5. Fremdsprachen und Getriebeschaden

Montag, den 6. September 2021, 15:15 Dortmund:

Auf der Fahrt von Kemal zu meinem Platz klingelte mein Telefon. „Die Firma Eurospeed Logistics in Dortmund, Sie sprechen mit Marc Müller.“, meldete ich mich. „Hej Marc. Magnus Larsson här.“ „Hallo Magnus, was kann ich für dich tun?“ „Hast du heute noch ein Auto frei?“, fragte der Schwede. „Hab ich. Sobald meine Wochenruhe um ist, kann ich losfahren.“ „Das klingt gut. Ich muss nämlich zwei Traktoren von Lünen nach Zwolle in den Niederlanden haben.“ „Hast du einen Trailer für mich?“ „Natürlich. Ich weiß ja, dass du noch keinen Tieflader hast.“ „Aber inzwischen eine eigene Zugmaschine. Muss der Trailer denn wieder zurück?“ „Nein. Wir haben die Traktoren lediglich verliehen. Irgendwann gehen die wieder zurück.“ „Gut. Dann suche ich mir einen Anschluss.“ „Deine Papiere liegen beim Pförtner.“ „In Ordnung. Mach’s gut, Magnus.

Am Platz ging ich in die Halle und stieg in den Magnum. Dort legte ich die Fahrerkarte ein und machte meinen Nachtrag. Laut dem digitalen Wächter der Zeiten hatte ich die Wochenruhe um viertel vor Vier um. Das war nicht mehr lange. Ich konnte mir aber noch einen frischen Kaffee machen und die Toilette benutzen. Den Kaffee füllte ich mir anschließend in die Thermoskanne und meine Tasse, die ich mit in die Zugmaschine nahm. Den Rest hatte ich ja am Vormittag schon eingeräumt.

Als die Wochenruhe voll war, fuhr ich den Renault aus der Halle und setzte meinen Audi hinein. Danach machte ich am Platz alles dicht und fuhr dann nach Lünen zu Södra.

Die kurze Strecke über die B236 hatte ich in einer Viertelstunde erledigt. So war ich gegen 16 Uhr bei Södra. Dort meldete ich mich beim Pförtner an. „Ach Firma Eurospeed.“, begrüßte er mich. „Wat hast du denn da für ’ne Karre?“ „Einen Renault. Sieht man doch.“ „Sieht ja ganz schön fettich aus.“ „Lass das mal meine Sorge sein.“ „Ja, ja. Wat hab‘ ich denn für dich? Ach hier die Trecker für die Käsköppe.“ „Klingt richtig.“ Er lege mir ein paar Papiere vor. „Dann mach mal deinen Friedrich Wilhelm. Mit Datum und Kennzeichen.“ Ich unterschrieb die Papiere. „Gut. Dein Auflieger steht hinten am Gleisanschluss.“ „Okay.“ „Dann bis die Tage.“

Ich kletterte wieder in den Magnum und fuhr auf den Platz. Am Trailer angekommen, sattelte ich auf und erledigte die Abfahrtskontrolle. Dabei kontrollierte ich nicht nur Funktion und Beleuchtung des Aufliegers, sondern natürlich auch den Sitz und die Spannung der Zurrketten. Als alles okay war, gab ich das Ziel in mein Mobilnavi ein und fuhr dann los.

Ich fuhr wieder auf die B236 und über die zur Anschlussstelle Dortmund-Nordost der A2. Hier fuhr ich in Richtung Oberhausen auf.

Als ich auf der Autobahn war, rief ich Daniel Schröder von Raben in Kamen an. „Hallo Marc. Wenn du eine Ladung brauchst, kannst du dich ruhig mit Jürgen in der Dispo unterhalten. Das muss ich ja nicht machen.“, begrüßte er mich. „Hallo Daniel. Wenn ich eine Ladung ab Kamen brauchen würde, hätte ich das ja auch getan.“ „Du brauchst also eine Rückladung.“So ist es. Ihr seid doch ein Holländisches Unternehmen. Oder?“ „Die Zentrale ist in Oss in den Niederlanden.“, bestätigte Daniel. „Dann habt ihr doch sicher auch was in Zwolle oder?“Kann sein.“ „Ich bin nämlich auf den Weg nach Zwolle und suche dort eine Rückladung im Trailer Trucking.“ „Was habe ich damit zu tun?“ „Kannst du mir da was besorgen? Am besten heute Abend noch zurück oder allerspätestens morgen früh?“ „Arbeite ich jetzt für dich? Habe ich da was falsch verstanden?“ „Natürlich nicht.“ „Dann geh auf unsere Seite und logg dich mit deinen Subunternehmerdaten ein. Dann kannst du dir einen freien Trailer samt Ladung nehmen.“ „Würde ich ja machen. Ich muss aber nebenher noch ein wenig LKW fahren.“ „Hast du denn kein Büro für sowas?“ „Soll ich mir für meine One-Man-Show auch noch eine Bürokraft einstellen?“ Daniel stöhnte auf. „Na gut. Das ist aber das erste und letzte Mal.“ „Danke, Daniel. In Zukunft kümmere ich mich da selbst drum.“ „Ich melde mich gleich bei dir.“ Daniel legte auf.

Am Oberhausener Kreuz wechselte ich auf die A3 in Richtung Arnheim. Eine Viertelstunde später rief mich Daniel zurück. „Du hast Glück.“, begann er. „Du kannst heute Abend in Zwolle einen Kühler mit Joghurt und weiteren Milchprodukten für einen Kunden in Düsseldorf übernehmen.“ „Klingt gut.“ „Kannst du mitschreiben?“ „Kannst du mir auch eine Mail schicken?“ „Du machst mich fertig. Ja du kriegst eine Mail mit allen Angaben.“ „Danke, Daniel.“ „Wie gesagt. Das erste und letzte mal. Ich bin schließlich nicht dein Disponent.“ Er legte auf.

Am Grenzübergang Elten ging es in die Niederlande. Es war weiterhin die E35. Nur hieß diese nicht mehr A3, sondern A12. Ich wechselte im Radio von WDR2 auf Radio Veronica und fuhr weiter in Richtung Arnhem / Utrecht. Am Knooppunt Waterberg wechselte ich auf die A50 in Richtung Apeldoorn. Normal hätte mich diese Autobahn fast direkt nach Zwolle geführt. Leider bekam ich die Meldung, dass diese, oberhalb von Apeldoorn „afgesloten“ war. Ich musste also die Sperrung umfahren. Also blieb mir nichts anderes übrig, als am Knooppunt Beekbergen auf die A1 in Richtung Amsterdam zu wechseln.

Am Knooppunt Hoevelaken wechselte ich auf die A28 in Richtung Nijkerk. Weiter ging es an Harderwijk und Nunspeet vorbei nach Zwolle. Zwolle Zuid sollte ich von der Autobahn abfahren. Von hier aus führte mich mein Navi weiter zu meinem Kunden, der sich in einem Industriegebiet von Zwolle befand. Was die hier mit Traktoren wollten, wusste ich auch nicht. Vielleicht ging das von hier auch noch weiter zu einem Bauernhof. Mir war auch wichtiger, dass man mich und die Traktoren hier erwartete und ich hier den Trailer los und meine Papiere quittiert bekam.

Nun schaute ich mir die Mail von Daniel an. An einem Kühlhaus in Zwolle, welches die Raben Tochter Fresh Logistics betrieb, sollte ich den Kühler für Düsseldorf übernehmen. Als ich die Adresse im Navi hatte, stellte ich fest, dass es gerade mal fünf Minuten bis zu der Adresse war. Dort fuhr ich hin und meldete mich an. Ich war angemeldet und konnte somit sofort den Trailer übernehmen. Durch den Umweg stand auch meine kurze Pause an. „Kann ich hier stehen und meine Kurze Pause machen?“ „Geen probleem.“, sagte der Disponent. „Sluit voordat u dit doet de deuren van de aanhanger.” „Ich soll vorher die Türen vom Trailer schließen?” Er nickte. „Vanwegen de koudeketen.” „Ach so. Wegen der Kühlkette.” „Dan kun je hier koffie drinken.” „Bedankt” „Alstublieft.”

