6. Kurze Woche, eigener Auflieger und Wochenende im Sauerland

Den weiteren Samstag verbrachte ich damit, zu Hause mal wieder meine Wäsche zu machen. Außerdem setzte ich mich an meinen Computer. Ich plante meine Tour für den Montag. Das aktuell lukrativste Angebot fand ich mal wieder bei Spedition Raben. Allerdings musste ich dazu wirklich am Sonntagabend schon los. Eine Ladung Konsumgüter sollte von Kamen aus zu dem Carrefour Zentrallager in Reims. Der Trailer sollte am Montag zu Arbeitsbeginn dort sein. Eine Rückladung gab es auch für mich. Bei einem großen Bauernhof in der Nähe von Reims war wohl eine Ladung Gemüse abholbereit, die zu Raben in Kamen sollte. Ich nahm beide Aufträge als Trailer Trucking Auftrag an. Montagfrüh in Reims bedeutete dann tatsächlich Sonntag um 22 Uhr losfahren. Hoffentlich bekamen Kemals Jungs meine Zugmaschine fertig. Sonst hatte ich definitiv ein Problem.

Nachdem ich so bis Dienstagmorgen schon mal eingeteilt war, kümmerte ich mich um das nächste Wichtige. Ich schrieb die Rechnungen für die Touren der vergangenen Woche. Anschließend ging ich auf die Website von DKV. Die Tankkarte hatte ich mir ja bereits besorgt. DKV war einer der Marktführer auf dem Gebiet und bot dort einen guten Service für Gewerbliche Flotten. Sicherlich gab es günstigere, da war aber die Anzahl der teilnehmenden Tankstellen, Werkstätten und Servicebetrieben auch nicht so umfangreich. Schließlich wollte ich im europäischen Ausland nicht ewig nach einer Tankstelle suchen.

Nun suchte ich nach Mautboxen. Auch da wurde ich fündig. Die DKV Box Europe war für folgende Länder gültig: Belgien, Deutschland, Österreich, Frankreich, Portugal, Spanien, Bulgarien, Italien, Ungarn, Schweiz und Polen. Das ganze für Autobahnen und Schnellstraßen. Außerdem waren die Warnowquerung bei Rostock und der Liefkenshoektunnel in Antwerpen ebenfalls mit drin. Außerdem waren Norwegen, Tschechien und Slowenien in Vorbereitung. Das gefiel mir sehr gut. Kein lästiges Anhalten an den Mautstellen, sondern einfach durchfahren. Das Ganze auch noch ohne, dass man 20 verschiedene Mautgeräte in der Scheibe hängen hatte. Ich orderte die Mautbox für meinen LKW. Nun brauchte ich nur noch darauf warten, dass sie kam.

Den Samstagabend verbrachte ich schließlich zu Hause vor dem Fernseher.

Sonntag, den 12. September 2021, Menden:

Den Sonntag verbrachte ich ziemlich ruhig. Ich schlief erstmal richtig aus. Anschließend ließ ich es entspannt angehen. Ich musste schließlich am Abend anfangen zu arbeiten. Kemal hatte mir gestern am Spätnachmittag noch geschrieben, dass die Reparatur des Getriebes abgeschlossen sei und wieder alles funktionierte. Trotzdem sollten wir mit den anderen Reparaturen und der Aufbereitung nicht mehr lange warten, da er sicher war, dass sonst über Kurz oder Lang der nächste Schaden auftreten würde. Ich war aber schonmal beruhigt, dass ich die angenommenen Aufträge auch fahren konnte. So kurzfristig hätte ich vor Montagmorgen keine Leihzugmaschine mehr bekommen.

Am Nachmittag machte ich es mir auf der Couch gemütlich und schaltete Magenta Sport an. Leider konnten die Iserlohn Roosters den Auftaktsieg vom Freitag nicht wiederholen. Sie schossen zwar, wie am Freitag vier Tore, die Berliner Eisbären versenkten den Puck aber sieben Mal im Tor hinter Andi Jenike. Den Nürnbergern war das am Freitag nur einmal gelungen. Die mal wieder mit vielen Neuzugängen zusammengestellte Mannschaft zeigte aber gute Ansätze. Sie kämpften, gaben nicht auf und kamen auch immer wieder an die Eisbären ran. Letztlich waren es noch zu viele individuelle Fehler, die den Sieg kosteten. Die Saison war aber noch lang und es konnte noch viel passieren.

Gegen 21 Uhr verließ ich mit meinem Gepäck für die neue Woche meine Wohnung und fuhr nach Dortmund. Dort stellte ich den Audi in die Halle und holte den Zweitschlüssel des Magnum aus meinem abschließbaren Schlüsselkasten. Dann ging ich die paar Meter zu Kemals Werkstatt. Dort räumte ich schnell meine Sachen in die Staufächer des Renault. Nun legte ich die Fahrerkarte wieder ein und erledigte den Nachtrag. Als mir der Tacho anzeigte, dass meine 45 Stunden Wochenruhe bereits voll waren, startete ich den Magnum und erledigte die Abfahrtskontrolle. Danach machte ich mich auf den Weg nach Kamen.

Ich fuhr auf die B236 und beschleunigte den Franzosen. Das Getriebe schaltete wieder butterweich und ohne lästige Geräusche. Auch die zwölfte Fahrstufe ging wieder ohne Probleme rein. Ich war zufrieden.

An der Anschlussstelle Dortmund Nordost wechselte ich auf die A2 in Richtung Hannover. Kamen / Bergkamen fuhr ich wieder ab und dann weiter zum Gewerbegebiet Hemsack.

Bei Raben angekommen, war es recht ruhig auf dem Hof. Die Fahrer, die um 22 Uhr gefahren sind, waren schon weg und weitere Fahrer waren noch nicht da. Ich ging ins Büro und forderte beim Mitarbeiter der Nachtschicht meine Papiere ab. Ich leistete meine Unterschriften und ging wieder zurück zum LKW. Es folgte das Aufsatteln und die Kontrolle des Kofferaufliegers. Fünf Minuten später fuhr ich wieder vom Platz.

Durch Kamen fuhr ich zur Anschlussstelle Kamen Zentrum. Hier fuhr ich auf die A1 in Richtung Köln. Ich beschleunigte den Magnum auf 86 und legte den Tempomat ein. Der Renault fuhr nun auch unter Last wieder einwandfrei. So konnte es gerne weitergehen.

Irgendwie war es mir nach Oldies, schaltete ich auf WDR4. Am späten Sonntagabend lief aber die Musik zum Träumen. Bevor ich einschlafe, schalte ich doch besser was anderes an. Also wechselte ich nun auf WDR2. Radio 91,2, der lokale Dortmunder Sender war sowieso bald außer Reichweite.

Am Leverkusener Kreuz blieb mir nichts anderes übrig, als auf die A3 zu wechseln. Wie lange sich die Renovierung der Leverkusener Brücke noch hinziehen würde, wusste ich auch nicht.

Am Dreieck Heumar kam dann wieder der Wechsel auf die A4 in Richtung Aachen. Abends um kurz vor Mitternacht ließ sich das wenigstens entspannt fahren. So lief das weiter, bis ich das Kreuz Aachen erreichte. Hier nahm ich wieder die A44 in Richtung Lüttich. Wenige Minuten später ging es über die Grenze nach Belgien. Ich hatte wieder keine Lust auf Französisches Gesabbel im Radio. Daher stellte ich auf Media und wählte von der MP3, die im Laufwerk war, meine Feelgood-Rock-Playlist, die aus entsprechenden Classic-Rock Titeln bestand. Die waren gut zum Fahren und auch zum Wachbleiben.

Mein Blick fiel auf die Gegenseite, wo die belgische Police einen Gefahrgutzug auf dem Standstreifen in der Mangel hatte. Ich hätte mir an deren Stelle ja lieber einen Parkplatz genommen. Das mussten die Beamten aber selbst wissen.

Ab Lüttich ging es für mich wieder über die E25 in Richtung Luxembourg weiter. Ich wollte die gleiche Strecke fahren, die ich schon in der letzten Woche nach Reims genommen hatte. Auf der E25 durch die Ardennen konnte ich nun nochmal ausgiebig Getriebe und Motorbremse testen. Auf einen Retarder hatten die Vorbesitzer scheinbar keinen Wert gelegt. Jedenfalls hatte der Magnum keinen. Die Motorbremse arbeitete aber gut. Trotzdem würde ein LKW, wenn ich ihn selbst konfigurieren würde, definitiv einen Retarder haben.

