Nach der Feier blieben meine Eltern noch einige Tage hier und wir zeigten ihnen die Umgebung. Am Donnerstag, den 17. November reisten sie dann wieder ab. Ich fuhr sie mit dem Range Rover nach Manchester und legte nach der Rückkehr vom Flughafen noch einen Bürotag ein.
Luke war morgens zu einer Zweitagestour nach Schottland aufgebrochen und hatte letztmals Davey als zumindest in Sachen Lenkzeit untätigen Beifahrer dabei. Dessen Fahrerkarte war in der Post und ab nächster Woche sollte er dann selber fahren. Wobei ich ihm die erste Woche natürlich auf die Finger gucken würde, bevor er dann erst mal ein paar Wochen in sporadischer Begleitung von Philip um den Kirchturm segeln sollte.
Das bedeutete für den Freitag, dass ein Abschied auf der Agenda stand. Jeremy war langjähriger externer Springer gewesen und Anfang April Vollzeit bei Duncan eingestiegen, als James Duncan verschollen war. Nach der Übernahme hatte er uns die Treue gehalten und erst nach Monaten darum gebeten, in absehbarer Zeit aus der Vollzeit entlassen zu werden.
Weil Davey da schon eingestellt war und es klar war, dass er erst Mitte November fahren konnte, hatte Jeremy mit diesem klaren Ziel vor Augen zugesagt, noch so lange in Vollzeit zu bleiben. Heute räumte er dann schließlich den DAF XF aus und machte Platz für die kommende Fahrergeneration. Ich dankte ihm im Büro noch mal für den besonderen Einsatz und überreichte ihm als Anerkennung einen kleinen Präsentkorb. Er blieb uns aber ohnehin in der Firma erhalten, da er bestimmt die eine oder andere Berufsschulwoche von Davey überbrücken musste.
Nach einem Wochenende, das wir mit gepflegtem Nichtstun verbracht hatten, ging dann am 21.11. der Ernst des Lebens für Davey richtig los. Weil er auf einem DAF CF Fahrschule gemacht hatte, brauchte ich ihn nicht großartig in den XF einzuweisen, die Cockpits waren sich dank Familiendesign recht ähnlich. Er stellte sich den Sitz und die Spiegel ein, unser Zug war vorgeladen mit zwei Teilladungen für Grimsby. Ein Teil davon waren Schieferplatten, ein typisch nordwalisisches Produkt.

Auf der leichten Steigung schaltete Davey mit Zwischengas zurück. „Aha. Das hast Du gelernt? Die meisten halten das heute leider für Unsinn, weil die Getriebe sowieso synchronisiert sind.“ „Ja. Gerald meinte, man kann so schneller schalten. Wenn man wartet, bis die Synchronringe die Drehzahl angeglichen haben, würde man bergauf mit Ladung zu viel Tempo verlieren.“ „Da hat er auch Recht. Und solltest Du irgendwann in der zweiten Hälfte der Ausbildung mal den Iveco T fahren wollen, bleibt Dir sowieso nichts anderes übrig. Das Getriebe hat gar keine Synchronringe, die eine Drehzahl angleichen könnten.“
Bis Manchester lief es glatt, dort bekamen wir noch die Reste vom Berufsverkehr mit. Gerald Howes hatte als Fahrlehrer soweit ganze Arbeit geleistet. Während der Rumäne vor uns Stop & Go wörtlich nahm, immer aufrückte und wieder stehen blieb, suchte sich Davey den richtigen Gang, um den LKW mit niedriger Drehzahl und kaum Gas konstant rollen zu lassen.
Bei Sheffield meldete sich dann der Funk. „Guten Morgen KFL! Wen haben wir denn?“ Den KN-Trans Scania R580 mit Jumbo hatte ich in der Gegenrichtung gesehen. Ich antwortete mit breitestem Südwales-Akzent: „Ein Cockney in den East Midlands? Hallo Tom, Ricky hier.“ „Oh, der Chef selbst und das in einem DAF? Ich dachte, Du magst die nicht.“ „Erstens haben wir nun mal nicht viel Auswahl und zweitens muss ich ihn ja nicht selber fahren. Ich bin nur der Ausbilder.“ „Ach so. Gruß an Davey.“ Tom war als „Kollegen-Freund“ auch zur Hochzeit eingeladen gewesen und kannte daher Davey.
„Wo geht es hin?“ „Cleethorpes und Grimsby.“ „Habe nichts gehört, sollte frei sein. Bin aber erst Sheffield/Meadowhall selber drauf.“ „Deine Richtung ist mindesten mal bis Lofthouse auch klar. Wo musst Du hin?“ „Middlesbrough und dann aufs Schiff über Dänemark nach Finnland. Zweiwochentour.“ „Na dann gute Fahrt.“ „Euch auch. Bye!“ „Cheers, Tom.“
Am späten Vormittag kamen wir in Cleethorpes an und fuhren durch die Stadt. „Hat Gerald Dir nicht gezeigt, dass man an einer roten Ampel die Handbremse anzieht?“ „Nein. Der CF hatte eine automatische Haltebremse.“ „Der hier aber nicht. Und selbst wenn Du eine hast und mal eine halbe Sekunde zu früh von der Bremse gehst, greift die nicht. Und Du merkst manchmal nicht, wenn Du rollst, bis Du auffährst, weil Du eh nur Autodach siehst und keinen Bezugspunkt zum Vordermann hast. Bitte zieh immer, wenn Du an einer roten Ampel oder sonst wo länger als ein paar Sekunden in der Schlange stehst, die Handbremse. Das haben Luke und ich sogar mit dem Volvo gemacht, den Julian jetzt in Deutschland fährt. Der hatte auch eine Haltebremse.“ „Okay.“
Wir wurden abgeladen, Davey fuhr nach Grimsby und dort wurden wir den Rest der Ladung los und bekamen eine neue Fracht für die Isle of Man. Weil keine Rampe da war, konnte der alte Fruehauf-Trailer seinen Vorteil ausspielen. Wir fuhren einfach an ein Hallentor und luden mit der eingebauten Hubbühne auf.

