8. Polnische Zungenbrecher und Linksverkehr

Sonntag, den 26. September 2021, 20:00, Menden:

Mit der angenommenen Ladung war klar, dass ich an diesem Sonntag um 22 Uhr losfahren müsste. Schließlich hatte ich eine besser bezahlte, dringende Lieferung angenommen. Ich hatte mich daher am Nachmittag noch mal hingelegt. Abends um Acht stand ich wieder auf. Ich ging noch schnell duschen und setzte mir eine Kanne Kaffee auf. Außerdem packte ich mir eine Tasche mit sauberen Klamotten und eine mit Vorräten, die ich gestern noch eingekauft hatte.

Gegen Neun setzte ich mich in meinen Audi und fuhr nach Dortmund. Da natürlich wieder zu Kemals Werkstatt, wo der Magnum noch stand. Ich räumte die Sachen ein und verstaute sie in den Schränken im Fahrerhaus. Pünktlich um Zehn legte ich die Fahrerkarte ein und machte den Nachtrag. Danach erledigte ich die Abfahrtskontrolle der Zugmaschine. Nachdem diese erledigt war, machte ich mich auf den Weg nach Kamen.

Über die Hannöversche Straße und Rüschebrinkstraße fuhr ich zur B236, auf die ich in Richtung Lünen auffuhr. Dortmund Nordost wechselte ich auf die A2 in Richtung Hannover. Keine zehn Kilometer später fuhr ich an der Ausfahrt Kamen / Bergkamen wieder ab und nahm die Landstraße bis zum Gewerbegebiet Hemsack.

Bei Raben angekommen, wunderte ich mich, dass mein Auflieger nicht an der Rampe stand, sondern an der Seite. Ich setzte den Renault vor den Trailer und ging erst einmal in die Halle. Dort meldete ich mich im Meisterbüro. „N’Abend, habt ihr meinen Auflieger fertig geladen?“ „Nee. Sollten wir?“ „Ich denke, mein Auftrag ist brandeilig. Wenn ihr den Auflieger schon hier stehen habt…“ „Mooment. Wat kriegste überhaupt?“ „Neun Tonnen Motorkühler nach Polen. Strzelce Krajeńskie, oder wie auch immer das Kaff heißt.“ „Ach die Ladung. Da kommste in einer Schicht sowieso nicht hin.“ „Ach. Und das heißt, ich kann ruhig eine Stunde später losfahren?“ „Hör ma zu. Erst kommen unsere eigenen Autos. Wenn die wech sind, dann gucken wir, wat wir noch laden können. Und dann kommen die Subunternehmer.“ „Wissen Daniel oder Jürgen auch wie ihr das hier macht?“ „Die müssen ja nicht alles wissen.“ „Also wenn mich einer von den beiden fragt, warum ich so spät dran bin, das werden sie es doch erfahren.“ „Mach ma nicht die Welle. Sieh zu, dass du den Auflieger an Tor 4 stellst, sonst können wir auch nicht laden. Oder siehste noch ne andere Zugmaschine auf dem Hof?“ Ich ging wieder auf den Hof und sattelte den Auflieger auf.

Anschließend setzte ich den Sattelzug an Tor 4. Inzwischen war es halb Elf durch. Ich war jetzt schon gespannt, wann ich in Kamen loskam.

Das Laden ging nun aber doch recht zügig. Der Meister setzte sich selbst auf einen Stapler und brachte mir die Paletten zum Tor. Ich fuhr sie mit einer Ameise in den Trailer. Die Paletten waren leichter, als ich vermutet hatte. Die Kühler waren zu meiner Überraschung einzeln in Kartons verpackt. Vermutlich, damit die Lamellen nicht schon krumm beim Empfänger ankamen. Ich hatte etwa mit sechs Lademetern gerechnet. Tatsächlich waren aber 25 Stellplätze, also zehn Lademeter. Ich hatte formschlüssig geladen und mit Spannbrettern nach hinten gesichert. Dann erledigten wir den Papierkram. Die Uhr zeigte 23:20, als ich vom Hof fuhr.

Über die Landstraße fuhr ich wieder zurück in Richtung Bergkamen, wo ich auf die A2 in Richtung Hannover fuhr. Auf der Autobahn nahm ich mein übliches Tempo und legte den Tempomat ein. Es war wenig Verkehr. Dazu noch die leichte Ladung. So konnte ich entspannt durch die Nacht fahren. Ich schaltete das Radio von 91,2, dem lokalen Dortmunder Sender, auf WDR2 und ließ mich vom Nachtprogramm berieseln.

Gegen ein Uhr verließ ich Nordrhein-Westfalen und kam nach Niedersachsen. Beim Radioprogramm wechselte ich nur den ersten Buchstaben von W auf N. Eine gute halbe Stunde später passierte ich Hannover. Natürlich blieb ich auf der Warschauer Allee. Bei Marienborn schaltete ich im Radio Rockland Sachsen-Anhalt ein. Das war auch gut so. Ich brauchte was Anderes, damit ich nicht noch einschlief.

Kurz darauf leuchtete die Tankleuchte auf. An sich hatte ich vor, günstig in Polen zu tanken. Nun beschloss ich, bei meiner kurzen Pause 100 Liter nachzutanken. Sicher ist sicher.

An der Ausfahrt 75, Theeßen fuhr ich von der Autobahn und folgte der Beschilderung zum Autohof. Hier, am Euro-Rastpark wollte ich tanken und meine kurze Pause verbringen. Zuerst fuhr ich an die Zapfsäule und tankte nach. Nachdem ich bezahlt hatte und kurz die Toilette besucht hatte, suchte ich mir einen Parkplatz. Ich fand eine Lücke, die für ein Stündchen ging und legte mich, nachdem ich geparkt hatte, in die Koje.

Eine Stunde später stand ich auf und fuhr weiter. Es ging zurück zur A2 und dort in Richtung Berlin weiter. Kurz darauf hatte ich Brandenburg erreicht und schaltete mein Radio auf BB Radio. Eine dreiviertel Stunde nach meiner Abfahrt in Theeßen erreichte ich das Dreieck Werder. Hier fuhr ich in Richtung Hamburg / Prenzlau / Stettin auf den westlichen Berliner Ring. Eine gute halbe Stunde später erreichte ich das Dreieck Havelland. Hier blieb ich auf der A10 in Richtung Prenzlau / Stettin. Langsam sollte es eigentlich hell werden. Da sich von Norden die Wolken immer weiter zuzogen, blieb es aber recht dunkel. Ich fuhr eine weitere halbe Stunde weiter, bis ich das Dreieck Barnim erreichte. Hier nahm ich die A11 in Richtung Prenzlau / Stettin.

Kurz darauf öffnete der Himmel regelrecht seine Schleusen. Es begann kräftig zu regnen. Nach einer Weile fragte ich mich, ob ich einen LKW oder ein U-Boot steuerte. Durch den Regen und die Gischt sah ich bald nur noch Wasser.