An der Anschlussstelle Vielsalm / Baraque Fraiture wechselte ich ebenfalls wieder auf die N89 in Richtung Saint Hubert. Nun ging es von gut ausgeleuchteten, belgischen Autobahnen auf unbeleuchtete Landstraßen. Dabei stellte ich fest, dass die serienmäßige H7 Beleuchtung des Renault auch nicht mehr so ganz zeitgemäß war. Immerhin wurde dieser Scheinwerfertyp beim Magnum auch schon vor 20 Jahren eingeführt. Vielleicht sollte ich einen Lampenbügel anbauen lassen, damit zumindest das Fernlicht aufgerüstet wird.
Auf dem Streckenabschnitt zwischen La Roche-en-Ardenne und Tenneville meldete sich der Tacho. Die kurze Pause stand an. Mit 4:28 auf dem Display erreichte ich den Parkplatz, auf dem ich letzte Woche übernachtet hatte. Auch heute würde ich hier das Bett nutzen. Allerdings nur für eine Stunde. Gegen halb Vier setzte ich meine Fahrt fort.

Ab hier hatte ich bis 15 Kilometer vor Bouillon erstmal die Schnellstraße. Statt mit 70 dahinzukrabbeln konnte ich erstmal wieder Gas geben. Das Tat ich auch. In der Nacht war hier sowieso nicht viel los. Das hatte ich ja auch vergangene Woche schon gemerkt. Hinter der französischen Grenze war die Route ebenfalls wieder gut ausgebaut. Erst Nationalstraße und dann Autobahnen. So lief es perfekt in den anbrechenden Morgen hinein.

Mein Ziel, das Carrefour Lager in Reims, erreichte ich gegen halb Sieben am Morgen. Zu meiner Überraschung wurde hier bereits gearbeitet. Ich hatte eher mit Sieben Uhr gerechnet. Ich ging zum Wareneingang und brach mir auch heute wieder die Zunge, bei dem Versuch, sturen Franzosen zu erklären, dass ich hier einen Trailer mit Ware abstellen sollte. Wenigstens waren die meisten Computersysteme im Logistikbereich inzwischen so intelligent, dass ein Lieferschein mit Destination Frankreich auch in französisch erstellt wurde. So konnten die Kunden wenigstens lesen, was sie bekamen. Es war auch nur schwer vorzustellen, dass in französischen Schulen keine Fremdsprachen unterrichtet wurden.

Schließlich hatten die Franzosen verstanden, was ich wollte und ich, der damals in der Schule Spanisch als zweite Fremdsprache gewählt hatte, begriffen, wo die Herrschaften den Trailer hinhaben wollten. Dort sattelte ich den Koffer ab und bekam meine Quittung, wie üblich, unter Vorbehalt.

Als ich nun die Adresse für die Ladestelle eingeben wollte, kam mir diese ziemlich bekannt vor. Ein Blick in „Letzte Ziele“ im Navi bestätigte meine Vermutung. Dort hatte ich vergangene Woche die Stapler hingebracht. Ich wählte sie aus und ließ mich dorthin navigieren.

Als ich dort ankam, schaute der Bauer aus einem Schuppen. Kurz darauf kam er auf den Platz. Als er mich erkannte, grinste er kurz. „Oh… Bonjour. Ça va?“ „Ça va, et vous?“ „Très bien. Que voulez-vouz ici?“ „Une Trailer pour la société Raben… Allemagne.“ „Ah… le remorque pour allemagne… Là à la porte un.“ Er zeigte auf den Auflieger der vor Tor 1 stand.

Während ich aufsattelte und den Trailer kontrollierte, holte der Bauer die Papiere. Ich warf aber erstmal einen Blick in den Laderaum des Koffers. Ich sollte ja Gemüse laden. Der gelbe Trailer hatte aber die Werbung eines großen Herstellers für Tierfutter. Aber es musste ja nicht immer draufstehen, was drin war. Die Ladung bestand aber aus Kartoffeln und diversen Kohlsorten. Das passte.

Der Bauer war inzwischen mit dem Lieferschein wieder da. Anhand dessen schrieb ich den CMR. Nun quittierte ich beides und gab dem Bauern je ein Exemplar. Anschließend fuhr ich hier langsam vom Hof.

Da meine Tanknadel, wegen des erhöhten Verbrauchs in der letzten Woche, schon wieder auf die halbvoll Marke zuwanderte, entschloss ich mich wieder für den Umweg über Luxembourg. Ich fuhr also zur A4, die ich wieder in Richtung Metz nahm. Da meine Fahrzeit schon gut gefüllt war, machte ich gegen acht Uhr an der Mautstelle bei Châlons-en-Champagne Feierabend. Ich war nun auch ziemlich kaputt. Da würde mich auch sicher der Geräuschpegel der anfahrenden Autos nicht weiter stören. Ich machte mir noch ein paar Brote als Abendessen, wenn man das um viertel nach Acht am Morgen so nennen wollte. Nachdem ich diese verzehrt hatte, schloss ich die Rollos und legte mich schlafen.

Montag, den 13. September 2021, 19:00, Châlons-en-Champagne (F):

Meine Ruhepause war zweigeteilt. Im ersten Teil war ich so kaputt, dass mich von außen nichts störte und ich schlief tief und fest. Als der Schlaf nicht mehr so tief war, störten mich doch langsam immer mehr die Geräusche, die von außen hereindrangen. Irgendwann war ich es leid und stand auf. Ich hatte aber auch genug geschlafen.

Nachdem ich mein abendliches Frühstück verzehrt hatte, fuhr ich den Laptop noch mal hoch. So wirklich Sinn machte es nicht, einen Anschluss für Dienstagmorgen zu suchen. Da ich den Umweg fuhr, war ich mit meiner Fahrzeit durch, wenn ich in Kamen ankam. Mit etwas Glück würde es noch dafür reichen, auf meinen Platz zu kommen. Für Dienstagabend gab es zwar schon Angebote, die aber nicht allzu gut bezahlt waren. Die dringenderen Touren würden die Disponenten erst morgen Vormittag ins Netz stellen. Da ich in Frankreich stand und die Flics dafür bekannt waren, sich mehr für die Lenk- und Ruhezeiten zu interessieren, als für die Geschwindigkeiten, hatte ich beschlossen, volle elf Stunden zu pausieren. Die hatte ich gegen sieben Uhr am Abend voll.

Pünktlich startete ich den Magnum und begann mit der Abfahrtskontrolle. Danach ging es los. Ich beschleunigte den Magnum auf 90 und legte den Tempomat ein. Mit der untergehenden Sonne im Rücken rollte ich nun auf Metz zu.

Kurz hinter Verdun musste ich das Tempo wegen einer Baustelle reduzieren, ansonsten lief es an diesem Abend wunderbar.

Bei Metz folgte wieder der Wechsel auf die A31 in Richtung Luxembourg. Es ging nun also durchs Moseltal. Hier, in Lothringen, war dieses aber noch nicht durch die Weinberge geprägt, wie bei uns. Hier dominierte noch die Montanindustrie. Ich erreichte die Grenze nach Luxembourg. Auch heute verschob ich meinen Tankstop auf Wasserbillig, obwohl in Berchem nicht so viel los war, wie n der letzten Woche. Am Croix de Gasperich folgte der Wechsel von der A3 auf die A1 in Richtung Trier. Eine halbe Stunde später erreichte ich Wasserbillig, wo ich anhielt und wieder volltankte.

Anschließend ging es erstmal weiter. Über die A64 fuhr ich wieder nach Trier. Um mir den Umweg über Belgien zu sparen, fuhr ich aber heute nicht auf die B51. Ich fuhr weiter bis nach Trier-Ehrang. Hier wechselte ich auf die A602. Ab dem Dreieck Moseltal nahm ich die A1 in Richtung Koblenz.

Am Rasthof Eifel hielt ich schließlich für meine kurze Pause an. Hier bekam man sogar in der Nacht meist noch problemlos einen Parkplatz. Die Pause nutzte ich dafür, mich nochmal eine Stunde aufs Ohr zu hauen.

Anschließend ging es weiter. Meine Ladung sollte schließlich am Morgen in Kamen sein. Der A1 folgte ich bis zum Dreieck Vulkaneifel, wo ich auf die A48 in Richtung Koblenz wechselte. An der Ausfahrt Mayen verließ ich die Autobahn und nahm die B262 nach Mendig. Dort fuhr ich auf die A61 in Richtung Köln. Am Kreuz Meckenheim folgte der nächste Wechsel. Ich folgte der offiziellen Umleitung, die nun über die A565 nach Bonn führte.

