36. Luftverlust – Wintereinbruch – Toleranz

Freitag, den 11. Dezember 2020, 3:30 am, PST, Sacramento, CA:

Mein Wecker klingelte, wie immer zu Hause um halb Vier. Ich machte ihn schnell aus und drehte mich nochmal zu Pam um. Ich betrachtete sie ein, zwei Minuten im Licht meiner Nachttischlampe. Sie schlief ruhig und atmete tief. Ich war so glücklich mit meiner kleinen Familie. Das wurde mir selbst morgens um diese Zeit klar. Trotzdem musste ich jetzt aufstehen.
Ich ging ins Bad und erledigte meine volle Morgenroutine. Anschließend zog ich meine Fahreruniform an und ging in die Küche. Hier setzte ich meinen Kaffee auf und machte mir ein Frühstück fertig. Nachdem das erledigt war, verließ ich mein Haus und fuhr mit meinem Focus zum Zentrallager. Mein Truck stand noch genauso da, wie ich ihn am Mittwoch abgestellt hatte. Dann war er vermutlich auch nicht geladen. Ich stieg ein und räumte meine Sachen in die Schränke.
Um fünf Uhr begann ich mit der PTI, bei der sich meine Annahme bestätigte. Der Truck war nicht bewegt worden und der Trailer war leer. Nachdem ich die Kontrolle beendet hatte und den Truck Inspection Report ausgefüllt hatte, schaute ich ins ORBCOMM und ließ mir meinen ersten Auftrag anzeigen:

PICKUP: CST-CASAC
GATE: 11
TRAILER: RE127289
FREIGHT: CHEESE
WEIGHT: 29,498 LB
UNLOAD: CASAC
MARKET: DST1697
GATE: 02
PRIORITY: URGENT

WAT-CASAC-DSN

Danny missbrauchte mich also als City Trucker. Die Ladung war aber dringend, also akzeptierte ich das so. Ich fuhr zu Tor 11 und setzte den Trailer ans Dock. Nun hieß es auf die Beladung warten. Diese begann aber wirklich nach fünf Minuten.
Um viertel nach Sechs war der Lastzug fertig beladen. Vermutlich wäre es noch schneller gegangen, wenn nicht der Schichtwechsel um Sechs dazwischengekommen wäre. Nun konnte ich aber los.
Über die 47th Avenue fuhr ich zur CA-99 S in Richtung Fresno. Nach knapp acht Meilen verließ ich den Highway wieder an der Ausfahrt 286 und wechselte auf den Elk Grove Boulevard. Heute musste ich zum Discount Store, der ja in unmittelbarer Nähe des Neighborhood Markets lag. Für die kurze Strecke hatte ich um diese Uhrzeit eine knappe halbe Stunde gebraucht. Ich setzte an Tor 2 an. Dann schaute ich mir den Anschluss an:

PICKUP: CASAC
MARKET: DST1697
GATE: 02
TRAILER: RELOAD RE127289
FREIGHT: USED PACKAGING
WEIGHT: 30,463 LB
UNLOAD: EST-CASAC
GATE: 11
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-KMU

Wenn das so weitergeht, bekomme ich nicht viele Meilen auf den Tacho. Hier abladen und laden, dann am Außenlager wieder abladen und vermutlich laden. Ich ging in den Sleeper und machte mir erstmal ein Frühstück fertig. Das Frühstück genoss ich dann in aller Ruhe.

Gegen halb Neun kam ein Mitarbeiter des Marktes zum Truck und klopfte. Ich setzte vorschriftsmäßig die Maske auf und öffnete die Fahrertür. „Ja bitte?“, sagte ich zu ihm. „Guten Morgen. Wir sind fertig. Die Ware wurde abgeladen und Altverpackungen wieder aufgeladen.“ „Okay.“ „Der Schein für die Altverpackungen ist hinten an der Ladung.“ „Alles klar.“ Er verabschiedete sich und ich startete den Motor. Ich zog vom Dock ab und schloss die Türen des Trailers. Auf zum Außenlager.
Über den Elk Grove Boulevard fuhr ich zurück zur CA-99 N in Richtung Sacramento. Nun ging es durch den morgendlichen Berufsverkehr. So wurde es viertel vor Zehn, bis ich schließlich am Außenlager war. Ich fuhr direkt zum angegebenen Tor und setzte den Trailer ans Dock. In der Ecke stand noch alles voll, daher hatte ich das Glück mit dem besser zu erreichendem Dock. Nun schaute ich mir Auftrag Nummer drei an:

PICKUP: EST-CASAC
GATE: 05
TRAILER: RELOAD RE127289
FREIGHT: HOUSEHOLD APPLIANCES
WEIGHT: 22,572 LB
UNLOAD: BBY-CATVL
PRIORITY: URGENT

WAT-CASAC-KMU

Irgendwas machte mich stutzig an dem Auftrag. TVL für South Lake Tahoe war es nicht. Das hatte ich ja bereits in meiner ersten Woche mit Ben zusammen. Dann merkte ich was es war. Ich stand an Tor 11, die Ladeanweisung war aber für Tor 5. Als die Entladung begonnen hatte, ging ich nach vorne zum Containerbüro.
„Hallo Steve. Alles Gut bei dir?“, wurde ich begrüßt. „Guten Morgen. Die Woche fängt nur komisch an. Sonst geht’s.“ „Wie? Die Woche fängt an? Es ist Freitag.“ „Seit Thanksgiving bin ich doch in diesem komischen Rhythmus von Freitag bis Mittwoch.“ „Ach so. Hast du was auf dem Herzen?“ „Ja. Im ORBCOMM steht, dass mein Anschluss an Tor 5 steht. Ich stehe aber an Tor 11. Das verstehe ich nicht ganz.“ „Das ist recht einfach. Die Ecke ist noch voll, daher wirst du an Tor 11 entladen. Deine Ladung für Best Buy steht aber bereits an Tor 5 für dich zusammengestellt. Es geht schneller, wenn du gleich einmal umsetzt, als wenn wir alles rüberfahren.“ „Warum habt ihr noch keinen anderen Trailer dafür geladen? Dann könnte ich umsatteln und sofort losfahren.“ „Zwei Gründe. Erstens haben wir noch keinen Trailer leer, den wir laden könnten und zweitens steht es so in der Anweisung der Dispatch.“ „Irgendwie läuft das auch alles noch nicht, wie geplant.“ Er zuckte mit den Schultern. „Sag das nicht mir, sondern lieber deinem Alten Herrn.“ Ich zuckte dann auch mit den Schultern und ging zurück zum Truck.
Als der Trailer entladen war, setzte ich dann um. Dann musste ich nochmal warten, bis der Trailer wieder beladen war. Um halb Zwölf konnte ich mich dann endlich auf den Weg zum Lake Tahoe machen.

Ich fuhr zum Capital City Freeway. Es ging östlich an Downtown vorbei. Schließlich erreichte ich den Abzweig zur US-50 E in Richtung South Lake Tahoe. Langsam kam ich aus der Metropolregion heraus und in die Sierra Nevada. Zum Glück hatte es bisher noch nicht geschneit. So kam ich gut durch. Auch, als der Highway zum Single Lane Highway wurde. So wurde die Fahrt durch den Mittag noch recht entspannend. Ich hatte in den Bergen zwar viel Schaltarbeit und die Kurven forderten auch mehr Arbeit am Volant, trotzdem war es entspannter, als auf den Highways in und um Sacramento.

Gegen halb Drei erreichte ich schließlich die Best Buy Niederlassung. Bevor ich mich dort meldete, schaute ich, ob es hier direkt einen Anschluss für mich gab:

PICKUP: BBY-CATVL
GATE: ???
TRAILER: RELOAD RE127289
FREIGHT: COMPUTER COMPONENTS
WEIGHT: 17,499 LB
UNLOAD: ORTTD
MARKET: SUC2927
PRIORITY: IMPORTANT
REMARKS: ORDER NO.: OR2045865425

WAT-CASAC-JMU

Ich bekam also wirklich hier wieder eine Ladung. Außerdem beendete Jessy mein doch etwas nervendes Dasein als Nahverkehrsfahrer, was ich wohl heute hatte. Ich stieg aus und meldete mich an. Dabei forderte ich auch gleich die Ladung ab, die ich wieder mitbekommen sollte. Bei der kleinen Niederlassung hatte ich das Glück, was ich sonst nur mit Müll am Außenlager bekam. Ich durfte in die hinterste Ecke rangieren. Vermutlich wollte man nicht, dass man meine Werbung von der Straße aus sah. Hier machte es ja auch wieder Sinn, dass man den Trailer nicht dort ließ. Außerdem bekam ich so auch keinen Trailer mit Best Buy Werbung.
Meine Standzeit für Entladung und Ladung dauerte dann bis halb Fünf. Offensichtlich hatte man zwischendurch wichtiges zu tun. Das merkte ich immer daran, dass erst mehrfach hintereinander die Ameise in den Trailer polterte, dann tat sich mehrere Minuten wieder gar nichts. So ging das auch weiter, bis der Trailer endlich wieder beladen war. Während der Standzeit hatte ich hochgerechnet. Viel länger hätte es jetzt auch nicht mehr dauern dürfen. So sollte ich mit ach und krach noch bis Sacramento zurückkommen, bevor es sieben Uhr am Abend wäre. Dann wären meine maximalen 14 Stunden voll. Also nichts wie los.
Ursprünglich hatte ich mal geplant, noch nach Stateline, NV rüberzufahren um zu tanken. Da blieb mir jetzt aber keine Zeit mehr zu. Meine Tanks waren aber auch noch voll genug, dass ich bis nach Oregon kommen sollte, ohne vorher tanken zu müssen. Da war der Diesel noch günstiger, als in Nevada. Ich fuhr zurück zur US-50 W, über die es nun nach Hause gehen sollte.
Zuerst kämpfte ich mich wieder die Berge hoch, anschließend ging es dann in Richtung Placerville wieder hinab. Dann fuhr ich der untergehenden Sonne entgegen.

