Kapitel 63 – Should I stay or should I go

In dieser Woche…
…hat Patrick mal wieder einen neuen LKW…
…wird Ricky zum Traumdeuter…
…und Dominik bekommt ein Angebot, das er nicht ablehnen kann!
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Samstag, 01.08.2015

Da der Mensch nicht vom Löcher in die leere Wohnung starren leben konnte, musste ich also mal aufbrechen, um was einzukaufen. Ich öffnete das Garagentor und setzte den Alpina zurück auf den Hof. Da sah ich, dass das harte Sonnenlicht gerade so durch das Tor auf den Stralis daneben fiel, dass man die Blechkanten genau erkennen konnte. Auch der Volvo stand passend, wenn ich das Tor daneben auch auf machte.
Ich stellte das Auto ab und sah mir das mal genauer an, wer die schöneren Falten für einen British Style hatte. Also machte ich Musik auf dem MP3-Player im Stralis. Weil mir nicht nach Lächeln zumute war, hatte ich meine Depri-Playlist ausgewählt. L‘ Âme Immortelle riet mir auch zum Aufbruch, denn die Liebe warf hier kein Licht mehr…

Was hält mich noch hier
An diesem Ort der Dunkelheit?
Nur das Licht, das deine Liebe
Mir scheinen lässt in Ewigkeit.

L‘ Âme Immortelle – Was hält mich noch hier?
Thomas Rainer
Matrix Cube (2001)

„Mahlzeit Ricky!“ Ich fuhr erschrocken rum, da stand Patrick hinter mir. „Oh! Hallo Patrick.“ Ich stieg die Stufen vom Stralis rauf und schaltete das Soundsystem aus.
„Na, alles klar? War gerade in der Nähe vorladen und dachte ich komme mal auf nen Tee vorbei. Also nur, falls du Zeit hast.“
Viel vor hatte ich nicht. Ein Bisschen Ablenkung konnte nicht schaden. „Ja, kein Ding. Hatte sowieso nichts bestimmtes vor heute.“

Wir gingen durch die Verbindungstür ins Treppenhaus und in die Wohnung. Ich kochte eine Kanne Tee. „Und, was gibt es neues?“ „Ein paar LKW halt, dafür alte nicht mehr. Das übliche halt. Demnächst noch einen neuen, dann sind es sechs, sind ja auch inzwischen 6 Fahrer.“ „Achso, das geht ja. Stehe LKW mäßig bei 9, inzwischen alles Scania.“
Also mal wieder neue Trucks, passend zur Unterwäsche gewechselt? „Ich versuche gerade herauszufinden, was der beste ist.“ „Kauf Scania. Teuer in der Anschaffung, dafür viel Dampf und kannst halt mit sparsamen Eco Programmen fahren. Habe ich schon probiert. Geradeaus läuft meiner 85 im Eco Modus, Berghoch dann Vollgas und Bergab gibt es auch noch ein Extra Programm. Klappt alles wunderbar.“
Na Scania hatte ich auch schon probiert. Zu eng und zu kurz. „Scania hat eher schlechte Karten. Der hat mich nicht überzeugt. Dafür baut Mercedes zum ersten mal seit 40 Jahren wieder LKW für den Fahrer und nicht mehr für den Fuhrparkmanager.“

„Hmm, naja. Mercedes gab aktuell viele Probleme. Die beiden Brückenzüge vor allem… Nach dem Wochenende ewig den Gang nicht gefunden, und dann diese lustigen Spielchen wie bei Sascha in den Videos…“
„So wild fand ich das nicht. Klar, manchmal musste man dem Getriebe über den manuellen Modus in den Hintern treten und das Sparprogramm bringt nix. Aber der ist ja schon im normalen Modus sparsam ohne Ende.
Da es ohnehin auf zwei Marken raus läuft und weder MAN noch Renault mit ihren Euro 6 die Lieferzeiten übern Berg bekommen, kann ich sicher sagen, dass da unten die Sterne aufgehen, wenn ich mir mit dem Händler über den Preisrahmen einig werde.“
„Ahh okay, na dann viel Spaß mit Mercedes. Mein Fernverkehr freut sich über 520er Scanias und die bei Dachser bekommen 490er…“
Also doch wieder Leistungsüberfluss? Fenster auf, Geld raus, Fenster zu. Okay, vielleicht nicht so extrem, aber zumindest kam nicht viel Geld zum Fenster rein. „Aaaaah ja. Erst mal verkaufen und dann wieder neue holen? Dein alter 580er muss jetzt schwer arbeiten für den Sprit. Zuggewicht gerne mal 60 bis 70 Tonnen.“ „Ahh okay.“

„Und sonst? Haben ja lange nichts mehr gehört…“
Alles Scheiße halt. Aber das musste er ja nicht unbedingt wissen. „Auch alles unverändert.“ „Hmm, bisschen schlechte Laune hast du schon, oder?“ Na gut, der Oscar für den besten männlichen Schauspieler ging wohl nicht an mich.
„Bleibt das aus? Schau Dich mal um. Okay, Julian ist dienstlich draußen. Aber auch wenn der hier ist, düst der oft irgendwo hin ab. Timo ist verbandelt, Ilarion auch, Marlon und Judith sowieso. Und ich hänge allein gelassen hier rum.“ „Okay, das ist Scheiße. Willst du mitkommen auf ein Bier? Habe auch Sturmfrei, über ‘nen längeren Zeitraum.“ Auch Probleme? Wäre ja nicht das erste Mal mit seiner Frau. Immerhin, dann fiel wenigstens keinem von uns beiden die Decke auf den Kopf.
„Von mir aus. Wenn ich jetzt so einkaufen fahre, komme ich noch auf die fatale Idee, mir die Zutaten für eine Pie zum Abendessen zu kaufen.“ Und das machte Hunger auf die Insel.
Da draußen stand ein Scania R520, der von seiner Aufmachung der kleine Bruder von dem R580 sein konnte, den jetzt Tom in Sheffield unterm Hintern hatte. Eigenen Auflieger hatte er auch dran. „Bin gleich bei Dir. Nur noch Auto rein fahren und Tore zu.“ „Okay.“

Ich kletterte in die Kabine und ließ mich auf dem Beifahrersitz nieder. „Was ist denn mit Dir los? Hast Du mit dem Schubert Bruderschaft getrunken?“ „Von den Anbauten her eher mit Nottelmann.“ Auch nicht hübscher. „Beide nicht mein Stil.“ „Muss nicht jedem gefallen…“ Der Zitronenwunderbaum hatte es auch wieder hier rein geschafft, auch wenn es sonst kein Zeichen dafür gab, dass hier geraucht wurde. Bon Jovi vertonte die Angelegenheit.
„Klar muss es nur Dir gefallen.“ Es war auch wieder eine Wechselklappe an Bord. Die andere war es übrigens nicht mehr. „Hätteste was gesagt, dass Du wieder Scania hast. Deine alte Wechselklappe, der Steinfänger und die Spiegel mit Lämpchen drin liegen in Sheffield ungenutzt in einer Ecke rum.“ „Kann ich trotzdem noch gebrauchen.“ „Okay, organisiere ich. Der Rest ist übrigens dran geblieben.“ „Ahh okay.“
Für mich war so ein Ding im Auspuff nicht nur wegen der automatisch erlöschenden Betriebserlaubnis nichts. „Die ganze Zeit auf so einem Ding sitzen würde ich durchdrehen.“ Okay, dafür könnte es mir vom Klang erst mal einfallen, einem Turbolader die Schalldämpfer zu kappen, bis ich gefühlt in einer F-14 saß. „Geht. Ist ja noch ne kleinere. Die macht nicht so viel Krach.“

Es ging mit nur knapp über 80 nach Neuss. Musste immer erst einer zu Schaden kommen, bevor die Erkenntnis sich durchsetzte? In seiner Firma standen 4 Scania R520 Sattelzüge mit V8 und 5 Brückenzüge mit 490er Reihensechser, einer bestückt, der Rest noch nackte Lafetten.

