7. Nach San Diego und in die Mojave Wüste

Mittwoch, den 16. August 2017, 7:00 a.m. Pacific Daylight Time:

Ich hatte relativ gut geschlafen. Die Temperatur im Mack war, dank Idle Air sehr angenehm gewesen. Das einzige Problem, was ich dann doch noch hatte, war die durchgelegene Koje. Das würde sich aber nicht mehr ändern, solange ich den Mack noch hatte. Ich stand dann also mit leichten Rückenbeschwerden auf. Ich zog mich an und reservierte mir über eine App mit meinem Smartphone eine Dusche. Dann packte ich die Sachen zusammen, die ich zum Duschen brauchte und Entfernte dann den Fenstereinsatz von Idle Air. Diesen gab ich dann im Rasthof wieder ab und ging dann in Ruhe duschen. Anschließend rasierte ich mich noch und trank im Rasthof einen Kaffee. Um acht Uhr war ich dann zurück am LKW und machte meine PTI.
Dann ließ ich es mir nicht nehmen, eben in der Dispatch anzurufen. Inzwischen kannte Keela meine Nummer. „Guten Morgen Marc. Was kann ich für dich tun?“ „Das hast du jetzt schon getan. Ich wollte einfach deine Stimme hören.“ „Du weißt schon, was wir besprochen hatten.“, sagte sie. „Gut. Dann machen wir das Ganze dienstlich. Ich habe jetzt meine Pause beendet und mache mich jetzt auf den Weg nach Fresno.“ „Gut. Vielleicht schaffst du es ja, deine Pause zur gleichen Zeit, wie gestern zu machen. Dann können wir gerne telefonieren.“ „Wenn das so ist, schreibe ich dir eine WhatsApp.“ „In Ordnung.“ Wir beendeten das Telefonat und ich machte mich auf den Weg nach Fresno.
Es ging dann westwärts auf die Interstate 80. Nun kam ich wieder langsam an die Sierra Nevada. Entsprechend bergig wurde dann auch das Streckenprofil. An einer Ausfahrt von der Interstate war dann auch ein Schild, was auf den Lake Tahoe hinwies. Das wäre auch mal ein schönes Ziel für einen Wochenendausflug mit Keela. Dachte ich so. Kurz darauf meldete sich dann mein Navi. „Crossing border – entering California.“ Ich war also wieder zurück in Kalifornien. Das bedeutete für mich in erster Linie, dass ich das Tempo reduzieren musste. Nun war wieder Tempo 55 angesagt.

Dieses Tempo musste ich jetzt halten, obwohl es dann teilweise recht stark bergab ging. Da ist der Tejon Pass ja ein Witz gegen. Ging mir dann durch den Kopf. Ich musste nun auch regelmäßig die Bremse benutzen, um das Tempo zu halten. Die Motorbremse bei hoher Drehzahl reichte hier nicht aus. Dabei hatte ich dann kaum eine Chance, die Schönheit der Landschaft in der Sierra Nevada zu bewundern. Vielleicht sollte ich wirklich noch einen Motorradführerschein machen, um mit Keela Touren in die Sierra Nevada zu machen.
Schließlich erreichte ich dann wieder Sacramento. Bei meiner Heimatstadt wechselte ich dann auf die Interstate 5 in Richtung Süden. Um jetzt zu Hause anzuhalten und eine Pause einzulegen, war es aber definitiv zu früh. Also blieb ich direkt auf der I-5 und fuhr weiter. Bei Stockton machte ich dann den schon bekannten Wechsel auf die CA-99. Diese Strecke fuhr ich inzwischen schon fast im Schlaf. Ich befand mich zwar erst in der dritten Woche, hatte aber gerade am Anfang sehr häufig diese Strecke benutzt. Nun ging es dann wieder mal nach Fresno, wo ich inzwischen auch schon recht häufig war. Die Fahrt verlief dann auch ohne Zwischenfälle.

An der Raffinerie fuhr ich dann auch dieses Mal von der CA-99 herunter. Um zu FedEx zu fahren, war es auch besser, von Norden in die Stadt hinein zu fahren und nicht erst durch ganz Fresno. Ein Blick auf die Uhr verriet mir dann, dass es schon viertel vor Zwei am Mittag war. Es wurde also Zeit für meine Pause, wenn ich es so machen wollte, wie Keela das heute früh vorgeschlagen hatte. Ich stellte mich also in der Nähe der Raffinerie auf einen befestigten Randstreifen und machte dort meine Pause.

Ich schrieb Keela eben eine WhatsApp, dass ich Pause machte und sie sich dann gleich melden könnte. Dann schaute ich, was ich von den Vorräten, die meine Mutter mir eingepackt hatte, wegmusste. Ich hatte im Moment ja keinen Kühlschrank, sondern nur eine Elektrokühlbox. Da diese nicht ganz so groß war und auch nicht für den Dauerbetrieb geeignet war, sah ich zu, dass die Vorräte, die unbedingt gekühlt werden mussten, schnell aufgebraucht waren. Schließlich klingelte mein Handy und Keela war am Apparat. „Hallo Keela, schön, dass du dich meldest.“ „Es ist auch schön, mit dir zu sprechen.“ „Stehst du jetzt wieder neben deinem Motorrad und telefonierst?“ „Das war mir gestern irgendwie zu doof. Daher bin ich heute mit dem Savana gefahren. Ich sitze jetzt gemütlich im Auto.“ „Du bist jetzt extra wegen mir mit deinem Van gefahren?“ „Das mache ich sowieso zwischendurch, wenn ich einkaufen muss. Das ist mit dem Bike zu unpraktisch.“ „Ach so.“ „Wie war denn deine Tour bis jetzt?“ „Ganz gut. Heute früh habe ich mal überlegt, ob wir beiden nicht mal zum Lake Tahoe fahren sollten.“ „Da kann man doch gar nicht surfen.“ „Das nicht. Vielleicht noch Windsurfen. Das wäre aber eine schöne Strecke, um da mit dem Motorrad hinzufahren.“ „Ich kann mir das ja mal anschauen. Allerdings können wir dann nur mit leichtem Gepäck fahren.“ „Das ist mir klar. Was brauchen wir denn schon? T-Shirt und Unterwäsche zum Wechseln und eine Zahnbürste.“ „Wenn du das so siehst. Dann sollten wir aber vorher testen, ob du überhaupt Spaß daran hast, als Sozius bei mir mitzufahren.“ „Das sollten wir machen.“ „Wenn du am Wochenende in Sacramento bist, kannst du ja zu mir kommen. Ich muss ja zu Hause bleiben, weil ich Bereitschaft habe.“ „Wie du mich einteilst, bleibt ja dir überlassen. Vielleicht schaffst du das ja.“ „Schauen wir mal. Wir haben ja erst Mittwoch.“ „Gibt es sonst was Neues?“ „Nicht viel. Willst du mir denn mal die Geschichte von deinem Bruder und deinem Vater erzählen?“ „Jetzt? Am Telefon?“ „Du hast recht. Das sollten wir besser persönlich machen.“ Keela versuchte dann noch zu bohren, um herauszufinden, was meine Hobbys sind. Da ich da aber gar nicht so viel hatte, wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Sie glaubte dann aber, dass ich ihr was verschweigen würde und bohrte dann noch intensiver weiter. „Glaub mir doch. Ich bin wirklich ein Langweiler. Außerdem habe ich im Moment gar keine Zeit für irgendwelche Hobbys.“ Sie versuchte trotzdem noch weiter mit was zu entlocken. Dabei raste dann aber die Zeit vorbei. Plötzlich war es dann schon fast halb Drei. „Mist. Ich hatte schon viertel nach Zwei ins Logbuch eingetragen. Jetzt muss ich auch noch korrigieren.“ „Mach das ordentlich, sonst gibt das Ärger.“ „Okay. Wir telefonieren dann heute Abend weiter.“ Wir legten auf und ich machte mich dann wieder auf den Weg.

