21. Geburtstag in Pacifica, letzte Woche Leihwagen, Welpen

Sonntag, den 27. September 2020, 7:00 am, PDT, Sacramento, CA:

Wie erwartet, war es nicht nötig, einen Wecker zu stellen. Wofür hatten wir denn Tim. „Daddy, wach werden.“, waren wieder die ersten Worte, die ich an diesem Sonntag hörte. „Lass uns noch ein bisschen schlafen.“, murmelte ich und drehte mich um. „Nicht mehr schlafen, wach werden.“, sagte unser kleiner trotzig. „Dann wecke erstmal Mami.“ Ich hörte, wie er zur anderen Seite des Betts tapste, dann kam: „Mami, wach werden.“ „Noch nicht, Schatz. Mach erstmal Daddy wach.“, murmelte meine Süße ebenso verschlafen. „Daddy sagt, erstmal Mami wach machen.“ Pam drehte sich zu mir. „Ich glaube, das war gestern wieder ein Glas Wein zu viel.“ „Wie war das mit Medikamenten und Wein?“ „Der Wein war aber so lecker. Wie spät ist es eigentlich?“ Ich schaute zur Uhr. „Kurz nach Sieben.“ „Dann müssen wir wirklich langsam aufstehen. Wir sollen ja um Neun bei Tims Granny sein.“ „Ich verzichte heute früh aufs Laufen. Dann kann ich noch ein paar Minuten.“ „Wenn du nicht laufen gehst, dann mach schonmal Frühstück fertig. Ich gehe schonmal duschen.“ Pam stand auf und ging ins Bad. Tim kletterte ins Bett und begann mal wieder, mir im Gesicht herumzupatschen. Also ergab ich mich meinem Schicksal und stand auf.

Als Pam aus dem Bad kam, war dann schon der Kaffee durchgelaufen und Tim hatte sein Schälchen Cheerios vor sich stehen. Ich machte gerade ein paar Toasts fertig. Sie kam erstmal zu mir und nahm mich in den Arm. „Guten Morgen, Darling.“ „Guten Morgen, Sweetheart.“ Sie bekam einen langen Kuss. „Sollen wir uns auch Lunchpakete fertigmachen?“ „Keela will doch wohl was vom Nick’s holen.“ „Auch gut. Ich nehme aber ein paar Kekse mit, falls Tim auf der Fahrt Hunger bekommt.“ „Okay.“ Wir setzten uns zu Tim an den Tisch und frühstückten. Dabei fragte Pam dann: „Was ziehen wir denn an?“ „Weiß ich auch nicht. An der See ist es sicher wieder ein paar Grad frischer.“ „Ich glaube ich nehme ein Sommerkleid und ziehe einen Bikini drunter. Falls es zu frisch ist, nehme ich noch eine leichte Jacke mit.“ „Klingt gut.“ „Meinst du ich kann da mit Tim auch ein Bisschen ins Wasser?“ „Keine Ahnung. Ist ja ein Surfstrand und kein Badestrand. Kommt darauf an, wieviel da los ist.“ „Meinst du, Ende September ist noch viel los?“ „Bestimmt. Das Wetter wird gut und im Herbst ist das Meer wärmer, als im Frühling.“ „Was ziehst du an?“ „Shorts und ein Shirt. Wahrscheinlich ziehe ich auch die Badeshorts drunter.“

Nach dem Frühstück ging ich ins Bad und machte mich fertig. Als ich rauskam, trug Pam schon ihr Sommerkleid. Die langen, schwarzen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie war nun gerade dabei, eine Tasche zu packen, in die, neben ein paar leichten Jacken für uns auch Wechselsachen für Tim kamen. Anschließend machte sie den Kleinen fertig. Gegen halb Neun packten wir alles in den Ford Edge und fuhren zum Haus meiner Eltern.

Dort angekommen, stellten wir fest, dass der Pickup von Marc auch schon da war. Wir parkten und ging auch erstmal kurz rein. Neben Keela und Marc trafen wir hier noch auf Mom und Jessy. „Super, dann können wir ja los.“, stellte Marc fest. „Von uns aus schon.“, fügte ich hinzu. „Schade, dass du nicht mitkommen kannst.“, sagte Pam zu Jessy. „Bis wir einen Termin finden, wo Marc hier ist und auch noch Danny Bereitschaft hat, können wir gleich noch Moms und Marcs Geburtstag mitfeiern.“, sagte Jessy locker. „Könnte passieren.“, sagte Marc. Wir verabschiedeten uns von Jessy und gingen zu den Autos. „Hast du ein Navi in deinem Auto?“, fragte Marc. „Nein. Wieso? Findest du den Weg ohne nicht?“ „Das schon. Ich weiß aber nicht auswendig, wo im Moment Straßen wegen der Brände gesperrt sind. Ich habe eins im Pickup. Dann lass mich vorfahren.“ „Okay.“ Wir stiegen ein, wobei Mom sich nach Hinten zu Tim setzte. Dann machten wir uns auf den Weg.

Zwei Stunden später hatten wir Rockaway Beach erreicht. Der offizielle Parkplatz zum Strand war gesperrt, auf einem Schild stand, dass man doch zum Pacifica State Beach nach Linda Mar fahren soll, wo der Parkplatz auch geöffnet war. Keela und Marc kannten aber, wie der Rest der Surfclique die ganze Familie Gust, die das Nick’s und das zugehörige Sea Breeze Motel betrieben. Als Keela das Essen für heute bestellt hat, hat sie auch gleich vereinbart, dass wir auf dem Parkplatz vom Sea Breeze Motel parken durften. Wir stellten unsere Autos neben einen schwarzen, schön fertiggemachten, alten GMC Vandura, der direkt am Weg zum Strand stand. Als wir ausstiegen, tat das ebenfalls ein Paar aus dem Vandura. Keela musste sich auch stark bremsen, um die Beiden nicht zu umarmen. Das sah man sofort. Keela stellte uns vor: „Das sind Jeff und Beverly, unsere besten Freunde aus unserer Surfclique.“, dann wandte sie sich an die Beiden: „Das ist Marcs Mutter, Mary und das ist Marcs Bruder Steve mit seiner Frau, Pam und natürlich der kleine Tim.“ Tim wurde auch schon ganz ungeduldig. Er hörte das Meer und sah den Strand. „Ich will jetzt an den Strand, spielen gehen.“ Alle mussten lachen, dann gingen wir wirklich erstmal an den Strand.
Hier waren dann zu unserer Überraschung auch nur ein paar Spaziergänger unterwegs. „Wollen denn von unserer Clique noch welche kommen?“, fragte Keela nun Jeff. „Die anderen wussten noch nicht so recht, ob sie hier rauskommen sollten. Charlie und Mandy kommen wahrscheinlich schon, die wohnen ja in Pacifica, die meisten müssten aber auch extra anreisen.“ „Mal abwarten.“, sagte Marc. „Was haltet ihr davon, wenn wir hier die Feier machen.“, sagte Keela, als wir am Südende des kleinen Strands waren. „Hier haben wir ein bisschen Schatten von dem Hügel und wer Sonne haben will, geht ein paar Schritte weiter.“ Alle nickten zustimmend. Jeff blickte aufs Meer. „Die Wellen sind gut heute. Habt ihr zufällig eure Boards dabei?“ „Zufällig nicht…“, sagte Marc. „…aber absichtlich.“, vollendete Keela den Satz. „Lasst uns aber erstmal die Sachen aus dem Pickup holen.“
Mom blieb mit Tim schonmal am Strand. Der Rest ging zurück und wir holten die Sachen. Der Laderaum des Pickups war randvoll. Zusätzlich zu den beiden Longboards hatten Keela und Marc einiges von den Campingmöbeln, die wir bereits am 4. Juli beim Barbecue benutzt hatten, mitgebracht. Außerdem noch ein paar Decken. Pam holte noch eine Tasche mit Spielsachen für Tim aus unserem Auto.

Während wir dann alles aufbauten, holten Marc, Keela, Jeff und Beverly noch ihre Boards und die Surfanzüge aus ihren Fahrzeugen. „Ich hoffe ihr seid nicht sauer, wenn wir auch etwas Surfen.“, sagte Keela. „Diese Wellen muss man einfach nutzen.“ „Wir wollten euch immer schon mal surfen sehen.“, sagte ich. Mom nickte auch zustimmend. Die vier zogen die Surfanzüge an und paddelten raus. Dann zeigten sie, was sie konnten. Es war wirklich beeindruckend. Marc war inzwischen auch beinahe so gut, wie die Anderen. Keela und Jeff waren aber richtige Meister mit ihren Boards, Beverly war etwas schlechter, als Keela und Jeff. Während ich die vier beobachtete, spielten Mom und Pam mit Tim im Sand.