Wir fuhren mit seiner S-Klasse nach Düsseldorf. „So, tritt ein, bring Geld herein. Ne Spaß, fühl dich wie zu Hause. So, welches Bier darf es sein? Oder was stärkeres?“ Wenn wir jetzt schon in den zweistelligen Prozentbereich gingen, konnte er mir das Sofa gleich bis morgen überlassen. „Nee, Bier reicht. Sonst schieße ich mich noch in Deinem Wohnzimmer ab.“ „Na dann.“
„Was hast denn alles für welches? Wieder Altenburger Premium und Festbier oder is die Auswahl im großen Kühlschrank auch größer?“ „Ich habe die ganze Palette zur Auswahl.“ Na lecker, was gab es Besseres als ein Dunkles? „Dann bitte Schwarzes.“ „Geht klar.“

„Und, wie geht es den anderen so? Hab auf Facebook gesehen, Julian war in Assen…“
„Ja, der hat seinen Spaß mit seinem neuen Spielzeug. Timo sieht man nur noch zur Abfahrt, Ankunft und Truck waschen. Der düst jedes Wochenende ab. Marlon kreist glücklich durch die Region auf Kurzstrecke und ist fast jeden Abend zu Hause. Muss Liebe schön sein.“ Na die spitze Bemerkung war leider im Zynismus ersoffen. „Ilarion und Dominik wohnen ja nicht über der Firma, die sehe ich also eh nur montags und freitags und weiß nicht, was sie sonst so treiben.“
„Wenn die Liebe nicht fremdgeht, ja.“
„Oh…“ Sie hatte ihn doch schon mal betrogen. „Tja, wenn man dann mal unangekündigt nach Hause kommt.“

„Aber ob es so viel besser ist, wenn man für spektakulärere LKW sitzen gelassen wird?“ „Ach stimmt, da war ja was. Hast du Chris mal wieder gesehen?“ „Nein. Nicht mal in Geiselwind. Zumindest hat er sich nicht offiziell blicken lassen. Ich hatte mal das Gefühl, er schleicht sich vorbei. Der ist seit Neujahr komplett auf Tauchstation.“ „Naja, kann schon seine Gründe haben.“
An den gleichen Grund wie bei seiner Tussi glaubte ich immer noch nicht. „Tja. Und vor Chris hat es einmal nicht gepasst und einmal habe ich es vermasselt.“ „Wieso was war denn noch so?“
„Mit Björn war ich vor Chris zusammen. Aber der war 10 Jahre jünger. Das war zum Scheitern verurteilt. Und Lucas habe ich in Wales für Björn sitzen lassen.“ „Kenne ich beide nicht, aber so krass jünger… Naja.“ Ja, das hatten mir damals viele gesagt. Meine Schwester bevor ich überhaupt mit Björn zusammen gekommen war. „Lucas hat mir über 7 Jahre nachgeflennt. Und als ich meinen Fehler nach dieser Zeit dann doch mal erkannt habe, erfahre ich, dass er es überwunden hat und einen neuen hat. Mit dem es 3 Monate gehalten hat!“
„Oh man…. Naja, Sarah und ich waren 10 Jahre zusammen, 4 davon als Ehepaar, und hatten einen Sohn. Naja, Weiber halt.“
Aha, Zynismus konnte er auch.

„Du auch?“
Er hielt mir Zigaretten hin. „Ja.“ Alleine sein Gesicht war es wert. Auch wenn ich aus Höflichkeit nicht los lachen konnte. Dieser Anblick ließ mich die 5 Minuten länger leben, die mir der Sargnagel wegnahm. Timo hatte mir auch so was erzählt. Warum glaubte Patrick eigentlich immer, dass außer ihm eh keiner rauchen würde?
„Was ist?“ „Du und rauchen?“ „Kommt manchmal vor, auch wenn ich selber seit bestimmt 8 Jahren keine Packung mehr gekauft habe und nur noch bei solchen Angeboten zugreife.“
„Achso… Ich wollte eigentlich aufhören. Hatte die letzte vor 3 Wochen bevor ich nach Jamaika bin, sollte eigentlich die letzte sein… Aber kennst doch Duty Free und einen „süchtigen“.“
„Weil ich nicht süchtig bin und auch keinen kenne, eher nein.“ Damals hatten wir mal am Wochenende in der Kneipe jeder 2 Stück oder so geraucht. Von Timo wusste ich, dass er immer eine Schachtel dabei hatte, aber sie kaum anfasste und wenn er es zum Beispiel beim Fußball gucken tat, seine Freunde auch was davon hatten.
„Bei uns raucht keiner. Timo zähle ich mal nicht, der kommt mit einer Schachtel über Wochen. Und dann hat er noch welche abgegeben.“ „Achso. Mal sehen, mal versuchen aufzuhören.“

„Und, wo fährst du nächste Woche hin?“
„Paris, die Stadt der Liebe!“ Der Tonfall machte klar, dass das Ziel nicht hätte sein müssen. „Danach Bremen und weiter weiß ich noch nicht. Und Du?“
„Ahhh. Ich fahre Südwärts oder nach Skandinavien, muss noch Münze werfen mit Luca. Obwohl mir ja Skandinavien lieber wäre, hatte ja ernsthafte Gedanken über Arbeiten in Schweden….“
Willkommen im Club. Aber mal einfach so weg? Einen Aufhänger für Schweden hatte er meines Wissens keinen. „Wie jetzt?“ „Weißt du, nach der Trennung wollte ich einfach weg, alles verkaufen… Und da oben ein neues Leben anfangen.“
„Ob das ein neues Leben ist oder ob man doch vor seinen Problemen weg rennt, versuche ich auch gerade herauszufinden.“ „Warum, was hast du denn vor?“ „Wobei ich mich auch fragen muss, wie neu ein Leben auf der Insel wäre. Immerhin Glasgow wäre neu. Ich war doch Weihnachten schon fast weg. Das kommt gerade wieder hoch.
Vielleicht durch die Urlaubszeit gerade Scheiße, weil die ganze Truppe dauernd wieder wegen Trucktausch nach Hause muss. Und bei mir auch wegen den Vorführern die letzten Wochen extrem. Aber ich sehne mich nach der Zeit, als ich Alleinunterhalter war. Keine Dispo jagt Dich durch die Nacht. Wenn Du nicht fahren willst, dann bleibst Du einen Tag da. Wenn Dir das Ziel nicht passt, nimmst Du eine andere Fracht.“