Daran änderte sich auch nichts mehr. So wurde die weitere Fahrt doch ziemlich anstrengend.

Als ich mich dem Grenzübergang Pomellen näherte, hatte ich die Faxen dicke. Viel Fahrzeit hatte ich sowieso nicht mehr. Außerdem wusste ich nicht, wo ich in Polen noch vernünftige Parkplätze hatte. Bei dem Wetter war die Chance auch hoch, einen zu übersehen. Ich entschied mich deshalb, bereits hier Feierabend zu machen. Außerdem wollte ich die Pause auf neun Stunden verkürzen, damit ich noch pünktlich mit meiner dringenden Lieferung ankam.

Ich lenkte den Magnum auf den LKW Parkplatz, wo ich noch eine Lücke fand. Als „Abendessen“ am Morgen nahm ich mir zwei 5 Minuten Terrinen. Einmal Spaghetti Bolognese und einmal Kartoffelpüree mit Röstzwiebeln. Nach dem Essen suchte ich mir mit meinem Laptop noch eine Anschlussladung für den Abend. Nachdem auch das erledigt war, schloss ich die Rollos und legte mich schlafen.

Montag, den 27. September 2021, 16:00, Grenzübergang Pomellen:

Meine Nachtruhe am Tage war recht unruhig. Der Parkplatz an der Grenze war wohl immer noch für viele Fahrer ein Anlaufpunkt für den kurzen Stopp. Es wurde zwar nicht mehr die Einreise nach Polen abgefertigt, für die Transitfahrt, weiter nach Russland oder Belarus gab es hier noch Abfertigungsspediteure. Außerdem machten hier noch einige Pause, weil hinter Stettin nicht mehr viel Autobahn kam.

Nachmittags um vier stand ich auf. Als erstes setzte ich die Kaffeemaschine in Betrieb. Danach zog ich mich an und stieg aus. Ich wollte wenigstens die örtlichen Toiletten nutzen.

Zurück am LKW erledigte ich die Zahnpflege und eine Katzenwäsche mit Wasser aus meinem Kanister. Gegen 16:45 Uhr hatte ich genug Pause auf der Karte und begann mit meiner Abfahrtskontrolle. Anschließend machte ich mich auf den Weg nach Polen hinein.

Dazu ging es erst zurück auf die deutsche A11, die ich an der Grenze gegen die polnische A6 tauschte. Auf dieser blieb ich gerade mal zehn Kilometer. Am Autobahnkreuz Klucz Den wechselte ich auf die S3 / E65 in Richtung Gorzów Wlkp. / Poznan. Nun hatte ich nochmal eine knappe Stunde eine ruhige Fahrt vor mir. Dann hatte ich Gorzów Wielkopolski, oder zu deutsch Landsberg an der Warthe, erreicht. Ich tauschte die S3 gegen die Szczecinska genannte Straße. Wie auch immer der Zungenbrecher ausgesprochen wurde. Zum Glück war es auch die DW130. Das ging doch sehr viel besser für deutsche Zungen. Für den Fernfahrer waren die zahlreichen Kreisverkehre die eigentliche Herausforderung. Sie waren aber zum Glück nicht zu eng. Am vierten Kreisverkehr ging es nun links oder nach Norden weg auf die Slowianska mit Strich durch das L und Akzent über dem N. Aber polnisch war auch noch weniger eine Sprache für mich als französisch.

Die Straße führte mich nördlich am Stadtzentrum vorbei. Sie hatte auch nicht ganz so viele Kreisverkehre wie die DW 130. Der Kreisel, an dem ich mal wieder die generelle Richtung wechselte, war der Rondo Ofiar Katynia. Hier ging es über die Walczaka weiter. Zwei Kilometer nördlich wurde diese dann, immer noch in Gorzów, zur DK22. Nach 22 Kilometern hatte ich meinen Zielort, Strzelce Krajènskie, erreicht. Am Kreisverkehr vor dem Ortszentrum ging es rechts auf die DW156, danach ging es links in eine enge Straße hinein. Laut meinem Navi lag dort mein Ziel. Sonst hätte ich mich in die Straße auch nicht mit einem 40Tonner rein getraut.

Es ging zweimal links auf einen Ladehof, der kaum geräumiger war, als die Straße vorher. „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“, meldete Frau Garmin. „Na super.“, war meine Antwort. Ich stieg aus und schaute mich um. Es gab eine alte Laderampe, an der ein paar Schenker Auflieger standen. Außerdem stand in der Reihe ein Actros mit einem Milchtank, bei dem ich mich fragte, ob der wirklich zum Kunden gehörte oder ob der nur hier geparkt war. Neben den alten Toren war eine Eingangstür, neben der ein Schild hing, auf dem der Name des Kunden stand, zu dem ich musste. Sogar ein Klingelknopf war vorhanden. Ich drückte drauf und eine altersschwache Klingel ertönte. Nach einer Minute kam jemand an die Tür. „Dobry wieczór. Co chcesz?”, wurde ich gefragt. Mangels polnischer Sprachkenntnisse hielt ich ihm einfach die Lieferpapiere hin. Er nahm sie und warf einen schnellen Blick auf die Papiere. „Deutsch?“, fragte er. Ich nickte. „Du… LKW… Rampe… da.“, er deutete auf eine freie Lücke zwischen den anderen Aufliegern. Ich nickte zur Bestätigung. Er verschwand wieder in dem Gebäude und ging zum LKW zurück. Dort öffnete ich die hinteren Türen des Aufliegers.

Die nächsten Minuten danach musste ich mich beim Rangieren voll konzentrieren. Es war wirklich schweineeng hier. Natürlich wollte ich mir weder den neu lackierten Renault, noch den Auflieger verkratzen. Die Spuren an der gegenüberliegenden Hauswand deuteten aber daraufhin, dass ich nicht der erste wäre, dem das passieren würde. Es war zum Teil Millimeterarbeit. Ein paar Zentimeter vor, dann wieder ein paar zurück. Schließlich hatte ich es geschafft und der Lastzug stand mehr schlecht als recht an der Rampe.

Wenigstens brauchte ich hier nicht anfassen. Der Mann, der an der Tür gewesen war, hatte noch zwei Kollegen geholt. Mit drei alten, mechanischen Handhubwagen holten sie die Paletten vom Auflieger. Dabei waren sie erstaunlich schnell. Die getauschten Europaletten waren dann sogar besser, als ich befürchtet hatte. Sie stellten die beiden Stapel vorne an die Stirnwand und ich warf einen Spanngurt drüber und zurrte sie fest. Zu guter Letzt bekam ich meine Abliefernachweise und konnte mich wieder auf den Weg machen.

