In den letzten zwei Wochen…
…hat Ilarion was im Truck vergessen…
…Ricky findet es…
…und ist überrascht vom Inhalt!
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Montag, 15.02.2016
„Guten Morgen!“ Ich konnte zwar zu jeder Uhrzeit aufstehen, wenn es nötig war, aber einen gut gelaunt aus der Dusche steigenden Timo musste ich um 1:15 nicht haben. Das war, wenn ich keine äußeren Zwänge wie Arbeitszeiten hatte, eine gute Zeit, um ins Bett zu gehen. Also grummelte ich nur „Morgen.“ „Was ist?“ „Früh aufstehen ist der erste Schritt in die falsche Richtung.“
Nachdem wir im Bad und mit dem Frühstück fertig waren, machten wir uns per Auto auf den Weg nach Dormagen.
Hier packten wir die Trucks und machten uns schließlich so auf den Weg, dass wir gegen 3 Uhr bei Dachser waren. Wenn ich bis dahin noch im Halbschlaf war, wurde ich bei dem schrillen Cockpitdesign von DAF wenigstens durch einsetzende Reizüberflutung wach.
Ich setzte mich zu Timo in den MAN, bei dem Mistwetter hielt man es ja draußen nicht aus und Standheizung war bei PEMA auch nicht im Programm. Rolf war schnell abgefertigt worden und schon raus.
„Ich denke, in unseren Zugmaschinen ist Rauchverbot.“ „Gilt nicht für E-Zigaretten!“ „Nur weil Luke und Du welche benutzt…“ „Nein. Weil die Maschinen auch mal jemand anders fahren muss. Bisher haben wir uns im Urlaub gegenseitig vertreten und demnächst machen das vielleicht zwei Fahrer, die auf Urlaubs- und Krankheitsvertretung mit dem LKW des Kunden zu fahren spezialisiert sind. Und da kann ich und darf vom Gesetz her auch gar nicht verlangen, dass die sich dann in so einen Räucherofen setzen. E-Zigarette gilt zumindest derzeit gesetzlich als rauchfrei. Wenn sich das ändert, ändern Luke und ich uns zwangsweise auch. Und als ob Du, selbst wenn ich es erlauben würde, auch noch von Ilarion die Erlaubnis kriegen würdest, in dem von ihm so heißgeliebten Actros zu rauchen.“
„Stimmt wohl. Und im heiligen Mercedes mache ich das bestimmt nicht. Wenn demnächst die Kotzbilder auf die Schachteln kommen, habe ich wahrscheinlich sowieso keine Lust mehr drauf.“
Irgendwann kam der Lademeister und Timo musste los. Ich machte mich auf den Weg die Stufen aus dem MAN runter und direkt daneben in den DAF rauf. Allerdings durfte ich 15 Minuten später ebenfalls los. Also verabredete ich mich mit Timo über Funk auf einem Rastplatz kurz hinter Turnhout in Belgien. So blieben wir noch vor Antwerpen das letzte Mal stehen, denn die Strecke ging sich mit einem LKW nicht komplett in 4:30 Stunden aus.
Mit Unterhaltung über Funk ging die Zeit schnell rum. Am Terminal zum Euroshuttle war kein Stau. Es waren zwar Flüchtlinge unterwegs, aber weil es auch hier nur knapp über 0 Grad war, waren es wenige. Und auch Verkehr war wenig. So kamen wir ohne Probleme in die Sicherheitszone. Wir hatten gerade eine gute Zeit für den Englandverkehr. Wenn es wärmer wurde, hörte der Spaß dann aber auf.

In England trennten sich unsere Wege. Timo fuhr noch auf der M20 auf einen Rastplatz, bevor er die 9 Stunden überschritt. Ich fuhr weiter mit einer 10er-Schicht bis Camberley. Hier kam ich dann gegen Ende von sowohl 10 Stunden Lenkzeit als auch 13 Stunden Schichtzeit an. Diese Tour war die engste von allen drei.
