12. Der neue Truck

Freitag, den 9. September 2017. Mittags:

Auch heute Mittag wurde ich wieder vom Klingeln meines Telefons geweckt. Auch heute stand wieder die gleiche Nummer aus Sacramento im Display. „M.M. Trucking, Murdock, guten Tag.“, sagte ich vermutlich auch genauso verschlafen, wie gestern. „Um Gottes Willen. Habe ich Sie schon wieder geweckt?“, erschreckte sich Johnson, der Verkäufer von Kenworth. „The same procedure as last day.“ War meine Antwort. (Auch, wenn Dinner for one in den USA gänzlich unbekannt ist.) „Es tut mit unendlich leid.“, sagte Johnson unterwürfig. „Aber ich habe auch wichtige Informationen für Sie.“ „Dann erzählen Sie mal.“, sagte ich mit einem nicht unterdrückten Gähnen. „Also erstens, die Zugmaschine ist auf Sie zugelassen. Die Papiere und die Kennzeichen habe ich hier. Nach Rücksprache mit Ihrem Vater holt er die Sachen aber nachher hier ab.“ „Wieso haben Sie da mit meinem Vater Rücksprache gehalten?“ „Wegen der Reservierung des Sonderkennzeichens.“ „Was für ein Sonderkennzeichen?“ „Sie wissen das gar nicht?“ „Ich weiß nicht wovon Sie reden.“ „Dann werde ich da jetzt nichts weiter zu sagen.“ „Sie sagten vorhin aber erstens. Daher sollte noch was von Ihnen kommen.“ „Richtig. Wegen dem Einbau der ORBCOMM Anlage haben wir Ihre Zugmaschine nach Elko überführt.“ „Wieso nicht nach LA? Eine Ladung dahin hätte ich bestimmt einfacher bekommen.“ „Das mag ja sein. LA ist mit Sicherheit größer, als die Niederlassung in Elko und sie bekommen auch leichter Aufträge in diese Richtung. Aber wir hatten das Problem, dass wir Ihr Fahrzeug in LA erst Mitte kommender Woche fertig bekommen hätten. Speziell die Elektroniker in LA sind mehr, als nur ausgelastet. Das sieht in Elko schon besser aus. Da habe ich das Fahrzeug heute noch in die Werkstatt bekommen. Sie können die Maschine dann ab morgen Mittag übernehmen und der Elektroniker ist auch noch da und kann Ihnen eine Einweisung in das Gerät geben.“ „Das ist natürlich ein Argument. Dann muss ich wohl eine Ladung nach Elko finden.“ „Wie bekommen Sie denn Ihre alte Zugmaschine wieder zurück?“ „Wir fahren mit zwei Fahrern.“ „Verstehe. Ich wünsche Ihnen dann ein angenehmes Wochenende und viel Spaß mit der neuen Zugmaschine. Wir sehen uns dann zur ersten Inspektion.“ Wir legten auf und ich fing an zu grübeln.
Was hatte Dad denn für ein Sonderkennzeichen bestellt? Keine Ahnung, was das sein sollte. Als nächstes nahm ich dann wieder mein Telefon und rief in der Dispatch an. Natürlich hatte ich um diese Zeit noch Keela am Telefon. „Hallo mein Schatz. Kannst du schon wieder fahren?“ Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war halb Eins. „Leider noch nicht. Um viertel nach Eins kann ich die PTI beginnen und um halb Zwei losfahren.“ „Also in einer Stunde. Was gibt es denn sonst?“ „Habt ihr eigentlich Ladungen nach Elko, Nevada?“ „Das kommt schon mal vor. Warum?“ „Weil ich da morgen hin muss.“ „Sollte die Maschine nicht nach LA gebracht werden?“ „Das habe ich auch gedacht. LA war dicht. Jetzt steht sie in Elko.“ „Vielleicht hättest du doch was anderes kaufen sollen.“, sagte Keela lachend. „Das liegt nicht an der Marke, sondern an den Idioten hier beim Händler. Wo gibt’s denn sowas, dass man sich nur auf einen Anbieter von Satellitenkommunikation festlegt?“ „Offensichtlich bei Kenworth in Sacramento.“ „Bekommst du denn eine Ladung für mich?“ „Deine Ladung ist schon geblockt. Du bekommst gleich bei FedEx einen 48 Fuß Dry Van mit einer Ladung diverser Lebensmittel, 43.000 lb für deinen Lieblings Neighborhood Market.“ „Keela, du bist ein Schatz.“ „Ich weiß.“, sagte sie mit einem gewissen Unterton in der Stimme. „Danke. Dann leg bitte Charlie einen Zettel hin, dass das dringend ist, dass ich da hinkomme. Wenn es nicht anders geht, dann eine Ladung nach Winnemucca oder Reno. Elko wäre aber besser.“ „Klar. Wenn bis Zwei noch was nach Elko kommt, dann blocke ich das auch.“ „Danke meine Süße.“ „Dafür kommst du aber heute Abend noch ein Stündchen vorbei.“ „Alles, was du willst. Mein Schatz.“ „Dann bis heute Abend.“ Wir beendeten das Telefonat und ich begann mich langsam fertigzumachen.

Um viertel nach Eins begann ich mit der PTI und um halb Zwei machte ich mich wieder auf den Weg. Knappe fünf Minuten später kam ich bei FedEx an. Ich forderte meine Ladung ab und machte dann den Papierkram. Dann konnte ich auf den Hof fahren und aufsatteln. Da bereits vorher festgestanden hatte, dass ich die Ladung abholen würde, hatte man auch einen Walmart Trailer geladen. Es war mal wieder einer der älteren 48 Fuß Dry Van. Ich sattelte auf und machte meine PTI. Dabei fiel mir auf, dass mir die Trailer Nummer und das Kennzeichen irgendwie bekannt vorkam. Diesen Trailer hatte ich mit Sicherheit schon mal gehabt. Gegen viertel vor Zwei war ich startklar und ich fuhr los. Dabei fiel mein Blick auf die Tankuhr. Wenn ich jetzt tanke, dann brauche ich das bei diesem Truck nicht mehr machen. Dachte ich dann. Dabei kam mir gar nicht in den Sinn, dass der Diesel in Nevada günstiger war, als in Kalifornien.
An der nächsten Straßenecke kam eine Tankstelle, die ich kannte, weil ich hier auch schon mal getankt hatte. Ich hielt also an und füllte die Tanks. Danach machte ich mich dann endgültig auf den Weg nach Sacramento.

Zuerst ging es wieder zurück auf die Route 101 in Richtung Santa Cruz. So war ich ja gestern auch hierhin gefahren. Ich beschleunigte auf 55 Meilen und hielt dann das Tempo. Dabei dachte ich mit Vorfreude daran, dass ich dann ab morgen auch einen Tempomat einlegen konnte und eine Jake Brake für die Berge hatte. Alles Sachen, von denen ich bisher nur träumen konnte. Für einen Freitagnachmittag war der Verkehr relativ ruhig. Ich konnte also recht entspannt dahinrollen.

