30. Spanischunterricht – Schwere Frachten – Gabelstapler

Samstag, den 7. November 2020, 12:30 pm, PST, Sacramento, CA:

Ich kam zu Hause an und betrat unser Haus. Wie immer kam Tim als erstes in den Flur gerannt, um mich zu begrüßen. „Hola papi ¿Qué tal?“, kam zu meiner Überraschung von Tim. „¿Estoy bien y tú?“, antwortete ich. „Was sagst du?“, fragte Tim jetzt. „Ich hab dir geantwortet.“ „Mami hat mir gezeigt, wie man panisch spricht. Ich habe deine Antwort aber nicht verstanden.“ „Du meinst Spanisch, nicht panisch.“ „Hab ich doch gesagt.“ Er rannte zurück ins Wohnzimmer. „Mami. Wir müssen noch üben. Das klappt nicht.“ Ich folgte Tim ins Wohnzimmer. Dort begrüßte mich Pam: „Hola cariño. Qué bueno que estés aquí.“ „Hola cariña, es bueno verte.“ Pam umarmte mich und gab mir einen langen Kuss. „Bin ich hier in den Spanischunterricht reingeplatzt?“ „Könnte man so sagen.“, antwortete sie lachend. „Was hat denn nicht geklappt?“ „Nur, dass Tim meine Antwort nicht verstanden hat.“ „Wir haben den Satz lange geübt, den er gesagt hat.“ „Den habe ich auch verstanden.“ „Was hast du denn geantwortet?“ „¿Estoy bien y tú?“, wiederholte ich. „Okay Tim. Daddy hat erst gesagt: estoy bien. Das heißt mir geht es gut.“ Tim strahlte. „Dann hat er gefragt: y tú. Das heißt und dir. Daddy wollte wissen wie es dir geht.“ „Mir geht es auch gut.“, sagte Tim jetzt. „Kann Daddy jetzt mit mir spielen?“ „Daddy will sicher erst kurz duschen. Danach könnt ihr spielen.“ Dann wandte sie sich wieder an mich. „Ich habe dich vermisst.“ „Und ich dich erst. Ich musste die ganze Zeit an unsere Anfänge denken.“ „Woran denn genau?“ „Zum Beispiel an unsere schöne Nacht in LA.“ „Da wo Tim entstanden ist?“ „Genau.“ „Da denke ich auch gerne dran zurück.“ „Eigentlich an alles. Von unserem ersten Date bis zu den Hochzeitsvorbereitungen.“ „Viele Höhen und Tiefen.“, sagte sie versonnen. „Weißt du eigentlich, was aus Zelda geworden ist?“ „Wir haben nur noch wenig Kontakt. Aber meines Wissens ist sie immer noch mit Miguel zusammen.“ „Wow. Ich hätte den beiden keine vier Wochen gegeben.“ „Ich glaube die beiden haben sich gegenseitig gezähmt.“, sagte Pam lachend. „Hab ich aber vorher auch nicht gedacht. Wie bist du eigentlich auf diese Gedanken gekommen?“ „Weil du endlich wieder so bist, wie du damals warst. Ich hatte die Hoffnung ja schon fast aufgegeben.“ „Ich hoffe auch, dass das jetzt stabil ist. Ich hatte ja lange keine Albträume mehr.“ „Dein mexikanisches Temperament hat mir schon gefehlt.“ „Das bekommst du gleich zu spüren, wenn du nicht endlich duschen gehst.“ Ich fügte mich und ging ins Schlafzimmer. Dort packte ich meine Schmutzwäsche aus und fügte die Sachen, die ich trug noch hinzu. Anschließend ging ich duschen.

Frisch geduscht und angezogen ging es dann an den Esstisch, an dem wir drei zu Mittag aßen. Pam hatte mexikanisches Chili nach einem Familienrezept zubereitet. Es schmeckte wirklich wunderbar.

Am Nachmittag spielte ich mit Tim und Pam kümmerte sich um den Haushalt und meine Wäsche. Irgendwann kam sie ins Kinderzimmer. „Sag mal Steve, am Dienstag wird deine Mom 60. Ist da was geplant?“ „Ich vermute mal, dass der genauso wenig stattfinden wird, wie der Sechzigste von deinem Dad im Sommer. Marc wird ja am 20. auch 25.“ „Und du im Dezember 30. Da weiß ich auch noch nicht, was wir machen.“ „Wenn es nach Plan läuft, sind wir an meinem Geburtstag schon in San Ysidro.“ „Fahren wir da eigentlich hin, oder fliegen wir?“ „Kommt darauf an, wieviel Urlaub ich in der Weihnachtswoche bekomme.“ „Okay. Das sehen wir dann. Was ist mit deiner Mom?“ „Ich kann sie gerne anrufen. Vermutlich bin ich Dienstag aber gar nicht hier.“ „Vielleicht will sie ja, dass Tim und ich vorbeikommen.“ „Soll ich sie anrufen?“ „Keine Ahnung. Wenn sie feiern würde, hätte sie uns sicher schon eingeladen.“ „Vielleicht möchte sie euch trotzdem sehen.“ „Okay. Ruf sie nachher mal an.“ „Mache ich. Ich kann ja auch bei Keela und Marc anrufen. Keela hatte im September ja auch ihre Feier in Pacifica.“ „Meinst du? Die beiden wollen doch dann nach Minnesota.“ „Marc hat am Freitag Geburtstag. Die beiden werden aber erst am Montag nach Minnesota losfahren. Frühestens Sonntag.“ „Okay. Dann kläre das.“