Nach einer Weile hatten die vier Surfer auch erstmal genug. Keela fragte dann, was wir essen wollten und rief eben im Nick’s an und bestellte das Essen. „Können wir mit dem Kleinen gleich auch etwas ins Wasser?“, fragte Pam dann. „Normal geht das hier nicht.“, sagte Jeff. „Das ist hier ein reiner Surfstrand. Da heute aber außer uns keiner da ist, könnt ihr das machen. Normal seid ihr dafür besser in Linda Mar aufgehoben.“ Eine halbe Stunde, nachdem Keela das Essen bestellt hatte, konnten wir es abholen. Dann machten wir es uns am mitgebrachten Tisch bequem und aßen unser Seafood.
Während dem Essen musterte Mom Jeff und Beverly, die optisch genau den Klischees der Surfer entsprachen. Beide waren Blond, hatten längere Haare, waren gut gebaut und sonnengebräunt. „Was machen Sie denn beruflich? Sind Sie Surflehrer?“, fragte sie dann. „Gott bewahre!“, sagte Jeff. „Damit verdient man ja kaum was. Beverly und ich sind als Rechtsanwälte in einer großen Kanzlei in San Francisco tätig.“ Mom schaute ungläubig. „Das hatte ich nicht erwartet.“ „Als wir Keela und Marc kennengelernt haben, waren wir noch Studenten. Inzwischen haben wir den Abschluss beide mit Auszeichnung gemacht und haben nun unsere erste Anstellung.“, erklärte Beverly. „Unser Ziel ist es, später mal eine eigene Kanzlei zu haben.“ „Das ist aber noch ein weiter Weg.“, erklärte Jeff. „Die großen Kanzleien sind aber optimal, um Praxis zu bekommen und sich erstmal einen Namen zu machen. Irgendwann werden wir Junior Partner und später mal Senior Partner. Dann ist man soweit, dass man sich auf eigene Füße stellen kann und vielleicht ein paar Mandanten mitnehmen kann.“ „Man sollte nicht nur nach dem Äußeren gehen.“, stellte Mom fest. „Inzwischen ist man zum Glück nicht mehr so konservativ, dass ich mir als Anwalt extra eine Andere Frisur zulegen muss. Männer mit längeren Haaren sind inzwischen salonfähig.“ „Und ich mag seine Mähne.“, fügte Beverly hinzu.

Nach dem Essen gingen die Vier wieder surfen. Pam, Tim und ich zogen uns bis zu den Badesachen aus und planschten ein wenig im seichten Wasser. Pam wurde es dann aber schnell zu kalt im gerade mal 18° Celsius kalten Wasser. Sie ging wieder raus und legte sich im Bikini in die Sonne. Ich war abgehärtet genug und Kinder hatten da offensichtlich auch weniger Probleme mit, so blieben wir noch etwas im Wasser. Nach einer Weile gingen wir aber auch wieder ins Trockene, wo ich mit Tim nun in der Sonne im Sand spielte.

Zwischendurch kamen dann immer wieder ein paar Freunde aus der Surfclique vorbei, die Keela noch nachträglich zum Geburtstag gratulierten. Es hatte aber keiner von ihnen daran gedacht, die Boards mitzubringen, weswegen sie meist nicht allzu lange blieben. Auch sonst wurde der Nachmittag wunderschön. Mom, Pam und ich spielten mit Tim. Ab und zu planschten auch die Surfer mit Pam, Tim und mir im seichten Wasser. Wir hatten richtig viel Spaß. Pams Befürchtungen, dass Keela eifersüchtig werden könnte, wenn sie im Bikini hier war, bewahrheitete sich auch nicht. Außerdem machte Keela im Bikini auch eine gute Figur, wenn sie mal kurz aus dem Neoprenanzug raus war.

Gegen sechs Uhr räumten wir dann langsam alles zusammen und machten uns auf den Heimweg. Keela hatte in der kommenden Woche zwar Spätschicht, Marc und ich sollten aber um fünf Uhr wieder am Start sein. Bis San Francisco fuhren wir dann mit drei Autos im Konvoi, dann verabschiedeten sich Beverly und Jeff. Nun ging es mit zwei Autos nach Sacramento. Während der Fahrt schlief unser todmüder Tim im Kindersitz ein.

In Sacramento angekommen, brachten wir noch schnell Mom nach Hause, dann ging es zurück nach Lemon Hills. Dort brachte Pam unseren Sohn ins Bett, wo er sofort wieder einschlief. Auch wir blieben nicht mehr lange auf. Ich packte noch schnell meine Sachen zusammen und dann gingen wir ebenfalls ins Bett.

Montag, den 28. September 2020, 3:30 am, PDT, Sacramento, CA:

Mein Wecker klingelte, wie zu Hause eigentlich üblich, um halb Vier. Ich machte ihn schnell aus, um Pam nicht zu wecken. Anschließend ging ich ins Bad. Hier erledigte ich das komplette Morgenprogramm einschließlich Dusche und Rasur. Im Schlafzimmer zog ich dann leise meine Fahreruniform an und nahm meine Tasche zum Mitnehmen. Dann ging ich in die Küche, wo ich mir mein Frühstück und die Kanne mit Kaffee fertigmachte. Mit dem alten Focus fuhr ich zum Zentrallager, wo ich schnell meine Sachen in den Peterbilt räumte. Dann kam der Focus auf den Parkplatz. Zurück am Truck stellte ich die Systeme auf PTI und erledigte die Abfahrtskontrolle. Anschließend blieb mir noch genug Zeit um meine Sachen zu verstauen. Um viertel nach Fünf war die Zeit für die PTI um und ich konnte im ORBCOMM den ersten Auftrag der Woche abrufen:

PIUCKUP: EST-CASAC
GATE:02
TRAILER: DVN110807
FREIGHT: HOUSEHOLD APPLIANCES
WEIGHT: 24,624 LB
DROP: BBY-CAMYV
PRIORITY: IMPORTANT

WAT-CASAC-JMU

Es ging also mit Regionalverkehr los. Zuerst musste ich aber mal wieder Bobtail zum Außenlager. Über die CA-99 N, I-80 BUS und I-5 N fuhr ich den üblichen Weg zum Außenlager. Dort stand am Tor 2 eine 48 Fuß Version unserer neutralen Dry Vans. Nach dem Aufsatteln und der PTI des Trailers war es viertel vor Sechs. Nun konnte es losgehen.

Ich fuhr kurz auf die Interstate 80, nur um diese am Kreuz wieder zu verlassen und auf die I-5 N in Richtung Redding zu wechseln. Auf der Interstate 5 blieb ich aber auch nur gute drei Meilen. Dann ging es auf die CA-99 N in Richtung Yuba City / Marysville. Der Montagmorgen Berufsverkehr war nun im vollen Gange. Daher brauchte ich für die kurze Strecke nach Yuba City auch knapp zwei Stunden. Für eine Strecke von unter 40 Meilen ist das schon eine Hausnummer. Als ich an der Anmeldung des Best Buy Lagers war, stand auch bereits der nächste Auftrag im System:

PICKUP: BBY-CAMYV
GATE: 02
TRAILER: DVN123199
FREIGHT: USED PACKAGING
WEIGHT: 38,772 LB
DROP: EST-NVLSV
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-DSN

Was dieser Quatsch sollte, müsste ich Danny nachher mal fragen. Erstmal setzte ich mir eine Maske auf und ging an den Schalter des Wareneingangsbüros. „Guten Morgen, Anlieferung von Sam’s Club. Eine Ladung Haushaltswaren… …glaube ich.“ „Hast du die Papiere für uns?“ „Die sind an der Ware. Soll ich sie holen?“ „Wenn du keine Quittung brauchst, kannst du sie an der Ware lassen. Dann bringt mir der Entlader gleich die Papiere und er kann direkt die Eingangskontrolle machen.“ „Ihr schickt uns ja sowieso einen Entladebericht. Dann brauche ich keine Quittung.“ „Gut. Nimmst du auch die Altverpackungen mit?“ „Ich habe den Auftrag, einen Trailer mit Altverpackungen von eurem Tor 2 mitzunehmen. Ist das korrekt?“ „Ja. Das sind sie. Dann gehen die auch endlich weg. Der Trailer steht ja auch erst eine Woche hier.“ „Sind die Papiere da auch an der Ladung?“ „So wurde uns das gesagt.“ „Okay. Muss ich euch noch was unterschreiben?“ „Passt schon.“ „Gut. Wo soll eigentlich der Trailer hin, den ich bringe?“ „Stelle den bitte an Tor 4.“ „Mache ich.“ Ich ging zurück zum Truck und fuhr auf den Hof. Dort sattelte ich um und kontrollierte den Trailer, den ich mitnahm. Während dem anschließenden Papierkram konnte ich auch eben was essen. Nun ging es mit einem neutralen 53 Fuß Dry Van nach Vegas.