So ging der Nachmittag dahin und ich näherte mich nicht nur Sacramento, sondern auch dem Abend mit Keela. Bei Gilroy wechselte ich dann auf die CA-152 in Richtung Osten. Auf der blieb ich aber auch nicht allzu lange. Ich konnte nämlich bald auf die Interstate 5 in Richtung Norden abbiegen. Nun war ich wirklich auf direktem Weg nach Hause.
Nun verstrich der Nachmittag endgültig und der Abend brach heran. Zum Glück blieb der Verkehr auf der Interstate entspannt. Laut den Verkehrsmeldungen im Radio war der meiste Verkehr in Richtung der Küsten unterwegs. Man wusste ja nicht, wie viele Wochenenden dieses Jahr noch kommen würden, an denen man am Strand in Nordkalifornien noch was machen konnte. Keela musste dieses Wochenende ja auch darauf verzichten, da sie ja Bereitschaft hatte.

Es ging dann schon stark auf acht Uhr zu, als ich dann in Sacramento ankam. Ich fuhr, wie fast immer an der Ausfahrt zur Downtown ab und hatte es dann nicht mehr weit bis zu dem bekannten Neighborhood Market. Dort traf ich dann ziemlich genau um acht Uhr ein. An diesem Abend war auch nur der stellvertretende Marktleiter da. Natürlich kam die obligatorische Frage, ob ich die Altverpackungen mitnehmen würde. Als ich das verneinte, bestand er darauf, dass ich mich noch mal mit der Dispatch in Verbindung setzen sollte. Ich nahm also mein Handy und rief bei Charlie an. „Hallo Marc. Bist du schon in Sacramento?“ „Bin ich. Der stellvertretende Marktleiter besteht darauf, dass ich mich mit dir in Verbindung setze.“ „Du kannst die Verpackungen nicht mitnehmen, weil ich hier einen wichtigen Reefer nach Elko für dich stehen habe.“ „Das glaubt der mir eh nicht.“ „Du möchtest ihm wahrscheinlich auch nicht sagen, wie du mit Nachnamen heißt.“ „Soll ich jetzt damit Eindruck schinden, dass ich Frank Murdocks Sohn bin?“ Das hatte ich unbewusst in diesem Moment getan. Der stellvertretende Marktleiter stand ja neben mir. Beim Namen meines Vaters zuckte er schon etwas zusammen. „Du kannst ihm ja selber sagen, dass ich anders verplant bin.“ Ich reichte dem Typen das Handy rüber. Der sagte in dem Moment aber schon. „Nein, nein. Ist schon gut. Ich glaube das ja.“ Ich nahm das Handy wieder zurück und sagte zu Charlie: „Also zu dir zum Zentrallager.“ „Ja, genau.“ „Okay. Bis gleich.“ Der stellvertretende Marktleiter wollte mich jetzt wohl noch ärgern, indem er mir Tor 1 nannte. Das hatte ich aber vorher gewusst. Mit einem 48 Fuß Trailer war das ja kein Problem. Ich bekam meine Quittungen und ging dann zurück zum Mack. Nun setzte ich den Trailer nach hinten in die Ecke und sattelte ab. Dann fuhr ich zum Zentrallager.

Als ich dort in das Büro kam, begann Charlie wieder zu lachen. „Das hast du klasse gemacht.“, sagte er lachend. „Dich am Telefon darüber aufzuregen, dass du mit deinem Namen punkten könntest und ihn damit zu nennen. Ich wäre hier bald vom Stuhl gefallen.“ „Und das war auch noch unbeabsichtigt.“ Charlie bekam sich bald nicht mehr ein. „Echt jetzt? Ich dachte das war Taktik.“ „Nicht wirklich.“ „Dann war der ja noch besser.“, sagte Charlie immer noch lachend. Dann wurde er aber wieder ernst. „Normal könnte ich jetzt sagen, du schuldest mir was. Da du aber die Woche so viel Theater mit Danny hattest, habe ich dir den Gefallen getan. Wir haben jetzt eine Ladung vorgezogen, die eigentlich erst am Montag nach Elko sollte. Der Trailer ist auch schon fertig beladen. Ich würde es auch begrüßen, wenn du ihn gleich mitnimmst. Sonst ist die Ladung vielleicht morgen weg.“ „Okay.“ Du bekommst einen 48er Reefer mit Tiefkühlware für einen 7Eleven in Elko. Sind 34.000 lb. Es ist mir auch in diesem Fall egal, ob du heute noch bis Reno fährst und dann morgen den Rest, oder ob du morgen mit Joe zusammen die Tour von hier aus fährst. Die Ankunftszeit ist ja die gleiche. Für die Rücktouren ist ja sowieso deine Freundin zuständig.“ „Gut.“ Wir erledigten den Papierkram und ich wünschte Charlie ein schönes Wochenende. Als ich schon fast aus dem Büro raus war, winkte mich Charlie noch mal zurück. „Ich gebe dir mal einen Tipp. Achte mal auf das Geburtsdatum deiner Süßen. Du solltest bald nach einem Geschenk schauen.“ Ich wurde kurz blass. „Wann hat sie denn?“ „Keine Panik.“, sagte Charlie lachend. „Erst am 20. Aber so lange ist das auch nicht mehr hin.“ Das konnte man sich doch merken. Sie hatte genau zwei Monate vor mir. Das ging ja.
Ich ging dann zum Mack und fuhr auf den Platz. Dann sattelte ich den Reefer auf. Anschließend folgte die PTI und ich führte dann auch mein Logbuch weiter. Anschließend fuhr ich den Lastzug auf meinen Platz und stellte ihn neben die Halle. Um ihn in der Halle zu parken, war der Truck mit Trailer einfach zu lang. Danach packte ich schon mal schnell alles zusammen, was ich in dem Mack nicht mehr brauchte und morgen nicht sofort mit in den Neuen nehmen musste. Diese Sachen landeten dann im Kofferraum meines Taurus. Anschließend schloss ich den Truck ab und schickte Joe eine kurze Nachricht, wann wir denn morgen fahren würden. Dann stieg ich in meinen Ford und fuhr zu Keela.

Dort angekommen, stand Keela wieder in der Wohnungstür. Wieder bekleidet mit Shorts und einem weiten T-Shirt. Das war wohl ihre Wohlfühlkleidung. Sie musterte mich von oben bis unten. Insbesondere mein unrasiertes Gesicht. „So ein paar Bartstoppeln stehen dir.“, sagte sie. „Damit wirkst du etwas älter.“ „Du willst sagen, ich hab dann nicht so ein Milchgesicht.“ „Das hast du gesagt.“, sagte sie lachend. „Aber du hast recht.“ „Viele Frauen, die ich kenne mögen das nicht, weil es dann beim Kuscheln mehr kratzt.“ „Ich habe ja auch nur gesagt, dass es besser aussieht, nicht dass es sich besser anfühlt.“ Ich verdrehte die Augen. „Was heißt das jetzt für mich? Pro oder contra Dreitagebart?“ „Vielleicht eher pro. Das ist auch schon mal ein Schritt gegen das Spießerimage.“ „Wie konnte ich mich bloß in diese Frau verlieben?“, fragte ich mit Augenrollen. „Vielleicht deshalb.“, sagte sie und gab mir einen langen Kuss.
Als Abendessen gab es heute nur einen gemischten Salat. Auf meinen überraschten Blick hin sagte sie: „Du glaubst doch nicht, dass ich diese Figur halten kann, wenn ich jeden Abend so esse, wie gestern.“ „Okay. 1:0 für dich. Ich hoffe der Nachtisch ist wenigstens der gleiche, wie gestern.“ „Ich glaube, da ist noch was von da.“, sagte sie und zwinkerte mir zu.