„Was hält dich hier, abgesehen von der Firma? Wenn es dir hier nicht gefällt, musst du gehen. Eine Kündigung ist schnell geschrieben, Und Freunde werden Verständnis dafür aufbringen. Was bringt dir das Arbeiten hier, wenn es dir keinen Spaß macht?“
Na ja, ich war ja nun kein einfacher Angestellter, sondern Mehrheitseigner. „Die Firma hält mich hier. Was heißt denn Kündigung? Mit mir gehen über 50% vom Unternehmenskapital. Das ist nicht einfach nur eine Kündigung. Keine Ahnung, wie das Marlon und Julian stemmen wollten.“
„Ja stimmt auch wieder. Was hältst du von ’ner Niederlassung, und du gehst dahin?“
„Wäre eine Lösung, aber eher langfristig. Wann hast Du das letzte Mal den Pfundkurs gesehen? Derzeit kaum zu schaffen. Wenn ich jetzt mit allem, was ich habe, rüber gehe, würde ich an sich nur Geld verbrennen. Das bremst mich auch.“
„Achso… Ne Pfundkurs verfolge ich nicht.“
„1,40 Euro je Pfund. Ich weiß nicht, wann es das letzte Mal so hoch war. Vor ein paar Jahren war es bei 1,10 Euro.“ „Hmmm.“
Wenn er selber weg wollte, hatte er aber vielleicht eine zündende Idee gehabt. „Aber wie hättest Du das denn bewerkstelligen wollen, hier alles aufzugeben? Du hast nicht mal Teilhaber, die wenigstens versuchen könnten, den Laden am Laufen zu halten.“ „Keine Ahnung. Deswegen bin ich wahrscheinlich geblieben…“ Also auch keine sinnvolle Lösung greifbar.

„Alles Scheiße. Am liebsten würde ich die Uhr zurückdrehen auf Weihnachten 2006. Dann beim Rückflug nach Gatwick am Flughafen in Düsseldorf lesen anstatt den Typen anquatschen, der am Nachbargate auf den Flug nach Gran Canaria wartet.“
Okay, ich begann in Rätseln zu sprechen. Entweder keinen Alkohol mehr oder nachlegen. Jedenfalls nicht auf diesem Level verharren. „Der hieß Björn…“ „Ahhh.“
„Dann wäre ich in Wales geblieben. Als BP die letzten Anteile an der Raffinerie aufgegeben hat, hätte ich mit Luke… Lucas einfach unser eigenes Ding aufziehen können. Wie auch immer das ausgesehen hätte.“

„Tja, manchmal dieses hätte, wäre, wenn und aber… Wie würde es bei mir wohl aussehen, hätte ich es bei Böttcher nicht übertrieben?“
„Keine Ahnung. Manchmal sicherlich auch gut, wenn wir es nicht wissen.“ „Ja. Aber gut, ich bin selber schuld… War klar, dass es irgendwann rauskommt, dass ich die Berge runter hab laufen lassen. Tja, eigene Schuld.“

„Eigene Schuld ist es sowieso meistens. Dass man einfach nur mies behandelt wird, ist die Ausnahme. Auch bei Chris habe ich sicherlich meinen Anteil dran.“ „Dass man mies behandelt wird, das habe ich ja gemerkt.“
So hatte ich auch erst mal gedacht. Aber dann doch erkannt, dass nicht nur Chris an dem Scheitern Schuld war. „Ist vielleicht zu dicht dran. Ich habe auch gedacht, Chris hat mich mies behandelt. Aber nach einem halben Jahr weiß ich, dass ich auch Fehler gemacht habe. Die Erkenntnis kommt mit der Zeit. Und dann muss man draus lernen, damit es nicht wieder so kommt. Dafür macht man dann leider neue Fehler. Keine meiner drei Beziehungen ist gleich in die Brüche. Einzige Gemeinsamkeit war, dass wir zu wenig darüber geredet haben, was gerade schief lief.“ „Ja, immer sehen was die Zukunft bringt…“
Die Zukunft rief scheinbar gerade bei Patrick an, hieß Janina und hatte hinterm Namen ein Herzchen auf dem Handydisplay, das einfach mitten auf dem Tisch lag. Wenn er das so schnell verwunden hatte, nach 10 Jahren hintergangen zu werden, war wohl bestimmt er mit am Scheitern der Ehe schuld. Vielleicht war den beiden auch das Standard-Wochenende langweilig geworden, so wie damals Luke und mir?

„Ja (…) Ne habe gerade Besuch (…) Montag um halb 6 rum (…) Nach Genf und dann mal sehen (…) Wie gesagt, ich habe Besuch (…) Ja können wir machen. Um 8 rum bin ich da (…) Ja bis später, Ciao.“

„Is was Ricky?“
„Wer war das denn mit Herzchen? Wenn mir die unverschämte Frage erlaubt ist.“ „Seeeeeeehr gute Freundin, die mir gerade unfreiwillig ne Außenübernachtung gebucht hat.“
„Ah ja. Dem Herz nach lässt Du aber nichts anbrennen, nachdem Du Dich quasi erst gestern nach 10 Jahren getrennt hast. Wie war das mit es liegt meistens an beiden?“ Okay, der Zeitpunkt, wo der Alkohol sich zwischen Gehirn und Zunge drängte, war eindeutig erreicht.
„Ach, die Alte ist vergessen. Da ist zu viel passiert. Und hier läuft ja nicht viel. Was zusammen unternehmen, mal gegenseitig Besuchen, und schlafend die Nacht miteinander verbringen.“
„Hast Du’s gut. Bei mir geht das mit dem Vergessen nicht so schnell. Weder in 8 Tagen, noch 8 Monaten und nicht mal in 8 Jahren.“ „Oh man, das ist hart…“

„Na ja. Ich weiß jedenfalls nicht, wie es weiter gehen soll.“ „Es kommt schon noch der Richtige.“ Wo stand hier das Phrasenschwein?
„In Bochum oder in Glasgow? Außerdem waren schon zwei richtige da. Einen habe ich sitzen lassen für ein Abenteuer mit einem jungen Schönling, den anderen mit meiner kühl rechnenden Art bei der Arbeit gelangweilt und dadurch auch privat verjagt. Da hat meine Regel Nummer 1 aber versagt. „Never fuck the company!“ Das war eigentlich meine Lektion aus der Sache mit Lucas.“
„Achso… Naja, letztendlich musst du wissen was du willst. Aber ich würde dir echt zur Insel raten. Man merkt, du fühlst dich da wohl…“
Hm, ja, da hatte ich mich wohl gefühlt. Aber doch für sich gesehen nicht mehr oder weniger als hier. Dass die Zeit da schön gewesen war, hatte an anderen Faktoren gelegen als dem Land an sich. „Tue ich das? Oder laufe ich nur einer Vergangenheit hinterher, die ich da aber auch nicht mehr kriegen werde? Ich weiß es nicht.“ „Das könnte auch sein, aber mach das, was du für richtig hältst. Und da, wo es dir sichtlich besser geht“
„Gut, dass meine Schwester auf dem Gymnasium war. Die hat mir wenigstens Goethe zu zitieren beigebracht. „Nun steh ich hier, ich armer Tor und bin so schlau als wie zuvor!“