Meine Rückladung lag bei DHL in Gorzów Wielkopolski. So weit entfernt war das ja nicht. Zuerst musste ich aber wieder aus diesem engen Loch raus. Wenn ich links von der Rampe weg fahren wollte, würde das weder für meinen Auflieger, noch für den nächsten Schenker Trailer schlecht ausgehen. Also wieder rechts herum. Ich begann zuerst wieder mit zentimeterweisem vor und zurück. Schließlich kam ich rum. Danach schloss ich die Türen. Nun ging es wieder über die enge Straße zurück zur Hauptstraße. Danach fuhr ich durch den Kreisverkehr zurück auf die DK22. Nach einem knappen Kilometer kam auf der linken Seite eine Tankstelle mit LKW Service. Hier hielt ich zum Tanken an. Eine der angenehmsten Sachen am Polen fahren waren immerhin die dortigen Spritpreise. So konnte ich mal mit gutem Gewissen volltanken.

Nachdem Diesel und AdBlue aufgefüllt waren, fuhr ich zurück auf die DK22 in Richtung Gorzów. Bevor ich die Stadt richtig erreichte, bog ich links auf die Osiedle Bermudy. Nach zweieinhalb Kilometern wechselte ich an einem Kreisverkehr auf die DW158. Nach eineinhalb Kilometern ging es wieder zurück auf die DK22. Nun ging es richtig in die Stadt. Das war aber an diesem Abend auch kein Problem. Inzwischen war es ja schon recht spät. Von der DK22 sollte ich nun in die wegen einer Baustelle gesperrte Pomorska abbiegen. Ich sah schon den beleuchteten DHL Schriftzug. Nur war er jetzt vor oder hinter der Baustelle. Ich riskierte es und fuhr in die Straße und hatte Glück. DHL hatte das letzte, noch erreichbare Grundstück vor der Baustelle.

Ich stieg aus und ging zum Gebäude. Alles war zu. Ich fand aber schließlich einen offenen Eingang. „Kierowca ciężarówki rejestracyjnej“ stand auf dem Schild. Keine Ahnung was das hieß. Offensichtlich war ich hier aber richtig. „Dobry wieczór.“, versuchte ich mein Glück. Das hatte vorhin der Pole gesagt. Ich vermutete, dass das Guten Abend hieß. Wahrscheinlich klang ich mit falscher Aussprache und Corona Maske grauenhaft. Auf jeden Fall hatte ich seine Aufmerksamkeit bekommen. Er kam zur Theke in dem Büro und musterte mich durch die Plexiglasscheibe. „Deutsch?“, fragte er mich. Ich nickte zur Bestätigung. „Abladen? Laden?“, fragte er. „Laden.“, sagte ich. „Gdzie?“, fragte er. Als er das Fragezeichen über meinem Kopf bemerkte, fiel ihm auf, dass er wieder polnisch gesprochen hatte. „Wohin?“, fragte er auf deutsch. „Bad Oeynhausen.“ Nun hatte er das Fragezeichen über dem Kopf. Ich nahm den CMR und schrieb den Zielort in das entsprechende Feld. „Ah.“, erkannte er den geschriebenen Zielort. Er holte Lieferscheine von seinem Schreibtisch und deutete auf die Lieferanschrift. Sie war korrekt. Ich nickte zustimmend. „Brama druga.“, sagte er und hielt noch zwei Finger hoch. Das sollte wohl Tor 2 heißen. Ich nickte wieder zustimmend und ging nach draußen. Dort öffnete ich wieder die Türen des Aufliegers und setzte an Tor 2 an. Als ich wieder rein wollte, schüttelte der Mann den Kopf. „Warten LKW.“, sagte er. Also ging ich wieder raus. Ich wusste zwar jetzt nicht, ob ich noch warten musste, bis ich beladen wurde oder ob ich hier nichts mit der Beladung zu tun hatte, aber ich fasste mich erstmal in Geduld.

Die Frage beantwortete sich nach ein paar Minuten von selbst. Die Ameise, die polternd in meinen Auflieger fuhr, machte dies. Ich wurde also geladen. Dann hatte ich ja Zeit für Abendbrot. Ich machte mir aus meinen Vorräten was zu essen fertig und aß. So bekam ich die Wartezeit gut um.

Schließlich war die Beladung beendet. Nun ging ich wieder ins Büro und erledigte den Papierkram. Als das erledigt war, konnte ich mich auf den Weg zurück nach Deutschland machen.

Zuerst setzte ich vom Tor ab und schloss die Türen. Danach gab ich Frau Garmin die Zieladresse ein. Da die Baustelle natürlich immer noch da war, konnte ich ja nur in eine Richtung auf die Straße fahren. An der DK22 fuhr ich nun in südlicher Richtung weiter. Es ging über die Warthe und aus der Stadt hinaus. Nach einer Weile erreichte ich die S3. Zu meiner Überraschung sollte ich nicht zurück in Richtung Stettin, sondern weiter nach Südosten in Richtung Zielona Góra. Auf dieser blieb ich, bis ich die Anschlussstelle Jordanowo der A2 erreicht hatte. Hier wechselte ich auf die Autobahn. Ich passierte die Mautstelle und ordnete mich in Richtung Berlin ein. Nun ging es geradewegs gen Westen.

Eine knappe Stunde später hatte ich die Grenze erreicht. Nun noch über die Oder und ich war wieder in Deutschland.

Nun war ich auf der A12, auch bekannt als Autobahn der Freiheit. Mit den zahlreichen Baustellen in den vergangenen Jahren und dem permanenten Überholverbot sahen das die meisten Fahrer, die sie häufiger nutzten, eher anders. Jetzt in der Nacht lief es aber noch ganz gut.

Nach 60 Kilometern hatte ich den Berliner Ring, die A10, erreicht. Heute Nacht nahm ich den südlichen Ring, der ich geradewegs in meine Richtung führte. Am Dreieck Potsdam ordnete ich mich in Richtung Magdeburg / Hannover ein. Noch war es weiter die A10, ab dem Dreieck Werder wieder die A2. Dabei merkte ich, dass ich langsam müde wurde. Ich hatte meine Fahrzeit zwar noch nicht voll, kam jetzt aber bald in den Bereich, von dem aus ich Bad Oeynhausen innerhalb von viereinhalb Stunden erreichen konnte. Ich musste die Fahrzeit ja nicht unbedingt voll ausnutzen. Also beschloss ich, die Raststätten und Autohöfe auf meiner Route nach einem Parkplatz abzusuchen. Nachts keine leichte Aufgabe. Da musste man schon Glück haben.

Das hatte ich auf der Raststätte Buckautal. Hier fand ich eine Parklücke. Da musste ich zwar rückwärts reinsetzen, da dahinter quer auch schon ein LKW stand. Trotzdem hatte ich immer noch mehr Platz, als am Abend bei meiner Abladestelle. Um drei Uhr stellte ich endgültig den Motor ab und den Tachographen auf Pause. Anschließend ging ich noch kurz in das Rasthaus, um nochmal kurz die Toilette zu benutzen. Zurück im Magnum, legte ich mich schlafen.

