Die Tour bis auf die Insel war absolut ereignislos verlaufen.
Ich hatte mich für den Weg über das Danmarksterminalen von Göteborg nach Fredrikshavn entschieden, da ich so unterwegs noch kurz bei Knut auf einen Kaffee vorbeischauen konnte. Zudem stand am Dienstag noch ein kurzer Termin in der Hamburger Niederlassung auf dem Zettel. Hamburg – Antwerpen. Von dort aus weiter durch den Eurotunnel und via Swindon nach Swansea.
Freitag, 22.03.2019, Swansea Fforest-fach.
Als der rovfågel verstummt ist es 08:18 Uhr. Ich klettere aus dem Fahrerhaus um mich im Büro anzumelden. ”Good Morning. Der hansekontor hat fünf Europaletten für Sie.” Mein Gegenüber guckt leicht genervt auf und hält mir die Hand mit einem Wink auf die Papiere entgegen. Ich dachte immer der Mecklenburger wäre maulfaul. Der Waliser kann das anscheinend in Perfektion. Was soll’s… Ich reiche die Papiere rüber und bekomme eine Karte in die Hand gedrückt auf der ‚Gate 3‘ steht – anscheinend die Rampe für die Entladung.
Warum ich unbedingt an dieser Rampe ansetzen soll wird mir nicht erklärt – fakt ist, dass ich warten muss bis der dort stehende Sattelzug verschwunden ist. Zwanzig Minuten später stehe ich an der Rampe und warte schon wieder. In Gedanken stelle ich mir vor das meine Nahverkehrsfahrer sich mit solchen Ladestellen täglich mehrfach vergügen müssen – begeistern kann mich das nicht. Irgendwann kommt dann doch Bewegung auf der Ladefläche zustande und die fünf Paletten sind schnell im Lager verschwunden. Punkt 09:10 Uhr erhalte ich meinen Abliefernachweis.
Ich ziehe den rovfågel vom Tor ab, verriegele den Auflieger wieder und stelle mich dann ein wenig abseits ins Gewerbegebiet um mir noch einen Kaffee zu kochen.
…
Es ist 14:30 Uhr. Über die M4, A48, A476, A483, A55 und die A494 hat mich mein Weg nach der Pause einhundertfünfzig Meilen nach Deeside geführt. Ich setze den Blinker und verlasse die Autobahn in Richtung Shotwick Road. Dieser folge ich bis zum zweiten Kreisverkehr und biege dann in die Tenth Ave ein. Kurz darauf stehe ich bei Toyota und warte auf die Zuweisung eines Tores für die Entladung.
Samstag, 23.03.2019, Deeside Industrial Park.
Ich stehe an der Seit nahe einer Spedition und werde durch das Röhren eines LKW wach. Ich schiebe die Gardine zur Seite und sehe wie mittels eines ziemlich abgerockten DAF 75 mit Nahverkehrskabine ein Trailer über den Hof gezottelt wird. Ein Grinsen huscht mir übers Gesicht… fehlende Leistung wird durch Lärm ersetzt. Aber als Hofhund wird die kleine Sattelzugmaschine bestimmt noch ein paar Jahre auf den Buckel bekommen.
Ich ziehe mich an und mache dann kurz eine Katzenwäsche aus dem Kanister während das Wasser für den Kaffee aufkocht.
Ich bin gerade mit dem Frühstück fertig als mein Telefon klingelt. Auf dem Display Sandras Büronummer. ”Här. På jobbet.” ”Hej mein Schatz. Fährst du etwa schon wieder? Ich dachte du bekommst das Zeug für London und für Italien erst am Montag?” ”Das stimmt. An sich stehe ich hier im Deeside Industrial Park rum und gucke zu wie bei KFL Intertrans Trailertetris gespielt wird. Nebenbei werde ich gleich noch ein bisschen Bürokram erledigen.” ”Na dann. Ich habe inzwischen zusammen wie es bei dir weiter geht. Wie geplant fährst du nach der Beladung bei Toyota von Deeside nach London und bekommst bei DHL noch etwas zugeladen. Damit geht es dann runter nach Neapel. Verteilung wird dort vor Ort durch unsere neue Niederlassung organisiert. Besser gesagt durch Vivien.” ”Ok.” ”Von Neapel bekommst du dann mal wieder Luftfracht vom Kranich. Ziel Wien-Schwechat. Von dort wird dann wahrscheinlich wieder etwas für Stockholm zu laden sein. Das steht aber noch nicht ganz fest.” ”Mhm. Hat ja auch noch ein paar Tage Zeit.” ”Ja, hat es. Aber das muss klappen. Ich vermisse dich jetzt schon.” ”Jag saknar dig också, älskling.”
…
Montag, 25.03.2019, Deeside Industrial Park.
Mein Wochenende war an sich ziemlich langweilig. Nach dem Telefonat mit Sandra hatte ich mir im Industriepark ein wenig die Beine vertreten und danach wieder zwischen Laptop und TV gewechselt.
Es ist 04:30 Uhr als mein Wecker klingelt. Na endlich. Ich liege seit gefühlt einer Stunde wach herum. Gardinen auf. Wasser aufsetzen für den Kaffee und dann einmal ums Eck Platz in der Blase schaffen.
Punkt 05:55 Uhr stehe ich am Pförtnerhaus von Toyota. ”Guten Morgen. Hansekontor. Wir sollen für Neapel was einsammeln.” ”Morgen. Abholauftrag-Nummer?” schallt es mir ziemlich brubbelig entgegen. Ich nenne die gewünschte Nummer und bekomme weiter kurz angebunden klingend die Nummer der Laderampe genannt. Naja, Montagmorgen sind die Waliser also genauso drauf wie am Freitagnachmittag.


