Dieses Mal…
…machen wir das Truckertreffen unsicher…
…fährt Ricky nur zwei Tage in einer Woche…
…und Dominik muss das ausbaden.
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Freitag, 22.05.2015
Als wir abends vor unseren Trucks standen, hörte ich eine vertraute Stimme mit markantem Akzent: „Seas Ricky! Haben sie Dich mit dem Iveco doch hier rein gelassen?“ „So viel Wiener Schmäh schon in der Begrüßung. Das kann doch nur der Felix sein!“ Ich machte ihn mit Julian, Timo und Dominik bekannt.
Samstag, 23.05.2015
Wir liefen über das Festival. Sowohl Julian als auch ich begannen, uns vermehrt für Scanias zu interessieren. Ich, weil ich dachte, dass ich im Extremfall einen fahren musste und er offenbar, weil er mir das vielleicht doch ersparen wollte. Dass ihn einer der Vielfahrer, die oft mehrere Wochen draußen kriegen sollte, war fest.
Dominik suchte natürlich Volvos. Timo konzentrierte sich weiter auf MAN, er hatte den Scania auch abgelehnt. Wie er selber sagte, weil er nicht erst von so viel PS in Versuchung geführt werden wollte. Sein TGX wäre ihm schon zu schnell genug. Wo er Recht hatte…
Schließlich landeten wir bei einem Scania, der mit Licht beeindruckte und im Alltag seine 730 PS für den Holztransport bei Firma „Eckert Groß-Deutschland“ bemühte. Wir redeten mit Torsten über ein paar Fragen der korrekten Straßenbeleuchtung. Auf einmal wienerte es schon wieder, und es war nicht Felix.
„Held der Straße…. Holzkutscher?“ Torsten hatte die schlagfertige Antwort parat: „Held vom Waldweg klingt ein Bisschen blöd, findest Du nicht?“ „Stimmt schon. Aber schöner LKW“
Und der Begleiter war Patrick, auch wenn ich den, wenn ich den DAF aus dem Unfall richtig erkannt hatte, nicht hier vermutet hätte. Wenn sich einer von unseren Jungs vorgestern platt gefahren hätte – schrecklicher Gedanke – dann würde ich jetzt dem restlichen Team in Bochum beistehen und nicht in Geiselwind auf dem Treffen rum düsen. Prioritäten waren wohl auch hier nicht sein Ding.
„Achwas, KFL auch hier. Moin. Tach der Herr Eckert.“ Wir stellten uns der Reihe rum vor. Patrick kannte Dominik ja noch nicht und unsere österreichischen Freunde gegenseitig sowieso keiner.
Felix sprang aber gleich auf den Dialekt von diesem ebenfalls österreichischen David an: „Servus, i bin da Felix. I glaub Danen Dialekt kenn‘ i‘! Wo bist‘ dann her?“ „Aus Schwechat.“ „Und i aus Perchtoldsdorf. Was fährst denn für an LKW?“ „Ist ja nicht so weit weg. LKW, der hier.“ Er zeigte ein Handyfoto. „Steht auch da hinten.“ Torsten hatte schon die nächsten Fans gefunden. So war das als Fernsehstar.
„Ah, Vögel. I bin Selbermacher. Kühne&Nagel hat zu gemacht und da hab i manen LKW vom Bausparvertrag Kühne&Nagel abgekauft. Ist ein Anfang als Selbermacher.“ „Ahh okay. Was fährst dann?“ „Actros 1846 MP3.“ „Ahh okay. Ich bin auch Sternkrieger, allerdings 1851 New Actros Baujahr 2015.“ „Da muss i erst noch ein paar Euro zu verdienen. Aber schöner Wagen.“
„Überlassen wir mal den King of Rhön seinem Fanclub? Wenn Ihr nicht weit weg steht, gehen wir doch mal zu euren Trucks.“ „Jo würde ich sagen. Ne, ist nicht weit.“ Nach 3 Minuten kamen wir zu seinem Actros und einem Vögel-DAF mit Riesensonnenblende und Steinfang. Dass der überhaupt noch sah, wo er hin fuhr. Patrick hatte einen Trauerflor am Spiegel, also doch.
„Also war das bei Bad Nenndorf einer von Deinen? Mein Beileid.“ „Ja leider. Danke.“ Timo kannte ja das Team: „Was? Bad Nenndorf?“ „Ja. Ich weiß nicht was Andy gemacht hat, auf jeden Fall telefoniert und tja…. Harte Sache.“ Dominik ergänzte gerade leise, was überhaupt da passiert war, Timo war entsprechend geschockt.