Nach dem Essen lagen wir dann bei ihr auf der Couch und kuschelten zusammen. Dabei fragte ich sie dann: „Was wünscht du dir eigentlich zum Geburtstag?“ „Am liebsten hätte ich einen schönen Tag mit dir zusammen.“ „Ich weiß nicht, ob das geht. Das ist ja mitten in der Woche.“ „Leider. Ich weiß ja auch nicht, ob ich da frei bekommen kann.“ „Dann müssen wir das dann am Wochenende nachholen.“ „Falls du dann gerade deine Zeiten resetten kannst.“ „Das ist nicht ganz so einfach. Wenn der Neue jetzt da ist, muss ich ja auch schauen, dass ich die Raten bezahlt bekomme. Da ist im Moment nicht an Urlaub zu denken.“ „Dann muss ich eben bei dir mitfahren.“ „Das würde gehen. Ich weiß nur nicht, wie es bei dir mit dem Urlaub aussieht.“ „Aus der Probezeit bin ich ja, dank deines Vaters raus. Daher kann ich auch Urlaub nehmen. Ich weiß aber nicht, wie weit Charlies Frau mit ihrer Schwangerschaft ist. Wenn es bei ihr losgeht, muss Charlie sich zu Hause um das schon vorhandene Kind kümmern.“ „Klar. Das kann sie ja nicht mit ins Krankenhaus nehmen.“ „Ich weiß nicht, ob er dann als Bereitschaft von zu Hause arbeitet, oder ob er dann frei hat.“ „Ich denke mal letzteres.“ „Dann müssen wir abwarten.“
Etwas später am Abend fragte sie mich dann: „Willst du nicht hier übernachten?“ „Sorry, Schatz. Ich muss aber noch nach Hause. Mein Dad hat die Papiere und Kennzeichen vom Truck da.“ „Na gut. Dann ein anderes Mal.“ Ich blieb dann noch eine Weile. Gegen Elf machte ich mich aber auf den Weg nach Hause. Gegen viertel vor Sieben am nächsten Morgen war ich ja mit Joe am Platz verabredet.

Ich fuhr nach Hause und traf meine Eltern dort noch im Wohnzimmer. „Kommst du jetzt erst von der Tour?“, fragte Dad nach der Begrüßung. „Nein. Ich war noch bei Keela.“ „Verstehe. Ich wollte schon fragen, wie du morgen vor Geschäftsschluss nach Elko kommen wolltest.“ „Das passt. Wir fahren gegen sieben Uhr los.“ „Gut.“ „Wo hast du denn die Papiere und die Kennzeichen?“ „Die liegen da vorne. Da gibt es auch eine kleine Überraschung für dich.“ „Johnson hat schon irgendwas von Sonderkennzeichen erzählt.“ „Der Knallkopp kann auch nichts für sich behalten.“, schimpfte Dad.
Ich schaute mir die Kennzeichen an. „MMTRUCK“ stand dann auf den Nummernschildern. „Ich hätte auch „MURDOCK“ bekommen können. Ich dachte mir aber, das gefällt dir besser.“ „Danke, Dad. Das ist eine tolle Überraschung.“ „Manchmal muss man seine Beziehungen auch mal nutzen.“, sagte er mit einem Lächeln. Wir saßen dann auch noch eine halbe Stunde zusammen. Danach war es für mich an der Zeit ins Bett zu gehen. Schließlich hatte ich morgen einen entscheidenden Tag vor mir.

Samstag, den 9. September 2017, 6:00 a.m. Pacific Daylight Time:

Es war ein Wunder, dass ich überhaupt schlafen konnte. Irgendwie war ich aufgeregt, wie ein kleines Kind. Heute sollte ich meinen ersten nagelneuen Truck in Empfang nehmen. Irgendwie fand ich den 9.9. ein passendes Datum dafür. Ich stand auf und ging ins Bad. Dort duschte und rasierte ich mich. Auch wenn Keela wohl eher den Look mit dem Dreitagebart mochte, wollte ich heute doch seriös aussehen. Im Gegensatz zu den T-Shirts, die ich sonst bei der Arbeit trug, nahm ich heute ein Jeanshemd. Das sah dann etwas besser aus.

Als ich fertig war, machte ich mich auf den Weg zum Platz, wo ich ja mit Joe verabredet war. Pünktlich um viertel vor Sieben kam ich an und begann schon mal mit der PTI. Kurz darauf kam dann ein Taxi auf den Platz, aus dem Joe ausstieg. „Guten Morgen, Joe. Wieso kommst du denn mit dem Taxi?“, fragte ich verwirrt. „Guten Morgen, Marc. Soll ich jetzt mit meinem Auto kommen, wenn ich nachher mit der Zugmaschine nach Hause fahre?“ „Auch wieder wahr. Du bist jetzt aber nicht mit dem Taxi von Bodega Bay hergekommen.“ „Sehe ich aus wie einer der Rockefellers? Ich bin gestern mit dem Zug gekommen und habe dann bei einem Freund übernachtet.“ Joe packte seine Sachen in den Mack und ich machte mit der PTI weiter. „Gut, dass du den Trailer schon dran hast. Dann können wir ja sofort los.“ „Das war ja der Sinn der Übung.“ Um sieben Uhr fuhren wir dann los.

