[KW 47/2019] Lang, länger, D-Double. Vorfahrt? Liftachsen.



Wie versprochen war ich am Montagabend wieder zu Hause angekommen. Am Dienstag haben Sandra und ich morgens nur kurz im Büro das Wichtigste abgearbeitet – immerhin geht es schon wieder aufs Jahresende zu und somit auch auf den buchhalterischen Jahresabschluss und die Personalplanung fürs nächste Jahr.
(Ab Anfang Dezember haben wir dann in der Niederlassung Rostock noch zwei neue Fahrer – je einen fürs Dosen- und Trailerverschieben in den Fährhäfen Rostock und Lübeck. Aus Gründen der Verfügbarkeit bekommen diese Fahrer erstmal je einen Actros aus dem Hause Charterway und ein Containerchassis aus unserem Rentalpool verpasst.)

Den Rest des Tages haben wir uns dann kurzerhand frei genommen um ein wenig mit den Kajaks im skärgården zu paddeln – der ”Stockholmer Schärengarten” besteht aus ungefähr dreißigtausend Inseln, Schären und Felsen, die sich achtzig Kilometer östlich vom Stadtzentrum Stockholms in die Ostsee erstrecken. Sicher reichen die paar Stunden am Nachmittag nicht aus um es komplett zu befahren; aber jede Tour ist sowieso anders und es wert gepaddelt zu werden.



Mittwoch, 20.11.2019, Uppsala.

Dong. Dong. Dong. Die Hells Bells beenden unsere Nachtruhe um 04:00 Uhr. Sandra und ich spulen unser Morgenprogramm in Bad und Küche ab.






Es ist kurz nach 06:00 Uhr als wir im großen Lager unsere Frachtpapiere für den beladenen D-Double einsammeln und die Abfahrtskontrolle durchführen. Es geht mit Honig und anderen Lebensmitteln nach Kotka, Finnland.
Sandra läuft links herum, ich rechts. Am Heck treffen wir wieder zusammen und ich kann gar nicht so schnell gucken wie mein Schatz mich einfängt und mir einen Kuss gibt. Sie grinst. ”Är du redo?” ”Ja.” ”Gå sedan vidare. Du kör den första delen.”








Kurz vor 20:00 Uhr. Wir sind in Naantali angekommen und Sandra steuert ihren Hauber gekonnt von Bord der Fähre. Über die E18 geht es vorbei an Turku gen Osten. Bei Salo wechseln wir auf die Route 52 und folgen dieser gen Süden bis wir Ekenäs erreichen. An einer Automatentankstelle ist noch Fütterungszeit für den Hauber. Neunhundertundsieben Liter. Der Belegdrucker spuckt den Bon aus. Sandra fährt den Zug noch an die Seite, dann machen wir Feierabend.



Donnerstag, 21.11.2019, Ekenäs.

Wir haben in Ruhe gefrühstückt und die Abfahrtskontrolle durchgeführt. Punkt 10:30 Uhr starten wir dann wieder. Das heißt ich sitze hinter dem Lenkrad und Sandra hat das Telefon am Ohr – Organisatorisches ist halt auch unterwegs nicht immer wegzuschieben.







Gut fünf Kilometer vor Kotka ist meine Fahrzeit vor dem Fahrerwechsel fast voll und bis zum Kunden sollte ich es eigentlich noch schaffen. Ich fahre auf eine Kreuzung zu und sehe wie ein von rechts kommender Kleintransporter ohne Zögern mir die Vorfahrt nimmt. Ich steige voll auf die Bremse und warte auf den Einschlag. Der Hauber steht. Geknallt hat es nicht – der Transporterfahrer hatte also mehr Glück als Verstand. Dass er sich derweil vom Acker gemacht hat – es ist ja nix passiert… – kotzt mich ziemlich an. „Älskling, ich bin gerade voll bedient. Fahrzeit ist auch gleich voll. Fährst du bitte den Rest bis zum Kunden? Ich hab gerade die Nase voll.“ „Naturligtvis.” Wir tauschen die Plätze und auch die Fahrerkarten wechseln die Schächte. Mein Schatz schickt mir einen Luftkuss rüber. „Jag älskar dig.” Mir huscht ein Lächeln übers Gesicht und langsam entspanne ich mich wieder.






Honig und Lebensmittel am Nachmittag in Kotka entladen. Kurze Leerfahrt zu einem Sägewerk um Holzbalken für Kouvola zu laden. Diese abwerfen und nach einer weiteren kurzen Leerfahrt dann im Auftrag von Maier-Flink Dosenkonserven für ein Schiff in Nynäshamn laden…
Der Tag ist damit aber noch nicht vorbei.



Freitag, 22.11.2019, Helsinki.

Es ist 01:00 Uhr. Sandra setzt den Blinker und fährt auf das Gelände einer Tankstelle am Stadtrand von Helsinki. Zeit für Feierabend.





Samstag, 23.11.2019, Kapellskär.
Es ist kurz nach 06:00 Uhr. Die Fähre legt pünktlich an. Bis wir dann aber von Bord sind und wieder los können ist es bereits kurz vor 07:00 Uhr.
E18, Stockholm, Route 73. Diese Ecke kennen Sandra und ich fast im Schlaf. Punkt 09:30 Uhr steuert mein Schatz den langen Zug auf einen kleinen Hof im Hafen von Nynäshamn.


Ihr Telefon klingelt. ”Gehst du eben den Papierkram fürs Entladen machen?”







Die Uhr zeigt 10:43 Uhr. Der D-Double ist leer. Ich sitze hinterm Lenkrad und lifte alle Achsen die sich anheben lassen – wenn wir schon leer fahren können wir ja Reifenverschleiss minimieren. Außerdem kann ich so leichter wenden – der Hof ist zum Glück ausreichend groß dafür, sodass ich nicht blindflugs auf die Straße zurücksetzen muss.



”Vem ringde tidigare?” ”Mama. Hon gav mig flyginformationen för dig på måndag.”

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