Ich fuhr auf die CA-99 S in Richtung Sacramento. Dann rief ich eben bei Danny an. „Und wieder geht mir ein Murdock auf die Nerven. Guten Morgen Steve.“, wurde ich von Danny begrüßt. „Hallo Danny. Ich wollte nur nachhören, ob ihr mich verarschen wollt.“ „Warum sollten wir?“ „Altverpackungen nach Vegas. Haben wir wirklich nichts Wichtigeres zu tun?“ „Mit Sicherheit. Wir schieben den Auftrag aber auch schon mehrere Tage vor uns her. Irgendwann müssen wir das dann auch mal machen.“ „Also war das keine Übertreibung, dass der schon eine Woche hier rumstand?“ „Das kommt schon hin.“ „Okay. Ich habe mich schon gewundert.“ „Das ist schon merkwürdig.“, sagte Danny. „Was meinst du?“ „Keiner von euch sagt irgendwas, wenn wir Altverpackungen durch die halbe USA karren und die Ladung nach Hause geht. Kaum geht die Ladung aus unserem Bereich raus, fragen alle nach, ob das unser Ernst ist.“ „Als Rückladung ist das auch immer noch was Anderes.“ „An sich nicht. Außerdem bist du angestellter Fahrer. Du bekommst eh das Gleiche, ob du nun Lebensmittel oder Altverpackungen als Standardauftrag fährst.“ „So habe ich das auch noch nicht betrachtet.“ „Dann betrachte das so. Wo ich dich gerade dran habe, fahr über Bakersfield und Barstow nach Vegas. Das ist mir aktuell sicherer, als wenn du irgendwo in der Sierra Nevada eine Sperrung wegen Waldbränden hast.“ „Hoffentlich habe ich dann auf der Strecke keine Sperrungen.“ „Dann bist du aber aus der Verantwortung raus, weil ich dir die Anweisung gegeben habe.“ „Okay.“ „Dann lass mich mal weiterarbeiten.“ „Okay. Bis später mal.“ Wir legten auf.

Als ich am Sacramento International Airport war, wechselte ich auf die I-5 S in Richtung Los Angeles. Ich wechselte dann auch nicht in Sacramento auf die CA-99 zurück. Auf der Interstate 5 war bis nach Stockton meist weniger Verkehr, als auf der 99. Bei Stockton wechselte ich dann aber doch auf die CA-4 E in Richtung Downtown Stockton und drei Meilen später auf die CA-99 S in Richtung Fresno. Nun war ich auf der richtigen Strecke. Jetzt konnte ich entspannt im Tempomat in Richtung Süden rollen.

Zwei Stunden später wurde es dann doch langsam Zeit für meine Pause. An der Ausfahrt 159 verließ ich den Golden State Highway und wechselte auf die Straße mit dem merkwürdigen Namen Avenue 18 ½. Hatte ich bereits erwähnt, dass ich kein Freund von Ziffern als Straßenbezeichnung war? Dass die Nummern dann auch noch halbiert wurden war dann endgültig Zuviel. Der Grund, warum ich ausgerechnet hier vom Highway abgefahren war, war da schon besser. Hier befand sich nämlich das Pilot Travel Center in Madera, CA. Dort wollte ich für meine Pause hin.

Nach dem Besuch der gefliesten Abteilung nahm ich mir im Subway noch mein Mittagessen mit, dann machte ich es mir mal wieder auf meinem Klappstuhl gemütlich, den ich neben dem Truck in die Sonne stellte. Um viertel nach Eins war meine halbe Stunde Pause um und ich beschloss noch ein wenig weiterzufahren. Dazu fuhr ich zurück auf die CA-99 S. Anschließend fuhr ich nochmal knapp drei Stunden weiter. Da ich aber keine Lust hatte, im Feierabendverkehr durch Bakersfield zu fahren, nahm ich dann die Abfahrt 39 und machte am Flying J Travel Center, Bakersfield Feierabend. Dieses lag noch ein ganzes Stück nördlich der Stadt. Um viertel vor Vier stellte ich dort den Motor ab. Ich hatte dann zwar heute nur neun Stunden und 15 Minuten Fahrzeit zu verzeichnen, Die restliche Zeit lief mir aber nicht weg. Wenn ich sie brauchte, konnte ich sie ja die nächsten Tage immer noch nehmen. So war ich morgen aber sicher früher in Vegas, als wenn ich jetzt noch im Berufsverkehr durch Bakersfield fahren würde.

Als erstes ging ich nun duschen. Da ich keine Lust hatte, zweimal an einem Tag zum Subway zu gehen, machte ich mir mein Abendessen aus meinen Vorräten fertig. Nach dem Essen folgte noch das tägliche Telefonat mit Pam. Danach schaute ich mir bis zum Schlafengehen noch ein paar YouTube Videos an.

Dienstag, den 29. September 2020, 4:00 am, PDT, Bakersfield, CA:

Um vier Uhr ließ ich mich von meinem Wecker wieder aus dem Schlaf holen. Nach dem Aufstehen reservierte ich mir eine Dusche im Flying J Travel Center. Der Standard, auf den hier von der Hygiene in den Duschräumen Wert gelegt wurde, war neben dem Kaffee der Hauptgrund, warum ich gerne zu dieser Kette fuhr. Auch wenn wir zum Tanken besser zu Chevron oder Texaco fuhren. Frisch geduscht und mit einem Kaffee ausgestattet, war ich um Fünf zurück im Truck. Den weiteren Kaffee für meinen Tag machte ich mir dann mit meiner Kaffeemaschine fertig. Die PTI war dann um viertel nach Fünf erledigt und ich konnte weiter nach Vegas fahren.

Dazu ging es erstmal wieder zum Golden State Highway zurück. Hier nahm ich die CA-99 S in Richtung Los Angeles. Nach 15 Meilen war ich dann richtig in Bakersfield und wechselte auf die CA-58 E in Richtung Mojave / Tehachapi. Bakersfield erwischte ich dabei, bevor der Berufsverkehr richtig losging. So kam ich dann auch gut durch die Stadt.

Nachdem ich Bakersfield hinter mir gelassen hatte, fuhr ich dann in der Mojave Wüste der langsam aufgehenden Sonne entgegen. Die Fahrt lief gut, ich hatte einen Sender mit Rockmusik laufen, die mich nicht nur Wachhielt, sondern auch meine Stimmung hob. Nachdem ich mir das vor einem Jahr noch nicht vorstellen konnte, mein Geld mit diesem Job zu verdienen, obwohl wir da schon mit den Überlegungen begonnen hatten, sah das Ganze inzwischen anders aus. Es machte mir tatsächlich Spaß, so mein Geld zu verdienen. Außerdem hatte ich einen Arbeitgeber, dem seine Truckdriver traditionell viel bedeuteten. Das hatte Sam Walton, der Gründer von Walmart, immer schon gezeigt, indem er viel mit seinen Fahrern gesprochen hatte. Diese Tradition war zum Glück auch geblieben, nachdem Sam Walton im April 1992 starb. Geschäftlich hatte mein Dad auch immer Sam Walton als Vorbild gehabt, so dass er ebenfalls nach den Prinzipien des Walmart Gründers arbeitete. Wenn Dad gute Laune hatte, erzählte er auch immer gerne davon, wie er Walton seinerzeit persönlich kennengelernt hatte. Bei dem einen Treffen war es auch nicht geblieben. Solange Walton noch selbst im Unternehmen war, hatte er Dad immer als guten Mitarbeiter geschätzt.

Als ich bei Barstow auf die I-15 N in Richtung Las Vegas wechselte, war es inzwischen auch hell geworden. Nun ging es über die Interstate auf mein Ziel zu.

Ich hatte bis Barstow bereits gute drei Stunden gebraucht und hatte jetzt nochmal die gleiche Zeit vor mir bis ich das Mekka aller Glücksspieler erreichen würde. So zog nach dem frühen Morgen nun auch der Vormittag ins Land.

Während der Fahrt über die I-15 dachte ich nochmal an das vergangene Wochenende und da speziell an den Sonntag in Pacifica. Es war wirklich schön gewesen. Tim hatte seinen Spaß daran, im Sand zu buddeln und hatte dort schön gespielt. Auch im Wasser hatte er Spaß. Keela und Marc hatten viel Spaß beim Surfen. So hatte Marc auch genug Abwechselung, dass er kaum Augen für Pam im Bikini hatte. Bei Keela merkte man auch richtig, dass das Surfen total ihr Ding war. So verstand ich auch langsam, warum sie genau deswegen von Minnesota nach Kalifornien gezogen war.
Ich hatte erst Angst, dass es für Mom langweilig sein würde, aber auch sie beobachtete Keela und Marc interessiert und spielte sonst auch viel mit Tim.
Das Jessy und Dad nicht da waren, war auch nicht wirklich schlimm. Dad lebte sowieso überwiegend für seine Arbeit und Jessy hatte für Wassersport gar nichts übrig. Kein Wunder bei einer Frau, die beim Schwimmen immer Angst hatte, dass ihre Haare nass werden und damit ihre Frisur leiden könnte. Vom verlaufenen Makeup ganz zu schweigen. Da waren Keela und Pam zum Glück völlig anders.
Die Freunde von Keela und Marc waren auch alle total nett. Ganz Besonders Jeff und Beverly, die ja mit ihren Jobs als Anwälte sämtliche Klischees über den Haufen warfen.