„Egal was du machst, lass es mich wissen. Können ja die Woche noch mal telefonieren. Ich schmeiße ja ungern Gäste raus, aber ich muss bald los. Wie kommst du nach Hause? Zug, oder soll ich dir noch n Taxi rufen?“
„Taxi. Jetzt durch den Bahnhof zu kriechen hab ich keinen Bock.“ „Okay. Hier hast noch 50€, dürfte ungefähr die Hälfte sein. Ich habe dich ja immerhin nach Düsseldorf geschleppt.“
Na sehe ich so arm aus? Vielleicht waren es keine 2 Millionen, sondern nur 125.000 Euro, aber ein Hunderter für ein Taxi sollte drin sein. „Ey, willst Du mich beleidigen? Ein Taxi kann ich mir gerade noch leisten.“
„Ne, ne, das nicht… Du hast aber wieder die Kosten, wo wir doch bei dir hätten bleiben können…“
„Und dann hätte ich Deinen Truck vor der Tür und Du zwei Taxifahrten am Hals. Auch wenn Du das Sechzehnfache gewonnen hast, lass mal gut sein.“ Mein Haus, mein Auto, mein Boot. Es wurde echt langsam Zeit, dass ich nach Hause kam.
„Alles klar. Ich rufe dich evtl. die Woche noch mal an. Mal sehen.“
„Okay. Kannst Du machen.“
Das Taxi kam nach ein paar Minuten. Wir verabschiedeten uns. Als der Fahrer Bochum-Langendreer hörte, bekam er Eurozeichen in die Pupillen. Am Ende waren es fast 140 Euro. Shit happens. Als ich vor der Wohnungstür einen Blick in die Halle warf, traute ich meinen Augen nicht. Bildete ich mir den Ford Focus nur ein oder war Timo hier?

Er war hier. Ich schloss die Tür auf und er erwartete mich, eine Flasche Bier in der Hand, auch nicht seine erste. „Wo kommst Du denn her? Breit wie Schmelzkäse.“ „Na erstens übertreib mal nicht und zweitens schau Dich mal an.“ So wild war es nun wirklich bei uns beiden nicht. Es war ein Bisschen was gewesen, was wir bei Patrick abgezapft hatten, aber eben auch über Stunden verteilt.
„Von Patrick. Und was machst Du hier mit Bier und nicht bei Deinem Herzchen?“ „Habe mir mit Herzchen in der Wolle gelegen.“ Also doch weiter geistreiche Unterhaltung mit niederprozentigem Treibstoff. Ich holte mir eine Flasche Cider und setzte mich zu Timo ins Wohnzimmer.

„Was ist denn los?“ „Die Wochenendbeziehung ist irgendwie nicht das wahre.“ „Ja, das ist das Problem bei unserem Job. Ist mir ja auch schon schief gegangen.“ „Der in Wales? Was ist da eigentlich genau das Problem gewesen?“
„Wir haben uns nur am Wochenende gesehen, so wir Ihr jetzt auch. Wir waren sogar auch beide mit dem LKW unterwegs, Wochenfahrer bei BP. Und unser Wochenendprogramm sah immer gleich aus. Freitagnachmittag kamen wir rein. Dann sind wir gerade nach Hause, haben uns umgezogen und sind mit Freunden in den Pub. Am Samstag haben wir tagsüber je nach Wetter was gemeinsam unternommen, meistens irgendwas zwischen langem Spaziergang und kurzer Wanderung irgendwo im Umkreis von 2 Stunden Autofahrt. Abends hatten wir unseren Spaß.“ Mit einem Zwinkern deutete ich ihm an, welche Sorte. „Sonntags haben wir uns zusammen gutes Essen gekocht oder wir sind zu seinen Eltern gefahren. Immer das gleiche Programm.“
„Hm. Vielleicht ist das auch unser Problem. Das mit dem gemeinsamen Wandern durch die romantische Natur kommt mir so bekannt vor.“
„Auf jeden Fall müsst Ihr über Euer Problem reden. Denn das war unser eigentlicher Fehler. Stattdessen habe ich aus Langeweile einen Seitensprung angefangen.“ „Danke für den Tipp.“

„Eine Beziehung ist in unserem Job nun mal schwierig. Entweder man fährt nur Nahverkehr wie Marlon. Dann ist es wie ein Bürojob. Sonst muss man sehen, wie man das mit den Wochenenden hin bekommt. Unter der Woche brauchst Du erst mal eine Menge Vertrauen. Patrick hat seine Frau raus geschmissen, weil sie ihm schon wieder fremdgegangen ist.“ Ups, das ging Timo an sich doch gar nichts an. Aber das eingenebelte Gehirn war inzwischen einfach zu langsam fürs Mundwerk.
„Vertrauen ist bei uns nicht unbedingt das Problem. Ich komme mir aber auch als Wochenfahrer noch vor wie so ein mexikanischer Esel an einer zu kurzen Leine um einen Pflock. Wenn ich weiter weg fahre, bin ich aber am Wochenende nicht wieder zu Hause.“

„Warst Du zwischen dem Waliser und Chris eigentlich Solo?“
„Nein. Mit Björn, meinem Seitensprung, wurde was Festes raus. Aber wir waren 10 Jahre auseinander. Das hat auch nicht immer gut gehen können. Aber es hat definitiv nicht an unseren Wochenenden gelegen. Da haben wir uns immer wieder gegenseitig mit neuen Ideen überrascht.“
„Inwiefern?“
„Na ja. Nicht immer nur jedes Wochenende in der Eifel rum wandern. Wir sind mal spontan weggefahren, auch spektakulär. Ein Freizeitpark, Hochseilgarten oder so. Oder ich kam nach Hause und Björn wartete mit gepackten Koffern und Tickets. Freitagabend ins Flugzeug und in eine unbekannte Stadt wie Rom oder Barcelona bis Sonntagnachmittag.
Und auch nicht immer die gleichen Übungen bei der Bettgymnastik. Wieder nur was, wenn das Vertrauen stimmt. Aber wenn Du zum Beispiel die Augen verbunden bekommst, glaubst Du gar nicht, was in Deinem Körper abbrennt, wenn man mit so banalen Sachen wie einem Staubpinsel oder Eiswürfeln an Dir herumspielt. Aber wie gesagt. Wenn die Chemie eh gerade nicht stimmt, geht so was volle Granate nach hinten los. Es ist in der Zeit mit Björn aber eben in jeder Hinsicht niemals langweilig geworden, obwohl es genauso eine Wochenendbeziehung war.“

„Gescheitert seid Ihr dann am Altersunterschied oder was?“
„Ja, er ist für einen gleich alten oder eher gleich jungen nach München.“

„Aha. Und was bringt Dich eigentlich dazu, Dich am Samstag Nachmittag abzufüllen?“
„Das Gegenteil von Dir. Du schlitterst in eine Beziehungskrise und ich in eine Krise, weil ich keine Beziehung habe.“
„Irgendwie habe ich nie verstanden, warum das mit Chris und Dir schief gegangen ist. Ihr hattet doch so viel Zeit miteinander, wie man sich nur wünschen kann.“
„Wir hatten zu viel Zeit. Du weißt ja, wie eng ein Fahrerhaus ist. Wir sind uns wahrscheinlich mehr auf die Nerven gegangen.“
„Schon ein blöder Job, wenn es um das Thema geht. Aber ich möchte ihn nicht mehr aufgeben. Dann müssen wir mal sehen, wie wir unsere Wochenendbeziehung wieder in den Griff kriegen. Danke für die Tipps.“
„Kein Ding. Du musst ja nicht die Fehler machen, die ich schon vor Dir ausprobiert habe.“
„Aber dass Du sagst, Du bist mit Chris an zu viel Nähe gescheitert. Einerseits leuchtet es ein, aber andererseits klingt es komisch, wenn man so frisch verliebt ist wie ich.“
„Das hätten wir schon irgendwie in den Griff bekommen können. Ich fand das schöner als nur die Wochenenden. Aber genau an denen hätten wir getrennte Wege gehen müssen. Oder auch mal während der Arbeit trennen. Entweder hätte einer von uns eine Bürowoche einlegen müssen oder wir hätten einen Truck mieten müssen, um mal eine Woche getrennt zu sein. Aber lass uns über was anderes reden.“ Ich hatte genug von Chris gehört. Wenn das so weiter ging, spukte er mir auch wieder im Kopf rum.

