Freitag,18.01.2019, Hamburg.
Josephine hat meine Tour wie besprochen ab unserer Niederlassung in den Hamburger Süden zu Ende gefahren und auf dem Rückweg noch fix ihre Tochter Judith eingesammelt. Gemeinsam sind wir dann in die Hummelsbütteler Landstraße gefahren wo wir jetzt über der Speisekarte sitzen.
Der Kellner kommt um unsere Bestellungen aufzunehmen: ”Was darf ich Ihnen bringen?” Er blickt zuerst zu Josy. ”Das Aloha-Schwein, bitte.” ”Gerne.” Blick zu mir. ”Schnitzel Bert. Und einmal Sour Cream bitte.” Er nickt und blickt dann zu Judith. ”Und für die junge Dame?” ”Ich hätte gerne eine Portion goldgelbes Rissoléwurzelgemüse an Würzsoßen auf Basis von Eigelböl und Tomatenmark. Und dazu ein Schnitzel und nen Salat.” ”Ok, einmal das Fritz.”
…
Es ist 22:00 Uhr. Satt und zufrieden verlassen wir lachend das Restaurant. Josephine schaut ihre Tochter an: ”Sag mal… wie bist du vorhin eigentlich auf das goldgelbe …. ähm Gemüse…” ”Risolèwurzelgemüse.” ”…gekommen?” ”Hatten wir heute in Bio.” ”Aha. Wäre ich Kellnerin gewesen, hätte ich dich wahrscheinlich angeschaut wie das gewünschte Schnitzel.” ”Siehste Mama; wieder was gelernt.” Wir drei schauen uns an und fangen an zu lachen.
…
Samstag, 19.01.209, Hamburg.
Am Vormittag habe ich mich mit Martin und Simone – Freunde und Geschäftspartner – getroffen. Viel zu selten findet sich Zeit dafür, obwohl wir ja immer wieder auch außerhalb Deutschlands zusammenarbeiten.
Ich gucke auf die Uhr und stelle fest, dass ich mich langsam auf den Weg zum knapp anderthalb Kilometer entfernten Flughafenterminal machen sollte. Zu Fuß.
Das Wetter ist typisch norddeutsch – grau und trüb mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Nicht unbedingt das Wetter um spazieren zu gehen. Aber egal… mein Schatz hat sich gewünscht, dass ich sie vom Flughafen ohne fahrbaren Untersatz abhole…
Ich sehe eine Bombardier Canadair RJ900 im Landeanflug. Ein schönes Flugzeug.
…
18:30 Uhr. Sandra kommt auf mich zu. Viel Gepäck hat sie nicht dabei. Ich nehme sie in den Arm und begrüße sie mit einem langen Kuss. „Hej min älskling.“ Als Antwort bekomme ich einen Kuss. Dann schnappt sie sich meine Hand und wir verlassen das Terminal.
Draußen ist es inzwischen dunkel geworden. Wir gehen über die Brücke, welche die Zeppelinstraße überspannt und folgen dann dem Fußweg südwärts. Vorbei am Leonardo Inn und wieder über die Zeppelinstraße rüber um in den Weg beim Jäger zu gelangen. Dort ist auch der Hamburger Bentley-Händler zu finden.
Sandra bleibt abrupt stehen. „Ist alles OK, Schatz?“ „Nej. Ja. Jag vet inte.“ „Nen Bentley gibt es heute nicht. Die haben schon Feierabend.“ Sie gibt mir einen Kuss. „So was will ich auch gar nicht.“ „Dich bedrückt doch was, Süße.“ „Ja. Ich hab ein schlechtes Gewissen weil ich in letzter Zeit immer wieder so verschwunden bin ohne was zu erzählen.“ Ich streiche ihr über die Nase. „Na dann raus damit. Ich will dich lächeln sehen.“ „Bist du sauer auf mich?“ „Nej. Du hast Tania ja immerhin verraten, dass es nichts mit einem anderen Mann zu tun hat.“ Sandra verzieht das Gesicht und wischt sich eine Träne weg. „Was ist denn los mit dir? Raus mit der Sprache. Du weißt genau, dass ich immer für dich da bin. Auch wenn ich unterwegs bin.“ „Ledsen älskling.” Ein kurzes Lächeln huscht über ihr Gesicht. ”Die Wochen seit Weihnachten waren ziemlich hart. Bei Mama in der Firma ging es einfach drunter und drüber, sodass ich ihr geholfen habe. Nebenbei habe ich seit November schon noch den Busführerschein gemacht. Jetzt die Woche dann endlich die praktische Prüfung. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mich um unsere Firma zu wenig gekümmert habe.” ”Ohauerha. Frau…” ”Du bist doch sauer.” Ich nehme Sandra in den Arm. ”Nein. Du hättest nur nicht ein Geheimnis draus machen brauchen. Es ist doch wohl klar, dass du deinen Eltern hilfst. Und die Mädels haben nie erwähnt, dass sie das Arbeitspensum im Büro nicht geschafft hätten. Also da glaube ich ist alles grün. Und das mit dem Busführerschein finde ich super.” Inzwischen sind wir langsam weiter zur Obenhauptstraße geschlendert. ”Ich könnte mir vorstellen auch noch den Busschein zu machen. Ich weiß nur noch nicht wann.” ”Dann machst du den dieses Jahr.” ”Wenn du das sagst.”