Felix wollte sich das Nachfolgemodell mal von innen ansehen: „Kann i mal neisteigen?“ „Klar, kein Problem.“ Patrick gab ihm ein Monster von Funkschlüssel. Dominik machte große Augen: „Da hatte mein erster Fernseher eine kleinere Fernbedienung!“ „Multifunktion halt…. Aber hab noch ’nen kleineren, nur für die Zündung und Verriegelung.“
Felix saß inzwischen drin: „Hat scho‘ was. Da muss i wohl noch a bissl sparen. Und vielleicht den MP3 erst gar nicht groß verzieren.“ „Ja, dann spar mal fein. So wie er hier jetzt steht sprechen wir von einem Wert von mehr als 200.000€“
Das musste mal wieder gesagt werden. Der Typ trug die Etiketten so was von aufdringlich nach außen. „Auha. Aber i kann dann mal schauen, was der in der Slowakei kostet. Sind ja keine 100 Kilometer. Vielleicht kann i an paar Euro sparen.“
Der Rest fand so seine kleinen Themen, während die zwei weiter über Daimler und die richtigen Motorisierungen und Ausstattungen fachsimpelten.
Schließlich hatte Felix seine Sitzprobe beendet und Patrick sprach mich an: „Ricky, wir müssen uns mal so unterhalten. gehen wir ein Stück?“ Aha, geschahen doch noch Zeichen und Wunder? „Okay.“ Wir setzten uns von der Gruppe ab.
„Es geht um die Sache mit Timo. Ich muss mich bei dir entschuldigen. Es war ne Scheiß Aktion. Eigentlich wollte ich es mit dem Telefonat vergessen. Aber ich wollte nicht zu sehr zum Arschloch werden….“ „Danke. Wir machen alle mal Mist, aber dann muss man dafür auch gerade stehen. War ja mit Timo und mir auch nicht anders. Da haben alle Beteiligten irgendwas falsch gemacht.“ „Und das mit Ilarion war auch Scheiße von mir. Ich hätte es nicht machen sollen. Tja, manchmal denke ich, neue Fahrer wachsen auf Bäumen. Ich muss mich mehr auf Leute vom Amt konzentrieren, die können auch was drauf haben…“
Einfach mal schauen, was die Leute so außer ihrem bisherigen Berufsleben mitbringen, war auch ein Weg. „Oder die, bei denen man es nicht erwartet. Timos Lebenslauf kennst Du ja inzwischen genauso gut wie ich. Und Dominik war zuletzt Lagerarbeiter, davor allerlei anderes, aber nie Fahrer. Motivation kann viel ausgleichen.“ „Genau. Gute Fahrer gibt es genug. Aber das musste jetzt mal raus. Ne Freundschaft will ich mir nicht kaputt machen.“ „Schon okay. Ich bin lange sauer, wenn was im Raum steht. Aber mit einer Entschuldigung ist das Thema dann jetzt auch abgehakt.“
„Okay super. Bleibt ihr noch auf ein Bier. Wollte mal sehen, was der Actros Kühlschrank schluckt. Ist genug für alle da. Mit David wollte ich nicht alleine alles platt machen.“ „Könnte spannend werden. Bei uns in der Grillparty-Eiswanne landen meistens so viele Biersorten wie Leute da sind. Zeig mal, was Du dabei hast.“ „Heimatbier! Kannst wählen. Premium oder Festbier.“
Die Heimat war Altenburg, also seine alte im Osten. Wir ließen uns jeder eine Flasche mit der bevorzugten Sorte geben. Timo schaute aufs Handy und freute sich: „Ja, Schalke ist direkt in der Europaleague!“
„Was?“ Dominik fummelt das Handy raus. „Scheiße!“
Patrick hatte mehr Grund zum Feiern: „Und Hannover hat die Klasse gehalten und Freiburg in die 2. geschickt!“ Wie auch immer man Hannover-Fan wurde, wenn man aus Leipzig kam und nach Neuss gezogen war. „Glückwunsch.“