Ich verließ das Büro und ging zum Magnum. Nun sattelte ich den Trailer auf, der aber nicht, wie erwartet in Fresh Logistic Lackierung war, sondern die normale Raben Lackierung hatte. Ich sattelte auf und erledigte die Kontrolle des Trailers. Dabei schloss ich die Türen und kontrollierte die Einstellung des Kühlaggregats. Anschließend nahm ich die Einladung des Niederländers an und ging dort Kaffee trinken.

Als meine Pause vorbei war, war die Sonne endgültig untergegangen. Ich kletterte wieder in den Renault und gab die Zieladresse in Düsseldorf im Navi ein. Nun ging es zurück zur Anschlussstelle Zwolle-Zuid, wo ich in Richtung Amersfoort auffuhr. Auch von hier aus war die Autobahn in Richtug Apeldoorn “afgesloten”, so dass ich wieder den Umweg über die A28 und A1 machen musste. Ich fuhr also wieder bis zum Knooppunt Hoevelaken über die A28. Die A1 nahm ich nun aber nicht bis nach Apeldoorn. Ich wechselte am Knooppunt Barneveld auf die A30 in Richtung Ede. Am Knooppunt Maanderbroek ging es zurück auf die A12 in Richtung Arnhem. An dem Abend lief es gut und ich kam gut durch.

Ab Arnhem stand auch schon Oberhausen auf den Schildern. Als ich am Grenzübergang Elten wieder zurück nach Deutschland kam, stellte ich den Tempomat wieder von 82 auf 86. Das Radio wurde auch wieder auf WDR2 umgestellt.

Am Kreuz Oberhausen fühlte es sich zwar an, als würde ich die Autobahn wechseln, tatsächlich blieb ich aber auf der A3. Dieser folgte ich weiter bis zum Kreuz Breitscheid. Von hier ging es dann auf der A52 weiter. Das Industriegebiet in dem großen Dorf am Rhein lag direkt neben der Autobahn. So war es gerade erst Dienstag, als ich an meinem Ziel ankam. Bei dem Kunden wurde rund um die Uhr gearbeitet. Es gab einen Pförtner bei dem ich mich anmelden konnte. Nachdem klar war, dass ich den Auflieger nur abstellte, wies er mir ein Dock zu. Ich fuhr dorthin und setzte den Auflieger an. Danach ging ich ins Büro, wo ich mal wieder eine Quittung unter Vorbehalt bekam. Mit der verließ ich die Firma.

Da ich ziemlich kaputt war und auch nicht mehr viel Fahrzeit übrig war, suchte ich mir in dem Industriegebiet eine Parklücke für meine Zugmaschine. Danach schloss ich die Rollos des Magnum und legte mich direkt schlafen.

Dienstag, den 7. September 2021, 11:45, Düsseldorf:

Ich hatte zwar elf Stunden Pause gemacht, aber nicht die ganze Zeit verschlafen. Am Morgen wurde ich wach, weil die Blase drückte. Ich zog mir also was über und stieg aus. Hier, in einem Industriegebiet, blieb mir nichts anderes übrig, als in einer versteckten Ecke die dort vorhandenen Büsche zu bewässern. Ich wollte gar nicht wissen, wie das Frauen dann an meiner Stelle machten. Zurück am Renault folgten die Zahnpflege und eine Katzenwäsche mit Wasser aus meinem Wasserkanister. Danach ging es zurück ins Hotel Magnum, wo ich mich anzog und anschließend die Rollos an den Scheiben hochfuhr. Das war eines der Features, die mir bei dem Magnum am besten gefiel. Anstelle von nicht richtig abdunkelnden Vorhängen hatte ich eben die Rollos, die einem gleichzeitig auch als Sonnenblenden an den Fenstern dienten.

Nun klappte ich das Bett hoch und den Tisch in der Sitzecke auf. Ich setzte die Kaffeemaschine in Betrieb und machte mir aus meinen Vorräten ein Frühstück. Als ich später gesättigt war, schaltete ich meinen Laptop an und steckte meinen Surfstick ein. Heute folgte ich auch der Anweisung von Daniel und loggte mich bei Raben ein. Im Bereich Trailer Trucking gab es nicht viel. Ich fand aber einen Auflieger, der von Neuss aus nach Kamen sollte.

Ich nahm mein Handy und rief bei Raben in Kamen an. Jürgen meldete sich. „Hallo Jürgen. Marc von Eurospeed hier.” „Irgendwie habe ich mit deinem Anruf gerechnet.” „Wieso das denn?” „Daniel war vorhin hier im Büro. Da hat er sich darüber beklagt, dass du ihn gestern genervt hättest.” „Hat er wirklich genervt gesagt?” „Beim Leben meiner 93 Jährigen Großmutter.” „Ist ja unglaublich.” „Er hat mich aber auch vorgewarnt, dass du heute Vormittag was von Düsseldorf aus haben möchtest.” „Ich habe da auf eurer Seite einen Auflieger in Neuss gefunden.”, sagte ich nun. „Genau den wollte ich dir jetzt geben. Möchtest du im Anschluss weiter für uns fahren?” „Da ich noch nichts anderes habe, sag ich mal ja.” „Daniel meinte, du fährst gerne nach Belgien. Was hältst du von Antwerpen?” „Wie kommt der Schröder denn auf sowas? Ich war zwar damals oft in Belgien, aber nur, weil ich einen der wenigen Gliederzüge hatte. Da hatte ich häufig Anlieferung in Brüssel mit Motorwagen.” „Willste jetzt Antwerpen oder nicht?„Ja, ja. Gib schon her.” „Gebe ich dir. Aber erst gleich, wenn du hier in Kamen bist. Brauchst du noch Angaben für Neuss?” „Wo du sowieso gerade am Telefon bist, kannste mir die auch gleich sagen.” Jürgen diktierte mir die Angaben, die ich direkt mitschrieb. Danach beendeten wir das Telefonat.

Da ich noch etwas Zeit bis zum Ende meiner Pause hatte, rief ich noch bei einer Baufirma an. Dort ließ ich mich mit der Abteilung für gewerbliche Bauten verbinden. Hier bat ich um ein detailliertes Angebot für einen Neubau auf meinem Grundstück. Dazu stellte ich mir eine Lager und Wartungshalle mit mehreren Fahrspuren vor. Daran soll ein Bürogebäude angebaut sein, in dem auch noch Platz für eine Wohnung für mich ist. Außerdem wollte ich eine Betriebstankstelle haben. Schließlich würde ich irgendwann auch mehr, als nur einen LKW haben. Man versprach mir ein entsprechendes Angebot fertig zu machen. Einen entsprechenden Entwurf hatte man bereits für ein anderes Unternehmen gemacht und wollte auf diese Daten zurückgreifen.

Als meine elf Stunden Pause voll waren, fuhr ich sofort los. Ich war froh, endlich aus dem Gewerbegebiet weg zu kommen. Zuerst quälte ich mich durch Düsseldorf nach Neuss rüber, kam dann aber doch recht schnell bei dem Kunden an. Hier bekam ich einen Kofferauflieger mit einer recht leichten Ladung. Dafür, dass man einen Trailer von DPD genommen hatte, blieb mir letztlich nur eine Erklärung. Vermutlich wollte man die Ladung erst wirklich per Paketdienst versenden, hatte dann aber festgestellt, dass manche Empfänger so viel bekamen, dass die Spedition doch mehr Sinn machte. Ob das so war, war mir letztlich egal.

Ich erledigte im Büro den Papierkrieg und sattelte anschließend auf. Von der Ladung sah ich bei der Abfahrtskontrolle aber nichts. Als ich den Trailer von der Rampe abzog, war das hintere Rolltor bereits verschlossen und zudem noch verplombt. Die Ladung mit Artikeln aus der Medizintechnik war aber auch nicht gerade billig.

