Kapitel 85 – Die Zukunft unserer Branche

Diese Woche…
…geraten einige Leute ins Kreuzverhör…
…Luke und Ricky diskutieren über schwarz sehen und blau machen…
…und es gibt schon wieder ein Wochenende in Italien!

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Montag, 14.03.2016

Erst mal rief ich bei Steven an und warnte ihn noch vor seinem „DDR-Landsmann“ Ronny. Den Stuka-Piloten mit seinen 125 bergab hatte ich ganz vergessen. Er wollte außerdem mal mit „dem Fahrer sprechen, der den Azubi besser kennt.“
Weil ich nicht darüber entscheiden konnte und wollte, Timos Nummer für so eine Frage raus zu geben, auch wenn es ein Diensthandy war, drehte ich das um und wollte Timo fragen, ob er Steven mal anrufen könnte.

Apropos „Azubi“, denn dann ging es an die Bewerbungsgespräche. Ich schob heute Bürodienst und hatte Luke einen Tag in den Nahverkehr stecken lassen. Wir brauchten an sich einen Ersatztruck mit anständiger Motorisierung. Durfte ruhig stark sein, aber bitte nur 13 Liter. So sparsam der Volvo auf Etappe war, beim Anfahren im Nahverkehr soff er mit dem Hubraum für zwei.

Aber nun gemeinsam mit Rolf als Ausbilder zu den Bewerbern. Los ging es mit Justin Thiedemann. Leider kein so angenehmes Gespräch. Er war nett, aber auf die Frage, wie er auf uns gekommen war, schwärmte er in den höchsten Tönen von unserem Volvo FH16, Scania R500 und dem brandneuen Actros 2558. Da wollte wohl einer in der Berufsschule dick auftragen und hatte sonst keine Vorstellungen, was ihn erwartete, vor allem nicht in Sachen Lehrjahre und Herrenjahre.
Entsprechend einsilbig wurde er, als ich ankündigte, dass der Azubi-Truck vermutlich ein Iveco Stralis 460 Hi-Way werden dürfte. Das stand zwar so noch gar nicht fest, aber man konnte ja mal schauen, wie er mit dieser „Demütigung“ umging. Auch die anderen Betriebe, bei denen er sich beworben hatte, schienen nach Flotten-Aspekten ausgesucht zu sein. Gekrönt von einigen aus einer einschlägigen Fernsehdoku bekannten Speditionen im Ruhrgebiet. Ich würde wetten, dass er sich auch bei Patrick initiativ beworben hatte, bevor der Laden den Bach runter gegangen war. Von Essen aus konnte er ja in alle Himmelsrichtungen einigermaßen pendeln.

Nun kam Philipp Rettig. Mit 22 natürlich deutlich reifer und mit einer Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker auch schon mal „vorgeschliffen.“ Rolf, der es ja auch gemacht hatte, setzte mit der Sinnfrage an: „Sie haben ja schon eine Ausbildung. Warum denn noch mal eine?“ „Ich bin wohl nicht der Typ, der montags bis freitags in die gleiche Halle geht und durchgebrannte Lambdasonden wechselt. Vielleicht sehe ich das in 10 Jahren anders, wenn es Frau und Kinder gibt. Aber bis dahin will ich was erleben.“
Aha, der Abenteurer-Typ. „Haben Sie denn eine Vorstellung davon, was hier auf Sie zukommt.“ „Wahrscheinlich nicht das, was man im Fernsehen sieht. Gibt aber auch Leute, die lassen einfach eine Stunde die Dashcam mitlaufen und stellen das ungeschnitten auf Youtube ein. Wenn es 5 Tage die Woche jede Nacht nach Ludwigshafen und zurück geht, kann ich in der Autowerkstatt bleiben. So lange es verschiedene Strecken sind, lasse ich das auf mich zukommen.“
„Es wird schon meistens in immer die gleichen großen Chemiereviere wie Ludwigshafen, Hoechst, Bitterfeld, Buna, Burghausen gehen. Dazu oft in die Talke-Niederlassungen Stade, Rothenburg, Grimmen, Schwarzheide und Münchsmünster. Ausland geht leider in der Ausbildung nicht, zumindest nicht mit Gefahrgut.“ Ein Azubi von Freund Silotransporte hatte es mal im „Fernfahrer“ auf den Punkt gebracht. Mit Palettenware dürfte er bis in die Türkei mit einer Kopie seines Ausbildungsvertrags in der Tasche – mit Gefahrgut nicht bis Belgien. „Ist doch schon mal was.“
Nachdem wir mit dem Gespräch durch waren, sahen Rolf und ich ihn schon mal als möglichen Kandidaten an. Allerdings war eine Vorausbildung nicht nur dazu gut, dass ein Kandidat reifer wurde, er wurde auch selbstsicherer. Das hatten wir auch gemerkt.