Es ging nun über die Landstraße nach Fresno. So kam ich dann beim Supercenter in den Ort hinein. Dort fuhr ich aber noch vorbei. Schließlich hatte ich dann FedEx erreicht. Es war inzwischen auch schon viertel vor Vier. Ich rief dann eben bei Charlie an, bevor ich ins Büro ging. „Hallo Charlie, bekomme ich direkt bei FedEx in Fresno wieder was?“ „Nein. Du fährst hinterher zum Zentrallager. Dort bekommst du einen Reefer mit Milchprodukten für einen 7Eleven Markt in San Diego.“ „Oh. Ab in den Süden.“ „Verfahr dich aber nicht, sonst stehst du in Mexico.“ „Das muss ja nicht sein.“ „Genau. Mexico fahren die Mexikaner selber. Die sind auch billiger, als wir hier.“ „Okay. Dann werde ich jetzt erstmal den Trailer abstellen.“ „Bis dann. Du brauchst dich dann heute nicht mehr melden. Ist ja jetzt alles klar. Morgen in San Diego absatteln und dann melden.“ „In Ordnung.“ Dann ging ich ins Büro und meldete mich an. Der Trailer kam dann erwartungsgemäß ans Dock vom Paletten Lager. Dann sattelte ich ab und fuhr mit der Zugmaschine zum Zentrallager.
Eine Viertelstunde später kam ich dann dort an. Der Trailer, den ich dort bekam, war dann wieder ein 48 Fuß Reefer. Da die 7Eleven Märkte aber in der Regel ähnlich eng waren, wie die Neighborhood Markets, war mir das recht. Mit 39.000 lb hatte ich auch beim Gewicht keine Probleme. Ich sattelte also auf und erledigte meine PTI. Um viertel nach Vier ging es dann weiter. Ich konnte jetzt noch etwas über vier Stunden fahren. Ich rechnete also damit, dass ich noch bis in den Raum LA kam.

Zuerst ging es dann durch Fresno zur CA-99. Da fuhr ich dann in südlicher Richtung auf. Nun konnte ich die nächsten Stunden wieder gemütlich mit 55 Meilen dahinrollen. Später kam dann der Übergang auf die Interstate 5 und anschließend der Tejon Pass. Da ich aber heute schon die Berge der Sierra Nevada hinter mir hatte, war das kein Problem. Als ich dann in den Raum LA kam, war es schon acht Uhr durch. Da ich in diesem Großraum nicht damit rechnete, noch viele Parkplätze zu bekommen, fuhr ich dann wieder zu dem bekannten Motel an der CA-14, wo ich in der letzten Woche schon mal übernachtet hatte. Ich hätte jetzt zwar nicht unbedingt ein Motel gebraucht, aber bevor ich mir meine Fahrzeit versaute, weil ich keinen Parkplatz fand. Das Bußgeld wäre dann sicher höher, als die Übernachtung im Motel.
Ich parkte dann den Lastzug auf dem Parkplatz und checkte dann ein. Anschließend telefonierte ich dann noch mit Keela und Mom. Schließlich legte ich mich schlafen.

Donnerstag, den 17. August 2017, 6:00 a.m. Pacific Daylight Time:

Nach einer wunderbaren Nacht stand ich dann um kurz vor Sechs wieder auf. Während meine Liebste wohl schon im Büro war und sich von Danny den Stand der Dinge berichten ließ, war ich dann gerademal im Bad und ließ das Wasser der Dusche auf mich herabrieseln. Anschließend zog ich mich an und checkte aus. Dann gönnte ich mir noch einen Kaffee und machte mir ein Lunchpaket fertig. Um halb Sieben war ich dann am Truck und erledigte die PTI. Um viertel vor Sieben konnte ich mich dann wieder auf den Weg machen.
Die Zeit war mit Sicherheit nicht optimal, um jetzt über die Interstate 5 Los Angeles zu durchqueren, es blieb mir aber nichts Anderes übrig. Ich musste schließlich nach San Diego. Von der Strecke her war es einfach. Ich musste immer nur auf der Interstate 5 bleiben, um nach San Diego zu kommen. Trotzdem ließ ich das Navi laufen, damit mich der Spurassistent rechtzeitig auf die richtigen Spuren schickte. Das funktionierte dann auch ganz gut. So kam ich dann trotz dichtem Verkehrs relativ gut durch LA.
Als ich die Metropole hinter mir gelassen hatte, atmete ich dann erstmal kräftig durch. Nun war der Verkehr wieder normal und ich konnte wieder entspannt in Richtung Süden rollen.
Als ich dann San Diego erreichte, schickte mich mein Navi quer durch die Stadt. Dabei erinnerte ich mich an einen Ratschlag von Joe, immer die Augen offen zu halten, wo eventuell potentielle Ladestellen und Entladestellen waren, die ich mir merken könnte. Dabei erblickte ich einige Firmen, aber keine, die ich mir merken müsste. Ich entdeckte weder irgendwelche Märkte, die ich anzuliefern hätte, noch irgendwelche Läger der Logistiker, mit denen wir zusammenarbeiteten. Mir fiel dann noch ein Peterbilt Händler auf, der an meiner Strecke lag, da Peterbilt aber nicht unbedingt meine erste Wahl war, blieb das nur im Hinterkopf. Die Werkstatt könnte vielleicht noch nützlich sein, wenn ich mal ein Problem hatte. Immerhin waren Peterbilt und Kenworth Konzernbrüder, die zum Teil auch die gleichen Komponenten verwendeten.

Gegen zehn Uhr erreichte ich dann mein Ziel, den 7Eleven Markt im Osten von San Diego. Wie immer blieb ich dann in der Einfahrt stehen und meldete mich dann beim Marktleiter. „Setz den Trailer einfach hinten vor das Freilager. Den kann der Fahrer von unserem Zentrallager nachher an die Rampe setzen.“ „In Ordnung.“ Ich bekam meine Unterschriften und stellte dann den Trailer, wie angeordnet vor das Freilager.
Nachdem ich abgesattelt hatte, wählte ich dann die Nummer der Dispatch. „Hallo Marc.“, meldete sich Keela. „Du hast ja heute früh gar nicht angerufen.“ „Gestern hast du ja auch noch drüber gemeckert.“ „Das klang ja auch, als wolltest du mich privat anrufen.“ „Das machen wir ja so schon.“ „Stimmt.“ „Ich habe in San Diego abgesattelt und hätte jetzt gerne einen Auftrag.“ „Viel Auswahl habe ich leider nicht. Ich habe im Moment genau eine Ladung für dich im System.“ „Eine reicht mir ja.“ „Dann sieh zu, dass sie dir keiner wegschnappt. Ich habe sie jetzt im System geblockt, aber manche Dispatcher interessiert das nicht.“ „Dann schieß los, damit ich sie mir sichern kann.“ „Du fährst zum Supercenter in South San Diego und übernimmst da eine Ladung Altverpackungen für Oxnard. Die geht dort allerdings nach FedEx, weil die für diesen Lieferanten einen Vertrag haben, der auch die Entsorgung der Verpackungen beinhaltet.“ „Okay. Also nicht zu unserem Lager.“ „Sag ich doch.“ „Dann gib mir bitte noch die Adresse.“ Keela gab mir die Adresse durch. „Okay. Wenn ich mich nicht mehr melde, hat alles geklappt.“ „Gut. Dann bis später.“ Wir legten auf und ich machte mich auf den Weg zu dem Supercenter.

An diesem Vormittag brauchte ich dann eine geschlagene halbe Stunde um durch San Diego zu dem Supercenter zu gelangen. Es war halt einfach viel los. Dabei war es egal, ob nun Vormittag war oder nicht. Ich hatte aber Glück und keiner hatte mir die Ladung vor der Nase weggeschnappt. Die Leute im Büro wussten dort auch, dass ich die Ladung bekommen sollte. Es war also gut gewesen, dass Keela die Ladung geblockt hatte. Die Altverpackungen befanden sich dann auf einem 53 Fuß Trailer und waren mit einem Gewicht von 36.000 lb angegeben. Ich sattelte den Trailer auf und erledigte die PTI. Nun sah ich zu, dass ich nach Oxnard kam. Ich wollte schließlich nicht am Nachmittag wieder während dem Berufsverkehr durch LA fahren.
Das Supercenter lag dann aber direkt an einer Anschlussstelle zur Interstate 5. Ich brauchte also nicht nochmal quer durch San Diego fahren. Ich fuhr also in Richtung Norden auf die I-5 und konnte dann wieder entspannt fahren. Die Fahrt verlief dann auch ohne nennenswerte Zwischenfälle.

