[Woche 130 – Montag bis Mittwoch] Schmierkram. Der saubere Diesel. Elegantes Absteigen.




Woche 128 & 129 nur kurz in Bildern…

Woche 130
Montag,Uppsala.
Dong. Dong. Dong. Sandras Wecker klingelt, besser gesagt lässt AC/DC auf uns los und leutet damit unsere neue Woche ein. Ich brumme ein wenig, weil mir irgendwie noch nicht nach aufstehen zu Mute ist. Sandra beugt sich zu mir und gibt mir einen Kuss. „God morgon älskling. Ist bei dir alles ok?“ „Mhm, ja. Eigentlich schon.“ „Und uneigentlich?“ „Würde ich mit dir gern noch ne Runde im Bett liegen bleiben.“ „Und wer macht unsere Arbeit?“ „Siehst du? Die Frage kann ich mir auch nicht beantworten.“ „Tja, dann müssen wir wohl aufstehen.“ Mein Schatz zieht die Schlafklamotten aus und legt diese aufs Bett. „Na was is… kommst du mit unter die Dusche?“ „Da kann ich nicht nein sagen. Keine Chance mehr fürs Bett.“ Sandra lacht laut los und startet in Richtung Bad.

Grundsätzlich kann ich mich ja gar nicht beschweren. Ich war jetzt zwei Wochen zu Hause und habe einige Arbeiten in Büro und Lager erledigt und war sonst nur im Nahbereich unterwegs. Unter anderem habe ich Sandras Idee vom großen Raubvogel aufgegriffen und mir eine Beschriftung für meinen S730 erstellt und auch angebracht. Auch die Bestellung eines DAF XF106 SuperSpace 6×2/4 Midlift – für Lucy in Berlin – ist erledigt.






Für die Dusche haben wir natürlich länger gebraucht, als wenn jeder für sich alleine drunter gesprungen wäre. Wir sitzen am Frühstückstisch und genießen den ersten Kaffee. Da weder bei bei mir noch für Sandra heute Touren geplant sind, sondern die Wartung einiger Trailer bzw. der übliche Bürodienst auf dem Plan steht, haben wir durchaus noch Zeit dafür.

Sandra steht auf, kommt um den Tisch und streicht mir über den Kopf. „Räumst du eben den Spüler ein?“ „Klar.“ Ich gebe ihr einen Kuss bevor sie in Richtung Büro verschwindet.






Ich höre unseren DAF-Motorwagen auf das Lagergelände fahren. Kurz darauf rumpelt ein Hubwagen über die Rampe.
Ich krabbele unter dem Trailer hervor. „Hej Meja.“ Diese zuckt zusammen. „Christian. Var kommer du ifrån?” Ich gucke auf meine Hände. Fettverschmiert. ”Ich schmiere gerade ein wenig die Trailer ab.” ”Achso. Setzt du die Fettpresse am DAF auch mal eben an?” ”Mach ich. Hab zwar schon drei mal geflucht. Irgendwie hast du bei dem Ding immer eine Hand zu wenig und rausrücken wollte die Handhebelpresse auch hin und wieder nix, sodass ich sie zweimal auseinander gebaut hab…” ”Du hast doch den kleinen Kompressor stehen?” ”Ja, drüben.” ”Hast du mal überlegt eine Druckluftfettpresse zu holen?” ”Mhm. Wird nachher noch bestellt. Ich mach deinen DAF noch fix fertig und dann bin ich für heute hier durch.” ”Oki. Ich bin noch kurz drüben bei Tania und dann mach ich Feierabend.” ”Mach das. Bis morgen.” ”Hej då ses vi imorgon.”






Ich steige gerade aus der Dusche als Sandra ins Bad kommt. Sie mustert mich von oben nach unten. ”Mhh. Jetzt siehst du wieder aus wie heute früh und darfst auch wieder auf die Couch.” ”Sehr großzügig.” Ich umarme meinen Schatz und gebe ihr einen Kuss. ”Toll, jetzt bin ich nass und du fast trocken.”



Dienstag, Uppsala.
Es ist 03:00 Uhr in der Früh als uns der Wecker aus dem Bett schmeißt.
Den gestrigen Abend haben wir nur noch rumgeblödelt und zu zweit genossen – immerhin wollte Sandra die nassen Klamotten nach der Umarmung fix los werden.