Es ging durch die ehemalige Bundeshauptstadt bis zum Dreieck Bonn Nord. Hier wechselte ich auf die A59 in Richtung Köln. Ab dem Dreieck Heumar nahm ich die A3 bis zum Leverkusener Kreuz. Von dort ging es über die A1 weiter nach Kamen.

Kamen Zentrum fuhr ich von der Autobahn. Nun ging es durch die Stadt zu Raben. Dort sattelte ich den gelben Trailer an der Rampe ab und erhielt meine Quittung. Meine restliche Fahrzeit reichte noch bis zum Platz. Also ab nach Hause.
Über die A2 und B236 fuhr ich nach Hause. Ich setzte den Magnum in die Halle und machte Feierabend. Für heute reichte es auch.

Ich holte die Post aus dem Briefkasten. Es war ein größerer Umschlag in der Post. Der kam von dem Bauunternehmen, bei dem ich wegen des Neubaus nachgefragt hatte. In dem umfangreichen Angebot waren nicht nur Zahlen zu lesen, es gab auch Entwürfe, die die neue Halle samt Bürogebäude zeigten. Was ich da sah, gefiel mir. Jetzt brauchte ich nur noch das Geld dafür. Baudarlehen wurden aber in der Regel recht einfach genehmigt, weil das Haus ja gleichzeitig als Sicherheit diente. Ich scannte das Angebot ein und setzte ein Anschreiben auf. In diesem bat ich Rolf Schmidt, meinen Kreditsachbearbeiter, um ein entsprechendes Baudarlehen. Diese Unterlagen mailte ich dann zu meiner Hausbank.

Danach schaute ich noch nach einer Ladung. Wirklich fündig wurde ich aber nicht. Mal sehen, was sich am Nachmittag bot. Nachdem ich den Computer heruntergefahren hatte, ging ich in den anderen Container, wo ich mir noch eine Dose Erbseneintopf warm machte. Nachdem der ausgelöffelt war, ging ich langsam zu Bett.

Dienstag, den 14. September 2021, mittags, Dortmund:

Am Mittag holte mich mein Telefon aus meinen Träumen. Noch war es ja selten, dass mich oder meine Firma jemand anrief. „Schönen guten Tag. Eurospeed Logistics, Sie sprechen mit Marc Müller.“, meldete ich mich verschlafen. „Hej. Magnus Larsson här. Du klingst, als hätte ich dich gerade aus dem Bett geholt.“, sagte der Schwede lachend. „Das hast du auch.“ „Um diese Uhrzeit?“ „Ich bin ja auch die ganze Nacht durchgefahren.“Vielleicht brauchst du doch Jemanden für dein Büro.“, meinte Magnus. „Wenn die Firma etwas gewachsen ist.“ „Na gut. Hast du heute noch Kapazitäten frei?“ „Wie es der Zufall so will, ja.“ „Ich habe einen Radlader in Lünen stehen, der nach 16515 Oranienburg muss.“ „Ich verstehe. Mit One-Way Trailer?“ „Genau. Nur in Lünen aufsatteln und heute Abend noch in Oranienburg absatteln.„Sollte machbar sein. Wie lange nehmen die denn in Oranienburg an?“ „Das ist eine Niederlassung vom Tierfutterhersteller Sano. Soweit ich weiß, arbeiten die in zwei Schichten von 6 bis 22 Uhr.“ „Hmm… Das müsste klappen. Ich fahre direkt nach meiner Pause los. Sorge bitte dafür, dass in Lünen alles fertig ist.“ „Natürlich.“

Wo ich jetzt einmal wach war, blieb ich auch auf. Unter der Dusche würde ich sicherlich richtig wach werden. Nach Zahnpflege, Dusche und Rasur zog ich mich an. Ich setzte eine Kanne Kaffee auf und machte mir was zu Essen. Mit meinem Frühstück ging ich ins Büro und setzte mich an den Schreibtisch. Danach suchte ich mir einen Anschlussauftrag aus dem Raum Berlin.

Fündig wurde ich bei DHL Freight in Wustermark. Von dort sollte ein zusätzlicher Trailer mit 22 Tonnen Sammelgut zu DHL Freight in Maintal. Frankfurt war zwar nicht zu Hause, aber von dort bekam ich sicher auch wieder einen Anschluss. Ich nahm die Ladung an, vermerkte aber, dass ich auf der Tour meine Ruhepause machen musste. Die Termingüter würden dann auf den regulären Linientrailer geladen und ich bekam quasi den Überschuss. Zufrieden schaltete ich den Rechner aus.

Gegen viertel vor Vier am Nachmittag waren meine elf Stunden Pause um und ich machte mich auf den Weg nach Lünen.

Dort stand wirklich alles bereit. Ich erledigte schnell den Papierkram beim Pförtner und fuhr anschließend zum Aufsatteln auf den Hof. Der mit acht Tonnen angegebene Radlader stand auf einem Dreiachser Semi. Damit sollte der Magnum ein leichtes Spiel haben. Ich kontrollierte den Trailer und die Zurrketten, danach machte ich mich auf den Weg in Richtung Berlin.

Über die B236 fuhr ich zur A2, auf die ich in Richtung Hannover auffuhr. Ich beschleunigte auf 86 und legte den Tempomat ein. Nun hieß es für die nächsten Stunden rollen.

Die Fahrt lief, trotz des Nachmittagsverkehrs recht entspannt. Mit dem leichten Auflieger war ich zwar ab und zu mal links, um langsamere Kollegen zu überholen, meist war es aber doch andersrum. Da Deutschland von den Strafen bei Geschwindigkeiten immer noch recht harmlos war, fuhren die meisten Lkw, trotz Tempo 80, was der Begrenzer hergab. Da war ich noch entsprechend langsam. An den Bergen war ich aber wieder vorn und überholte die anderen Lkw aus der 450 PS Klasse, die schwerer geladen waren. Bei den leichteren Hügeln ließ ich die Automatik auch einfach machen, bei den stärkeren Steigungen griff ich aber auch gerne mal manuell ein und schaltete etwas eher, als die Elektronik. Dabei freute ich mich, dass das Getriebe wieder gut funktionierte. In den Gefällen merkte ich aber, dass ich in Zukunft auch darauf achten sollte, Fahrzeuge mit Retarder zu suchen. Die Motorbremse der französisch-schwedischen Coproduktion war zwar nicht schlecht, ein Retarder hatte aber trotzdem mehr Power.

Den ersten Teil zog ich durch NRW und Niedersachsen durch. Hinter Braunschweig begann ich aber zu überlegen, wo ich meine Pause machen wollte. Früher war ich immer gerne zum Autohof Uhrsleben gefahren. Seitdem dieser zum Aral-Autohof geworden ist, hat dieser aber laut Hörensagen ziemlich nachgelassen. Das konnte ich mir also auch schenken. Ich hielt heute mal etwas früher an und blieb auf dem Rasthof Marienborn für meine kurze Pause stehen.

Nach dem Besuch der gefliesten Abteilung ging ich auf einen Alaska Seelachs mit Bratkartoffeln und Remoulade zum Nordsee. Beim Weg zur Raststätte und zurück warf ich immer wieder einen Blick auf die immer noch vorhandenen Gebäude der ehemaligen Grenzanlage. Inzwischen war hier eine Gedenkstätte. Jetzt, in der Abenddämmerung, verursachten die Gebäude immer noch ein mulmiges Gefühl in mir, obwohl die DDR bereits über 30 Jahre Geschichte war. Ich konnte mich aber immer noch gut daran erinnern, wie ich als Teenager in den 80ern beim Urlaub im Harz mal an der, damals noch vorhandenen Grenze gestanden hatte. Heute brauchte ich hier nicht abfertigen und konnte problemlos weiterfahren.

Das tat ich nun auch. Vor dem Weiterfahren wechselte ich aber zum zweiten Mal den Radiosender. Antenne Niedersachsen war mir auch ein wenig auf die Nerven gegangen. Jetzt wählte ich Rockland Sachsen-Anhalt, einen Schwestersender von Radio SAW. So hatte ich wenigstens in diesem Bereich wieder vernünftige Musik.

Leider war die Reichweite nicht ganz so gut, wie beim Schwestersender. So musste ich, kurz nachdem ich in Brandenburg angekommen war, doch wieder etwas mehr auf Mainstream gehen und auf BB-Radio wechseln.

