte dich, mit niemandem darüber zu reden, bis wir es jemandem gesagt haben. Besonders Dad sollte nichts davon erfahren.“ „Warum?“ „Ich möchte nicht, dass Dad, falls er was dagegen haben sollte, wenn Keela und ich ein Paar werden, irgendwas unternehmen kann, um Keela loszuwerden. Schließlich ist er ihr Boss.“ „Ich dachte, Dad hätte es inzwischen begriffen, dass es keinen Sinn macht, sich in unser Leben einzumischen.“ „Bist du dir da ganz sicher?“ „Nicht wirklich.“ „Na, also.“ „Und du meinst, das ändert sich, wenn du ein paar Wochen mit der Neuigkeit wartest?“ „Wahrscheinlich nicht. Aber vielleicht können wir es solange verheimlichen, bis ihre Probezeit hier um ist.“ „Hatte ich das falsch verstanden, oder ist sie nicht schon länger bei Walmart beschäftigt.“ „Das war die Ausbildung. Das jetzt ist ein Angestelltenverhältnis. Das zählt neu.“ „Verstehe.„Also sage es am besten keinem. Auch nicht Mom. Hinterher verspricht sie sich bei Dad.“ „Okay. Versprochen.“ „Danke.“ Dann beendeten das Telefonat. Der Abend verlief dann ohne besondere Vorkommnisse und ich legte mich dann zeitig schlafen.

Dienstag, den 15. August 2017, 7:00 a.m. Pacific Daylight Time:

Ich hatte noch schön lange schlafen können. Im Gegensatz zu Keela, die ja schon um sechs Uhr im Büro sein musste, um ihre Frühschicht anzutreten, musste ich ja noch meine Ruhepause einhalten und konnte dementsprechend erst um viertel nach Acht mit der PTI beginnen. Mein Wecker klingelte also erst um sieben Uhr. Dann ging ich ins Bad und machte mich in Ruhe fertig. Anschließend zog ich mich an und ging dann in die Küche, wo ich mir mit Mom noch in Ruhe einen Kaffee trank.
Kurz vor Acht machte ich mich dann auf den Weg zur Halle, wo ich meinen Truck geparkt hatte. Dort angekommen räumte ich dann meine Sachen in den Truck. Dann folgte mal wieder die PTI. Nachdem die abgeschlossen war, fuhr ich die Zugmaschine aus der Halle und meinen Ford dafür hinein. Nachdem ich dann die Tore wieder verschlossen hatte, stieg ich in den Mack und fuhr zum Zentrallager. Bei Danny oder Charlie hätte ich vielleicht erst angerufen, ob ich dort überhaupt hinfahren sollte, da Keela aber Schicht hatte, fuhr ich rüber und ging ins Büro um mich zu melden.

Sie saß dann an ihrem Schreibtisch und war gerade dabei, etwas in den PC einzugeben. Heute trug sie ein grünes Shirt mit dem Logo der Minnesota Wild. Ich ging dann zu ihr und musste mich stark zusammenreißen, um ihr zur Begrüßung keinen Kuss zu geben. Stattdessen begrüßte ich sie einfach mit einem „Hallo Keela.“ „Hallo Marc. Da bist du ja schon.“ Antwortete sie. „Ich hab mir gedacht, das Telefonat kann ich mir sparen. Zeit verlieren wir eh nicht, weil ich ja quasi gegenüber bin und wahrscheinlich hier einen Trailer bekomme.“ „Du bekommst wirklich hier einen Trailer. Du hast also alles richtig gemacht.“ „Was gibt es denn schönes?“ „Von hier bekommst du einen 48 Fuß Reefer mit einer Ladung Joghurt und weiteren Milchprodukten für einen Neighborhood Market in Truckee. Das sollen 39.000 lb sein.“ „Also ab in die Sierra Nevada.“ „Nevada ist übrigens das richtige Stichwort. In Truckee steht nämlich ein 53 Fuß Trailer, der mit Altverpackungen gefüllt ist. Etwa 36.000 lb. Das soll dann tatsächlich zum Außenlager in Winnemucca, Nevada.“ Den nächsten Spruch konnte ich mir dann einfach nicht verkneifen. „So sind sie, die Frauen. Kaum lernt man eine kennen, wird man von ihr gleich in die Wüste geschickt.“ „Denk mal darüber nach.“, sagte sie mit einem frechen Grinsen. „Mach ich, wenn ich Zeit dazu habe.“ „Wie es dann weitergeht, kann dir Charlie heute Nachmittag sagen.“ „Jawohl, Ma’am.“, sagte ich und salutierte dabei. Dann nahm ich meine Papiere und machte mich wieder auf den Weg zum Truck.