Schließlich erreichte ich Sacramento. Es sollte sich geradeso ausgehen, dass ich um sieben Uhr auf dem Platz stand. Dort atmete ich dann durch. Geschafft. Ich stellte die Systeme auf Off Duty und ging zu meinem Auto. Anschließend fuhr ich nach Hause.

Dort angekommen, ich war gerade im Flur und zog mir die Schuhe aus, kam Tim rein guckte groß und rannte wieder ins Wohnzimmer. „Daddy ist zu Hause.“, rief er aufgeregt. „Das kann nicht sein.“, sagte Pam zu ihm. „Daddy ist heute zu einer neuen Woche losgefahren.“ „Doch. Daddy ist da.“ Als ich ins Wohnzimmer kam, sagte ich: „Unser Sohn lügt doch nicht.“ Pam blickte überrascht hoch. „Darling.“, sagte sie überrascht. „Was machst du denn hier?“ „Ich wohne hier.“ „Äh, ja natürlich. Ich habe aber eher mit deinem Anruf gerechnet.“ „Siehst du, Mami. Es stimmt.“, sagte Tim jetzt. „Du musst trotzdem gleich ins Bett.“, sagte Pam jetzt streng. Tim zog eine Schnute und schmollte. „Was für ein Tag.“, sagte ich jetzt. „Ich habe, glaube ich, mehr rumgestanden, als gefahren.“ „Wo warst du denn?“ „Erst in Elk Grove, dann am Außenlager und heute Nachmittag in South Lake Tahoe.“ „Fährst du jetzt Nahverkehr?“ „Nur heute. Vermutlich wegen dem Vorweihnachtsgeschäft.“ „Verstehe. Morgen nicht mehr?“ „Nein. Ich habe in South Lake Tahoe eine Ladung für Troutdale, Oregon bekommen.“ „Wo ist das denn?“ „Ist eine Vorstadt von Portland.“ „Okay. Es geht wieder weiter weg.“ „Da komme ich erst am Sonntag an.“ „Aha. Willst du noch was essen?“ „Ein paar Sandwiches. Das reicht.“ „Machst du Tim Bettfertig? Ich mache dir in der Zeit was.“ „Okay, Sweetheart.“ Ich gab Pam einen Kuss, dann machte ich Tim Bettfertig.
Bevor er ins Bett ging, gingen wir nochmal ins Wohnzimmer, wo ich meine Sandwiches aß. Anschließend las ich ihm seine Gutenachtgeschichte vor.

Nachdem der Kleine eingeschlafen war, ging ich wieder zu Pam ins Wohnzimmer. „Wo möchtest du lieber mit mir kuscheln. Hier oder im Schlafzimmer?“, fragte ich Pam. „Ist mir egal. Hauptsache du bist da.“, antwortete sie. „Das ist der Vorteil am Nahverkehr.“, sagte ich. Der Vorteil oder ein Vorteil?“, fragte Pam. „Du willst es aber genau wissen.“ „Ich frage anders. Könntest du dir das für länger vorstellen?“ „Bitte nicht. Ich bin heute schon bald verrückt geworden.“ „Okay. Dann genieße den Vorteil heute Abend.“ Sie küsste mich lang und zärtlich. Dann knöpfte sie mir langsam mein Hemd auf. „Ich will dich spüren.“, sagte sie sanft. „Das ist doch besser, als telefonieren. Oder?“ „Auf jeden Fall, Sweetheart.“ Sie begann, meinen Oberkörper mit Küssen zu übersäen. „Hast du dafür noch genug Energie?“, fragte sie mich. „Für dich habe ich immer Energie.“ „Vielleicht sollten wir doch ins Schlafzimmer wechseln.“ Ich stand auf und schnappte mir Pam. Dann hob ich sie hoch. „Was wird das denn?“, fragte sie überrascht. „Ich trage dich jetzt mal wieder über die Schwelle.“, sagte ich grinsend. „Habe ich nun genug Energie?“ Sie schlang die Arme um meinen Hals und küsste mich. „Ich liebe dich, Darling.“

Samstag, den 12. Dezember 2020, 3:30 am, PST, Sacramento, CA:

Ich hatte sehr gut geschlafen. Nur ein bisschen zu wenig. Der gestrige Abend im Schlafzimmer war noch wunderschön gewesen. Trotzdem musste ich nun aufstehen. Ich warf einen Blick auf Pam, die tief und ruhig schlief. Anschließend ging ich ins Bad und erledigte meine Morgenroutine. Hinterher zog ich im Schlafzimmer meine Fahreruniform an. Dann hauchte ich Pam noch einen Kuss auf die Wange. „Fahr vorsichtig.“, murmelte sie verschlafen. „Mache ich. Und du schlaf noch ein bisschen.“ „Okay, Bye.“
Ich ging in die Küche und setzte meinen Kaffee auf. Dann machte ich mir noch etwas zum Frühstück fertig, was ich während meiner Fahrt essen wollte. Heute hatte ich ja einen reinen Fahrtag vor mir. Endlich mal wieder. Als der Kaffee durchgelaufen war, füllte ich ihn in meine Thermoskanne und trank den Rest sofort. Danach machte ich mich auf den Weg zum Zentrallager.

Dort angekommen konnte ich quasi sofort mit meiner PTI beginnen. Viel musste ich nicht wegräumen. Mein Frühstück legte ich mir griffbereit hin und Kleidung hatte ich keine mitgebracht. Das hatte ich ja gestern schon getan.
Nach der PTI machte ich mich auf den Weg nach Oregon.

Über die 47th Avenue fuhr ich mal wieder zur CA-99 N in Richtung Downtown Sacramento. Nach drei Meilen ging es auf die US-50 W und nach weiteren zwei Meilen wechselte ich auf die I-5 N in Richtung Redding. Nun beschleunigte ich auf 56 mph und legte den Tempomat ein. Am frühen Samstagmorgen war noch nicht viel los. Ich suchte mir einen Radiosender, der classic Rock spielte und drehte das Radio lauter. Nun konnte ich mit der richtigen Untermalung gen Norden fahren.
Irgendwann wurde es hell. Im Wetterbericht hatte man von mildem, wechselhaftem Wetter für heute gesprochen und ich hatte gute Laune. Auch der Verkehr spielte mit. Ich passierte Redding und anschließend wurde das Streckenprofil hügeliger. Ich war aber leicht unterwegs, so dass mich das kaum einbremste.
Kurz nachdem ich Oregon erreicht hatte, wurde ich dann aber doch eingebremst. Die Waage am Oregon Welcome Center wollte mein Gewicht haben. Der Lastzug brachte aber gerade mal 53,188 lb auf die Waage. Mehr wollte man auch gar nicht von mir, daher ließ man mich sofort wieder weiterfahren.
Ich fuhr zurück auf die I-5 N. Das aber erstmal nur für knappe 17 Meilen. Dann nahm ich die Abfahrt 30, um nach Medford zu fahren. Ich fuhr zu Isaacs Truckstop an der Biddle Road. Dort füllte ich erstmal die Tanks. 207 Gallonen Diesel konnte ich auffüllen. Danach stellte ich den Truck auf den Parkplatz. Auch wenn es momentan nach Regen aussah, wollte ich eine Runde laufen. Die Strecke am Bear Creek Greenway kannte ich ja schon und ich lief sie immer wieder gerne. So machte ich es auch heute. Ich hatte Glück und es blieb trocken. Nass wurde ich dann hinterher erst unter der Dusche des Truckstops. Da für das geschlossene Restaurant immer noch kein neuer Pächter gefunden wurde, holte ich mir noch eine Kleinigkeit im Shop, die ich dann im Truck verzehrte. Isaac sah ich heute gar nicht. Aber am Samstag war in der Werkstatt auch sicher Hochbetrieb. Um ein Uhr setzte ich meine Fahrt fort.

Ich fuhr wieder zurück zur I-5 N in Richtung Grants Pass. Hier beschleunigte ich nun auf 60 mph. In Oregon musste man immer auf die Geschwindigkeiten achten. Während man in Kalifornien dauerhaft auf 55 mph eingebremst war, hatte man in Oregon alles zwischen 55 und 65 vertreten. Aber auch hier wurde da rigoros drauf geachtet.
Die nächsten 80 Meilen liefen wieder gut. Dann erreichte ich die Myrtle Creek Weigh Station, wo mein W-Pass Transponder wieder rot leuchtete. Ich durfte also ein zweites Mal in Oregon wiegen. Mit den jetzt vollen Tanks brachte ich aber auch nur 54,493 lb auf die Waage. Auch hier blieben mir weitere Kontrollen erspart. Ich durfte die Fahrt durch die schönen Landschaften Oregons fortsetzen.

Die weitere Fahrt lief ebenfalls ruhig und problemlos. Ich kam super durch und erreichte viel früher das Willamette Valley, als ich vermutet hatte. Eugene passierte ich ebenfalls viel früher, als vermutet. Daher war es mir zu früh, um an Jack’s Truckstop in Albany Feierabend zu machen. Ich mochte den Truckstop sowieso nicht allzu gerne. Nach meiner Berechnung sollte ich jetzt mit meiner Fahrzeit noch bis zum Pilot Travel Center in Brooks kommen.