Als nächster stand dann schon Mehmet Senyüz auf der Matte, unser „abgebrochener Chemielaborant“. Leider war auch das ein kurzes Gespräch. Die gesundheitlichen Gründe waren Unverträglichkeiten gegen teilweise gar nicht mal so seltene Chemikalien.
„Es tut uns leid, aber dann können wir hier das Gespräch beenden. Diese Sachen transportieren wir auch. Und ab und zu müssen wir sie auch mal entladen. Oder, hoffentlich passiert es nie, wenn der Behälter beschädigt wird und die Chemikalie tritt aus, dann muss unser Fahrer in der Lage sein, die Unfallstelle abzusichern und die Einsatzkräfte zu unterstützen und darf nicht selber mit einem allergischen Schock zum Notfall werden.“
„Ich dachte, ich kann vielleicht auch Stückgut oder Lebensmittel fahren.“ „Bei uns nur nach Großbritannien, aber die Strecke darf man als Azubi nicht so einfach fahren.“
Er tat mir irgendwo leid, aber es war nicht möglich, ihn einzustellen. Wenn es Kraftfahrer sein sollte, musste er sich eine andere Spedition suchen. Und zwar eine, die nichts mit der chemischen Industrie zu tun hatte.

Danach blieb die Matte erst mal leer, denn Berufskraftfahrersprössling Tim Schmitz hielt es erst gar nicht für nötig, auf ihr zu stehen. Als er dann im Dauerlauf auf den Hof gerannt kam, fuhr auch schon gleichzeitig Sandro Singer, der sich noch im Laufe der letzten Woche in den Kreis der Gesprächskandidaten geschoben hatte, lässig auf dem Longboard vor. Ich ließ Tim durch Judith am Tresen abfertigen und wieder nach Hause schicken. Bewerbung erledigt. Selbst wenn was schief gelaufen war, konnte man ja im Zeitalter des Handys mal im Laufe von über 30 Minuten anrufen. Stattdessen nahmen wir Sandro Singer mit ins Besprechungszimmer.
Dass er auf dem Board Skater-Helm, Handschuhe und Protektoren trug, fand ich schon mal positiv. Oft waren die Leute ohne Schutzkleidung auf den Dingern unterwegs. Sie taugten angeblich durchaus als Verkehrsmittel für Strecken, die zu lang zum Laufen waren, aber es sich nicht lohnte, ein Fahrrad in der Straßenbahn mitzuschleifen.
Auch hier kamen wir recht schnell mit der Frage aller Fragen: „Warum soll es denn der Berufskraftfahrer werden?“ „Ich war bei der Arbeitsagentur im BiZ. Da stehen so Computer, wo man zig Fragen beantworten muss und dann war bei den 5 Vorschlägen Berufskraftfahrer die Nummer 2 hinter Triebfahrzeugführer.“
„Und warum bewerben Sie sich dann hier und nicht bei der Bahn?“ Er war 18, also galt erst mal auf jeden Fall „Sie“, wie bei den beiden vorher auch schon. Die Frage war gemein, aber drängte sich auf. „Persönliche Entscheidung. Ich mag Lastwagen einfach lieber als Züge.“ „Gut. Schon mal selber mit LKW zu tun gehabt?“ „Ich habe mein Schülerpraktikum bei DB Schenker gemacht, aber da bin ich in 14 Tagen nur 2-mal auf dem LKW mitgefahren. Sonst nur Lager und Büro. Und Computerspiele zählen bestimmt nicht.“
„Euro Trucksimulator 2?“ „Ja.“ „Was fahren Sie da für einen?“ „Einen Scania R490.“ Gefährliches Parkett. Smalltalk konnte manchmal auch Fußangeln enthalten. „Warum einen Scania?“ „Weil es für den gute Mods gibt. Mit Zusatzscheinwerfern, LED-Markern und so. Und man kann alles skinnen. Sogar den Scania-Schriftzug beliebig einfärben.“ „So einfach ist das in der Realität aber nicht mit der Beleuchtung.“ „Ich weiß.“ „Und warum einen R490 und keinen R730?“ „Ist doch langweilig. Hatte ich erst und habe runter gebaut. Backstein aufs Gas und im 16. Gang die Berge rauf. Im R490 muss man auch mal zurückschalten. Außerdem sehe ich auf der Autobahn auch kaum Trucks über 500 PS und ein Bisschen realistisch sollte es auch in einem Spiel noch sein.“
Die nächste Frage war schon mal wieder vorprogrammiert. Meine liebste Fußangel, auch wenn Rolf sie auslegte. „Was würden Sie denn sagen, wenn wir Ihnen nach dem CE-Führerschein einen Iveco Stralis 460 Hi-Way als Truck hinstellen?“ Er guckte für einen Sekundenbruchteil etwas verwirrt: „Äh… Wahrscheinlich „Danke!“
Auch bei seinen sonstigen Antworten machte er einen guten Eindruck, ein netter Zeitgenosse war er sowieso. Wenn es nach mir alleine ginge, hatte er auf jeden Fall bessere Karten als Philipp Rettig. Aber einer kam ja noch, zumindest wenn er seinen Tagesablauf besser organisierte als ein gewisser anderer Bewerber.