Ich fuhr durch Neuss auf dem Weg zur A46. Diese nahm ich nun in Richtung Wuppertal. Nachdem ich den Rhein heute ein zweites Mal überquert hatte, war ich wieder in Düsseldorf. Hinter Düsseldorf Bilk ging es durch die beiden Tunnel. Anschließend lag rechter Hand das Henkel Werk. Danach hatte ich Düsseldorf hinter mir gelassen. Es folgten Hilden, Haan und Wuppertal. Am Kreuz Wuppertal Nord wechselte ich auf die A1 in Richtung Bremen. Es folgte die Dauerbaustelle zwischen Volmarstein und Hagen-West, das Westhofener Kreuz und das Kreuz Dortmund / Unna. Kamen Zentrum verließ ich dann die Autobahn. Es ging noch durch die Stadt zum Industriegebiet Hemsack, dann hatte ich Raben erreicht.

Ich ging zu Jürgen ins Büro. Als er mich sah, kam er gleich zum Thema. „So. Du stellst den Auflieger aus Neuss da vorne neben unseren. Anschließend nimmst du die Plane an Tor zwei auf. Mit der geht es nach Antwerpen in den Hafen. Laden – liefern.” „Ist denn da gleich noch jemand? Die meisten Hafenbuden in Antwerpen haben doch zeitig Feierabend. „Das geht zu einer Spedition. Die sind von 6 bis 22 Uhr da.” „Ungewöhnlich für Antwerpen.” „Ist aber so. Bis jetzt haben wir da auch nirgendwo was zurück. Du musst dir also selbst was suchen.” „Mache ich.” Wir erledigten noch den Papierkrieg, danach ging zurück zu meinem Renault.

Ich setzte den DPD Auflieger dorthin, wo es Jürgen mir gesagt hatte. Anschließend nahm ich den Planentrailer an Tor 2 auf und erledigte die Kontrolle.

In dem Moment kam gerade Daniel über den Platz. Er stutzte kurz und kam dann zu mir. „Soll das dein Ernst sein?”, fragte er mich. „Dieser Schrotthaufen ist deine Zugmaschine?” „Hey, hey. Mal langsam. Wieso denn Schrotthaufen?” „Erstens Renault. Ich dachte immer, du hättest Geschmack bei den LKW. Zweitens der Zustand. Schau ihn dir doch mal an.” „Erstens war der günstig und ist technisch und von innen in Ordnung. Zweitens wird der auch noch von außen aufbereitet. Oder meist du ich fahre länger mit der Werbung für Air France durch die Gegend.” „Da bin ich aber mal gespannt. Hoffentlich bekomme ich bis dahin nicht schon Beschwerden, was ich hier für Subunternehmer einsetze.” „Wenn ich das zeitlich auf die Kette kriege, wird der am kommenden Wochenende schon aufbereitet.” „Je schneller, je besser.” Daniel ging zurück ins Büro und ich machte weiter. Ein paar Minuten später fuhr ich vom Hof.

Ich fuhr zur Anschlussstelle Kamen / Bergkamen, wo ich auf die A2 in Richtung Oberhausen fuhr. So wollte ich das Nadelöhr Ruhrpott nördlich umgehen. Bis Oberhausen Holten funktionierte das auch ganz gut. Hier wurde es, wie eigentlich jeden Werktag, ziemlich voll. Nun hatte ich die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ich konnte nun bis zum Kreuz Kaiserberg auf der A3 bleiben und dann dort auf die A40 in Richtung Venlo fahren. Alternativ konnte ich am Kreuz Oberhausen West auf die A42 in Richtung Kamp Lintfort fahren und von dort über die A57 zum Kreuz Moers, wo es dann ebenfalls auf die A40 in Richtung Venlo ging. Wie ich es jetzt machte, machte ich es so oder so verkehrt. Ich entschied mich für die Route über die A42 und A57. Natürlich lief es jetzt bis Duisburg Beek erstmal schlecht bis gar nicht. Als ich da aber endlich ankam, und rechts neben mir die Einfahrt zum großen Thyssen-Krupp Stahlwerk lag, lief es langsam wieder an. Nun ging es erstmal wieder. Am Kreuz Kamp Lintfort wechselte ich auf die A57, auf der es auch noch einigermaßen lief. Als ich am Kreuz Moers auf die A40 gewechselt war, hatte ich das übliche Problem auf dieser Autobahn. Zwei Spuren und LKW Überholverbot. Manche “Kollegen” genossen hier mal wieder die Macht, das Tempo zu bestimmen, indem sie bewusst langsam fuhren. Mir konnte keiner erzählen, dass ein LKW hier, wo es keine nennenswerte Steigung gab, nicht schneller als 75 fahren konnte. Quasi als Antwort auf die Vermutung ging es hinter dem Grenzübergang Straelen wieder schneller, obwohl die Niederländische Polizei viel mehr auf die Geschwindigkeiten der LKW achtete, als deren deutsche Kollegen.

Deswegen regelte ich den Tempomat auch wieder auf 82 runter. Außerdem stellte ich mein Radio wieder auf Veronica, meinen Niederländischen Lieblingssender.

Der digitale Wächter mahnte schon zur Pause. Ich hatte also im Ruhrpott und auf der A40 doch wieder Zeit verloren. Früher wäre ich zum Restaurant Heierhoeve gefahren, wo ich schon so einige Nächte verbracht hatte. Leider war das Restaurant inzwischen geschlossen und die Tankstelle wurde noch von Tankpool24 und Esso betrieben. Essen gab es hier aber nur noch in kalter form. Auf der anderen Seite der A 67 hatte aber der Truckstop Venlo eröffnet. Also fuhr ich hierhin. Ich parkte den Renault und fuhr als erstes den Laptop hoch. Den Surfstick brauchte ich hier zum Glück nicht, gab es hier doch kostenloses WiFi. Ich suchte über die Seiten meiner Kunden nach einer Rückladung aus Antwerpen. Raben hatte immer noch nichts und auch über meinen Ex Arbeitgeber, DHL fand ich auf die Schnelle nichts. Mehr um es einfach auszuprobieren, als wirklich auf ein positives Ergebnis zu hoffen, wählte ich den Logistik Zugang vom Bauhaus und wurde dort tatsächlich fündig. Am PSA Europa Terminal sollte ein Auflieger mit 21 Tonnen Hardware für das Bauhaus in Oberhausen bereitstehen. Ich versuchte, ob ich mir die Ladung sichern konnte und hatte Erfolg. Nun konnte ich beruhigt essen gehen.

Nachdem ich gesättigt war, fuhr ich weiter. Es ging zurück zur A 67 und dort in Richtung Eindhoven auf die Autobahn. Ich beschleunigte wieder auf 82 und legte den Tempomat ein. Nun ging es ruhig durch den Spätnachmittag.

Bei Eindhoven hielt ich mich immer weiter auf der A67 in Richtung Antwerpen. So hatte ich bald die Niederlande verlassen und Belgien erreicht. Die Autobahn war hier nach wie vor die E34. Nun war das auch auf den Schildern die offizielle Nummer. Ich fuhr an Turnhout vorbei, immer auf Antwerpen zu. Nachdem ich bei Ranst den Albertkanaal überquert hatte, erreichte ich das gleichnamige Autobahndreieck, wo die E34 und die E313 zusammentrafen. Jetzt hatte ich Antwerpen fast erreicht. Am Knooppunt Antwerpen Oost wechselte ich auf den Ring in Richtung Breda.

Am Knooppunt Antwerpen Noord ging es weiter in Richtung Bergen-op-Zoom. Nun orientierte ich mich in erster Linie an den Haven Nummern. Wie auch in Rotterdam waren auch hier in Antwerpen die Nummern viel wichtiger, als Straßennamen oder Straßennummern. Zum Glück stand die Haven Nummer mit auf den Lieferpapieren. Am Knooppunt Antwerpen Haven ging es nun auf den Ring 2. Hoffentlich musste ich nicht durch den Liefkenshoektunnel, der war nämlich Mautpflichtig. Ich hatte aber Glück. Nach dem Tijsmanstunnel durfte ich die Autobahn verlassen und auf die N101 oder Scheldelaan. Wie es einem lieber ist. Eine weitere Viertelstunde später hatte ich mein Ziel erreicht. Ich meldete mich im Büro der Spedition an und bekam ein Dock zugewiesen, an dem ich absatteln durfte. Nach der obligatorischen Unterschrift unter Vorbehalt konnte ich das Büro wieder verlassen. Ich setzte nun den Trailer ans genannte Dock und sattelte ab. Schon hatte ich den zweiten Auftrag des Tages erledigt.