Mein Trailer stand an Tor 12. Ich fuhr zu dem Tor und sattelte den Reefer auf. Dann folgte die obligatorische PTI des Trailers. Anschließend führte ich meine Checkliste und das Logbuch. Da ich dann noch Zeit hatte, schickte ich noch eine WhatsApp an Keelas Handy. „Das war eben gar nicht so einfach, dich zu sehen und dich nicht küssen zu dürfen. Hab einen schönen Tag. M.“ Nun konnte ich mich auf den Wag machen. Ich fuhr den üblichen Weg zur Interstate 5, wo ich dann in nördlicher Richtung auffuhr. Die I-5 brauchte ich aber nur, um den American River zu überqueren. Dann konnte ich auf die berühmte Interstate 80 wechseln. Dort fuhr ich dann natürlich in östlicher Richtung auf. Nun konnte der Mack mal wieder zeigen was er kann. Es ging nämlich sofort in die Sierra Nevada. Diese Berge hatten es dann auch ganz schön in sich.

Man merkte gleich, dass das ein Bereich von Nordkalifornien war. Die Vegetation war gleich ganz anders, als an der Küste oder weiter im Süden. Das war auch der einzige Bereich von Kalifornien, wo man im Winter eigentlich immer mit Schnee rechnen musste.
Obwohl die Ladung mit unter 40.000 lb noch recht leicht war, hatte der Mack hier viel zu tun. Ich hatte es heute noch nicht geschafft, mal auf 55 Meilen zu kommen. Ich hatte dann auch selber viel Schaltarbeit. Aber das machte mir Spaß. Ich könnte mir nicht im Traum vorstellen, einen Truck mit Automatik zu fahren. Da kämpfte ich mich lieber so durch die Berge. Es beruhigte mich aber, dass die anderen Trucks auch nicht besser die Berge hochkamen.

Schließlich hatte ich Truckee erreicht. Ich verließ die Interstate 80 und kam dann quasi auf der Hauptstraße der kleinen Stadt raus. An der lag dann auch der Walmart. Zum Glück war der Markt nicht direkt an der Ausfahrt der Interstate. So hatte der Motor noch etwas Zeit, sich abzukühlen, bevor ich dann auf den Parkplatz des Neighborhood Marktes ankam.
Dort meldete ich mich wie gewohnt beim Marktleiter und forderte bei ihm auch gleich die Ladung Altverpackungen ab. So brauchte ich nicht noch ein zweites Mal zu ihm hin. Der Reefer sollte mal wieder ans erste Dock. Da hatte ich aber insgeheim schon drauf gewettet. Mit einem 48 Fuß Trailer war das auch kein Problem. Ich hatte den Trailer dann auch entsprechend schnell am Dock stehen und konnte dann umsatteln. Erwartungsgemäß bekam ich eine Plane für die Altverpackungen. Nachdem ich aufgesattelt hatte, zog ich den Trailer von der Rampe und machte die PTI am Trailer. Dann führte ich wieder Checkliste und Logbuch.
Nun warf ich dann einen Blick auf mein Handy. Keela hatte auf meine WhatsApp geantwortet. „Hi. Das ging mir eben auch so. Ich wäre dir am liebsten um den Hals gefallen. Dann muss ich dich auch noch in die Wüste schicken. ☹ Ich hab dich lieb. K.“ Um kurz nach halb zwölf ging es dann wieder weiter.

Um wieder rechts auf die Hauptstraße abzubiegen, musste ich dann mit dem langen Trailer die komplette Straße nutzen. Sonst hätte ich die Toreinfahrt beschädigt. So viel Verkehr war hier aber zum Glück nicht. Ich fuhr zurück zur Interstate 80 und fuhr wieder in östlicher Richtung auf den Freeway. Dann hatte ich eine Premiere. Ich verließ das erste Mal in meiner jungen Karriere als Fuhrunternehmer Kalifornien.