Ich kuppelte ab und stellte die Zugmaschine auf einen Stellplatz. Den Trailer würde jetzt der Hofhund übernehmen. Und irgendwann bekam ich gesagt, wo mein neuer Trailer stand und ich durfte wieder zurück fahren.
In der Zwischenzeit sah ich mal durchs britische Truckspotterforum. Man hatte mich geblitzt, mit einem Teleobjektiv, so dass es aussah als hätte der Fotograf auf der Gegenfahrbahn gestanden.

<DanielSmith>
Bin mit dem Zug von Crawley nach Merstham gefahren und hatte auf einen Schütz-Scania auf dem Dachser Neuss Lauf nach Camberley gehofft, nach dem Betreiberwechsel und alles, was ich kriege ist dieses gemietete Elend! Mist!
<Davey98>
Kriegst Du sowieso nicht. Ich habe in einem deutschen Forum gelesen, dass Schütz ziemlich überraschend nicht die Dachser UK Umläufe aus Neuss bekommen hat. Sie sind jetzt noch überraschender bei KFL aus Bochum. Und Schütz hat jetzt MAN, die sehen übrigens viel besser aus als die Scanias. Es gibt Gerüchte, die Scanias sind nach Österreich gegangen, aber noch keine Sichtungen von da. Ich bin froh, dass sie von den Straßen im UK verschwunden sind. Ehrlich gesagt waren sie uninspirierte, schwarze Schachteln, oder?
< LondonOrbitalPatrol>
KFL betreibt diese Umläufe derzeit mit allem, was Räder hat. Während der Arbeit haben ich einen rot-blauen MAN, einen rot-blauen Renault Magnum, einen der üblichen Blueberry & Custard Ivecos und diesen gemieteten DAF gesehen seit Anfang Februar.
Blaubeeren mit Vanillesoße. Eine lustige Umschreibung für unsere normalen Großbritannien-Farben. Insgesamt gab allerdings das britische Forum deutlich weniger Marktinformation und mehr gute Bilder her als das deutsche. Dort wurden viele Sichtungsbilder eingestellt, aber dafür oft eine halbe Seite über den Betreiber diskutiert. Für mich als Unternehmer war der deutsche Weg natürlich der bessere, denn ich wollte keine tollen Bilder sehen, sondern wissen, wer mit was fuhr und wie gut es ihm wirtschaftlich ging.
Die Gerüchte, dass Patrick seine Scanias irgendwie nach Österreich verbracht hatte, waren nicht an mir vorbei gegangen. Aber ich hatte noch nichts Sinnvolles gehört, in welcher Form. Verkauft in den Markt? Verkauft an einen Partner? Eigene Niederlassung? Wo zwischen Bregenz und Neusiedl?
Und der gut informierte und deutsche Foren lesende Davey98 war mir glaub ich auch schon mal in der Realität begegnet.
Dienstag, 16.02.2016
Diesmal war ich schnell an der Reihe, schon um 02:09 Uhr sollte ich mich seitens Dachser auf den Weg machen dürfen. Weil hier dauernd jemand Pause machte und dann vom Schlafen in die Kantine kam, gab es da 24 Stunden am Tag Full Traditional Breakfast. Also hatte ich dort vor der Abfahrt auch noch die nötige Energie gesammelt, um es ohne weitere Nahrungsaufnahme bis Deutschland oder wenigstens kurz davor zu schaffen.