Für den dritten Auftrag war nur noch die Übernahme des Trailers von mir geplant. Zum Glück waren die Terminals von PSA lange besetzt. Den Trailer würde ich heute Abend noch bekommen. Das Europa Terminal war am Haven 869. Das war von hier auch nur etwa zehn Minuten entfernt. Die Zufahrt war direkt an der Scheldelaan. Ich fuhr dorthin und stellte die Maschine ab. Dann ging ich zur Meldestelle.

Hier forderte ich meinen Trailer ab. Mit meiner Anmeldung hatte alles funktioniert und man hatte mich im Computer. So klappte es ohne Probleme. Ich musste nur eben meinen CMR schreiben, der hier noch abgestempelt wurde. Danach konnte ich auf das Gelände fahren und den Trailer suchen. Zum Glück waren die Standplätze durchnummeriert. So fand ich den neutralweißen Auflieger tatsächlich auf Anhieb. Nach dem Aufsatteln und der obligatorischen Kontrolle war ich wieder startklar. Irgendwie hatte ich heute keine Lust mehr, viel zu machen. Außerdem wurde es ja auch immer schwieriger einen Parkplatz zu finden, je später es wurde. Ich hoffte auf ein bisschen Glück und fuhr zum Haven 730. Hier gab es einen kleinen Truckstop, den ich noch von früher kannte. Der Name des Restaurants, Meet & Eat war irgendwie hängen geblieben.

Dort angekommen, war der Parkplatz schon ziemlich voll. Mit ein wenig Rangierarbeit kam ich aber noch in eine Lücke hinein. Als ich endlich stand, atmete ich erstmal kräftig durch. Feierabend! Ich schloss erstmal die Rollos, danach ging ich in das Lokal. Dort holte ich mir zuerst den Schlüssel für eine Dusche. Ich hatte ja gestern schon keine, dann konnte ich wenigstens heute duschen.

Anschließend nahm ich das Tagesmenu. Dazu gab es ein schönes Feierabendbierchen. Man bot Jupiler vom Fass, mit dem Bier konnte man mich aber jagen. Ich bestellte mir ein Hoegaarden aus der Flasche. Das schmeckte mir schon besser.
Das Tagesmenu bestand heute aus einer Kippenroomsoep als Vorspeise. Ein Deutscher dachte bei Kippen natürlich eher an Zigarettenkippen, als an Hähnchen. Zum Glück war es aber letzteres. Als Hauptgericht gab es wenig belgisches Züricher Geschnetzeltes mit schon eher belgischen Pommes Frites. Der Nachtisch passte mit Vla wieder ganz nach BeNeLux. Aufgrund der recht kleinen 0,25 Liter Fläschchen beim Hoegaarden folgte dem ersten Bier auch noch ein Zweites. Hinterher war ich Pappsatt und hatte auch die nötige Bettschwere erreicht. Zum Glück hatte ich in der Mittagspause nur eine Frikandel mit Pommes, dachte ich so, als ich zurück zum Magnum ging. Die letzten sportlichen Aktivitäten des Tages waren schließlich das Entern des Fahrerhauses und das erklimmen des Betts.

Mittwoch, den 8. September 2021, 6:00, Antwerpen:

Um sechs Uhr klingelte mein Wecker. Wie üblich, wenn man in Europa unterwegs war, wurde es von Tag zu Tag früher, dass man aufstehen musste. In Nordamerika ging dass besser, da dort eine andere Regelung von Lenk- und Ruhezeiten vorlag. Mit einer Aufstehzeit von 6:00 Uhr war ich aber noch gut bedient. Besser, als mitten in der Nacht aufzustehen. Ein weiterer Vorteil war, dass so das Meet & Eat bereits geöffnet hatte. Im Hafen lohnte es sich nicht, 24 Stunden geöffnet zu haben, da hier die meisten Ladestellen auch nicht vor sieben Uhr anfingen. Ich stand auf und ging in das Lokal. Hier nutzte ich zuerst Toilette und Dusche. Anschließend trank ich noch in Ruhe einen Kaffee. Kurz vor Sieben ging ich zurück zu meinem Renault. Die elf Stunden Ruhezeit sollten jetzt beendet sein. Ich setzte meine Kaffeemaschine in Betrieb und schaltete anschließend die Zündung an. Nun schaute ich auf das Display des digitalen Wächters. Die elf Stunden Pause waren um. Also drehte ich den Zündschlüssel weiter und startete den Motor. Während der Kompressor die Vorratskessel wieder mit Druckluft füllte, erledigte ich die Abfahrtskontrolle. Als letzte Amtshandlung vor dem Losfahren füllte ich den gerade durchgelaufenen Kaffee in die Thermoskanne. Nun konnte es losgehen.

Ich lenkte den Magnum wieder zurück auf die A12 in Richtung Breda. Nun ging es erstmal ein ganzes Stück am Hafen entlang. Dabei merkte ich direkt, dass es sieben Uhr durch war. Es war voll auf den Straßen in und um Antwerpen. Wie eben jeden Morgen in der Woche. Bei den Verkehrshinweisen im Radio hörte ich ganz aufmerksam zu, dann konnte ich aus dem Flämischen in etwa verstehen, worum es ging. Ich kam zu dem Ergebnis, dass es besser war, möglichst früh vom Antwerpener Ring runter zu kommen, da dieser, wie eben jeden Morgen dicht war. So drückten es auch die Flamen aus.
Ich nahm also schon am Knooppunt Antwerpen-Noord die E19 in Richtung Breda und fuhr nicht weiter bis zur E34. Hier lief es auch in diese Richtung gut. In der Gegenrichtung war allerdings ein langer Stau, der fast bis nach Sint-Job-in-‚t-Goor reichte.

Ich blieb auf der E19, bis ich die Niederlande erreicht hatte. Am Knooppunt Galder wechselte ich dann auf die A58 in Richtung Tilburg. Auch hinter Tilburg folgte ich weiter der A58 in Richtung Eindhoven. Normal hatte ich vor, ab Eindhoven wieder die A67 in Richtung Venlo zu nehmen. Die elektronischen Schilder über der Autobahn waren sich mit den Verkehrshinweisen auf Radio Veronica und dem TMC des Navis einig, dass ich das besser lassen sollte.

Also fuhr ich den nördlichen Randweg Eindhoven und wechselte am Ende auf die A50 in Richtung Nijmegen. An der Ausfahrt Volkel, in der Nähe von Uden nahm ich die N264 in Richtung Sint Hubert und von dort weiter in Richtung Gennep. Bei Haps fuhr ich auf die A73 in Richtung Venlo. Kurz darauf wechselte ich am Knooppunt Rijkevoort auf die A77 in Richtung Köln / Goch. Nach dem Überqueren der Grenze war ich auf der deutschen A57. Auf dieser blieb ich, bis ich das Kreuz Kamp-Lintfort erreicht hatte. Hier nahm ich die A42 in Richtung Dortmund. Nach dem Überqueren des Rheins begrüßte einen das Ruhrgebiet mit aller Macht. Man wurde gleich daran erinnert, dass diese Region lange Zeit in erster Linie für Kohle und Stahl gestanden hatte. Vor 30, 40 Jahren fuhr man hier auch in eine dichte Dunstglocke. Wenigstens die gab es inzwischen nicht mehr. Dem Strukturwandel sei Dank.

Über die A42 kam ich nun direkt nach Oberhausen. Hier fuhr ich von der Autobahn ab und durch die Stadt zu meinem Ziel, einem Bauhaus Baumarkt.

Ich lenkte den Sattelzug hinten auf den Hof und meldete mich am Wareneingang an. Holgers Oberhausener Kollegen kannte ich bisher nicht, also meldete ich mich offiziell an. „Mahlzeit. Eurospeed Logistics. Ich habe einen Auflieger aus Antwerpen für euch.” Er nickte nur zum Gruß. „Zeich ma die Papiere.”, brummte er. Ich gab sie ihm. „Ach die Import Klamotten. Bleibt der Auflieger hier?” „Jo.”Gut. Stell ihn an Tor drei.” „Okay. Kann ich da auch noch ’ne dreiviertel Stunde stehen bleiben und meine kurze Pause machen?” „Von mir aus. Ich mach jetzt auch Mittach.” Ich ging zurück zum Renault und setzte den Auflieger an die Rampe. Danach sattelte ich ab. Ich zog einen Meter vor und stellte dort den Motor ab und den Tacho auf Pause. Nun holte ich den Laptop raus um einen Anschluss zu suchen.