Der Warschauer Allee blieb ich aber noch bis zum Dreieck Werder treu. Dort verließ ich zum ersten Mal, seitdem ich Dortmund Nordost aufgefahren war, die A2. Ich nahm nun den westlichen Berliner Ring. So kam ich, auf meiner Fahrt zum Dreieck Havelland, schon in unmittelbarer Nähe von meiner späteren Übernahmestelle des nächsten Trailers vorbei. Zuerst musste ich aber den Radlader loswerden.

Am Dreieck Havelland nahm ich weiter die A10 und damit nun den nördlichen Berliner Ring. Auf diesem blieb ich aber nur wenige Minuten. Am Kreuz Oranienburg verließ ich die Autobahn nämlich und nahm die B96 in Richtung Norden. Aber auch hier blieb ich nicht lange drauf. An der nächsten Ausfahrt fuhr ich ab und war damit bereits auf der Straße, an der die Sano Niederlassung lag. Ich meldete mich an und durfte danach vor Tor 2 absatteln. Hier kam ein Mitarbeiter vorbei, der sich den Zustand von Trailer und Radlader ansah. Dann bekam ich meine Unterschriften.

Nun fuhr ich zurück zur B96, auf die ich in Richtung Berlin auffuhr. Am Kreuz Oranienburg wechselte ich auf die A10 in Richtung Hamburg und am Dreieck Havelland folgte ich weiter der A10 in Richtung Leipzig / Magdeburg.

Jetzt, von Norden kommend, fuhr ich Brieselang von der Autobahn und dann über die Rostocker Straße in das Gewerbegebiet. Dort lag, neben dem Netto Zentrallager und einigen anderen Logistikern auch das DHL Lager.

Auch hier funktionierte alles reibungslos. Ich forderte meinen Trailer ab und bekam direkt meine Papiere mit. Danach konnte ich am Dock den Trailer aufsatteln. Während ich das tat, kam neben mir ein dunkelgrüner DAF XF an. Unterhalb der Fahrerhauslinie war er rot lackiert. Die Frau am Steuer des DAF sattelte neben mir ebenfalls einen DHL Trailer auf. „Wat kriegste denn hier? Frankreich?“, fragte sie mit deutlicher Berliner Mundart. „Wird zeit, dass der alte Magnum endlich lackiert wird.“, schimpfte ich kurz. Jeder nahm an, dass ich Frankreich fuhr. „Nee. Statt Reich am Ende kannste die Furt nehmen. Sammelgut nach Maintal.“ „Ach so. Icke bekomme Unterschleisheim.“ Dann schönen Gruß an die Bajovaren.“ „Haste Funke drinne? Denn können wa bis Hermsdorf noch wat quatschen.“ „Das wird leider nichts. Funke ist noch keine eingebaut und außerdem habe ich nur noch eine Stunde Fahrzeit.“ „Schade. Die Nachtfahrten sind immer so langweilig.“ „Finde ich auch.“ „Wat heißt eigentlich noch nicht drinne? Kommt det olle Schätzchen nich langsam vom Hoff?“ „Den hab ich mir gerade erst zugelegt.“ „Is det deine Gurke?“ „Ja.“ „Meine Chefs fahren ja ooch noch selbst. Aber wenigstens mit 730er Scania.“ „Ich glaube nicht, dass ich mir in meinem Arbeitsleben noch sowas zulegen werde.“ „So wat wie der…“, sie zeigte auf meine Maschine. „…käm bei uns gar nicht auf den Hof. In dem Alter gehen die bei uns spätestens weg. Renault haben wa ooch nich.“ „Ich fange ja auch gerade erst an. Für wen fährst du eigentlich?“ „Na für „hansekontor“. Noch nicht von gehört?“ „Weiß nicht. Kann sein, dass ich die mal gesehen hab.“ „Die Berliner Niederlassung gibt es inzwischen seit acht Jahren. Wie lange es die Firma insgesamt gibt weeß ick gar nicht. Mein Chef und Chefin sind ooch beide erst Mitte Dreißig.“

Wir sattelten weiter auf und kontrollierten die Auflieger. Danach fuhren wir hintereinander vom Hof. Beide fuhren wir zurück zur A10, auf der wir uns südlich hielten. In dem Moment bereute ich es, kein CB Funk zu haben. Ich hätte gerne noch mit der sympathischen Kollegin weiter gequatscht. Wir würden aber wohl bis zum Ende meiner Schicht hintereinander bleiben.

Am Dreieck Werder blieben wir auf der A10. Kurz darauf, am Dreieck Potsdam wechselten wir auf die A9 in Richtung Leipzig. Ich passte mein Tempo während der Fahrt der Geschwindigkeit an, die das Mädel vom Hansekontor fuhr. Dabei fiel mir auf, dass wir uns gegenseitig gar nicht nach den Namen gefragt hatten. Eigentlich schade. Bis zum Rasthof Fläming blieb ich noch hinter ihr. Dort gab ich zum Abschied zweimal kurz Lichthupe. Sie antwortete kurz mit den Warnblinkern. Danach fuhr ich raus. Ich fand eine Parklücke, in die ich rückwärts reinsetzen musste, da dahinter ein LKW quer stand. Vom Platz her reichte es aber, dass ich problemlos hineinkam.

Nachdem ich geparkt hatte, besuchte ich noch schnell die Toilette. Danach ging ich zurück zum Sattelzug und legte mich in meine Koje. Ich war doch wieder ziemlich müde.

Mittwoch, den 15. September, 2021, 11:00, Raststätte Fläming West:

Gegen elf Uhr hatte ich ausgeschlafen. Nachdem ich mir was angezogen hatte, ging ich in die Raststätte zum Duschen. Nach der kompletten Körperpflege ging ich wieder zurück zum Sattelzug. Jetzt, um die Mittagszeit war der Parkplatz relativ leer. Ein paar Lücken weiter stand noch ein Autotransporter, der von einem Nagelneuen DAF gezogen wurde. Im Vergleich zu dem LKW sah mein Magnum doch wie ein Oldtimer aus. Ich machte ein Foto von dem Alt gegen Neu Vergleich.

Nun stieg ich wieder in den Magnum. Um halb Eins wollte ich wieder fahren. Bis dahin hatte ich noch etwas Zeit. Da konnte ich mich schonmal um eine Anschlussladung ab Rhein-Main suchen. Bevor ich den Laptop hochfuhr, nahm ich mein Handy und suchte die Nummer von Magnus Larsson aus dem Speicher. „Hej Södra i Växjö. Magnus Larsson på linjen.” „Hallo Magnus. Marc Müller von Eurospeed Logistics hier.” „Hallo Marc. Was kann ich für dich tun?“ „Hast du zufällig eine Ladung im Rhein-Main Gebiet liegen?“ „Ja, da habe ich was. Aber du bist doch gestern für uns nach Oranienburg gefahren.“ „Das stimmt. Heute Abend werde ich aber in Maintal-Bischofsheim sein.“ „Verstehe. Ich habe da in der Nähe eine Ladung liegen. Genau gesagt in der Niederlassung Frankfurt von Still. Die sind aber nur bis 17 Uhr da.“ „Das werde ich wohl kaum schaffen. Ich stehe noch in der Nähe von Berlin. Hier fahre ich um halb Eins weiter.“ Ich hörte, wie Magnus nachdachte. „Eigentlich würde ich dich gerne einsetzen. Wir brauchen die Stapler bis morgen früh in Lünen und du bist zuverlässig. Die meisten anderen Spediteure können mir nur Zustellung bis morgen Mittag zusagen. Wann könntest du denn in Frankfurt sein?“ „Halb Neun, Neun, heute Abend.“ „Ich spreche mal mit unserem Einkauf, ob die da was machen können.“ „Gut. Heute Nachmittag um Fünf Uhr muss ich meine kurze Pause machen. Bis dahin halte ich für dich frei. Länger sind die sowieso nicht dort. Wenn du bis dahin eine Lösung hast, fahre ich die. Wenn nicht, suche ich mir was anderes.“ „Okay.“ Magnus legte auf.

Gegen halb Eins erledigte ich die Abfahrtskontrolle. Danach machte ich mich auf den Weg. Ich fuhr auf die A9 und beschleunigte auf 86. Nun legte ich den Tempomat ein. Die nächsten zwei Stunden rollte ich entspannt dahin. Der Verkehr hielt sich um die Mittagszeit in erträglichen Grenzen. Als ich wieder in Sachsen-Anhalt war, schaltete ich das Radio wieder auf Rockland und drehte ein wenig lauter. So machte das Fahren Spaß.

