Zwischen Weihnachten und Neujahr…
…stolpert Luke über ein Kofferradio…
…ein kleiner Junge rennt…
…und Ricky lernt, dass man auch geschäftlich einen Wunschzettel schreiben sollte!
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Samstag, 19.12.2015
„Wie sollen wir die Feiertage organisieren? Meine Mutter würde gerne so langsam wissen, wann wir da sind.“ Das war eine gute und mit Blick auf den Kalender auch berechtigte Frage. Zumal meine Mutter diese Frage auch gestern gestellt hatte, nachdem Weihnachten mal wieder so plötzlich gekommen war. Wir konnten Weihnachten aber nun mal nur an einem Ort sein, entweder im Sauerland oder in West Wales. „Ich war jetzt 2-mal nicht Weihnachten bei meiner Familie. Also würde ich vorschlagen, wir fahren Weihnachten zu meinen Eltern und über Neujahr zu Deinen. Nächstes Jahr anders rum.“ „Okay.“ Also verbrachten wir den Vormittag damit, Flüge und Zugtickets nach Wales zu buchen.
Luke hatte außerdem noch eine Idee, die uns noch mal in einen Ramschladen Einkaufen schickte und unsere Altglaskiste plündern ließ. Die abstruse Liste hätte auch von der Olsen-Bande sein können: Wir brauchen 4 leere Flaschen, eine Decke mit Tigermuster, ein Gummihuhn, eine Plastikblume, einen Blechteller und ein Wachstischtuch.
Nachmittags ging Luke in die Garage und machte sich mit Maskierstift und Pinsel daran, das Design an unserem Volvo zu vollenden. Ich ging mit, weil ich das diverse Anbau-Zeug, das wir verschenkt hatten, auch an die Fahrzeuge bekommen wollte. Maxim war dazu gekommen und er half mit Julian beim Anschrauben mit.
Rolf war auch da. Seine Tochter konnte er erst am zweiten Feiertag für ein paar Tage in Berlin besuchen, also saß er sonst nur zu Hause rum. Er war natürlich als gelernter KFZ-Elektriker unser Mann, um die ganzen Lampen richtig anzuklemmen.
Donnerstag, 24.12.2015
Nachdem am Mittwoch der Verkehr zu dicht gewesen war, um Spaß am Autofahren zu haben, waren wir noch in Bochum. Julian geisterte auch noch in der Küche rum. Er wollte Weihnachten mit Marlon und Judith feiern, danach nach München zu seiner Freundin fahren.
Timo und Ilarion hatten im Vorfeld ein kleines Definitionsproblem, denn da die serbisch-orthodoxe Kirche noch immer den Julianischen Kalender anwendete, wichen ihre Vorstellungen, wann denn bitteschön Weihnachten zu sein hatte, 13 Tage voneinander ab. Der Kompromiss war, dass sie am 24. bis 26. Dezember westliches Weihnachten zu zweit feiern wollten. Das Wochenende nach dem orthodoxen Weihnachtsfest, das dieses Jahr auf einen Donnerstag fiel, an dem auch Ilarions Geschwister schon wieder Schule hatten, wollten sie dann bei Ilarions Familie noch mal feiern.
Weil Timo, bedingt durch seine Jugend auf der Südhalbkugel ein Kindheitstrauma von „heißer Weihnacht“ hatte, von dem nun auch noch fest stand, dass es auch in Deutschland zuschlagen sollte, hatten die beiden sich dafür in den allerhöchsten Norden aufgemacht und verbrachten die Feiertage in der ewigen Dunkelheit von Rovaniemi direkt auf dem Polarkreis. Dank Skipisten unter Flutlicht und 40 Zentimetern Schnee konnten sie am Dienstsitz des Weihnachtsmannes aber immerhin so viel Winter und Weihnachtsstimmung bekommen wie sonst niemand von uns.
Nach dem Frühstück fuhren Luke und ich nach Marsberg zu meinen Eltern und quartierten uns im Gästezimmer ein. Nachmittags gingen wir in die Kirche, wo die Kinder meiner Schwester beim Krippenspiel mit machten.
Nach dem Gottesdienst gingen wir rüber ins Gemeindehaus, wo mein 3 Jahre altes Patenkind wie eine Rakete angeschossen kam und meinen Namen rief. Das letzte Stück sprang er mir direkt in die Arme und ich nahm den kleinen Racker erst einmal hoch. Weil ich beruflich bedingt recht selten hier zu Besuch war, war es mein schönstes Weihnachtsgeschenk, dass der Kleine sich so über meinen Besuch freute. Was hatte ich schon von Kollegen für Geschichten gehört, die sich von ihren Neffen und Nichten, Enkeln oder sogar eigenen Kindern jeden Alters die Frage gefallen lassen mussten, ob sie denn auch mal wieder den Weg zu ihnen gefunden hatten.