Am Mittag erreichte ich Nevada und kurz darauf Las Vegas. An der Ausfahrt 35, W Russell Road ging es von der Interstate runter. Auf diese Straße bog ich links ab. Nach einer halben Meile ging es dann nach rechts und einen Block später lag linkerhand das Außenlager von Walmart. Meine Altverpackungen mussten mal wieder hinten in die Ecke, wo ja auch die Müllpressen und die Lagerfläche für die gepressten Ballen waren. Es war zwar eigentlich Schwachsinn, die Altverpackungen durch das halbe Land zu fahren, die Verträge sahen aber vor, dass der „Verursacher“ die Altverpackungen beseitigen musste. Ob die gepressten Ballen nun weiter zum Hersteller der ursprünglich verpackten Ware gingen oder ob Walmart sie dem Recycling zuführte, wusste ich allerdings nicht. Beides war für mich vorstellbar.

Um halb Eins hatte ich abgesattelt. Nun wurde es erstmal Zeit für die Mittagspause. Immerhin war ich seit fünf Uhr zugange. An den Außenlägern hatten wir keine Kantine, sondern nur einen Pausenraum für die Mitarbeiter, in dem ein paar Automaten standen. Darauf konnte ich verzichten. So nutzte ich nur die Toilette und verbrachte die restliche Pause im Truck, wo ich mir mein Mittagessen aus meinen Vorräten bereitete. Um 1pm schaute ich dann im ORBCOMM nach meinem Anschlussauftrag:

PICKUP: EST-NVLSV
GATE: 02
TRAILER: DV66893/DV18901
FREIGHT: COMPLAINED TV SETS
WEIGHT: 37,522 LB
DROP: BBY-AZTUS
PRIORITY: IMPORTANT
REMARKS: STAA-DOUBLE, DOLLY NO. 24212

WAT-CASAC-DSN

Da war er also. Der erste Auftrag mit einem LCV. Seit gut vier Wochen durfte ich die Dinger inzwischen fahren. Bisher war ich noch drumherum gekommen. Warum auch immer man dafür ein Double genommen hatte. Vermutlich hatte ein City Driver die eine Hälfte der Fernseher aus irgendwelchen Märkten wieder abholen müssen und die andere Hälfte war noch hier am Lager. Da wäre es Quatsch gewesen, nochmal 28 Fuß Laderaum umzuladen, anstatt einfach ein Double aus der Ladung zu machen.
Während ich im Truck meine Pause gemacht hatte, konnte ich zusehen, wie der Shunter Fahrer das Double zusammengestellt hatte. Dazu hatte er erst den Dolly unter den Trailer an der Rampe rangiert und danach den zweiten Trailer davor rangiert. Da wusste ich aber noch nicht, dass es sich um mein Double handelte. Nun sattelte ich auf und zog mein Welpen Rudel von der Rampe. Dieses Mal brauchte ich dann auch die volle Viertelstunde für die PTI der Trailer. Es war ja wesentlich mehr zu prüfen. Um Viertel nach Eins fuhr ich dann mit dem Gespann vom Hof.

Ich fuhr zurück zur W Russell Road und dann über die I-15 hinweg bis zum Las Vegas Boulevard, über den es nun am McCarran International Airport vorbei ging. Dann kam ich am Mandala Bay Hotel vorbei, welches vor ein paar Jahren wegen eines Amoklaufs traurige Berühmtheit erlangte.

Über Giles Street, Reno Avenue und Koval Lane ging es dann zur Tropicana Avenue, über die ich Las Vegas nun in Richtung Osten durchquerte. Viereinhalb Meilen später ging es dann auf die I-515 S, die hier gleichzeitig die US-93 S war. Über letztere sollte es für mich nach Arizona weitergehen. Nun ging es an Henderson und Boulder City vorbei. Anschließend überquerte ich auf der Mike O’Callaghan–Pat Tillman Memorial Bridge den Colorado River. Mit einem tollen Blick auf den berühmten Hoover Dam kam ich so nach Arizona.

Obwohl ich jetzt in dem Staat war, dauerte es noch knapp eineinhalb Stunden, bis ich den nächsten ungeplanten Stopp am Arizona Port Of Entry hatte. Mit einem Welpen Rudel im Schlepp durfte ich natürlich über die Waage. Die Waage pendelte sich bei 76,182 lb ein und ich bekam die grüne Lampe.

Während ich auf die US-93 zurückfuhr, zog ich ein kurzes Fazit über meine erste Fahrt mit einem STAA-Double. Bei meiner Fahrt durch Las Vegas hatte ich festgestellt, dass ich wesentlich entspannter im Stadtverkehr fahren konnte, als mit einem 48 Fuß oder gar 53 Fuß Trailer. Man kam einfach gut um die Ecken. Auf dem Highway stellte ich fest, dass sich die kurzen Trailer solange benahmen, wie die Straße gut war. Bei unebenen Straßen oder Spurrillen bekamen die Dinger aber ein Eigenleben und begannen zu tanzen und zu schlingern, dass einem Angst und bange wurde. Trotzdem sah ich keine Veranlassung so zu schleichen, wie es manche Kollegen mit den Dingern machten. Der Spitzname „Pup“ machte aber durchaus Sinn. Sie waren nicht nur kleiner, als ausgewachsene Trailer, sondern hatten eben auch den Ungehorsam von verspielten Welpen. Trotzdem konnte man bei aufmerksamer Fahrweise auch ruhig mit 66 mph fahren.

Ich erreichte Kingman und musste mir langsam überlegen, wie weit ich noch fahren wollte. Den weiteren Verlauf der US-93 S nach Phoenix kannte ich nicht. Hier, in Kingman, hatte ich aber zwei Truckstops zur Auswahl. Außerdem machte es Sinn, die Tanks wieder zu füllen. So entschied ich mich, zuerst an die Chevron Tankstelle zu fahren, die wir hier immer nahmen, wenn es zurück nach Hause ging. Diese war an der Andy Devine Avenue, direkt neben der Interstate 40. Direkt daneben lag auch ein Flying J Travel Center. Den TA, welchen ich sonst schon mal genommen hatte, ignorierte ich heute. Es ging also noch mal kurz auf die I-40 E, die ich dann nach vier Meilen wieder verließ. Dann fuhr ich zu der Chevron Tankstelle. Für 450 Bucks tankte ich hier beim Preis von $2,57 pro Gallone voll. Ich war schon gespannt, wie groß die Tanks meines neuen Trucks sind. Anschließend fuhr ich dann auf den Flying J. Hier machte ich dann um 4pm Feierabend.

Mit gerade mal 95 Parkplätzen war der Truckstop vergleichsweise klein. Nachmittags um vier bekam ich aber noch problemlos einen Parkplatz. Dann reservierte ich mir eine der 12 Duschen, die es hier gab. Der Auswahl zwischen Cinnabon und Denny’s konnte ich dann aber nichts abgewinnen. Ich machte mir mein Abendessen also aus meinen Vorräten. Nach dem Essen telefonierte ich noch eine Weile mit Pam, der ich dann auch berichtete, dass es für mich erstmal weiter nach Tucson ging. Nachdem wir aufgelegt hatten, kam mal wieder YouTube für meinen Feierabend zum Einsatz.

Mittwoch, den 30. September 2020, 4:00 am, MST, Kingman, AZ:

Auch heute klingelte mein Wecker wieder um Vier. Den Tag begann ich auch genau wie Gestern. Nur das Flying J Travel Center war heute ein Anderes. Um fünf Uhr war ich frisch geduscht und mit Kaffee ausgerüstet, als ich dann die PTI begann. Die Abfahrtskontrolle stellte sich heute aber als umfangreicher heraus. Schließlich musste ich zum ersten Mal in meiner Laufbahn als Truckdriver eine Zugmaschine, zwei Trailer und ein Dolly kontrollieren. So war die Viertelstunde heute mehr als angemessen. Trotzdem schaffte ich es, fast pünktlich loszufahren.