Ich war schon an Albany vorbei, als ich feststellte, dass was nicht stimmte. Meine Luftdruckanzeige wurde beim Bremsen immer weniger, der Druck baute sich aber nicht wieder auf. Was zur Hölle war das denn nun? Ich stoppte den Lastzug auf der Santiam River Rest Area, ließ den Motor aber laufen. Auch jetzt baute sich kein Druck mehr auf. Ich stieg aus und kontrollierte die Druckluftleitungen zum Trailer, sowie die Luftfederbälge. Alles war okay. Dann öffnete ich die Haube. Der Kompressor lief im Dauerbetrieb und versuchte den Luftdruck wiederaufzubauen. Aber ich hörte auch, dass ich irgendwo einen massiven Luftverlust hatte. Entweder war irgendwo im Bereich des Motors eine Luftleitung undicht oder ein Regelventil war defekt. Ich schloss die Haube wieder und stieg wieder ein. Dann setzte ich meine Fahrt fort, wobei ich darauf achtete, möglichst die Engine Brake zu verwenden und nicht die Druckluftbremsen. Dann rief ich die Nummer der Dispatch an. „Hallo Steve.“, begrüßte mich Keela. „Hast du ein Problem?“ „Hallo Keela. Ich hab wirklich ein Problem. Ich habe einen starken Luftverlust im Bereich des Motors.“ „Okaay.“, sagte Keela und tippte was auf ihrem Laptop. „Ich sehe aber, dass du noch fährst.“ „Das ist richtig. Bei jeder Bremsung wird der Druck aber geringer. Irgendwann machen die Bremsen zu und dann komme ich nicht mehr weg.“ „Du brauchst also eine Werkstatt in der Nähe der Interstate und du bist zwischen Albany und Salem.“ „Jep.“ „Mooment.“ Keela tippte wieder hörbar am Laptop. „Muss das eine Kenworth Werkstatt sein?“ „Keine Ahnung. Ist vielleicht besser.“ „Da ist die nächste in Fahrtrichtung in Aurora, Oregon.“ „So weit komme ich nicht mehr.“ Keela suchte weiter. „Ich habe hier was in Salem. Finde ich unter der Suche für Peterbilt und International.“ „Ja?“ „Peterson Trucks, 1150 Hawthorne Avenue NE. Das ist direkt neben der Interstate. Am besten fährst du an der Ausfahrt 256, Market Street ab und dann zweimal links. Ich melde dich da an.“ „Okay.“ Wir legten auf und ich gab das Zwischenziel ins Navi ein.
Etwas später rief Keela noch mal an. „Ja?“, meldete ich mich knapp. „Hi Steve. Ich habe mit denen gesprochen. Normal ist da am Samstagabend schon geschlossen, der Notdiensttechniker kommt da aber hin. Wenigstens muss er so nicht auch noch rauskommen und hat alles vor Ort.“ „Hast du ihm gesagt, dass ich einen T680 fahre?“ „Natürlich. Den Cummins X15 verbauen die aber auch in unsere International LT.“ „Ich habe aber den ISX12.“ „Stimmt ja. Dann muss er sich das eben angucken.“ „Soll ich mich nochmal melden?“ „Nur, wenn er das nicht hinbekommt.“ „Okay.“ Wir legten auf. Ich fuhr zu der Werkstatt und wartete dort auf den Techniker.

Eine Viertelstunde später kam er dann. „Hallo. Hast du den Luftverlust?“, kam er gleich zur Sache. „Hallo. Genau. Es wird kein Druck aufgebaut, obwohl der Kompressor läuft, außerdem höre ich, wie die Luft irgendwo rauspfeift.“ „Okay. Sattle dort ab und komm mit der Maschine da hinten zu Tor 2. Ich lasse dich gleich rein.“ Gesagt – getan.
In der Halle öffnete der Techniker die Haube. „Was ist das denn?“, fragte er dann. „Was meinst du?“ „Das ist ja gar kein X15.“ „Stimmt.“ „Den Motor haben wir gar nicht im Programm. Hoffentlich haben wir passende Ersatzteile.“ „Was sonst?“ „Sonst stehst du hier bis Montag. Wenn wir die Teile erst bei Cummins bestellen müssen. Selbst, bei Express sind die dann nicht vor Montagmittag hier.“ Ich nickte. „Ich baue den jetzt erstmal auseinander, bis ich den Defekt lokalisiert habe.“

Eine halbe Stunde später sagte er dann: „Hier ich habe es gefunden. Das Steuerventil ist defekt, genau wie die Zuleitung hier. Mit ein bisschen Glück haben wir das Steuerventil da. Die Zuleitung haben wir sicher nicht, da kann ich aber was zurechtbasteln.“ „Hält das denn?“ „Mindestens so lange, wie der Pfusch, der da ab Werk drin war. Das Ventil hatte einen Haarriss im Alugehäuse und die Leitung hat dann zu viel Druck bekommen. Außerdem war die beschissen verlegt und hat auf der Seite irgendwo dran gescheuert. Da war dann irgendwann die Wand zu dünn.“
Zehn Minuten später kam dann die Nachricht zu Erleichterung: „Das Ventil habe ich im Lager gefunden. Die Leitung biege ich uns zurecht. In spätestens einer Stunde läuft er wieder.“ „Über meine Zeit wäre ich jetzt schon drüber.“ „Kein Problem. Ich bescheinige dir, dass ich die Maschine hinterher aus der Halle gefahren und wieder aufgesattelt habe. Da draußen kannst du deine Pause dann zu Ende machen und morgen zu normaler Zeit fahren.“ „Echt?“ „Das bekommen wir hin.“ „Danke.“ „Aber eines will ich wissen. Warum hat der nur die Zwölf Liter Maschine?“ „War ein Versuchsmodell.“ „Die kommen aber nicht öfter?“ „Nee. Der Versuch wurde abgebrochen.“ „Besser ist das.“ „Du hältst nicht viel von dem Motor?“, fragte ich. „Kennst du das alte Sprichwort, dass Hubraum durch nichts zu ersetzen ist?“ „Habe ich schonmal gehört.“ „Beim PKW kann man da drüber streiten. Beim Truck ist das aber definitiv so. Deinem Motor fehlen halt drei Liter Hubraum mit dem entsprechenden Drehmoment.“ „Verstehe.“ „Auf dem Papier hast du zwar 25 PS mehr, als mit dem Motor, den ihr standardmäßig kauft, in der Realität aber nicht.“ „Das habe ich auch schon gemerkt.“ „In der Ebene ist deiner besser. Da läuft er sparsamer. Am Berg fehlt ihm aber die Kraft. Der sollte besser in den Südstaaten, ab Texas östlich eingesetzt werden. Nicht hier, wo du mehr Berge hast.“

Er machte sich wieder an die Arbeit und ich rief bei Pam an. „Du meldest dich heute aber spät. Tim ist ja sogar schon im Bett.“ „Das dachte ich mir. Ich wollte auch nicht noch später anrufen.“ „Wieso noch später?“ „Ich stehe noch in der Werkstatt.“ „Klingt nicht gut.“ „Halb so schlimm. Die Teile sind da und der Mechaniker beginnt gerade mit dem Einbau.“ „Was war denn kaputt?“ „Ein Ventil und eine Leitung im Druckluftsystem.“ „Kann man da nicht mehr mit weiterfahren?“ „Bis zur Werkstatt konnte ich noch fahren. Aber viel weiter wäre ich nicht mehr gekommen.“ „Verstehe. Wie war dein Tag sonst so?“ „Eigentlich super. Bis eben eine Stunde vorm Feierabend der Defekt auftrat. Wie war es bei euch?“ Pam berichtete mir von ihrem Tag mit Tim. Ansonsten gab es auch nicht viel Neues. So beendeten wir das Telefonat recht schnell wieder.
Es dauerte dann auch nicht mehr allzu lange, bis der Truck wieder repariert war. Der Test auf Dichtheit des Systems war dann auch erfolgreich. Ich fuhr aus der Wartungshalle und sattelte den Trailer wieder auf. Dann ließ ich mir die Reparatur bescheinigen. Ebenso bescheinigte der Mechaniker mir, dass er aufgesattelt hätte und ich daher meine Pause nicht unterbrochen hätte. Schließlich machte er alles dicht und fuhr wieder nach Hause. Ich machte mir im Sleeper noch ein paar Sandwiches als Abendessen fertig und schaute beim Essen noch etwas YouTube. Danach legte ich mich zum Schlafen hin.

Sonntag, den 13. Dezember 2020, 4:00 am, PST, Salem, OR:

Auch, wenn der Samstag ungewöhnlich endete, begann der Sonntag vergleichsweise gewöhnlich. Gut. Ich war nicht zu Hause und hatte keinen Reset. Für einen Arbeitstag ging es aber recht normal los. Ich stand auf und ging zum Gebäude der International Werkstatt. Der Mechaniker hatte mir gestern Abend den Tür Code vom Fahrerraum gegeben. Neben einem Aufenthaltsraum mit Couchgarnitur, Fernseher, sowie Snack- und Getränkeautomaten, gab es hier auch eine Toilette und eine Dusche. Die beiden letzteren Einrichtungen nutzte ich heute früh.