Dienstag, den 28. September 2021, 12:30, Raststätte Buckautal:

Am Mittag um halb eins hatte ich ausgeschlafen. Ich stand auf und zog mich an. Danach ging ich ins Rasthaus, wo ich mir eine Dusche besorgte. Hier absolvierte ich das komplette Pflegeprogramm mit Dusche, Rasur und allem weiteren.

Frisch geduscht ging ich zurück zum LKW. Hier setzte ich die Kaffeemaschine in Gang und fuhr den Laptop hoch. Nachdem er arbeitsbereit war, suchte ich nach weiterer Arbeit für mich. Fündig wurde ich mal wieder im Raben Netzwerk. Direkt bei der Abladestelle in Bad Oeynhausen lag eine Ladung, die zu Raben in Kamen sollte. Dort sollte ich dann eine Ladung Computerprozessoren für Portsmouth in England bekommen. So kam ich ohne Leerkilometer bis auf die Insel. Zufrieden nahm ich die Ladungen an und fuhr den Rechner wieder herunter.

Um 14 Uhr hatte ich die elf Stunden Pause um und begann mit der Abfahrtskontrolle. Anschließend machte ich mich auf den Weg nach Bad Oeynhausen.

Ich fuhr zurück auf die A2 in Richtung Hannover. Nun beschleunigte ich auf 86 und legte den Tempomat ein. Erst war es sogar noch ein wenig sonnig. Ich wählte Rockland Sachsen-Anhalt im Radio. Das Land der Frühaufsteher erreichte ich ein paar Minuten nach meiner Abfahrt.

Je weiter ich nach Westen kam, um so mehr zog es sich zu. Wenigstens blieb es trocken. Bei Marienborn musste ich leider den Sender wechseln. Hier nahm ich nun, für die Durchquerung Niedersachsens den NDR2. Am Spätnachmittag wurde es zwar etwas voller auf der Warschauer Allee, ich konnte aber zumeist im Tempomat weiterfahren. Die meisten Situationen, in denen ich aus dem Tempomat musste, waren dem Überholverbot geschuldet, welches natürlich mal wieder an war. Trotzdem erreichte ich in einer guten Zeit Nordrhein-Westfalen. Nun ließ ich mich vom WDR2 weiter beschallen.

Kurz darauf erreichte ich das Kreuz Bad Oeynhausen. Hier wechselte ich auf die A30 in Richtung Amsterdam / Osnabrück / Bad Oeynhausen. An der nächsten Ausfahrt, Bad Oeynhausen Ost, wechselte ich auf die B61 in Richtung Bad Oeynhausen. Jahrelang ging hier der komplette Durchgangsverkehr durch die Stadt. Inzwischen war aber der ersehnte Lückenschluss der A30 fertig, der die Kurstadt umging. Nun ging nur noch der Anliegerverkehr in die Stadt.

Gegen 18 Uhr erreichte ich mein Ziel. Ich ging in das kleine Bürogebäude am Tor, wo auch die Anmeldung war. „Guten Abend.“, wurde ich begrüßt. „Was kann ich für sie tun?“ „Guten Abend. Eurospeed Logistics. Ich habe eine Ladung aus Polen für Sie und möchte anschließend die Ladung für Raben in Kamen übernehmen.“ „Okay. Abladen und laden. Fahren Sie bitte an Tor Nummer 2. Warten Sie dann bitte im Wagen. Das Betreten der Hallen ist Betriebs-fremden aus versicherungstechnischen Gründen verboten.“ „Wenn ich sowieso nicht helfen kann, muss ich dann im LKW warten?“ „Normal ist das üblich.“ „Ich würde in der Nähe gerne was einkaufen gehen. Ich bräuchte noch Vorräte für unterwegs.“ „Ach so. Das ist was anderes. Das geht natürlich. Wir brauchen ja auch etwas Zeit.“ „Wo ist denn hier der nächste Discounter.“ Man erklärte mir den Weg. Danach fuhr ich auf den Hof und setzte den Sattelzug an Tor 2 an.

Nun ging ich zu dem Discounter und holte mir noch ein paar Vorräte. Nach einer dreiviertel Stunde war ich wieder zurück. Inzwischen war der Lastzug entladen und musste nur noch wieder beladen werden. Während das passierte aß ich im Magnum zu Abend. Gegen halb Acht am Abend war der Lastzug beladen und ich konnte wieder losfahren.

Ich fuhr südlich aus Bad Oeynhausen hinaus. Als ich an Gohfeld vorbei war, erreichte ich die B611, über die es weiter nach Süden ging. Auf der blieb ich, bis ich an der Anschlussstelle Vlotho West auf die A2 in Richtung Dortmund kam. Hier beschleunigte ich wieder auf meine übliche Reisegeschwindigkeit und legte den Tempomat ein. Ich blieb bis zum Kamener Kreuz auf der A2. Dort wechselte ich auf die A1 in Richtung Köln. An der nächsten Ausfahrt, Kamen Zentrum verließ ich die Autobahn. Durch die Stadt fuhr ich nun zum Gewerbegebiet Hemsack.

Bei Raben angekommen, meldete ich mich mal wieder beim Lagermeister. „Du hast mir auch noch gefehlt.“, bollerte er, als er mich sah. „Häh? Was habe ich dir denn getan?“ „Noch nichts. Aber du willst doch sicher wieder möglichst gestern schon beladen sein.“ „Übertreib mal nicht. Ich muss nur gleich noch ein Stückchen fahren, damit ich morgen noch ankomme.“ „Du hast mir Oeynhausen mitgebracht?“ „Nee. Die ganze Stadt passte nicht in den Auflieger. Wenn dir aber 17 Tonnen gesammelte Werke von dort reichen, kann ich dir weiterhelfen.“ „Nicht witzig.“, brummte er. „Du bekommst danach die Prozessoren für England?“ „Genau.“ „Nach deinem Humor könnte man auch sagen Paletten mit Verpackungsmaterial und zusätzlich ein paar Mikrochips.“ „Das hatte ich vermutet.“ „Weil die Dinger empfindlich sind, sind die wirklich gut verpackt. Zehn Lademeter, drei Tonnen.“ „Verstehe. Dann lass uns mal loslegen.“ „Setz mal ungefähr in der Mitte der Halle an.“ „Okay.“

Ich ging wieder raus und setzte den Lastzug, wie gewünscht an die Rampe. Danach wurde erst abgeladen und dann wieder aufgeladen. Damit ich zeitnah weiterfahren konnte, half ich natürlich tatkräftig mit. Trotzdem gingen wieder eineinhalb Stunden ins Land. Danach machte ich mich noch auf den Weg.