Ich fuhr dann zur I-40 E, auf die ich in Richtung Flagstaff auffuhr. Nach 18 Meilen wechselte ich an der Ausfahrt 71 auf die US-93 S in Richtung Wickenburg / Phoenix. Diese begann dann erst als Single Lane Highway, hatte aber später wieder zwei Spuren pro Richtung. Die nächsten zwei Stunden konnte der Truck dann weitgehend im Tempomat mit 66 mph vor sich hin rollen.
Bei Wickenburg hatte ich dann aber auf fünfeinhalb Meilen drei Kreisverkehre, die die Fuhre immer wieder ausbremsen. Marc hatte mal von unseren entfernten Verwandten in Europa erzählt. Laut deren Aussage waren diese Kreisverkehre dort viel häufiger vertreten als hier. Kein Wunder, dass sich in Europa inzwischen Trucks mit Automatik durchgesetzt haben. Wenn man dauernd wieder anfahren muss, ist das natürlich entspannter. Der letzte Kreisverkehr hat mich dann auf die US-60 E in Richtung Phoenix geführt. Über die ging es dann die nächsten knapp 30 Meilen weiter.

Als ich die ersten Häuser der Stadt mit dem schönen Namen Surprise erreichte, folgte der Wechsel auf die AZ-303 Loop N. Was aber an dem Ort die Überraschung sein sollte, habe ich leider nicht herausgefunden. Ich blieb 20 Meilen auf dem State Highway, dann wechselte ich auf die I-17 S in Richtung Phoenix. Nun ging es endgültig in die Hauptstadt Arizonas.
Bisher galt meine heutige Aufmerksamkeit neben dem Verkehr hauptsächlich dem Double Pup. Die Welpen schienen sich zu freuen. Zumindest ertappte ich sie zeitweise beim Schwanzwedeln. Nun musste ich meine Aufmerksamkeit aber wieder mehr der Verkehrsführung widmen.
An der Ausfahrt 200 hielt ich mich dann auch erstmal geradeaus und folgte somit der I-10 East Truck Route, die einen um Downtown Phoenix herumlotste. Auf Höhe des Phoenix Sky Harbour kam man dann aber wieder auf die bekannte Route. Nun konnte ich wieder gute zwei Stunden im Tempomat der I-10 E in Richtung Tucson folgen.

Gegen Mittag erreichte ich dann Tucson. An der Ausfahrt 259 verließ ich dann die Interstate. Dann bog ich links in die Silverlake Road. Kurz darauf bog ich rechts in die S 10th Avenue. Nun hatte ich Stadtverkehr. Um die Mittagszeit war es aber noch gut zu fahren. Ich kreuzte noch die Interstate 10 auf Höhe des Kreuzes mit der I-19, kurz darauf hatte ich mein Ziel erreicht.

Als ich an der Anmeldung vom Best Buy stand, schaute ich als erstes im ORBCOMM, ob es hier direkt einen Anschluss gab. Das war dann auch so:

PICKUP: BBY-AZTUS
GATE: 02
TRAILER: DVN51121
FREIGHT: USED PACKAGING
WEIGHT: 34,618 LB
DROP: EST-CASAC
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-DSN

Für die letzte Tour der Woche war es am Mittwoch zwar noch etwas früh, trotzdem holte mich Danny nach Hause. Vermutlich gab es anschließend noch eine kurze Tour für den Rest der Woche. Ich nahm meine Schutzmaske und ging zur Anmeldung. „Hallo zusammen. Ich komme von Sam’s Club und habe die reklamierten Fernseher geladen.“ „Wieso habt ihr denn ein Double genommen? Die Ladung passt doch auch auf einen 53 Fuß Trailer.“ „Ein Teil war noch im Lager, der Rest musste an den Filialen eingesammelt werden. Außerdem hatten wir keinen neutralen 53 Fuß Trailer am Lager in Vegas.“ „Na gut. Hilft ja nichts. Dann sattele dein Gespann da vorne auf der rechten Seite ab. Sind die Papiere an der Ladung?“ „Ja, sind sie.“ „Bekommst du auch was mit?“ „Einen Trailer mit Altverpackungen. Soll laut unserem System an Tor 2 stehen.“ „Das passt. Auch da sind die Papiere an der Ladung. Auch wenn wir das seltsam finden, eine Lieferscheintasche an die gepressten Ballen zu machen.“ „Bei uns geht aber momentan alles Kontaktlos. Daher ist das nötig.“ „Okay.“ „Kann ich hier gleich noch meine kurze Pause machen?“ „Ungern.“ „Ich habe die acht Stunden Fahrzeit aber fast voll. Hier in der Stadt kann ich auch nirgends parken.“ „Na gut. Ausnahmsweise. Du fährst aber schon unter den Trailer, den du mitnimmst und bleibst im Fahrzeug. Wir tun dann mal so, als würde der Trailer noch beladen. Wenn die halbe Stunde voll ist, machst du aber, dass du vom Hof kommst.“ „Okay. Danke.“ Ich ging zurück zum Truck und fuhr zu dem Platz, wo ich das Double abstellen sollte. Dort sattelte ich ab und fuhr zum Tor 2. Hier nahm ich dann den neuen Trailer auf, drehte die Stützen hoch und schloss die Schläuche an. Ich erledigte auch schon die PTI, soweit das am Dock ging. Danach stellte ich die Systeme auf Pause. Nun machte ich mir was zu Essen fertig, was ich im Truck verzehrte. Anschließend rief ich kurz bei Pam an.

„Hallo Darling.“, begrüßte sie mich. „Hallo Sweetheart. Alles gut bei euch?“ „Wie es zurzeit eben so ist. Tim und mir geht es gut. Es wäre nur toll, wenn die Brände und Corona schon vorbei wären.“ „Klar. Ich wollte dir auch nur sagen, dass ich jetzt erstmal eine Ladung nach Hause bekommen habe.“ „Wann bist du dann in Sacramento?“ „Ich vermute mal übermorgen früh.“ „Blödes Timing.“ „Stimmt. Ich vermute auch, dass es dann sofort weitergeht. Aber vielleicht können wir uns dann bei meiner kurzen Pause kurz sehen.“ „Das könnte klappen.“ „Das müssen wir dann aber übermorgen spontan planen.“ „Schon klar.“ „Um Zwei kann ich wieder fahren. Dann werde ich versuchen, bis gegen Fünf durchzuziehen. Ich habe nämlich keine Lust, wieder in Phoenix am Flughafen zu stehen. Da habe ich letztes Mal nicht so gut geschlafen.“Telefonieren wir denn nachher noch mal?“ „Natürlich. Wie immer zu meinem Feierabend.“ „Dann mal bis gleich.“ Wir legten auf.

Als die 30 Minuten um waren, stellte ich die Systeme auf PTI. Dann zog ich den Trailer vom Dock ab und setzte die PTI fort. Anschließend erledigte ich den Papierkram. Um zwei Uhr konnte ich dann fahren.

Ich nahm dann erstmal den gleichen Weg zurück, den ich auch auf dem Hinweg genommen hatte. Es ging auf die I-10 W in Richtung Phoenix. Zwei Stunden später hatte ich die Stadt erreicht. Zum Glück waren auch in Phoenix viele Leute im Home-Office, so waren die Highways leerer, als es hier sonst üblich war. Ich konnte also immer eine Geschwindigkeit zwischen 50 und 60 mph halten. Entsprechend hatte ich die Stadt auch relativ schnell hinter mir.

Eine Stunde später hatte ich dann aber Pech. Normal hatte ich mir die Burnt Well Rest Area als Tagesziel ausgesucht. Dann verschätzte ich mich aber. Um nicht zu viel Zeit zu brauchen, hatte ich noch begonnen einen anderen Truck zu überholen. Leider wurde der Kollege dann auch wieder schneller, so dass mein Überholmanöver zu lange dauerte. Da es hinter mir auch voll war, wollte ich auch nicht stark abbremsen, um vor der Ausfahrt zur Rest Area nach rechts zu kommen. Als ich dann endlich vorbei war, hatte ich keine Chance mehr, auf die Rest Area zu kommen, ohne einen Unfall zu provozieren. Ich musste also weiterfahren.

Nun hatte ich 33 Meilen vor mir, in denen nichts weiter kam. Keine Rest Area und kein Truckstop. Schließlich machte ich mit 11 Stunden und 15 Minuten Fahrzeit auf dem Bouse Wash Westbound Rest Stop Feierabend. Ich vermerkte im E-Log, dass ich mich verschätzt hätte und deshalb überzogen habe. Da ich aber bisher noch keine Verstöße gegen die Lenkzeiten hatte, hoffte ich im Fall einer Kontrolle auf Toleranz bei den Beamten.
Da ich auf einer Rest Area stand, kam mein Abendessen heute mal wieder aus meinen Vorräten. Das war auch ganz gut. Alles was ich am Wochenende noch im Schrank hatte, musste ich ja schließlich auch in den neuen Truck umräumen. Nach dem Essen folgte das obligatorische Telefonat mit Pam. Anschließend blieb ich auch nicht mehr lange auf. Irgendwie war der Tag doch anstrengend.