Dann ging es los. Radioprogramm war nachts auch auf der Insel eine relativ unerträgliche Sache. Also wollte ich meinen USB-Stick einlegen, aber sah dabei die Regel meines Chemielehrers über die Benutzung von Reagenzgläsern bestätigt: „Wo schon was drin ist, passt nichts mehr rein!“
In diesem Fall war schon ein USB-Stick im Radio. Ich wechselte die Quelle also und hörte mal rein. Den hatte wohl Ilarion hier drin vergessen. Durch das Display lief ein mir unbekannter Interpret:
*** Eric Prydz – Opus (08:53) ***
Die Musik selbst war erst mal gar nicht einzuordnen, aber auf jeden Fall elektronisch. Im Prinzip immer nur ein Grund-Sample, das sich wiederholte und dabei minimal schneller wurde und die Tonart nach jedem 4. Mal wechselte. Erst nach über 1 Minute war es deutlich schneller und es setzte mehr Instrumentierung ein. Jetzt merkte man auch, dass es irgendwas „tanzbares“ werden sollte. Techno, House – ach keine Ahnung. War nie was, womit ich mich beschäftigt hatte, kam aber auf Nachtfahrt definitiv besser als mein anspruchsvoller Mix aus Symphonic Metal. Irgendwelche Wissenschaftler wollten ja mal herausgefunden haben, dass melodisch einfache Musik mit einem gleichmäßigen und bassbetonten Rhythmus besser wach hielt als durchkomponierte. Vielleicht war was dran.
Also blieb der Stick drin und ich fuhr zu ungewohnten Klängen von laut Display Leuten wie DJ Gollum & Empyre One, Barthezz, Ian P. und ab und an auch mal einem sogar mir bekannten Klassiker wie Guru Joshs „Infinity“ durch die Nacht. Und jener Ian P., der mir besonders gut gefiel, sollte sich später bei einer Internet-Recherche am Euroshuttle-Terminal nicht mal als Berufsmusiker, sondern als jugendlicher Techno-Youtuber herausstellen.
Gegen halb sieben, nach Zeitumstellung zurück auf MEZ, fuhr ich in Calais wieder vom Zug.

Es ging glatt durch bis zu einem Rastplatz in den Osten Belgiens und dort nach der kleinen Pause weiter. Der Vorteil an Neuss war, dass man nicht wirklich in den Ballungsraum rein fuhr. Man fiel quasi aus den Wiesen und Feldern von der Autobahn direkt ins Gewerbegebiet und war da, das ganze bei schönstem Wetter.
So hatte ich zwar entsprechend am frühen Nachmittag Feierabend und fuhr nach Hause. Dort gab ich nur noch kurz die Papiere im Büro ab und ging in die Wohnung. Sonne hin, Sonne her. Ich war müde und ging ins Bett. Denn nachts um kurz nach 1 war ich dann wieder aus den Federn.
Mittwoch, 17.02.2016
Heute ging es für mich schon um 2:30 Uhr los. Rolf meldete sich dann nach relativ kurzer Zeit, dass auch er Abfahrbefehl hatte. Also zog ich dieses Mal mit ihm die Nummer durch, sich auf dem Rastplatz zu treffen und den Rest zusammen zu fahren.
Heute war es mal wieder so komisch neblig. Nicht dicht, aber trotzdem störend. Es wurde nicht richtig hell und alles blieb grau.
Nach der wieder problemlosen Zugfahrt fuhr ich mit Rolf zusammen die M20 rauf bis zur Gabelung, wo er in Richtung Camberley musste und ich Richtung Dartford.
Nach drei Tagen stellte ich bei dem DAF vor allem eine Sache fest. Er fuhr bei den in Deutschland und Belgien üblichen 84 km/h gerne im 11. Gang und fraß dann Diesel. Man musste ihn manuell in den 12. zwingen, damit er die Drehzahl klein hielt. Das konnte allerdings an der Hinterachsübersetzung liegen, wie es auch beim Volvo der Fall gewesen war. Da war unserer auch besser übersetzt als der Vorführer damals.
Insgesamt fühlte ich mich allerdings nach den Erfahrungen dieser Woche schon bestätigt, dass es richtig war, keine DAF gekauft zu haben.
Donnerstag, 18.02.2016
Auf der Rückfahrt durfte ich bis 5 Uhr schmoren, bevor es losging. Also das Zeitfenster komplett ausgenutzt. Rolf war deutlich vor mir und dürfte schon in Calais raus gewesen sein, als ich in Folkstone ins Terminal rollte.
Also rollte ich alleine durch Frankreich. In Großbritannien hatte ich schon in den Medien gehört, dass Frankreich wohl demnächst das illegale Flüchtlingslager in Calais teilweise räumen wollte.