Um genau zu sein war Sebastian Matthes schon da, als wir mit Sandro aus dem Besprechungsraum kamen. Nachdem wir die Vorstellungsrunde durch hatten und uns bei ihm mit 17 drauf geeinigt hatten, dass wir das Du nehmen, er aber natürlich es im Bewerbungsgespräch nicht von uns angeboten bekam, erzählte ich ein Bisschen über die Firma. Dann kam auch hier wieder die Frage nach dem Warum.
„Ich mag LKW.“ „Wie kommt man als Teenager darauf, LKW zu mögen?“ Für mich waren sie zuerst Verkehrshindernisse gewesen und dann eher unfreiwillig ein Arbeitsgerät geworden, das mir ein gutes Leben ermöglichte. Von „mögen“ würde ich allenfalls seit dem Stralis 500 sprechen, den inzwischen Tomas unterm Hintern hatte, das war aber deutlich über 10 Jahre nach dem Einstieg in den Beruf gewesen.
„Wie kommen andere Leute darauf, Flugzeuge oder Eisenbahn zu mögen, Kaninchen zu züchten oder Briefmarken zu sammeln? Ich konnte mit 13 Jahren am Motorgeräusch die Marke erkennen, wenn hinter mir ein LKW angefahren ist.“
Das mit der Eisenbahn war ein Argument. Denn die interessierte mich auch, ohne dass ich jemals direkt mit ihr zu tun gehabt hatte. Und recht betrachtet war sie auch nur ein Verkehrsmittel. Und ich konnte seit meiner Zeit in Wales britische Züge auch an ihrem Anfahrgeräusch unterscheiden. Mit deutschen ging das nicht ganz so gut. Dass ich mit der deutschen Bahn dafür nie so recht warm geworden war, fiel generell unter „kleine Macke ohne sinnvollen Grund.“
„Hattest Du schon was mit Berufskraftfahrern zu tun? Ein Verwandter oder Bekannter, wo Du mit gefahren bist? Praktikum?“ „Nein, leider nicht.“ „Dein Praktikum war als Architekturfotograf. Das ist ja mal was ganz anderes.“ „Eine andere große Leidenschaft.“ „Architekturfotografie?“ „Nicht nur Architektur, ich fotografiere insgesamt viel. Aber von den Spezialisierungen in der Ausbildung zum Fotografen fand ich Architektur am interessantesten als Urba…“
„Urban Explorer? Wenn es Dir schon halb raus rutscht, sprich es ruhig aus.“ „Ja.“ „Warum so zurückhaltend damit?“ Wäre ich an seiner Stelle allerdings auch gewesen, immerhin war es gleichzeitig das Geständnis, sich zumindest nicht mit dem Gedanken an eine Vorstrafe wegen Hausfriedensbruch aufzuhalten. Auf der anderen Seite hatten wir als Landeier in seinem Alter alte und noch betriebene Steinbrüche, baufällige Überreste von Ziegeleien und einiges mehr erkundet und uns auch keinen Kopf drum gemacht.
„Weil die Szene einen schlechten Ruf hat. Dank Roofclimbern und In-Use Exploration.“
„Ich kenne mich mit den Fachbegriffen nicht so aus.“ „Roofclimbing ist, an der Fassade von Gebäuden rauf zu klettern. So hat es kürzlich einer auf dem Kölner Dom in die Presse geschafft. Und In-Use Exploration heißt, dass man sich auf aktivem Betriebsgelände rum treibt. Ich gehe nur in Ruinen, da interessiert das normalerweise keinen.“