Es ging zuerst durch Sacramento in Richtung Interstate 5. Auf die fuhren wir in Richtung Norden auf. Kurze Zeit später wechselten wir dann aber auf die Interstate 80 in Richtung Osten. „Jetzt haben wir unsere Rennstrecke für heute ja erreicht.“, stellte Joe fest. „Warst du schon mal in Elko?“ „Bisher nicht. Das Weiteste in diese Richtung war Winnemucca.“  „Immerhin. In den letzten Jahren bin ich maximal bis Reno gefahren.“ „Warum auch immer die Niederlassung Elko von Kenworth sich im Gegensatz zu Sacramento mit ORBCOMM auskennt.“ „Weil unsere Niederlassung dort auch schon mal ein paar Kenworth geordert hat. Allerdings T680.“ „So ein rundgelutschtes Teil wollte ich aber nicht haben.“ „Von der Aerodynamik und somit dem Verbrauch sind die aber besser. Vom Platz im Truck übrigens auch.“ Ich sparte mir einen Kommentar, weil Joe natürlich Recht hatte.
Inzwischen kämpften wir uns durch die Berge der Sierra Nevada. Joe beobachtete mich dann während der Fahrt. „Du bist noch sicherer geworden. Du wechselst souverän die Gänge, ohne dass es viel knarzt. Außerdem sitzt du viel entspannter am Steuer, als in deiner ersten Woche.“ „Langsam habe ich Routine. Ich bin ja fast jeden Tag gefahren. Das waren gut 15.000 Meilen, die ich in der Zeit zurückgelegt habe.“ „Das fahren viele Leute nicht mal im Jahr mit ihren Autos.“ „Eben.“
Irgendwann hatten wir die Berge überwunden und waren an Truckee vorbei. Kurz darauf erreichten wir die Grenze zu Nevada. „Wie schnell bist du denn die letzten Male gefahren, wenn du aus Kalifornien raus warst?“, fragte Joe. „Beim ersten Mal habe ich das vorsichtig ausgetestet. Dann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Sinn macht mit dem Mack über 70 zu fahren.“ „70 klingt gut. Das ist ein Tempo, wo die Drehzahl im höchsten Gang noch erträglich ist.“ Wir beschleunigten langsam. Wobei das langsam wörtlich zu nehmen war. Spätestens oberhalb von 60 Meilen dauerte es dann recht lange, bis der Mack schneller wurde. Als wir dann gerade 70 erreicht hatten, kamen wir in den Raum Reno, wo wir dann wieder auf 65 abbremsen mussten.
„Da ist sie wieder. Die größte Kleinstadt der Welt.“, sagte Joe grinsend. Ich fand den Slogan von Reno auch immer irgendwie merkwürdig. Damit war Reno aber in der ganzen Welt bekannt.
Hinter Reno konnten wir dann wieder beschleunigen. Nun ging es in die Wüste. Allerdings war es am nördlichen Rand des großen Beckens doch noch recht hügelig. Ich musste dann auch wieder viel mit der Motorbremse arbeiten. „Hat dein Neuer eine Jake Brake?“, fragte Joe. „Ja. Obwohl ich da lange überlegt habe. Man hatte mir als Alternative auch ein Getriebe mit Retarder angeboten. Die sind nicht so laut.“ „Dafür musst du dann aber mehr auf die Temperatur achten.“ „Das stimmt. Daher habe ich mich letztlich für die Jake Brake entschieden. Bevor ich am Donner Pass liegen bleibe, weil er zu heiß wird. Ob die Entscheidung richtig war, werde ich dann sehen.“ „Schlecht sind die Retarder auch nicht. In Europa schwört man auf die Dinger. Die haben aber auch ein Verbot der Jake Brake.“
Wir kamen dann an die Waage, die natürlich geöffnet war. Mit 65.176 lb lagen wir aber ganz locker im grünen Bereich. „Hat dein Neuer einen W-Pass Transponder?“ „Soll da reinkommen.“ „Weißt du, wie das dann geht?“ „Dann braucht man nur auf die Waage, wenn der rot leuchtet und piept.“ „Richtig. Ansonsten kannst du durchfahren.“ „Auch nicht schlecht.“ „Da werden aber auch wieder Daten ohne Ende drin gespeichert.“ „Wir sind doch sowieso schon gläsern. Die Dispatch weiß doch sowieso alles von uns.“ „Ja. Die Dispatch. Aber mit dem Transponder auch die Behörden.“ „Wenn man sich an die Vorschriften hält, ist das doch kein Problem.“ „Du bekommst doch jetzt mit Sicherheit auch ein elektronisches Logbuch.“ „Ja, klar.“ „Wahrscheinlich können die Cops dann demnächst schon im Vorbeifahren deine Verstöße auslesen. Wenn du dann was auf dem Kerbholz hast, brauchen die dich nur noch rausziehen und abkassieren.“ „Nun übertreib mal nicht. Hauptsache Danny kann dann auch vernünftig disponieren, wenn er meine kompletten Daten auf dem Schirm hat.“ „Oh. Du hast schon Erfahrungen mit unserem Superdispatcher gehabt?“  „Leider.“ „Ich habe gedacht, bei einem Murdock traut er sich nicht.“ „Hat er trotzdem.“

Wir waren dann schon ein ganzes Stück an Winnemucca vorbei, als Joe meinte: „Meinst du nicht, dass wir langsam mal Pause machen sollten?“ „Ich suche auch schon eine ganze Zeit nach einem Truckstop. Den, in Winnemucca habe ich zu spät gesehen.“ „Da kommt hier nicht viel. Fahr gleich mal in Battle Mountain ab. Dort kenne ich was.“ Wir verließen dort den Highway. Dann ließ ich mich von Joe in den Ort lotsen. Schließlich konnten wir den Truck parken und hatten dann direkt ein kleines Lokal für die kurze Pause auf der anderen Straßenseite.

Nachdem wir bestellt hatten, schrieb ich Keela eben eine WhatsApp, um ihr mitzuteilen, wie es bei uns aussah. „Schreibst du deiner Freundin?“, fragte Joe. „Genau.“ „Wie kommt sie mit deinen Arbeitszeiten klar?“ „Es geht. Sie arbeitet aber selbst auch viel.“ „Ich bin dreimal geschieden.“, sagte Joe. „Jedes Mal war dann schließlich der Job schuld. Zweimal hatten die Frauen dann zu viel Zeit zum Fremdgehen und bei der dritten war es dann einfach Frust, weil ich kaum zu Hause war.“ „Das ist das Problem mit den Fernbeziehungen.“ Wir können ja auch nicht beeinflussen, wie oft wir zu Hause sind.“ „Ein bisschen kann sie das schon. Sie teilt mich ja schließlich mit ein.“ „Wie? Bist du mit der Kleinen zusammen, die vor kurzem in der Dispatch angefangen hat?“ „Richtig.“ „Das hast du mir gar nicht erzählt.“ „Da waren wir ja auch noch kein Paar.“ „Ach das ist noch ganz frisch.“ „Genau. Wir haben uns erst durch den Job kennengelernt.“ „Der Job bringt also nicht nur Beziehungen auseinander, er kann auch welche schaffen.“ „Offensichtlich schon.“

Es war dann viertel nach Zwei, als wir dann wieder weiterfuhren. Es ging zurück auf die I-80 und dann näherten wir uns mit großen Schritten Elko. Der Mack hatte sich auch inzwischen wieder etwas besser an die 70 Meilen gewöhnt und lief ganz gut. Schließlich erreichten wir dann um vier Uhr unser Ziel in Elko. Es ging ja wieder zu einem 7Eleven Markt. Dort angekommen, meldete ich mich beim Marktleiter. Ich bekam dann meine Unterschriften und musste den Trailer dann ans erste Tor setzen. „Soll ich dich einweisen?“, fragte Joe. „Du kannst gerne hinten schauen, aber sonst muss ich das ja auch alleine machen.“ Ich rangierte den Trailer souverän an das erste Tor. Nun stand der zwischen der Wand und einem FedEx Trailer. „Jetzt ist mir klar, warum der ans erste Tor sollte.“, sagte Joe grinsend. „So sieht keiner die Walmart Werbung an der Seite.“ „Eben.“ , antwortete ich lachend.

Nachdem wir abgesattelt hatten, machten wir uns dann auf den Weg zum Kenworth Händler. Dort wurde ich schon erwartet. Meine neue Zugmaschine stand bereit und der Elektronik Experte wartete schon auf mich, um mir eine Einweisung in meine neuen Systeme zu geben.

Zuerst räumten wir dann aber schnell meine Sachen in den Sleeper. Viel hatte ich ja nicht in dem Mack gelassen. Nur das, was ich an dem Wochenende noch brauchte. Joe nickte anerkennend. „Schöne Maschine. Aber auch nicht übertrieben. Alles drin was man braucht. Was ist das jetzt für ein Sleeper?“ „Das ist die 72 Inch Aerodyne Version. Das ist die mittelgroße Version. Die ist Long Haul Tauglich und reicht von der Länge. Wir müssen ja auch noch etwas wendig sein.“ „Stimmt. Standklima?“ „Natürlich. Über ein Battery Pack, dass mindestens zehn Stunden halten soll.“ „Kühlschrank?“ „Selbstverständlich. Ein schöner großer.“ Ich zeigte Joe den Kühlschrank. „Super. Fernseher hast du auch, wie ich sehe. Isoliertes Fahrerhaus?“ „Natürlich. Wir fahren Reefer.“ „110 Volt Umwandler?“ „Ist auch drin.“ Mikrowelle?“ Habe ich hier.“ „Und wie ich sehe die ganzen elektronischen Spielereien. Eingebautes Navi. ORBCOMM. Kopplung für das Handy und so weiter.“ „Alles was man braucht.“ „Ich bin ja schon froh, dass ich einen Schalthebel sehe und keinen Automatik Wählhebel.“ „13 Gang Fuller Getriebe.“ „Ich denke Zubehör kommt dann noch so nach und nach dran.“ „Natürlich. Ich musste ja auch schauen, dass die Maschine bezahlbar blieb. Ich habe jetzt das drin, wo es Sinn macht, es ab Werk einzubauen und der Rest kann dann drankommen, wenn ich da Geld für überhabe.“ „Ich hätte aber Alufelgen genommen. Die sind leichter.“ „Die kommen auch erst, wenn ich da Geld für habe.“ „Okay. Dann viel Spaß mit der Maschine. Ich rufe jetzt in der Dispatch an und lasse mir eine Ladung geben. Wir sehen uns.“ Dann machte sich Joe wieder auf den Weg.