Der Typ aus dem Wareneingang war ebenfalls rausgekommen, um eine zu rauchen. Dabei warf er einen Blick auf meine Zugmaschine. Als er die Zigarette auf hatte, kam er zu mir rüber. „Sach ma. Du hast doch ’nen Bauhaus Vertrag.” „Ja, hab ich.” „Du fährst doch auch viel Frankreich.” „Wie kommst du jetzt darauf?” „Wegen deinem LKW.” „Nur, weil ich ’nen Renault fahre?” „Nee, wegen der Werbung.” „Achso. Den habe ich mit der Werbung gekauft.” „Wie? Ist dat dein eigener?” „Ja. Die Eurospeed Logistics ist meine Firma.”Haste denn Lust nach Frankreich zu fahren?” „Generell oder heute?” „Na gleich. Wenn deine Pause vorbei ist.” „Kann ich machen. Noch hab ich nix.” „Wäre gut. Der Tieflader mit den Gabelstaplern, da vorne, muss morgen früh in der Nähe von Reims sein.” „Aha.” „Wir vermieten die ja jetzt.” „Das weiß ich. Ich wusste nur nicht, dass die auch nach Frankreich sollen.” „Ist wohl online über die Zentrale gelaufen.” „Von mir aus kann ich das fahren.” „Dann mach ich alles fertig. Komm nach deiner Pause nochmal rein.” Ich packte den Laptop wieder weg und machte mir lieber ein paar Brote als Mittagessen.

Als ich die aufgegessen hatte, ging ich nochmal zum Wareneingang. „Deine Papiere habe ich fast fertig. Hast du ’nen CMR für mich?” Ich reichte ihm den Frachtbrief, den ich ihm mit reingebracht hatte. „Deine Daten nehme ich von den Anlieferpapieren.” „Mach das.” „Haste mal deine Unternehmer Nummer?” Ich nannte sie ihm. Als er die Papiere fertig hatte, unterschrieb ich ihm sein Exemplar. „Die sollen morgen zu Arbeitsbeginn da sein.” „Wann fangen die an?” „Steht hier nicht. Is ’nen Bauernhof oder ’ne LPG oder so. Wann werden die anfangen?” „Bei uns ziemlich früh. Aber in Frankreich ticken die Uhren anders.” „Ich hab keine Ahnung. Mach wie du meinst.”

Wir gingen raus und machten das Übergabeprotokoll. Von den Vordrucken gab er mir auch welche mit. Danach sattelte ich auf und fuhr nach der Kontrolle los.

Ich fuhr zurück zur A42 und wechselte am Kreuz Oberhausen West auf die A3 in Richtung Köln. Dort stellte ich den Tempomat wieder auf 86 und rollte dahin, soweit der Verkehr das zuließ. Ich blieb auf der A3, bis ich das Dreieck Heumar erreicht hatte. Hier wechselte ich auf die A4 in Richtung Aachen. Als ich den Kölner Ring hinter mir hatte, atmete ich erstmal durch. Danach lief es einigermaßen. Am Kreuz Aachen wechselte ich auf die A44 in Richtung Lüttich. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis ich Belgien erreicht hatte. Bis nach Lüttich blieb ich auch erstmal auf der E40. Zu meiner Überraschung wollte mein Navi dann aber nicht über die E42 in Richtung Namur weiter, sondern unbedingt auf die E25 in Richtung Luxembourg. Da ich kein französisches Gelaber hören wollte, hatte ich heute Nachmittag aber kein belgisches Radio an. Hinter der Grenze hatte ich kurz in BRF1 reingehorcht, den deutschsprachigen, belgischen Sender, dessen Reichweite war aber auch auf die deutschsprachige Region beschränkt. So musste ich mich von den Verkehrshinweisen an diesem Nachmittag auf mein TMC verlassen. Also folgte ich der Empfehlung. Es ging durch Lüttich und anschließend in die Berge der Ardennen. Zum Glück waren die vier Gabelstapler in Summe nicht allzu schwer.

An der Ausfahrt 50, Vielsalm / Barague Fraiture, sollte ich von der E25 runter und nun über Landstraßen weiter. Genaugenommen über die N89. Ich passierte La Roche-en-Ardenne als ich merkte, dass mir langsam die Fahrzeit weglief. Ich musste mir überlegen, wie lange ich noch fahren wollte und wo ich Feierabend machen konnte.

In der Nähe von Tenneville, wo sich die N89 und die N4 kreuzten, gab es einen festgefahrenen Schotterplatz neben der Nationalstraße. Ab hier würde es auch schwieriger was zu finden, denn ab hier wurde die Nationalstraße zur Schnellstraße und ein Teil der E46. Der Unterschied von den Schnellstraßen zu Autobahnen war der, dass es anstelle von Auf- und Abfahrten Kreuzungen gab. Das kam in Belgien häufiger vor. Der Straßenzustand war auf beiden nicht so besonders.

Den Schotterplatz nahm ich für meine große Pause. Ich hatte hier zwar wieder weder Toiletten, noch ein Restaurant, damit musste ich aber leben, wenn ich meine Zeiten sauber halten wollte. Da ich auf dem Weg nach Frankreich war, war das empfehlenswert.
Ich hatte ja genug Vorräte in meinen Staufächern. So bestand mein Abendessen heute mal aus zwei Fünf Minuten Terrinen, die ich mit heißem Wasser aus meinem Wasserkocher aufgoss. Nach dem Essen holte ich noch meinen Laptop raus. Hoffentlich bekam mein Surfstick hier genug Empfang, dass ich mir eine Rückladung aus Frankreich besorgen konnte.
Ich wurde fündig. Meine Ladung ging zwar nicht ins Ruhrgebiet… oder nach Nordrhein-Westfalen… aber immerhin nach Deutschland. Es gab eine Ladung Getränke von einer Großkellerei für Wein und Sekt. Was auch sonst in der Champagne. Diese sollte nach Bremerhaven. Knapp am Ziel vorbei. Aber vielleicht bekam ich ja von dort wieder was ins Ruhrgebiet. Das beste an der Ladung war, es war endlich mal ein Auftrag von meinem Ex-Arbeitgeber DHL. Ich musste ja auch für die mal was fahren, damit ich auf meinen Mindestumsatz kam. Ich nahm die Ladung an. Danach fuhr ich den Laptop runter und legte mich schlafen.

Donnerstag, der 9. September 2021, 1:00, Tenneville, Belgien:

Ich hatte mich entschieden, nur neun Stunden Pause zu machen. Ich sollte pünktlich beim Kunden sein und wollte nicht gleich beim ersten eiligen Auftrag zu spät kommen. Ich zog mir was an, schnappte mir meine Taschenlampe und eine Rolle Toilettenpapier und stieg aus. Danach erledigte ich meinen Toilettengang im Schutz der Dunkelheit in der Natur. Was sollte man anderes machen, wenn man keine Toilette am Parkplatz hat?

Die Zahnpflege und eine Katzenwäsche gab es wieder mit Wasser aus meinem Kanister. Mit dem restlichen Wasser setzte ich mir eine Kanne Kaffee auf. Um viertel vor Zwei machte ich mich, nach neun Stunden Pause auf den Weg nach Frankreich.

Es ging zurück auf die N89. Es war noch nicht mal Zwei Uhr, als ich Saint Hubert passierte. An der Auffahrt zur E411 fuhr ich geradeaus weiter in Richtung Bouillon. Hier überquerte ich im Dunkeln die Grenze nach Frankreich.