Mit knapp unter 13 Tonnen blieb die Achse so gerade eben oben. Sie war bei uns immer so eingestellt, dass sie bei 13,0 Tonnen Zuladung automatisch runter ging. Ansonsten konnten wir es manuell machen, wenn eine altersschwache Brücke es wollte oder sie bei Glätte auch manuell heben, um die Hinterachse mehr zu belasten. Beide Ladestellen zusammen hatten für Davey eine 45er Pause ergeben. Ich wollte wenn möglich nicht selber fahren.
Eine zweite 45er wurde Rivington Services fällig. Mit einem 10er-Tag sollte Davey es aber schaffen, nach Heysham zu fahren. Die Fähre von und nach Liverpool fuhr derzeit nicht. Um viertel vor 6 waren wir im Hafen und legten uns schon mal in die Betten. Die Fähre legte kurz vor Mitternacht an. Davey fuhr mit Digitacho auf Fährstellung aufs Schiff und wir gingen dort zu unserer Kabine. Auf der Ben-My-Chree gab es nur ein paar Vierbettkabinen, weshalb wir noch zwei Kollegen dazu bekamen. Das Schiff legte 2:15 Uhr ab und war 5:45 in Douglas. Ohne Frühstück machten wir uns auf den Weg, wir hatten sowieso die nächste Rückfahrt in 3 Stunden gebucht.
Die Entladestelle in Ramsey war dann besonders gemein, es war ein Bauernhof, wo wir Dünger entladen und Kartoffeln laden sollten. Der Trailer sollte dazu rückwärts in eine Scheune gedrückt werden, aber musste dazu im Bogen über den linken Spiegel angefahren werden. Und im Rechtslenker war der linke Spiegel der böse.
Ich zog mir die Handschuhe mit Reflektorstreifen an und ging nach hinten, um Davey einzuweisen. Er fuhr aber zu eng an und beim Versuch vorzuziehen und erneut zurückzudrücken hatte er den Winkel spitzer gemacht. Das würde es einfacher machen, wenn er dann richtig vor dem Tor stehen würde, aber nahm ihm so Platz für die erforderliche Korrektur weg. Ich musste ihm mehrmals Notstopp signalisieren, aber beim Vorziehen achtete er nicht auf mich und korrigierte daher den Winkel nicht.
Es war inzwischen auch noch ein zweiter LKW eingetroffen, der Fahrer stieg aus seinem Scania und sah sich die Angelegenheit aus der Nähe an. Während ich weiter einwies, sprach er mich an: „Hallo. Klappt nicht so richtig?“ „Erste Tour, er ist gestern zum ersten Mal nach der Prüfung gefahren. Da ist die Ladestelle schon heftig.“ „Warum setzt Du Dich dann nicht ans Steuer?“ „Und wenn er das nächste Mal hier her oder in so eine ähnliche Situation kommen muss, sitze ich am Schreibtisch? Das bringt doch nichts! Er muss es so oder so lernen.“ „Hast Du ja auch Recht.“ Ihm würde es, wenn ich das in einem Anlauf machte, vor allem schneller eine freie Ladestelle bringen.
Das hier brachte allerdings auch nichts. Das sah auch Davey ein, also zog er die Handbremse an und gab mir ein kurzes Signal der Kapitulation mit dem Warnblinker. Ich ging zur Zugmaschine. Dass Davey den Tränen der Verzweiflung nahe war, konnte ich erkennen. „Mach Du das bitte.“ „Nein! Davon hast Du nichts. Steig mal aus und schau es Dir an.“
Ich nahm ihn mit nach hinten und erklärte ihm, was sein Problem war. „Wenn Du Dich mal so in eine hoffnungslose Situation wie hier rangiert hast, dann fahr noch mal weg und setz komplett neu an. Das bringt Dir immer noch mehr als immer wieder versuchen zu korrigieren, aber ohne Sinn vorwärts und rückwärts zu rollen.“ „Okay.“
Er setzte sich wieder ans Steuer, ich wies ihn wieder ein und dieses Mal stand er nach dem ersten Anlauf schon deutlich besser vorm Tor. Auch beim Vorziehen beachtete er nun meine Signale und beim zweiten Anlauf kam er zwar nicht mittig, aber doch mit genug Platz auf beiden Seiten gerade in die Scheune.

Nachdem wir ent- und wieder beladen waren, ging es zurück nach Douglas und mit der 8:45-Fähre, auf der wir das Frühstück nachholten, nach Heysham. Dort legten wir um 12:15 Uhr an und waren mit Umwegen über einige regionale Ladestellen am frühen Abend in Deeside.