Ich hingegen hatte jetzt meine Einweisung in ORBCOMM, das elektronische Logbuchsystem und was sonst noch so anstand.

Der Experte namens Norman, oder Norm, wie er sich selbst nannte, kam zu mir. Dann fingen wir langsam an. Zuerst koppelten wir mein Handy mit der Freisprecheinrichtung und richteten da alles ein. Danach erklärte er mit kurz die Funktionen des Bordsystems mit Navi und allem weiteren. Anschließend ging es ins Eingemachte. Ich hatte ein schönes, großes Tablet an Bord, was für die weiteren Funktionen gebraucht wurde.
Norm erklärte mit zuerst, wie das elektronische Logbuch funktionierte. Der Vorteil war, dass das System direkt mit der Bordelektronik verbunden war und so automatisch merkte, wenn der Truck gefahren wurde. Über das GPS des Navis wusste das System auch sofort, wo ich mich befand. Auch der Meilenstand des Tachos wurde sofort übertragen. Norm legte nun eben meine Firmendaten an. Außerdem wurde ich als Fahrer angelegt. „Jetzt brauchst du kaum noch was machen.“, sagte er. Mit dem Touchscreen gibst du beim Stand nur noch ein, ob du on Duty, off Duty oder Sleeper time hast. Das wählst du hier an. Bei Off Duty und Sleeper time vermerkt das System automatisch einen Break. Bei On Duty hast du dann hier die verschiedenen Auswahlbuttons. PTI, pickup trailer, drop trailer, changing trailer, fuel, breakdown und others. Bei letzterem kannst du dann manuell was eingeben. Das musst du auch noch bei pickup oder changing. Da kommt dann noch die Interne Nummer und das Kennzeichen des übernommenen Trailers als Eingabefeld.“ „Das ist ja einfach.“ „Wie gesagt. Meilenstand und Ort übernimmt das System so. Das kannst du aber bei Bedarf auch manuell abändern. Allerdings musst du dann eine Begründung mit angeben.“ „Verstehe.“ „Wenn du ausdrucke in Papierform brauchst, kannst du das Tablet mit einem Drucker koppeln. Vielleicht solltest du dir einen kompakten Drucker in den Truck einbauen. Das haben viele Owner Operator.“ „Mache ich.“

„Kommen wir nun zum ORBCOMM System. Zuerst koppeln wir dein System mal mit dem Walmart System. Hast du deine interne Nummer?“ „Das ist #3761.“ Norm gab ein paar Sachen über den Touchscreen ein. „Dann verpass dir mal ein Kennwort.“ Ich gab ein entsprechendes Kennwort ein. Mir fiel dann nichts Besseres ein, als „Keela09/20/95“ Das hatte aber alles, was ich brauchte. Großbuchstaben, Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen. „Okay. Machen wir weiter.“, sagte Norm. „Welche Dispatch hast du?“ „Sacramento.“ „Gut. Das ist intern das schöne Kürzel CASA. Das wird dann fest hinterlegt.“ „Wieso denn Casa? Ist das nicht Spanisch für Haus?“ „Stimmt. Ist aber hier für CA gleich California und SA für Sacramento.“ „Logisch.“ „Bentonville hat zum Beispiel ARBE als Kürzel. Die Fahrer hier können das gar nicht aussprechen. Das ist nämlich NVEL. Viele sagen dann einfach Nevel. Dein Kürzel ist aber jetzt hinterlegt. Das müsstest du nur ändern, wenn du den Standort dauerhaft wechselst.“
Nachdem wir jetzt angemeldet waren, hatte ich eine Übersichtsseite mit verschiedenen Buttons, die ich jetzt anwählen konnte. Es waren dann Standardmeldungen, die ich da auswählen konnte. Es stand auf den Buttons sowas wie Abfahrt, Ankunft, Pause, Pause beendet, Tankstop, Panne, Stau, Werkstatt und so weiter. „Hier funktioniert das System, ähnlich, wie bei der Logbuchsoftware. Uhrzeit und Position übernimmt das System automatisch. ORBCOMM ist in erster Linie als Ortungssystem entwickelt worden, über das Walmart seine Trailer Bewegungen koordinieren wollte. Die Satellitenkommunikation kam erst danach hinzu. Entsprechend wird auch die Position und die Geschwindigkeit übermittelt. Bei den eigenen Fahrzeugen wird sogar die Telematik des Trucks übermittelt, damit die Dispatcher sehen können, wie sparsam gefahren wird, wie die Bremsen beansprucht werden und so weiter. Das wird bei den Subunternehmern ja nicht übermittelt. Schließlich ist das dein Truck und somit auch deine Bremsen und dein Verbrauch.“ Ich nickte zustimmend. „Wenn du jetzt fahren wolltest, würdest du „Pause beendet“ senden und dein Dispatcher sieht dann sofort von wo er dich jetzt einsetzen kann. Als Antwort kommt dann eine Nachricht mit deiner nächsten Ladung. Da steht dann die Ladestelle in Kurzform Du kannst auswählen zwischen der Angabe der Filialnummer oder den Kürzeln, wie CASA. Wenn es mehrere Märkte in einem Ort gibt, steht natürlich die Filialnummer dabei. Wenn du draufklickst dann auch die Adresse. Zentrallager Sacramento wäre zum Beispiel CW-CASA für Central Warehouse California Sacramento. Oder der Neighborhood Market in Truckee wäre NM-CATR.“ „Also wäre Außenlager Sacramento ES-CASA?“ „Genau.“ „Da habe ich mehr von, als wenn da eine Nummer steht.“ „Das sagen die Meisten.“ „Dachte ich mir.“ „Als nächstes steht dann die interne Trailer Nummer, die du aufnehmen sollst und Ladung, Gewicht und Ziel. Wenn du Glück hast, steht auch schon die Tornummer dabei, an welchem Dock der Trailer steht. Die Ortskürzel werden auch auf externe Ladestellen angewandt. Bei FedEx Fresno steht dann da FEX-CAFR.“ „Kommt man da nicht bei Union Pacific und UPS durcheinander?“ „Normal nicht. UPS bleibt UPS und Union Pacific wird UPR. Aber wenn du einen nicht kennst, dann klickst du drauf und die Adresse poppt auf.“ „Okay.“ „Wir machen jetzt einen Funktionstest.“ Norm wählte den Button Test an und ging dann auf Send. Es dauerte dann ein, zwei Minuten, dann kam die Antwort.