Über die N56 ging es nun weiter nach Sedan. Ab hier gab es Autobahn. Über die A203 ging es weiter nach Charleville-Mézieres. Ab hier ging die A34 weiter nach Reims.
In einem kleinen Dorf, kurz vor Reims, lag der Bauernhof. Ich verließ die Autobahn und war kurz darauf an meinem Ziel. Als ich auf den Bauernhof fuhr, war dort noch das meiste dunkel. Im Wohnhaus brannte schon Licht. Dort würde ich aber mit Sicherheit nicht klingeln. Ich ließ den Sattelzug mitten auf dem Hof stehen. Den sollte man auch am sehr frühen Morgen eigentlich nicht übersehen. Ich machte es mir gemütlich und noch ein paar Minuten die Augen zu.

Plötzlich klopfte es. Ich machte die Augen auf und öffnete die Fahrertür. „Bonjour.”, grüßte ich.„Bonjour.”,brummte er. „ Apportez-vous les chariots élévateurs?” „Pardon. No francaise.”, stammelte ich. „Vos papiers, s’il vous plaît.” Ich reichte ihm die Papiere. Er warf einen Blick drauf. „Ah… bien.”, sagte er. „Le trailer… la.”, er zeigte vor eine Halle. „Da soll ich absatteln?” Er zuckte mit den Schultern. Er sprach so wenig deutsch, wie ich französisch. Ich stieg wieder ein und rangierte den Auflieger dorthin, wo er hin gezeigt hatte. „Bien?”, fragte ich dann. „Oui.” Also sattelte ich ab. Ich füllte ein Übergabeprotokoll aus, welches er vermutlich nicht lesen konnte. Anschließend gab ich es ihm. Dann sagte ich: „Signature, s’il vous plaît.” Er nickte. Dann holte er einen Stift und unterschrieb Protokoll und Frachtbrief. Er gab es mir und ich stieg wieder in meinen Renault. Nun gab ich die Adresse der Ladestelle im Navi ein. Danach fuhr ich vom Hof.

Jetzt ging es direkt nach Reims. Dabei stellte ich wieder fest, dass der Vorteil eines Navis überwiegend der war, dass man sich sparen konnte, in einem fremden Land mit Sprachschwierigkeiten umständlich nach dem Weg zu fragen. So fand ich problemlos die große Wein- und Sektkellerei, bei der mein Trailer nach Deutschland stand. Als ich dort ankam, machten die gerade auf. Timing is evrerything.
Ich fuhr auf den Hof und stellte den Renault ab. Danach ging ich zu der Tür, über der das Schild “Expédition” hing. In dem Büro saßen ein Mann und eine Frau an ihren Schreibtischen. „Bonjour.”, nuschelte ich durch die Maske. „Bonjour. Que puis-je faire pour vous?”, fragte die Frau. „Trailer pour Allemagne… Bremerhaven… DHL.”, war meine Antwort. „Bien.? Vous CMR?”, hielt sie ihre Frage nun auch einfach. Ich reichte ihr meinen vorgestempelten Frachtbrief. Sie füllte den Frachtbrief rasch aus und stempelte ihn ihrerseits. Anschließend trug ich noch mein Kennzeichen ein und unterschrieb den CMR. „La remorque est entièrement chargée. Il est à la porte cinq.” Da ich wieder nicht ganz verstanden hatte, fragte ich nach. „Chargement fini?” „Oui.” „Porte cinq?”, ich zeigte zusätzlich fünf Finger. „Oui.” Merci. Au revoir.” „Adieu. Bon route.”

Mit meinen Papieren ging ich zurück zum Renault. Danach fuhr ich zu Tor fünf, an dem tatsächlich ein Kofferauflieger von DHL stand. Ich sattelte auf und kontrollierte den Auflieger. Danach machte ich mich auf den Weg, zurück nach Deutschland. Während der Fahrt durch Reims beschloss ich, einen Umweg zu fahren. Die Strecke war zwar weiter und die Autobahn nach Metz war auch noch Mautpflichtig. Das würde die Ersparnis aber wett machen, wenn ich so in Luxembourg tanken konnte. Also fuhr ich nicht zur A34, sondern zur A4.

Auf der Autobahn herrschte reger Verkehr und meine Ladung war auch nicht gerade leicht. So kam ich erstmal gar nicht auf Geschwindigkeit. Das änderte sich auch erst, als ich bereits die Mautstelle passiert hatte.
Jetzt, wo es zügiger ging, bemerkte ich ein Problem. Die Automatik schaltete nicht in den zwölften Gang. Bei Tacho 90 fuhr ich immer noch im Elften. Ich wechselte auf Manuell und versuchte Gang Nummer Zwölf mit dem Lenkstockhebel einzulegen. Auch der Versuch blieb erfolglos. Manuell zurückschalten konnte ich jedoch. Auch wieder hinauf. Aber eben nur bis zum elften Gang.

Ich suchte Kemals Nummer aus dem Speicher und rief ihn an. „Sieh mal an. Marc Müller. Willst du deinen Legostein für morgen anmelden?”, begrüßte mich der Türke. „Ich weiß noch nicht, ob ich das schaffe. Ich habe aber ein Problem.” „Was für eins?” „Der zwölfte Gang geht nicht mehr rein. Weder automatisch, noch manuell.” „Nur der Zwölfte?”, fragte Kemal. „Die anderen schaltet er normal durch.” „Hast du irgendeine Fehlermeldung?” „Nein. Bis jetzt nicht.” „Ist dir sonst was aufgefallen?” „Ab und zu schaltet er geräuschvoll, als ob nicht richtig gekuppelt würde.” „Hmm. Kann die Elektronik sein, kann aber auch sein, dass das Getriebe einen Schaden hat. Wo bist du gerade?” „In Frankreich.” „Wo auch sonst mit deinem Auto. Hat dir der Pole Garantie gegeben?” „Die Pflichtgarantie. Die greift aber nicht bei Verschleissteilen.” „Ein Getriebe hält normal aber länger.” „Keine Ahnung. Was rätst du mir?” „Isch kann dir nix raten. Isch mach keine Ferndiagnosen. Du kannst da in eine Werkstatt fahren, gibt ja genug in Frankreich. Das kann aber dauern. Oder weiterfahren und beobachten.” „Mist. Der Schampus muss morgen früh in Bremerhaven sein.” „Was für ein Schampus?” „Ich habe in Reims Champagner bekommen.” „Den kannste auch bei mir abladen.” „Is klar.” „Musst du selbst wissen.” „Dann fahre ich erstmal weiter.” „Kann dann aber auch noch teurer werden.” „Schon klar.” „Viel Glück.” Er legte auf.

Ich überlegte kurz, ob ich bei Krysztof anrufen sollte, entschied mich aber erstmal dagegen. Ich wusste auch so was da kommen würde. Als du den hier abgeholt hast, war alles in Ordnung. Das brachte mich jetzt auch nicht weiter. Ich fuhr also mit elf Gängen weiter. Ein Grund mehr, günstig in Luxembourg zu tanken. Der Verbrauch stieg so natürlich an.

Ich fuhr weiter und hielt auch das Tempo bei. Die Drehzahl bei 90 im elften Gang war zwar nicht optimal, ließ sich aber noch halbwegs ertragen. Der Vorteil war, dass der Magnum gut zog. Das Drehmoment war natürlich höher, als beim Fahren im zwölften Gang. Kurz vor Metz passierte ich wieder die Mautstelle. Dabei beneidete ich die Franzosen, die mit Télépéage einfach durchfahren konnten. Ich sollte mich mal mit DKV in Verbindung setzen, was es da für Möglichkeiten gab.

Am Autobahnkreuz, nördlich von Metz, wechselte ich auf die A31 in Richtung Luxembourg. Dabei bekam ich einen Unfall zu Gesicht, bei dem der Fahrer eines roten VW Passat einen genauso roten Renault auf die Schüppe genommen hatte. Hoffentlich waren das keine Firmenwagen von ein und der selben Firma. Sonst hatte der Chef Erklärungsnotstand bei seiner Versicherung.