”Guten Morgen, Süße.” ”God morgon. Ich hab heute Nacht vielleicht was geträumt… Ich hab letztens von meiner Freundin ne Nachricht mit einem Bild bekommen. Das ist mir wieder durch den Kopf gegangen.” ”Was für ein Bild?” ”Es trug die Aufschrift VW präsentiert einen sauberen Diesel. ”Werbung für die Schummelsoftware?”
”Neee, eher ein Joke. Das Bild zeigte Vin Diesel mit Handtuch vor der Dusche. So wie dich gestern, nur dass du das Handtuch gespart hast.” Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Nach dem Frühstück steht die Küchenuhr auf kurz vor 04:00 Uhr und Sandra gibt mir einen Kuss. ”Ich bin dann mal weg. Bis heute Abend.” Sie verschwindet in die Halle und rollt nach der Abfahrtskontrolle mit dem Hauber vom Hof in Richtung Södertälje.
Punkt 04:30 Uhr. Der Sprinter nagelt sonor vor sich hin während ich das Hallentor schließe.

Über die Kungsgatan, Strandsbodgatan, Bergbrunnagatan und Björkgatan geht es zuerst einmal in die Sofielundsgatan zum gelben Riesen. Dort melde ich mich im Büro. ”Hejhej. God morgon.” ”Hej Christian. Hast du heut die Tour nach Eskilstuna?” ”Neee, da kommt Meja nachher gleich. Ich soll was für ein Hotel in Stockholm aufnehmen.” ”Achso. Das sind nur vier Kartons von der Wikströms Tryckeri und ein paar weitere kleine Sendungen. Außerdem noch was für die DHLExpress Büros in Solna.”




Ich beschleunige den Sprinter und fädele mich auf der E4 in den Verkehr ein.

Am Trafikplats Järva Krog setze ich den Blinker rechts und halte mich in Richtung Norrtälje. Die E18 verlasse ich an der nächsten Ausfahrt. Kurz darauf halte ich in der Björnstigen und melde mich am Empfang.

Nach einem Kaffee und dem Besuch der Keramikabteilung schwinge ich mich wieder in den Sprinter und fahre meine Verteilerrunde durch Stockholm.






Ich stelle den Sprinter wieder in die Halle und gehe die Treppe hoch zum Bürotrakt. Der Hauber steht noch nicht in der Halle, Sandra ist also noch unterwegs. Ich gehe an Tanias Büro vorbei. Da diese gerade am telefonieren ist winkt sie mir nur zu. Zudem hebt sie die Kaffeetasse. Wie ich sehe ist diese leer. Da ich selbst einen Kaffee brauche setze ich in der Küche fix einen neuen auf.






Ich sitze auf der Couch und habe den Fernseher als Hintergrundbeschallung laufen. Sandra ist noch immer unterwegs und ich komme mir komisch vor. So ungefähr muss es meinem Schatz gehen, wenn sie ihr Tagwerk vollendet hat und ich irgendwo in der Weltgeschichte rumgondel. Mein Magen knurrt, aber ich habe irgendwie keine Lust alleine zu essen.

Es ist 19:00 Uhr als Sandra die Tür öffnet. „Huhu.“ „Na du. Hast du auch schon Hunger?“







Wir sitzen gemeinsam auf der Couch und Sandra kuschelt sich an mich. Sie gähnt herzhaft. „Älskling?“ „Ja?“ „Ich bin durch für heute. Ich schlaf hier gleich ein.“ „Dann lass uns schlafen gehen. Im TV kommt eh nix sinnvolles.“


Mittwoch, Uppsala
Bisher waren alle LKW für den hansekontor gekauft, was eine ziemliche Kapitalbindung mit sich bringt und zu einem recht hohen Durchschnittsalter in der Flotte führt. Die derzeit ältesten Fahrzeuge sind die Scania der Serie 4 in der Malmöer Niederlassung, die noch aus der Firmenübernahme von Oppa Ole stammen (auch wenn dieser zuletzt nur noch als Einzelunternehmer gefahren war).

In Absprache mit allen Fahrern wird aber auch weiterhin zum größten Teil an der Eigentumsstrategie festgehalten – gute Wartung und eine durchaus emotionale Bindung der Fahrer zu ihren Fahrzeugen macht es möglich. In der Regel hat jeder sein festes Fahrzeug (bzw. die Pärchen in Malmö als Doppel je eins). Nur in absoluten Ausnahmefällen wird getauscht.

Auch der 106er, den ich für Lucy bestellt habe wird wieder gekauft und auf lange Zeit in den Fuhrpark aufgenommen. Das nächste Fahrzeug für Tomek, der überwiegend fürs Mercedes-Werk in Berlin tourt, wird nun erstmals geleast – auch weil der Auftraggeber es im Endeffekt so verlangt.