Mein Navi wies mich dann auch mit dem Hinweis „Crossing border – entering Nevada“ darauf hin.
Die nächste Premiere war, dass ich zum ersten Mal schneller als 55 mit einem Truck fahren durfte. Dabei wusste ich gar nicht, wie sich der Mack dabei schlagen würde. Ich hatte zwar noch die Schaltstufe „Acht, groß“, die ich in Kalifornien gar nicht brauchen konnte, aber sollte das reichen? In Nevada lag das Tempolimit bei 80 Meilen pro Stunde. Das entspricht 128, 8 Km/h. Ich wagte zu bezweifeln, dass der alte Mack so schnell fahren könnte. Der kanadische Tacho in dem Truck reichte auch nur bis zu 120 Km/h.
Ich begann also den Mack zu beschleunigen und wartete mal ab, wie er sich dabei schlagen würde. Oberhalb von 60 Meilen wurde die Beschleunigung merklich schwächer. Ich hatte inzwischen in Acht, groß geschaltet und hatte jetzt immer ein Auge auf dem Drehzahlmesser. Dieser Mack war ja für den Kanadischen Markt konfiguriert gewesen. Daher ging ich davon aus, dass er für 110 Km/h ausgelegt war.
Als sich mein Tempo aber langsam der 70 Meilen Grenze näherte, kam ich in den Bereich Reno und musste daher wieder auf das Tempolimit von 65 Meilen abbremsen.
Nachdem ich dann die größte Kleinstadt der Welt hinter mir gelassen hatte, beschleunigte ich dann wieder. Dabei überschritt ich diesmal die 70 Meilen Grenze. Langsam wurde der Truck schneller. Ich merkte aber, dass er sich dabei merklich quälte. Als ich dann 75 Meilen erreicht hatte, brach ich den Versuch ab und verringerte das Tempo wieder auf 70 Meilen. Ich entschied dann für mich, dass es das maximale Tempo für diesen Truck sein sollte.

Gegen halb Zwei kam ich dann an eine Wiegestation. Natürlich war sie geöffnet. Mit meinem Gesamtgewicht, dass noch unter 70.000 Pfund lag, hatte ich aber kein Problem. Auch die Achslasten waren einwandfrei. Im Anschluss fuhr ich dann aber auf den Parkplatz, der hinter der Wiegestation lag. Ich musste ja meine Pause machen. Hier in der Wüste von Nevada konnte ich dann auch meinen Motor während der Pause laufen lassen. So hielt die Klimaanlage die Temperatur im Mack in erträglichen Bereichen. Mom hatte mir mal wieder einen Salat eingepackt, den ich dann jetzt am Mittag genoss.
Nebenher schrieb ich noch eine WhatsApp an Keela. „Hi. Mache gerade Pause in Nevada. Ich vermisse dich. M.“ Kurz darauf kam dann die Antwort. „Kann mich jetzt nicht bei dir melden. Habe jetzt gleich die Übergabe an Charlie. Wie lange stehst du denn noch? K.“ Ich überlegte kurz und schrieb dann zurück: „Spätestens viertel nach Zwei fahre ich weiter.“ Kurz darauf kam dann die Antwort. „Dann melde ich mich kurz, wenn ich hier raus bin.“ Also wartete ich beim Essen auf kurz nach Zwei.
Schließlich kam der Anruf und Keelas Nummer stand im Display. „Hallo, schöne Frau.“, meldete ich mich. „Hallo, schöner Mann.“, konterte sie. „Heute sahst du ja auch besser aus. Jeans und T-Shirt passt viel besser zu dir.“ „Du bist auch, glaube ich, die einzige Frau, der ein Mann in Arbeitskleidung besser gefällt, als ein Mann in guten Klamotten.“ „Vielleicht.“ „Das war heute früh echt doof. Ich hätte dir so gerne einen Kuss gegeben. Leider durfte ich nicht.“ „Glaub mir. Das ist besser so.“ „Und dir ging es auch so?“ „Na klar. Ich musste mich echt zusammenreißen um dir nicht sofort um den Hals zu fallen.“ „Da müssen wir jetzt durch.“ „Hast du gestern noch mit deiner Schwester gesprochen?“ „Hab ich. Jessy ist auf unserer Seite. Sie erzählt keinem davon, so lange wir ihr nicht sagen, dass sie was sagen darf.“ „Da bin ich schon mal beruhigt.“ „Wie lange kann ich denn heute bei dir anrufen?“ „Maximal bis Zehn. Dann gehe ich ins Bett.“ Wir sprachen dann noch ein paar Minuten weiter. Dann musste ich allerdings wieder was tun. Außerdem stand Keela immer noch auf dem Parkplatz vom Zentrallager und wollte auch dort weg. Wir legten also auf und ich machte mich langsam wieder auf den Weg.