„Kommen wir mal zurück zu den Eiern, die schon gelegt sind und ausgebrütet werden wollen. Wie machen wir das denn? Du weißt ja dann gar nicht, was auf Dich zu kommen würde. Bekämen wir denn noch ein Praktikum hin?“ Okay, scheinbar hatte Rolf sich Sebastian als Favoriten ausgesucht. Jedenfalls würgte er die zugegebenermaßen abgedriftete Diskussion gerade ab und preschte mit dem Vorschlag mit Vollgas an mir vorbei, vielleicht auch um das Thema zu beenden, das für Sebastian noch schlecht enden könnte. „Je nachdem wie lange. Die normalen Klausuren sind seit letzter Woche durch. Im Mai gibt es noch mal Abschlussprüfungen, aber neben Lernen dafür gehen wir vor allem zur Schule, damit wir beaufsichtigt sind. Die Lehrer haben sogar angeboten, dass wir im April noch mal 2 Wochen Praktika machen können.“
„Machen wir eine oder zwei Wochen?“ „Ich würde zwei vorschlagen. Eine mit jedem von uns. Dann kann Luke in der einen Woche gleich Urlaubsvertretung für Timo und Ilarion fahren. Willst Du die Einweisung oder das Abschlussgespräch alleine machen? Denn ich bin möglicherweise am 4. April nicht im Ruhrgebiet sondern Wochenende draußen und ganz sicher am 22. im Urlaub. Eins bleibt also an Dir hängen, wir müssen dann den Termin nur passend zu Deinem Wunsch legen.“ „Nehme ich die Einweisung, außerdem bist Du ja dann vielleicht doch da.“ Wir wendeten uns wieder unserem Bewerber zu: „Dann wäre Dein Praktikum also vom 4. bis 15. April, wenn das möglich wäre.“
„Ja, so lange es zwei Wochen am Stück sind, haben wir den ganzen April zur Verfügung. Den Praktikumsvertrag senden Sie mir zu?“
„Ja. Wir haben keinen vorbereitet. Muss aber spätestens morgen raus gehen und dann auch schnell wieder von Dir zurück. Beim einen oder anderen Kunden müssen wir Dich voranmelden. Du bekommst auch eine Einverständniserklärung für Gefahrgutbegleitung und eine für Auslandseinsätze dazu. Wäre gut, wenn Deine Eltern die unterschreiben. Mit dem Gefahrgut selber hast Du nichts zu tun, aber weil Du noch 17 bist, brauchen wir die, damit Du überhaupt mitfahren darfst. Die erste Woche mit Rolf bleibst Du in Deutschland, aber in der zweiten Woche mit mir würde ich gerne ins EU-Ausland fahren, damit Du auch mal richtigen Fernverkehr siehst. Der kommt zwar erst nach der Ausbildung voll zum Tragen, aber gehört zum Berufsbild und ist auch für junge deutsche Fahrer normal. Im Nahverkehr sitzen die Familienväter. Mit internationalem Fernverkehr solltest Du Dich also auch besser schon jetzt anfreunden und nicht erst in 3 Jahren nach der Prüfung. Da führt für junge und ungebundene Männer eigentlich in dem Job kein Weg drum herum.“