Um fünf Uhr war alles erledigt und ich war Startklar. Ich begann mit der PTI, in deren Anschluss ich mich auf den Weg nach Troutdale machte.
Über die Hawthorne Avenue und Market Street fuhr ich zur I-5 N, auf die ich in Richtung Portland fuhr. Eine Stunde später hatte ich auf der Marquam Bridge den Willamette River überquert und war somit in Portland angekommen. Nun wechselte ich auf die I-84 E in Richtung The Dalles. Dieser folgte ich bis zur Ausfahrt 17, Marine Drive. Dort verließ ich die Interstate. An der zweiten Ampel ging es rechts in die Graham Road, dann lag das Einkaufszentrum mit dem Supercenter auf der linken Seite. ORBCOMM gab mir Tor 2 an, also setzte ich an dieses Dock und meldete dann, dass ich angekommen war. Man wollte mich auch umgehend entladen. Währenddessen schaute ich mir den nächsten Auftrag an:

PICKUP: CST-ORTTD
GATE: 04
TRAILER: RELOAD RE127289
FREIGHT: ICE CREAM
WEIGHT: 36,135 LB
UNLOAD: IDNMP
MARKET: SUC3739
PRIORITY: URGENT

WAT-CASAC-KMU

Es ging also mit einer Tiefkühlladung vom örtlichen Zentrallager zu einem Supercenter in Nampa, Idaho. Dort würde ich ziemlich sicher heute noch ankommen, was, bei dieser Priorität, sicher auch erwartet wurde.
Um acht Uhr war mein Lastzug entladen und ich konnte zum Zentrallager fahren. Als ich vom Einkaufszentrum auf die Straße wollte, wunderte ich mich über die vielen Leute, die am frühen Sonntagmorgen bereits unterwegs waren. Corona und die Vorweihnachtszeit führten aber offensichtlich auch zu solchen Phänomenen.

Um halb Neun hatte ich dann am Zentrallager, welches die ehemalige Zentrale von Oregon war, angedockt. Der Reefer arbeitete daran, die erforderliche Temperatur im Trailer zu erreichen und das Lagerpersonal lud die Eiscreme und weitere Tiefkühlprodukte in den Trailer. Um viertel nach Neun war die Ladung an Bord und ich konnte mich auf den Weg gen Idaho machen. Ich fuhr an den beiden Truckstops von TA und Love’s vorbei und nahm dann die Auffahrt auf die I-84 E in Richtung The Dalles. Vorerst kam ich aber nur 27 Meilen weit. Cascade Locks wollte mich kontrollieren. Da sich die Skala bei nur 72,889 lb einpendelte und man bereits einen Transporteur von Dole in der Kontrolle hatte, ließ man mich ziehen.

Meine Reise durch das Tal des Columbia Rivers ging weiter. Das Trübe Wetter des frühen Morgens hatte sich aufgelöst und so ging es nun bei Bilderbuchwetter durch den Sonntagvormittag. Bis Boardman ging es mal mehr, mal weniger dicht am Flussufer entlang, was mir ein schönes Panorama bescherte. Bis Pendleton ging es erstmal weiter durch die Ebene, danach ging es in die Berge der Blue Mountains und hier in den Umatilla National Forest. Die Berge machten ihrem Namen heute aber nicht alle Ehre. Die Temperatur war immer weiter runter gegangen und die Blue Mountains waren jetzt weiß. Anfangs ging es in Serpentinen den Anstieg hoch. Dadurch hielt sich die Steigung aber in Grenzen. Selbst meine Maschine schlug sich noch ganz achtbar.

Die nächste Weigh Station kam bei La Grande und auch hier schaltete mein W-Pass wieder auf Rot. Haben die am Sonntag nichts Besseres zu tun, als rechtschaffende Trucker von der Arbeit abzuhalten? Also wieder raus. Inzwischen wog der Truck nur noch 72,626 lb. Auch hier waren die Kontrollplätze gerade belegt und ich durfte schon deswegen weiterfahren. Ich passierte La Grande. Anschließend wurden die Schneebedeckten Wälder von ebensolchen Feldern abgelöst. Hinter Baker City ging es wieder in die Berge. Nur die Vegetation war nicht mehr so schön, wie vorher. Hier, im Osten Oregons kam dann die andere Seite des Staates zum Vorschein. Gegen viertel vor Drei am Nachmittag war es plötzlich viertel vor Vier. Ich hatte die Mountain Time Zone erreicht. Etwas später war ich im Tal des Snake River angekommen. Kurz hinter Ontario überquerte ich diesen und kam somit nach Idaho. Nun dauerte es auch nicht mehr lange, bis ich Nampa, die drittgrößte Stadt des Staates erreicht hatte. Ich nahm die Ausfahrt 38, Idaho Center Boulevard und bog dann links ab. Kurz darauf konnte ich das Walmart Supercenter rechterhand sehen. ORBCOMM wies mir Tor 5 als Dock zur Entladung zu. Um viertel nach Fünf, Ortszeit, hatte ich den Trailer angesetzt und das Personal zerrte mir die Ladung vom Trailer. Offensichtlich wartete man wirklich auf meine Ladung. Währenddessen schaute ich mir in Ruhe meinen nächsten Auftrag an:

PICKUP: DOL-IDNMP
GATE: ???
TRAILER: RELOAD RE127289
FREIGHT: POTATOES
WEIGHT: 40,300 LB
UNLOAD: CST-COMTJ
PRIORITY: IMPORTANT

WAT-CASAC-KMU

Als erstes stieg ich aus und schaltete den Reefer auf Lüften. Danach schaute ich mir meinen Auftrag näher an. Der Zielort war Montrose in Colorado. Das lag wohl südlich von Grand Junction. Nach Hause kommen wurde mal wieder knapp. Wie vermutet, lud ich auch gar nicht direkt in Nampa. Die Adresse, N Can Ada Road, Meridian, ID bestätigte dies. Auf Google Maps sah es aus, als handelte es sich um eine einfache Farm. Vermutlich ein Partnerbetrieb von Dole. Dieser lag etwa fünf Meilen nördlich des Supercenters. Falls man dort keine Lust hätte, am Sonntagabend noch zu laden, würde ich das eben auf morgen verschieben. Erstmal musste mein Trailer jetzt leer werden. Das war dann um sechs Uhr der Fall.
Ich setzte von der Rampe, schloss die Türen und machte mich auf den Weg zu der Farm. Ich fuhr in Richtung Norden auf den Idaho Center Boulevard. Außerhalb des Ortsbereichs von Nampa wurde dieser zur N Can Ada Road. Ich war also schon auf der richtigen Straße. Kurz nachdem ich die US-26 gekreuzt hatte, war ich am Ziel. Linkerhand lag die Farm, die wohl mein Ziel war. Ich fuhr in die Einfahrt, damit ich von der Straße war, dann hielt ich an und stieg aus. Ich wollte erstmal jemanden finden, der mir sagte, wo ich hinsollte. Ich ging ein Stück auf den Hof, dort kam mir ein älterer, stämmiger Mann entgegen. Er hatte einen Schäferhund an der Leine und eine Schrotflinte dabei. „Guten Abend.“, grüßte ich freundlich. „N’Abend.“, brummte er eine Antwort. „Was gibt’s?“ „Ich soll hier eine Ladung Kartoffeln für Walmart, Montrose abholen.“ „Ihr kennt auch keinen Feierabend.“, brummte er. „Wir können auch gerne morgen früh laden.“ „Nee, nee. Was du heute kannst besorgen…“, war seine Antwort. „Kartoffeln für Montrose, sagst du?“ „Jep. Genau das.“ „Siehst du den Unterstand, da hinten? Da, wo der Trailer von Dole vorsteht?“ „Ja, klar.“ „Fahr rückwärts da vor. Hinten in die Ecke. Ich trommele eben ein paar Leute zusammen und mache den Lieferschein fertig.“ „Okay.“
Ich rangierte den Lastzug dorthin und öffnete die Türen des Trailers. Dann wartete ich im Truck. Zehn Minuten später kam der Alte mit drei Leuten wieder. „Die Jungs beladen dich. Gibst du mir eben ein Autogramm?“ Ich quittierte ihm die Übernahme. Anschließend stapfte der Alte wieder zum Wohnhaus zurück. Die Männer teilten sich auf. Einer kletterte auf meinen Trailer, einer auf einen alten Gabelstapler. Er setzte dem ersten einen alten Hubwagen auf die Ladefläche. Der dritte holte die Paletten vor. Ich ging wieder in den Truck und telefonierte schonmal mit Frau und Kind.

Eine dreiviertel Stunde später war der Truck fertig beladen. Mit Hilfe von einem der Männer verschob ich schnell die Achsen. Dann stieg ich nochmal aus. „Danke für die Hilfe.“ „Kein Problem.“, murmelte er. „Kann ich hier wohl über Nacht stehen bleiben? Morgen früh, kurz nach Sechs fahre ich los.“ Er verzog das Gesicht. „Sehr ungern. Pa sagt immer, das geht wegen der Versicherung nicht. Aber die Straße vorne ist sehr ruhig. Stelle dich da einfach an den Rand. Das stört hier keinen.“ „Okay.“ „Gute Nachtruhe.“ „Danke.“ Ich fuhr nach vorne und stellte mich an den Straßenrand. Essen brauchte ich nicht mehr. Das hatte ich schon erledigt, während ich beim Supercenter zur Entladung stand. Ich machte es mir im Sleeper gemütlich und schaute vom Bett aus noch etwas fern. Irgendwann legte ich mich dann zum Schlafen hin.

Montag, den 14. Dezember 2020, 5:00 am, MST, Meridian, ID:

Mein Wecker holte mich um Fünf wieder aus meinen Träumen in die Realität. Ich hatte nur einigermaßen geschlafen. Auf der Zufahrtstraße zur Farm war zwar nichts los und es war entsprechend ruhig hier, die trockene Luft der Standheizung war aber nicht ganz meins. Ich stand auf und setzte als erstes einen Kaffee auf. Der würde mich nicht nur wach machen, er würde auch gegen die Trockenheit in meiner Kehle helfen. Wach wurde ich aber auch anders. Als ich den Truck verließ, um meine Blase zu entleeren und die Kanisterwäsche zu erledigen, merkte ich die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Es waren zwar nur knapp unter 30° Fahrenheit, aber das war eben unterhalb der Temperaturen, die ich gewohnt war. Als ich wieder im Truck war, freute ich mich, dass der Kaffee durchgelaufen war und ich mich wieder aufwärmen konnte. Für die PTI, die ich um sechs Uhr begann, holte ich dann auch meine Fahrerjacke aus dem Schrank, die ich äußerst selten nutzte. Der Winter war da. Nun musste ich mich auch etwas umstellen.