PICKUP: >TEST<
TRAILER: >TEST<
FREIGHT: >TEST<
WEIGHT: >TEST<
TO: >TEST<
GATE: —–
REMARKS: —–

Dann kamen drei Leerzeilen und dann folgte: „CASA – KRY“ „Die Kommunikation funktioniert.“, freute sich Norm. „Was ist das da unten?“ fragte ich noch. „Das ist die Absenderkennung. In diesem Fall jemand aus Sacramento, der das Kürzel KRY hat.“ „Vermutlich Keela Ryan. Sie hat ja heute Bereitschaft.“ „Würde passen. Was steht denn dann bei mir als Kennung?“ „CASA – #3761.“ „Verstehe.“ „Du kannst natürlich auch Klartextnachrichten übermitteln. Da gibt es auch einen Button für. Da das aber alles schnell gehen soll und die übermittelten Daten knappgehalten werden sollen, läuft das Meiste über die Kürzel.“ „Klar.“ „Kommst du jetzt klar mit den Systemen?“ „Ich denke schon.“ „Da mir mein Chef extra Visitenkarten drucken ließ, gebe ich dir mal eine mit, falls du mal Probleme hast.“ „Danke.“

Norm verabschiedete sich und ich begann erstmal alles einzustellen. Sitz, Spiegel, Lenkrad und so weiter. Dann setzte ich den neuen Kenworth auf den Parkplatz, wo ich jetzt meine große Pause machen würde. Ich wählte dann auch brav den Button „10h rest“ auf dem Tablet und schickte die Nachricht ab. Kurz darauf kam wieder ein „Pling“ vom Tablet. Ich hatte dann die Nachricht „MESSAGE RECIEVED… …CASA – KRY“ auf dem Display stehen. Ich steckte das Tablet wieder in die Ladestation und begann dann die Folien von den neuen Sachen abzuziehen. Dann putzte ich schnell durch die Schränke und räumte meine Sachen ein. Anschließend machte ich mein Bett.

Nachdem ich mit meinen Sachen fertig war, rief ich dann mal Keela auf ihrem Handy an. „Hallo Nummer 3761.“, begrüßte sie mich. „Hallo Frau KRY.“, konterte ich. „Ist das nicht furchtbar mit dieser Satellitenkommunikation?“ „Ich habe auch lieber mit dir gesprochen.“ „Das gibt es nur noch im Notfall.“, sagte Keela. „Hat aber einen Vorteil.“, stellte ich fest. „Welchen?“, fragte sie und ich sah förmlich vor mir, wie sie ihre Stirn runzelte. „Du flirtest nicht ständig mit fremden Männern.“ „Noch nicht mal das gönnst du mir.“, sagte sie lachend. „Wenn ich das nicht darf, dann auch keine anderen Männer.“ „Und? Wie ist dein neuer Truck?“ „Super. Ich weiß aber nicht, ob der jetzt spießig ist.“ „Du hast doch so einen klassischen genommen.“ „Richtig.“ „Dann hast du Glück gehabt. So ein moderner Truck wäre spießig. Das geht. Das ist ja wie bei einem Custom Bike. Da kann man mit Sicherheit noch was draus machen.“ „Wenn mal irgendwann Geld dafür da ist. Im Moment bin ich wirklich so gut wie pleite. Ich habe jetzt mehr Schulden, als Vermögen.“ „Haben das nicht die meisten Unternehmer?“ „Kann sein.“ „Wie viele Stunden hast du eigentlich weg?“ „Ich glaube 62.“ „Dann muss ich dich ja nach Hause bekommen.“ „Das wäre gut. Ich muss auch noch meine Sachen in den Truck räumen.“ „Ich sehe zu, was ich machen kann.“ Wir telefonierten dann noch eine ganze Weile weiter. Schließlich musste sich Keela wieder um andere Kollegen kümmern, die ihr ORBCOMM Nachrichten geschickt hatten. Wir legten dann auf und ich machte es mit in dem Kenworth gemütlich.

Sonntag, der 10. September 2017, 2:00 a.m. Pacific Daylight Time:

Ich hatte jetzt die erste Nacht im neuen Truck hinter mit und das, ohne vorher eine Meile mit ihm gefahren zu sein. Das war zwar etwas ungewöhnlich, war in meinem Fall aber notwendig gewesen. Die Nachtruhe war wunderbar. Das 42 Inch breite Bett war einfach ein Traum. Außerdem war die Matratze so gut, dass ich endlich weit weg von irgendwelchen Rückenschmerzen war. Einfach Herrlich.
Man hatte mir die Tür zum Fahrerraum offengelassen, damit ich eine Toilette und eine Dusche hatte. Diese nutzte ich dann an diesem Morgen noch. Dann konnte ich mich auf den Weg nach Hause machen. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich eine WhatsApp von Keela bekommen hatte. „Hallo mein Süßer. Ich habe es geschafft dir eine Ladung zu blocken, die zu mir nach Sacramento geht. Danach werde ich dich zum Resetten rausnehmen. Alles Weitere findest du im ORBCOMM. Ich liebe dich. Keela.“ Das waren doch schon mal gute Nachrichten.
Ich nahm also das Tablet und schaute nach. Die Angaben waren ähnlich aufgebaut, wie die Testnachricht am Nachmittag.

PICKUP: CW-NVEL
TRAILER: UPS56125
FREIGHT: FROZEN GOODS
WEIGHT: 43,500 LB
TO: NM-CASA
GATE: 11
REMARKS: —–


CASA-KRY

Ich sollte also am Zentrallager, Elko einen UPS Reefer mit der genannten Nummer aufnehmen, der an Tor 11 stand und mit 43.500 lb Tiefkühlware für den Neighborhood Market in Sacramento beladen war. Gesendet war die Nachricht von Keela. Okay. Ich hatte alle Angaben, die ich brauchte. Zur Probe ging ich mal auf die Angabe der Ladestelle und bekam direkt die Adresse angezeigt. Da ich in diesem Augenblick die Zündung angemacht hatte, und die Systeme des Trucks hochfuhren, bekam ich gleich wieder ein Ergebnis der Vernetzung mit. Auf dem Tablet poppte ein Fenster auf in dem ich gefragt wurde, ob ich die Adresse als Ziel in meine Navigation übernehmen wollte. Da ich bisher noch nicht am Zentrallager in Elko war, konnte ich das dann direkt ausprobieren. Ich tippte auf dem Button mit dem „Y“ und schon meldete sich das Navi. „Die Route wird berechnet.“ Offensichtlich war ich hier jetzt bestens vernetzt.
Da ich bis gestern noch einen Truck aus den 80ern gefahren hatte, kam ich mir im Moment vor, wie auf der Brücke eines Raumschiffs. Ich wechselte auf dem Tablet in den Bereich des Logbuchs und tippte auf den Button PTI. Es folgte die Abfrage ob ich einen Trailer aufgenommen hatte. Ich wunderte mich in diesem Moment, dass die Fahrzeugelektronik nicht mitgeteilt hatte, dass die Anschlusskabel keinen Kontakt hatten. Dann fiel mir ein, dass ich die PTI ja auch aktivieren konnte, bevor ich die Verbindungen hergestellt hatte. Insbesondere, wenn der Trailer nicht am Dock stand und vorgezogen werden musste. Ich verneinte die Anfrage und bekam die Info „PTI until 2:45 am.“
Da der Truck aber gestern eine Übergabeinspektion bekommen hatte, schenkte ich mir jetzt die PTI und wartete die Zeit ab. Um viertel vor Drei fuhr ich dann los. Es war dann doch erstmal etwas ungewohnt. Einerseits war der Paccar MX 13 leiser, als der große V8 des Mack, andererseits merkte man dann doch den erheblich längeren Radstand den der Kenworth gegenüber dem Mack hatte. Der Mack war ja gerademal so lang, wie ein Day Cab gewesen. Als Ausgleich dafür bekam ich jetzt aber eine Lenkung, die ich im Vergleich zum Mack mit dem kleinen Finger hätte bedienen können.
Durch das Spiegelpaket, was ich bestellt hatte, welches den Kenworth mit Weitwinkelspiegeln einem Rampenspiegel und Frontspiegeln versehen hatte, war die Übersicht geradezu genial. Das hätte ich mir beim Mack auch manchmal gewünscht. Beim Getriebe merkte ich aber, dass es sich noch etwas einspielen musste. Die Gänge bei dem alten Fuller Getriebe des Mack rutschten so rein. Hier musste ich jetzt am Anfang noch ein wenig Druck ausüben. Dafür waren die Schaltgassen besser zu merken, als bei dem ausgelutschten Getriebe.