Dienstag, 29.12.2015
Nachdem wir am Vortag zurückgekehrt waren, warf ich doch einmal einen Blick in den Briefkasten der Firma und auch in die entsprechenden Umschläge. Nicht das was dabei war, das noch vor Neujahr eine Reaktion verlangte.
Es gab aber nur einen Umschlag mit einer Auftragsbestätigung. Das kam davon, wenn man beim größten nicht markengebundenen Fahrzeugvermieter bei „Bevorzugte Marke“ auf „Egal“ klickte. Wenn man keine Wünsche äußerte, legte das Christkind einem auch „Egal“ unter den Baum. Egal kam aus den Niederlanden und ich mochte diese Fahrzeuge nicht.
Mittwoch, 30.12.2015
Morgens klärte ich kurz mit Mahad, dass er auf unseren Volvo die neuen Felgen, die wir zu Weihnachten bekommen hatten aufzog, und dazu passende Reifen drauf. Weil der Volvo nicht mehr durch Luke in Arbeit war, war das aber kein Problem. Dann wurde es Zeit, zum Flughafen zu fahren.
Donnerstag, 31.12.2015
Wir verbrachten den Silvesterabend bei Lukes Eltern. Einige Verwandte waren auch da. Und sogar sein Cousin Ben, den wir sonst wo auf der Welt vermutet hatten, gab sich die Ehre. Sein Schiff lag seit Dienstagabend in Saint-Nazaire und die Mannschaft hatte bis morgen Nachmittag Landgang, weil derzeit das Ladepersonal auch überwiegend Urlaub hatte. Das hatten die europäischen Besatzungsmitglieder genutzt, um nach Hause zu fahren.
Wir mussten zeigen, dass mein Stepptanz Fortschritte gemacht hatte. Und irgendwann kam Lukes Mutter auf die Idee, dass man ja mal im Internet Dinner for One suchen konnte. Der Sketch war in Großbritannien unbekannt, obwohl er von Briten gespielt wurde. Eingeführt hatte ich den damals in der Familie.
Anstatt ihn über Youtube zu schauen verbannten wir die Familie in die Sessel und bauten mit 5 Stühlen um den Esstisch das Set auf. Auf der Durchreiche zur Küche stellte Luke das Essen auf, das teils ein Kompromiss war (die Suppe war Milch mit einem Löffel Haferflocken und einer Prise Zimtzucker in einem Suppenteller), teils nicht essbar (das Gummihähnchen) und teils echt (die Früchte). Unter das Tischtuch legten wir, um den Holztisch nicht zu ruinieren die Wachstischdecke. In den Flaschen war natürlich Mineralwasser.
Luke stellte das alte Kofferradio aus der Küche auf den Fußboden und legte die Wolldecke drüber. Dann spielten wir, nachdem wir es selbst in den letzten Tagen oft genug im Internet angeschaut hatten, „Dinner for One“ live. Luke gab den Butler, der dauernd übers Radio unter der getigerten Decke stolperte und ich war Miss Sophie. Weil Luke noch die Cloggers angelassen hatte, knallten die Schuhe bei Admiral von Schneiders „Skål“ besonders schön.
Auf die Schlussszene und Lukes „I’ll do my very best!“ brach Applaus und ein riesiges Gejohle aus. Ben rief uns noch durch die angelehnte Zimmertür zu: „Spare us the details, please!“
Samstag, 02.01.2015
Noch am Neujahrsabend waren wir nach Gatwick gefahren und morgens nach Köln geflogen. So waren wir mittags wieder zu Hause.
Nach einem schönen Jahreswechsel in Wales galt es heute, die Vorbereitungen für die neue Woche zu treffen. Auch Maxim und Ilarion waren dazu da, um am Montag weniger Stress zu bekommen, Julian und Timo als Mitbewohner auf dem Firmengelände sowieso. Wir beschlossen also spontan, nachmittags ein Wintergrillen zu machen, auch wenn es mit 6 Grad und Nieselregen nicht unbedingt winterlich war. Der Winter dieses Jahr schien sowieso direkt vom Herbst ins Frühjahr überzugehen. Neben uns in der Halle drängelte sich unser kompletter Fuhrpark:

Fahrzeug: Iveco Stralis Hi-Way 500e6 6×2/4
Kennzeichen: BO-IT 500
Zulassung: 12.08.2014
Kilometer ca.: 211.000
ADR-Tauglich: Ja
Fahrer: Tomas Neumann
Einsatzprofil: Stückgut UK
Fahrzeughistorie: Der Truck wurde Mitte 2014 bei der ersten Erweiterung der kurz zuvor aus den Personengesellschaften Transportunternehmen Kaiser und Transinter Gebrüder Franke GbR gegründeten KFL Intertrans gekauft.