Am Donnerstag ging es dann nach Swansea und zurück, der zweite Zehner diese Woche und am Freitag nach Hull und zurück. Davey wusste jetzt erst einmal ein paar Dinge, auf die es aus Fahrersicht ankam. Den Rest wie Papiere und Verhalten an Ladestellen kannte er schon von den gemeinsamen Touren mit den anderen Fahrern seit die Ausbildung losgegangen war. Jetzt sollte er bis Weihnachten einfache Touren alleine fahren, um Routine aufzubauen. Vor allem welche, die nur einen oder zwei Tage dauern sollten. Wenn es sich ergab, würden Philip oder ich mal einen Tag mitfahren, um zu sehen, dass sich keine Fehler einschlichen.
Die kommende Woche allerdings würde das nicht der Fall sein, denn da waren Luke und ich in den Flitterwochen – oder eher der Flitterwoche – auf den Kanaren. Damit hatte Philip alleine im Büro mehr als genug zu tun.
Am Flughafen sah ich während der Wartezeit vorm Rückflug im deutschen Spotterforum, dass Sebastian seine Insiderinformationen schamlos ausnutzte. Es war nichts geheimes, er hatte nur die Möglichkeit, schneller zu sein. Der neue in der Bochumer Flotte war ein Volvo FH13 500 Globetrotter XL in beige-blauem Inseldesign. Da er außerdem den bekannten Stralis BO-IT 500 als seinen eigenen Arbeitsplatz vorstellte, war klar, dass der Volvo an Tomas gegangen war. Den Stralis musste man wohl auch mal gefahren haben, wenn man da arbeitete. Angefangen hatten da drauf Chris und ich. Julian und Ilarion waren jeweils mal als Beifahrer mitgefahren. Dann war Dominik mein Beifahrer, anschließend Luke und dann hatten wir ihn an Tomas abgegeben, jetzt war Sebastian an der Reihe, aber wenn ich mir den Kilometerstand ansah, würde er wohl auch der letzte Fahrer sein, bevor der Truck weg ging.
Tomas hatte mal irgendwann gesagt, dass wir nach zwei Monaten der erste Lichtblick gewesen waren. Davor war er als letztes vielversprechendes Vorstellungsgespräch von MM-Transporte in Duisburg nicht genommen worden, aber im Nachhinein hatte er also auch nicht unbedingt das schlechteste Los gezogen, mit dem Umweg über ein paar Monate Zeitarbeit bei KFL in Bochum raus gekommen zu sein und erst einmal ein Jahr Iveco fahren zu müssen.
Wie Sebastians Standing in der Berufsschule mit einem Iveco sein würde, blieb die spannende Frage. Aber dafür hatten die anderen wohl kaum Dreiachser mit 500 PS und Vollausstattung. Und ob es so viel toller war, einen Scania R420 mit Sparkabine zu haben, nur weil da dieser Geier auf dem Kühler klebte?
Nachdem wir im kalten und regnerischen Wales zurück waren, ging es auch in den Alltag zurück. Wobei der für Luke neu war, denn er fuhr ab sofort Trailerpendel, also morgens Deeside – Hull, mittags am Hafen umsatteln und zurück. Lars Scherer war sein Gegenstück auf dem Kontinent zwischen Neuss und Rotterdam, vom Hafengelände aufs Schiff und wieder runter fuhren die Trailer mit Mafis von der Fährgesellschaft. Aus Perchtoldsdorf fuhr meistens Felix selbst auf eine Dreitagesrunde über Neuss und Paderborn, wo dann die Frachten nach Skandinavien und Großbritannien umgeladen wurden.
Weil es auch da schnell mit der Ladung aufwärts ging, wollte Felix ab Neujahr einen Fahrer einstellen, der einen Wechselbrückenzug fuhr und der auf halber Strecke nachts den Motorwagen mit Maxi aus Neuss kommend umbrücken und die Anhänger tauschen sollte. So gab es dann bald in unserem Firmenverbund 5-mal die Woche je Richtung einen Trailer Großbritannien – Kontinent und je Richtung 4 Wechselbrücken in der Woche Österreich – NRW. In Paderborn und Neuss hatte Steven sich, ähnlich wie wir das hier von Duncan übernommen hatten, inzwischen Subunternehmer gesucht, die mit 12-Tonnern den Verteilerverkehr im Umland durchführten.
Daveys Berufsschulwoche fuhr Philip den DAF. Ich beschäftigte mich inzwischen mit den Urlaubsanträgen fürs kommende Jahr und den Wünschen für Trucker-Festival-Besuche. Nach Evesham wollten alle außer Mervyn, zum Cheshire Truckfest waren alle als Pflichtveranstaltung gesetzt, das war 30 Meilen von hier und das Heimspiel. Da wollten wir mal mit voller Mannstärke und Flotte auftrumpfen.
Eine Überraschung war dann ein junger Mann, der seine Transport-Anfrage persönlich vorbrachte. Und Geld würden wir auf der Tour auch nicht verdienen. Da ging es um die gute Sache. Seine LKW-Vermietung war abgesprungen und bei dem Ziel wollte ihm kein anderer einen LKW vermieten. Ich hatte zwar kein Visum für das Zielland, aber als Deutscher sollte ich es schnell genug bekommen.