Ich fuhr wieder den gleichen Weg durch Kamen zurück. An der Anschlussstelle Kamen Zentrum fuhr ich auf die A1 in Richtung Köln. Ich beschleunigte den Lastzug wieder und legte den Tempomat wieder bei 86 ein. Nun rollte ich durch die anbrechende Nacht. Es war nicht mehr viel Verkehr und ich kam ohne Probleme durch. Am Leverkusener Kreuz musste ich ja, wegen der Dauerbaustelle Leverkusener Brücke, auf die A3 in Richtung Frankfurt wechseln.

Am Dreieck Heumar wechselte ich auf die A4 in Richtung Aachen. Auf dieser Autobahn blieb ich, bis ich das Kreuz Aachen erreicht hatte. Hier wechselte ich auf die A44 in Richtung Brüssel / Lüttich. Am Grenzübergang Lichtenbusch ging es nach Belgien. Hier folgte ich weiter der E40 in Richtung Liège. Langsam ging mir die Lenkzeit aus. Durch insgesamt drei Stunden Ladetätigkeiten während der Schicht, war meine Schichtzeit sowieso schon ausgereizt. Ich begann also nach einem Parkplatz zu suchen. Fündig wurde ich auf der in den letzten Jahren vergrößerten Aire de Tignée. Auch heute Nacht musste ich wieder rückwärts in eine freie Lücke setzen. Irgendwie gewöhnte ich mich diese Woche aber daran.

Nachdem ich Feierabend gemacht hatte, buchte ich noch schnell online ein Ticket für den Eurotunnel. Danach legte ich mich hin und schlief auch recht schnell ein.

Mittwoch, den 29. September 2021, 12:00, Aire de Tignée (B):

Am Mittag stand ich wieder auf. Ich zog mir was an und ging in die Raststätte. Die Duschen entsprachen von der Sauberkeit zwar nicht dem gewohnten Standard, es ließ sich aber noch halbwegs ertragen. Frisch geduscht machte ich mich wieder auf den Weg zum LKW. Um 13 Uhr hatte ich meine Pause um und begann mit der Abfahrtskontrolle. Anschließend machte ich mich wieder auf den Weg.

Dazu fuhr ich zuerst auf die E40 / E42 in Richtung Liège. Ich beschleunigte wieder auf mein gewohntes Tempo und legte den Tempomat ein. Erst ging es den Berg von Cheratte hinunter ins Maas Tal, dann auf der anderen Seite wieder hinauf. Es ging nördlich an Lüttich vorbei. Kurz vor dem Flughafen von Lüttich hielt ich mich weiter auf der E40 in Richtung Bruxelles / Louvain.

Eine Stunde später hatte ich den Brüsseler Ring, die R0, erreicht. Hier fuhr ich nördlich um die belgische Hauptstadt herum. Ich hielt mich nun immer in Richtung Gent. Als ich den Kanal auf dem Vilvoorde Viaduct überquerte, hatte ich einen schönen Blick auf die Stadt.

Am Kreuz Groot Bijgaarden verließ ich den Ring wieder. Ab hier ging es auf der E40 in Richtung Gent weiter. Es dauerte eine weitere gute Stunde, bis ich Jabbeke erreicht habe. Hier folgte ich immer noch weiter der E40 in Richtung Duinkerke / Calais. Eine halbe Stunde später hatte ich die Grenze nach Frankreich erreicht. Es war zwar weiterhin die E40, die Autobahn hatte hier aber hauptsächlich die Nummer A16. Ich beschleunigte nun auf 90 bis an den Begrenzer und legte nun wieder den Tempomat ein.

An der Ausfahrt 42 verließ ich die Autobahn und folgte der Beschilderung in Richtung Tunnel Sous la Manche. Nun folgte ich der Beschilderung in Richtung des Frachtterminals. Ich atmete auf, als ich ohne groß anzuhalten auf dem gesicherten Gelände ankam. Migranten hatte ich mir sicherlich keine eingefangen.

Früher folgte hier nun einfach das Einchecken für den Zug. Seit dem Brexit kam nun zusätzlich die Grenzabfertigung. Das kannte ich aus den letzten Jahren nur von den Grenzen zur Schweiz. Andere EU Außengrenzen hatte ich bislang mit dem LKW noch nicht passiert. Zum Glück war meine Ladung von Raben bei einem der Abfertigungsspediteure angemeldet. So war alles weitgehend vorbereitet. Ich schaffte es dann noch auf den Zug zu fahren, der um 18 Uhr in Richtung Folkestone aufbrach.

Als ich in Folkestone vom Zug fuhr, war es, Dank dem Zeitzonenwechsel erst 17:35 Uhr. Nun fuhr ich langsam durch das Gelände des britischen Bahnhofs. Schließlich hatte ich das Gelände verlassen und folgte der Beschilderung zur M20 in Richtung London. Auf dem Motorway beschleunigte ich wieder bis an den Begrenzer. Theoretisch hätte ich nun 60 mph, also 97 Km/h fahren dürfen. Das war aber mit einem EU Begrenzer nicht möglich. Also eben Tempomat 90. Nach 60 Kilometern wechselte ich auf die M26, die in Richtung der Flughäfen Heathrow und Gatwick beschildert war. Nach 15 Kilometern kam ich schließlich auf den London Orbital Motorway, die M25. Nach weiteren 45 Kilometern wechselte ich an der Ausfahrt 10 auf die A3 in Richtung Portsmouth. Inzwischen hatte ich mich auch langsam an den Linksverkehr gewöhnt. Etwas später wurde die A3 zur A3(M), was bedeutete, dass jetzt die Regeln für Autobahnen galten. Sichtbar wurde dies vor allem durch den Wechsel der Farbe auf der Beschilderung. Der Hintergrund wechselte von grün zu blau.

Kurz vor Portsmouth, inzwischen war es dunkel geworden, folgte der Wechsel auf die A27. Auf der blieb ich, bis es über lokale Straßen in das Gewerbegebiet ging, wo meine Lieferanschrift war. Zum Glück arbeitete man beim Kunden in zwei Schichten bis 10pm, also 22 Uhr. Ich wurde also noch abgeladen. Da ich ja vorher wusste, dass ich erst spät am Ziel war, hatte ich mir auch gar keinen Anschluss mehr für den Tag besorgt.

Nachdem der Auflieger leer war, fuhr ich noch vom Gelände des Kunden und suchte mir eine legale Parkmöglichkeit für einen Sattelzug in Portsmouth. Diese fand ich schließlich im Hafen der südenglischen Stadt. Da ich immer noch kein britisches Geld in der Tasche hatte, beschloss ich, meine Verpflegung wieder aus meinen Vorräten zu bereiten. Danach legte ich mich in die Koje und schlief bald darauf ein.