Zwar ist auch der beste und größte Truck, den Iveco jemals gebaut hat, nur bedingt für Zweimannteams geeignet, aber trotzdem lange Zweimann-Einsätze in den Kombinationen Ricky+Chris, Ricky+Dominik und Ricky+Luke gefahren. Diesem Umstand verdankt er seine für nicht mal 17 Monate hohe Laufleistung.
Dieser Truck ist auch Vinnis bester Freund, denn er wurde erst in den ursprünglichen KFL-Farben Blau-Gelb, dann in Talkes Subunternehmerfarben Rot-Blau und schließlich in Blau-Beige, den KFL-Farben für Verkehr mit Stückgut und Lebensmitteln, beklebt.
Seit November 2015 fährt der Truck mit einem Curtainsider im Großbritannienverkehr Stückgut und ist damit Teil der neuesten Firmenentwicklung, neben der Chemielogistik einen zweiten Geschäftsbereich aufzubauen, um sich breiter und von einer einzelnen Branche unabhängig zu positionieren.

Fahrzeug: Renault Magnum 520 DXi EEV 4×2
Kennzeichen: BO-IT 520
Zulassung: 12.08.2014
Kilometer ca.: 167.000
ADR-Tauglich: Ja
Fahrer: Rolf Degenhardt
Einsatzprofil: Chemielogistik Wochenverkehr
Fahrzeughistorie: Der zweite Kauf in dem Sommer war ein neues Fahrzeug für Marlon und Julian. Zwar bietet der Magnum mehr Lebensraum als der Iveco und ist da durchaus für zwei Leute geeignet, aber dafür hat er ohne Außenstaufach unter der Liege die wenigsten Ablagen aller europäischen Fernverkehrsmaschinen und muss sich da sogar seinem kleinen Bruder Premium Route deutlich geschlagen geben.
Deshalb wurde das Gefährt später Ilarions Arbeitsplatz, bis der im Oktober mit Timo „zusammengezogen“ ist. Direkt danach übernahm „Firmen-Opa“ Rolf den Truck.
Der fährt seitdem Routen für Talke mit der Zugmaschine zwischen deren Niederlassungen und den diversen Kunden in Deutschland, Benelux, Frankreich, Polen, Tschechien, Österreich, der Schweiz, Norditalien und Frankreich. Der genaue Umlauf ändert sich aber von Woche zu Woche, je nach Bedarf der Kunden und Belegung der Strecken mit Fahrzeugen anderer Subunternehmer

Fahrzeug: MAN TGX XLX 26.480 EEV 6×2/4
Kennzeichen: BO-IT 501
Zulassung: EZ 30.12.2014, auf KFL 05.03.2015
Kilometer ca.: 140.000
ADR-Tauglich: Ja
Fahrer: Timo von Hofmeister und Ilarion Brankovic
Einsatzprofil: Chemie Fernverkehr
Fahrzeughistorie: Nachdem der „am wenigsten geeignete Bewerber“ Timo während seiner Probezeit ein gutes Bild abgegeben hatte und seine unbefristete Übernahme danach sicher war, bekam der eingefleischte MAN-Fan seinen Wunsch erfüllt und einen TGX. Da die Lieferzeiten für die Euro-6 Modelle jenseits von gut und böse waren, fiel die Wahl auf eine schnell verfügbare Tageszulassung mit EEV-Motor und Handschaltung.
Im Laufe der Zeit entzauberte sich der Mythos MAN ein Bisschen für Timo. Er fährt den Truck immer noch gerne, aber hat wie viele andere Fahrer auch erkannt, dass eigentlich alle Hersteller mit Wasser kochen und nichts an den Fahrzeugen besser oder schlechter ist. Das für den Chemie-Fernverkehr mit oft hohen Nutzlasten etwas bergschwache Fahrzeug ist aber, insbesondere seit Ilarion als zweiter Mann auf der Maschine sitzt, auch von der Kabine zu klein geworden. Daher werden sie den Truck demnächst abgeben.
Die beiden Fahrer gehören zu den Leuten, die auch einmal mehrere Wochen am Stück unterwegs sind, ohne in die Heimat zurückzukehren.
Auch bei dieser Zugmaschine machen sich mehr als 2 von den nur 8 Monaten Zweimannbesatzung in der Laufleistung langsam bemerkbar.