Donnerstag, den 1. Oktober 2020, 4:15 am, PDT, Willcox, AZ:

Da ich an einer Rest Area keine Dusche zur Verfügung hatte, konnte ich ein paar Minuten länger schlafen. Um viertel nach Vier stand ich dann aber auf und erledigte die Morgenroutine, die ich hatte, wenn ich nicht zu Hause oder an einem Truckstop war. Um fünf Uhr war der Kaffee fertig, ich war gewaschen und angezogen und konnte mit der PTI beginnen. Eine Viertelstunde später ging die Fahrt nach Hause in ihre nächste Etappe.

Dazu ging es wieder zurück auf die I-10 W in Richtung Los Angeles. An diesem Morgen legte ich eine CD von AC/DC in den Player und ließ mich dann von Brian Johnson und der Gitarre von Angus Young richtig wecken.

Etwa eine Stunde nach der Abfahrt fuhr ich dann in Ehrenberg nochmal von der Interstate und füllte am dortigen Flying J die Tanks des Peterbilt nochmal auf. Da es für eine Pause noch zu früh war, tankte ich nur und holte mir anschließend noch einen Kaffee. Danach ging es weiter.

Ich fuhr zurück auf die I-10 W und überquerte den Colorado River. Damit war ich in Kalifornien. Direkt nach dem Fluss erreichte ich die Blythe Agricultural Inspection Station. Hier war ich mit meinen Altverpackungen aber ebenfalls schnell durch. Nun ging es in den Morgen in Südkalifornien. Als es hell wurde, fragte ich mich dann einmal mehr ob ich nun herbstlichen Frühnebel oder Rauch hatte.

Um neun Uhr machte ich dann an der Whitewater Rest Area meine kurze Pause. Es war mir noch ein wenig zu früh, um in den Raum Greater Los Angeles zu fahren. Die halbe Stunde Pause dürfte schon reichen, damit der morgendliche Berufsverkehr weiter abnahm. Ich frühstückte in Ruhe und trank noch einen Kaffee, dann machte ich mich um halb Zehn wieder auf den Weg.

Nun ging es wieder in einen Bereich in dem noch Wildfire aktiv waren. El Dorado Fire und Apple Fire waren nicht weit entfernt. Wenigstens war das Bobcat Fire inzwischen gelöscht. Trotzdem zog ich die Interstate 10 der Interstate 210 vor und blieb darauf, bis ich bei Downtown Los Angeles auf die I-5 N in Richtung Sacramento wechselte.
Es folgte die Fahrt durchs San Fernando Valley und über den Tejon Pass. Bei dem Anstieg dachte ich daran, dass ich ab kommender Woche vermutlich wieder nur noch 400 PS und 10 Gänge haben würde. Das würde sich aber erst kommenden Montag zeigen.

Am Abzweig zum Golden State Highway nahm ich weiter die I-5 N und somit den West Side Freeway. Als ich etwas später Buttonwillow passierte, fuhr ich heute mal durch. Ich hatte noch locker zwei Stunden Fahrzeit und Pause brauchte ich auch nicht mehr machen.

Eine halbe Stunde später staute es sich. Der Grund waren Bergungs- und Aufräumarbeiten. Erst kam ich an einem Truck vorbei, dessen Trailer vorne links beschädigt war. Außerdem konnte man nicht mehr erkennen, was für eine Zugmaschine da mal vor war. Diese war völlig zerstört. In welchem Zustand der Fahrer war, wollte ich besser gar nicht wissen. Es fehlte das Fahrzeug, was das Chaos angerichtet hatte. Das stand dann eine halbe Meile weiter vorne. Als ich die Beschriftung des Trailers sah, wurde mir schlecht.

Die Zugmaschine war ein grüner Peterbilt 579, den ich noch nie gesehen hatte. Ich wählte die Nummer der Dispatch. „Hallo Steve.“, begrüßte mich Keela. „Wenn meine Ortung stimmt, weiß ich weswegen du anrufst.“ „Du weißt also Bescheid?“ „Leider ja. Charlie und dein Dad sind schon auf 180.“ „Ist Dad wieder in Sacramento?“ „Vorübergehend. Er ist eigentlich hier, um ein paar wichtige Termine wahrzunehmen. Außerdem wollte er mit Charlie die Verteilung der zehn Maschinen besprechen, die für dich und deine Kollegen kommen.“ „Und dann kommt das dazwischen.“ „Zum Glück wurde der nicht von unserem Team disponiert.“ „Ich kenne die Maschine gar nicht. Wer ist das denn?“ „Den Namen weiß ich auch gerade nicht. Als ich um kurz vor Zwei angefangen habe, war hier schon der Teufel los. Danny hat mir was erzählt, dass das wohl ein neuer Unternehmer war, der vorher für John Deere gefahren ist. Der Typ hat Charlie wohl erzählt, dass er bei John Deere raus war, weil die nicht mehr genug zu fahren hatten. Inzwischen hat sich aber rausgestellt, dass der dort rausgeflogen ist, weil er dort zu viel Bruch gemacht hat.“ „Dafür sah die Maschine aber noch gut aus.“ „Den Bruch macht er offensichtlich immer mit dem Trailer. Er soll wohl auch schon Ladung auf dem Highway verteilt haben.“ „Wie das im Spiegel aussah, hat er das heute auch geschafft. Wieso weißt du eigentlich was im Büro los ist?“ „Weil wir Schalterdienst haben.“ „Hat Charlie sich denn vorher nicht bei John Deere erkundigt?“ „Das ist das Problem. Erst hat er den Logistikleiter dort nicht erwischt und dann hat er das wohl vergessen.“ „So ein Mist.“ „Deshalb ist Frank ja sauer.“ „Kann ich verstehen. Der Typ ist dann wohl das letzte Mal für uns gefahren.“ „Da kannst du sicher sein.“ „Dann lass ich dich mal weitermachen.“ „Okay. Dir gleich schönen Feierabend.“ „Danke.“ Wir legten auf.

Kurz vor halb Fünf verließ ich dann an der Ausfahrt 325 die Interstate. Heute wollte ich dann mal das Jayne Travel Center testen. Die Tankstelle war von Shell, außerdem war hier ein Subway und ein Baja Fresh. Letzteres sollte ein mexikanisches Grillrestaurant sein. Beim Blick auf die Karte stellte es sich wieder mal als Tex-Mex Restaurant heraus. Der Truck Parkplatz war ein Platz mit verdichtetem Sandboden ohne Parkmarkierungen. Außerdem war dahinter noch ein RV Park. Das sollte mir aber reichen. Es war immerhin mehr, als ich bei meinem letzten Stopp, eine Ausfahrt weiter, hatte.
Ich parkte den Truck und ging duschen. Anschließend holte ich mir im Baja Fresh mein Abendessen. Dort nahm ich einen Baja Burrito und einen Baja BBQ Chicken Salad. Nach dem Essen telefonierte ich eine Weile mit Pam, danach suchte ich mir mal wieder was bei YouTube.

Freitag, den 2. Oktober 2020, 4:00 am, PDT, Coalinga, CA:

Heute stand ich wieder um vier Uhr auf. Dann ging ich ins Jayne Travel Center zum Duschen. Den Kaffee machte ich mir aber anschließend im Truck fertig. Um fünf Uhr begann ich mit der PTI und eine Viertelstunde später ging es weiter nach Hause.
Ich fuhr zurück zur Interstate und nahm dort wieder die I-5 N in Richtung Sacramento.

Als ich dann mit Tempomat 56 dahinrollte, zog ich ein kurzes Fazit zum Truckstop. Der Truckstop war recht neu und alles war sauber und gepflegt. Ob es so bleiben würde, sollte die Zeit zeigen. Der Parkplatz selbst bekam etwas schlechtere Noten. Auf dem befestigten Sandplatz fehlten naturgemäß sämtliche Markierungen, die auf einem asphaltierten oder betonierten Platz vorhanden waren. Daher standen die Trucks heute früh kreuz und quer. Ich hatte Glück, dass ich so stand, dass man mich nicht zuparken konnte. Sonst hätte ich mit meinem 53 Fuß Trailer keine Chance gehabt, um fünf Uhr vom Parkplatz zu kommen. Trotzdem hatte ich so eine neue Alternative auf der Interstate 5 gefunden.

Zweieinhalb Stunden später folgte ich bei Tracy weiter der I-5 N Richtung Sacramento und ließ die I-580 zur Bay Area links liegen.