Leider kam ich recht schnell nach Thüringen. Da ich wenigstens Nachrichten und Verkehrsfunk haben wollte, ließ ich das Radio laufen. Nun eben mit Antenne Thüringen.

Am Hermsdorfer Kreuz wechselte ich auf die A4 in Richtung Frankfurt. So wurde auch langsam das Streckenprofil hügeliger. Mit den 22 Tonnen auf dem Trailer hatten die 440 Pferde, von denen sicher auch schon welche gestorben waren, gut zu tun. Es lief ansonsten aber weiterhin gut. So durchquerte ich Thüringen. Hinter Eisenach überquerte ich wieder die ehemalige Grenze und kam nach Hessen. Der Radiosender wechselte auf FFH.

Kurz darauf klingelte mein Telefon. „Guten Tag. Eurospeed Logistics. Sie Sprechen mit Marc Müller.“ „Hej Marc, Magnus här.“, meldete sich der Schwede. „Ich habe jetzt alles geklärt.“ „Aha. Was heißt das?“ „Ganz einfach. Wenn du in Maintal abgesattelt hast, rufst du den Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst an. Die Nummer schicke ich dir gleich per SMS. Ihr trefft euch dann bei Still. Der lässt dich rein und macht mit dir den Papierkram. Du schaffst es doch danach noch nach Lünen. Oder?“ „Ich werde zwar auf einen Zehner gehen müssen. Dann sollte es aber passen.“ Gut.“ „Dann machen wir das so.“ „Okay.“

Am Kirchheimer Dreieck wechselte ich auf die A7. Ich fuhr aber direkt wieder von der Autobahn ab. Meine kurze Pause machte ich auf dem SVG Autohof Kirchheim. Im Restaurant bestellte ich mir ein Schweinenackensteak mit Kräuterbutter, Bratkartoffeln und Salat. Während ich aß, kam auch die Nummer des Sicherheitsdienst Mitarbeiters, die mir Magnus geschickt hatte.

Nachdem ich mich gestärkt hatte, setzte ich meine Fahrt nach Maintal-Bischofsheim fort. Es ging wieder zurück auf die A7 in Richtung Würzburg. Nun bekam es der Magnum richtig zu tun. Ohne Schwung ging es zurück auf die A7, dann folgte direkt der Anstieg zum Hattenbacher Dreieck. Entsprechend langsam kletterte ich den Berg hinauf. Schließlich kam ich aber oben an. Zu meiner Überraschung sollte ich nicht auf die A5 in Richtung Frankfurt, sondern weiter der A7 folgen. Nach kurzer Überlegung folgte ich der Anweisung. Die Route führte weiter über die A7 bis zum Dreieck Fulda. Hier sollte ich weiter der A66 folgen. Über diese führte nun der direkte Weg zu meinem Ziel.

Es ging weiter zum Dreieck Langenselbold. Von dort bis zum Hanauer Kreuz führten nun A45 und A66 gemeinsam. Von dort folgte ich weiter der A66 in Richtung Frankfurt. An der Anschlussstelle Maintal-Bischofsheim verließ ich die Autobahn und war kurz darauf bei DHL. Hier sattelte ich den Trailer ab. Anschließend wählte ich die Nummer des Wachmanns. Ich teilte ihm mit, dass ich jetzt bei DHL losfahren würde. Er versprach mir, sich ebenfalls auf den Weg zu machen. Wir brauchten beide etwa eine Viertelstunde bis zu Still.

Ich machte mich auf den Weg und fuhr zur B8. Über diese kam ich direkt nach Frankfurt in den Osthafen. Hier lag auch die Niederlassung von Still. Auf dem Weg kam ich am Platz von Krysztof Iwanowski vorbei. Dort war aber, wie erwartet, alles dunkel. Ansonsten hätte ich den Polen gerne gefragt, wie bei ihm eine Generalüberholung ausschaut.

Als ich bei Still ankam, war das Tor bereits offen. Der Wachmann stand dort und kam zur Fahrerseite. „Haben wir miteinander telefoniert?“, fragte er. „Richtig. Abholung Södra.„Okay. Ist der Tieflader, der da vorne steht.“ „Alles klar.“

Ich fuhr auf den Platz und sattelte auf. Danach folgte die Kontrolle von Trailer, Ladung und Ladungssicherung. Mit dem Wachmann machte ich den Papierkram, danach fuhr ich vom Hof. Der Wachmann musste auch wieder auf seine Runde.

Ich fuhr zurück zur B8 und dann über diese in Richtung Stadtmitte. Am Ratswegkreisel fuhr ich rechts auf die A661 in Richtung Oberursel. Auf der blieb ich bis zum Bad Homburger Kreuz, wo ich auf die A5 in Richtung Kassel wechselte. Nun ging es durch die Wetterau zum Gambacher Kreuz. Dort wechselte ich auf die A45 in Richtung Dortmund. Am Maxi-Autohof Gießen hielt ich nochmal für eine zweite kurze Pause an. Ich stellte den Lastzug an die Seite und wollte nur die 45 Minuten Pause absitzen. Die Zeit verbrachte ich bei Kaffee und Bockwurst im Bistro. Nach der Pause machte ich mich direkt wieder auf den Weg.

Nun fuhr ich wieder zurück auf die A45 in Richtung Dortmund. Keine zwei Stunden später erreichte ich das Westhofener Kreuz. Hier fuhr ich auf die A1 in Richtung Bremen, die ich aber an der Ausfahrt Schwerte direkt wieder verließ. Ab hier nahm ich die B236 bis nach Lünen. Bei Södra meldete ich mich bei dem Pförtner, der Nachtdienst hatte. Dieser wusste Bescheid, dass ich mit den Staplern kommen würde.

Er sagte mir, wo ich absatteln sollte und quittierte mir meine Papiere. Anschließend fuhr ich auf das Gelände und sattelte dort ab. Danach fuhr ich zu meinem Platz. Obwohl ich nur zwölf Stunden Schichtzeit hatte, war ich wieder ziemlich kaputt. Ich setzte den Magnum in die Halle und machte Feierabend. Ich ging auch nur noch in den Container rüber, wo ich mich sofort hinlegte.

Donnerstag, den 16. September 2021, 7:00, Dortmund:

Ich wachte gegen sieben Uhr auf, weil ich zur Toilette musste. Ich beschloss dann aber, dass ich auch gleich aufbleiben könnte um den Tag zu nutzen. Also ging ich anschließend duschen.

Beim Frühstück überlegte ich, was ich machen konnte. Was mich momentan am meisten störte, war die Tatsache, dass ich im Frachtmarkt immer nur die Aufträge zur Verfügung hatte, die im Trailer Trucking ausgeschrieben waren. Damit war ich ziemlich stark auf meine beiden Kunden Raben und DHL festgenagelt. Bei Södra und bei Bauhaus hatte ich bisher das Glück, dass zufällig Tieflader für die Transporte vorhanden waren. Vom Rest bekam ich aber auch nichts ab. Ich brauchte also eigene Auflieger. Am besten für mich wären momentan zwei Typen. Ein Standard Planentrailer und ein Tieflader. Wobei ich erstmal schauen musste, ob ich mir beide leisten konnte. Der Tieflader wäre zwar für Södra, Bauhaus und eventuell die Steinbrüche optimal, bei den Spediteuren konnte ich das aber vergessen. Mit einer Plane konnte ich für alle fahren. Also erstmal so etwas.

Dabei konnte ich die kleineren Nischenhersteller vergessen. Die Auflieger waren zwar maßgeschneidert und konnten manches besser als die, der großen Hersteller, sie hatten aber zwei Nachteile. Die Lieferzeit und den Preis. Sie gab es zwar auch gebraucht, aber da das Passende zu finden war auch schon recht schwer.

Also überlegte ich, welche Großserienhersteller in Frage kamen. Der Marktführer war hier eindeutig Schmitz Cargobull. Die Auflieger waren weit verbreitet und vergleichsweise leicht. Den Nachteil kannte ich noch aus eigener Erfahrung. Aufgrund des Leichtbaus verdrehten sich die Trailer schnell bei unregelmäßiger Beladung. Das hatte mir diese Auflieger schnell unsympathisch gemacht. Im Coilsattelbereich hatte ich ebenfalls schlechte Erfahrungen mit Schmitz, daher waren sie für mich raus.