An der Grenze nach Belgien wurde deshalb heute verstärkt kontrolliert, um Flüchtlinge zu finden, die nach Zeebrugge ausweichen wollten. So verbrachte ich geschlagene 40 Minuten an der Grenze, bis ich endlich raus durfte.
So wurde es dann ein Tag, an dem ich mal wieder dicht an die Grenze der täglichen Schichtzeit geriet. Endlich war ich bei Dachser in Neuss.

Was die Fahrt nach Bochum mit dem Auto nun war, stritten sich auch die Gelehrten. Streng genommen „sonstige Arbeitszeit“ und würde ich sie ehrlich eintragen, dann wäre die Schichtzeit überschritten. Aber wer wollte das Kontrollieren, wenn ich sie nicht dokumentierte? Sind wir nicht alle ein Bisschen Patrick Schütz?
Freitag, 19.02.2016
Heute gab es mal wieder Plane für Talke. Ein unspektakulärer Trip mit Mischware zu einigen Entladestellen im Oldenburger Land und eine Ladung IBC mit chemischen Abfällen zur Entsorgung in Spezialbetrieben aus Vechta zurück ins Rheinland.

Montag, 22.02.2016
Die Schichtzeiten hatten meinen Biorhythmus ziemlich durcheinander gewürfelt. Und so war am Wochenende nicht viel mit mir los. Aber im Bett konnte es ja auch ganz nett sein.
Nun ging es wieder los, jetzt hatte ich den Midland-Umlauf. Erst mal durften wir aber alle drei, das war neben Timo und mir noch Tomas, erst mal bei Dachser rum stehen. Weil das in einer Hütte eng wurde, hatten wir die dicken Jacken an und standen zwischen den Trucks.
Mich erreichte als erstes die frohe Kunde, dass ein Zulauf eine Express-Sendung drauf hatte und seinen Reifen auf der A3 verteilt hatte. Ich musste also warten, bis der da war. Schließlich störte ein Schütz-LKW unsere Ruhe. Und drin saß Lehrling Maxi. Er blieb einfach vor uns stehen und machte das Fenster auf.
„Moin ihr Muschis. Was steht ihr denn so rum? Arbeiten für ‘s Geld!“ „Hast Du Dir den Tonfall bei Deinem Chef abgeschaut? Die Arbeit ist noch nicht da. Und meine hat auch noch über ne halbe Stunde Verspätung.“ Das ging mir zusätzlich zur aktuellen Unzeit auf die Nerven. „Was fährst du denn?“ „Northampton.“ „Hatte 2 Paletten aus Bad Salzuflen drauf. Waren die aber glaube ich nicht.“ Er machte den Motor aus, und stellt sich dazu. Ich stellte Tomas vor. Zu Maxi: „Zeig mal Deine Hände!“ „Ähh was?“ „Wenn die so aussehen, als hättest Du einen Reifen gewechselt, dann waren es die zwei.“ „Nene, lief alles glatt die Nacht.“ „Ja, der Zulauf hat Reifenpanne.“ „Aber ich weiß wen du meinst…. War ein Klassenkamerad von mir.“
„Und sonst? Habe gesehen, sie haben Dir 50 Pferde geklaut und einen deutschen Stall um den Rest gebaut?“ „Alles bestens. Ja. Aber das muss man Chef lassen, top Auswahl. Ich bin zufriedener als mit Scania. Auch wenn 50 PS fehlen.“ „Das ist ja auch keine Kunst. Scania ist was für Kleinwüchsige ohne Gepäck…“ Auch Tomas sagte mal was: „Da kenne ich noch was.“ Na, Herr Neumann. Keine Spitzen gegen Iveco bitte! Außerdem war der Hi-Way größer. „Dann vergleich mal mit Julians Haus. Der hat einiges weniger Platz als Du.“