Fahrzeug: Scania R500 V8 EEV 6×2
Kennzeichen: BO-IT 502
Zulassung: EZ 30.12.2014, auf KFL 20.06.2015
Kilometer ca.: 69.000
ADR-Tauglich: Ja
Fahrer: Julian Franke
Einsatzprofil: Chemie Fernverkehr
Fahrzeughistorie: Als der ältere Iveco Stralis an den Punkt kam, an dem man sich entweder noch mit einer sauberen Bilanz von dem Fahrzeug trennen oder es bis zur vollständigen Abschreibung fahren sollte, machte Julian ein weiteres Tageszulassungs-Schnäppchen mit einem Scania in Gibraltar auf der Rückkehr von Marokko während Dominiks Einarbeitung. Neben der Tatsache, dass der Motor „nur“ EEV erreicht und das Fahrzeug deshalb vorm EU-weiten Stichtag für Euro 6 am 01.01.2015 mal zugelassen wurde, dürfte auch die frische Sonderfarbe in Minzgrün an diesem Preis nicht ganz unschuldig gewesen sein. Die ist bei uns natürlich unter einer Folienbeklebung verschwunden.
Julian fährt ebenfalls oft mehrere Wochen am Stück, bevor er wieder nach Hause kommt.

Fahrzeug: Renault Premium Route 460 DXi EEV 6×2/4
Kennzeichen: BO-IT 503
Zulassung: EZ 30.12.2014, auf KFL 20.07.2015
Kilometer ca.: 36.000
ADR-Tauglich: Ja
Fahrer: Marlon Franke
Einsatzprofil: Chemie-Nahverkehr
Fahrzeughistorie: Der letzte Einkauf einer Tageszulassung mit alter Motorentechnik war der neue Renault Premium. Auch er wurde gekauft, als der vorherige Renault Premium an dem Punkt war, wo er weg musste oder noch auf einige Jahre bleiben würde.
Im Containerverkehr sind 44 Tonnen Zuggewicht aus den Häfen in Duisburg, Neuss oder Köln oder den Containerterminals der Bahn in Köln und Wuppertal im 200 Kilometer weit reichenden Hinterlandverkehr keine Seltenheit. Weil der Vorgänger dadurch Antriebsreifen „gefressen“ hatte, fiel die Wahl dieses Mal auf einen Dreiachser. Die lenkbare Vorlaufachse entlastet bei schweren Trailern die Antriebsachsen und verlängert die Lebensdauer der Reifen deutlich.
Die Anforderung von Marlon, der auf seiner täglichen „Tortur de Ruhr“ 5 bis 7 Lade- und Umsattelstellen am Tag haben kann und entsprechend oft aus dem Fahrerhaus und wieder rein muss, war eine flach auf dem Rahmen sitzende Kabine. Bei im Schnitt unter 2 Übernachtungen die Woche im Fahrerhaus waren ihm ein ebener Boden und die Stehhöhe deshalb egal.
Ähnlich wie Rolf fährt auch Marlon vorwiegend Touren für Alfred Talke, die Bedarfsweise zusammengestellt werden. Sein Aktionsradius reicht dabei aber meistens nur in den Großraum Hamburg, die ostdeutschen Chemiereviere, Benelux und Ludwigshafen. Oft geht es auch nur durch Rheinland, Ruhrgebiet und die angrenzenden Industrieregionen wie Siegerland und Ostwestfalen-Lippe.

Fahrzeug: Iveco Stralis Hi-Way 500e6 6×2/4
Kennzeichen: BO-IT 505
Zulassung: 07.10.2015
Kilometer ca.: 25.000
ADR-Tauglich: Nein
Fahrer: Maxim Stanjaslow
Einsatzprofil: Lebensmittel UK
Fahrzeughistorie: Um nicht nur Stückgut, sondern auch Lebensmittel von und nach Großbritannien zu transportieren, wurde direkt zum Start ein zweiter LKW für den neuen Geschäftsbereich beschafft. Nachdem die Entscheidung gefallen war, nur noch bei zwei Händlern zu kaufen, was nach der Auswertung aller Angebote die Marken-Auswahl auf Volvo, Renault (gleicher Händler) und Iveco begrenzt hatte, fiel die Wahl wieder auf einen Iveco Stralis Hi-Way.
Maxims Tourenplan ist ähnlich wie der von Tomas. Beim Zweizonen-Kühler ist nur das Problem, dass man ihn nicht so flexibel be- und entladen kann wie den Curtainsider, so dass seine Touren weniger nach einer effektiven Route geplant sind, sondern mehr danach, den Trailer erst von hinten zu entladen und danach wieder von vorne zu beladen.

Fahrzeug: Volvo FH16 550 Euro 6 6×2/4
Kennzeichen: BO-IT 507
Zulassung: 15.10.2015
Kilometer ca.: 31.000
ADR-Tauglich: Ja
Fahrer: Eric Kaiser und Lucas Leighton
Einsatzprofil: Chemie Fernverkehr
Fahrzeughistorie: Das jüngste Pferd im Stall ist eine Folge von Julians Aussage, dass Leute, die sich Wochenlang auf Tour und ohne die Heimat zu sehen, den Allerwertesten aufreißen, ein besseres Fahrzeug verdient haben. Weil es so möglich war, den für zwei Leute im Prinzip zu kleinen Iveco dafür an einen Einzelfahrer abzugeben, wurden Ricky und Luke die ersten, die davon was hatten. Originellerweise wird Julian als Initiator der letzte Kandidat sein, der deutlich mehr als 500 PS bekommt. Aber immerhin hat er dafür als einziger einen V8.