Julian war Dominiks Fluch nicht entgangen: „Was bist Du für ein Fan?“ Der wurde ein Bisschen verlegen: „Äh, ja, also… Ich will ja nicht, dass ihr jetzt rot seht.“ Julian hatte ein dickes Fragezeichen auf der Stirn. Dabei müsste er unseren Fangesang doch besser kennen als ich mit einigen Jahren mehr Stadionerfahrung: „Wir sind aus Bochum, aus Westfalen – blau und weiß sind unsere Farben… Weiter weißt Du selber?“ „Bei Gelb und Schwarz, da seh’n wir rot… Du bist BVB?“ „Ja.“
Ich bekam mich nicht mehr ein. Wenn man Ilarions kleine, deutsche Liebe in den unteren Spielklassen mit zählte, waren wir jetzt mit 6 Leuten Fans von 5 Vereinen aus Ruhrgebiet und Rheinland. Das musste man auch erst mal schaffen. „Na die Karte wird auch immer bunter. Mach Dich auf Sprüche von Julian, Timo und mir gefasst, aber mehr auch nicht. Am Ende ist es nur Fußball.“
„Jeder wie er mag. Fußball ist Fußball, außer er kommt aus Braunschweig. Dann is aber Zappenduster!“ Na toll, also doch an einer Ecke verbohrt wie immer. Wenn Julian und ich so drauf wären, hätten Timo, Ilarion und Dominik alle als Angestellte nix zu lachen. Denn Schalke 04, Rot-Weiß Essen und Borussia Dortmund waren aus VfL-Sicht einer schlimmer als der andere.
Das Treffen dauerte bis zum Pfingstmontag. Einmal hatte ich das Gefühl, dass einer der Besucher, den ich in der Menge vorbeihuschen sah, Chris war. Er wohnte ja jetzt um die Ecke. Ein Truck von seiner Firma war aber nirgends zu sehen, auch wenn die Spezialtransporter sicherlich was her machen würden.
Montag, 26.05.2015
Wir hatten über die Tage einigen Spaß und die Abfahrt um 21 Uhr war ein Erlebnis. Alle Trucks fuhren mit voller Festbeleuchtung ab. Auch wir ließen die Warnleuchten blinken. Die Kolonne zog sich die A3 entlang und dünnte sich an den Abfahrten langsam aus. Würzburg mussten auch Dominik und ich runter, einen Isotrailer mit Schokolade abholen. Kurz nach 22 Uhr zogen wir wieder auf die A3 und rollten Frankfurt entgegen in die Nacht.

Dienstag, 27.05.2015
Ich hatte mich nach hinten verkrümelt. Dominik weckte mich, als bei Limburg sowohl seine Fahrzeit als auch der Diesel ausgegangen waren. Nach einem kleinen Umweg durch die Fliesenabteilung und mit einem Sixpack Dosen Blau-Silber bewaffnet übernahm ich. Eine schlecht vorbereitete Nachtschicht war Scheiße – da nützte auch dieses Gesöff wenig, aber etwas half es.
Als ich schließlich um 5:40 auf dem Rasthof Thieu kurz vor der Grenze nach Frankreich ziemlich fertig meine Fahrzeit abgespult hatte, konnte man die Morgendämmerung schon deutlich erkennen.

„Weck mich ungefähr 20 Kilometer vor Calais! Wenn Du nicht mehr kannst, bleib vorzeitig stehen und leg Dich auch hin.“ Damit verzog ich mich wieder in die Koje. Dominik bevorzugte Kaffee für seine Koffeinversorgung.
Wie gewünscht kam der Weckdienst knapp 20 Kilometer vor Calais und ich erklärte Dominik die Flüchtlingsvermeidungs-Strategien. Dank der drohenden Strafen machten wir dennoch einen Kontrollgang mit Schraubenschlüssel, bevor wir zum Durchleuchten fuhren.
Schließlich musste Dominik den Lastzug mit den bekannt wenigen Zentimetern Spielraum auf den Zug lenken.

Die britische Seite empfing uns mit britischem Klischee-Wetter. Ich fuhr vom Terminal zur Autobahn und bis zur ersten Raststätte. Hier übernahm Dominik erst einmal bis ans Ziel in Cambridge. So konnte er sich auf der Autobahn an den Linksverkehr gewöhnen und dann am Ende Stadtverkehr in einer recht beschaulichen Kleinstadt fahren.