„Okay. Vorbehaltlich dass ich das Visum bekomme und mein Mann keinen Widerspruch einlegt, würde ich die Tour annehmen. Fährst Du auch? Oder wolltest Du nur als Beifahrer mit?“ „Wenn ich darf auch fahren, sonst wird es mit dem Termin vielleicht eng.“ „Dann müssten wir das noch irgendwie vertraglich regeln. Du kannst Dich vielleicht einfach in einen auf den Namen Eures Vereins angemieteten LKW setzen, aber bei einem Unternehmen brauchen wir einen Arbeitsvertrag und wenn Du keine hast, brauchst Du auch noch eine Fahrerkarte. Und der einzige LKW, mit dem wir das umgehen könnten, kommt mir im Winter nicht auf die Straße.“ „Doch, Karte habe ich. Meine Eltern haben einen Heizölhandel, da jobbe ich in den Ferien, am Wochenende oder wenn ich mal einen halben Tag keine Vorlesungen habe.“
Der Vertrag durfte genauso wenig Dumping sein wie die Frachtrate. Nicht mal was Sinnvolles konnte man in dieser Bürokratischen Union machen, ohne dass sie einem dafür die Knüppel ihrer Regulierungswut in den Weg legten. Aber es war ja nur, um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern. Auf der anderen Seite standen gelbe Zugmaschinen mit blauen Trailern und einer Sonne drauf jedes Wochenende mehrere Tagesreisen von der Heimatbasis entfernt rum und kein Wettbewerbshüter schritt dagegen ein. Vielleicht war der Brexit doch keine so schlechte Idee wie es manchen schien. Wenn dadurch die ganze Bürokratie hier mal wieder verschlankt wurde, könnte ich mich damit wohl auch irgendwann geschäftlich anfreunden. Privat war er mir ja ohnehin nicht so unangenehm.
Abends dann fragte ich Luke, was er von dem Plan hielt. „Du bist Fernfahrer, 1 Meter vor und zurück mit einem Bürostuhl ist an sich nicht Dein Ding. Du hast Dich früher bei BP schon immer um die Touren weit weg nach Schottland, Irland, Kent und Cornwall gerissen. Ich wundere mich sowieso schon, wie Du das aushältst. Dann ist es auch noch für eine gute Sache. Habe ich eine Chance, Dich davon abzubringen?“ „Klar. Wenn Du nicht willst, dass ich so einen Ritt mache, dann lasse ich es sein.“ „Nein. Fahr ruhig. Wenn Du von dem jungen Mann einen guten Eindruck hattest und er weiß, was er da tut, dann will ich Dich nicht daran hindern.“ „Okay, danke.“
Er hatte Recht. Manchmal würde ich gerne ans andere Ende vom Kontinent fahren anstatt im Büro zu sitzen. Aber dann sahen wir uns abends wieder und die Vorzüge eines geregelten Lebens überzeugten mich wieder.
„Wann geht es los?“ „Ich würde zwischen den Feiertagen mit dem vorgeladenen Zug hier los fahren. Du kannst mit oder fliegen. Wir feiern Neujahr bei meinen Eltern, dann kommt er mit Flugzeug und Bahn nach Marsberg und wir fahren von da los.“ „Wollt Ihr mit einem der Ivecos fahren?“ „Nein. Alex ist sowieso im Skiurlaub. Wir nehmen den großen DAF 105. Da drin ist mehr Platz. Und was müssen wir auf den Pisten Deinen guten, fabrikneuen Truck weich reiten oder meinen historischen mit Streusalz auflösen, wenn hier drei so abgerissene Dinger mit 250.000 bis 700.000 Meilen rum stehen?“
Und am 16.12. war die Weihnachtsfeier. In alter Tradition, aus Bochum übernommen, hatte ich die am Abend des letzten Freitags, bevor der erste Fahrer in Urlaub ging, angesetzt. Es gab Gutscheine von Roadking, einem großen Zubehörhandel in UK, garniert mit dem Hinweis an Davey, Sean und Alex, davon besser nichts zu kaufen, was speziell für DAF XF105 gemacht war. Auch Jeremy hatte ich dieses Jahr natürlich eingeladen. Bis vor ein paar Wochen war er noch Vollzeit hier gefahren.
Ich hatte sogar Trucker-Knallbonbons aufgetan. Diese Dinger waren eine echt britische Tradition. Zwei Leute zogen jeweils an einem Ende, worauf das Geschenkpapier mit einem Knallstreifen „gesprengt“ wurde. Die Kammer mit dem Geschenk war an einem der Enden festgeklebt, so dass sie dann einer von den beiden in der Hand hatte. Das Geschenk war irgendein billiger Kram unterhalb von 5 Pfund und dazu lag immer eine Weisheit als Aufkleber mit drin. Ich hatte selbst aber keine Ahnung, was da drin war.
Als erstes zogen Philip und Mervyn. Philip hatte den Gewinn, es war ein Adapter von Zigarettenanzünder auf zwei USB-Ports für Ladekabel. Der Spruch war „The most important employees have the biggest company cars!“ Zu dumm, dass er keinen Truck hatte, wo er den drauf kleben konnte.