Wir verabschiedeten Sebastian und ich bat im Büro darum, dass sie ihm einen Praktikantenvertrag und die Einverständniserklärung für die Eltern zusenden sollten. Judith sprach André auf der IHK-Seite zu den Vertragsentwürfen durch.

Danach holte ich mir Rolf noch mal ins Büro zur Nachbesprechung. „Die Frage, was Du denkst, kann ich mir wohl sparen, nachdem Du bei Sebastian Matthes dermaßen vorgeprescht bist mit dem Praktikum.“ „Sebastian ist wirklich meine Nummer 1. Deine wohl nicht?“ „Nein. Das ist Sandro Singer. Sebastian Matthes dahinter.“ „Und bei mir ist es genau anders rum.“ „Okay. Was ist mit Philipp Rettig? Über Justin Thiedemann sind wir uns ja hoffentlich einig.“ „Justin kann hin gehen, wo er will und wo er seinen dicken LKW bekommt, wenn irgendwas anderes nicht dick ist. Bei Philipp habe ich Bedenken, aber mehr um mich selbst. Der wird immer uns mit seinem anderen Ausbildungsbetrieb vergleichen. Und weil es für mich selbst auch Neuland ist auszubilden, muss ich mir das nicht dauernd geben.“
Also so weit Übereinstimmung. Da ich bei Sebastian auch keine Probleme sah, ließ ich Rolf bei der Wahl der Nummer 1 den Vortritt. Wenn Sebastian uns im Praktikum überzeugte, dann war er es und wenn nicht, bekam Sandro seine Chance.

Inzwischen war Luke wieder da und vervollständigte unsere Zugmaschine. Die hinteren Radabdeckungen hatte er nämlich am Wochenende lackiert und baute sie gerade wieder an. Aber auch ich hatte Post für den Truck bekommen, nämlich ein neues Frontpaneel, das ich auch gleich noch austauschte. Endlich verschwand das Volvo-Logo und wurde durch einen Schriftzug ersetzt.
Beim Gepäck wurde es dann eng: „Ich finde Spring und Herbst schlechte Jahreszeiten. Zu viel Gepäck, immer noch zu kleine Ablagen.“ „Hätten wir lieber einen Mercedes kaufen sollen?“ „Mit Automatik Gearbox als Standard?“ Das war auf jeden Fall ein Argument. „Vielleicht einen Renault? Dann aber nicht mit 16er Motor.“ „Na und? Julian und Du habt vereinbart, dass wir können. Das heißt nicht, dass wir müssen.“ „Jetzt haben wir erst einmal den Volvo. Dann musst Du wohl statt Badeshorts eine Speedo einpacken.“ „Anders als Du kann ich so was tragen.“ Okay – Aufschlag, Volley, Punkt…



Dienstag, 15.03.2016

Nachts um 4 machten wir uns auf den Weg in den Chemiepark Marl, wo wir unsere Ladung Gemischtwaren bekamen. Knapp unter 1000 Punkten musste die neue Front nicht mal mit einer Gefahrguttafel verziert werden.

Mal wieder blühte uns die Tagfähre nach Harwich. Allerdings hatte es ein reichlich übermotorisierter Subaru Impreza WRC nicht besonders eilig und so musste ich sogar den Tempomat raus nehmen.