Es ging dann zurück auf die Interstate 80. Über diese ging es dann weiter in Richtung Osten. Die Landschaft hier war dann karg und hügelig. Wir waren hier am Nordrand des Großen Beckens und somit in der Wüste. Daher war ich dankbar, dass ich jetzt die Klimaanlage im Mack hatte. Die Fahrt verlief dann ereignislos. Kurz nach halb Fünf am Nachmittag kam ich dann in Winnemucca an. Einer Kleinstadt mitten in der Wüste. Ich verließ die Interstate und fuhr durch den Ort zum Außenlager, was ich dann um viertel vor Fünf erreichte.
Bevor ich dann ausstieg, rief ich eben bei Charlie an. „Na, Charlie, schönes Wochenende gehabt?“ „Schön ruhig im Familienkreis.“ „Klingt gut. Ich bin gerade in Winnemucca angekommen. Weißt du schon, wie es weitergeht?“ „Dazu muss ich dir erst eine Frage stellen. Darfst du Gefahrgut fahren?“ „Die Scheine habe ich. Allerdings hat der Mack keine Gefahrgutausrüstung. Die kommt erst in den neuen Truck.“ „Dann sollen die dir eine leihen. Ich habe nämlich eine Ladung Feuerwerkskörper dort stehen, die nach Reno geht. Von Reno geht es dann wieder zurück nach Kalifornien.“ „Dann sag denen aber Bescheid wegen der Gefahrgutausrüstung. Die kennen mich ja nicht.“ „Schon klar.“ Wir legten auf. Ich meldete mich in dem obligatorischen Bürocontainer, der bei den Außenlägern am Tor stand. Der Mitarbeiter war gerade am Telefonieren. „…ja, Mr. Saunders. Geht in Ordnung, Mr. Saunders. Gefahrgutausrüstung haben wir hier. Wie bekommen wir die denn wieder zurück?… …gibt der Fahrer in Reno wieder ab… …kann einer unserer Fahrer da wieder mitnehmen. In Ordnung Mr. Saunders. Auf Wiederhören.“ Er legte auf. „Hallo.“, begrüßte ich ihn dann. „Bist du der Fahrer, der das Feuerwerk mitnehmen soll?“ „Genau.“ „Was hast du denn für uns mit?“ Ich reichte ihm die Papiere. „Ach Altverpackungen. Gut. Dann stell deinen Trailer ans erste Tor auf der Rückseite.“ „Nicht hinten in die Ecke?“, war ich überrascht. „Da steht noch ein anderer Trailer. Anschließend fährst du zu Tor 2 und übernimmst den Trailer für Reno. Wenn du dann die PTI machst komme ich rüber und bringe die Gefahrgutschilder an. Dann gebe ich dir auch eine Gefahrgutausrüstung.“ „Okay.“ Den Papierkram erledigten wir dann sofort. Dann fuhr ich auf die Rückseite der Halle und stellte den Trailer ans erste Tor. Nachdem ich abgesattelt hatte, fuhr ich dann wieder nach vorne und übernahm den nächsten Auflieger. Zu meiner Überraschung war es wieder eine Plane.
Ich sattelte auf und zog den Lastzug ein Stück vor. Dann erledigte ich die PTI. Kurz darauf kam dann auch der Mitarbeiter aus dem Container. Er brachte dann die Gefahrgutschilder am Trailer an und gab mir die Gefahrgutausrüstung, die man in einen Kunststoffbehälter gepackt hatte. Zum Glück passte dieser vor den Beifahrersitz. Ich durfte dann noch die Übernahme der Gefahrgutausrüstung quittieren, dann konnte ich meine PTI fortsetzen. Um viertel nach Fünf konnte ich mich dann auf den Weg zurück nach Reno machen.