Als nächstes besiegte Luke am zweiten Bonbon Davey. Er konnte sich über einen Schraubenzieher mit 8 Torx-Bits und die Weisheit „I have more horsepower than you have top speed!“ freuen.
Shawn schnappte sich gegen Jeremy eine Powerbank fürs Handy und den Aufkleber „Your car for sure is faster but my lorry is in front of you!“
Dann sicherte ich mir gegen Alex einen Teleskopstab mit einem Magnet an der Spitze. Immerhin nützlich beim Basteln. Und meinem Iveco Turbo konnte ich den dezenten Hinweis verpassen „If you love your life like I do this lorry you better don’t touch!“
Merwyn und Davey waren als erste aus der Verliererrunde dran, Davey bekam nun einen Teleskopspiegel und den für einen Anfänger sehr schönen Spruch „Never drive faster than your guardian angle can fly!“
Alex gewann nun gegen Jeremy und wurde Besitzer eines Handwärmers und des auch ganz gut zu ihm passenden Aufklebers „My stereo is louder than your horn!“
Merwyn musste im letzten Duell gegen Jeremy im wahrsten Sinne des Wortes den kürzeren ziehen. Jeremy bekam eine Mini-Taschenlampe und den Aufkleber „Don’t tow this vehicle. It wasn’t parked here by coincidence!“
Merwyn sollte aber auch was bekommen, daher war in diesem Paket ein Bonbon dabei, das auf einer Seite markiert war, die garantiert verlieren würde. Ich nahm diese Seite in die Hand und ließ ihn ziehen. So wurde er Besitzer eines Schlüsselanhängers mit Union Jack und dem Spruch „Don’t treat your lorry like a woman – love it!“
Weil für unsere Lagerarbeiter und Philip im Büro Truckergeschenke wenig Sinn machten, bekamen beide einen Schlüsselanhänger mit kleiner Stablampe, was vom Preis ungefähr so einem Knallbonbon entsprach. Anstatt Zubehörgutschein für Trucktuning sollten sie und Philip sich was aussuchen, um ihre Arbeitsplätze aufzumöbeln. Bei Philips betagtem Schreibtischstuhl würde das auch wahrscheinlich ziemlich wörtlich mit Möbeln zu tun haben. Gary und Rafal wollten sich erst mal die Kataloge der entsprechenden Lieferanten durchschauen.
Der Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt mit einem LKW schockierte natürlich auch uns auf der Insel. Nachdem mehr Details über den Ablauf bekannt wurden, musste ich vor allem ganz nüchtern und rational eine Sache feststellen. Kein einziger unserer Trucks hatte Überfallschlösser, die die Türen auf der Innenseite so massiv verriegelten, dass man sie nicht aufbrechen konnte. Ursprünglich erfunden, um Raubüberfälle im Schlaf zu verhindern, schienen wir mittlerweile an dem Punkt angekommen zu sein, wo man sie auch haben musste, um eine Entführung von Fahrer und Fahrzeug zu verhindern.
Duncan hatte sie wohl nie bestellt. Für die beiden DAF mit der großen Kabine sollte ich noch welche nachrüsten, alle neuen Fahrzeuge sollten welche bekommen. Beim Iveco lohnten sie nicht wirklich, weil der nur rollte, ansonsten im Hafen von Hull oder in unserer Halle parkte. Deshalb hatten wir sie weggelassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Luke an dem klobigen Ding den Ellenbogen prellte, war deutlich größer. Auch bei Davey war es selten, dass er längere Zeit oder sogar über Nacht in einer unsicheren Gegend stand, aktuell fuhr er auch nur Tagestouren. Bis er Fernverkehr machte, würde er auf dem großen XF105 sitzen. Und bei Shawn konnte man eher von Wochen als von Monaten sprechen, bis er einen neuen Truck bekam. Da sollte es dann aber der Trick mit den Spanngurten zwischen den Türgriffen tun.
Das direkte Auftragsvolumen ging langsam zurück, aber vor Weihnachten war es kein Problem, an Frachten zu kommen. Irgendein Logistiker hatte immer was zu fahren. So war die Flotte ausgelastet, bis vor Weihnachten ein LKW nach dem anderen auf dem Hof blieb, weil der Fahrer sich in den Urlaub verabschiedete. Und schließlich schloss auch ich das Büro zum letzten Mal vor Weihnachten ab.
Ich musste jetzt seit 2013 jeden Dezember sagen, dass ein ereignisreiches Jahr zu Ende ging. 2013 hatte ich meinen Job bei Talke verloren und war selbstständig geworden. 2014 hatte ich Chris kennen gelernt und mit Marlon, Julian und ihm KFL gegründet, zu Weihnachten war ich mit Chris im Streit und auf dieser Insel, um in Bochum auszusteigen und hier ein Unternehmen zu gründen. 2015 war die Trennung von Chris gleich nach Neujahr erfolgt, im Sommer hatte ich nach Jahren eisigen Schweigens Luke zurück gewonnen und zu mir nach Deutschland geholt. Jedes Jahr noch den einen oder anderen unangenehmen Nebenkriegsschauplatz von Patrick Schütz Abwerbeversuchen über Motorplatzer und Raubüberfall in Libyen bis zu einer aufgebrochenen Halle. Und jedes Jahr hatte ich gedacht, dass sich das vorherige nicht mehr steigern ließ.