Ich hatte zwar durch die Wartezeit bei meiner Abladestelle am Morgen bereits eine Pause gehabt, nun forderte der digitale Wächter eine weitere Pause. Da die erste Pause nach gerade mal drei Stunden kam, war meine Fahrzeit noch nicht voll. Ich entschied mich also, an der Aire d’Entrange nur für eine kurze Pause stehen zu bleiben. Während der Pause machte ich mir wieder ein paar Brote und trank dabei Kaffee. Die Sitzecke im Magnum gefiel mir für meine Pausen immer besser. Da nahm ich auch gerne in Kauf, dass dafür das obere Bett das Hauptbett war. Der dadurch auch nicht vorhandene Kühlschrank wurde bei mir auch schon durch eine Kompressor-Kühlbox ersetzt.

Nach knapp 50 Minuten fuhr ich weiter. Kurz darauf erreichte ich Luxembourg. An der Aire de Berchem standen die LKW mal wieder fast bis auf die Autobahn, um ihre Tanks mit günstigem Diesel zu befüllen. Ich entschied mich, den Tankstopp auf Wasserbillig zu schieben. Die Raststätte war mir sowieso sympathischer. Ich fuhr also weiter.

Am Croix de Gasperich wechselte ich von der Luxemburgischen A3 auf die A1 in Richtung Trier. In der Nähe vom Flughafen wollte mich mein Navi auf die A7 in Richtung Ettelbruck schicken. Ich war mir aber nicht sicher, ob die Strecke durchgängig für LKW erlaubt war. Ich blieb lieber bei der bekannten Strecke. An der Aire de Wasserbillig tankte ich den Renault wieder voll. Zigaretten brauchte ich mir, als Nichtraucher nicht kaufen. Mit Kaffee hingegen deckte ich mich erstmal ein. Auch hier war es mir noch etwas zu früh, stehen zu bleiben. Ein Stückchen konnte ich noch fahren.

Es ging nun über die Grenze und somit auf der deutschen A64 weiter. Diese verließ ich aber an der Ausfahrt Trier wieder. Über die B51 in Richtung Bitburg sollte es weitergehen. Am Truckstop Meilbrück hab ich früher schon öfter gestanden. Hier machte ich auch für diese Schicht Feierabend. Ich war passend zur Mittagszeit dort. So konnte ich im Restaurant noch was vernünftiges essen. Nach dem Essen füllte ich auch meinen Wasserkanister wieder. Man konnte ja nie wissen, wann er wieder gebraucht wurde. Da ich nun am Mittag ins Bett musste, erfreuten mich wieder die Rollos des Magnum, die die Kabine schön abdunkelten.

Donnerstag, den 9. September 2021, 20:00, Meilbrück (D)

Heute verkürzte ich die Pause auf neun Stunden. Das bedeutete, dass ich in einer dreiviertel Stunde wieder fahren durfte. Ich stand auf und setzte schon mal die Kaffeemaschine in Betrieb. Danach ging ich noch mal zur Tankstelle, wo ich noch schnell Dusche und Toilette benutzte.

Um viertel vor Neun erledigte ich eine schnelle Abfahrtskontrolle und erfreute anschließend einen wartenden Kollegen, indem ich meine Parklücke für ihn freimachte. Nun ging es erstmal wieder auf die B51 in Richtung Bitburg. Auf der Bundesstraße passierte ich die Stadt, die hauptsächlich für ihr Bier bekannt war. Kurz darauf konnte ich an der gleichnamigen Anschlussstelle auf die A60 in Richtung Prüm fahren. Nun hatte ich wieder Autobahn unter den Rädern. Als ich bei Prüm wieder auf die B51 wechseln wollte, fiel mir gerade noch rechtzeitig ein, dass die A1 bei Erftstadt ja seit der Flutkatastrophe im Juli voll gesperrt war. Dann machte es auch keinen Sinn über Blankenheim zu fahren. Also fuhr ich den nächsten Umweg. Da hätte ich auch besser die Strecke über A1 und A48 bis Mayen, weiter nach Mendig und dann über A61 und A565 nach Bonn nehmen können. Jetzt machte es keinen Sinn mehr, wieder umzudrehen.
Ich blieb also auf der A60 in Richtung St. Vith. Auf belgischer Seite blieb ich auf der E42, auf der es an Malmedy und Verviers vorbei ging. Ab Malmedy kannte ich die Strecke ja von meiner ersten Tour. Bei Battice ging es über die E40 in Richtung Aachen weiter. Ab Lichtenbusch war ich dann auf der deutschen A44 unterwegs, die ich am Kreuz Aachen gegen die A4 tauschte. Nun ging es auf die Domstadt zu.

An sich mochte ich Köln. Beruflich war es, aufgrund der zahlreichen niedrigen Brücken zwar immer eine Herausforderung und sportlich waren die Kölner Haie natürlich ein Konkurrent meiner Iserlohn Roosters. Ich mochte aber die Leute hier. Die meisten waren sehr nett und vor allem nicht so eingebildet wie die Düsseldorfer. Heute, am späten Abend, war mir sogar der Verkehr wohlgesonnen, als ich auf der Rodenkirchener Brücke den Rhein überquerte.

Am Dreieck Heumar wechselte ich auf die A3 in Richtung Oberhausen. Die verließ ich am Kreuz Leverkusen wieder. Nun hatte es sich erstmal mit der Wechselei. Bis Bremen sollte meine Route nun über die Hansalinie, die A1, gehen.

Zwischen dem Westhofener und Kamener Kreuz kam ich meiner Heimat am nächsten, ließ sie aber links liegen. Nun durchquerte ich die Ebene des Münsterlands. Langsam wurde es auch Zeit für meine kurze Pause. In Ladbergen fuhr ich von der Autobahn und auf den Aral Autohof. Die Parkplätze waren mitten in der Nacht alle gut gefüllt, ich fand aber noch einen Platz am Rand, wo ich für eine kurze Pause ruhig stehenbleiben konnte. Danach nutzte ich eben die Toilette im Autohof. Mehr wollte ich um diese Zeit nicht. Ich ging zurück zum Magnum und legte mich dort noch ein Stündchen aufs Ohr.

Als ich wieder losfuhr, war ich nicht mehr ganz so müde. Eine weitere Tasse Kaffee tat das Übrige. Ich fuhr zurück auf die A1 in Richtung Bremen.
An dem Getriebeschaden hatte sich nichts geändert. Der zwölfte Gang ging nach wie vor nicht rein. Auch eine Fehlermeldung gab es nach wie vor nicht. „Halt durch.”, sagte ich zu dem Renault. „Morgen kommst du in die Werkstatt.” Ob er auf mich hörte oder nicht, wusste ich nicht. Der Magnum machte aber, was ich ihm gesagt hatte. Er hielt weiter durch. So erreichte ich ohne Probleme das Bremer Kreuz. Hier wechselte ich auf die A27 in Richtung Cuxhaven. Nun ging es direkt auf mein Ziel zu.

Eine gute Stunde später fuhr ich an der Ausfahrt Bremerhaven Überseehafen von der Autobahn. Am sehr, sehr frühen Morgen ging es nun durch die Stadt in den Hafen.

Hier hatte DHL zwar kein eigenes Frachtzentrum, es gab aber Subunternehmer, die hier für DHL Container packten. Zu so einer Firma fuhr ich nun. Dort angekommen, gab es am Tor einen Bürocontainer, in dem ein Mann vom Sicherheitsdienst saß. „Guten Morgen. Ich soll hier im Auftrag von DHL anliefern.”, sagte ich zu ihm. „Guten Morgen. Zeig mir mal deine Papiere.” Ich gab sie ihm. Er tippte was in seinen Computer, bis er den Auftrag wohl gefunden hatte. „Ja, das geht hier hin.”, bestätigte er. „Muss das sofort abgeladen werden, oder bleibt der Auflieger hier?” „Der bleibt hier.” „Gut…”, sagte er bedächtig. „hmmm… fahr mal hier an der Halle vorbei. Auf der Rückseite kannst du am zweiten Tor ansetzen. Die Papiere mache ich dir fertig. Die bekommst du, wenn du rausfährst.” „Okay.”
Ich ging zurück zum Magnum und fuhr auf das Gelände. Ich stellte den Trailer nun an dem genannten Tor ab. Danach fuhr ich zurück zur Einfahrt. Ich bekam meine quittierten Papiere. „Wo kann man denn hier parken und seine Pause machen?„Nur mit der Zugmaschine?” „Ja.” „Fahr da vorne links und danach die nächste rechts. Da sind Parkstreifen an der Straße. Da stehen auch immer allerhand Containerchassis.” „Was besseres gibt es in der Nähe nicht. Oder?” „In der Nähe nicht. Sonst wüsste ich auch nur den Platz beim Zollamt am Freihafen.” „Das muss ja auch nicht sein. Okay, danke.” Ich ging zurück, kletterte wieder in den Magnum und fuhr dorthin, wo die Parkstreifen waren. Das würde sicher eine unruhige Pause werden. Ich machte mir noch eine Kleinigkeit zu essen. Nachdem ich das aufgegessen hatte, legte ich mich zum Schlafen hin.