Mit Konserven auf dem Trailer und mir am Steuer beendeten wir den Dienstag am späten Nachmittag in Felixstowe und fuhren zum Hotel. Weil Felixstowe nicht wirklich touristisch erschlossen war, ein typisches Hotel für Trucker, Hilfsarbeiter und Monteure. Entsprechend bodenständig war die Küche. Dominik entschied sich für Fish & Chips, ich wählte mal wieder Yorkshires kulinarischen Exportschlager „Toad in the Hole“.
Mittwoch, 27.05.2015
Der Tag fing früh an, um 6:30 Uhr verließen wir das Hotel und sattelten bei Fercam einen Trailer Limonade auf. Das war so ziemlich die späteste Zeit, um einigermaßen über den London Perimeter zu kommen.
Allerdings erwischten wir den Stau doch noch. Mit teilweise unter 40 km/h ging es um London. Deshalb musste Dominik mich hinter London ablösen und nach Southampton fahren.
Nachdem wieder Regen eingesetzt hatte, starten wir mit Leerpaletten zu einem Abstecher von dort nach Dover.

Auf der Fahrt warnte ich Dominik rechtzeitig vor meinem und auch Timos Lieblingsblitzer. Von Dover ging es mit Cola zurück nach Southampton. Dort schien man größeren Durst auf Softdrinks zu haben. Jetzt war auch das Wetter wieder besser.


In Southampton mussten wir am nächsten Tag so früh aufbrechen, dass wir im Truck schlafen mussten. Das Abendessen war bei mir Fish & Chips und Dominik versuchte sich heute mal an einem Chicken and Bacon Pudding.
Für die nicht mit Küchen-Englisch (und Küchen-Deutsch auch) vertrauten, das ist eine gefüllte Mürbeteigpastete. Für die, die gar nichts von Kochen verstehen – ein Pudding kennzeichnet sich, unabhängig davon ob mit Ei und Stärke gebundene Süßspeise oder pastetenartige Teighülle, durch die Tatsache aus, dass er in einer Form gegart wird, die in einem Wasserbad steht. Weswegen das Zeug, was man heutzutage als Beutelware unter den Namen so zusammenrührt, strenggenommen gar kein Pudding ist.
Donnerstag, 28.05.2015
Noch vor Sonnenaufgang rollten wir mit einer Ladung Spielzeug aus der Stadt.

Mit dem Start kurz vor 5 Uhr schafften wir es, den London Perimeter noch vor dem Berufsverkehr zu passieren. Erst kurz vor der Abfahrt auf die M1 wurde es etwas dichter, aber wir kamen immer noch mit knapp 60 km/h voran.
Auf der M1 machten wir die Pause auf Watford Services. Noch einmal gab es ein Full Traditional Breakfast. Auch Dominik ließ sich den englischen Frühstücks-Sattmacher schmecken.
In Sheffield bekamen wir wieder keine Fracht von Talke. Den Abschluss der Woche sollten zwei Sattelauflieger auf einen dritten geschnallt machen. So war das, wenn Dominiks Ausbildung die Strecken vorgab. Jetzt war England abgehakt, Afrika stand noch auf dem Lehrplan, aber das übernahm Studienrat J. Franke nach Fronleichnam.
Ziemlich unspektakulär und bei wieder recht britischem Wetter kamen wir an den Kanal und fuhren noch nach Belgien rein.
Freitag, 28.05.2015
Es gab diese Woche wenige Gelegenheiten zum Laufen, aber heute war mal wieder genug Zeit vor der Abfahrt. Ich konnte noch nicht mit Dominik mithalten, aber merkte schon, dass ich stärker wurde. Das Verhältnis von Laufen und Gehen verschob sich doch langsam in Richtung Laufen. Es war aber bestimmt noch ein weiter Weg, bis ich überhaupt mal eine halbe Stunde durch laufen konnte.
Ich hatte keine große Lust, zu spät am Abend anzukommen. Also setzte ich den Tempomat in Belgien auf 85 rauf. In Frankreich war sowieso 90 erlaubt. Dominik bekam dann die problemlos lösbare Aufgabe, in 4,5 Stunden durch die Schweiz zu fahren. Da lieber mit 80, denn die Eidgenossen waren nicht zimperlich mit ihren Strafen.
Ich rechnete in der Zeit auf dem Tablet herum. Wir hatten derzeit Trucks für alle Fahrer. Wenn wir den Scania auf die Straße brachten. Andererseits verloren der alte Iveco und der Premium jetzt schnell an Wert und wir mussten später umso mehr Geld aufbringen, um sie zu ersetzen.