Bei LA wurde der Verkehr dann zwar dichter, es blieb aber erträglich. Schließlich hatte ich die Metropole dann heute das zweite Mal durchquert und näherte mich dann der Ausfahrt zur CA-126, die ja direkt an dem FedEx Lager vorbeiführte.
Als ich gerade in die Ausfahrt fuhr, klingelte mein Handy. Die Handynummer von Keela wurde angezeigt. Zum Glück hatte ich mein Bluetooth Headset eingeschaltet. Ich nahm mein Headset und ging dran. „Hallo Keela, was gibt’s?“ „Haben wir heute kein Telefondate?“, fragte sie überrascht. Ich warf einen Blick auf die Uhr, es war natürlich kurz nach Zwei. „Ich wusste nicht, dass wir eins vereinbart hatten.“, sagte ich dann zu ihr. „Ach so. Ich dachte, das hätten wir täglich.“ „Sowas kann ich ja vorher schlecht planen. Ich habe auch noch gar keine Pause gemacht. Ich wollte zuerst LA hinter mich bringen, bevor es dort mit dem Feierabendverkehr losgeht.“ „Das macht ja auch Sinn.“, stimmte mir Keela zu. „Während der Fahrt zu telefonieren ist bei dem alten Mack auch nicht so prickelnd. Erstens habe ich nur das Bluetooth Headset und keine Freisprecheinrichtung und zweitens ist der Mack während der Fahrt so laut, dass es nicht gerade angenehm ist, dann auch noch zu telefonieren. Eine Unterhaltung mit dem Beifahrer geht ja noch aber ich bin ja hier in den Bergen und habe teilweise schlechten Empfang.“ „Das ist schade.“ „Ich schätze, dass ich in einer Stunde meine Pause machen werde. Bist du dann zu Hause?“ „Ich wollte heute eigentlich eine Motorradtour machen. Der Sommer ist ja auch nicht mehr allzu lang.“ „Dann müssen wir heute Abend telefonieren.“ „Okay.“ Wir beendeten das Telefonat und ich konzentrierte mich wieder mehr auf den Verkehr.

Gegen drei Uhr erreichte ich dann die FedEx Niederlassung. Bevor ich dann ins Büro ging, rief ich mal eben bei Charlie an. „Hallo Marc, bist du bei FedEx in Oxnard?“ „So ist es.“ „Dort bekommst du aber nichts. Wir haben eine Ladung für dich bei dem 7Eleven, wo du letztens schon die Reklamation abgeholt hast.“ „Wie kommt das denn? Sind die dort so pingelig oder baut ihr bei dem Laden besonders viel Mist?“ „In diesem Fall sind es Lebensmittel, bei denen das MHD abgelaufen ist. Die sollen dort nicht mehr verkauft werden, damit es keine Probleme mit den Kunden gibt. Das kommt schon mal vor, wenn die Leute dort die Regale falsch einräumen und die Sachen mit den alten MHDs hinten stehen. Das geht dann an uns zurück und wird dann hier von einem Lebensmittelverwerter abgeholt.“ „Verstehe.“ „Das soll eine komplette Ladung sein.“ „Dann sollten die das Einräumen noch mal üben.“ „Vielleicht hatten die jetzt in der Urlaubszeit viele Aushilfen im Laden.“ „Kann natürlich sein.“ „Anschließend fährst du noch so weit, wie du kommst. Morgen kannst du dann hier am Zentrallager anliefern.“ „Okay.“ Wir beendeten das Telefonat und ich ging dann ins Büro.
Diesmal sollte ich nicht am Paletten Lager anliefern, da die Müllpresse in einem anderen Bereich des Lagers war. Ich setzte den Trailer dort ans Dock und sattelte ab. Anschließend fuhr ich vom Hof. Vor der Einfahrt des FedEx Lagers war dann ein größerer Platz frei. Dort blieb ich dann erstmal stehen und machte meine Pause.

Zuerst machte ich mir dann aus meinen Vorräten eine Kleinigkeit zu Essen. Danach nahm ich dann noch meinen Laptop und surfte ein wenig im Internet. Ich schaute mir mal die einschlägigen Gebrauchtwagenbörsen an. Ein Fahrzeug, was günstig und cool war, fand ich aber irgendwie nicht. Vielleicht sollte ich dann auch mal Keela dabei zu Rate ziehen, was sie denn für ein Fahrzeug für mich vorschlagen würde. Es war mir im Moment sogar wichtiger, dass sie das Auto cool fand, als dass es mir gefiel.
Meine Vorstellung ging so in Richtung Muscle Car oder Pony Car. Aber gerade solche Fahrzeuge waren eigentlich in allen Baujahren vergleichsweise teuer. Als Alternative kamen mir auch noch gewisse Fahrzeuge deutscher Hersteller in den Sinn. Dort vor allem die sportlichen Versionen von BMW oder Mercedes. Aber auch die waren nicht gerade billig. Das waren alles Ausgaben, bei denen ich nicht wirklich wusste, ob ich sie im Moment auch noch machen musste.
Dann hatte ich von dem Kenworth Verkäufer noch einen Online-Zugang bekommen, bei dem ich sehen konnte, welchen Fortschritt mein Auftrag gerade machte. Aktuell fehlten aber wohl immer noch Zulieferteile, weswegen die Produktion noch nicht begonnen hatte.

Gegen vier Uhr am Nachmittag hatte ich dann genug Pause gemacht und machte mich wieder auf den Weg. Dabei stellte ich fest, dass der Verkehr schon stark zugenommen hatte. Es war wohl offensichtlich Feierabendzeit. So brauchte ich dann tatsächlich eine geschlagene Stunde, bis ich dann am 7Eleven Markt ankam.
Ich meldete mich dann beim Marktleiter und erledigte dort den Papierkram. Anschließend fuhr ich dann nach hinten und nahm den Trailer auf, der uns diesmal von FedEx zur Verfügung gestellt wurde. Ich erledigte dann die PTI und machte mich dann auf den Weg in Richtung Heimat.
Mit etwas über zwei Stunden hatte ich nicht mehr allzu viel Fahrzeit. Ich musste dann also selbst schauen, wie weit ich dann noch kam. Zuerst ging es dann zurück auf die Route 101. Die verließ ich dann wieder, um auf die CA-126 zu wechseln. Nun ging es wieder zurück zur Interstate 5, auf die ich dann schließlich in Richtung Norden auffuhr.
Nun hatte ich wirklich nicht mehr viel Zeit. Über den Tejon Pass wollte ich aber noch drüber. Das schaffte ich dann auch noch. Nachdem ich dann den Pass hinter mir gelassen hatte, machte ich dann am Petro Truckstop in Arvin, nördlichen Rand der Bergkette Feierabend.

Es ging auf halb Acht zu und der Truckstop war schon recht voll. Ich hatte aber Glück und fand noch eine Lücke. Dann reservierte ich mir eine Dusche und ließ mich von den Wasserstrahlen wiederbeleben. Nach einer Kleinigkeit in einem Restaurant des Truckstops ging ich dann zurück zum Truck. Dort telefonierte ich dann kurz mit Mom und etwas länger mit Keela. Anschließend gab es dann mal wieder eine Nacht im Truck für mich.

Freitag, den 18. August 2017, 5:00 a.m. Pacific Daylight Time:

Ich hatte recht gut geschlafen. Die Nachttemperaturen waren einigermaßen erträglich gewesen und ich hatte den kleinen Lüfter im Dach des Sleepers zugeschaltet. So war dann wenigstens etwas Bewegung in der Luft gewesen. Was ich natürlich wieder hatte, waren Rückenschmerzen von der durchgelegenen Matratze. Ich hoffte dann auch mal, dass ich nicht mehr allzu lange auf die neue Zugmaschine warten brauchte. Kurz nach halb Fünf war ich dann wieder aufgestanden. Dann suchte ich zuerst die Keramikabteilung des Truckstops auf. Nach der Benutzung von Toilette und Dusche fühlte ich mich dann wieder besser. Außerdem rasierte ich mich noch schnell. Schließlich würde ich Keela nachher gegenüberstehen. Da wollte ich immer noch einen guten Eindruck hinterlassen. Ob sie auch auf Dreitagebart stand, hatten wir noch nicht besprochen.
Ich holte mir dann noch einen Kaffee im Truckstop, bevor ich mich dann wieder zu meinem Truck begab. Als ich dann auf meinen Lastzug zuging, der ja heute einen FedEx Trailer dahinter hatte, stellte ich fest, dass ich eigentlich nicht wollte, dass man mich für einen FedEx Subunternehmer hielt. Zum Glück kam das ja nicht allzu oft vor.
Um halb Sechs begann ich dann mit der PTI. Dann führte ich noch meine Checkliste und mein Logbuch.