„Okay…. Seit wann habt ihr eigentlich ‘nen DAF?“ Maxi, lass Dir mal eine Brille verschreiben. Wenn Pema noch größer drauf stehen soll, braucht das Ding ein höheres Dach. „Wie man sieht, ist das nur eine Übergangslösung. Irgendwer hat „egal“ angekreuzt und dafür darf er jetzt 2 Wochen „egal“ fahren.“
„Auch gut…“ „Nee, überhaupt nicht gut! Aber ab nächsten Dienstag darf sich jemand anders damit rumschlagen. Und in einem Monat gibt es noch so eine Frikandel.“ „Läuft.“ Okay, laufen tat er. „Das war eine vollständige Aufzählung aller Vorteile von der Karre…“
„Tja, man kann nicht alles haben….“ „Ich will auch nicht alles. Meinen eigenen Truck zurück reicht mir.“ „Okay. Ich hab meinen eigenen. Alles gut.“ „Ich ja an sich auch – okay, zu zweit. Müssen halt nur bis am 1. die neuen Fahrer kommen überbrücken. Also die beiden Zweierbesatzungen aufteilen und einen Fahrer die Woche zusätzlich abziehen.“
„Ach so… Naja, von Zweierbesatzungen habe ich eh keine Ahnung. Bin froh das ich meine Ruhe hab. War schon nervig genug wo Patrick eine Nacht Weihnachtshub mitgefahren ist. Als ob ich Frankfurt nicht finden würde…“ „Alles eine Frage, wer mit fährt.“ „Naja Timo, waren doch schöne 2 Wochen unterwegs.“ „Ja. Hab ja auch nichts anderes behauptet.“ Scheinheiliger Knilch. Ich wusste, dass ihm die Tour mit Maxi nicht nur gut gefallen hatte. „Das ist gut.“
„Und, was gibt es sonst so neues?“ „Das übliche. Hier ein neuer Truck, da ein neuer Mitarbeiter. Man wächst halt vor sich hin.“ Zu viel Information geben musste ich der Plaudertasche nicht. Nehmen war die bessere Variante. „Genau wie Patrick… Nur der ist richtig im Stress. Dem alten willste aktuell nicht unter die Augen treten. Ne Niederlassung in Österreich zu eröffnen fällt halt schwer.“
Ich hatte von solchen Gerüchten gelesen. Also war was dran. „Aha, Insel ist weg, jetzt fahren wir in die Berge oder was?“ „Von den blauen Bergen kommen wir…“
Ein Dachser Lademensch kam an: „Wem auch immer von Eurem Kaffeekränzchen der Iveco gehört. Er kann los!“ Tomas verabschiedete sich und wollte einsteigen. „Soll ich wegfahren?“ „Wäre möglicherweise hilfreich…“
Maxi musste aufpassen, dass ihn auf dem Weg zur Fahrertür keine Turboschnecke rechts überholte. „Etwas mehr Tempo wenn ich bitten darf! Arme und Beine bilden rotierende Scheiben und die Füße berühren den Boden nur noch bei größeren Richtungswechseln!“ „Jaja.“ Bei Patricks Militär-Vergangenheit wusste er das selbst, aber ich gab dann mal den Spieß und drehte die Lautstärke rauf: „Jaja heißt „Leck mich am Arsch!“
Die 440 PS wurden wach und setzten so wenig wie möglich und so viel wie nötig zurück. Timo scherzte rum: „Immerhin, er fährt ökonomisch.“ Maxi war nun ohnehin in Aufbruchstimmung. „So ich werde mich auch mal vom Acker machen. Meine Freundin wartet auf mich.“ Wenn die Ohren nicht im Weg wären, würde er jetzt im Vollkreis grinsen. Timo und ich bemühten im Chor das Kölsche Grundgesetz: „Mach et joot, äwwer nit ze off!“ „Ja, ja…“ Das hatten wir eben schon mal.