Mit einer Tasse Kaffee bin ich im Büro und lese die Mail, die mir Mona von Mercedes-Benz Charterway weitergeleitet hat. Das Angebot für einen Actros MP4 mit dem OM471-Motor, 12-Gang-Automatik mit Retarder, BigSpace-Fahrerhaus, 4×2-Fahrwerk und üppige Ausstattung. Wartung und so weiter sind ebenso aufgeführt; ein Komplettpaket. Fahrzeugtausch bei Überschreiten der vereinbarten dreihunderttausend Kilometer.
Ich schreibe Mona zurück, dass sie das Angebot so annehmen kann. Zudem soll sie sich mit Vivien zusammen um die Verjüngung und den Ausbau des Düsseldorfer Fuhrpark kümmern. Bisher sind dort Eva und Jenny auf Linie für das DHL-Depot Krefeld unterwegs. Vivien hat aber schon angedeutet, dass der Auftrag dort noch im laufenden Jahr ausgeweitet werden soll.


Kurz vor 12:00 Uhr gehe ich rüber in Sandras Büro. „Ich bin eben mit dem Hängerzug nach Stockholm. Die IKEA-Umlagerungen.“ „Mhm. Bis später mein Schatz.“ Ich will mich gerade zum gehen wenden. „Du hast was vergessen…“ „Oh Oh.“ Ich drehe mich um, mache zwei Schritte zurück und gebe Sandra einen Kuss. „En mer, tack.” ”För dig alltid älskling.” ”Kör försiktigt.”

Den Motorwagen samt Dolly-Auflieger-Kombination hatte ich bereits am Morgen zur Beladung zum IKEA gefahren und war dann mit dem Fahrrad wieder zu meiner Zentrale. Auf dem selben Weg geht es jetzt die knapp vier Kilometer wieder zum Scania. Ich radele durch die Kungsängsleden als mir auf der Höhe Stålgatan plötzlich ein Kind vors Fahrrad rennt. Geistesgegenwärtig bremse ich mit voller Kraft, bin dabei mit der Vorderradbremse jedoch schneller als wie mit der Hinterradbremse. Abstieg über den Lenker. Ich schaffe es mich abzurollen und stehe Sekunden später wieder auf den Füßen. Von dem Kind ist jedoch weit und breit nichts mehr zu sehen. Da mir nichts passiert ist setze ich mich wieder aufs Rad und führe meine Fahrt fort.


Es ist 18:00 Uhr und ich stelle den Motorwagen an die Rampe neben Mejas DAF. Die Dolly-Trailerkombination habe ich zuvor zur Entladung in der Rapsgatan beim IKEA abgestellt.

Im Wohnbereich in der Küche finde ich einen Zettel von Sandra: fahr bitte noch fix Einkaufen und hänge die Wäsche auf. Bin mit Tania zum Sport. Wenn ich wieder da bin müssen wir beide nochmal eben was im Büro besprechen.

Das ich Aufgaben im Haushalt übernehme wenn ich zu Hause bin ist selbstverständlich. Ich wundere mich nur, was es dann so spät noch im Büro zu besprechen gibt. Ich schiebe die Gedanken beiseite; hänge fix die Wäsche auf die Leine. Bis zum LIDL in der Liljefors torg sind es nur etwas über zwei Kilometer – da die Einkaufsliste auch nicht allzu lang ausfällt lasse ich den BMW stehen und hole mir stattdessen mein Fahrrad, was noch im Motorwagen steht.






Wie am Abend zuvor sitze ich auf der Couch und warte auf Sandra. Gegen 20:30 Uhr ist sie vom Sport zurück und sieht entspannt aus. „Hej min älskling.“ „Na du. Hat alles geklappt bei dir?“ „Die Tour selbst ja. Wäsche und Einkauf auch.“ „Und was hat nicht geklappt?“ „Der Weg mit dem Fahrrad zum IKEA heute Mittag. Da ist mir ein Kind vors Rad gerannt.“ Sandra macht große Augen. „Konntest du noch rechtzeitig bremsen?“ „Elegant über den Lenker absteigen trifft es besser. Mir ist nichts passiert und der Junge war weg.“ „Der wird sich sicher erschreckt haben und ist getürmt, aus Angst dass du meckerst.“ „Wer weiß. Wahrscheinlich hätte ich das sogar gemacht.“ Sandra umarmt mich. „Wir müssen nochmal kurz rüber in mein Büro.“

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