Nun ging es weiter nach Sacramento. Es ging zurück auf die Interstate 5 in Richtung Norden. Noch war nicht viel Verkehr, so konnte ich sehr entspannt fahren. Es passierte dann auch erstmal nichts Nennenswertes. Es war dann bereits halb acht durch, als dann meine Tankleuchte anging. Das passte aber ganz gut, da ich dann etwa in Höhe des nächsten Truckstops war. Ich fuhr auf die Raststätte und füllte die Tanks wieder und ließ dann auch meinen Thermobecher mit frischem Kaffee füllen. Gegen acht Uhr ging es dann weiter in Richtung Heimat.

Der weitere Vormittag verlief dann auch ohne Zwischenfälle. Ruhig und ohne Probleme rollte ich über die Interstate 5. Es ging dann schon sehr stark auf den Mittag zu, als ich in Sacramento von der Interstate fuhr. Dann machte ich mich direkt auf den Weg zum Zentrallager. Dort ging ich in die Dispatch, um mich zu melden. Keela saß an ihrem Schreibtisch und machte ihre Arbeit. Als sie mich erblickte, hellte sich ihr Blick für einen kurzen Moment auf. „Hallo Marc.“ Sagte sie dann aber im normalen, geschäftsmäßigen Ton. „Hallo Keela. Ich habe hier die Ladung gesammelte Lebensmittel mit abgelaufenem MHD aus Oxnard.“ „Okay. Die kann dann vorne an Tor 5. Ich weiß nicht, ob da noch mal jemand dran muss, ansonsten übernimmt der Lebensmittelrecycling Betrieb direkt den Trailer.“ „Okay. An Tor 5. Wie geht es dann weiter?“ „Anschließend fährst du mit deiner Zugmaschine zum Außenlager und übernimmst dort einen 53 Fuß Dry Van mit 25.500 lb Haushaltsgeräten. Das ist eine Umlagerung nach Bentonville, die bei Union Pacific, Barstow auf die Bahn umgeladen wird.“ „Wird das bei dir zur Gewohnheit, dass du mich in die Wüste schickst?“ „Was?“, fragte Keela verständnislos. „Barstow liegt in der Mojave Wüste.“ „Ach so.“, sagte Keela und musste lachen. „Sorry. Ich bin ja noch neu in Kalifornien.“ „Hätte ich jetzt an deiner Stelle auch gesagt.“, erwiderte ich grinsend. „Da komme ich dann aber erst morgen an.“ „Das hätte ich jetzt sogar gewusst.“, sagte sie mit einem leichten Triumph in der Stimme. „Die Meilen kann ich schon im Computer ablesen.“ „Das ist ja Wahnsinn.“ , sagte ich grinsend. „Ich bin halt doch mehr rot, als blond.“, konterte sie lachend. „Das wird’s sein.“
Sie gab mir die Frachtpapiere für die Haushaltsgeräte und die Quittung für die Lebensmittel. „Dann sprechen wir morgen. Ich habe ja Bereitschaft am Wochenende.“, sagte sie. Dabei war mir klar, dass es sich dabei um die offizielle Version handelte. Ich ging dann wieder zum Truck und setzte dann den Trailer an Tor 5.
Als ich dann gerade dabei war, die Stützen des Trailers herunterzukurbeln, stand Keela dann auf einmal hinter mir. „Ist noch was?“ fragte ich überrascht. Im Sichtschutz der Trailer, die dort an der Rampe standen, fiel sie mir um den Hals und küsste mich stürmisch. „Ich halte das nicht aus. Ich musste dich jetzt einfach küssen. Ich konnte dich nicht einfach wieder gehen lassen.“ „Und wenn uns jemand sieht?“ „Dann hat der sich geirrt. Ich bin gerade auf Toilette.“ Ich nahm sie in den Arm. „Du bist verrückt.“ „Ja, verrückt nach dir.“ „Und dann schickst du mich die Woche zweimal in die Wüste?“, sagte ich lachend. „Bei Nevada war mir das noch klar. Dass Barstow in der Wüste liegt, wusste ich jetzt gar nicht.“ „Dann sei dir das verziehen. Vielleicht müssen wir uns doch outen.“, sagte ich. „Ich denke mal drüber nach.“ Dann gab sie mir nochmal einen langen Kuss. „Ich muss wieder rein.“ „Dann bis gleich.“ „Besser bis heute Abend. Ich bin gleich tatsächlich mit deiner Schwester verabredet. Sie hat mich heute früh angerufen und gefragt, ob sie mir nicht ein Bisschen von Sacramento zeigen soll.“ „So wie ich Jessy kenne, handelt es sich dabei um Boutiquen und Shopping Malls.“ „Sie sprach auch von einem guten Fitnessstudio.“ „Ach ihren Fitnesstempel hatte ich noch vergessen.“ „Dann bis heute Abend.“ „Okay.“

Keela ging dann wieder ins Büro zurück und ich fuhr mit der Zugmaschine zum Außenlager. Dort bekam ich dann einen Dry Van, der wenigstens wieder Walmart Werbung hatte. Nach dem Aufsatteln und der PTI machte ich mich wieder auf den Weg. Ich fuhr dann aber nur bis zu meinem Platz, wo ich dann für meine Pause anhielt.
Dort machte ich mir dann aus meinen Vorräten eine Kleinigkeit zu essen. Ich blieb dann aber wirklich nur eine halbe Stunde stehen und machte mich dann wieder auf den Weg.

Es ging dann wieder zurück auf die Interstate 5 in Richtung Süden. Bei Stockton folgte dann mal wieder der Wechsel auf die CA-99, auf der ich dann bis zu meinem Feierabend bleiben wollte. Ich konnte dann auch ruhig und ohne Probleme durch den Freitagnachmittag fahren.
Als ich mich dann Fresno näherte, beschloss ich dann, heute etwas früher Feierabend zu machen. Vor Bakersfield sollte nämlich kein vernünftiger Rasthof oder Truckstop mehr kommen. Da ich auch keine Lust hatte, schon wieder im Motel zu schlafen, blieb ich dann an dem Truckstop in Fresno stehen. Den kannte ich ja inzwischen ganz gut und ich fuhr hier recht gerne hin. Also machte ich dann heute bereits nach Zehneinhalb Fahrstunden und zwölf Stunden Schicht Feierabend.

Zuerst telefonierte ich dann mit Mom und Informierte sie, dass sie vor morgen Abend nicht mit mir zu rechnen brauchte. „Bist du denn sicher, dass du morgen Wochenende bekommst?“ „Leider nein. Ich habe erst 43 Stunden von 70 Stunden voll. Wenn ich Pech habe, muss ich morgen noch mal wieder raus.“ „Dann sag mal Bescheid, wenn du was weißt.“ „Mach ich.“