Sollten wir stattdessen die beiden alten Trucks jetzt verkaufen und ersetzen? Derzeit würde es nur für einen neuen reichen. Dann hatten wir einen zu wenig und entweder musste Marlon wieder in den Fernverkehr zusammen mit Julian auf einer Maschine oder wir mussten uns ein anderes Zweimann-Team ausdenken. Immerhin hatten wir dann schon die Rücklagen für einen halben neuen Truck. Auf der schlechten Seite war der übermotorisierte Scania mit deutlich höheren Betriebskosten verbunden. Außerdem hatte ich bisher nur Angebote aus der „Ey, gebe Dich 30.000 für LKW. Bessere Preis findest Du nicht“ Fraktion für den Premium und den Stralis Active bekommen. Für den Scania interessierte sich bisher gar keiner.
Die gleiche Situation ergab sich fahrzeugseitig, wenn wir den Scania verkauften. Auch dann würden wir jetzt nur einen Truck kaufen können. Der Unterschied war, dass wir uns kurzfristig dann vielleicht schlechter standen, aber dafür auf die Lebensdauer der Trucks wirtschaftlicher unterwegs waren.
Am Ende hatte ich keine richtige Antwort auf diese Frage. An der italienischen Grenze übernahm ich noch mal das Steuer, fuhr nach Mailand zum Absatteln und ins Hotel. Was tun, sprach Zeus?
Montag, 01.06.2015
Die kurze Woche fing mit einer Ladung Dünger von Mailand in die Nähe von Turin an. Dominik kuppelte das Talke-Silo an und fuhr los. Ich nutzte die Gunst der Stunde und rief Timo an.
„Na, Urlaubswilliger? Was macht die Einigung?“ „Schwierige Sache das. Wir haben beide schon gebucht.“ Sein Unterton klang irgendwie zu selbstsicher. Nicht mit mir, bei aller Freundschaft. „Dann schaut, ob einer von Euch eine Woche nach hinten verschieben kann. Sonst storniert einer. komplett“ „Was?“ „Ja, richtig gehört. Der Urlaub war noch nicht genehmigt, also muss ich da drauf keine Rücksicht nehmen. Aber die aktuell zweite Woche gleichzeitig gestehe ich Euch zu. Dominik und ich machen sowieso die Urlaubsspringer, bis dahin haben wir eh noch keinen eigenen Truck für Dominik. So kriegen wir es hintereinander ohne Ausfall. In Eurer ersten Woche sind wir aber schon beide im Einsatz, also muss einer von Euch selber fahren. Den letzten Urlaubsantragsteller beißen die Hunde. Seht zu, dass einer von Euch eine Woche umbuchen kann und alles ist in Ordnung.“ „Okay. Muss ich klären. Ciao.“ „Ciao.“
Danach rief ich Ilarion an und erklärte ihm das gleiche. Sollten die zwei Mal sehen, wie sie das auseinander sortiert bekamen. Das Arbeitsrecht sollten sie beide kennen und damit auch, wann ein Urlaub genehmigt war. Ich machte das nicht gerne. Aber es ging eben nicht mehr, dass zu viele Leute auf einmal weg waren.
Inzwischen war unser Ziel erreicht, ein Großbauernhof bei Turin. Ausnahmsweise mussten wir das Silo ausblasen und leer wieder mitnehmen. Also konnte ich Dominik auch das Mal zeigen.
Danach fuhren wir eine ereignislose Tour durch Norditalien, über den Brenner und durch den äußersten Zipfel Deutschlands wieder nach Österreich. Es war immer noch recht hell, als wir schon spät am Abend auf Linz zu fuhren.

Dienstag, 02.06.2015
Am Dienstag fuhr Dominik die letzten Kilometer bis zum ADM-Lager bei Wien. Danach holten wir einen leeren Tanktainer ab, der ins Ruhrgebiet musste. Nach einem Fahrerwechsel hinter der Grenze fuhr ich über die Donaubrücke Deggenau.

Das Abendessen legten wir nach Geiselwind. Auch bei Normalbetrieb war es ein Autohof, der den Stopp lohnte. Die Sonne stand schon sehr tief, als Domi an Frankfurt vorbei steuerte. Dann setzte auch noch Regen ein. Ein letzter Fahrerwechsel und ich lenkte die Fuhre durch Essen in Richtung Kunde.