Donnerstag, den 30. September 2021, 7:00 AM (BST), Portsmouth (UK):

Ich hatte einen Fehler gemacht. Mein Wecker klingelte um acht Uhr. Allerdings um acht Uhr, Mitteleuropäischer Sommerzeit. Ich hatte aber am Abend ausgerechnet, dass ich um neun Uhr, britischer Zeit wieder fahren durfte. Jetzt hatte ich also zwei Stunden, bis ich wieder fahren konnte. Egal. Dann hatte ich Zeit, in Ruhe zu frühstücken. Wo ich jetzt schon wach war, konnte ich auch aufstehen. Nachdem ich mich angezogen hatte, öffnete ich die Rollos und schaute mich um. Ich hatte am Fährhafen von Portsmouth geparkt. Im Abfertigungsbüro der Brittany Ferries gab es sicherlich eine Kundentoilette. Also stieg ich aus und ging zum Abfertigungsgebäude. Das ganze bei schönstem Wetter. Die Morgensonne am blauen Himmel tauchte den Hafen in ein schönes Licht. Ganz entgegen den Klischees von Regen und Nebel auf der Insel.

Nach der Benutzung der Toilette ging ich zurück zum Magnum. Zähneputzen und Katzenwäsche erledigte ich mal wieder mit Wasser aus meinem Kanister. Auch den Kaffee machte ich mir damit. Danach nutzte ich die Sitzecke im LKW und frühstückte gemütlich.

Anschließend fuhr ich den Laptop hoch und suchte eine Ladung. Dabei fiel mir auf, dass ich eines nicht genau wusste. Durfte ich innerhalb des Vereinigten Königreichs Binnentransporte durchführen? Ich hatte keine Ahnung. Die Medien waren voll davon, dass hier seit dem Brexit ein hoher Fahrermangel herrschte. Die osteuropäischen Fahrer, die vor dem Brexit hier auf der Insel gefahren waren, hatten das Land verlassen und so standen hier viele LKW still. Da das Problem groß durch die Medien ging, nahm ich an, dass ich nicht einfach so einen Binnentransport durchführen durfte. Der Frachtmarkt war aber voll damit. Auch im Auftrag meiner Kunden hätte ich problemlos Frachten ohne Ende gehabt, die von hier bis in den Norden Schottlands und wieder zurück alles abdeckten. Sicherheitshalber nahm ich aber einen Auftrag an, der mich zurück in die EU brachte. Ich bekam einen Auftrag über 18 Tonnen Milchpulver nach Rotterdam für die Raben Gruppe.

Pünktlich um neun Uhr begann ich mit der Abfahrtskontrolle. Dabei betrachtete ich nachdenklich den Mercedes Axor, der zwei Parklücken weiter stand. Komischerweise war der Axor, obwohl er die Achsfolge 4×2 hatte, ansonsten ziemlich typisch für britische Fernverkehrs LKW. Auf der Insel fuhr man häufig LKW mit schmalen Fahrerhäusern. Ich hatte keine Ahnung woran das lag. Ob es dabei um Gewichtsersparnis ging oder um andere Gründe. Der MAN, der gestern Abend dort gestanden hatte, war auch ein TGS und kein TGX gewesen. Auch die Kabine vom DAF CF war ursprünglich eine britische Entwicklung. Ich verwarf die Gedanken und kletterte wieder in meinen avantgardistischen Franzosen.

Meine Ladestelle lag etwa 2,5 Meilen entfernt. Diese durfte ich nun einmal quer durch die typische, britische Hafenstadt fahren. Zum Glück wurde ich bei der Ausfahrt aus dem Hafengelände nochmal an den Linksverkehr erinnert. Das machte die Fahrt durch die Stadt nicht gerade einfacher. Linkslenker im Linksverkehr hatte zwar den Vorteil, dass ich zwar den Abstand zu parkenden Fahrzeugen gut abschätzen konnte. Den Abstand zum Gegenverkehr konnte ich allerdings nur erahnen. Der Magnum war auch nicht gerade übersichtlich. Wenigstens konnte ich ein wenig durch Front- und Rampenspiegel ausgleichen. Nach einer schweißtreibenden Viertelstunde hatte ich schließlich meine Ladestelle erreicht. Der Vorteil in England war natürlich die einfache Verständigung. Meine Schulzeit war zwar schon Ewigkeiten her, Im Gegensatz zu anderen Fremdsprachen nutzte man Englisch aber auch im Berufsleben häufiger. Außerdem war es die einzige Fremdsprache, bei der ich, auf der Höheren Handelsschule auch Business englisch gelernt hatte. Ich meldete mich an und bekam sofort eine freie Rampe genannt. Trotz der typisch britischen Gelassenheit war ich um zehn Uhr fertig geladen und bekam meinen Wust an Papieren, der für den Verkehr über eine EU Außengrenze typisch war. Nun konnte ich mich auf den Weg zurück auf den Kontinent machen.

Ich fuhr aus Portsmouth hinaus zum Havant Bypass,wie die A27 hier hieß. Dort folgte ich wieder der Beschilderung in Richtung London und Brighton. Zu meiner Überraschung wollte mein Navi aber nicht, dass ich wieder, wie gestern, über die A3 in Richtung London fahre. Vermutlich war dort irgendeine Behinderung, der Frau Garmin ausweichen wollte. Jedenfalls sollte ich weiter in Richtung Brighton fahren. Ich passierte Chichester und dabei zahlreiche Roundabouts, wie die Kreisverkehre in England hießen. Auch die Durchfahrt von Worthing war nicht ohne. Ob da ein Stau auf der A3 wirklich schlimmer gewesen wäre? Beim bekannten Seebad Brighton durfte ich schließlich auf die A23 in Richtung London / Gatwick Airport fahren. Bei Crawley ging es schließlich über die M23 weiter. Es dauerte nicht mehr lange, bis ich dann den London Orbital erreichte. Die M25 nahm ich hier in Richtung Dartford Crossing (M20, M11). Ein paar Minuten später nahm ich die M26 in Richtung Dover / Channel Tunnel (M20). So erreichte ich schließlich die M20.

An der Ausfahrt 11A verließ ich den Motorway und folgte der Beschilderung zum Channel Tunnel. Kurz darauf erreichte ich eine Schrankenanlage, wie bei einer Mautstelle. Hier wurde die Anmeldung geprüft. Natürlich hatte ich mir am Morgen auch gleich wieder ein Ticket für den Tunnel gebucht. Nachdem die Anmeldedaten geprüft waren, konnte ich passieren.

Heute stellte ich fest, wie gut die ganze Abfertigung gestern funktioniert hatte. Hier fuhr ich nun ein Stück weiter und stand in der Vorstaufläche für die Abfertigung beim britischen Zoll. Vor dem Brexit war man jetzt einfach auf den Zug gefahren. Nun hieß es erstmal warten.

Irgendwann war ich beim Abfertigungsspediteur durch und hatte auch irgendwann meine britischen Stempel. Nun ging es weiter. Aber nicht so weit, wie ich gehofft hatte. Hier auf der Insel kam nun das Schild, dass man nach Frankreich kam. Konnte das denn sein? Ich wusste es nicht. Was ich aber kurz darauf wusste, war die Tatsache, dass ich wieder in der Reihe stand. EU Einfuhrkontrolle. Wieder hieß es warten, warten, warten.