Ich musste lachen. Ich sollte nicht mit den Marken anfangen, die ich nicht mochte, sondern eher mit denen, die ich mochte. Da fielen mir spontan zwei Marken ein. Krone und Schwarzmüller. Die Emsländer hatte ich selbst lange als Angestellter genutzt und war mit ihnen ziemlich zufrieden gewesen. Von den Österreichern hatte ich bisher meist gute Sachen gehört, daher zog ich sie ebenfalls in Erwägung.

Ich fuhr den Computer hoch und ging ins Netz. Als erstes schaute ich bei den Emsländern. Profi Liner, Mega Liner, Cool Liner, Dry Liner, Coil Liner und Box Liner. Für jede Standard Aufgabe gab es den richtigen Trailer. Das Ganze auch kombiniert oder in Ultra Version noch gewichtsoptimiert. Ich nahm mein Telefon und rief kurz in Werlte an, um nach den Lieferzeiten zu fragen. Die Antwort gefiel mir leider gar nicht. Wie in vielen Branchen gab es auch hier Lieferrückstände einiger Komponenten. Das waren ja immer noch die Auswirkungen der Corona-Lockdowns aus dem vergangenen Jahr. Man empfahl mir, mich bei den Gebrauchtfahrzeugen auf der Website umzusehen. Die Trailer kamen mir preislich durchaus entgegen. Es handelte sich aber fast ausnahmslos um ziemlich runtergerockte Großflottentrailer. Die meisten standen auch im dänischen Padborg. Da müsste ich auch erstmal hinkommen. Werlte war erheblich näher. Also warf ich erstmal einen Blick auf den Wettbewerber aus Österreich.

Schwarzmüller hatte zwar auch Standardtrailer, Also Kühler und Pritschenfahrzeuge, die hier Plateaufahrzeuge hießen. Hier gab es aber auch Tanker, Kipper, Schubboden, Tieflader und Rungenfahrzeuge. Die drei letzten wären bei einem intensiveren Einsatz bei Södra sicherlich von Nutzen. Ich schaute aber heute auch zuerst bei den Plateaufahrzeugen. Wie bei den Emsländern gab es auch hier mit den Power Line Modellen eine große Bandbreite. Ich schaute auch hier nach den Gebrauchten, fand aber nicht wirklich was.

Mein Anruf ging dieses Mal nach Neustadt (Dosse), wo nicht nur Hüffermann Transportsysteme, als Schwarzmüller Tochter saß, von hier aus wurde auch der Miete und Gebrauchtfahrzeugbereich der Schwarzmüller Gruppe für Deutschland betrieben. Ich wurde mit einem Herrn Winkler verbunden, der wohl die Betreuung für NRW machte. „Ich kann Ihnen momentan keine guten Nachrichten geben. Bei Neufahrzeugen haben wir, wie auch alle Wettbewerber, lange Lieferzeiten.“ „Auf Ihrer Internetseite gibt es auch kaum Angebote an gebrauchten Fahrzeugen.“ „Im Gegensatz zu Schmitz oder Krone sind unsere Fahrzeuge etwas individueller. Daher werden diese auch nicht so schnell wieder abgegeben.“ „Das hilft mir momentan aber nicht wirklich weiter. Ich wollte mir kurzfristig einen Planentrailer zulegen.“ „Moment. Ich muss mal was nachschauen.“ Er arbeitete hörbar am Computer. „Hmm… Sie rufen aus Dortmund an?“So ist es.“ „Ich habe gerade eine Idee.“ „Die da wäre?“ „An unserem Reparatur Stützpunkt in Dortmund haben wir gerade einen Auflieger stehen, der aus einer Vermietung zurückgekommen ist. Wenn ich grünes Licht aus Österreich bekomme, kann ich diesen vielleicht verkaufen.“ „Ich kaufe aber ungern die Katze im Sack. Kann ich das Fahrzeug besichtigen?“ „Das sollte sich machen lassen.“ „Haben Sie Details zu dem Fahrzeug?“ „Natürlich. Was wollen Sie wissen?“ „Maße und Gewichte zum Beispiel.“ „In Ordnung. Innenmaß 13620 x 2480 x 2720 Millimeter. Durchladehöhe am Portal und den Seiten 2620 Millimeter. Achslast technisch 27 Tonnen, Sattellast Technisch zwölf Tonnen. Das Leergewicht müsste bei 6200 Kilogramm liegen.“ „Auch nicht der leichteste.“ „Bei der Ausstattung mit verstärktem Rahmen im Bereich der Coilmulde und Palettenkasten geht das bei uns nicht leichter.“ „Das ist ein Coilsattel?“ „Hatte ich nicht erwähnt, dass der Auflieger über eine 7400 mm lange Coilmulde verfügt?“ „Das haben Sie wohl vergessen.“ „Ist aber bei den Fahrzeugen bei Ihnen im Ruhrgebiet auch nicht ganz unüblich.“ „Da haben Sie recht. Dann habe ich auch nichts wegen dem Gewicht gesagt. Wie sieht das Fahrzeug optisch aus?“ „Der müsste im Design unserer Vorführwagen sein. Also schwarz mit rot und mit Schwarzmüller Werbung auf den Planen.“ „Das sieht ja gut aus. Was für Achsen?“ „Bergische Achsen mit Scheibenbremsen. Luftgefedert, vordere Achse liftbar. Es sind, meine ich, polierte Aluminiumfelgen montiert.“ „Wie alt?“ „Erstzulassung 2018, war aber jetzt zur Aufbereitung in der Werkstatt.“ „Wo steht er denn da?“ „Bei MAN Truck&Bus in Dortmund, Hannöversche Straße 103.“ „Das ist quasi bei mir um die Ecke.“ „Das klingt, als kämen wir zusammen.“ „Sie haben noch keinen Preis genannt.“ „Den kann ich Ihnen nur unter Vorbehalt nennen. Ich brauche erst das Go aus Österreich.“ Er nannte den Preis. „Ich denke, dafür nehme ich ihn.“ „In Ordnung. Ich hole mir das Go aus Österreich. Sie können sich den Trailer ja schonmal anschauen.“ „Wie machen wir das dann mit dem Kauf?“ „Sie nehmen den Auflieger erstmal als Mietfahrzeug mit. Danach können Sie in Ruhe die Überweisung tätigen. Sobald diese eingegangen ist, schicken wir Ihnen die Papiere zu. Die bis dahin angefallene Miete rechnen wir in den Preis ein. Die andere Möglichkeit ist ein Leasingvertrag, an dessen Ende Sie das Fahrzeug ablösen.“ „Verstehe.“ „Dadurch, dass der Trailer ja schon als Mietwagen zugelassen ist, kann ich Ihnen auch Kauf nach Probe anbieten. Das bedeutet, Sie nehmen den Trailer zur Miete und entscheiden erst innerhalb von einer Testphase von zwei Wochen oder einem Monat, ob Sie den Trailer kaufen möchten. Dann können Sie den Trailer gleich mitnehmen und ich kann mir in aller Ruhe das Go aus Österreich holen.“ „Genauso kann ich mir in der Zeit überlegen ob ich kaufe oder lease?“ „Ganz genau.“ „Dann machen wir das so.“ „In Ordnung. Ich rufe bei MAN an, dass Sie den Trailer abholen. Ich werde aber auch parallel die Freigabe für den Verkauf einholen.“ „Gut.“ „Kann ich sonst noch was für Sie tun?„Machen Sie mir noch ein Angebot für Ihren Dreiachser Tiefladesattel mit gekröpftem Plateau.“ „In Ordnung. Irgendwelche Besonderheiten?“ „Staukästen für das Sicherungsmaterial und Rundumleuchte für eventuelle Überbreite.“ „In Ordnung. Schicke ich Ihnen zu.“ „Danke.“

Den weiteren Morgen verbrachte ich damit, mir eine Tour für den heutigen Donnerstag zu planen.

Als ich meine Pause voll hatte, stieg ich in den Magnum und fuhr zu MAN Dortmund rüber. Dort wusste man Bescheid und gab mir den Trailer raus. Ich sattelte ihn auf und sah ihn mir an. Der Auflieger war in einem tadellosen Zustand. Das wunderte aber auch nicht, da er ja hier zur Aufbereitung war. Was ich vorher nicht wusste, was ich aber gut fand, war die Zusatzausstattung des Aufliegers. Neben dem Palettenkasten verfügter er über drei Staukästen hinter den Achsen. Außerdem hatte er einen Werkzeugkasten und zwei Feuerlöscher an der Stirnwand. Damit er nicht zu schwer wurde, war die Ersatzradhalterung leer. Das störte mich aber nicht weiter. Ich sattelte den Trailer auf und fuhr damit zu meinem Platz. Hier räumte ich schnell mein Ladungssicherungsmaterial in die Staukästen. Meine Spannbretter legte ich einfach hinten auf die Ladefläche. Nachdem ich alles an Bord hatte, machte ich noch schnell zwei Fotos. Danach machte ich mich auf den Weg zu Raben in Kamen.