Wir sprachen generell nicht mehr viel, sondern hingen unseren jeweiligen Gedanken nach. Abendessen ließen wir uns vom Pizzataxi kommen und wir verschwanden früh in den Betten.


Montag, 03.08.2015

Nachdem Timo und ich den Sonntag abgegammelt hatten, mussten wir nun, genauso wie der Rest der Firma, wieder an die Arbeit. Marlon war seit halb 8 unterwegs. Auch Timo machte sich schon vor 9 vom Hof. Zum Gespräch mit Dominik ergab sich für mich auch keine Gelegenheit, weil er pünktlich aufsatteln musste. Judith wollte uns am Freitag beide mittags wieder hier haben. Also waren es Ilarion, Julian und ich, die noch gegen 10 vom Hof rollten.

Mich führte der Weg mit dem Volvo mit einem Talke-Trailer aus Bochum in Richtung französische Hauptstadt. In der letzten Ferienwoche war das Ruhrgebiet natürlich sowieso leer, also kam ich gut durch.
Was mir schnell auffiel, war die lange Hinterachsübersetzung. Bei 80 ließ der Volvo sich ums Verrecken nicht in den 12. Gang zwingen. Sobald ich es tat, schaltete er bei dem leichtesten Gegenwind zurück in den 11. Das war natürlich ein individuelles Problem mit dieser Maschine, aber leider beeinflusste es meinen Vergleich. Auf jeden Fall musste, würde ich mich für Volvo entscheiden, eine kürzere Hinterachse her.

Patricks Ratschlag, doch auf die Insel zu gehen spukte mir im Kopf herum, während ich auf der A4 an Köln vorbei nach Belgien fuhr. Und bei Lüttich erwischte mich dann die Erinnerung an Timos Anfänge.

Hier hatte er Patrick aufgehalten und nur 2 Wochen danach selbst breit grinsend zum Überholen angesetzt. Unser bestimmt alkoholisch gelockertes Gespräch am Samstag hatte mir gezeigt, dass unser Team eben nicht nur Mitarbeiter waren, es waren auch Freunde.

Sicherlich war eine Disponentin manchmal nervig, aber andererseits war sie auch bequem. Sie konnte gute Touren finden, während man selbst sich am Lenkrad festhalten musste. Keine Panik-Abschlüsse mehr mit dem Tablet auf der Rasthoftoilette, weil man sonst wieder die Auswahl zwischen eine Wochenende in Libyen, Zentralfrankreich oder Pulawy hatte – das letzte war eine Stadt bei Lublin, die an sich nur aus einer Chemiefabrik und Wohnungen für die Mitarbeiter bestand. Judith machte den Job, für den wir sie eingestellt hatten. Und den machte sie gut.
Marlon war so ein Bisschen der ruhige, aber auch selten in Erscheinung tretende Pol der Firma. Von ihm sah ich mal was im Büro, am Wochenende ließ er sich mal mit Judith blicken, wenn es was zu feiern gab. Aber auf ihn konnte sich jeder verlassen.
Timo und Julian waren gute Freunde und wohnten mit mir in einer WG, wenn sie denn mal da waren. Obwohl sie mal eben 13, 14 Jahre jünger waren, passten wir gut zusammen. Wenn man einfach Spaß haben wollte, waren sie genau richtig. Irgendwas gab es immer zu lachen.
Ilarion gehörte lange einfach nur dazu, so wie Marlon auch. Ein Bisschen aufgetaut war er in den letzten Wochen. Diese Truppe wollte ich doch nicht wirklich verlassen?

Andererseits hatten wir uns in ein enges Korsett schnüren lassen. Wir waren Subunternehmer, die Freiheitsgrade bei der Gestaltung unserer Fahrzeuge waren ebenso eingeschränkt wie die Tourplanung. Wir mussten einen Vertrag erfüllen. Ich wusste immer noch nicht, was nun besser war.

So war ich, trotz Pause in Westbelgien, schneller in Paris als ich gedacht hätte. Der Trailer mit Holzschutzmittel landete mit einiger Rangiererei auf dem verwinkelten Hof bei der örtlichen Rettenmeier-Niederlassung und ich anschließend in der Nähe in einer Seitenstraße.

Dienstag, 04.08.2015

Nun sollte es nach Bremen gehen. Die Strecke hatte nichts zu bieten. Landstraße von Paris weg, um Maut zu sparen, dann aus Mangel an Alternativen doch ein Stück Autobahn, in Belgien an Brüssel vorbei und weiter in die Niederlande. Dann über Arnhem in Richtung Bad Bentheim, wo der Tag wohl auch enden würde.

Heute war wieder Großbritannien dran. Ich dachte daran zurück, wie viel einfacher und unbürokratischer viele Dinge dort drüben waren. Dazu war das Land einfach entspannter, sowohl auf der Straße als auch im Alltag. Es mochte sein, dass man sich da einige Dinge leisten können musste, um es leicht zu haben. Aber das würde mir möglich sein.
Und meine ganze Einstellung war auch Jahre nach der Rückkehr britisch geblieben. Vielleicht wurde ich deshalb in Deutschland nicht so richtig glücklich? Ich passte einfach nicht mehr hier her.
Ich malte mir während der eintönigen Fahrt aus, wie ich die Halle bei Glasgow herrichtete, die ich Weihnachten gesehen hatte. Dazu eine kleine Flotte von drei Stralis Hi-Way im alten britischen Stil gestaltet. Ich disponierte mich selbst und die beiden anderen von unterwegs, wie es Schubert auch machte. Meinen Beifahrer und Lebensgefährten malte ich mir nicht weiter aus, aber er war da und wir fuhren als ein Zweierteam.

Wie ich es mir ausgerechnet hatte, reichte es gerade noch auf den Rastplatz Bad Bentheim. Nach dem Abendessen verkrümelte ich mich in die Koje. Bald fand ich mich in einem Nachttraum wieder, der dort anfing, wo mein Tagtraum aufgehört hatte. Doch dann ging das Chaos los.
Als erstes brannte unser Truck ab. Weil das Geld nicht für einen neuen reichte, schmiss ich einen meiner Fahrer raus und wir nahmen seinen Truck.
Dann trat Großbritannien aus der EU aus. Ich musste mir eine Aufenthaltsgenehmigung beschaffen, saß auf dem Amt, zwischen Einwanderern aus aller Welt, die alle die Genehmigung bekamen. Nur ich musste am nächsten Tag wieder hin, sah neue Einwanderer, die mit dem Visum das Amt verließen. Endlich, am Ende der Woche hatte ich es.
Mein anderer Fahrer kündigte den Arbeitsvertrag und knallte den Truck an seinem letzten Tag vor einen Brückenpfeiler. Es war natürlich Absicht, aber ich verlor den Gerichtsprozess und er wurde freigesprochen. Auf dem Schaden und den Gerichtskosten blieb ich sitzen.
Es konnte wohl nicht mehr schlimmer kommen, aber dann regnete es Wochenlang. Wir waren unterwegs auf dem Kontinent und als ich wieder nach Hause kam, waren die Halle und die Wohnung undicht. Unser Haus war von unten bis oben verschimmelt wie altes Brot. Die Wände der Halle wölbten sich nach außen, das Gebäude wurde von den Behörden als einsturzgefährdet gesperrt.
Anstatt dass mein Freund sich mit mir an die Arbeit machte, unser Haus wieder aufzubauen, machte er mit mir Schluss. Seine Fingernägel rissen seine Haut am Hals ein und dann merkte ich, dass er eine Maske trug. Lachend stand mein Ex Luke vor mir, drehte sich um und ging weg.
Also machte ich mich auf den Weg zurück nach Bochum. Als ich dort ankam, war Chris wieder da und die ganze Flotte bestand aus Scania R580. Aber anstatt dass meine Freunde mich wieder aufnahmen, lachten auch sie. Von Chris kam die Frage, was ich denn da für einen Schrotthaufen hätte. Okay, der Hi-Way hatte einen Sechszylinder mit 560 PS, aber na und? Ich drehte mich um und stattdessen stand dort ein rostiger ERF E10.