Eine Stunde später befand ich mich kurz vor Sacramento. Dort ließ ich mein Telefon dann unsere Telefonnummer zu Hause wählen. „Guten Morgen Darling.“, meldete sich Pam gut gelaunt. „Hallo Sweetheart. Du hörst dich an, als würde es dir gut gehen.“ „Stimmt. Ich habe auch wunderbar geschlafen.“ Sind Tim und du auch schon fertiggemacht, so dass ihr rausgehen könntet?“ „Meinst du ich laufe hier noch im Nachthemd rum?“ „Nicht wirklich.“ „Warum fragst du denn?“ „Ich würde euch beide gerne sehen. Da ich aber nicht davon ausgehe, dass ich nach vier Stunden schon Feierabend mache, bleibt mir nur die kurze Pause dafür.“ „Okay. Dann ziehe ich Tim eben was an und komme zum Zentrallager.“ „Kannst du auch nach North Natomas zur Truxel Road kommen?“ „Wie komme ich dahin?“ „Ich hatte vergessen, dass du ja nicht aus Sacramento kommst.“ „Ich muss mir wohl einen Akzent wie Keela zulegen.“, lachte Pam. Ich erklärte ihr dann den Weg zum Außenlager. „Na gut. Dann kommen wir eben dahin.“ „Ich vermute, dass ich von dort aus wieder raus muss. Wenn es dann nach Norden geht, komme ich sonst nicht wieder zu Hause vorbei.“ „Das ist dann auch mal was Anderes, als immer nur von uns zur Florin Road zum Einkaufen und wieder nach Hause.“ „Eben.“ „Bis gleich, Darling.“ Sie legte auf.

Gegen viertel vor Neun trafen wir dann etwa zeitgleich am Außenlager ein. Pam parkte schnell unseren Ford, dann stiegen sie und Tim bei mir im Truck ein. „Während ich gleich den Trailer tausche, bleibt ihr bitte im Truck.“ „Natürlich.“ Dann begrüßte ich beide mit einem Kuss. Zuerst durfte ich den Trailer mit den Altverpackungen an Tor 10 absatteln. Das war mir ganz recht. Wenn Pam und Tim bei mir im Truck waren, wäre ich sicher zu abgelenkt gewesen um vernünftig in die Ecke zu rangieren. Als der Trailer am Dock stand, hatte ich auch den nächsten Auftrag im System:

PICKUP: EST-CASAC
GATE: 05
TRAILER: RE103560
FREIGHT: OFFICE SUPPLIES
WEIGHT: 19,290 LB
DROP: CABFL
MARKET: SUC1574
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-DSN

„Was bedeutet das jetzt?“, fragte Pam neugierig. „Das bedeutet, dass hier an Tor 5 ein Reefer steht, den ich mit Bürobedarf zum Supercenter Nummer 1574 in Bakersfield bringen soll. Das Ganze als Standardauftrag, also nicht besonders wichtig oder eilig.“ „Fast 20.000 Pfund Bürobedarf?“, fragte Pam verwundert. „Ach so. Das kann auch nur die erste Position der Liste sein. Da kann auch alles Mögliche an Non Food Ware drauf sein.“ „Wieso braucht man dafür einen Reefer?“ „Den braucht man nicht. Wenn das Kühlaggregat nicht an ist, kann da auch alles rein, was man sonst mit einem Dry Van fährt. Der stand eben nur gerade hier am Lager.“ „Verstehe.“

An Tor 5 erwartete mich dann eine Überraschung, die mir bei dem Gewicht aber dann klar wurde. „Sieh an. Ich bekomme nur einen Pup.“ „Wieso bekommst du einen Welpen?“ „Das ist der Nickname für unsere 28 Fuß Trailer.“ Ich sattelte den Trailer auf und erledigte die PTI. Dann fuhr ich auf den Parkplatz und stellte die Systeme auf Pause.

Nun durften Pam und Tim auch wieder aussteigen. Wir waren ja außerhalb des Betriebsgeländes. Als Pam den Trailer sah, den ich jetzt dran hatte, begann sie herzlich zu lachen. „Der ist aber süß. Wächst der noch?“ „Wenn das wirklich noch ein Welpe wäre würde da bestimmt noch ein ausgewachsener Trailer draus.“ „Wofür habt ihr die kleinen Dinger denn?“ „Einerseits für die Märkte, die irgendwo mitten in Downtown sind. Außerdem können wir davon auch zwei aneinanderhängen. In manchen Staaten sogar drei.“ „Wie? Hast du dann zwei Trailer hinten dran?“ „Genau. Das darf ich aber erst seit der Fortbildung, die ich vor vier Wochen gemacht habe. Habe ich letzten Dienstag zum ersten Mal gehabt.“
Ich machte mir schnell mein Frühstück. Dann gab mir Pam noch etwas frisches Obst, was sie mir mitgebracht hatte. Anschließend räumte ich schonmal ein paar Sachen zusammen, die ich nicht mehr brauchte. Diese sollte Pam schonmal mit nach Hause nehmen. Natürlich nutzten wir die Möglichkeit, dabei immer wieder ein paar schnelle Küsse auszutauschen. Um zehn Uhr musste ich dann aber doch wieder los. Ich wollte heute noch nach Bakersfield kommen.

Bis nach Lemon Hills fuhr Pam dann noch hinter mir her, dann bogen sie aber ab und fuhren wieder nach Hause. Ich blieb dann auf der CA-99 S, über die ich nach Bakersfield fahren wollte.

Die nächsten fünf Stunden ging es nun immer südwärts auf der CA-99 weiter. Die meiste Zeit rollte ich entspannt im Tempomat dahin. In den Bereichen, in denen der Golden State Highway durch Städte führte, war es aber meist nicht möglich, das Tempo beizubehalten. Kalifornien war schließlich der Staat mit der größten Bevölkerungsdichte im Westen der USA. An diesem Highway waren die Städte auch wie Perlen an einer Kette. Elk Grove, Lodi, Stockton. Dann Manteca, Modesto, Turlock, Merced, Madera und Fresno. Am Nachmittag wurden die Distanzen zwischen den Städten etwas größer. Es folgten aber noch Visalia, Tulare und Delano. Schließlich erreichte ich Bakersfield.

An der Ausfahrt 20, Panama Lane fuhr ich vom Highway ab und bog in Richtung Osten auf diese ab. An der nächsten Kreuzung nach dem Highway ging es quasi direkt auf den Parkplatz des Supercenters, welches direkt am Highway lag.

ORBCOMM hatte mir inzwischen Dock Nummer 2 zugeteilt, an dem ich den Pup absattelte. Dann schaute ich nach meinem Anschluss:

PICKUP: CABFL
MARKET: SUC1574
GATE: 03
TRAILER: ST95379
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 40,154 LB
DROP: CST-CASAC
PRIORITY: STANDARD

WAT-CASAC-KMU

Ich bekam also den Sliding Tarp Trailer, der direkt neben mir stand. Mit Leerpaletten sollte es dann direkt zum Zentrallager gehen. Ein perfekter Abschluss für diese Woche, auch wenn ich vermutlich gerade mal 60 Wochenstunden zusammenbekommen würde. Aber darüber würde ich mich sicher nicht beschweren. Nun stand also das zweite Mal Umsatteln an diesem Tag an. Nach der PTI des Trailers konnte ich mich dann auf den Weg nach Hause machen.

Weit würde ich aber nicht mehr fahren. Ich nahm die CA-99 N in Richtung Fresno und fuhr noch knapp 20 Meilen. Dann nahm ich die Ausfahrt 39 und fuhr zum zweiten Mal diese Woche zum Flying J Travel Center, Bakersfield. Hier machte ich dann für heute Feierabend.

Als nächstes reservierte ich mir eine Dusche. Anschließend nahm ich mir beim Subway mein Abendessen mit. Da ich Pam auch schon mein Notebook mitgegeben hatte, verbrachte ich meinen Feierabend dann damit, meine Habseligkeiten schonmal soweit zusammen zu räumen. Anschließend folgte noch das Telefonat mit meiner Süßen. Das machten wir auch wenn wir uns am Vormittag schon gesehen hatten. Manche Leute fragten einen, was man denn schon wieder alles zu erzählen hatte. Es war aber so, dass es für einen Long Haul Driver die einzige Möglichkeit war, ein wenig am Familienleben teilzuhaben. Außerdem gab es mir schon was, wenn ich Pams Stimme hörte. Schließlich legte ich mich dann schlafen.

Samstag, den 3. Oktober 2020, 4:00 am, PDT, Bakersfield, CA:

Auch heute klingelte mein Telefon wieder um vier Uhr. Nachdem ich aufgestanden war, reservierte ich mir ein Duschbadezimmer im Truckstop. Am Samstag gab es natürlich wieder die komplette Körperpflege mit Rasur. Pam hatte sich gestern schon beschwert, dass ich kratzen würde. Außerdem kam noch ein dummer Spruch, dass mir ein Dreitagebart nicht stehen würde. Um fünf Uhr war ich wieder im Truck und stellte noch schnell die Kaffeemaschine an. Dann begann ich mit der PTI. Eine Viertelstunde später fuhr ich dann in Richtung Heimat los.

