Montag, 16.09.2019 Uppsala
03:00 Uhr. Dong…. Dong… Dong…
Die Hells Bells der australischen Rockmusiker melden das Ende unseres Wochenendes. Ich gebe Sandra einen Kuss. Sie schlägt die Augen auf. „Ist das jetzt echt schon Montag?“ „Leider ja, Süße.“
In der vergangenen Woche haben wir ab Mittwoch gemeinsam noch so einiges an Bürokram erledigen können und es sogar mal wieder geschafft am Nachmittag für ein paar Stunden mit den Kajaks aufs Wasser zu gehen. Irgendwie hatte das ja was… von normalen Arbeitszeiten.
Mit den `normalen Arbeitszeiten´ war es jetzt aber erst mal wieder vorbei. Wir sitzen beim Frühstück und Sandra gähnt herzhaft. Ich muss schmunzeln. „Hej, lachst du etwa?“ „Niemals. Frühestens nach dem zweiten Kaffee.“ Sandra schaut zu meiner Tasse rüber und schmunzelt nun ihrerseits. Dann schnappt sie sich die Kanne um mir nachzuschenken.
…
Es ist 04:35 Uhr. Wir räumen fix den Küchentisch ab und stellen den Geschirrspüler an. Dann umarmt mich Sandra und ich gebe ihr einen Kuss… „En mer, tack.“ Wie immer bekommt mein Schatz noch einen weiteren Kuss.
„Ich wäre gerne mit dir nach Zypern mitgefahren.“ „Ich weiß.“ Sandra seufzt. „Kör försiktigt. Wir telefonieren heute Abend.” Sie steigt in ihren Alfa um zum Busdepot ihrer Eltern in Stockholm zu fahren. Den rovfågel hatte ich gestern bereits vorbereitet, sodass ich ihn jetzt nur starten und die Abfahrtkontrolle machen muss. Punkt 05:00 Uhr rolle ich vom Hof. Radio an.
I wish i was a hunter in search of different food / i wish i was the
animal which fits into that mood / i wish i was a person with
unlimited breath / i wish i was a heartbeat that never comes to rest
Mit diesem Titel von Thomas D. und einigen weiteren, die ein lokaler Radiosender jetzt so in den frühen Morgenstunden spielt läuft die Zeit bis zur Ladestelle in Stockholm ziemlich fix weg.
Dort lade ich einen Teil des Auftrags von Maier-Flink für Zypern, sowie ein paar Paletten die zu einer Baustelle in Helsingborg sollen. Das Laden geht zügig voran und auch auf meiner Rennstrecke, der E4, ist so wenig los dass ich mit unter sieben Stunden Fahrzeit um kurz vor 14:30 Uhr die Baustelle erreiche.

Ich lasse den Zug auf der Straße stehen und stiefele direkt zum Bürocontainer. „Hejda. hansekontor Uppsala. Jag har några pallar från Stockholm …” ”Fahr auf den Platz und mach auf. Kann aber ein bisschen dauern – uns ist gerade der Teleskoplader abgesoffen.“

Knapp eine Stunde nach der Ankunft ist dann aber entladen und die Gardine wieder zu. Da die Baustelle ziemlich eng ist bin ich ganz zufrieden den Auflieger mit der etwas versetzten und lenkbaren letzten Achse auf der Sattelplatte zu haben.
Knapp zwanzig Kilometer später fahre ich dann am Trafikplats Rydebäck von der E20 ab und stelle mich zum Feierabend an der OKQ8 auf den Parkplatz.



Mittwoch, 18.09.2019, München.
12:26 Uhr. Ich setze den Blinker und schwenke auf den Hof meiner Münchener Niederlassung ein. An der Betriebstankstelle stelle ich den rovfågel ab und beginne mit der Fütterung.

Fünfhundert Liter später hänge ich den Zapfhahn zurück an die Säule. Dann schaue ich noch in den Büros vorbei. Zuletzt in dem der Disposition wo Conny und Florian beide am Telefon hängen und parallel dazu die Computer quälen. Fast gleichzeitig legen sie auf. „Moin.“ „Hi Chef.“ ertönt es unisono. „Das sah gerade aus als wenn ihr miteinander telefoniert hab.“ Conny zeigt mir mit einem Lächeln einen Vogel. „So weit stehen unsere Schreibtische dann auch nicht auseinander. Hast du schon Mittag gegessen?“ „Nö. Das wollte ich aber tun bevor ich mich nachher weiter Richtung Süden bewege.“ „Wann geht’s weiter?“ „Kurz vor 14:00 Uhr. Muss noch rüber bei Maier-Flink was laden.“


Donnerstag, 19.09.2019, irgendwo hinter Sarajevo.
Nachdem ich gestern schon den ersten Zehner verbraten hatte und bis kurz vor Salzburg gekommen war ging es mitten in der Nacht wieder los. Genau das richtige um Kilometer zu fressen.



In dem Sinne ist heute dann der zweite Zehner irgendwo auf der Fahrt durch Österreich, Kroatien und Bosnien auf der Strecke geblieben. Natürlich mit den entsprechenden Pausen. Der digitale Wächter mahnt inzwischen zum Feierabend. Blinker rechts…


…
Es ist 21:00 Uhr als mein Telefon klingelt. Mit einem halben Auge sehe ich im Display, dass es Sandra ist und nehme ab. „Hej min älskling.“ Bei dem Satz muss ich gähnen. „Hej. Hab ich dich geweckt?“ „Ja. Aber du darfst das auch. Bei dir alles okay?“ „Ja. Ich bin gerade wieder zu Hause angekommen. Hab die Woche jetzt mit Papa zwei Fernbus-Umläufe weg. Das reicht mir an Lebendware erstmal wieder.“ „So chaotisch?“ „Eigentlich nicht. Aber im Bus kann ich die Musik nicht so laut aufdrehen. Wie weit bist du bisher gekommen?“ „Ich bin inzwischen hinter Sarajevo. Zwei Zehner hab ich die Woche schon weg; ich hoffe dass mir nichts dazwischenkommt und ich bis zur türkischen Grenze komme.“
…
Sandra gähnt. „Ich glaube du musst ins Bett.“ „Ja, ich glaub’s auch. Und du? Legst du dich noch mal hin?“ „Eher nicht. Kurz nach Mitternacht will ich weiter. Jag önskar en god natt och söta drömmar.” ”Tack. Fahr vorsichtig nachher. Jag älskar dig.”
Freitag, 20.09.2019, irgendwo hinter Sarajevo.
00:10 Uhr. Die Abfahrtkontrolle habe ich erledigt. Ich verkrümel mich noch einmal fix hinter den nächsten Busch um Platz für den nächsten Kaffee zu schaffen. Zurück am rovfågel fülle ich mir eben diesen in die Thermotasse; dann geht es los..
M5, E-761, E-763, E-75, A1… Kurz nach 04:00 Uhr dann eine Stunde Pause bei Nis; gegen 07:30 Uhr passiere ich die Grenze zu Bulgarien..
…
Ich rolle an der türkischen Grenze auf einen Parkplatz. 08:29 Stunden Fahrzeit für den heutigen Tag. 42:23 Stunden für die Woche. Der V8 verstummt und ich stelle das EG-Kontrollgerät auf Pause als die Uhr gerade auf 09:36 Uhr umspringt.