Ich riss die Augen auf und brauchte zwei, drei Minuten, bis ich davon überzeugt war, dass ich in einem Volvo FH500 Testwagen auf dem Rastplatz Bad Bentheim stand.



Mittwoch, 05.08.2015

Die Uhr zeigte 01:10. Eigentlich wollte ich gegen 04:30 Uhr aufstehen, laufen, duschen, frühstücken und gegen 06:00 hier weg. Weil ich nach dem Traum sowieso nicht zur Ruhe kam, zog ich mir die Laufschuhe an. Der Mond war noch etwas über halbvoll, also genug Licht für einen kleinen Nachtlauf.

Ich glaubte nicht daran, dass man demnächst Macht verlieren würde, wenn man von Zahnausfall träumte. Träume waren nur dann ein Zeichen für die Zukunft, wenn man sich mit ihr beschäftigte, so lange man wach war. Denn bevor ich einer Frau im dunklen Zimmer mit einer Glaskugel auf dem Tisch glaubte, tat ich es den Wissenschaftlern, die sagten, dass Träume das Verschieben von Gedanken im Schlaf waren, mit denen man sich vorher wach beschäftigt hatte, vielleicht nur unterbewusst, wodurch scheinbar neue Dinge darin vorkamen, die man vorher nicht wahrgenommen hatte.

Ich hatte keine Ahnung, ob ich das so alles richtig sah, aber der abgebrannte Truck war wohl eine Nummer zu groß gestartet. Was ich mir schon vorher überlegt hatte, beim derzeitigen Pfundkurs würde ich mein Startkapital ganz schön einschmelzen und musste erst einmal kleine Brötchen backen. Ich hatte von „Geld verbrennen“ gesprochen. Daher vielleicht das Feuer im Traum.
Das Thema EU-Austritt war mir in den letzten Wochen gar nicht mehr so bewusst. Und wenn es dazu käme, würde es sicherlich für einen gut integrierten Deutschen eine reine Formalität, das Visum zu bekommen. Oder doch nicht? Die Erlebnisse bei der Einwanderungsbehörde waren eine Warnung.
Über die Kündigung des Fahrers, der dann seinen LKW zu Schrott fuhr, dachte ich lange nach, kam aber zu keinem klaren Ergebnis. Vielleicht dass ich als Deutscher Chef eben nicht die gleiche Akzeptanz und Integration erwarten durfte wie damals als einfacher Angestellter? Keine Ahnung. Auch die zerstörten Immobilien bekam ich nicht unter.
Das Gesicht von Luke unter der Maske war wohl eher meine Angst, dass ich vor allem nach Großbritannien wollte, weil ich ihm nachlief und weniger, weil ich es für mich und meine Zukunft wollte.
Und der Abschluss in Bochum war mir auch nur halb klar. Dass ich ausgelacht wurde, war ein Hinweis auf das Ende der Freundschaft, meine größte Angst in dem Zusammenhang. Warum auch immer Chris wieder auftauchte und was auch immer die Scanias und der ERF dann damit zu tun hatten.

Nach dem Lauf packte ich meine Sachen und ging erst einmal duschen. Weil mir danach noch nach neuem Zeitplan 3 Stunden blieben und ich nach schlechtem Schlaf und zugegebenermaßen etwas verbissenem Lauf reichlich müde war, legte ich mich wieder hin und brachte die zweite Hälfte der Nacht traumlos hinter mich.

Es war dann wirklich 6 Uhr, als ich mich nach dem Müsli-Frühstück in der Hütte auf der Piste in den für Ferien überraschend dichten Verkehr einfädelte.

Das Thema Insel hatte ich nach dieser Nacht zu den Akten gelegt und so lief dann auch Gute-Laune-Musik. „Like Ice in the Sunshine“, „Polka, Polka, Polka“ von Brings, Si Cranstouns „Dance for Evermore“ oder auch Italopop aus den 80ern wie Alan Sorrentis „Tu sei l’unica Donna per me“ liefen bei nicht gerade geringer Lautstärke auf dem hervorragenden Soundsystem im Volvo.

Meine Laune sackte nur einmal kurz ab, als mich ein automobiles Stück 80er Italopop in die Eisen zwang und während ich mich wild fluchend und lichthupend wieder von 30 km/h auf Autobahntempo ziehen musste, lieber schnell die Flucht nach vorne ergriff.

In Bremen tauschte ich den Trailer gegen einen baugleichen, der in Richtung Osten sollte. Das Navi gab sich betont pessimistisch, dass ich es heute noch ans Ziel schaffte. Aber so erstrebenswert war das sowieso nicht. Deshalb legte ich meine Pause auch nicht auf einer Autobahnraststätte ein, sondern suchte mir in Verden ein Straßencafe abseits von der Hektik der Autobahn.

Kaum war ich wieder unterwegs, versuchte ich mich ohne entsprechende Sprachkenntnisse im Mitsingen eines portugiesischen Textes. Aber allzu weit übers erste „Tchê Tchê Rere“ kam ich nicht hinaus, bevor das Telefon klingelte. Also überließ ich den Rest der Balada Boa mal lieber Gusttavo Lima. Auch bei Patrick war wohl brasilianische Woche, allerdings mit Michel Telós „Ai Se Eu Te Pego“ – zum Missfallen von Maxi, für den der Ernst des Lebens begonnen hatte.

„Hallo Patrick!“ „Mensch mach die Scheiße aus, ich will was anderes hören!“ „Ruhe auf den billigen Plätzen ohne Lenkrad, ich telefoniere. Moin Ricky. Musikalische Absprache oder was?“ „Scheint so. Grüße an den Beifahrer. War es bei Timo mit Ensiferum und Co so viel schöner?“
„Hi. Ja war es.“
Im Hintergrund meldete sich das Kühlaggregat. „Boahh, nicht schon wieder. Ich will Brücke fahren.“ Willkommen im Traumberuf. Tankzüge machten zum Glück keinen Lärm.