Nach beendeter PTI machte ich mich auf den Weg nach Colorado. Dort, in den Bergen, wäre es sicher auch nicht besser. Ich fuhr in südlicher Richtung auf die N Can Ada Road und kreuzte die US-26. Als ich von Meridian nach Nampa wechselte, wurde die Straße zum N Idaho Center Boulevard. Am Walmart Supercenter, wo ich gestern abgeladen hatte, vorbei, ging es zur Interstate 84. Diese nahm ich ostwärts in Richtung Boise. Nach 15 Meilen hatte ich die Hauptstadt Idahos erreicht. Sollte ich bis jetzt noch nicht gemerkt haben, dass es stellenweise recht glatt war, wurde man spätestens nun darauf aufmerksam. Grund dafür war ein Kipper Fahrer, der wohl ins Schleudern gekommen war und seinen Hinterkipper in einen Seitenkipper verwandelt hatte. Trailer und Ladung lagen nun auf der frostigen Interstate. Ob das gut für den Montagmorgenverkehr in Boise war, stand auf einem anderen Blatt.

Nach der Unfallstelle lief der Verkehr jedenfalls wieder. Die nächsten 165 Meilen konnte ich bei langsamem Hellwerden jedenfalls entspannt mit Tempomat 66 dahinrollen. Zum Sonnenaufgang sanken die Temperaturen weiter. So hatte ich bei Declo bereits weniger als 25° F. Hier ließ ich dann auch die I-26 links liegen und folgte weiter der I-84 E in Richtung Utah. An der Cotterel Weigh Station musste ich raus. Bei 76,364 lb Pendelte sich die Waage ein. Den Beamten war es sicher auch zu kalt, draußen einen Truck zu kontrollieren. Daher ließ man mich weiterfahren. Die abgestellten Trucks sahen hier auch eher nach Pause, als nach einer Kontrolle aus.

Ich setzte also meine Reise fort. Es dauerte auch nicht mehr allzu lange, dann vermeldete das Navi: „Crossing border – entering Utah.“ Die Fahrt verlief weiterhin entspannt, obwohl das Wetter wechselhaft blieb. Mal kam die Sonne zum Vorschein, dann kamen wieder leichte Schneeschauer runter. Es blieb auch unverändert kalt, als hätte jemand das Thermometer bei 25° festgetackert. Das war wohl auch den Cops und DOT Beamten zu kalt. Am Perry Port of Entry, ich war inzwischen auf der Interstate 15 in Richtung Süden, bekam ich gleich einen Bypass. Mir sollte es recht sein.
Salt Lake City passierte ich, laut der hier geltenden Mountain Time, High Noon. Auch die Stadt am großen Salzsee sah nun aus, wie ein Winter Wonderland.

Ich blieb weiter auf der I-15 S in Richtung Vegas. Die Interstates waren den ganzen Vormittag schon gut gepökelt, so konnte ich entspannt dahinrollen. Bei Spanish Fork verließ ich dann aber die Interstate und nahm die US-6 E in Richtung Price. Ich fuhr aber nur noch bis zu der kleinen Chevron Tankstelle an der Powerhouse Road. Dort steuerte ich aber nicht die Zapfsäulen an, sondern den Parkplatz. Ich erinnerte mich noch kurz an die schöne Laufrunde, die ich hier letztes Mal absolviert hatte. Bei den Temperaturen und der Aussicht, in einen Schneeschauer zu kommen, gewann der innere Schweinehund die Oberhand und ich verzichtete auf den Sport. Stattdessen hörte ich auf meinen Magen und ging ins Little Acorn. Ich hatte ja bereits letztes Mal festgestellt, dass der äußere Anschein trog und das Essen viel besser war, als die Optik des Lokals. Heute probierte ich die Steak Sandwich Combo. Da ich meinen Sleeper gemütlicher fand, als das Interior des Lokals, nahm ich das Ganze mit in den Truck. Dort verzehrte ich mein Essen in aller Ruhe. Hier zeigte die Uhr 2pm an, als ich meine Fahrt fortsetzte.

Am Nachmittag passierte das, was hier kommen musste. Hier, im Weststau der Rockies, mussten sich die Wolken abregnen, um über die Berge zu kommen. Das kannte ich ja auch von Sacramento und der Sierra Nevada. Bei den Temperaturen war es natürlich Schneeregen oder Schnee, was da von oben kam. So war der Schneeschauer länger anhaltend, der mich nun erwischte. Die Sichtweite ging auch merklich runter. Während ich hier sonst lieber leicht unterwegs war, um die Berge besser hoch zu kommen, freute ich mich heute über genügend Gewicht auf der Antriebsachse. In den Kurven merkte ich aber schon, wie „slippery“ die Straßen waren. Also hielt ich auch reichlich Abstand. Ich wollte nicht wissen, was der Zug bei einer Vollbremsung macht.

Als der Schneeschauer nachließ, war ich bereits auf der Interstate 70 angekommen. Nun ging es nur noch darum, wie weit ich heute noch kommen würde. Papa Joe’s war mir für meine Pause zu früh und zu unsympathisch. Ich fuhr also weiter auf Colorado zu. Dabei lief mir langsam die Zeit weg. Mein geplantes Ziel war eigentlich das Pilot Travel Center in Grand Junction. Da hatte mir nun aber das Wetter einen Streich gespielt. Ich beschloss die Fahrzeit bis aufs Letzte auszureizen. Vielleicht würde ich noch bis zu dem kleinen Truckstop in Fruita kommen. Auf den nächsten 60 Meilen kam dann so gut wie nichts. Nicht einmal eine Rest Area. Die waren alle in Gegenrichtung. Viel Zeit hatte ich nicht mehr auf dem E-Log, als das Navi meldete: „Crossing border – entering Colorado.“ Jetzt kam es auf die Anzeige im W-Pass an. Mit einem Bypass würde ich es gerade eben bis nach Fruita schaffen. Springt die LED auf Rot, reicht die Zeit nicht mehr aus. Ich hatte aber bereits in Perry und in Peerless an der US-6 jeweils einen Bypass bekommen. Drei in Folge waren selten, kamen aber vor. Ich näherte mich Loma und somit auch der Weigh Station. Dann schaltete die LED auf Rot. „Shit.“, fluchte ich durch die Zähne. Ich musste also raus. Es ging auf die Waage. 75,859 lb. Die Ampel sprang auf grün und mein E-Log auf 10:55. Das reichte nicht. Also gab es die nächste Nacht außerhalb von Duschmöglichkeiten und Restaurants. Zumindest gab es hier eine Parkmöglichkeit, wo ich geduldet wurde und saubere Toiletten. Immerhin. Ich verließ die Waage, stellte den Truck an die Seite und die Systeme auf Pause. Nach dem Mittagessen brauchte ich wenigstens nicht mehr viel zu Essen. Da würden mir eine Dose Tomatensuppe und ein paar scheiben Brot reichen.
Vorher nahm ich aber mein Handy und telefonierte eine ganze Weile mit Pam und Tim. Den beiden berichtete ich dann auch, dass ich quasi den ganzen Tag durch eine Winterlandschaft gefahren war. Für Pam, die ja bis Anfang des Jahres immer in San Diego gewohnt hatte, war das schon eine kleine Sensation. Schnee kannte sie nur aus dem Fernsehen oder von ein paar wenigen Ausflügen in die Sierra Nevada mit mir. Tim mussten wir erstmal erklären, was denn Schnee überhaupt war.
Nach dem Telefonat machte ich das Abendessen fertig. Den restlichen Abend verbrachte ich dann im Sleeper vor dem Fernseher.

Dienstag, den 15. Dezember 2020, 5:00 am, MST, Loma, CO:

Mein Wecker klingelte zur üblichen Zeit und holte mich aus meinen Träumen. Auch diese Nacht war nicht so gut. Dieses Mal kam zur trockenen Luft aus der Standheizung noch der Geräuschpegel, der an einer Weigh Station üblich war. Die Beamten aus Colorado kontrollierten auch offensichtlich 24/7 die Einreise aus dem Westen in ihren Staat. Ich war entsprechend müde. So war dann auch die erste Amtshandlung das Einschalten der Kaffeemaschine. Wenigstens hatte ich jetzt saubere Sanitäranlagen. Ich nutzte die Toilette und machte eine Schnellwäsche am Waschbecken. Um sechs Uhr begann ich mit der PTI, nach deren Abschluss fuhr ich dann los.

Der Weg zurück zur Interstate führte über den Kokopelli Trail, welcher mich zur Anschlussstelle Loma brachte. Hier nahm ich die I-70 E in Richtung Denver. Nach gut 10 Meilen verließ ich die Interstate wieder an der Ausfahrt 26, um bei Grand Junction weiter der US-50 E in Richtung Montrose zu folgen. Der morgendliche Berufsverkehr hatte bereits begonnen, so ging es etwas schleppend durch Grand Junction.