Maxi fuhr mit dem LKW weg, kurze Zeit später raste mit quietschenden Reifen ein gentechnisch veränderter E36 vom Parkplatz. „Wegen so was wie dem haben wir BMW-Fahrer also einen schlechten Ruf.“ Das tiefer gelegte, bayrische Geflügel kam rückwärts wieder angeschossen. Maxi kletterte noch mal in den LKW und dem Schimmern des Displays in seiner Hand nach hatte er das Handy geholt. „Den Tag merke ich mir. Er hat das Handy vergessen…“ Der BMW kam ein 2. Mal zurück, noch mal rauf, kurz danach leuchtete eine Zigarette auf und Maxi brummte endgültig die Straße runter. Und wenn der Hintern nicht angewachsen wäre, würde er gleich noch mal zurückkommen.
Dank meiner tollen Extra-Wartezeit war ich also spät dran. So ging am Kanal die Rechnerei los. Fahrzeit hatte ich noch reichlich über eine Stunde, aber mit Wartezeit und allem drum und dran würde mir die Schichtzeit auf dem Zug oder spätestens in Folkstone ausgehen.
Also fuhr ich in Calais in die Sicherheitszone und machte gegen 13 Uhr schon mal 9 Stunden Pause. Irgendwas lag hier in der Luft, die Stimmung in der ganzen Stadt war gereizt. Da ich mit einer französischen Zeitung ungefähr so viel anfangen konnte wie mit einer japanischen und das Fernsehprogramm auch eindeutig zu französisch war, blieb ich aber in dieser Sache ohne neue Erkenntnisse. Es hatte aber wohl mit der geplanten Räumung zu tun.
Dienstag, 23.02.2016
Der Dienstag begann am Montag, denn ich durfte vor 22 Uhr kontinentaler Zeit wieder fahren. Also hatte ich mir die erste mögliche Überfahrt um 21:45 gebucht. Vor Abfahrt ging ich frühstücken, zum Glück gab es englisches Frühstück auf beiden Seiten des Tunnels rund um die Uhr. Danach stellte ich den Fahrtenschreiber auf Fähre und fuhr auf den Zug.
Drüben angekommen war britisches Wetter wie im Bilderbuch für Englandhasser, es regnete. Das ließ aber bei der Einfahrt in den London Perimeter auch nach und ich konnte die originellen Dreifachscheibenwischer in die Pause schicken. Gegen 23:00 britischer Zeit fuhr ich von der Ringautobahn ab auf die M1.

So war ich gegen 00:45 in Northampton und sattelte ab. Ich ging in die Kantine, hielt mich aber an Tee und eine Packung Shortbread. Wobei die mit ihrem einfach zu merkenden Rezept von 1/3 Butter, 1/3 Zucker und 1/3 Mehl auch nicht gerade schlank machten.
4:12 Uhr durfte ich wieder raus. Das Wetter hatte sich wieder verschlechtert. Waren irgendwelche Kollegen von Diektrans oder EPT auf der Insel, die ihre Vorurteile erfüllt zu sehen wünschten?

Als ich gegen halb 6 auf dem Orbital die Hauptstadt umkreiste, hörte der Regen aber auch jetzt wieder auf. Vor dem Berufsverkehr hatte ich London hinter mir gelassen und war wieder auf dem Weg in Richtung Folkstone. Da der Tag wieder am Vormittag enden würde, gab es im Terminal dann gegen 8 Uhr morgens „Abendessen“.
Auf dem Kontinent schaffte ich es noch bis Lille, wo ich mich zum Schlafen in ein Gewerbegebiet am Containerterminal neben dem Güterbahnhof stellte.
Um halb 9 abends ging es weiter bis zur Pause an der deutschen Grenze um Mitternacht.
Mittwoch, 24.02.2016
Nach 45+3 Minuten war ich auf dem Weg nach Neuss und um 3 Uhr war das Kapitel Dachser für mich persönlich erst mal beendet. Ich sattelte ab und fuhr nach Dormagen auf unseren Hof. Wie ich solche Kutscherei hasste. Dauernd das gleiche, das war nichts für mich. Und die Zeiten auch nicht. Ich sah gerne wo ich lang fuhr. Und was Neues sah ich dabei auch gerne.