„Unwichtig. Und Ricky, wie geht´s wie steht´s?“ „So weit so gut, besser als am Samstag Abend und Sonntag früh jedenfalls. Und selber?“ „Joa… Außer das mir hier mit der letzten Gurke von Trailer auch noch n Panzer im Nacken sitzt alles gut. Maxi hat die Ausbildung begonnen, und nun lernt er. Donnern die Woche durch den Pott….“
„Ah, okay. Mal sehen, wir könnten wenigstens mal Kaufleute ausbilden kommendes Jahr. Für Fahrer fehlt mir ein gelernter mit Berufserfahrung. Wir haben nur einen gelernten Frischling, zwei ungelernt Erfahrene, einen Illegalen und der Rest ist weder noch.“
Ich hörte die Zahnräder durchs Telefon rattern. „Bevor Du fragst – Julian hat offiziell erst knapp 2 Jahre Erfahrung, aber ist in Nordafrika gefahren, seit er 16 ist.“

Maxi schien sich auch noch nicht so richtig in Patricks neuem Geschwindigkeitsgefüge zurecht zu finden. „Donnern“ vor allem. Du fährst 80…“ „Langt doch. Alles eeeeeeeasy going.“ „Du warst zu oft nachts in Holland, kann das sein?“ Ich konnte das Lachen nicht unterdrücken. Auf jeden Fall, wenn man dieses kilometerlange „Easy“ gerade gehört hatte.
„Ahh okay. Anderes Thema. Du hast mich neugierig gemacht…. Du und dein England Plan. Wie schaut es?“
„Maxi, sei froh, dass Ihr mit 80 durch den Pott fahrt. Ab kommender Woche ist da wieder Stau mit 30!“ „Oh Mann…“
An die musikalische Antwort auf Patricks Frage wollte mich das mir nicht wirklich vertraute Soundsystem in dem Volvo nicht auf Anhieb ran lassen. „Elend ungewohntes Soundsystem, wikingerisches!“ Endlich hatte ich Grönemeyers Bochum gefunden. „So schaut’s!“ „Ahh, da bleibt einer.“ „Auf jeden Fall. Inzwischen hängt doch zu viel dran. Die Chance hatte ich im Winter, aber es sollte nicht sein.“ „Achso… Ja, manchmal kommt sowas dann zu spät.“

Was soll’s. Ich habe eine tolle Firma, tolle Freunde und das ist die Hauptsache. Meinetwegen dann eben einen LKW im Corporate Design eines Hauptkunden.“ „Ja die Farbe ist nichts das wichtigste… Nen tollen LKW kann man auch so fahren.“ „Die Leine bei Talke ist eh schon ziemlich lang. Ich kenne auch Kunden, die ihren Subunternehmern keine gelben und weißen Blitze auf der Seite erlauben würden.“ „Oh.“
„Jetzt das Geld in eine fragwürdige Halle auf der Insel stecken und wieder ohne Kunden und Namen anfangen wäre jedenfalls der falsche Schritt. Außerdem wäre dann mein B4 ja spiegelverkehrt.“ Patrick lachte.

„Naja Ricky. So ich muss gleich mal zum Kunden, angenehme Restwoche noch, auf wiedergesehen.“
„Okay, ich werde wohl heute kurz vorm Ziel scheitern. Muss nach Leipzig. Man sieht sich.“ „Ouha, nach Leipzig. Grüß mal meine Ex mit dem Mittelfinger von mir. Ne Spaß. Hau rein.“
„Na ja, nicht direkt nach Leipzig rein. Seh’n wir uns nicht auf dieser Welt, dann seh’n wir uns in Bitterfeld.“ „Alles klar, Ciao.“ „Ciao.“

Der nächste Anruf galt Timo, der heute 22 wurde. Es blieb aber bei kurzen Glückwünschen, denn er war kurz vor der Abladestelle.

Fast wie vorhergesehen, eine Umleitung kam dazwischen, endete der Tag nicht mehr weit vom Ziel, auf einem Kiesplatz am Straßenrand bei Aschersleben.

Donnerstag, 06.08.2015

Ich fuhr schon in der Nacht wieder los. In der Morgendämmerung war ich in Bitterfeld und wurde meinen Trailer los. Die Anschlussfracht war Futtergerste, 20 Kilometer weiter in einem kleinen Dorf. Ich musste eine Zeit warten, bis ich die Ladung aufnehmen konnte.

Am Vormittag kämpfte ich mich auf Landstraßen durch den Thüringer Wald. Ich wollte den Volvo noch ein Bisschen mehr abseits der Piste ran nehmen. Mit diesem Liebestöter im Hinterachsdifferenzial war das mal gar nichts.

Ich dachte an das Gespräch mit Timo zurück. Eigentlich könnten wir zwei auch ein Zweierteam fahren. Vielleicht war es für mich auch einfacher, einen Partner zu finden, wenn ich wenigstens am Wochenende zu Hause war und zu zweit schaffte man in einer Woche eigentlich ganz Europa ohne Probleme, dann hatte er auch wieder Aktionsradius. Nur nach Nordafrika wurde es knapp, aber das musste sowieso nicht sein.

Den Nachmittag verbrachte ich in Frankfurt, weil die Lenkzeit für heute aufgebraucht war. Judith meldete sich noch: „Für morgen habe ich eine Fracht nach Düsseldorf. Dann kannst Du den LKW bei Renault-Volvo abgeben und Julian kann Dich abholen und mitnehmen.“ „Wie?“ „Der hat auch eine Fracht nach Düsseldorf und dann noch Nahverkehrsanschluss nach Bochum. Morgen Mittag hat sich die Untere Wasserbehörde angemeldet.“ „Gibt es einen Grund dafür?“ „Keine Ahnung, das geht aus dem Schreiben nicht hervor.“


Freitag, 07.08.2015

Mit einem Raupenbagger nach Düsseldorf bildete also den Abschluss der Woche. Ich wurde die Ladung los und brachte die Zugmaschine zurück. Joachim Scholz empfing mich, von seinem Produkt reichlich überzeugt. „Hallo Eric. Wie war es?“ „Im Flachland nicht schlecht, bergauf der Horror. Wenn Ihr noch längere Hinterachsen verbaut, wird der Diesel im Tank während der Fahrt vielleicht sogar mehr, weil die Konfiguration so sparsam ist!“ „Ja, da haben sich schon einige drüber beschwert. Ich habe den so zugeteilt bekommen, eine kürzere wäre mir auch lieber. Ich habe jetzt die Nase voll, lasse ein anderes Differenzial als Ersatzteil kommen und wir bauen den in unserer Werkstatt um.“
„Sonst ist er aber ein tolles Gerät. Weil weder Ihr den Renault noch MAN den TGX Euro 6 geliefert bekommt, werde ich mich also dann demnächst mal mit Dir über Abnahmemengen und Preise unterhalten müssen.“
„Wer ist denn alles noch im Rennen, wenn ich neugierig sein darf.“
„Mercedes und Iveco.“ „DAF und die böse Konkurrenz aus Södertälje nicht?“ „Nein, ich bin beim Scania mit der Kabine nicht zufrieden. Und der Arbeitsplatz im DAF macht einem mit den ganzen Popfarben ja Kopfschmerzen.“ „Na gut. Ruf an und wir machen einen Termin.“
Julian kam passend zum Thema mit dem Scania R500 vorgefahren. „Ach, leidvolle Erfahrung mit der Kabine?“ „Nein, ich hatte einen R490 als Testwagen. Den da hat er sich selber ausgesucht, bevor ich mit dem Thema durch war. Er muss da drin leben.“