…
Es ist 23:00 Uhr. Am Abend hatten wir uns noch lange über die vergangenen Wochen unterhalten und ich bin froh, dass ich jetzt endlich weiß was los war. Wir wechseln von der Couch ins Bett. Sandra kuschelt sich in meinen Arm. „Jag älskar dig. Godnatt.“ Ich streichele meine Süße und genieße ihre Nähe. „Godnatt. Jag älskar dig för alltid.”
…
…
Montag, 21.01.2019, Hamburg.
Den Sonntag haben wir genutzt um gemeinsam auszuschlafen. Und auch nachdem wir wach worden waren sind wir einfach noch eine ganze Weile liegen geblieben und haben uns gegenseitig ein wenig verwöhnt. Nach dem Frühstück, was eher schon Mittag war, haben wir uns dann kurzentschlossen den Niederlassungssprinter und zwei Kajaks geschnappt und sind zur Dove-Elbe gefahren. Das Gewässer kennen wir von einigen Drachenbootregatten in der Vergangenheit, sodass wir uns bei den niedrigen Temperaturen zumindest in bekanntem Terrain bewegen konnten. Eingepackt in Neoprenanzug und weiterer Sportbekleidung konnten wir uns mal wieder gut austoben. Vor ein paar Jahren hatten wir mal beschlossen, dass wir möglichst in jeder Niederlassung ein paar Kajaks deponieren, die auch unsere Mitarbeiter gerne jederzeit nutzen dürfen. Das ermöglicht uns dann natürlich auch mal kurzfristig ein paar schöne Stunden mit unserem Hobby auf dem Wasser.
Jetzt ist es 06:00 Uhr. AC/DC lässt wie üblich die Hells Bells aus Sandras Mobiltelefonwecker erklingen. Linkes Auge auf. Rechtes Auge auf. Beide wieder zu.
Ach neeee… doch wieder auf. Der Tag hat ein straffes Programm. Und wenigstens das Frühstück wollen wir in Ruhe mitnehmen. Ich gebe meinem Schatz einen Kuss und will dann aufstehen. „En mer, tack.“ „Das habe ich vermisst, Süße.“ Ihr huscht ein Lächeln übers Gesicht. Dann bekommt sie den gewünschten Kuss.
…
08:30 Uhr. Im Konferenzraum riecht es nach Kaffee. Kein Wunder… es stehen acht volle Tassen auf dem Tisch. Tassen fangen übrigens erst bei 400ml Fassungsvermögen an. Alles andere ist für die Puppenstube oder läuft unter Espressopott.
In der Runde sitzen Vivien Müller als Leiterin für diverse Projekte, Josephine Diora als Leiterin Trailerservice, sowie James King (Leiter Niederlassung London), Felicia Rosengård (Leiterin Niederlassung Malmö), Mona van Oost (Leiterin für Berlin und Rostock) und Annyka Berga (Leiterin Niederlassung München und Düsseldorf). Dazu kommen dann noch Sandra und ich.
Nach der Begrüßung übernimmt Sandra das Wort. „… Wie ihr alle wisst ist die Transportbranche in ständiger Bewegung. Unsere aktuellen Standorte sind von der Auslastung her alle gut im Spiel. Und auch der Bereich Trailerservice hat im vergangenen Jahr wieder gut an Umsatz und auch operativen Überschuss zulegen können. Wir haben neue Mitarbeiter rekrutieren und unsere Fahrzeugflotte in Berlin, Rostock, Düsseldorf, Malmö und Uppsala erneuern können. Diesen Prozess wollen wir weiter führen. München ist dabei vorrangig vorgesehen.“
Wir besprechen die Vor- und Nachteile der einzelnen Hersteller und kommen zu dem Schluss, dass wir wie bisher auch bei einem gemischten Fuhrpark bleiben. Iveco haben wir bisher gar nicht und Renault nur einen in Düsseldorf; der wohl auch vorerst der einzige seiner Art bleiben wird.