Nun, 2016 hatte ich meine geliebte Großmutter verloren. Luke und ich hatten die Auswanderung umgekehrt und wir waren in seine Heimat Wales zurückgekehrt, die kurz danach zusammen mit dem Rest des UK für den Austritt aus der EU gestimmt hatte. Kürzlich hatten wir schließlich geheiratet. Dass auch noch der Junge, der nicht unwichtig dafür gewesen war, dass Luke und ich wieder zusammen gekommen waren, bei uns als Azubi anfing, nachdem ich unwissend seinen Cousin als eine meiner letzten Amtshandlungen in Deutschland eingestellt hatte, war da fast nur noch eine Randnotiz zum Thema „Die Welt ist klein!“
Aus den Einzelkämpfer-Unternehmen KFL, Scandinavia Express und Transalpin war ein Verbund mit Niederlassungen in Bochum, Deeside, Paderborn, Neuss und Perchtoldsdorf geworden. Damit waren wir als gegenseitige Subunternehmer darauf spezialisiert, aus Deutschland, Österreich und dem Vereinigten Königreich Fracht nach Benelux, Frankreich, Italien, die Schweiz, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland zu fahren. Auch wenn jedes Unternehmen für sich noch recht klein war, bildeten wir inzwischen ein starkes Netzwerk. Hier in Deeside hatten wir 5 ernsthafte Trucks und bei schönem Wetter noch das Spielzeug vom Chef.

Fahrzeug: DAF XF 105.460 Space
Kennzeichen: DE08 XNH
Zulassung: 31.07.2008
Laufleistung: 657.800 mls / 1.058.400 km
Lenkrad: rechts
Fahrer: David Brooklands (18)
Einsatzprofil: Nahverkehr
Fahrzeughistorie und Fahrerprofil: Der älteste Truck in der Flotte war der erste, den Duncan nach der Konsolidierung von Geoffrey Duncans überzogenen Wachstumsplänen wieder kaufen konnte anstatt zu leasen. Mit 8 Jahren und über einer Million Kilometern hat er seine besten Tage schon länger durch und wird als nächstes Fahrzeug abgelöst. Er sollte schon weg sein, wäre das 106er Montagsauto nicht abgebrannt.
Davey ist Auszubildender im ersten Lehrjahr und hat seit Mitte November seine Papiere zusammen, um selber fahren zu dürfen. Als Anfänger fährt er meistens tiefer nach Wales rein oder nach Yorkshire und in seine ursprüngliche Heimat, die East Midlands. Seine mütterliche Linie stammt aus Deutschland, war in den 1930er Jahren geflohen, hat aber die Sprache weiter bewahrt. Daher spricht er Englisch und Deutsch als Muttersprachen und zusätzlich Schulfranzösisch. In seiner Freizeit fährt er Fahrrad, spielt Fantasy-Rollenspiele oder jubelt für Nottingham Forest F.C.

Fahrzeug: DAF XF 105.510 Space Cab
Kennzeichen: DH58 TQV
Zulassung: 23.10.2008
Laufleistung: 636.800 mls / 1.024.600 km
Lenkrad: Rechts
Fahrer: Shawn Hannay (21)
Einsatzprofil: Internationaler Fernverkehr
Fahrzeughistorie und Fahrerprofil: Auch nicht wirklich anders ist der Lebenslauf von diesem Fahrzeug. Er folgte nach ein paar Monaten als zweiter eigener Truck in der gesund geschrumpften Flotte von Geoffrey Duncan. Weil Alter und Laufleistung kaum besser sind als beim vorherigen Truck, wird auch er bald ersetzt werden, vorher aber noch an Davey durchgereicht, wenn seiner weggeht.
Shawn wurde zwar in Wales geboren und ist hier aufgewachsen, entpuppte sich aber kulturell vor allem als Schotte. Er hat im Sommer seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer abgeschlossen. Seine Muttersprachen sind Englisch und Gälisch-Schottisch, daneben spricht er dank der Pflicht es in der Schule zu lernen fließend Walisisch und als Schulfremdsprache ausreichend Spanisch, um sich dort im Urlaub durchschlagen zu können. Als großes Hobby pflegt er seine schottische Kultur mit Dudelsackspiel und schottischem Volkstanz. Auch marschiert er schon mal im Kilt über ein deutsches Truckerfestival. Seine Familie stammt aus Galloway, das zwar geographisch den Lowlands zugeordnet ist, aber kulturell den Highlands verbunden ist, zum Beispiel durch keltisches Gälisch statt germanisches Scots als Sprache. Daher ist er als Mitglied des Clan Hannay auch als Teilnehmer von Highland Games zugelassen und fährt jedes Jahr als Turniertänzer nach Gourock. Daneben ist er Urban Explorer und Fan der Glasgow Rangers, natürlich auch bis runter in die vierte Liga, als es dem Verein schlecht ging und die Fans insgesamt bewiesen, dass sie kein Operettenpublikum sind und das von der Größe her Erstligastadion mehr als einmal ausverkauft war.