Ich überquerte den Colorado River und folgte immer der US-50. Ich passierte Delta und erreichte 20 Meilen später Montrose. Ich fuhr über die Townsend Avenue durch die kleine Stadt und blieb auch auf dieser, als die US-50 nach links weiter ging. Meine Strecke war nun die US-550. Kurz vor dem Ortsende ging es rechts in die Oak Grove Road, die nach einer Rechtskurve zur Rio Grande Avenue wurde. Rechterhand lag eine Süßwarenfabrik. Russel Stover Candies. Linkerhand war unser Lager. Ob man es genau deswegen hier platziert hatte? Das wäre immerhin ein Grund. Meines Wissens war das hier ein Zweigwerk, des in Kansas City ansässigen Süßwarenherstellers, der seit 2014 dem Schweizer Schokoladenriesen Lindt & Sprüngli gehörte. Selbstverständlich hatten wir diese Produkte im Sortiment.
Ich fuhr auf das Gelände unseres Lagers. ORBCOMM hatte mir Tor 20 zugeteilt. Ich setzte den Trailer ans Dock und schaute mir meinen Anschluss an:

PICKUP: CST-COMTJ
GATE: 20
TRAILER: RELOAD RE127289
FREIGHT: CONFECTIONERY
WEIGHT: 29,906 LB
UNLOAD: POR-CASFO
PRIORITY: STANDARD
REMARKS: COM. HAWAII HI202011547865

WAT-CASAC-JMU

Leider ging es nicht direkt nach Sacramento. San Francisco war aber in Ordnung. Falls meine Zeit nicht reichte, könnte man sicherlich einen Regional Driver mit dem Trailer losschicken. Ich hatte also erstmal wieder Wartezeit. Ich stellte den Reefer aber schonmal auf 50° F. So konnten die Süßwaren weder einfrieren, noch schmelzen. Um halb Zehn, Ortszeit, waren die Kartoffeln abgeladen und die Süßwaren aufgeladen. Ich konnte also wieder los. Ich nahm den gleichen Weg zurück, fuhr aber erstmal nur bis nach Montrose hinein. An der Zufahrt zum direkt am Ort liegenden Regionalflughafen war ein kleiner Truckstop. Immerhin hatte dieser eine Waage. Diese nutzte ich, um die Achslasten zu prüfen. Im Gegensatz zu sonst, schob ich die Achsen aber nicht so weit wie möglich nach vorn, sondern ließ sie so weit hinten, dass ich genug Gewicht auf der Antriebsachse hatte. Wer weiß, welche Überraschungen das Wetter noch für mich in Petto hatte.

Anschließend setzte ich meine Fahrt dann fort. Über die US-50 W fuhr ich wieder nach Grand Junction zurück, wo ich diese gegen die I-70 W in Richtung Utah tauschte. Mein nächster, unfreiwilliger Zwischenstopp, lag dann schräg gegenüber meines letzten Übernachtungsplatzes. Am Port of Entry Westbound. 65,282 lb zeigte die Skala und die Ampel wurde grün. Nun ging es endgültig zurück nach Utah.
Eine Stunde später ging, kurz vor der Ausfahrt 182 die Tankleuchte an. „Nee. Papa Joe. Du bekommst kein Geld von mir.“, sagte ich laut und grinste in mich hinein. Die für ihre hohen Preise bekannte Kult Tankstelle suchte ich nicht auf. „Einmal und nicht wieder.“
Stattdessen nahm ich die Ausfahrt 157 und nahm die US-6 W in Richtung Price / Salt Lake City. Durch die großen Tanks ging meine Tankleuchte ja sehr früh an. Daher blieb ich bis Spanish Fork auf der US-6. Dort fuhr ich zu der bekannten Chevron Tankstelle, wo ich nun auch volltankte.

Auf dem hiesigen Parkplatz machte ich nun auch meine Mittagspause. Genau wie gestern. Auch das „kleine Eichhörnchen“ wurde wieder besucht. Heute nahm ich wieder die Combo mit dem Country Sandwich. Durch die nach hinten verschobene Mittagspause war es bereits halb Vier, als ich mich wieder auf den Weg machte.

Über die US-6 W fuhr ich zur Interstate 15. Diese nahm ich nördlich in Richtung Salt Lake. In Utahs Hauptstadt wechselte ich auf die I-80 W in Richtung Reno. Ich beschloss dann, heute wieder meine Fahrzeit möglichst auszureizen. Bis nach West Wendover musste ich mindestens fahren, um morgen nach Hause zu kommen. Es konnte aber nicht schaden, etwas Reserve zu haben.
Mein nächster Zwischenstopp war wieder unfreiwilliger Natur. Die Westbound Seite vom Utah Port of Entry wollte mein Gewicht wissen. Mit den recht vollen Tanks brachte der Lastzug 66,815 lb auf die Waage. Das reichte, um die Kontrollbeamten zufrieden zu stellen. Ich durfte weiterfahren.
Die restliche Fahrzeit war auch noch so gut, dass ich an West Wendover vorbeifuhr.
Ich fuhr noch eine Stunde weiter und nahm dann die Ausfahrt 352A, East Wells.
Hier hatte ich drei Truckstops zur Auswahl. Vom Restaurant wäre mir eigentlich Petro mit einem Iron Skillet Restaurant am sympathischsten gewesen. Trotzdem entschied ich mich für das Flying J Travel Center. Da gefielen mir die Duschen besser und der Kaffee schmeckte besser. Durch meine Pause am Nachmittag wollte ich sowieso nicht mehr so viel essen. Am Truckstop nutzte ich heute auch nur noch die Toiletten und nahm mir auf dem Rückweg einen Salat aus der Frischetheke mit. Nach dem Telefonat mit Pam schaute ich noch etwas YouTube, bevor ich mich hinlegte.

Mittwoch, den 16. Dezember 2020, 4:00 am, PST, Wells, NV:

Nach einer angenehmen Nachtruhe stand ich um vier Uhr auf. Endlich hatte ich mal wieder die Möglichkeit, duschen zu gehen. Die letzten Tage hatte ich ja zu meinen Pausenzeiten immer so unglücklich gestanden, dass mehr als eine Wäsche nicht drin war. Auf dem Rückweg nahm ich mir auch einen Coffee to go mit. Den Kaffee für den restlichen Tag machte ich mir, wie gewohnt, selbst. Um fünf Uhr begann ich mit der PTI, in dessen Anschluss ich losfuhr. Über die US-93 ging es zurück zur Interstate. Hier nahm ich die I-80 W in Richtung Elko. Bis zu besagtem Ort kam ich aber erstmal gar nicht, weil ich an der Osino Weigh Station raus musste.

 66,644 lb sagte die Skala. Die LED wechselte auf grün und ich konnte weiterfahren. Die weitere Fahrt durch den Morgen und Vormittag verlief ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Es musste ja auch nicht immer irgendwas passieren. Es war trocken, aber kalt. Teilweise lag auch etwas Schnee. Viel kam östlich der Sierra Nevada meist nicht zusammen, das war hier aber generell bei Niederschlag so. So rollte ich die nächsten knapp 300 Meilen durch die winterliche Wüste auf Reno zu.

Kurz vor halb Zwölf verließ ich die Interstate an der Ausfahrt 21 und fuhr auf das Petro Stopping Center, Sparks. Die Gold Ranch wollte ich ja meiden. Das hatte ich ja vergangene Woche beschlossen. Also fuhr ich hierhin und füllte zuerst die Tanks. Anschließend machte ich hier direkt meine Mittagspause.

Im Iron Skillet gönnte ich mir heute ein Chicken Fajita Burrito. Es schmeckte einmal mehr köstlich. Auch, wenn ich Pilot / FlyingJ normal den Vorzug vor TA / Petro gab, das Essen im Iron Skillet fand ich jedenfalls besser.
Nach dem Mittagessen ging ich noch ein paar Schritte zur Verdauung über den Parkplatz und schaute mir die Trucks der Kollegen an. Rein von der Optik mochte ich ja die Klassiker lieber. Der praktische Nutzen war bei den modernen Trucks aber erheblich besser. Das galt nicht nur beim Verbrauch. Auch die Übersicht und das Platzangebot war bei den modernen Trucks besser. Wobei mein T680 inzwischen auch schon in die Jahre kam. Die Nachfolger standen aber bei beiden Paccar Marken in den Startlöchern. So gab es sowohl beim Kenworth T680, als auch beim Peterbilt 579 die 2021er Modelle, die mit neuer Aerodynamik, besserer Beleuchtung und voll digitalen Cockpits die Käufer zurückgewinnen wollten, die zeitweise abgewandert waren. Sehr skurril fand ich dann auch das Angebot von Peterbilt, den 389 mit einem digitalen Cockpit auszurüsten. Aber irgendwie hatte man das große Display einfach in das alte Armaturenbrett, welches man noch vom 386 kannte, hineingebastelt. Das passte meines Erachtens gar nicht zusammen. Alte Kabine, eng und möglichst noch mit geteilter Windschutzscheibe. Dazu dann ein modern gestaltetes Display. Wenn man die Ansicht wenigstens im Stil der bei den Klassikern beliebten Rundinstrumenten gestaltet hätte, wäre mir das noch halbwegs plausibel gewesen.

Als ich wieder bei meinem Dienstfahrzeug angekommen war, setzte ich die Fahrt nach Hause fort. Selbst, wenn ich meine Ladung selbst nach San Francisco bringen sollte, würde ich heute in Sacramento Feierabend machen. Alles andere machte für mich keinen Sinn.
Über die E Greg Street und den Sparks Boulevard fuhr ich zurück zur I-80 W in Richtung Sacramento. Nachdem ich Reno durchquert hatte, ging es in die Berge auf den Donner Pass zu. Die Gold Ranch strafte ich nur noch mit Ignoranz. Da ich aber auch in die Tiefhängenden Wolken kam, die sich im Tal des Truckee Rivers sammelten, wurde die Sichtweite sowieso geringer. Mein Heimatstaat begrüßte seine Besucher aber auch selten so wie heute.