Ich stieg neben Julian auf den Beifahrersitz. Er gab dem Scania die Sporen. „Und, wie gefällt Dir das in Folie gewickelte Pfefferminzbonbon?“ „Ganz gut. Auch wenn mir der R580 lieber wäre. Und ja, die Liege ist mir fast schon etwas zu klein, bevor Du das fragst.“ „Was willst Du denn mit dem Monster?“ „Spaß haben. Und versteh das bitte nicht falsch. Ich will nicht rasen. Aber ich finde es einfach geil, wenn Du am Berg spürst, wie der Motor so richtig beißt.“
„Der Spaß kostet aber eine Menge.“ „Den würde ich mir bei unseren Einsatzprofilen auch was kosten lassen. Wir zwei sind doch oft genug dafür das Wochenende draußen. Dafür kriegen wir ja auch von Talke dicke Extravergütungen auf die Frachten, die wir erledigen, weil es sonst keiner machen würde.“ „Wir müssen aber auch noch wachsen. Da sind wir drei uns doch einig, dass wir derzeit zu groß für ein Kleinunternehmen und zu klein für einen Mittelständler sind.“

„Dann wachsen wir eben ein paar Wochen langsamer. Rechne das doch mal durch.“
„Ich weiß nicht…“ „Was bin ich froh, dass ich Dich schon privat dazu bekommen habe, mal nicht nur kühl zu rechnen, sondern was für Dich zu tun. Aber Deine Jahresfahrleistung mit dem Alpina haust Du im LKW in einem Monat weg. Von einem geilen Truck hättest Du viel mehr und die Firma bezahlt Dir den Spaß auch noch. Glaub mir, es rechnet sich. Ich habe Marlon da schon drauf angesetzt.“
Ich gab mich zufrieden, bevor seine Gardinenpredigt die ganze Zeit bis Bochum durch ging. Erst mal mussten wir aber schnellstmöglich wachsen, denn Dominik brauchte einen Truck. Aber das ging sich demnächst aus und nach Julians Urlaub mieteten wir ihm eben mal einen. Dann konnte er auch sehen, ob Volvo das richtige für ihn war.

Dominik war gerade damit fertig, den Truck zu waschen, als der Herr von der Unteren Wasserbehörde eintraf. Um den sollte sich aber Julian kümmern. Umwelt und Sicherheit fielen in seine Zuständigkeit. In meine fiel dafür das Personalwesen.
Dominik kam rauf, machte erst einmal seine Spesen fertig wie ich meine und dann schaute er vorsichtig um die Ecke. „Können wir?“ „Ja. Komm rein.“

„So, die halbe Probezeit ist rum. Wie ist sie aus Deiner Sicht gelaufen?“ „Ganz gut. Der Job macht Spaß, die Truppe hier ist toll, aber ich möchte die Sache trotzdem abkürzen.“ „Wie?“ Was wurde das denn jetzt? Alles toll, aber… Und das klang nach Ankündigung zum Abgang.
„Meine Mutter hat meinem Onkel verraten, dass ich seit dem Frühjahr LKW fahre. Und der hat mir Anfang der Woche angeboten, ich kann für ihn fahren. Ich bekomme einen nagelneuen Volvo FH16 650 und fahre 40-Tonner in Europa und 60-Tonner Eurocombi B und D innerhalb von Skandinavien. Es tut mir leid, aber ich habe zugesagt.“
Schade, er war nett und hatte sich gut in den Job gefunden. Aber es war sein gutes Recht zu gehen. „Es muss Dir nichts leidtun. Wäre ich in Deiner Situation würde ich vermutlich das gleiche machen.“
Ich öffnete seine Fahrerakte im Disposystem, während er die Kündigung auf den Tisch legte. Ich unterschrieb beide Exemplare, damit auch bestätigt war, dass ich sie erhalten hatte und gab eins zurück. „Du hast noch Anspruch auf 8 Tage Urlaub bis Ende des Monats. Ich nehme an, Du hättest sie am liebsten am Stück ab dem 20.?“ „Ja.“ „Gut, dann gebe ich das gleich so an Judith weiter. Dienstlich sind wir dann auch fast durch. Willst Du ein qualifiziertes Zeugnis oder einen Arbeitsnachweis?“ „In Schweden brauche ich es zwar nicht, aber ich nehme ein qualifiziertes.“

„Okay. Und damit sind wir beim privaten. Du hast Timos Rundmail gelesen, morgen feiert er seinen Geburtstag mit uns allen. Kommst Du trotzdem?“ „Klar! Und ich lade Euch auch noch alle vor Ende des Monats auf meinen Ausstand ein, wenn ich schon keinen Einstand gegeben habe. Darf ich das auch hier machen?“ „Ja. Ehrlich gesagt, hat hier aber noch nie einer einen Einstand gegeben und Ausstand erst recht nicht.“ Da war wieder so ein stechender Gedanke an Chris. Warum wurde ich weder den noch Luke so wirklich los? „Dann sehen wir uns erst mal morgen zu Timos Geburtstag, wenn Du für heute durch bist.“

„Ja. Meine Schwester dürfte auch schon mit dem Auto da sein. Die arbeitet an der Ruhr-Uni in der Verwaltung und in den Ferien ist ja kaum was zu tun und sie hat früher Schluss.“
Ach, dann war auch geklärt, wer die junge Frau in dem Kangoo gewesen war. „Bis morgen.“ „Ciao, bis morgen.“

Judith war ein Bisschen überrascht, als sie die Neuigkeiten erfuhr, ebenso Marlon und Julian. Julian war allerdings mit seinen Gedanken wo anders. Unser Öl- und Schaumabscheider, der für Waschplatz, Hallenabläufe und Tankstelle gleichermaßen war, war zu klein für das inzwischen anfallende Abwasser. Da mussten wir wohl oder übel nachrüsten. Aber dafür hatte sich ja das Thema neuer LKW erledigt.


Samstag, 08.08.2015

Julian und ich empfingen Timo schon mit Ständchen nach dem Aufstehen und einem Geburtstagskuchen.

Später bei der Feier hatten wir dann unseren Spaß, auch Dominik. Er wollte in 2 Wochen seine Party schmeißen und danach die Woche nach Schweden ziehen. Die Fabrik seines Onkels in Huskvarna bei Jönköping stellte Elektromotoren her, vom hochwertigen Miniaturmotor für anspruchsvollen Modellbau und Präzisionsgeräte bis zu tiefladergängigen Kolossen für Drehbrückenantriebe und so.

Julian ließ wenig Zweifel aufkommen, dass er Dominik um seinen neuen LKW beneidete. Eigentlich wollte ich Dominik auf den Scania setzen, damit ich frei disponiert werden konnte und er den LKW danach an Julian zurückgeben konnte. Wenn ich in 2 Wochen sowieso hier sein musste, konnte ich die 8 Zylinder auch mal selbst ausprobieren. Der erste und letzte V8 meiner Karriere war der TurboStar bei Mahler gewesen.

Als ich Timo fragte, warum er denn seine Freundin nicht mitgebracht hatte, antwortete er nur zerknirscht, dass das alles zur Zeit nicht so einfach wäre. Hoffentlich war es noch nicht zu spät für die beiden.

Die Party hielt sich bis in den Abend, bevor Dominik, weil fahruntauglich, von seiner Schwester abgeholt wurde. Judith und Marlon ließen sich von den beiden nach Herne mitnehmen, was kein großer Umweg war. Ilarion ging zur S-Bahn.

Eine ereignisreiche und aufwühlende Woche ging zu Ende. Mal sehen, was die nächste brachte.

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