„Wie schaut es mit London aus? William sein Mercedes ist da mal außen vor. Die Scania von Ida und Kim hingegen sind ja noch aus den Anfängen der Niederlassung.“ „Grundsätzlich will ich den beiden auch ein neues Fahrzeug zugestehen. Mit den Planungen dafür möchte ich jedoch gerne noch in den Sommer warten, da von uns noch niemand absehen kann was dieses Rumgehampel um den Brexit mit sich bringt. Es steht nur, dass die beiden wieder Scania bekommen sollen. Ich habe entsprechende Optionen, sodass wir da kurzfristig direkt vom Werk bedient werden können.“ „Ok. Ich war in den letzten Wochen ja bei diversen Kunden. Was Frachten in Richtung Irland und Festland angeht konnte mir bisher leider auch noch niemand eine eindeutige Antwort geben. Es scheint als wenn alle wie die Karnickel im Bau hocken und warten, das was passiert.“ „Mhm. Und irgendwas wird da auch passieren. Das einzige was nicht passieren wird ist dass wir den Standort aufgeben. Denn auch auf der Insel ist müssen stets Waren bewegt werden und ich sehe uns da mit drei Fahrzeugen am Hof London als nicht überdimensioniert. Und wo wir beim Thema Standorte sind… da wird es dieses Jahr noch Erweiterungen geben. Vivien hat in den letzten Tagen für uns diverse Gelände in Helsinki in Augenschein genommen. Es wird dort eine kleine Niederlassung für Trailerservice und Fracht geben. Wahrscheinlich werden Marias MAN und Annas Volvo ab April bzw. Juli dort hingehen.“ „Was gibt es denn dort für uns zu fahren? Langholzzüge haben wir doch gar nicht?“ „Werden wir auch weiterhin nicht haben – außer für unsere Leasingkunden. Wie du schon sagst… Finnland lebt mit einem Holzbein. Während wir in den Häfen Rostock, Hamburg und Malmö hauptsächlich Container verschieben wird es ab Helsinki überwiegend Trailertrucking für die Papierindustrie. Analog dazu kann es passieren dass wir die Niederlassung Rostock noch ein wenig aufstocken, sodass wir beide Enden der Fähren bedienen. Das heisst das wir dann auch Lübeck-Travemünde bedienen. Disponiert wird das Ganze ab Uppsala.“ „Ich habe in den letzten zwei Jahren jetzt verstärkt Touren für Frankreich, Italien und Spanien über den Schreibtisch bekommen. Frankreich kriegen wir mit Phil ab Düsseldorf gut abgedeckt. Spanien ist überschaubar und läuft über die Fahrzeuge in München. Was wir aber zusätzlich bräuchten wäre ein Standort mit Lager und zumindest eine Zugmaschine im Verteilerverkehr in Italien. Nicht in Rom, sondern noch weiter südlich.“ „Neapel.“ „Christian hat sich letzte Woche in Oslo mit Danny getroffen. Er hat von einem seiner Kunden ein gutes Angebot bekommen für eine Linie Oslo – Neapel.“
…
…
Inzwischen ist es 13:00 Uhr. „Kommen wir zum letzten Punkt… Thema: Fahrzeugüberführungen. Ich muss zugeben, ich habe da ein wenig in Odense bei eisitrans abgekupfert, denke aber dass wir uns mit Bär und Petra da nicht in die Quere kommen. Geplant ist, dass wir von PKW bis Bus und LKW alles umsetzen was die Kunden gerne an einem anderen Ort sehen wollen. Ich selbst habe in den vergangenen Wochen die Busfahrerlaubnis gemachtund Christian wird demnächst damit anfangen.“ „Klingt nach einem interessanten Aufgabenfeld. Übrigens hat Kim ebenfalls die erforderliche Lizenz für die großen Busse Klasse D.“ „Prima.“ Sandra schaut zu mir. „Für dich geht es morgen von Scania Hamburg aus mit einem Sattelzug – ich glaube es war ein S580 – nach Kaunas während ich mit dem rovfågel heute noch nach Malmö fahre. Gehen wir nachher noch im Büro kurz durch…“
…
Nach dem gemeinsamen Mittagessen löst sich unsere Besprechungsrunde dann vorübergehend auf bevor wir uns am Nachmittag noch einmal alle zusammensetzen um mit Zahlen zu jonglieren und auch diverse Schulungen besprechen und vorzubereiten, die wir an den einzelnen Standorten für unsere Mitarbeiter abhalten müssen.