An der CDFA Kontrollstelle lief es heute für mich sehr gut. Die Waage gab mir einen Bypass. Ich führte zwar Lebensmittel ein, aber nur Süßwaren und kein Obst oder Gemüse. Außerdem war es nur eine Transitladung nach Hawaii, was die Sache zusätzlich erleichterte. So kam ich ohne größere Kontrollen durch und war schnell wieder auf dem Weg nach Sacramento. Ich fuhr an Truckee und dem Donner Lake vorbei. Schließlich hatte ich die Passhöhe erreicht. Von jetzt an ging es überwiegend bergab, bis ich Sacramento erreichen würde.

Etwas später klingelte mein Telefon. Die Nummer der Dispatch stand im Display. „Hallo Danny.“, sagte ich also direkt zur Begrüßung. „Hallo Steve.“, begrüßte er mich ebenfalls. „Kannst du mir sagen, wie es mit deinen Zeiten ausschaut?“ „Für heute oder für die Woche?“, fragte ich zurück. „An sich müsste ich beides wissen.“ „Okay. Sacramento werde ich mit knapp über zehn Stunden Fahrzeit für heute erreichen. Dann wäre die Wochenfahrzeit bei 63 oder 64 Stunden.“ „Mhmm.“, hörte ich von Danny, während er überlegte. „Theoretisch könntest du also morgen San Francisco fahren. Du hast dann aber kaum Reserve.“ „Richtig. Ich käme in den Hafen und könnte dann eine direkte Rückladung übernehmen. Maximal noch über Oakland.“ „Mhmm. Das wird mir alles etwas knapp. Dann setze ich besser morgen einen Springer auf deinen Zug, während du deinen Reset machst.“ „Muss das sein?“ „Vorweihnachtsgeschäft. Hier rollt alles was Räder hat.“ „Ich muss aber nichts ausräumen. Oder?“ „Für einen Tag Reset? Quatsch. Nächste Woche sieht die Sache schon anders aus.“ „Das war klar. Bei zwei Wochen Urlaub.“ „Gut. Dann komm zum Platz und mach deinen Reset. Freitagmorgen um Fünf geht es dann für dich weiter.“ „Gut. Liegt bei euch eigentlich auch noch Schnee?“ „Hier hatten wir noch keinen. Das geht erst oberhalb von Auburn langsam los.“ „Okay.“ „Du weißt Bescheid?“ „Jup.“ „Gut. Ich muss dann hier weitermachen. Bye.“ Danny legte auf.
Es ging also genauso, wie ich es vermutet hatte. Ich konzentrierte mich also wieder auf die Strecke, die nun die Berge hinunterging.

Als ich Sacramento erreichte, war wirklich wieder alles grün. Die Temperatur war auch auf knapp über 50° F gestiegen. An der Ausfahrt 95 wechselte ich auf die I-80 BUS W, oder weniger kryptisch den Capital City Freeway. Nach der Überquerung des American Rivers wurde dieser zum Elvas Freeway, der Midtown von East Sacramento trennte. Mit dem Wechsel auf die CA-99 S hatte der Freeway zwei Namen. Der South Sacramento Freeway war schließlich Teil des Golden State Highways. Bei Lemon Hills verließ ich den Freeway und fuhr zum Zentrallager. Dort stellte ich den Lastzug auf einen der Parkplätz für komplette Züge. Ich packte noch schnell meine Schmutzwäsche zusammen, danach hatte ich Feierabend. Nun ging es nach Hause.

Dort angekommen, wurde ich mal wieder zuerst stürmisch von Tim begrüßt. „Mami, Daddy ist da.“, rief er dann quer durch die Wohnung. Kurz darauf erschien dann auch Pam im Flur. „Hallo Darling. Schön, dass du so zeitig da bist. Dann können wir gleich trotzdem pünktlich essen.“ Ich holte Pam erstmal in eine enge Umarmung und gab ihr einen langen Begrüßungskuss. „Hey Sweetheart.“, begrüßte ich sie dann. „Wie war die Woche ohne mich?“ „Einsam, wie immer.“, sagte sie mit einem Grinsen. „Ohne Tim würde ich hier vermutlich verrückt werden.“ „Nur noch eine knappe Woche. Dann habt ihr mich zwei Wochen am Stück am Hals.“, antwortete ich ebenfalls grinsend. „Vielleicht bin ich ja danach froh, dich wieder los zu sein.“ Ihr freches Grinsen sprach Bände. Da zupfte Tim an meinem Hosenbein. „Daddy, spielst du jetzt mit mir?“ „Lass mich eben schnell duschen. Dann können wir spielen.“

Der weitere Tag verging wie im Flug. Nach dem Duschen spielte ich bis zum Abendessen mit Tim. Dann gab es ein Risotto, welches Pam nach einem Rezept ihrer Mutter gemacht hatte. Ich war immer wieder erstaunt, wie Pam sich mit Mitte Zwanzig bereits an ihre Rolle als Hausfrau und Mutter gewöhnt hatte. Unter normalen Umständen wäre sie sicher auch inzwischen wieder berufstätig. Durch die Pandemie hatten sich aber eben auch diese Prioritäten geändert. Ich war gespannt, wie sich das im nächsten Jahr weiter entwickeln würde.

Nach dem Essen spielte ich noch eine Stunde mit Tim. Danach machte ich ihn langsam bettfertig. Schließlich lag er im Bett und ich las ihm seine Geschichte vor. Es dauerte noch eine Weile, dann fielen ihm aber die Augen zu.

Den weiteren Abend verbrachte ich mit Pam auf der Couch. Sie kuschelte sich an mich und genoss ganz offensichtlich meine Anwesenheit. Vom Fernsehprogramm, was nebenbei lief, bekamen wir beide nicht wirklich viel mit. Schließlich verlagerten wir unsere Zärtlichkeiten ins Schlafzimmer.

Donnerstag, den 17. Dezember 2020, 7:30 am, PST, Sacramento, CA:

„Daddy, wach werden.“, waren heute mal wieder die ersten Worte, die ich hörte. Tim übernahm mal wieder die Funktion des Weckers. Als ich mich auf den Rücken drehte und langsam die Augen öffnete, kletterte der Kleine aufs Bett und setzte sich dann rittlings auf meinen Bauch. „Daddy, wach werden.“, wiederholte er seine Forderung. „Muss das sein?“, brummte ich verschlafen. „Muss sein. Mir ist langweilig.“, war die Antwort. „Warum weckst du nicht Mami?“, versuchte ich einen Ausweg. „Mami ist schon wach.“ Ich drehte meinen Kopf zu Pams Seite und stellte fest, dass sie leer war. „Wo ist denn Mami?“, fragte ich. „Im Badezimmer.“ „Und da ist dir nichts Besseres eingefallen, als mich auch wach zu machen?“ „Mami hat gesagt, ich soll Daddy wecken.“, verteidigte sich Tim. „Mami hat dir aber nicht gesagt, was dann passiert.“, sagte ich und begann Tim zu kitzeln. Der Kleine war nämlich ziemlich kitzelig. Er krümmte sich und kicherte. Dabei fiel er von meinem Bauch auf Pams Seite. Er versuchte sich zu wehren, kam aber nur an meine Hände. Das ging so weiter, bis Pam, nur mit einem Duschtuch bekleidet und einem Handtuch um die Haare, in der Zimmertür stand. „Lasst das Schlafzimmer stehen.“, sagte sie amüsiert. „Guten Morgen, Sweetheart.“, begrüßte ich sie. „Hallo Darling.“ Sie kam zu mir und gab mir einen Kuss. „Kannst du Frühstück machen? Ich muss noch schnell die Haare föhnen.“ „Ich will aber mit Daddy spielen.“, beschwerte sich Tim. „Ihr könnt nachher noch genug spielen.“, sagte Pam. „Einer von uns muss nachher auch noch Einkaufen fahren.“ „Das könnte ich auch machen.“ Tim guckte mich böse an. Das entsprach nicht seiner Planung. „Lieber spielen.“, sagte er schmollend. Pam und ich mussten lachen.
Ich stand dann auf und erledigte schnell meine Morgentoilette. Pam zog sich derweil an. Dann ging sie wieder ins Bad um sich fertig zu machen und ich machte das Frühstück.