Fahrzeug: DAF XF 105.460 Super Space Cab
Kennzeichen: DJ13 SKG
Zulassung: 25.07.2013
Laufleistung: 274.900 mls / 442.300 km
Lenkrad: Rechts
Fahrer: Alexander Taylor (23)
Einsatzprofil: Internationaler Fernverkehr
Fahrzeughistorie und Fahrerprofil: Nachdem 2010 noch ein Fahrzeug gekauft worden war, mit dem aber der damalige Inhaber im Folgejahr verunglückte, folgte 2013 der nächste neue LKW. Er hat den ersten Wirtschaftlichkeitspunkt überschritten und muss auch demnächst weg oder noch eine ganze Weile bleiben, bis er mindestens 400.000 Meilen erreicht hat.
Alex war erster personeller Neuzugang unter KFL. Sein Vorgänger Rodney Porter war der alten Besitzerfamilie Duncan zu eng verbunden aber hatte zu lange gezögert und zu viel gewollt, um sich als Retter des Unternehmens präsentieren zu können. Aufgrund des hohen Konfliktpotenzials war Rodney von Ricky gegangen worden. Alex stammt aus einer englischen Familie aus Garden City, einer der Städte, die den politisch nicht existenten Wirtschaftsraum Deeside bilden. Er hat vor über 3 Jahren seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer abgeschlossen und danach erst einmal Nahverkehr gemacht.
Er spielt in seiner Freizeit am Computer, geht schwimmen oder joggen. Neben Englisch und aufgrund der entsprechenden Pflicht in der Schule als erste Generation in seiner Familie Walisisch spricht er noch Deutsch als Schulfremdsprache. Und beim britischen Universalthema Fußball ist er sich mit Ricky einig und Fan des Everton F.C. Daneben interessiert er sich für die Formel 1 und gehört zu den nicht gerade wenigen Briten, die sich gefreut haben, dass Prinz Hochnase Lewis Hamilton, obwohl aus den eigenen Land, nicht Weltmeister geworden ist.

Fahrzeug: DAF XF 106.510 Super Space Cab
Kennzeichen: DA65 JMN
Zulassung: 02.10.2015
Laufleistung: 95.700 mls / 154.000 km
Lenkrad: rechts
Fahrer: Merwyn Thomas (38)
Einsatzprofil: Nationaler Fernverkehr
Fahrzeughistorie und Fahrerprofil: Ende 2015 leistete James Duncan sich dann das aktuelle Spitzenmodell von DAF. Als erstes ließ er eine aufwändige Lackierung eines wehenden Union Jack aufbringen. Es folgten Anbauteile und er wollte den Wagen weiter veredeln und auch den Innenraum komplett umbauen.
Merwyn stammt aus dem Nordwesten von Wales. Er hat zuerst bei der Luftwaffe Karriere als Bodenpersonal gemacht und dort auch den LKW-Führerschein erworben. Seine Muttersprachen sind Walisisch und Englisch – in dieser Reihenfolge – und obwohl Fremdsprachen zu seiner Zeit nicht Pflicht in der Schule waren, lernte er Französisch. Ursprünglich war er internationalen Fernverkehr gefahren, aber er wechselte in den nationalen Verkehr, als Shawn ausgelernt hatte und international fahren durfte. Auf Kanalquerungen kann er inzwischen verzichten und überlässt sie den jungen Fahrern mit mehr Fernweh.
Als Familienvater und Hausbesitzer sind die Hobbys quasi festgelegt, ab und zu reicht die Zeit für eine Runde Tennis. Fußball interessiert ihn nicht wirklich, stattdessen aber Rugby, wo er Fan der Llanelli Scarlets ist.

Fahrzeug: Iveco Stralis Hi-Way 460e6
Kennzeichen: DH66 KXT
Zulassung: 12.09.2016
Laufleistung: 12.200 mls / 19.600 km
Lenkrad: Rechts
Fahrer: Lucas Kaiser-Leighton (34)
Einsatzprofil: Hafenpendel
Fahrzeughistorie und Fahrerprofil: Der erste neue Truck wurde zu Rickys Überraschung ein Iveco. Der Hi-Way in Deutschland hatte Luke mit seinem Motor offensichtlich so sehr überzeugt.
Luke dürfen ihn nur seine Freunde nennen, auf den abgenutzten Witz „Ich bin Dein Vater“ mit Darth-Vader-Stimme reagiert er allergisch.
Seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer machte er von 2000 bis 2003 bei der kleinen, aber für die Oldtimersammlung ihres Chefs bekannten Spedition T.D. Williams in Ammanford.
Er fing 2003 zur gleichen Zeit wie Ricky bei BP in Pembrokeshire auf Tankzügen an, wo er bis 2012 blieb, bevor sein Arbeitsplatz wegrationalisiert wurde. Danach fuhr er 2 Jahre Stückgut für eine kleine Spedition aus Pontypridd und später noch ein Jahr für KN Trans, der Firma unseres alten Kumpels Keith. Danach fuhr er fast ein Jahr bei KFL in Deutschland und jetzt in Großbritannien. Die Tour ist so ausgelegt, dass er jeden Abend wieder zu Hause ist.
Luke spricht Englisch und Walisisch als Muttersprachen, Deutsch fließend und Französisch „zähfließend“ als Fremdsprachen. In der Freizeit malt er sowohl mit Airbrush als auch mittlerweile mit Pinsel, fährt Motorrad, treibt je nach Lust und Laune die eine oder andere Sportart und jubelt für Cardiff City F.C., Llanelli Scarlets und das Suzuki MotoGP-Team.