An diesem frühen Samstagmorgen war nicht viel los. So konnte ich entspannt im Tempomat dahinrollen. Irgendwann kam mir in den Sinn, dass es die letzte Fahrt im Peterbilt war. Ich wusste ja vorher, dass es nur für kurze Zeit mein Truck war. Trotzdem hatte ich mich doch ein wenig an die Maschine gewöhnt. Der Sleeper hätte zwar ein wenig größer sein können. Das merkte ich besonders in den Wochen, in denen ich nur im Truck übernachtete. Wenn man die ganze Woche unterwegs war, wollte man schon ein wenig Platz im Truck haben. An die Kollegen in Europa mit ihren kleinen Cabover Trucks wollte ich da gar nicht denken. Was ich dann aber demnächst am Meisten vermissen würde, waren 50 PS und 3 Gänge. Hoffentlich bekam ich keinen Truck mit Automatik.

Der Unfall, den ich dann auf der Gegenseite sah, kam mir irgendwie bekannt vor. Das hatte doch auch schonmal ein Unternehmer von uns gehabt, der einen unserer Dry Vans mit einer schweren Maschine beladen hatte. Man sollte halt immer den passenden Trailertyp wählen.

Als ich zwischen Stockton und Sacramento war, klingelte mein Telefon. Die Nummer der Dispatch wurde mir angezeigt. „Guten Morgen Danny.“, grüßte ich beim Abheben. „Hallo Steve. Gut geschlafen?“ „Wie man so alleine auf einem Truckstop schläft. Was kann ich denn für dich tun?“ „Mir einfach ein paar Minuten zuhören. Ich muss nämlich heute zehn Fahrer anrufen und ihnen sagen, wie es für sie weitergeht.“ „Wieso eigentlich zehn? Das waren doch nur sechs Maschinen bei uns, die aus der Serie waren.“ „Plus vier aus Oregon. Das macht zehn Maschinen.“ „Ah, okay.“ „Im Prinzip hast du Glück gehabt. Du hast so wenig Wochenzeit weg, dass ich dich normal noch nach Truckee oder San Francisco rausgeschickt hätte. Da ich aber bei beiden Relationen noch keine sichere Rückladung habe, muss ich darauf verzichten, da du heute auf jeden Fall in den Reset musst, damit du Montag loskannst.“ „Man muss auch mal Glück haben.“ „Okay. Du kommst jetzt zum Zentrallager und stellst deinen Trailer an Tor 5 ab.“ „Nicht an der 23?“ „Nee. Wir brauchen noch Paletten zum Packen im Lager. Danach fährst du mit der Maschine zu unserer Werkstatt. Weißt du noch wie voll der Tank war, als du sie bekommen hast?“ „Der war voll.“ „Gut. Dann tankst du auch wieder voll. Anschließend räumst du alles aus und machst die Maschine von innen richtig sauber. Die geht nämlich zurück an PacLease.“ „Von außen nicht?“ „Das können die Jungs von unserer Werkstatt machen. Die müssen sowieso noch einen kurzen Check machen, ob Unterschiede zur Übernahme sind, Flüssigkeitsstände prüfen und gegebenenfalls kleine Beschädigungen beseitigen.“ „Verstehe.“ „Du kommst dann am Montagmorgen um sieben Uhr wieder zum Zentrallager.“ „Wieso erst um Sieben?“ „Weil Charlie keine Lust hat, mitten in der Nacht aufzustehen, um euch die neuen Maschinen zuzuteilen. Wegen Corona wartet ihr vor der Tür auf Charlie. Wir dürfen maximal mit acht Leuten in unseren Konferenzraum. Sonst wird das dort gemacht, wenn die Fahrer neue Trucks bekommen.“ „Also Montag um sieben Uhr auf Charlie vor dem Haupteingang warten.“ „Richtig. Dann bekommt ihr eure neuen Trucks zugeteilt und habt dann bis acht Uhr Zeit, euch häuslich einzurichten. Spätestens um Acht beginnt ihr dann mit der PTI, damit euch Keela um viertel nach Acht los jagen kann.“ „Verstanden. Weißt du schon, was ich für einen Truck bekomme?“ „Das wissen bisher nur Charlie und dein Dad. Keela bekommt die Liste für uns dann am Montag in der Frühschicht.“ „Wann kommen die neuen Maschinen denn?“ „Die stehen schon hinten an der Werkstatt. Ich weiß aber auch nur, dass da fünf nagelneue Cascadia und fünf gebrauchte Maschinen stehen. Bei den Gebrauchten ist wohl alles dabei.“ „Ah. Okay.“ „So. Ich muss noch ein paar andere Kollegen anrufen.“ „Okay, Danny. Schönes Wochenende dann.“ „Wie das eben mit Bereitschaft wird.“ Wir legten auf.

Um zehn Uhr kam ich dann am Zentrallager an. Wie angeordnet, setzte ich den Trailer an Dock Nummer 5. Dann fuhr ich zu unserem Werkstattbereich rüber. Dort tankte ich dann zuerst voll. Anschließend fuhr ich an die Seite und holte meinen Focus rüber. Dann räumte ich meine restlichen Sachen aus dem Pete und verstaute sie im Kofferraum des Ford.

Als das erledigt war, ging ich kurz in die Werkstatt. Dort fragte ich den Meister nach einer Möglichkeit zum Saubermachen. „Da drüben in Spur 6 kannst du reinfahren. Da sind sowieso noch zwei Kollegen von dir zugange. Die haben auch unsere Staubsauger. Wenn du fertig bist, stellst du die Maschine auf den Parkplatz und bringst mir die Schlüssel und Papiere. Wir holen die Leihwagen dann nach und nach rein.“ „Wo sind denn die neuen Maschinen?“ „Das sind die zehn Maschinen die hinten stehen.“ „Okay, danke.“

Ich fuhr nach hinten, wo John Miller und ein Kollege aus Oregon zugange waren, ihre Maschinen sauber zu machen. „Ich dachte, die Kollegen aus Oregon kommen erst am Montag.“, sagte ich zu John. „Nee. Die sollen ja mit frischem Reset am Montag losfahren. Charlie hat für die Jungs zwei Doppelzimmer im Royal 8 Motel am Stockton Boulevard gebucht.“ „Auch nicht gerade das Grand Lion.“ „Meinst du, Walmart zahlt dafür mehr als unbedingt nötig?“ „Haste auch wieder Recht.“ „Ich bin fertig. Du kannst meinen Staubsauger nehmen.“ „Danke.“
John fuhr seinen Leih-Kenworth auf den Parkplatz. Dann brachte er dem Meister seine Schlüssel und Papiere. Anschließend kam er nochmal zu mir rüber. „Hast du dir schon die neuen Maschinen angeguckt?“ „Nicht wirklich.“ „Komm. Wir gehen mal rüber.“ Wir gingen hinter die Halle, wo die Maschinen standen. Fünf Maschinen waren wirklich brandneue Cascadia. „Hoffentlich bekomme ich da einen von.“, meinte John. „Ich sicher nicht. Dazu bin ich noch nicht lange genug dabei.“
Bei den Gebrauchten stand ein bunter Strauß der Zugmaschinen. Nicht von der Farbe. Sie waren alle in Standard Walmart Design. Markentechnisch schon. Es standen dort ein weiterer New Cascadia, ein Volvo VNL 780, der schon recht runtergerockt wirkte, ein International LT, ein Peterbilt 579 in der gleichen Ausführung, wie mein Leihwagen und ein Kenworth T680. „Ist ja für jeden Geschmack was bei.“, meinte John mit einem Grinsen. „Such dir den schönsten aus.“ „Bei meinem Glück bekomme ich den alten Volvo.“, sagte ich. „Mit etwas Pech hat der dann auch noch die exotische Mischung von Cummins ISX15 und I-Shift Getriebe.“, lachte John. „Eigentlich ist mir das egal.“, sagte ich. „Wenn der Volvo nicht schon so fertig aussehen würde, könnte mir der auch noch gefallen. Ist der International von Innen mit dem Lonestar baugleich?“ „Ich meine schon.“ „Dann würde ich den, oder den Kenworth haben wollen.“ „Warum nicht den Pete oder den Cascadia?“ „Den Cascadia würde ich mit Schaltung auch nehmen. Aber nicht so gerne mit Automatik. Beim Pete ist mir auf die Dauer die Kabine zu klein.“ „Der geht sicher in den Regionalverkehr.“ „Das hoffe ich.“ „Montag wissen wir mehr. Ich haue jetzt ab.“ „Okay John. Ciao.“

Er ging zu seinem Auto und ich setzte meine Arbeit fort. Um halb Zwölf hatte ich dann alles erledigt und gab Schlüssel und Papiere beim Meister ab. Nun ging es auch für mich ins Wochenende.

3 Kommentare zu „21. Geburtstag in Pacifica, letzte Woche Leihwagen, Welpen

Hinterlasse eine Antwort zu Marc Antwort abbrechen