Gegen drei Uhr kam ich am Zentrallager an. Kaum machte ich dort den Motor aus, ging das Tablet wieder an und sowohl ORBCOMM, als auch das Logbuch wollten einen Eintrag haben, warum ich den Motor ausgeschaltet hatte. Ich tippte bei beiden ein, dass ich jetzt die Ladestelle erreicht hatte und den Trailer aufnehmen würde. Danach meldete ich mich beim Lagermeister um die Papiere zu bekommen. Wir erledigten den Papierkram und dann konnte ich zu Tor 11 fahren und meinen Trailer übernehmen. Auch hier gab mir die Elektronik dann wieder vor, wie lange meine PTI zu dauern hätte. Ich sattelte auf und erledigte die PTI. Danach gab ich die Trailer Nummer und das Kennzeichen in das Tablet ein. Das Übernahmeprotokoll machte ich aber immer noch handschriftlich. Wahrscheinlich gab es auch noch ein Tool, oder eine App, um die Übernahmeprotokolle ebenfalls mit dem Tablet zu schreiben. Um viertel nach Drei machte ich mich auf den Weg nach Sacramento.

Da mich die Elektronik überwachte, ging ich davon aus, dass sowohl das Logbuch, als auch ORBCOMM das schon registriert hatte. Ich fuhr noch durch ein paar Straßen, dann konnte ich mit dem Kenworth das erste Mal auf den Highway fahren. Es ging auf die Interstate 80 in Richtung Westen. Ich hatte den Kenworth ja ohne Begrenzer geordert. Also versuchte ich dann langsam anzutesten, wie schnell ich mit dem 13 Gang Getriebe fahren konnte, ohne dass mir die Drehzahlen zu hoch wurden. Dabei fuhr ich erstmal eine ganze Zeit mit Tempomat 70. Das war ja mein Höchsttempo mit dem Mack gewesen. Der Kenworth lag bei diesem Tempo bei etwa 1500 Touren das war in einem angenehmen Bereich. Tempo 70 würde ich also auch dauerhaft fahren können. Nachdem ich selber eine ganze Zeit mit Tacho 70 gefahren war, steigerte ich das Tempo dann noch mal langsam. Dabei stellte ich dann fest, dass 75 auch noch ging, aber es wirkte sich definitiv negativ auf den Verbrauch aus. Man sollte das dann nur machen, wenn man es wirklich eilig hatte. Tempo 80 war dann auch für diese Übersetzung nicht mehr wirklich gut. Bergab konnte man das schon mal machen, ich hatte die Einstellung des Tempomaten aber so gewählt, dass die Engine Brake bei höherer Geschwindigkeit den Lastzug automatisch einbremste. Das machte dann gerade in Kalifornien auch wieder Sinn, wo die Trucks auch gerne mal auf einer Gefällstrecke gemessen wurden.

Ansonsten war es eine wunderbare Fahrt. Der Truck lief gut und es war alles sehr bequem. Auf diesen Sitzen konnte man tatsächlich gut lange Strecken zurücklegen. Dass der Truck im Moment nach Neuwagen roch, gefiel mir auch sehr gut. Ich mochte diesen Geruch nämlich sehr gerne. Ich passierte sehr entspannt Winnemucca und kam gut voran.

Schließlich erreichte ich Reno. Im Bereich der Stadt durfte ich auch auf der Interstate dann „nur“ noch 65 fahren. Für einen Trucker aus Kalifornien schon wahnsinnig schnell.
Schließlich hatte ich Reno hinter mir gelassen und ich kam an den Rasthof, wo ich seinerzeit das Idle Air System ausprobiert hatte. Heute wollte ich nur zum Tanken und zum Frühstücken halten. Ich hatte vor, die Tanks vor der Rückkehr nach Kalifornien noch mal zu füllen, um den Dieselpreis zu nutzen. Ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte.

Nach dem Tanken fuhr ich dann auf den Parkplatz und ging frühstücken. Natürlich musste ich der Elektronik erst erklären, dass ich jetzt Pause machte. Ich saß gerade im Restaurant am Tisch und hatte mein Frühstück bestellt, da klingelte mein Handy. Keela war am Apparat. „Guten Morgen, meine Süße.“, begrüßte ich sie gutgelaunt. „Woher weißt du, dass ich gerade Zeit für dich habe?“ „Das hat mir gerade mein Computer erzählt. ORBCOMM hat mir mitgeteilt, dass Truck 3761 gerade Pause macht.“ „Ja, ja. Big Brother is watching me.“ „So ist das wohl. Ich habe dich total überwacht.“, sagte Keela lachend. „Immer diese eifersüchtigen Frauen.“, sagte ich. „Wer ist denn hier eifersüchtig?“, fragte sie mit sanfter Stimme. „Trotzdem komme ich mir irgendwie gestalkt vor.“ „Wirst du denn wenigstens von dem neuen Truck dafür entschädigt?“ „Auf jeden Fall. Der Truck ist ein Traum. Außerdem habe ich ein 42 Inch breites Bett. Da passt du auch noch mit rein. Und wenn dir das doch zu eng werden sollte, habe ich auch noch ein Zweites.“ „Nicht schlecht.“ „Außerdem macht er nicht so einen Krach, wie der Mack.“ „Noch besser.“ „Ich kann es kaum abwarten, ihn dir zu zeigen.“ „Das müssen wir dann morgen machen. Heute komm ich hier ja nicht weg.“ „Okay. Jetzt muss ich dich aber weglegen. Mein Kaffee wird sonst kalt.“ Wir beendeten das Telefonat und ich genoss dann mein Frühstück.