Außerdem hatte Ricky daraufhin noch entschieden, dass diese Trucks dann in gewissen Grenzen aus dem Corporate Design fallen dürfen. Dank Lukes Abstammung und Rickys Liebe zu Wales bekam die Zugmaschine konsequent britischen Style mit Konturlinien, zusätzliches Artwork in Form eines Keltenkreuzes und anstatt einem für das britische Design typischen und an den Ivecos erkennbaren Stern wurde die Front-Ecke mit einer keltischen Triskele dekoriert. Außerdem bekam er, ebenfalls typisch für britische Showtrucks, mit „Celtic Legend“ einen auf das Artwork bezogenen Namen.
Das Fahrzeug ist noch nicht fertig. Ricky hat noch einige Ideen von diversen Umbauteilen an der Front und Luke würde gerne das Heck modifizieren und außerdem diverse Plastikteile überlackieren. Diskussionswürdig ist dabei vor allem, ob die ohnehin schon in der kleinen Ausführung verbaute Plastikblende unter der Frontscheibe blau lackiert werden soll (Luke) oder schwarz bleibt (Ricky).
Über die Zugmaschinen hinaus besitzt KFL Intertrans drei weitere Fahrzeuge:
Mit dem Kennzeichen BO-IT 504 ist ein Audi A4 Avant unterwegs. Der Dienstwagen, den Judith und Marlon auch privat nutzen, wird von Judith und demnächst dann auch André für Fahrten zu IHK, Zoll, Zulassungsstelle, Steuerberater und Einkäufen beim Großhandel eingesetzt.
Außerdem fährt auch Marlon zu Terminen bei Bank, Steuerberater, Anwalt oder Kunden mit dem Auto. Julian entscheidet für seine Fahrten zu dienstlichen Terminen individuell nach Wetter und Strecke, ob er sich den Audi ausleiht oder seinen privaten 76er Opel Admiral nimmt, Ricky fährt immer mit seinem privaten BMW Alpina B4 zu Geschäftsterminen.

Das Kennzeichen BO-IT 506 hängt an unserem ersten eigenen Trailer, einem Chereau Kühler, der von Maxims Iveco gezogen wird und der stellvertretend für beide auf dem Bild zu sehen ist. Dazu kommt mit BO-IT 508 ein Schmitz S.CS-FR Curtainsider mit Blechdach, den Tomas mit seinem Iveco zieht.
Beide Trailer wurden mit ein paar aus TÜV-Sicht teils grenzwertigen Tricks für ihren Einsatz in Richtung Großbritannien angepasst. Die Maßnahmen stammen von Mahad Lahrmann und heißen deshalb im internen Jargon auch „Kenianischer Umbau“. Um illegalen Einwanderern das Leben so schwer wie möglich zu machen, sind alle Deckel der Palettenkästen und Beschläge der Ladetüren verstärkt. Dazu kommen Metallzacken auf den Achsen, auf denen man nicht liegen kann und die so verhindern, dass sich jemand im Fahrwerk versteckt.
Beim Curtainsider sind nicht nur die Planen schnittfest, sondern es können zusätzlich noch Gitter zwischen die Aluminiumplanken eingelegt und gegen Hochschieben geschützt werden. Das ist entsprechend umständlich und wird daher nur angewendet, wenn die Hinfahrt über Calais stattfindet, da die Situation vor den Häfen in den Niederlanden deutlich entspannter ist.
Und dieses Jahr sind auch zwei Fahrzeuge aus dem Bestand ausgeschieden:

Fahrzeug: Iveco Stralis AS450 EEV 4×2
Kennzeichen: BO-BV 72
Zulassung: 07.11.2013
Abmeldung: 13.07.2015
Kilometer bei Abmeldung ca.: 237.000
Fahrzeughistorie: Nach dem Start mit einem auf 363 PS frisierten Stralis AS310 und Flachdach kaufte Ricky sich für das damalige Transportunternehmen Kaiser einen wieder einmal getunten AS420 mit Hochdach. Das Fahrzeug fuhr er dann alleine und schließlich zusammen mit Chris. Nach einem Motorplatzer kam ein Motor mit serienmäßigen 450 PS rein und zuerst fuhr Ilarion den Truck, nach einigen Wochen tauschte er mit Julian und Marlon gegen den Renault Magnum. Zuletzt fuhr Julian den Truck alleine.