Fahrzeug: Iveco 190-38 Turbo
Kennzeichen: A572 JDM
Zulassung: 12.07.1983 / 09.08.2016
Laufleistung: unbekannt, ca. 2.300.000 km (Kilometerzähler bei Restaurierung ersetzt)
Lenkrad: links
Fahrer: Eric Kaiser-Leighton (37)
Einsatzprofil: Showtruck und Gelegenheitsverkehr
Fahrzeughistorie und Fahrerprofil: Den Truck sah Ricky zufällig aus dem Auto. Der Vater des Vorbesitzers hatte ihn nach einem langen Leben auf Orientroute und schließlich im Nahverkehr, gefolgt von Standzeit in einer Scheune gekauft, weil er selbst mit so einem Fahrzeug um 1980 in den Orient gefahren war. Von dem neuen Besitzer, einem Rentner wurde er liebevoll restauriert, was bei einem der seltenen Special-Modelle wahrscheinlich nicht ganz einfach war. Als der Besitzer verstorben war, wollte sein Sohn, der keinen LKW-Führerschein hat, ohnehin verkaufen. Da Ricky auf dem Nachfolgemodell, dem TurboStar angefangen hat, war es für ihn als Iveco-Fan ein Glücksgriff, einen vollrestaurierten Special-T kaufen zu könnnen.
Ricky selbst sitzt inzwischen fast nur noch im Büro oder fährt als Springer. Das ist vielleicht nicht immer seine Erfüllung, aber die Verantwortung des Geschäftsführers. Außerdem ist es auch ganz schön, wenn der Partner abends auch wieder zu Hause ist, man seine Freizeit gemeinsam verbringen kann, aber sich nicht auch noch während der Arbeit auf der Grundfläche eines unterdurchschnittlichen Badezimmers den ganzen Tag auf der Pelle sitzt. Rickys großes Hobby ist die Modelleisenbahn, Sport bleibt seit Jahren ein guter Vorsatz. Außerdem ist er Fan von VfL Bochum und Everton F.C., Yamaha Racing in der MotoGP und den Kölner Haien.

Daneben hat KFL seinerzeit 5 Fruehauf-Trailer mit Laderampe von Duncan übernommen. Passend zu den grünen Zugmaschinen sind noch 3 davon übrig.

Ebenfalls 3 Trailer sind inzwischen von den neuen blauen des britischen Herstellers Dennison vorhanden. Einer läuft mit dem Union Jack DAF, die beiden anderen im Trailer-Exchange, zusammen mit zwei deutschen, bei denen die Farben
Beige und Dunkelblau aber umgekehrt sind und die eine andere Schrift verwenden.
Im Büro arbeitet außerdem Philip Knight. Er ist 56 Jahre alt und hat quasi sein Leben bei Duncan verbracht. Nachdem er den LKW-Führerschein noch für den elterlichen Betrieb gemacht hatte, zog er mit 26 Jahren bei den Eltern aus und fing auf einem Verteiler-LKW bei Duncan an. Im Laufe der Zeit stieg er in der Fahrerhierarchie auf bis zum Foreman Driver, einer Art Abteilungsleiter für die Fahrer im Fernverkehr.
Dieses Jahr hatte er sein 30-jähriges Betriebsjubiläum.
Da er aus einer Kleinunternehmerfamilie mit einem Baustoffhandel kam und als Jugendlicher seiner Mutter geholfen hatte, war er nach James Duncans Tod der einzige, der etwas von Büroarbeit in einem Kleinbetrieb verstand. Deshalb zog er sich aus dem Fahrdienst zurück und arbeitete sich ins Büro ein. Inzwischen hatte erstens er die Erkenntnis gewonnen, dass man das Unternehmen alleine im Büro nicht effektiv führen kann. Und zweitens hat seine Frau die Erkenntnis gewonnen, dass es schöner ist, wenn der Ehemann abends nach Hause kommt. Außerdem ist er mittlerweile Großvater und will auch deswegen nur noch als Springer auf Tour.
Daneben schmeißt Gary Sheldon als Lagerleiter mit 14 Jahren Erfahrung in der Lagerlogistik unsere Umschlaghalle. Er ist 43, Familienvater und überzeugter Manchester City Fan.
Freitags und samstags hilft ihm Rafal Mikolajczak, 19 Jahre und Student, der sich was dazu verdienen muss. Nur über Fußball sollten die beiden nicht reden, auch Ricky macht das ungerne, ist Rafal doch Fan von Evertons Stadtrivalen F.C. Liverpool, der erst vor ein paar Tagen das Derby gewonnen hat.

Ein Truck ist nach nur 3 Jahren mit Brandschaden aus dem Bestand ausgeschieden. Es war eine Montagsproduktion und hatte vom ersten Tag Ärger gemacht, wahrscheinlich nur als DAF durch die Duncan-Markenbrille geblieben. Insbesondere um die London Sights Lackierung war es schade.
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Es war seinerzeit eine Tradition, im letzten Kapitel vor Weihnachten einen Jahresrückblick und eine Flottenauflistung zu bringen. Jetzt wirkt das natürlich alles etwas aus der Zeit gefallen, aber in 3 Monaten ist ja auch schon wieder der zweite Weihnachtsfeiertag.