Es ging wieder zurück auf die Interstate 80. Diesmal fuhr ich dann in westlicher Richtung auf. Dann folgte wieder eine ereignislose Fahrt nach Reno. Die Stadt erreichte ich dann gegen halb Neun. Ich nahm sofort die erste Ausfahrt, die kam und fuhr dann durch ein, zwei Straßen von Reno. Dann hatte ich schon das Supercenter erreicht.
Bevor ich ins Büro ging, rief ich dann kurz bei Charlie an. „Du bekommst an dem Supercenter einen Trailer mit Leerpaletten. Die sollen dann zu FedEx nach Fresno. Da lieferst du dann morgen an. Heute wirst du ja nicht mehr weit kommen.“ „Stimmt. Zehn Stunden habe ich schon voll.“ „Dann sattle noch um und Such dir dann einen Parkplatz.“ „Mach ich.“ Wir legten auf und ich ging ins Büro. Dabei nahm ich dann gleich die Gefahrgutausrüstung mit. „Was bringst du uns denn da mit?“ wurde ich dann auch prompt gefragt. „Eine Ladung Feuerwerk.“, sagte ich. „Das ist die Gefahrgutausrüstung. Die wurde mir in Winnemucca geliehen und soll mit dem nächsten LKW von denen wieder dahin zurück.“ „Okay. Bekommst du hier auch was?“ „Die Leerpaletten, die zu FedEx nach Fresno sollen.“ „Gut. Dann setzt den Trailer mit dem Feuerwerk an die erste Rampe. Dein Trailer mit den Leerpaletten steht an Tor 4.“ Wir erledigten den Papierkram, bei dem ich mir auch quittieren ließ, dass ich die Gefahrgutausrüstung wieder abgegeben hatte. Nun konnte ich auf den Hof fahren und umsatteln.
Dann machte die die vierte Trailer PTI des Tages. Gegen neun Uhr am Abend fuhr ich dann wieder weiter.

Ich nahm den gleichen Weg zurück auf die I-80. Dann ging es an den Lichtern von Reno vorbei. Das war zwar nicht ganz so eindrucksvoll, wie in Las Vegas, hatte aber trotzdem was. Kurz hinter Reno kam dann noch eine Tankstelle direkt an der I-80, die ich dann für den Feierabend nutzte. Da der Diesel in Nevada günstiger war, als in Kalifornien, fuhr ich erstmal an die Tankstelle. Ich bekam zwar nur knapp 100 Gallonen in die Tanks, aber immerhin.
Beim Bezahlen buchte ich mir auch direkt eine Benutzung der Cat Scale. Laut Papieren sollte ich 43.500 lb auf dem Trailer haben. Da war es besser, noch mal nachzuwiegen.

Die Waage zeigte dann aber gerade mal 77.418 lb an. Die Achslasten passten auch, also brauchte ich nichts verändern. Nun suchte ich mir einen Parkplatz. Die einzigen, die noch frei waren, befanden sich in dem Bereich, wo Idle Air angeboten wurde. Ich nahm eine der Parklücken. Nun hatte ich die Entscheidung, ob ich das System mal nutzen wollte.
In Nevada wurden die Nächte eigentlich vergleichsweise kühl, was an der Wüste lag, die die Wärme nicht so speichern konnte. Trotzdem war es jetzt noch recht warm. Schließlich entschied ich mich dann, das mal auszuprobieren. Ich bekam dann eine Art Brett, in dem sich ein Ausströmer befand. Außerdem konnte man dort auch noch Anschlüsse für Strom, Internet und Satellitenfernsehen bekommen. Dieser Fensteradapter kam dann in die rechte Seitenscheibe, wo dann der Schlauch der Idle Air angeschlossen wurde. Ich sprach mit dem Mitarbeiter darüber, dass ich das mal für eine Nacht testen wollte, da ich die Firma ja gerade erst gegründet hatte. Man gewährte mir dann einen Testzugang für eine Übernachtung zu einem Preis von 20 $. Dann zeigte er mir, wie man das ganze anschloss und für diese Nacht hatte ich dann mal Idle Air.

Dann rief ich noch schnell bei Keela an. „Darf ich noch stören?“ „Aber nur kurz. Es ist ja schon Zehn Uhr durch.“ „Ich wollte trotzdem noch mal deine Stimme hören.“ Wir telefonierten dann etwa zehn Minuten, dann wollte Keela ins Bett gehen.
Nachdem ich aufgelegt hatte, telefonierte ich noch kurz mit Mom. Alleine schon, damit sich niemand wunderte, warum ich auf einmal nicht mehr anrief. Anschließend nutzte ich noch den Internetzugang, den ich über Idle Air hatte und surfte noch etwas mit meinem Laptop. Dann ging ich aber auch schlafen.
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Idle Air ist normal nur im Osten der USA verfügbar. Da SCS aber schon die entsprechenden Anlagen an die Raststätten gebaut hat, nutze ich dann auch diese künstlerische Freiheit, um dieses System hier vorzustellen, oder mal zu klären, wofür diese Dinger an den Raststätten überhaupt da sind.

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