Dort angekommen, ging ich zu Jürgen ins Büro. „Hallo Jürgen. Ich möchte die Ladung Neumöbel für Amsterdam laden.“ Jürgen schaute erstaunt von seinem PC hoch. „Hallo Marc. Bist du sicher, dass das kein Irrtum ist? Wir haben keinen Auflieger vorgeladen.“ „Den Auflieger habe ich ja auch mitgebracht.“ „Du hast jetzt einen eigenen Auflieger?“, wunderte sich Jürgen. „So halbwegs.“, sagte ich und zog dabei eine Grimasse. „Was bedeutet das jetzt wieder?“ „Ich darf den Auflieger erstmal testen. Aktuell läuft der noch als Leihwagen.“ „Du hast einen gebrauchten Leihauflieger gekauft?“ „Noch nicht.“ „Da bin ich ja gespannt.“ Jürgen wies mir das Tor zu an welches ich ansetzen durfte.
Ich ging wieder raus und setzte den Zug an das Dock. Danach ging ich ins Lager. Der Meister kam auch gerade aus dem Büro. „Du bekommst die Möbel für Holland?“ „Ja.“ „Gut. Wir haben die Kartons auf Paletten gepackt. Ich hole die mit dem Stapler und du könntest die mit der Ameise aufladen.“ „Geht in Ordnung.“ „Ist deine Plane zertifiziert?“ „Natürlich. Wieso fragst du?“ „Dann brauchst du nicht gurten. Wir laden formschlüssig. Dahinter reicht es, wenn du mit deinen Spannbrettern sicherst.“ „Gut.“

Die komplette Beladung dauerte eine dreiviertel Stunde. Danach ging ich schnell ins Büro und machte den Papierkram. Da Jürgen neugierig war, kam er mit raus. „Der sieht aber viel besser aus, als die Zugmaschine.“ Ich setzte von der Rampe ab und schloss die Türen.

In dem Moment kam auch Daniel vorbei. „Was ist das für ein Auflieger?“, fragte er Jürgen. „Das ist Marc’s neuer Auflieger. Bisher gemietet, aber vermutlich bald gekauft.“ „Damit kann ich leben.“, meinte Daniel. „Wann wird denn endlich die Maschine renoviert?“ „Am Wochenende.“, antwortete ich. „Nach dieser Tour wird der Renault technisch und optisch aufbereitet.“ „Dann bin ich auf kommende Woche gespannt.“, sagte Daniel. „Sieh zu, dass du loskommst.“, meinte Jürgen nun. „Die Ladung ist brandeilig.“ „Bin ja schon weg.“ Ich stieg ein, startete den Magnum und fuhr los.

Ich nahm den Weg zur Anschlussstelle Kamen / Bergkamen, wo ich auf die A2 in Richtung Oberhausen fuhr. Noch war es Mittag und der Verkehr hielt sich in Grenzen. Mit Grauen dachte ich schon an den Nachmittagsverkehr. Dieser war in den Niederlanden auch nicht weniger dicht, als in Deutschland. Aber Daniel hatte früher schon immer zu mir gesagt, Bange machen gilt nicht. Daran hielt ich mich auch jetzt. Befassen wir uns erst dann mit Problemen, wenn sie auftreten.

Am Kreuz Oberhausen wechselte ich auf die A3 in Richtung Arnheim. Nun ging es mit großen Schritten auf die Niederländische Grenze zu.

Nachdem ich die Grenze passiert hatte, ging es auf der A12 weiter. Als ich Arnhem erreichte, hatte der Verkehr bereits zugenommen. So war ich kaum noch in der Lage, 80 zu fahren. Die Verkehrsleitschilder über der Autobahn zeigten auch in alle Richtungen Verzögerungen an. So war es egal, welche Strecke ich nehmen würde. Auch auf Radio Veronica wurden die Staumeldungen immer länger. Da es egal war, blieb ich auf der A12 in Richtung Utrecht.

Irgendwann erreichte ich den Knooppunt Oudenrijn. Hier wechselte ich auf die A2 in Richtung Amsterdam. Es ging inzwischen auf 17 Uhr zu. Damit wurde es auch Zeit, meine Pause zu machen. An der Raststätte Ruwiel musste ich raus. Mein Abendessen bereitete ich mir dort aus meinen Vorräten. Ich blieb auch nur die vorgeschriebene Dreiviertelstunde stehen und machte mich im Anschluss direkt wieder auf den Weg. Normal wäre ich vor Beginn der Pause bereits am Ziel gewesen. Die zahlreichen Stockungen hatten mich zeitlich so weit zurückgeworfen. Ich fuhr nun mit entsprechender Verspätung weiter.

Mein Weg führte mich weiter über die A2, bis ich an der A10 ankam. Irgendwie fand ich es lustig, dass ich die gleichen Autobahnnummern auf dem Weg zur Niederländischen Hauptstadt hatte, wie auf meinem Weg zur deutschen Hauptstadt. Am Knooppunt Amstel nahm ich den südlichen Ring. Auf diesem blieb ich bis zum Knooppunt De Nieuwe Meer. Hier folgte ich weiter der A10 in Richtung Norden. Auch hier stand ich weiter im Stau.

Mein Ziel, im Hafen von Amsterdam erreichte ich um 19 Uhr. Man hatte mich früher erwartet, war aber froh, dass ich wenigstens halbwegs pünktlich war. Mir wurde ein Dock zugewiesen, wo ich dann sofort ansetzte. Mit dem Abladen hatte ich aber nichts zu tun. Im Gegenteil. Betriebsfremden war das Betreten der Hallen streng untersagt.

Während ich im LKW wartete, merkte ich aber, dass kurz nachdem ich angesetzt hatte, die Entladung begann. Um viertel vor Acht war der Sattelzug entladen und ich konnte zu meiner Ladestelle fahren. Diese war ebenfalls im Hafen von Amsterdam. Dort sollte ich an einem Lagerhaus eine Ladung Rollrasen bekommen. Ich wunderte mich zwar, dass ich diesen nicht direkt an einem Gartenbaubetrieb bekam, aber offensichtlich handelte es sich um einen Zwischenhändler, der die Ware nach Deutschland exportierte. Ich brauchte nur eine Viertelstunde, bis ich dort war. Die Beladung dort war innerhalb einer Stunde erfolgt. So war es 21 Uhr, als ich mich mit meiner Ladung auf den Weg nach Kamen machte.

Im Raum Amsterdam und auf der A10 war noch reger Verkehr. Als ich auf der A2 ankam, beruhigte es sich aber. So erreichte ich recht zügig den Knooppunt Oudenrijn, wo ich wieder auf die A12 in Richtung Arnhem wechselte. Auch hier lief es nun zügig. Ich begann zu rechnen. Um halb Eins in der Nacht hätte ich neun Stunden voll. Das würde knapp, ich hatte aber auch noch einen Zehner übrig. Damit hatte ich genug Luft.

Die weitere Fahrt durch die Nacht lief problemlos. Ich passierte Arnhem und etwas später die deutsche Grenze. Über die A3 ging es nun weiter bis zum Kreuz Oberhausen. Da wechselte ich auf die A2 in Richtung Hannover. Auf dieser blieb ich bis zur Ausfahrt Kamen / Bergkamen. Von dort fuhr ich zum Gewerbegebiet Hemsack, wo sich Raben befand.

Dort angekommen, konnte ich sofort ans Dock fahren. Anschließend half ich der Nachtschicht beim Entladen des Aufliegers. Als der Trailer leer war, fuhr ich direkt zu Kemals Werkstatt. Dort parkte ich den Lastzug und legte mich bis zum Arbeitsbeginn aufs Ohr.