Freitag, den 10. September 2021, 16:15 Bremerhaven:

Meine “Nachtruhe” am Tage war wirklich nicht allzu gut. Ich stand ja nur auf einem Parkstreifen neben der Fahrbahn. Der Effekt war der, dass mein Fahrerhaus bei jedem größeren Fahrzeug, was an mir vorbeifuhr, zu schaukeln begann. In einem Gewerbegebiet in einer der wichtigsten Hafenstädte Deutschlands waren das nicht gerade wenig größere Fahrzeuge. So war mein Schlaf sehr unruhig. Trotzdem hielt ich tapfer durch und blieb die komplette Pause dort stehen.

Ziemlich gerädert stand ich um halb Drei am Nachmittag wieder auf. Zum Glück reichte es, meine Blase zu entleeren. Die Zahnpflege und Katzenwäsche erfolgte einmal mehr mit Wasser aus meinem Wasserkanister. Auch die Kaffeemaschine füllte ich wieder damit.
Als ich den ersten Kaffee trank, saß ich vor meinem Laptop und stellte mir meine Tour zusammen. Heute würde ich mal wieder im Auftrag von Raben unterwegs sein. Im Freihafen von Bremerhaven wartete ein 40 Fuß Container für Raben, Osnabrück auf mich. Ein Containerchassis sollte hier im Industriegebiet stehen. In Osnabrück sollte ich umsatteln und einen Kühler für Bad Oeynhausen übernehmen.

Gegen viertel nach Vier an diesem Nachmittag hatte ich meine Pause um und machte mich auf die Suche nach dem Chassis. Ich hatte das Kennzeichen und wusste, dass es auf dem Grauwallring abgestellt war. Als ich es gefunden hatte, sattelte ich auf und machte die Abfahrtskontrolle. Danach fuhr ich in den Freihafen. Dort, im Containerterminal bekam ich meine 40 Fuß Büchse. Der große Stapler setzte den Container auf das Chassis und ich machte die Twistlocks fest. Danach erledigte ich den Papierkrieg. Nun konnte ich mich in den Freitagnachmittagsverkehr stürzen.

Ich fuhr wieder zurück durch Bremerhaven auf dem Weg zur Autobahn. Als ich die A27 erreicht hatte, fuhr ich in Richtung Bremen auf. Bis ich die Hansestadt erreicht hatte, lief es noch sehr gut. Durch Bremen lief es aber etwas schleppend. Freitagnachmittag halt. Am Bremer Kreuz wechselte ich auf die A1 in Richtung Osnabrück. Auch hier lief es mehr mäßig als gut. So war es auch schon kurz vor Acht, als ich Osnabrück Nord von der A1 abfuhr.

Über die B68 fuhr ich nach Osnabrück hinein. Ich folgte den Anweisungen des Navis bis ich die Raben Niederlassung erreicht hatte. Dort ging ich zuerst ins Büro und erledigte den Papierkrieg. Ich unterschrieb die Papiere für den Kühler nach Bad Oeynhausen und bekam im Gegenzug die Quittung für den Container aus Bremerhaven.

Den Container sollte ich samt Chassis auf einem Aufliegerstellplatz absatteln. Der Kühler stand noch am Dock. Als ich das brummende Etwas auf der Sattelplatte hatte, entwickelte sich gleich der Wunsch in mir, so ein Teil nicht für länger mit mir herumzuschleppen. Kühltranspore waren für mich eindeutig raus.

Über die B51 fuhr ich aus Osnabrück hinaus und wechselte an der Anschlussstelle Osnabrück Süd auf die A30 in Richtung Hannover. Weit fuhr ich aber vorerst nicht. An der Raststätte Grönegau, in der Nähe von Melle hielt ich zur kurzen Pause. Ich hatte keine Lust, meine Pause im Auto zu verbringen und ging in die Raststätte. Nach einem kurzen Besuch der gefliesten Abteilung ging ich ins Restaurant. Dort stärkte ich mich mit einem Teller Spaghetti Bolognese. Anschließend setzte ich meine Fahrt in den Ostwestfälischen Kurort fort.

Eine knappe Stunde später kam ich dort an. Mein Auflieger sollte zu der deutschen Niederlassung eines französischen Logistikers. Da habe ich ja mal wieder das Passende Auto, dachte ich.

Dort angekommen, durfte ich den Trailer an Tor 5 absatteln. Nun blieb mir für diese Woche nicht mehr viel übrig. Bereits am Nachmittag, als ich meine Tour zusammengestellt hatte, gab es keinen Anschluss von hier ins Ruhrgebiet. Jetzt, am späten Freitagabend, sah es eher noch schlechter aus, als besser. Dann hatte ich eben eineinhalb Stunden Solofahrt vor mir. Wenigstens brauchte ich so nicht so viel Sprit. Der Dieselverbrauch des Renault war natürlich seit dem Ausfall des 12. Gangs gut nach oben gegangen.

Ich sah zu, dass ich auf die Warschauer Allee kam, legte den Tempomat ein und rollte nach Dortmund. Hier fuhr ich direkt auf den Platz von Kemals Werkstatt. Nun konnte ich noch ein paar Stunden Augenpflege betreiben.

Pünktlich zum Arbeitsbeginn war ich aufgestanden. Ich packte noch schnell die Sachen zusammen, die ich mit nach Hause nehmen wollte und holte meine Fahrerkarte aus dem Tacho. Danach ging ich ins Büro.

„Guten Morgen, mein Freund.”, begrüßte mich Kemal. „Hallo Kemal.” „Isch hätte nischt gedacht, dass sisch dein Getriebe so schnell verabschiedet.” „Soviel zum Thema Generalüberholt.”, sagte ich seufzend. „Isch kann mir auch nischt vorstellen, dass die Garantie von dem Polen hier greift.”, meinte Kemal. „Ich werde deine Rechnung trotzdem hinterher dort einreichen. Mal schauen, was die sagen.” „Das kannste dir sparen.”, meinte Kemal. „Isch gehöre nämlisch nischt zu den Autorisierten Werkstätten. Normal musst du erst bei der Garantieversicherung fragen, welsche Werkstatt das machen darf. Dann dort einen Termin machen.” „Verstehe.” „Dann fährst du aber mindestens noch eine Woche mit dem kaputten Getriebe rum. Hinterher zahlen die dann trotzdem nischt, weil du den Schaden noch verschlimmert hast.” „Ich kann es also nur falsch machen.” „Wenn du richtig machen willst, machen wir dir den fertig. Die Teile habe isch hier. Wenn nix dazwischen kommt, wird der heute fertig und du kannst nach dem Wochenende wieder los. Wir schaffen aber nur das Getriebe. Sonst nix.” „Schon klar.”Wann kannst du wieder los?” „Wenn es sein muss, Sonntagabend um Zehn. Die 45 Stunden habe ich dann voll.” „Die Maschine steht dann hier auf dem Platz. Soll isch den Schlüssel in den Batteriekasten tun?” „Brauchst du nicht. Ich nehme den Zweitschlüssel.”Keine Sorge. Die Karre klaut schon keiner.” „Lass den trotzdem bei euch im Büro. Ich nehme den Zweitschlüssel.” „Gut. Wenn was dazwischen kommt, dass wir nischt fertig werden, rufe isch an.” „Okay.”

Ich nahm meine Tasche und ging zu meiner Halle rüber. Dort sah ich eben die Post durch. Anschließend fuhr ich für mein Wochenende nach Menden.

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