Um halb Neun machte ich mich wieder auf den Weg. Nun dauerte es auch nicht mehr lange, bis ich dann Kalifornien erreichte. Ab jetzt ging es mit Tempo 55 weiter nach Hause.
Es war etwa viertel vor Neun, als ich kurz vor Truckee an die Waage und CDFA Kontrollstelle kam. Mein Transponder meldete sich und leuchtete rot. Dabei piepte er. Ich musste also über die Waage. Ich wurde langsamer und fuhr dann auf den Platz, wo die Waage war. Als ich dann auf die Waage kam, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. 80.182 lb stand dann auf dem Display der Waage. „Bitte auf den Parkplatz fahren und mit sämtlichen Papieren im Office melden.“ Kam dann auch prompt das Kommando. Hätte ich bloß nicht getankt. Dachte ich noch. Ich fuhr auf den Parkplatz und nahm meine gesammelten Papiere. Dafür hatte ich immer eine Mappe, in der ich alles ordentlich Aufbewahrte.
Ich ging in das kleine Gebäude der Wiegestation, wo ich dann zwei Beamten gegenüberstand. „Guten Morgen zusammen.“, grüßte ich freundlich. „Guten Morgen.“, sagte der ranghöhere Beamte. „Ich bin Sergeant Cooper und das ins mein Kollege Officer Brown. Ihren Führerschein und die LKW Papiere, bitte.“ Der Beamte studierte meine Papiere. Dann sagte er: „So jung und schon selbstständig? Mr. Murdock?“ „Ja, richtig. Ich habe das Glück, dass ich den Vertrag von einem Kollegen übernehmen konnte, der in den Ruhestand gegangen ist.“ „Ich dachte immer, bei Walmart muss man mindestens drei Jahre Fahrpraxis haben.“ „Das gilt für die angestellten Fahrer. Nicht für die Subunternehmer.“ „Wissen Sie, wieso wir auf Sie aufmerksam geworden sind?“ „Ich denke mal durch mein Gewicht.“ „Das kam dann erst hinterher. Das kam aufgrund Ihres Transponders. Der hatte so wenig Daten für uns, dass wir gedacht haben, dass der Transponder manipuliert worden ist.“ „Tut mir leid, Sir. Das kommt daher, dass ich die Maschine erst seit gestern habe und das die erste Tour ist.“ „Dann hätte ich gerne mal die Logbuchseiten, seit dem letzten Reset.“ Ich händigte ihm die Seiten aus. „Wo ist denn das Logbuch von heute?“ „Entschuldigung. Ich habe ja jetzt das elektronische Logbuch. Das habe ich vergessen.“ „Haben Sie schon einen Drucker im Truck?“ „Nein, Sir.“ „Dann komme ich gleich mit zum Truck. Jim, gibst du mal das Kennzeichen 6LIK274 ein?“ Der zweite Beamte tippte was in den Computer. „Bis Ende Juli auf eine Firma Henderson Transports zugelassen. Seit dem 1. August Zulassung auf M.M. Trucking, Inc. Bei sämtlichen Kontrollen in der letzten Zeit alles im grünen Bereich. Ist übrigens ein Oldtimer. Ein Mack, R Baureihe, Baujahr 1988.“ „Sie sind den letzten Monat mit einem Oldtimer gefahren?“ „Den habe ich mit der Firma Henderson übernommen. Das war dann mein Anfangstruck. Der Neue hatte ja Lieferzeit.“ „Wie schwer ist der Mack?“ fragte Cooper seinen Kollegen. Der nannte ihm das Gewicht aus den Computerdaten. „Interessant. Der Mack ist, trotz des Leichtbaus, der inzwischen betrieben wird, ein ganzes Ende leichter, als der Kenworth. Das hätte ich nicht vermutet.“ „Ich auch nicht. Der hatte doch den großen V8.“ „Sie haben vermutlich Ihre Erfahrungswerte aus dem vergangenen Monat angesetzt, als Sie das Gewicht zusammengerechnet haben.“ Beim Wort Erfahrungswerte formierte er mit seinen Fingern die Anführungsstriche. „Ich habe wirklich gedacht, der Mack wäre schwerer gewesen. Außerdem war ich noch so blöd und habe bei Reno vollgetankt.“ Cooper blätterte auch noch durch die letzten Logbücher. „Sie halten ja Ihre Zeiten ein und Ihre Logbücher sind sauber geführt. Pause machen Sie eher länger, als zu kurz. Am 6. September sind Sie sogar eine Stunde vor Ihrem Ziel stehengeblieben. Das gefällt mir.“ „Meiner Dispatch weniger.“ „Das meine ich ja. Sie behaupten Ihren Standpunkt und lassen sich nicht einschüchtern.“

Schließlich gingen Cooper und ich zum Truck. „Da haben Sie sich ja eine schöne Maschine gekauft.“ „Danke.“ Ich holte das Tablet aus der Halterung und zeigte ihm noch das Logbuch von heute. „Sie gehen schon freiwillig auf die Elektronische Erfassung. Das gefällt mir ebenfalls. Heute ist auch alles in Ordnung. Nach Hause werden Sie ja noch kommen. Dann haben Sie Ihre Stunden für diese Woche aber wieder voll.“ „Ich weiß. Ich werde nachher aus der Dispo genommen, damit ich resetten kann.“ „In Ordnung. Kommen Sie noch mal mit rein.“ Wir gingen wieder zurück.
Dann sagte Sergeant Cooper: „Mr. Murdock. Wir haben hier einen Verstoß gegen die Gewichtsbeschränkungen. Normal müssten Sie jetzt etwas von der Ladung umladen lassen, damit wir Sie weiterfahren lassen können. Da bei Ihnen aber sonst alles in Ordnung war und Ihnen der Verstoß aufgrund des neuen Fahrzeugs entstanden ist, das wiedererwartend schwerer, als ihr altes Fahrzeug ist, lassen wir Sie ausnahmsweise mit diesem Gewicht nach Sacramento fahren. Das Bußgeld für die Überschreitung des Höchstgewichtes, werden wir allerdings beibehalten. Haben Sie eine Kreditkarte dabei, von der wir das abrechnen können?“ Ich gab ihm meine Kreditkarte. Mit dem Beleg für das Bußgeld konnte ich dann wieder fahren. Damit war mein Verdienst für heute wieder zum Teufel. Ich musste in Zukunft wieder darauf achten, die Waagen auf den Rastanlagen zu nutzen. Ich hatte bei der PTI auch nur auf das Manometer des Trailers geachtet. Das war okay und mit dem Mack davor hätte es gepasst.

Leicht angesäuert fuhr ich dann weiter nach Sacramento. Was mich aber wieder ein wenig versöhnte, war die gute Leistung der Jake Brake, die in dem langen Gefälle nach Sacramento problemlos das Fahrzeug auf dem eingestellten Wert hielt. Und das bei einem rappelvollen Lastzug.
Schließlich erreichte ich Sacramento. Dort fuhr ich dann, wie geplant zum Neighborhood Market. Der Marktleiter dort staunte nicht schlecht über meine neue Zugmaschine. Weil er den Lastzug dann auch für so unendlich lang hielt, brauchte ich den Trailer nicht an Tor 1 setzen, sondern vor das Freilager. Der City Trucker sollte ihn dann umsetzen.
Ich meldete mich dann über ORBCOMM ab und fuhr mit meiner Maschine zum Platz. Dort wurde ich von Mom und Dad überrascht, die sich unbedingt noch die neue Maschine anschauen wollten. Als ich Dad dann von meiner Begegnung an der Waage erzählte, zückte er seine Brieftasche und gab mir das Geld wieder. „So soll dein erster Tag mit dem neuen Truck ja auch nicht verlaufen.“ Ich nahm das Geld auch nur an, weil ich es wirklich gebrauchen konnte. Schließlich fuhren wir nach Hause. Dort blieb ich aber auch nicht allzu lange. Ich packte mir ein paar Sachen zusammen und fuhr dann zu Keela. Ich klingelte bei ihr an der Tür und als sie aufmachte, fragte ich sie: „Darf ich bei dir übernachten?“

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