Nach dem Telefonat mit Mom ging ich dann erstmal in den Truckstop um zu duschen und noch etwas zu Abend zu essen. Keela würde ich erst anrufen, wenn ich wieder im Truck war.
Als ich nach dem Abendessen wieder im Truck war, wählte ich dann ihre Nummer. „Hi. Schön dass du dich meldest.“, begrüßte sie mich gut gelaunt. „Und ich habe gedacht, du wärst jetzt völlig mit den Nerven runter, nach einem Nachmittag mit Jessy.“ „Deine Schwester ist echt total nett. Ich könnte mir vorstellen, dass wir Freundinnen werden können.“ „Ich dachte, das wäre gar nicht dein Ding.“ „Es wäre doch traurig, wenn ich dich nicht nach den paar Tagen schon nicht mehr überraschen könnte.“ „Das stimmt auch wieder.“ „Ihr Fitnessstudio ist auch wirklich klasse. Endlich mal nicht so ein Laden, wo nur so Bodybuilder Typen rumhängen. Die kann ich ja gar nicht ab.“ „Gott sei Dank, sonst hätte ich wohl keine Chance bei dir.“ „Du bist doch genau richtig.“, sagte sie. „Sportlich und durchtrainiert, aber nicht zu übertrieben.“ „Vielen Dank.“ „Du kannst jetzt deine Gesichtsfarbe wieder normalisieren.“ „Woher weißt du, dass ich rot geworden bin?“ „Das habe ich am Montag schon rausgefunden.“ „Wenn du so weitermachst, wird das nichts mit dem Normalisieren.“, beschwerte ich mich und hörte dann wieder ihr schönes Lachen.
„Brauchst du jetzt eigentlich einen Kredit, nachdem du mit meiner Schwester weg warst?“ „Wie kommst du darauf?“ „Jessy ist nicht nur gut darin, ihr eigenes Geld unter die Leute zu kriegen. Sie kann das auch sehr gut mit dem Geld anderer Leute. Ich bin auch schon mit meiner Schwester shoppen gewesen und hatte danach zwar kein Geld mehr, aber reichlich neue Klamotten im Schrank.“ „Es ist schon ein Wunder, wenn mich überhaupt mal jemand zum Shoppen bekommt. Das ist für mich ein notwendiges Übel. Deine Schwester hat das aber tatsächlich geschafft.“ „Das Schlimme dabei ist, dass sie es sogar schafft, dass es einem Spaß macht.“ „Das habe ich auch gemerkt.“ „Also hast du jetzt auch neue Klamotten.“ „Sie hat mich tatsächlich davon überzeugt, dass es für eine Frau in Kalifornien nicht reicht, wenn man Jeans, T-Shirts und Turnschuhe im Schrank hat.“ „Jetzt bin ich aber gespannt.“ „Lass dich überraschen.“ „Das ist jetzt nicht fair.“ „Ich gebe dir einen Tipp. Deine Schwester hat es geschafft, dass ich mir Sachen gekauft habe, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr getragen habe.“ „So wie ich dich einschätze, kann es sich dabei nur um ein Kleid oder einen Rock handeln.“ „Vielleicht.“, sagte sie mit geheimnisvoller Stimme. „Sonst können es nur High Heels sein.“ „Bist du verrückt? Ich will mir nicht die Beine brechen.“ „Dann lag ich eben schon besser.“ „Lass dich überraschen.“ „Oder vielleicht Dessous?“ „Ich sagte ewig nicht getragen. Ich bin 21. Wann soll ich denn dann die Dessous getragen haben? Mit elf?“ „Wohl eher nicht.“ „Eben.“ „Dann lasse ich mich überraschen.“ „Mach das.“ „Hat dich heute Mittag eigentlich jemand erwischt?“ „Zum Glück nicht. Sheila Miller war zum Glück gerade zu Tisch.“ „Wenn die was mitbekommt, weiß es Montag die ganze Firma.“ „Darum ja. Da sollte Danny mal zusehen, dass er sie rumkriegt. Dann hat sie vielleicht genug mit ihrer eigenen Beziehung zu tun.“ „Hast du jetzt Handy und Laptop eigentlich schon mit?“ „Na klar. Ich komme ja nicht mehr ins Büro. Danny meldet sich morgen Früh bei mir und übergibt mir dann alles. Danach stellt er dann die Telefone auf mich um. Die Satellitenkommunikation kommt ja eh auf dem Laptop an.“ „Müsstest du nicht eigentlich zwei Laptops haben? Im Büro hast du doch auch zwei Rechner am Platz.“ „Es geht auch mit einem Rechner. Im Büro ist das auch nur einer mit zwei Bildschirmen. Mit zwei Monitoren ist das übersichtlicher und daher einfacher. So muss ich jetzt immer zwischen den Fenstern hin- und her switchen. Das Laptop war auch mit Sicherheit sauteuer, damit es genug Rechnerkapazität hat. Dafür bekommen wir aber von der Firma einen Zuschuss zu unserem W-Lan, damit die Netzverbindung schnell genug ist.“ „Wenigstens etwas.“ „Bei den Bereitschaftszeiten kann ja keiner verlangen, dass man die im Büro absitzt.“ „Stimmt. Wo solltest du dann schlafen.“ „Man muss ja sowieso schauen, dass man den Fahrern alles soweit vorbereitet, dass man nur im Schlaf gestört wird, wenn etwas nicht nach Plan läuft.“ „Schon klar.“
Wir telefonierten noch einige Zeit weiter. Schließlich entschlossen wir uns aber, ins Bett zu gehen. Wir mussten schließlich beide am Samstag wieder früh raus.

Samstag, den 19. August 2017, 3:00 a.m. Pacific Daylight Time:

Mein Wecker riss mich dann recht früh wieder aus meinen Träumen. Es half aber alles nichts, ich musste schon wieder los. Ich stand also auf und reservierte mir erstmal eine Dusche. Dann ging es in den Truckstop. Nach der Dusche und dem anschließenden Kaffee war ich dann auch langsam wach. Gegen halb Vier war ich dann wieder zurück am Mack und begann mit meiner PTI. Um viertel vor Vier fuhr ich dann wieder los.
Es ging dann zurück auf die noch nächtliche CA-99. Entsprechend wenig war hier am sehr frühen Samstagmorgen noch los. So konnte ich dann ganz entspannt in den Morgen fahren. Bei Bakersfield wechselte ich dann auf die CA-58. Über diese Straße musste ich dann erstmal durch Bakersfield durch.

Aber auch das war um diese frühe Uhrzeit kein Problem. Die Ampeln hielten mich zwar ein wenig auf, aber Rückstaus gab es um diese Zeit noch nicht. So kam ich dann noch recht zügig voran. Schließlich hatte ich dann Bakersfield verlassen und fuhr nicht nur der aufgehenden Sonne entgegen, sondern auch in die Mojave Wüste.

Zwischenzeitlich wurde die gut ausgebaute CA-58 dann mal zu einer normalen zweispurigen Landstraße, dann wurde sie aber wieder besser ausgebaut und bald erreichte ich dann die Interstate 15. Nun hatte ich im Handumdrehen Barstow erreicht.
Gegen halb Neun erreichte ich dann den Güterbahnhof der Union Pacific. Dort durfte ich dann den Trailer mal wieder über die Blind Side zweimal rechts um die Ecke drücken, um ihn dann Parallel zu den Gleisen abzusatteln.

Nachdem ich die Rangierarbeit dann beendet hatte und der Trailer von der Zugmaschine gelöst war, konnte ich dann Keela anrufen. „Hallo Marc.“, meldete sie sich verschlafen.  „Guten Morgen, mein Schatz. Was ist los mit dir?“ Ich habe die Nacht nicht gut geschlafen, weil ich darüber nachgedacht habe, wie wir uns gegenüber den Kollegen und natürlich gegenüber deinem Dad verhalten sollen.“ „Da grübelst du in der Nacht drüber nach? Da sollst du doch schlafen.“ „Ich weiß. Ich hatte das bestimmt nicht geplant.“ „Können wir den eben zum Dienstlichen kommen?“ „Ach ja. Das ist ja das Diensthandy. Ich bin total verpeilt heute.“ „Du ärmste. Ich würde dich ja in den Arm nehmen. Aber so lang sind meine Arme nicht. Auf jeden Fall bin ich in Barstow wieder startklar.“ „Dann darfst du mal wieder zu einem 7Eleven fahren.“ „Schon wieder eine Falschlieferung?“ „Nein. Es gibt da wohl einen Lieferengpass bei einem Lieferanten und 7Eleven hilft uns aus der Patsche. Der Supermarkt in Barstow hat gerade eine Lieferung von dem Artikel bekommen und hat ein paar Lademeter für uns über.“ „Das ist aber nett.“ „Die haben schon einen Pup für uns geladen, der beim Supermarkt zur Abholung für uns bereitsteht.“ Sie gab mir die Adresse durch. „Nach Hause schaffe ich es aber trotzdem nicht.“ „Das habe ich schon befürchtet. Wie weit kommst du denn noch?“ „Ich habe jetzt über vier Stunden von Fresno nach Barstow gebraucht. Bei freier Strecke. Ich schätze, ich werde zwischen Fresno und Stockton irgendwo stehen bleiben müssen.“ „Okay. Wir sprechen nachher noch mal.“ „Bis dann, mein Schatz. Ich vermisse dich.“ „Ich dich auch.“
Wir beendeten das Telefonat und ich fuhr zu dem Supermarkt. Da Barstow ja nicht allzu groß war, brauchte ich dann auch nur ein paar Minuten, bis ich den Supermarkt erreicht hatte. Ich meldete mich, wie üblich beim Marktleiter. Dieser wusste natürlich Bescheid. Der Trailer war, wie Keela gesagt hatte, bereits fertig beladen und konnte direkt von mir übernommen werden. Wir erledigten den Papierkram und ich sattelte dann auf. Nach der obligatorischen PTI ging es dann auf den Rückweg nach Hause.