Irgendwann war auch dieses Hindernis passiert und ich konnte auf den Zug fahren. Um 5PM sollte es endlich auf den Kontinent gehen.

Durch den Zeitzonenwechsel war es kurz nach Halb Sieben, als ich in Frankreich endlich vom Zug fuhr. Sch… Brexit, dachte ich nun. Langsam lenkte ich den Lastzug über das Gelände, immer auf dem Weg zur A16. Schließlich konnte ich auf die Autobahn fahren und einmal durchatmen. Eine halbe Stunde später hatte ich die Grenze zu Belgien erreicht. Ich regelte den Tempomat auf 86 runter und rollte nun über die E40 weiter. Eine knappe dreiviertel Stunde später hatte ich bei Gent das Kreuz Zwijnaarde erreicht. Hier wechselte ich auf die E17 in Richtung Antwerpen. Bis Antwerpen West brauchte ich nochmal eine knappe halbe Stunde. Auf den mautpflichtigen Liefkenshoektunnel hatte ich keine Lust, also nahm ich die E34 und somit stattdessen den Kennedytunnel.

Nachdem dieser passiert war, nahm ich am Kreuz Antwerpen Zuid weiter die E34. Ab Antwerpen Oost folgte ich nun der E19 in Richtung Rotterdam. Es war inzwischen ruhig auf den Autobahnen. So brauchte ich keine halbe Stunde, bis ich die Grenze zu den Niederlanden passierte. Die Autobahn war ab hier die A16 und der Tempomat stand nur noch auf 82 Km/h. Nun folgte ich der A16 weiter bis zum Knooppunt Ridderkerk. Hier wechselte ich auf die A15 in Richtung Europoort.

Die Raben Niederlassung in Rotterdam erreichte ich, kurz bevor ich wieder viereinhalb Stunden voll gehabt hätte und die nächste Pause nötig geworden wäre. Ich hatte mir noch keinen Anschluss besorgt, hatte aber auch keine Lust mehr, jetzt, mitten in der Nacht noch irgendwo zu laden. Ich ließ mich nur noch abladen und suchte mir anschließend einen Parkplatz. Nachdem ich den gefunden hatte, legte ich mich direkt in die Koje.

Freitag, den 1. Oktober 2021, 11:00, Rotterdam (NL):

Diese Nachtruhe war zweigeteilt. In der ersten Hälfte schlief ich sehr entspannt. Da war auch draußen nicht so viel los. Danach brach der Freitagmorgen an. Nun war hier, im größten Hafen Europas, der normale Tagesbetrieb angefangen. Es kamen viele LKW an meinem Parkplatz vorbei und der andere Betrieb im Hafen war auch alles Andere als leise. Irgendwann konnte ich so nicht mehr schlafen und stand auf. Ich zog mich an und suchte mir eine versteckte Ecke, in der ich meine Blase entleeren konnte. Zum Glück füllte ich meinen Wasserkanister immer zwischendurch wieder auf, denn auch heute kam er wieder bei meiner Morgenroutine zum Einsatz. Auch die Kaffeemaschine wurde wieder in Gang gesetzt.

Während ich frühstückte, fuhr ich meinen Laptop hoch und stellte mir anschließend die Tour für den heutigen Tag zusammen. Im Netzwerk von Raben fand ich eine Ladung von der Niederlassung Rotterdam nach Düsseldorf. Damit war der Großteil des Heimwegs schonmal abgedeckt. Da ich aber die Leerkilometer so gering wie möglich halten wollte, suchte ich weiter. Bei DHL fand ich schließlich eine Ladung von Düsseldorf nach Duisburg. Außerdem fand ich bei Raben noch eine Ladung von Repsol, Duisburg nach Kamen. Ich nahm alle drei Aufträge an, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass sämtliche Kunden lange geöffnet hatten. Äußerst zufrieden fuhr ich den Laptop runter.

Als ich meine elf Stunden Pause auf der Karte hatte, begann ich mit der Abfahrtskontrolle. Als diese abgeschlossen war, machte ich mich auf den Weg zu Raben.

Eine Viertelstunde später kam ich dort an. Ich meldete mich an und bekam sofort eine Rampe zugewiesen. Gegen zwölf Uhr mittags war der Auflieger beladen und ich konnte mich auf den Weg nach Düsseldorf machen.

Ich fuhr durch den Hafen zur A15. Hier fuhr ich in Richtung Dordrecht / Utrecht auf. Nun beschleunigte ich auf 82 und legte den Tempomat ein. Bei Ridderkerk wechselte ich auf die A16 in Richtung Utrecht. Nach zehn Kilometern wechselte ich auf die A20 in Richtung Utrecht. Bei Gouda erreichte ich die A12. Ich folgte weiter der Beschilderung nach Utrecht. Später dann der Beschilderung nach Arnhem und weiter in Richtung Oberhausen.

Ab der deutschen Grenze ging es nun über die A3 weiter. Am Kreuz Oberhausen nahm ich weiter die A3 in Richtung Köln. Am Breitscheider Kreuz wechselte ich auf die A52 in Richtung Düsseldorf. So ging es in die Landeshauptstadt hinein. Auf dem Weg zur Abladestelle stand noch meine kurze Pause an. Diese machte ich auf einem Seitenstreifen in einem Gewerbegebiet. Während der Pause machte ich mir aus meinen Vorräten was zu essen.

Nachdem ich meine 45 Minuten abgesessen hatte, fuhr ich zu meiner Entladestelle. Dort angekommen, bekam ich sofort einen Rampenplatz und konnte den Trailer entladen. Gegen 18:45 hatte ich den Trailer entladen und bekam meinen Abliefernachweis. Nun fuhr ich zur DHL Niederlassung, die in unmittelbarer Umgebung war. Dort übernahm ich die Ladung nach Duisburg, die ich am Morgen angenommen hatte. Gegen halb Acht hatte ich geladen und konnte losfahren.

Das Navi lotste mich diesmal zur A46, auf die ich in Richtung Wuppertal auffuhr. Am Kreuz Hilden wechselte ich auf die A3 in Richtung Oberhausen. Am Kreuz Kaiserberg wechselte ich auf die A40 in Richtung Venlo. An der Ausfahrt Duisburg Häfen / Ruhrort verließ ich die Autobahn. Danach fuhr ich in den Hafen, wo sich die Duisburger Niederlassung von LKW Walter lag. Hier sollte ich die DHL Ladung anliefern.