Als der Punkt erreicht war, dass der Truck entweder weg oder bis mindestens 600.000 Kilometer abgefahren werden musste, wurde er an EPT in Dresden verkauft. Da er nicht Opfer des Hallenbrandes wurde, ist er dort noch im Dienst.

Fahrzeug: Renault Premium Route 460 DXi EEV 4×2
Kennzeichen: BO-XF 47
Zulassung: 23.12.2013
Abmeldung: 20.07.2015
Kilometer bei Abmeldung ca.: 241.000
Fahrzeughistorie: Weihnachten 2013 hatte sich Julian, der damals nicht mehr als eine flüchtige Rastplatzbekanntschaft von Ricky war, zu Weihnachten nach dem Totalverlust ihres Renault R385 und einem Streit mit seinem Bruder bei Ricky eingeladen.
Ricky, der zu der Zeit zwar kein Geld aber einen noch nicht ausgeschöpften Kreditrahmen hatte, wurde zum Leasinggeber und schenkte Julian und Marlon, die sich wieder versöhnt hatten, einen Leasingvertrag ohne ernsthafte Gewinnabsicht für den Truck zu Weihnachten. Ein Renault Premium war für zwei Leute auf den ersten Blick eine Zumutung, aber wenn man von einem Renault R385 kam wie die zwei, doch der pure Luxus.
Nachdem Marlon und Julian den Renault Magnum fuhren und der alte Stralis wegen des Motorschadens noch nicht wieder fahrbereit war, wurde der Truck Timos erster Arbeitsplatz. Danach fuhr Marlon damit Nahverkehr. Die Zugmaschine wurde für den aktuellen Premium Dreiachser bei Renault Düsseldorf in Zahlung gegeben.
Nachdem alle gegangen waren, ging ich noch mal in mein Büro. Nachdem ich eben alle Trucks gesehen hatte, blätterte ich auch mal kurz die bisher chronologisch nach Einstellungsdatum abgelegten Personalakten durch, weil ich sie mal langsam alphabetisch ablegen sollte. Wir waren besonders am Anfang eine originelle Truppe gewesen, auch wenn sich das inzwischen geändert hatte. Ein junger Haufen waren wir immer noch:
Eric Kaiser (36)
KFL-Mitbegründer im Juni 2014 (seit April 2013 mit Vorgängerfirma selbstständig)
Genannt „Ricky“, ist der Ich-Erzähler und damit einer der Gründer und Anteilseigner von KFL Intertrans. Inzwischen kann ich auf 15 Jahre Berufserfahrung zurückblicken.
Meine Ausbildung hatte ich zum Landmaschinenmechaniker gemacht, dafür allerdings auch den CE-Schein, denn nicht alle Kundenfahrzeuge durfte man mit Klasse T fahren.
Von 2000 bis 2003 war ich in meinem ersten Trucker-Job für die nordhessische Firma Gustav Mahler mit einem alten, aber keinesfalls altersschwachen Iveco TurboStar gefahren.
Nach der Insolvenz von Mahler und ein paar Gelegenheitsjobs in den folgenden Monaten war ich nach Großbritannien ausgewandert und 2003 bis 2007 für BP mit ERF ECT – baugleich zu MAN TGA – Tankzüge zwischen der Raffinerie in West Wales und den diversen Tanklagern und regionalen Großhändlern gefahren.
Von 2007 bis 2013 fuhr ich bei Alfred Talke mit einem Actros MP3 Silozüge und Tankzüge durch Deutschland, die Nachbarländer und wieder auf die Insel.
Als dort Stellen abgebaut werden mussten, hatte ich 2013 das Transportunternehmen Kaiser gegründet, das ein Jahr später in KFL Intertrans aufgegangen war.
Marlon Franke (31)
KFL-Mitbegründer im Juni 2014 (seit 2005 mit Vorgängerfirmen selbstständig)
Das Schicksal hatte Marlon als Jugendlichen mit seinem Bruder nach Südfrankreich zu Verwandten verschlagen. Er machte einen eher schlechten Schulabschluss und fand einen Job im Lager eines Getränkegroßhandels. Dort machte er den Führerschein C1E und fuhr schließlich Verteiler-Lastwagen.
2005 machte er den CE hinterher und wurde mit einem alten Renault R385 selbstständig. Als sein Bruder volljährig wurde, teilten sie sich das Risiko und gründeten die Transinter SNC Frères Franke.
Nach dem Verlust des R385 sicherte ich ihnen mit dem ersten Premium das Überleben, sie kamen 2014 nach Deutschland zurück und firmierten zur deutschen GbR um, die französische SNC war aber das gleiche gewesen. Auch die Transinter Gebrüder Franke GbR ging in der KFL Intertrans auf.