Inzwischen hatte ich dann etwa fünf Stunden Fahrzeit weg. Ich fuhr dann durch die kleine Stadt zurück zur Interstate 15. Diese verließ ich dann aber bald darauf wieder, um auf die CA-58 zurück zu wechseln. Nun ging es dann wieder in Richtung Bakersfield zurück. Bevor ich Bakersfield allerdings erreichte, machte ich meine kurze Pause. Es war der Parkplatz eines verlassenen Motels und auf dem Hügel stand ein Gebäude, was mir irgendwie bekannt vorkam.

Ich schickte Keela dann ein Foto von meinem Pausenplatz auf ihr Handy. Kurz darauf rief sie zurück. „Du willst da doch hoffentlich nicht über Nacht stehen bleiben.“ „Nicht wirklich. Warum?“ „Auf jeden Fall solltest du dort nicht duschen gehen.“ „Hatte ich nicht vor. Aber schön, dass du dir Sorgen um mich machst.“ „Klar. Ich habe dich gerade erst gefunden. Ich will dich nicht gleich wieder verlieren.“ „Bist du denn inzwischen besser drauf, als heute früh?“ „Etwas.“ „Na immerhin.“ „Zum Glück ist es heute ruhig. Bisher nicht viele Satellitennachrichten und noch weniger Telefonate. Meine beiden Kollegen haben wohl gute Vorarbeit geleistet.“ „Was machst du dann an so einem Samstag?“ „Heute habe ich erstmal mit einem leichten Hausputz angefangen. Ich habe es ja inzwischen geschafft, alle Kartons auszupacken, die noch vom Umzug über waren. Nun konnte ich alles noch mal saubermachen. Wobei ja nicht viel anliegt. Ich bin ja kaum zu Hause.“ „Der Staub kommt auch ohne dich.“ „Stimmt. Aber man wirbelt nicht so viel Staub auf, wenn man nicht da ist.“ „Was hast du sonst noch gemacht?“ „Noch nicht viel. Heute früh habe ich erstmal mit meiner Familie geskypt. Ich musste denen doch von dir erzählen.“ „Und? Wie war die Reaktion?“ „Im Großen und Ganzen super. Bei uns gibt es keine Vorurteile gegen irgendwelche Leute oder Berufsgruppen. Wir kommen ja selber aus dem Arbeitermilieu. Wenn es da Vorurteile gäbe, dann eher gegen die Superreichen und die Top Manager. Mein Dad ist zwar Unternehmer, aber immer noch eher ein Bauarbeiter, als ein Manager. Als er gehört hat, dass du dir auch gerade eine Firma aufbaust, hat er nur gesagt, ich soll dir Glück wünschen.“ „Das klingt doch gut.“ „Mom hatte nur eine Sache auszusetzten. Dass du als Trucker sehr selten zu Hause sein wirst.“ „Das bringt der Job nun mal mit sich.“ „Sie freuen sich aber schon darauf, wenn sie dich kennenlernen können.“ „Wenn meine Eltern auch so reagieren, bin ich zufrieden.“ „Nach den Gesprächen mit Jessy gestern, habe ich da aber meine Zweifel.“ „Vielleicht hast du deshalb so schlecht geschlafen.“ „Wahrscheinlich.“ „Dazu muss ich aber auch sagen, dass Jessy ein wenig voreingenommen ist. Sie hängt unheimlich an Steve, unserem älteren Bruder. Zu ihm hatten aber selbst Jessy und ich keinen Kontakt, was aber daran liegt, dass er mit den Marines immer irgendwo im Ausland war, wo er kaum Kontakt nach Hause hatte. Inzwischen ist er laut Jessy zum Ausbilder geworden. Die beiden haben seit etwa einem Jahr Kontakt, wir aber nicht.“ „Das lässt sich auch nicht mehr kitten?“ „Leider nein. Steve sagt selbst, dass er nur noch eine kleine Familie hat. Er ist laut Jessy inzwischen verheiratet und kürzlich Vater geworden. Ansonsten zählt nur das Marine Corps und vielleicht noch Jessy und ich.“ „Das ist schade.“ „Dad bewegt sich in diese Richtung aber auch nicht. Nur Mom bedauert es manchmal. Sie macht aber auch nichts, was Dad nicht möchte.“ „Das glaubt man gar nicht, wenn man deinen Dad so sieht.“ „Im Job ist er der Freundliche Manager. Aber auch nur, solange alles nach Plan läuft. Er hat den Laden schon gut im Griff. Warte mal ab, wenn mal jemand richtig Mist baut. Dann wirst du dich wundern.“ „Dass er seine Überzeugungen durchsetzt, kann ich mir schon vorstellen.“ „Da kannst du dich drauf verlassen. Das kann er. Beruflich, wie auch privat.“ „Ich weiß aber immer noch nicht, warum er was gegen mich haben sollte.“ „Eigentlich weiß ich das auch nicht. Ich habe bloß so ein komisches Gefühl.“ „Aber trotzdem. Ich habe eine gute Ausbildung und einen guten Job. Meine Eltern haben eine eigene Firma. Ich habe keine Schulden oder sowas. Also was sollte ihm denn nicht passen? Hat er was gegen Leute mit irischen Wurzeln oder gegen Katholiken?“ „Nicht, dass ich wüsste. Wir sind zwar nicht katholisch, aber mit der Kirche haben wir nicht wirklich viel am Hut. Du doch auch nicht, oder?“ „Nicht mehr als andere. Wo stammt eure Familie denn ursprünglich mal her?“ „Ganz sicher bin ich mir nicht. Dads Vorfahren sind wohl mal aus Schottland eingewandert und Moms Vorfahren haben wohl einen Niederländischen Ursprung. Das war aber schon im 19. Jahrhundert.“ „Dann weiß ich es auch nicht.“ „Vielleicht liegt es einfach daran, dass du nicht so bist, wie die Mädchen von hier. Für mich ist das genau der Punkt, den ich so an dir mag, für Dad könnte es der Punkt sein, den er nicht akzeptiert.“ „Was soll ich dagegen machen? Auch so aufgesetzt reden, wie die Miller vom Empfang? Oder mir 100 Pfund Makeup im Gesicht rumlaufen und mich anziehen, wie eine Bankkauffrau?“ „Wenn du das machst, dann mache ich sofort Schluss mit dir.“ „Keine Sorge. Das wird niemals passieren. Das bin nicht ich.“ „Das brauchst du auch nicht. Du bist, so wie du bist einfach perfekt.“ „Ich glaube, ich bekomme gerade deine Lieblings Gesichtsfarbe.“ Wir mussten beide lachen. „Ich habe mir nur schon mal versucht vorzustellen, wie du wohl mit langen Haaren aussiehst.“ „Habe ich mal gehabt. Ich kann dir ja mal ein Foto davon zeigen. Das war eine wilde Lockenmähne, durch die kein Kamm kam.“ „Das hat aber bestimmt auch klasse ausgesehen.“ „Das schon, hat mich dann aber irgendwann beim Surfen und vor allem beim Motorradfahren dermaßen gestört.“  „Verstehe.“ „Vielleicht lasse ich sie mal irgendwann wieder wachsen.“ „Das musst du wissen.“ „Schon klar.“
Unser Gespräch ging dann mehr und mehr ins Flirten über. Gegen zwölf Uhr wollte ich dann aber doch mal wieder weiterfahren. Wir verabschiedeten uns und vertagten unser weiteres Gespräch auf den Abend.