Ich ging in den Bürotrakt und kam zu einem Fenster, an dem ich mich anmelden sollte. An dem Schreibtisch auf der anderen Seite saß eine blonde Frau, die ich auf Anfang Dreißig schätzte. „Guten Abend. Sie wollen anliefern?“, fragte sie freundlich. „Guten Abend. Ich habe eine Lieferung von DHL für Sie.“ Ich reichte ihr die Papiere. Sie studierte die Papiere, dann sagte sie: „Ach, das ist Kommissionsware. Die wird hier bis auf Abruf eingelagert.“ Sie machte ein paar Eingaben in ihrem Computer. „Sind Sie direkt von DHL?“ „Nein. Von Eurospeed Logistics, Dortmund.“ Sie tippte wieder was ein. „Ich finde Ihre Firma hier nicht. Haben Sie die Kontaktdaten der Firma?“ „Stehen die nicht auf dem Frachtbrief?“ „Da steht als Frachtführer auch nur Eurospeed Logistics GmbH. Mehr nicht.“ Ich holte eine Visitenkarte aus der Tasche. „Hier sollte alles draufstehen, was Sie benötigen.“ Sie warf einen Blick auf die Karte. „Ja, da steht alles drauf. Kann ich die Karte behalten?“ „Natürlich.“

Ich bekam hier ein Tor zugewiesen, was ziemlich an der äußersten und dunkelsten Ecke der großen Halle lag. Vor dem Tor daneben, welches vermutlich schon länger nicht mehr genutzt wurde, lag schon ein Haufen mit defekten Paletten. Wie es in dieser Ecke drinnen in der Halle aussah, bekam ich aber nicht mit. Auch LKW Walter wünschte aktuell keine Betriebs-fremden Personen in der Halle. Dabei gaben sich Versicherung und Corona bei dem Verbot die Klinke in die Hand. Wenigstens wurde ich recht zügig entladen.

Meine nächste Ladestelle lag ebenfalls in Duisburg. Ich fuhr zur Repsol Chemie Deutschland GmbH. Das Werk existierte wesentlich länger, als die Schilder, die nun an den Gebäuden hingen. Bis vor wenigen Jahren war das noch eine Niederlassung der Eni Deutschland GmbH. Trotz des stetigem Wachstums beider Konzerne verkauften die Italiener das Werk an den spanischen Wettbewerber. Die Gründe dafür kannte ich nicht. Die waren mir aber auch egal. Inzwischen kannte man es in vielen Branchen, dass irgendwann ein anderer Name an der Tür stand, das meiste aber gleich blieb. Der Übernahme- und Fusionswahn in der internationalen Wirtschaft war immens. Dafür nahmen wirkliche Unternehmensgründungen mehr und mehr ab.

Wie dem auch sei. Ich fuhr zu Repsol. Hier bekam ich eine Ladung Graphitfett, welches ich bei Raben in Kamen wieder abladen würde. Glücklicherweise arbeiteten beide Unternehmen rund um die Uhr. So konnte ich die Tour noch fahren.

Bei Repsol angekommen, meldete ich mich beim Pförtner an. Dieser schickte mich zur Stückgutverladung. Dort wurde alles geladen, was nicht in einem Tank transportiert wurde. Also Paletten mit Kartons oder Kanistern oder Fässern, bis hin zu IBC’s. Ich bekam Paletten mit Kartons. Was sich für Gebinde in den Kartons befanden, konnte ich nicht sehen. Geladen wurde von der Seite in einer Halle. So ging die Beladung recht schnell. Für mich war das egal. Ob ich nun die Paletten von hinten mit der Ameise reinfahren musste, oder die Seite öffnete. In beiden Fällen musste ich arbeiten. Nach einer dreiviertel Stunde war ich fertig beladen und konnte mich auf den Weg nach Kamen machen.

Dazu fuhr ich zuerst auf die A42 in Richtung Dortmund. Am Kreuz Oberhausen West wechselte ich auf die A3 in Richtung Arnheim / Hannover. Kurz darauf wurde die Autobahn zur A2. Ich folgte weiter der Beschilderung in Richtung Hannover. Eine dreiviertel Stunde später fuhr ich an der Ausfahrt Kamen / Bergkamen von der Autobahn ab. Nun ging es wieder zu Raben.

Dort angekommen, musste ich mich mal wieder mit meinem Freund, dem Lagermeister auseinandersetzen. Der bestand darauf, dass ich den Trailer noch selbst entlud. Ich willigte ein, wenn ich im Gegenzug wieder den Trailer über das Wochenende auf dem Hof bei Raben stehen lassen durfte.

Ich setzte den Lastzug an die Rampe und entlud die Paletten mit der Ameise. Der Staplerfahrer fuhr sie anschließend auf die entsprechenden Lagerplätze. Nach der Entladung setzte ich den Auflieger an die Seite und sattelte ab. Nun ging es solo nach Dortmund. Dazu nahm ich nochmal die A2 und die B236. Die Zugmaschine stellte ich wieder bei Kemal auf den Platz. Ich räumte meine Schmutzwäsche zusammen und packte sie in meine Reisetasche. Danach nahm ich die Karte aus dem Fahrtenschreiber. Nun stieg ich aus den Magnum und schloss alles ab. Danach fuhr ich mit meinem Audi nach Menden.

Auf dem Weg fuhr ich nochmal am Platz vorbei. Viel konnte ich im Dunkeln nicht sehen. Es sah aber so aus, als würde schon einiges von den Stahlträgern, die das Grundgerüst der Halle bildeten, stehen. Ich würde mir das nochmal am Tage anschauen.

Als ich in Menden ankam, legte ich mich erstmal ins Bett und schlief aus.

Nachdem ich ausgeschlafen hatte, machte ich mich fertig und zog mich an. Danach steckte ich die erste Maschine Wäsche ein. Als das erledigt war, fuhr ich nach Dortmund. Bei der Hauptpost leerte ich das Postfach. Danach fuhr ich nochmal auf die Hannöversche Straße. Bei Tageslicht betrachtete ich meine Baustelle. Die Fundamente waren gegossen. Also waren auch bereits die Ölabscheider und der Erdtank der Tankanlage unter der Erde. Zusätzlich stand bereits ein Großteil der Stahlträger für das Grundgerüst. Wenn es in diesem Tempo weiterging, konnte ich vermutlich kommende oder die darauffolgende Woche den Lastzug wieder auf dem Platz parken. Zufrieden fuhr ich wieder zurück nach Menden.

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, einerseits Wäsche zu waschen und anderseits Büroarbeit zu machen. Ich kümmerte mich um die Korrespondenz, die Rechnungen und die Buchhaltung. Ich besorgte mir auch schon eine Tour für Montag. Danach war der Tag auch schon wieder fast um.

Am Abend fuhr ich noch zur Eissporthalle am Seilersee in Iserlohn. Hier schaute ich mir noch den 2:0 Heimsieg der Iserlohn Roosters gegen die Adler aus Mannheim an. Es war das erste Mal seit Corona, dass ich wieder in der Eishalle war. So traf ich nach langer Zeit mal wieder ein paar Bekannte, die ich eben nur beim Eishockey traf.

Den Sonntag verbrachte ich in aller Ruhe zu Hause. Ich machte es mir auf der Couch vor dem Fernseher gemütlich. So ließ ich den Tag und das Wochenende entspannt ausklingen.

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