Julian Franke (23)
KFL-Mitbegründer im Juni 2014 (seit 2010 mit Vorgängerfirmen selbstständig)
Nach seinem Schulabschluss fuhr er ab 2008 bei seinem Bruder auf dem Renault R385 mit. In Nordafrika, wo das in der Wüste ohnehin keinen so richtig interessierte, fuhr er auch im zarten Alter von 16 Jahren selbst. Mit 18 machte er aus der Firma seines Bruders einen Zweimannbetrieb. 2013 wurde er 21 und legalisierte seine Fahrerei mit dem Führerschein CE. Als zweites Mitglied der Transinter GbR ist er auch der letzte Anteilseigner von KFL Intertrans.
Judith Mertens (32)
Bei KFL seit März 2014
Die gute Seele unseres Büros hatte 2000, also mit 17, eine Ausbildung bei DB Schenker in Essen angefangen. Nach dem Abschluss war sie bei Schenker geblieben und hatte in einigen Niederlassungen quer durch Europa wertvolle Erfahrung gesammelt.
Aus familiären Gründen kündigte sie 2011, um ihre Mutter zu pflegen. Nachdem die sich entschieden hatte, in eine betreute Seniorenresidenz zu ziehen, suchte sie wieder Arbeit und fing 2014 bei uns an. Inzwischen ist sie Büroleiterin, Ausbilderin und zieht sich, soweit es Andrés Ausbildungsplan zulässt, auf den finanziellen Teil des Geschäfts zurück.
Timo von Hofmeister (22)
Bei KFL seit August 2014
Schon längst ist Timo nicht mehr unser jüngster Fahrer. Und wenn man ihn fahren sieht, kommt man auch nicht auf die Idee, dass er Quereinsteiger ist und eigentlich keine Chance gehabt hätte, in diesen Beruf zu wechseln.
Der Diplomatensohn wurde in Mexiko geboren und wuchs in Kuba, Honduras und Bolivien auf. Seine erste Begegnung mit dem Beruf des Fernfahrers hatte er mit seinem Onkel in Südamerika, als er in den Ferien eine Tour von Bolivien über Chile, Argentinien, Paraguay und Brasilien gemacht hatte.
Nachdem er mit seinem Vater nach Deutschland zurückgekommen war, musste er eine Ausbildung bei der Bank machen, sonst hätte ihn sein Vater vor die Tür gesetzt. Den LKW-Führerschein machte er heimlich und am Ende auch noch den ADR-Tankwagenschein. Kurz nach seinem 21. Geburtstag bewarb er sich bei uns.
Nach dem Motto „Erfahrung kann man sammeln, Motivation nicht!“ riskierten wir es bei der ohnehin mäßigen Bewerber-Auswahl, ihn mit druckfrischem Führerschein und ADR-Schein, ohne einen Meter LKW ohne Fahrlehrer gefahren zu sein, einzustellen. Seit 2014 fährt er bei uns. Aus dem „Milchbubi mit Justin-Bieber-Gedächtnisfrisur“ ist in der Tat ein echter Trucker geworden – und die Haare sind inzwischen auch fast schulterlang.
Ilarion Brankovic (21)
Bei KFL seit November 2014
Er ist nun wirklich unser jüngster. Seine Ausbildung hatte er 2011 bei ITS in Köln angefangen. Sein Ausbildungsgerät wurde ein DAF XF105 in der viel verspotteten neongrün-violetten Lackierung seines Ausbildungsbetriebs.
ITS ging Anfang 2014 pleite, woraufhin die Niederlassungen aufgelöst wurden. Alfred Talke übernahm einen Teil der Fahrer und Fahrzeuge, darunter auch Auszubildende und dabei war Ilarion. Sein DAF wurde anständig blau-rot überklebt und nach einigen Monaten machte er seinen Abschluss. Da noch Einstellungsstopp herrschte, konnte er aber nur befristet übernommen werden.
Ende 2014 stellten wir ihn ein. Er war damit unser erster Fahrer vom Fach.
Getreu dem Motto „stille Wasser sind tief“ erwies sich der schüchterne Junge als Fußball-Ultra von Roter Stern Belgrad und wurde mit Timo ein Liebespaar.
Lucas Leighton (33)
Bei KFL seit September 2015
Luke dürfen ihn nur seine Freunde nennen, auf den abgenutzten Witz „Ich bin Dein Vater“ mit Darth-Vader-Stimme reagiert er allergisch.
Seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer machte er von 2000 bis 2003 bei der kleinen, aber für die Oldtimersammlung ihres Chefs bekannten Spedition T.D. Williams in Ammanford. Bleiben konnte er dort leider am Ende aus wirtschaftlichen Gründen nicht.
Auch er fing 2003 deshalb bei BP in Pembrokeshire auf Tankzügen an, wo er bis 2012 blieb, bevor sein Arbeitsplatz wegrationalisiert wurde. Danach fuhr er 2 Jahre Stückgut für eine kleine Spedition aus Pontypridd.