Freitag, den 17. September 2021, 7:30, Dortmund:

Nach der kurzen Nachtruhe stand ich auf und zog mich an. Danach packte ich die Sachen zusammen, die ich mit nach Hause nahm. Als letzte Amtshandlung holte ich noch die Fahrerkarte aus dem Fahrtenschreiber. Nun ging ich zu Kemal ins Büro.
Noch saß er alleine im Büro. Seine Schwester war noch nicht da. „Morgen, Kemal.“, murmelte ich verschlafen. „Guten Morgen, mein Freund.“, sagte der Türke. „Du siehst nischt gut aus.“ „Ach…“, winkte ich ab. „Die Nacht war nur etwas kurz.“ „Was hast du denn für einen Auflieger dahinter?“ „Eine Schwarzmüller Plane.“, antwortete ich knapp. „Alter, das seh isch selbst. Was ist damit?“ „Das ist fast meiner.“ „Verstehe isch nischt.“ „Noch ist er von Schwarzmüller gemietet. Aber mit der Option, ihn zu übernehmen.“ „Sieht aber wesentlich besser aus, als die Zugmaschine.“Ich hoffe, nach dem Wochenende nicht mehr. Du kannst aber gerne auch einen Blick auf den Auflieger werfen. Ob da irgendwo versteckte Mängel sind.“ „Muss isch gucken, ob isch Zeit hab. Was machen wir sonst, außer der Vorbereitung für Stavros?“ „Das Getriebe hattet ihr fertig. Also noch Motor und Fahrwerk. Außerdem hatten wir über die Reifen gesprochen.“ „Gut. Isch hab noch einen Satz Alufelgen aufgetrieben. Aluminium, poliert. Willst du die haben?“ „Warum nicht.“ „Außerdem hab isch eine Überraschung für disch.“ „Hoffentlich ist die nicht zu teuer.“ Kemal überging die Äußerung. „Sonst noch Anbauteile?“ „Ich hätte gerne einen Lampenbügel mit Fernscheinwerfern und Rundumleuchten.“ „Hast du vor mit dem Legostein Schwertransporte zu machen?“ „Eigentlich nicht. Wenn ich aber mal eine Überbreite auf einem Tieflader habe, hätte ich gerne die Lampen dran.“ „Musst du wissen. Kunde ist König. Bei Fahrwerk meinst du die Luftbälge?“ „Genau. Da hatten wir ja drüber gesprochen.“ „Gut. Mehr schaffen wir sowieso nischt.“ „Montag zum Feierabend kann ich ihn abholen?“ „Genau. Isch ruf disch an.“ „Gut. Dann lass ich euch arbeiten.“ Nachdem wir uns verabschiedet hatten, ging ich mit meiner Tasche zu meinem Platz.

In meinem Bürocontainer erledigte ich noch den angefallenen Bürokram. Also noch die Abrechnung der vergangenen Woche und die allgemeine Buchhaltung.

Im Laufe des Vormittags bekam ich eine Email von Rolf Schmidt, dem Mann für die Geschäftskunden Kredite meiner Hausbank. Das beantragte Baudarlehen war erwartungsgemäß bewilligt worden. Baudarlehen gab es ja meist etwas einfacher, weil das Gebäude selbst als Sicherheit dienen konnte.

Als Reaktion auf die Mail holte ich das Angebot der Baufirma nochmal vor, was ich eingeholt hatte. Ich sah mir den Entwurf und die Kosten an. Das Angebot war in Ordnung, also rief ich bei der Baufirma an und bat um einen Termin, bei dem der Auftrag ereilt werden konnte. Man konnte diesen noch kurzfristig am Montag einschieben, da einer der für diesen Bereich verantwortlichen Mitarbeiter sowieso einen Termin in Dortmund hatte.

Nachdem ich das lange Wochenende eingeleutet hatte, fuhr ich von Dortmund aus direkt nach Herdecke, wo ich den Nachmittag bei meiner Mutter verbrachte. Mein Bruder kam später auch noch dazu. So verbrachte ich den restlichen Tag im Familienkreis. Am späten Abend fuhr ich aber weiter nach Menden.

Das Wochenende sollte schön werden. Zumindest für den Samstag war Sonnenschein angesagt. Am Sonntag sollte das Wetter zwar kühler und bedeckt, aber immerhin trocken sein. Für den Samstag hatte ich noch eine große Runde durchs Sauerland geplant. Natürlich wollte ich dafür nicht meinen Audi nehmen. Ich holte mein zweites, privates Fahrzeug aus der Garage. Das hatte zwei Räder und kam aus dem Hause BMW.

Am frühen Morgen machte ich mich auf den Weg. Da war es zwar zeitweise noch etwas neblig, der Frühnebel löste sich aber recht schnell auf. Menden verließ ich durchs Hönnetal in Richtung Balve. Kurz vor Balve fuhr ich aber in Richtung Sundern weiter und dann weiter zum Sorpesee.

Am Westufer des Sees entlang fuhr ich nach Amecke und von dort nach Sundern-Allendorf. Von hier aus fuhr ich über den Lenscheid nach Finnentrop-Rönkhausen. Gerüchteweise sollte die Strecke in den nächsten Tagen ebenfalls eine Sperrung für Motorräder an den Wochenenden bekommen. Leider führten Lärm und nicht angepasste Fahrweise einiger Biker dazu, dass immer mehr schöne Strecken für Motorräder gesperrt wurden. Die Biker, die vernünftig fuhren und keine Krawalltüten als Auspuff verwendeten, mussten also für die schwarzen Schafe büßen.

In Rönkhausen fuhr ich weiter nach Finnentrop und von dort an der Bigge entlang nach Attendorn. Hier fuhr ich in die Innenstadt der alten Hansestadt, wo ich in der Nähe des Marktplatzes ein spätes Frühstück zu mir nahm.

Anschließend verließ ich Attendorn in Richtung Olpe. Dabei ging es mit dem Biggesee am nächsten Stausee entlang. Bei Olpe fuhr ich erst über die B55 in Richtung Lennestadt und etwas später in Richtung Kirchhundem weiter. Von dort fuhr ich zu meinem nächsten Zwischenstopp am Bikertreff am Rhein-Weser Turm.

Hier aß ich nichts. Ich ging nur ein paar Schritte und schaute mir die anderen Bikes auf dem Parkplatz an. Außerdem quatschte ich noch mit ein paar anderen Bikern.

Auf meinem nächsten Teilstück fuhr ich erst nach Bad Berleburg und von dort aus weiter in Richtung Winterberg. Kurz bevor ich die Stadt erreichte, machte ich einen Abstecher zum Kahlen Asten. Hier nutzte ich nochmal für ein paar Minuten meine Füße zur Fortbewegung. In den Motorradstiefeln ging ich zwar nicht weit, ich ging aber zumindest bis zur Lennequelle und wieder zurück bis zum Parkplatz.

Von hier aus fuhr ich langsam wieder in Richtung Heimat. Ich fuhr bis Winterberg noch über die Bundesstraße. Ich hatte aber keine Lust, mit den ganzen Ausflüglern zusammen über Olsberg und Bestwig zur Autobahn zu fahren. Also fuhr ich von Winterberg in Richtung Siedlinghausen und von dort über Westernbödefeld und Remblinghausen nach Meschede. Von hier nahm ich erst die B55 in Richtung Warstein, fuhr aber kurz nachdem ich die Autobahn überquert hatte links ab nach Hirschberg. Dort ging es weiter nach Niederbergheim. Der weitere Weg führte mich an der Möhne entlang nach Delecke. Hier machte meine letzte Pause beim Geronimo, wo ich noch was aß. Dabei genoss ich den schönen Blick über den Möhnesee.

Bei meinem Heimweg musste ich noch einen kleinen Umweg fahren. Da die Strecke über Niederense nach Arnsberg-Neheim immer noch gesperrt war, musste ich erstmal die B516 in Richtung Werl nehmen. Diese nahm ich bis Bremen. Natürlich nicht die bekannte Hansestadt, sondern den Ortsteil von Ense, der aufgrund des Firmensitzes der Firma KETTLER auch nicht ganz unbekannt war. Von hier fuhr ich nach Wickede (Ruhr) und von dort zurück nach Menden.

Nach einer wunderschönen Tour mit vielen Eindrücken stellte ich die BMW zurück in die Garage. Den Samstagabend verbrachte ich damit, dass ich auf der Couch vor dem Fernseher die Beine hochlegte.

Den Sonntag verbrachte ich überwiegend mit Wäsche waschen. Am Nachmittag kam noch eine Freundin zum Kaffee zu Besuch. Wir sahen uns schon recht selten, waren aber, wenn es darauf ankam für einander da.

Nach einem schönen Nachmittag war dieser Tag auch wieder viel zu schnell vorbei. Da der Montag sicher recht lang und anstrengend werden würde, ließ ich den Tag wieder entspannt auf der Couch ausklingen.

Hinterlasse einen Kommentar