Beim Frühstück besprachen wir dann den weiteren Tag. Tim würde dabei sicher nicht zu kurz kommen. Anschließend kam Pam nochmal auf das Wetter auf meiner letzten Tour zu sprechen. „Hattest du eigentlich viel Schnee?“ „Hätte schlimmer sein können.“ „Wie fährt es sich denn dabei?“ „Du weißt schon, wie rutschig es sein kann, wenn es nach langer Zeit das erste Mal regnet.“ „Natürlich.“ „Mit Schnee und Eis ist es noch schlimmer.“ „Wow. Klingt krass.“ „Für jemanden aus San Diego unvorstellbar?“ „Vermutlich.“ „Dann fahren wir bald mal zum Lake Tahoe.“, sagte ich grinsend. „Kommt das eigentlich auch hierhin?“ „Möglich, aber unwahrscheinlich.“ „Haben wir denn Reifen dafür auf dem Auto?“ „Da sind Allwetterreifen drauf. Für Sacramento reichen die normal aus.“

Nach dem Frühstück ging ich ins Bad und machte mich fertig. Danach wollte ich einkaufen fahren. Tim quengelte dann so lange, bis ich ihn schließlich mitnahm. Da ich es nicht gewohnt war, mit einem Kind einkaufen zu gehen, hatte ich hinterher, neben den Sachen, die mir Pam aufgeschrieben hatte, noch einiges an Süßkram und eine Packung Legosteine im Einkaufswagen. Den Einkauf quittierte Pam dann mit rollenden Augen, als wir wieder zurück zu Hause waren. „Hat Tim wieder seinen Willen bekommen?“, sagte sie zu mir. Dabei wusste sie nicht, ob sie streng gucken sollte oder mich doch besser auslachen. „Bei mir versucht er das schon gar nicht mehr. Er weiß genau, dass er was bekommt, wenn er sich eine Belohnung verdient hat.“ „Dann musst du die Sachen so lange horten, bis er wieder was bekommen soll.“ „Den Süßkram teile ich ihm ein. Ihm jetzt die Legos wegzunehmen, wäre gemein. Dafür wirst du gleich sicher zum Lego bauen eingeteilt.“ „Da kann ich mit leben.“, sagte ich grinsend. „Es ist ja wenigstens nichts in Richtung, du weißt schon.“, sagte sie mit geheimnisvollem Lächeln. Sie spielte auf unser Weihnachtsgeschenk an. Ich zwinkerte ihr zu. „Natürlich nicht. Auch wenn er sowas haben wollte.“ „Will er im Moment immer. Jedes Mal, wenn er sowas sieht. Egal ob im Geschäft oder in Wirklichkeit.“

Wie vermutet, verbrachten Tim und ich die Zeit bis zum Mittagessen damit, mit Lego zu spielen. Lange würde es vermutlich nicht mehr dauern, bis er die großen Duplo Steine gegen die, von Lego Classic tauschen würde. Momentan waren es aber noch die Duplos.

Schließlich rief uns Pam zum Lunch. Tim behauptete zwar, er habe keinen Hunger, weil er weiterspielen wollte. Am Tisch aß er dann aber doch gut. Es schmeckte aber auch wieder mal ausgezeichnet.

Da sich am Nachmittag noch die Wolken auflösten, beschlossen wir noch zum Spielplatz zu gehen. Während wir auf der Bank die Dezembersonne genossen, fand Tim wieder ein paar Spielkameraden, mit denen er rumtoben konnte. „Wenigstens hier ist er auch mal mit gleichaltrigen zusammen.“, sagte Pam. Ich stellte noch was anderes fest. „Durch den hohen Anteil von Hispanics und Latinos in Lemon Hills, war es gar nicht schlecht, dass du mit ihm spanisch übst.“ „Das war einer der Gründe, warum ich seinerzeit meine Meinung geändert habe.“, sagte Pam grinsend. „Tim kommt vom Aussehen nun mal sehr nach mir. Daher war das naheliegend. Unser Sohn soll kein Außenseiter werden.“ „Verstehe.“, sagte ich. Dabei dachte ich noch etwas nach. „Du erzählst immer, dass dir das so wichtig ist, weil du als Schülerin gemobbt worden seist. Das kommt mir immer komisch vor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du in South San Diego eine Außenseiterin warst.“ Sie schaute mich überrascht von der Seite an. „Habe ich dir das wirklich noch nie erzählt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe da aber auch nie näher nachgefragt.“ „Du hast schon recht. In San Ysidro war ich natürlich keine Außenseiterin. Da leben schließlich mehr Hispanics, als Weißb… ähm weiße.“ „Ich hab mich auch immer gewundert, aber nie näher drüber nachgedacht.“ „Das war damals in der High-School. Zelda hatte damals gerade mit ihrem ersten YouTube Kanal angefangen und wir hatten deswegen Streit.“ „Wieso?“ „Weil Zelda glaubte, ich sei ihre persönliche Kamerafrau. Ständig hieß es, film das. Das ist Top für den Kanal. YouTube hier und YouTube da. Das ging mir tierisch auf die Nerven.“ „Verstehe. Ich kann mir bis heute nicht vorstellen, dass Miguel das so mitmacht. Inzwischen sind die beiden auch schon vier Jahre zusammen.“ „Weißt du, wenn Miguel sagt, Chica, es reicht, wird auch Zelda mal was nicht posten.“ „Okay. Zurück zum Thema.“ „Tja. Irgendwann hab ich Zelda gesagt, dass ich nicht ihre persönliche Assistentin und Kamerafrau bin. Dann haben wir uns gezofft. Wir haben dann bestimmt zwei Monate nicht miteinander geredet.“ „Aha.“ „In unserer Klasse auf der High-School gab es aber noch eine Girls Clique, die ich total cool fand.“ „Lass mich raten. Die Mädels waren keine Hispanics oder Latinas.“ „Genau.“ „Also waren die doch sicher eher die Minderheit.“ „Auf der San Ysidro High? Natürlich. Trotzdem waren sie cool. Vor allem hatten sie etwas mehr Geld, als die meisten anderen.“ „Verstehe.“ „Ich wollte dann zu der Clique gehören. Das war der Fehler.“ „Lass mich raten. Als Halbmexikanerin, warst du ihnen noch zu wenig… Weißbrot.“ Pam nickte mit einem gequälten Lächeln. „Das Schlimmste war, dass sie mich nicht nur abgelehnt und dafür aufgezogen hatten, sondern dass es die Runde durch die halbe Schule machte.“ „Ich kann mir das gar nicht vorstellen.“ „Das Ergebnis war, dass mich nicht nur die weißen mieden, die das schon immer taten, sondern auch die Hispanics, weil ich mich ihrer Meinung nach abtrünnig verhalten hatte.“ „Wie lange ging das so?“ „Das war unterschiedlich. Bis ich mich mit Zelda ausgesprochen hatte, wurde ich von allen gemieden. Zelda hatte dann irgendwann Mitleid. Daher die Aussprache. Später hat Zelda dann auf ihrem Kanal ein Video veröffentlicht, welches die linke Tour der Clique bekannt machte. Das und der Umstand, dass wir wieder befreundet waren, sorgte dann dafür, dass ich langsam wieder beliebter wurde.“ „Wie ging es dann weiter?“ „Naja. Es hat dann eigentlich gedauert, bis ich mit Miguel zusammenkam. Er hat dann allen gedroht, dass sie Ärger bekommen würden, wenn sie was gegen mich tun oder sagen würden. Bis ich dich kennengelernt hatte, hab ich eigentlich kaum was mit Weißen zu tun gehabt. Wenn, dann nur beruflich, wenn ich gekellnert habe. Du warst der erste weiße, dem ich nachgegeben habe. Angebote gab es vorher schon.“ „Ein Wunder, dass du dich mit mir abgegeben hast.“ Pam errötete leicht bei dem Gedanken. „Naja. Du warst immer freundlich zu mir. Außerdem warst du ja sehr hartnäckig. Außerdem…“, jetzt wurde sie wirklich rot. „So schlecht sahst du nicht aus. Groß, gut gebaut, dann die eindrucksvolle Uniform als Marine-Ausbilder.“ „Ich sah nicht schlecht aus?“, fragte ich irritiert. „Hör auf. Du bringst mich in Verlegenheit.“, sie versteckte ihr Gesicht hinter den Händen. Ich begann zu lachen. „¡Estúpido!“, schimpfte sie. Dann musste sie auch lachen. „Jedenfalls war das die schlimmste Zeit meines Lebens.“, sagte sie nun. „Verstehe. Deshalb willst du Tim davor schützen.“ „Genau. In San Diego wohnten wir ja hinterher im Midway District. Ich dachte erst, in Lemon Hills wäre es ähnlich wie dort. Daher wollte ich erst nicht, dass Tim spanisch lernt. Nachdem ich aber festgestellt habe, dass hier bald mehr Latinos und Hispanics wohnen, wie weiße, macht es Sinn, dass er sich seine Freunde selbst sucht.“ Wir blickten zu Tim, der gerade mit einem gleichaltrigen Latino und einem etwas älteren blonden Mädchen spielte. Pam blickte sich um. Ihr Blick blieb bei den vermeintlichen Eltern des kleinen Mädchens hängen. Auf der Bank saßen zwei Männer Hand in Hand. „Wir sollten unsern Sohn zur Toleranz erziehen. Ganz egal, ob es Rassen oder sexuelle Orientierung angeht.“ „Du sagst es, Sweetheart.“ Wir nickten dem Paar zum Gruß zu und dann gab ich Pam einen Kuss.

Wir blieben noch eine Weile auf dem Spielplatz. Später kamen wir noch mit den Eltern des Mädchens ins Gespräch. Einer der beiden war der biologische Vater der Kleinen. Vor seinem Outing hatte er versucht, mit Frau und Kind eine Alibi Familie zu haben. Dann hatte er seinen Partner kennengelernt und die beiden verliebten sich. Nach der einvernehmlichen Scheidung von der Mutter der Kleinen war das Mädchen bei dem Vater geblieben. Die Mutter zog die Karriere dem Kind vor, sah die Tochter aber regelmäßig. Jetzt waren alle glücklich. Die Kleine ging auch locker damit um, dass sie eben zwei Papas hatte und ihre Mama woanders wohnte.

Schließlich gingen wir wieder zurück nach Hause. Während Pam das Dinner zubereitete, spielte ich mit Tim noch weiter mit den Legosteinen.
Nach dem leckeren Abendessen spielten wir noch ein Brettspiel mit Tim. So war es wieder schnell Zeit, Tim ins Bett zu bringen.
Nachdem er eingeschlafen war, verbrachten Pam und ich noch etwas Zeit auf der Couch vor dem Fernseher. Sie kuschelte sich an mich und genoss die Streicheleinheiten, die sie dabei von mir bekam. Leider wurde es viel zu schnell Zeit, dass wir schlafen gingen. Auch morgen musste ich wieder um fünf Uhr im Truck sein.

Hinterlasse einen Kommentar