Dank dieser Schnecke im Rennwagen durften wir nun die Pause am Straßenrand machen. Hierbei schnitt Luke mal wieder sein Lieblingsthema am Truck an: „Ich will ja immer noch die Blende unter der Scheibe gegen eine lackierte tauschen.“ „Nein. Bitte nicht.“ „Warum nicht?“ „Ich habe das auf den Fotos von anderen Volvos gesehen. Besonders krass bei dem weißen Eimer von Diektrans.“ Ich suchte die Fotoserie im Spotterforum raus. „Das ist doch kein LKW, das ist ein Spähpanzer! Das Frontblech ist viel zu dominant und die Scheibe zu schmal.“ „Aber dieses Grindpaper Plastik muss es auch nicht sein. Vor allem weil es bis in die Tür hinein geht.“
Luke grübelte kurz: „Okay, was ist mit einem Compromise? Wir bestellen glatte Teile. Ich mache es unter dem Fenster schwarz und an der Tür und der Säule blau.“ „Okay.“

Nach der Pause war Luke an der Reihe und fuhr bis zum Europoort, wo wir um 12 Uhr ankamen. Damit hatten wir es locker für die 14:30 Uhr auslaufende Fähre geschafft. Diesmal hatten wir allerdings eine Kabine reserviert und gingen Tags schlafen.

Um 22:30 Uhr war also wieder ich dran und fuhr in die Nacht. Es ging ereignislos über die A14 bis Corley Services bei Coventry. Weil es keine freien Plätze gab, hielt ich in zweiter Reihe und ließ die Begrenzungslichter weiter brennen.


Mittwoch, 16.03.2016

Inzwischen war der Kalender umgesprungen. Luke fuhr weiter nach Liverpool, wo wir erst um 6 Uhr abliefern konnten. Danach ging es mit einer Ladung „Kohlenwasserstoffe“ weiter, zumindest als solche war es laut UN-Nummer eingestuft. Das Zeug stammte von einem Spezialbetrieb und ging nach Italien. Der Empfänger stellte irgendwelche Spezial-Benzinzusätze für Rennmotoren her, so viel konnte ich aus dem Namen raus lesen. Auch wenn ich gleich weiter fahren sollte, musste Luke bei Regen ankuppeln und beschildern.

Dafür machte er es mir schwer, mich aufs Fahren zu konzentrieren, als er sich auf dem Beifahrersitz trockene Sachen überstreifte, nachdem ich schon losgefahren war.

Untypisch für das England in den Vorurteilen der meisten Kollegen wurde es nach der feuchten Nacht aber dafür ein sonniger Tag.

Nach der Fährüberfahrt war es gerade 16 Uhr durch. Wir hatten beide noch einige Fahrzeit und sollten so noch bequem um Paris herum kommen. Kurz vor 22 Uhr ging der Motor bei Fontainebleau auf einem Rasthof an der A6 für heute aus.


Donnerstag, 17.03.2016

Dadurch konnten wir am Morgen gegen den Strom und in leichtem Verkehr von Paris weg fahren. Und bis wir bei Lyon waren, war dort schon der Berufsverkehr durch. Also hatten wir es nur mit dem normalen Stadtverkehr zu tun.

Wir kamen gut voran. Mit je zwei Lenkzeitblöcken sollte dann heute noch bis weit die Adria runter reichen. Es wurde schon wieder dunkel, als wir an Mailand vorbei waren und uns etwas weiter oben ein Billigflieger entgegen kam, der den Flughafen „Mailand-Bergamo“ ansteuerte.

In der Tat reichte es noch bis hinter Pescara, wo wir erst nach 1 Uhr ankamen.


Freitag, 18.03.2016

Am nächsten Morgen schien die Sonne und bei Abfahrt nach 10 hätte das mit den Badehosen von der Zeit gepasst. Allerdings dürfte auch das Mittelmeer noch zu kalt sein um diese Jahreszeit.

In Bari lieferten wir unsere Ladung ab und bekamen noch ein Silo voll Teflonpulver für Livorno mit. Also nahmen wir Abschied von der Adria und dem Süden, das Ziel fürs Wochenende lag am Tyrrhenischen Meer und in Norditalien. Allerdings war Livorno für den geschäftigen Norden eher ein Ruhepol.

Allerdings war es auch ein gutes Stück Strecke bis dort. So kamen wir, nachdem wir den Trailer abgeliefert hatten, erst nach 21 Uhr am Hotel an. Wochenende!

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