Als die Ende 2013 den Betrieb einstellen musste, traf ich ihn einige Wochen später zufällig und bekam ihn bei KN Trans, der Firma unseres alten Kumpels Keith unter. Dort habe ich ihn im Sommer 2015 „abgeworben“, nachdem wir privat wieder zusammen sind.
Rolf Degenhardt (54)
Bei KFL seit Oktober 2015
Unser Firmen-Opa hebt den Altersschnitt deutlich. Er ging als Jugendlicher nach West-Berlin und machte von 1977 bis 1980 eine Ausbildung zum Fahrzeugelektriker bei Waggon Union.
1983 machte er den Personenbeförderungsschein und eine Umschulung zum Berufskraftfahrer. Danach fuhr er bis 1990 Linienbusse bei der BVG und wechselte dann auf den LKW.
Bis 2005 fuhr er für diverse Berliner Speditionen Fernverkehr nach Österreich, an die Nordsee, aber auch nach Osteuropa bis nach Russland und in die Ukraine, einmal sogar nach Kasachstan. Dabei hatte er so ziemlich jede Sattelzugmaschine unterm Hintern, die zu der Zeit gebaut und in Deutschland verkauft worden ist. 1996 hatte er außerdem seinen Verkehrsmeister gemacht.
Seit 2005 wohnt er im Ruhrgebiet und war mit einem Scania für Papke Stahltransporte aus Witten unterwegs. Als Papke im Herbst 2015 Pleite ging, kam er zu uns.
André Marszalek (19)
Bei KFL seit Oktober 2015
Er ist, rechnet man das Büro mit, unser allerjüngster Mitarbeiter und Judiths Verstärkung im Büro. Er hatte 2014 seine Ausbildung zum Speditionskaufmann angefangen, ebenfalls bei Papke Stahltransporte. Nachdem Judith vor ein paar Monaten Hilfe brauchte, entschieden wir uns, ihn zu übernehmen.
Natürlich muss er seine Arbeiten im Büro am Ausbildungsplan ausrichten, aber seine große Leidenschaft ist die Disposition. Deshalb, und weil Judith die ohnehin nicht so gerne macht wie das finanzielle, darf er sich so oft es geht aber mit der Einsatzplanung unserer Trucks beschäftigen. Wenn er 2017 ausgelernt hat, haben wir dann einen Disponenten, der schon während der Ausbildung in unsere Firma rein gewachsen ist.
Maxim Stanjaslow (23)
Bei KFL seit November 2015
Nach Ilarion, Luke und Rolf war er der vierte ausgebildete Berufskraftfahrer. Gelernt hatte er in Wuppertal bei einer Lebensmittelspedition von 2010 bis 2013. Danach war er dort geblieben, sein Arbeitsgerät ein DAF XF105.
Als sich das Betriebsklima zuletzt dort den Temperaturen in den Kühlkoffern anglich, suchte er einen neuen Arbeitgeber und da wir mit Lebensmitteltransporten nach Großbritannien anfangen wollten, kam er zur richtigen Zeit.
Der überzeugte Fan der Iserlohn Roosters und verhinderte Profispieler kann logischerweise stundenlange Diskussionen mit den Haie-Fans Julian und Ricky über Eishockey führen.
Tomas Neumann (21)
Bei KFL seit November 2015
Gleichzeitig mit Maxim fing auch Tomas bei uns an und damit sind wir erstmals mehr Berufskraftfahrer als Quereinsteiger. Dafür zieht er den Altersschnitt wieder gut nach unten. Unser zweitjüngster Fahrer ist nicht mal 4 Monate älter als Ilarion.
Er machte seine Ausbildung 2012 bis 2015 bei DB Schenker. Bei einem kleinen Machtkampf zwischen Leitung und Betriebsrat um Zuschläge für Großbritannienfahrer geriet er mit anderen Ausgelernten zwischen die Fronten und wurde nicht übernommen.
Nach ein paar Monaten Arbeitslosigkeit fuhr er dann, angestellt bei einer Zeitarbeitsfirma, für einen Hungerlohn doch die Großbritannienstrecken von Schenker. Weil er mit dieser Konstellation unglücklich und wieder zwischen die Fronten geraten war, wolle er dort weg.
Es war ohnehin nicht einfach, Fahrer für Großbritannien zu finden. Er hatte nichts dagegen, die Strecke zu fahren, so lange die Rahmenbedingungen stimmten. Also fing auch er mit Maxim zusammen im November bei uns an.
Das war dann ein Überblick über unseren aktuellen Fuhrpark. Außerdem habe ich das gesamte Personal mit seinen Qualifikationen (und das eine oder andere Anekdötchen) noch mal zusammengefasst.