Den Rest des Tages verbrachte ich, neben einer Schlafpause, mit diversen Bürotätigkeiten. Auch wenn schon die ersten Bewerbungen für die Ausbildung eingetrudelt waren, wollte ich da noch warten. Nächsten Dienstag hatte ich dann sowieso wieder Bürotag, mangels LKW.
Dann fuhr ich noch mal nach Dormagen, wo dann einer von Bennys Mannen den PC einrichtete und dafür sorgte, dass der sich mit unserem Server in Bochum, dem Server von Talke und allem, was er sonst noch erreichen musste, verbinden konnte. Gut, dass wir eine IT-Firma mit Schwerpunkt Logistik im Haus eingemietet hatten.
Auf dem Rückweg machte ich einen Schlenker zur Schmitz-Cargobull-Vertretung. Es wollten ja die beiden Trockenkoffer bestellt werden. Allerdings wurden wir uns preislich nicht einig, weshalb ich mich erst einmal unverbindlich verabschiedete und noch zu meinem zweiten Lieferanten, der Trailer Holding Niederlassung fuhr.
Nach kurzem Gespräch war klar, dass unsere Dachser-Trailer eben statt Schmitz S.KO Express dann doch Kögel Box wurden. Wenn Kögel einem nicht bei der Plane immer ein Schiebeverdeck als vermeintlichen Vorteil aufdrängen würde, würde ich nur Kögel und Chereau fahren wollen. Aber nach Großbritannien war mir ein Blechdach lieber, eine Schwachstelle weniger am Fahrzeug.
Donnerstag, 25.02.2016
Heute ging es noch mal auf Zweitagestour. Also fuhr ich, diesmal zu manierlicher Zeit, nach Dormagen und machte mich auf die Anfahrt nach Düsseldorf. Dort gab es bei BASF einen Tanktainer mit Chemieabfällen zu holen, der nach Duisburg zu ENI sollte, die das Zeug dann unschädlich machten.
Kurz vor 7 und mit einsetzendem Berufsverkehr war ich dann bei der ENI und fuhr zur Anlieferung. Zwar waren wir nicht so oft hier, aber natürlich kannte man sich. Und wen man hier gut kannte, war auch MM Transporte. Wenn Frank Schulte aus dem Fenster meine Miethure gesehen hatte, wollte ich gar nicht wissen, was da Marc Mertens wieder rein interpretierte.

Dann gab es mal wieder was Exotisches zu fahren. Bei der RAG durfte ich eine Kippmulde mit Steinkohle einsammeln. Ziel der Fahrt war Hamburg.

Nach einer Pause im Raum Osnabrück kam ich dann gegen 13 Uhr in Hamburg beim Verein Alsterdampfschifffahrt, als mir erst die Problematik der Situation klar wurde: „Ich habe gar nicht dran gedacht, dass die Zugmaschine keinen Nebenantrieb für den Kipper hat.“ „Macht nix, den hat kaum einer.“ Also stemmten die Vereinsmitglieder die Klappe vom Trailer mit ein paar Hölzern hoch, stiegen auf den Trailer und schaufelten die Kohle von Hand in den Bunker. Das schien hier wirklich an der Tagesordnung zu sein. Der Arbeitsschutz bei der Sache ging mich nichts an, aber es ging glatt.
Die nächste Fracht war ein Kühltrailer von Stobart. Hatte man auch nicht so oft dran. Bei schönstem Wetter schaffte ich es noch bis an die Grenze zu den Niederlanden und ließ mich auch nicht von untermotorisierten Reisebussen aufhalten, die den eher leichten Anstieg mit unter 60 in Angriff nahmen.

Freitag, 26.02.2016
Ein wenig erwähnenswerter Tag. Ich lieferte in Belgien ab, nahm eine Fracht für den Chemiepark Marl im Auftrag von Talke mit und war am frühen Nachmittag zu Hause. Außerdem war mein Tagesablauf mal wieder total neben der Spur. Ich befürchtete schon, dass ich dieses Wochenende wieder zu nicht wirklich was zu gebrauchen sein würde.