Ich machte mich dann wieder auf den Weg und fuhr dafür zurück auf die CA-58. Es dauerte dann auch nicht mehr allzu lange, bis ich dann wieder Bakersfield erreichte. Hier war dann aber im Gegensatz zum Morgen doch nun einiges los. Am Samstagmittag waren dann wohl viele Leute dabei, zum Einkaufen zu fahren. Entsprechend staute es sich an den Ampeln und ich brauchte häufiger mehr, als nur eine Ampelphase, um die nächste Kreuzung zu überqueren. So zog sich das dann ganz schön in die Länge, bis ich dann endlich an der CA-99 ankam. Hier fuhr ich dann wieder in nördlicher Richtung auf.

Mit meiner Fahrzeit kam ich dann noch an Fresno vorbei. Es wurde also zum Feierabend nicht der gleiche Truckstop, wie am Vortag. Meinen Feierabend läutete ich dann am TA Truckstop in Livingston ein. Dann telefonierte ich erst kurz mit Mom, der ich dann aber gleich sagte, dass ich noch nicht sagen konnte, ob ich dann am morgigen Sonntag nach Hause kam.
Nach dem Gespräch rief ich dann noch kurz bei Jessy an, weil ich wissen wollte, was es denn über den gestrigen Nachmittag noch zu erfahren gab. Die Mädels hatten sich aber zusammengetan. Entsprechend sagte mir auch Jessy nicht, was sich Keela für Klamotten gekauft hatte. Auch sie meinte nur, ich sollte mich überraschen lassen. Was mich aber freute war, dass sich Keela und Jessy echt gut zu verstehen schienen. So hatte Keela schon mal eine Person mehr, die in unserer Familie auf jeden Fall auf ihrer Seite stand. Nachdem ich dann merkte, dass ich aus Jessy auch nicht mehr herausbekam, beendete ich dann das Telefonat und ging erstmal in den Truckstop zum Duschen und Essen.

Am Abend telefonierte ich dann natürlich wieder mit Keela. Das Gespräch zog sich dann auch eine ganze Zeit hin. Zum Glück waren die anderen Kollegen wohl alle mit Arbeit versorgt, so dass uns keiner beim Telefonat störte. Nachdem wir dann schon eine ganze Zeit gesprochen haben, sagte sie zu mir: „Ich habe leider noch eine schlechte Nachricht für dich.“ Mit einer schlechten Nachricht rechnete ich natürlich nicht. „Leider kann ich dich morgen nicht in Sacramento lassen. Sonst bekomme ich nicht alle Ladungen weg.“ „Was hast du denn für mich vorgesehen?“ „Du bekommst dann am Außenlager eine Ladung Fernseher für das Supercenter in Bakersfield.“ „Naja. Es könnte auch schlimmer kommen.“ „Du hast nun mal noch Fahrzeit diese Woche. Also muss ich dich nehmen. Sonst haben wir das Problem mit der Bevorzugung.“ „Okay.“ „Tut mir selber ja auch leid. Ich wollte dich ja auch hier haben.“ „Ich weiß.“ „Wie sieht es denn genau aus mit deiner Zeit?“ „Ich habe jetzt seit Dienstag 54 Fahrstunden voll.“ „Das sind ja auch nur noch 16 Stunden Rest.“ „Stimmt. Wenn ich morgen noch volle elf Stunden fahre, darf ich am Montag nur noch fünf Stunden machen.“ „Ab Dienstag relativiert sich das dann.“ „Genau.“ „Ich weiß nämlich noch nicht, was ich als Anschluss bekomme. In Bakersfield haben wir nicht so viel.“ „Stimmt. Da habe ich letztes Mal schon nur eine Ladung Altverpackungen nehmen können, weil dort sonst nichts lag.“ „Wir haben auch keine Waggons avisiert bekommen.“ „Das heißt, bei Union Pacific liegt auch nichts?“ „Richtig.“ „Dann kann ich also wieder nur auf Altverpackungen oder Leerpaletten hoffen.“ „Genau. Das erfahre ich dann aber auch erst morgen kurz bevor du da bist.“ „Dann kann ich nur dreimal auf mein Wurzelholzimitat klopfen.“ „Mach das.“ „Dann brauche ich dich auf jeden Fall morgen früh nicht aus dem Bett schmeißen. Ich fahre dann direkt zum Außenlager.“ „Genau. Wenn am Neighborhood Market ein Trailer steht, dann lass den bitte auch stehen.“ „Dann muss ich dich wohl nächste Woche mal zu Hause besuchen.“ „Das müssen wir dann aber vorher besprechen. Da schlafe ich doch tagsüber.“ „Kein Problem. Dann krabbele ich zu dir ins Bett.“ „Und wie kommst du ohne Schlüssel in meine Wohnung?“ „Upps. Da war noch was. Dann machst du mir eben die Tür auf und wir gehen dann wieder ins Bett.“ „Als ob wir dann noch zum Schlafen kommen.“ „Das hast du jetzt gesagt.“ „Wir reden morgen weiter.“ Wir beendeten das Telefonat und legten uns dann schlafen.

Sonntag, den 20. August 2017, 1:00 a.m. Pacific Daylight Time:

Leider war um ein Uhr die Nacht schon wieder zu Ende. Ich wollte wenigstens noch duschen, bevor ich mich wieder auf den Weg machte. Ich stand also widerwillig auf und reservierte mir eine Dusche. Dann nahm ich mir meine Sachen und schlurfte zum Gebäude des Truckstops. Dort stand dann Duschen, Zähneputzen und Rasieren an. Anschließend gab es noch einen Pott Kaffee, danach war ich dann wieder halbwegs brauchbar. Um zwei Uhr begann ich dann mit einer leisen PTI auf dem Truckstop. Die Kollegen neben mir waren ja alle noch am Schlafen. Wenn ich einen Reefer dahinter hatte, war das nicht ganz so tragisch, da das Kühlaggregat dann schon genug Krach machte. Die Leute, die dann einen leichten Schlaf hatten, parkten dann eh nicht neben mir. Ich hatte im Moment aber einen Dry Van dran. Da das in Nordamerika der Universal Auflieger für alles war, parkte man dann auch ruhig neben mir. In Kalifornien war es wegen der Fünf Minuten Regelung sowieso leiser, als in anderen Staaten auf den Truckstops. Um viertel nach Zwei hatte ich dann alles erledigt und die Checkliste und das Logbuch geführt und konnte jetzt losfahren.

Es ging dann mal wieder zurück auf die CA-99. Neben der I-5 entwickelte sich der Golden State Highway langsam zu meiner Hausrennstrecke. Es ging dann wieder nordwärts durch die Nacht. Die Fahrt verlief dann ruhig und unspektakulär. Als ich dann schließlich Stockton erreichte, kam dann wieder mein Wechsel auf die Interstate 5. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis vor mir die Lichter von Sacramento auftauchten.
Gegen viertel nach Fünf erreichte ich dann den Neighborhood Market. An diesem Morgen war ich dann schon dabei, nach hinten zu rangieren, als der Security Mann erschien. „Murdock, du bist das.“, begrüßte er mich. „Einen schönen guten Sonntagmorgen.“, grüßte ich zurück. „Den habe ich gleich. Es dauert ja keine Stunde mehr, dann werde ich abgelöst.“ „Dann unterschrieb mir mal eben die Papiere, damit ich gleich weiterkann.“  „Nimmst du den anderen Trailer denn nicht mit?“ „Leider nein. Ich muss noch eine dringende Ladung Fernseher nach Bakersfield bringen.“ „Haben wir denn schon wieder Super Bowl?“, fragte der Security Mann. „Die Dinger verkaufen sich doch das ganze Jahr über.“ „Wenn du das sagst.“ Er unterschrieb mir die Papiere und ging wieder zurück in sein Büro. Ich sattelte dann den kleinen Trailer ab und fuhr dann mit der Zugmaschine zum Außenlager.

Eine Viertelstunde später kam ich dann dort an. Im Gegensatz zu den Zentrallägern, wo die Büros am Wochenende leer waren, war an den Außenlägern der Container vorne besetzt. Das lag aber daran, dass der Bürocontainer auch von der Security benutzt wurde. Ich meldete mich dort für die Ladung Fernseher an und bekam meine Papiere. Nachdem ich dann alles unterschrieben hatte, konnte ich dann zu Tor 5 fahren und den Auflieger aufsatteln. Es gab dann wieder einen 53 Fuß Dry Van für mich. Das Ladungsgewicht von gerademal 32.000 lb zeigte aber, dass das meiste Ladevolumen von den Umverpackungen der Fernseher in Anspruch genommen wurde. Bei den alten Röhrengeräten war das früher anders. Die waren ja auch von sich aus schon erheblich schwerer, als die Flatscreens. Um sechs Uhr hatte ich dann die PTI erledigt und konnte meine Heimatstadt wieder in Richtung Süden verlassen.