„Kannst Du mich bitte noch zum Bahnhof Altenessen bringen? Da fährt in 15 Minuten ein Zug, mit dem ich Anschluss nach Haltern kriege.“ „Okay.“ Ich fuhr also nach dem Absatteln mit der Solomaschine zum Bahnhof und setzte Dominik ab. Dann fuhr ich nach Hause.
Mittwoch, 03.06.2015
Heute fuhr Dominik alleine Nahverkehr. Ich nahm mir dafür das Büro vor. Oben drauf lag ein Ausdruck aus dem Audi-Konfigurator von Marlon für einen A4 Avant. Ich rief rüber zu Judith: „Na, doch keinen Infiniti?“ „Nein. Schönes Auto, aber wir haben uns auch noch bei Lexus, BMW, Mercedes, Volvo und Audi umgesehen. Dabei sind wir in Richtung Kombi umgeschwenkt, wo die Japaner nichts haben. Beim Rest hat uns beiden der Audi am besten gefallen.“ „Und die Konfiguration hier ist Euer letzter Stand?“ „Ja.“ „Gut, dann fahre ich nachher mal zu Audi und schaue mir die Leasing-Konditionen an.“
Es gab immer noch keine seriösen Angebote für irgendwelche unserer Trucks. Für die beiden Viertelmillion-Anwärter versuchten die Exporteure, sich gegenseitig zu unterbieten. Das Interesse irgendwelcher Jungunternehmer, die einen billigen Einstiegstruck suchten, hielt sich auch in Grenzen. Es waren halt keine Scanias.
Apropos Scania, auch für den gab es kein Interesse. Der war wohl doch zu unwirtschaftlich. Man sollte Fahrzeuge eben nicht im Affekt kaufen. Auch nicht zu einem Spottpreis.
Nach dem Mittagessen in Form einer Scheibe Brot mit Schinken und einer Tomate dazu fuhr ich also los zu Audi und ließ mir die Konfiguration kalkulieren. Ob der demonstrativ geparkte Alpina-BMW eine Rolle spielte, wusste ich nicht. Aber das Angebot war doch sehr gut. Den Trick, eine Fremdmarke beim Fahrzeugkauf subtil in die Verhandlungen einfließen zu lassen, musste ich wohl öfter anwenden.
Abends fragte ich Marlon dann noch, wie es denn in Sachen Nutzfahrzeug bei ihm weiter gehen sollte: „Hast Du Dir eigentlich schon Gedanken über Deine nächste Zugmaschine gemacht?“ „Ja, was kleines mit drei Achsen. Ich steige mit Umsatteln und allem bis zu 20-mal von der Karre runter und wieder rauf. Am liebsten würde ich den Premium behalten, aber der kann mit 2 Achsen keine 44 Tonnen im KLV fahren.“ „Also niedrigen T anfragen?“ „Nein, der ist zu hoch. Schwere Trucks, in denen man auch mal eine Nacht pennen kann, hat Renault raus geschmissen. Der T ist zu hoch, der D auch mit der alten Premium-Kabine zu niedrig und mit dem deshalb noch größeren Motortunnel zu eng wenn man drin übernachten will. Der Volvo FM mit seiner uralten Schrumpfkabine kann mir auch gestohlen bleiben.
Mercedes Antos, MAN TGS, Scania G, DAF CF oder Iveco Hi-Road. Such Dir was aus.“ „Oder sollen wir noch mal nach einem Premium Ladenhüter mit 3 Achsen und 460 PS EEV-Motor fragen? Maut fällt bei Dir ja nicht so stark ins Gewicht und Steuer hält sich für EEV in Grenzen.“ „Kannst Du machen, ich fahre den gerne. Ist schön übersichtlich, gerade im Nahverkehr echt praktisch.“
Und zum Abschluss der kurzen Woche klingelte mein Handy, es war Keith. „Hallo, mein Freund. Was kann ich Dir gutes tun?“ „Mich bis Freitagmorgen bei Dir pennen lassen. Ich stehe ohne Fahrzeit in Siegen und darf morgen wegen dem Feiertag nicht fahren.“ „Okay, es gibt einen Zug von Siegen hier hoch. Fahr damit bis Witten, ich hole Dich da mit dem Auto ab. Das ist näher als Bochum Hauptbahnhof von mir.“
Also hatten wir über Fronleichnam unverhofften Besuch. Danach war es das mit Feiertagen bis Weihnachten. 3. Oktober und 1. November lagen ja dieses Jahr sowieso auf dem Wochenende