Im Prinzip fuhr ich ja wieder genau da hin, wo ich hergekommen war. Nur dass ich gestern Bakersfield nur durchfahren hatte. Es ging zurück auf die I-5 und ab Stockton dann wieder auf die CA-99. Nun konnte ich wieder ein paar Stunden geradeaus fahren.
Als ich mich dann am Vormittag Fresno näherte, leuchtete mal wieder die Tankleuchte auf. Das bestärkte dann meinen Entschluss, dem Truckstop in Fresno mal wieder einen Besuch abzustatten. Wahrscheinlich würde ich dort bald namentlich begrüßt. Ich fuhr dann zuerst an die Zapfsäulen und stellte mich wieder mittig zwischen zwei Säulen.

So konnte ich dann beide Seiten gleichzeitig tanken. Nachdem ich dann wieder 175 Gallonen Diesel mehr im Tank hatte, konnte ich dann auf den Parkplatz fahren und meine Pause machen.
Diese verbrachte ich dann im Restaurant des Truckstops, wo man mich auf jeden Fall schon mal freundlich nickend, wie einen Stammgast begrüßte. Wahrscheinlich würde ich als Nächstes wirklich nach meinem Namen gefragt, damit man seine Stammgäste auch mit Namen kannte.

Während ich dann ein Frühstück genoss, telefonierte ich dann mit Keela. Da ich sie auf ihrer privaten Handynummer anrief, konnte ich dann auch etwas länger mit ihr sprechen, als wenn ich die Dienstnummer genommen hätte. Nachdem wir uns ausgiebig begrüßt hatten, sagte sie dann zu mir. „Ich habe leider auch heute schon wieder schlechte Nachrichten für dich.“ „Du bekommst keine Ladung in Bakersfield.“ „Doch. Es gibt die obligatorische Ladung mit Altverpackungen. Für die muss ich dich aber mal wieder in die Wüste schicken.“ „Na toll. Wohin geht es denn diesmal?“ „Kingman, Arizona.“ „Hoffentlich schaffe ich das mit meiner Zeit überhaupt.“ „Das wird auf jeden Fall knapp.“ „Das fürchte ich auch.“ „Ob du dann heute in Bakersfield stehenbleibst, oder noch deine Restzeit fährst, ist dabei egal. Wenn du da bist, ist deine Wochenzeit auf jeden Fall voll.“ „Dann kann ich da halt erst Dienstag wieder weg.“ „Ich werde das auf jeden Fall vermerken.“ „Mach das. Aber langsam bekomme ich das Gefühl, du möchtest mich gar nicht bei dir haben.“ „So ein Quatsch. Natürlich hätte ich dich gerne bei mir. Ich muss nur leider auch meinen Job vernünftig machen. Da geht das nun mal nicht.“ „Ja, ja. Gib zu, du brauchst deine Freiräume.“ „Meinst du?“ „Na klar. Sonst dürfte ich doch nach Hause kommen.“ „Ich hatte halt keine Lust, meinen anderen Liebhabern abzusagen.“, sagte sie lachend. „Ach so ist das.“ „Ich brauche keine Freiräume, sondern Abwechslung.“ „Was hast du denn da noch? Einen Schwarzen, einen Mexikaner und einen Chinesen?“ „So ungefähr.“, sagte sie lachend. „Die Reihenfolge stimmt aber nicht.“ „Und dann behauptest du, du seist katholisch.“ „In der Hinsicht halte ich es wie die Mormonen.“, sagte sie lachend. „Hey. Du bist hier in Kalifornien und nicht in Utah.“ „Dann muss ich mich wohl von ein paar Liebhabern trennen.“ „Und mit mir fängst du an.“ „Mal überlegen… …behalte ich den Mexikaner, den Schwarzen, oder doch dich?… …der Chinese ist schon mal raus. Der ist einen halben Kopf kleiner, als ich… …wahrscheinlich kommst du in die engere Wahl.“ „Muss ich dann meine Geliebten auch wegschicken?“ „Natürlich. Gleiches Recht für alle.“ „Schade. Die Kolumbianerin fing mir gerade an, ans Herz zu wachsen.“ „Die hatte wahrscheinlich immer Dope für dich dabei.“ „Logisch.“ Das Diensthandy klingelte im Hintergrund. „Ich muss dich leider wegdrücken. Die Arbeit ruft.“ „Dann bis später.“
Ich beendete mein Frühstück und ging dann zum Truck zurück.Gegen elf Uhr fuhr ich dann wieder weiter.

Es ging mal wieder zurück auf die CA-99. Dann ging es mit großen Schritten auf Bakersfield zu. Gegen 13 Uhr kam ich dann am Supercenter in Bakersfield an, das ja direkt an der Kreuzung von CA-99 und CA-58 lag.
Ich fuhr in die Einfahrt und meldete mich mal wieder im Büro des Center Managements. „Hallo. M.M. Trucking aus Sacramento. Ich habe hier eine Ladung Fernseher für euch.“ „Ah. Die Angebotsware. Das ist gut. Da warten wir schon drauf.“ „Gut, dass du das jetzt gesagt hast. Wenn ich deshalb schon am Sonntag zu euch muss.“ „So ist das halt. Wer sieben Tage die Woche auf hat, braucht auch sieben Tage die Woche Ware.“ „Da ist was dran.“ „Bekommst du die Altverpackungen für Kingman mit?“ „Richtig. 100 Punkte für den Kandidaten.“ Wir unterschrieben uns dann gegenseitig die Papiere. „Du kannst den Trailer vorne an die erste Rampe setzen. Der Trailer mit den Verpackungen steht…“ „…an Tor 4, wie immer.“ „Dann kannst du deine 100 Punkte jetzt wieder mitnehmen.“ „Sollen die auch entsorgt werden?“ „Von mir aus.“ „Gut. Dann einen schönen Restsonntag.“ Ich ging zurück zum Truck und fuhr auf den Hof und tauschte die Trailer. Der 53 Fuß Dry Van wurde dann durch eine 48 Fuß Plane ersetzt. Dann folgte die PTI und die Vervollständigung des Logbuchs.

Um viertel nach Eins war ich dann wieder startklar. Weit wollte ich dann aber heute nicht mehr fahren. Ich wollte lieber hier in Bakersfield stehenbleiben, als irgendwo in der Mojave Wüste. Ich bog also rechts auf die CA-58 ab und fuhr langsam durch Bakersfield. Dabei hielt ich Ausschau nach einem Parkplatz für meinen Lastzug. Kurz vor dem Ortsende kam dann auf der linken Seite ein Peterbilt Händler. Das war dann meine Chance. Ich fuhr auf das Gelände und parkte den Mack an der Werkstatt.
Dann schaute ich mich ein wenig um. Es war zwar kein Verkaufstag, aber die Ausstellung war geöffnet, damit sich Unternehmer die Fahrzeuge näher anschauen konnten. Da hier natürlich keiner wusste, dass ich bereits einen neuen Truck bestellt hatte, tat ich dann so, als hätte ich Interesse. Die Fahrzeuge waren ja durchaus interessant. Trotzdem gefiel mir der Kenworth etwas besser, als der Pete. Schließlich fragte ich dann einen der Angestellten, ob ich denn für meine Pause hier stehen bleiben könnte. Ich würde dann ja auch gegen Mitternacht wieder weiterfahren. Da man einen potentiellen Kunden ja nicht verärgert, wurde mir das dann erlaubt. Das Betriebsgelände war ja offen zugänglich und daher gab es auch keine Probleme mit der Versicherung.

Nachdem ich mich dann genug bei den Trucks umgeschaut hatte, machte ich dann noch einen Spaziergang durch Bakersfield. Schließlich kam ich dann am frühen Abend wieder am Mack an und machte mir dann im Truck was zu essen. Anschließend folgten dann noch die Telefonate mit Mom und Keela, bevor ich mich dann früh schlafen legte.

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