Nach dem gemeinsamen Abendessen über nahm Pam dann das Tim Entertainment und ich telefonierte. Als Erstes rief ich Mom an. „Hallo Steven. Schön, dass du anrufst.“ Hallo Mom. Ich wollte mal wissen, was du an deinem Geburtstag machst.“ „Tja eine große Feier wird es zu meinem 60. wohl nicht geben. Wegen Corona wollen wir das etwas einschränken.“ „Verstehe. Machst du denn überhaupt was?“ „Wahrscheinlich nur ein Abendessen im kleinen Familienkreis. Du und Marc seid ja vermutlich sowieso unterwegs und Keela hat wohl Spätschicht. Da Jessica Nachtschicht hat, wird sie wohl mit uns essen, nur unser Dinner ist dann ihr Frühstück. Sollen Pam und Tim denn vorbeikommen?“ „Pamela und Timothy können gerne kommen. Wobei es ja ein Dinner ist und der Kleine ja auch irgendwann ins Bett muss.“ „Dann geht er ein bisschen später schlafen. So dramatisch ist das ja nicht.“ „Na gut. Sag Pamela aber, sie soll sich bloß nicht stressen, um noch ein Geschenk zu finden. Wirklich brauchen tue ich sowieso nichts.“ „Wenn du das sagst.“ „Seid ihr denn wenigstens Thanksgiving hier? Keela und Marc sind ja wohl in Saint Paul.“ „Pam und Tim sind auf jeden Fall hier. Wo ich bin, stellt sich ja erst in der Woche heraus.“ „Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, dass meine Söhne beide der Meinung sind, dass sie Truckdriver sein müssen.“ „Erstens ist Marc Fuhrunternehmer und bei mir kannst du doch froh sein, dass ich für Dad arbeite. Sonst wären wir sicher noch in San Diego.“ „Wie du meinst.“ „Okay, Mom. Ich werde Dienstag auf jeden Fall anrufen.“ „Mach das, Steven. Wir hören uns.“ Dann legten wir auf.

Als nächstes rief ich bei Marc an. „Hallo Bruderherz. Was kann ich für dich tun?“ „Hey Marc. Ich wollte wissen, wie du deinen 25. verbringst.“ „Vermutlich am Steuer eines T680.“ „Ist das dein Ernst?“ „Im Gegensatz zu dir, der ja, Dank Walmart, sogar bezahlte Urlaubstage hat, kostet mich jeder Tag Geld, an dem ich nicht fahre. Da wir versuchen eine Tour nach Minnesota ab dem darauffolgenden Montag zu bekommen, werde ich wohl erst am Samstag reinkommen.“ „Verstehe.“ „Ihr könnt gerne am Samstagabend vorbeikommen, dann trinken wir was zusammen. Mehr ist aber wohl nicht drin. Zumal Keela das Wochenende noch Bereitschaft hat.“ „Keela arbeitet noch bis Montagmorgen?“ „Yep. Ist ja auch kein Problem. Sie kann sich ja danach im Sleeper hinlegen. Wenn wir durch Nevada fahren, gibt es ja eh nichts zu sehen.“ „Wenn ihr erst am Montag nach sechs Uhr losfahrt, wann seid ihr denn dann da?“ „Mit Glück am Mittwochabend. Kommt aber auch darauf an, was wir für eine Tour bekommen. Wir wissen ja jetzt noch nicht, ob wir eine Direktfahrt nach Minneapolis haben.“ „Was denn sonst?“ „Wir nehmen im Zweifel erstmal alles, was in der Nähe der Interstate 80 und zwischen Sacramento und Chicago ist. Spätestens ab Nebraska logge ich mich bei der Dispatch in Sacramento aus und in Minneapolis ein. Dann werde ich von Keelas Freundin Stella und deren Team eingeteilt.“ Ich erinnerte mich an die sehr gesprächige Blondine, die ich auf der Hochzeit der beiden kennengelernt hatte. „Wie geht das denn?“, fragte ich trotzdem überrascht. Ich dachte, die Heimatdispatcher machen das generell in ganz Nordamerika.“ „Normal schon. Auf dem Papier gibt es aber die M.M. Trucking Niederlassung Saint Paul. Irgendwann soll diese Niederlassung die Interstate Transporte der Ryan Construction übernehmen und auch für Walmart Minneapolis fahren. Das ist aber bisher nur eine grobe Planung, die langfristig umgesetzt wird.“ „Über die bist du aber jetzt schon bei Walmart Minneapolis gemeldet?“ „Yep. Aber nur als C-Unternehmer.“ „Ich dachte, du wolltest nicht weiter expandieren.“ „Hatte ich auch ursprünglich nicht vor. Das sind aber bisher auch alles nur langfristige Planungen. In den nächsten zehn Jahren werden vermutlich noch zwei, drei Maschinen in Sacramento hinzukommen, danach beginnt dann der Aufbau von Saint Paul.“ „Du klingst ja wie ein richtiger Geschäftsmann.“ „Ich bin ja auch schon seit August 2017 selbstständig.“ „Kann ich mir immer gut merken. Unsere Kinder sind etwa gleich alt. Meins heißt Tim und deins M.M. Trucking.“ „So habe ich das auch noch nicht gesehen.“, sagte Marc lachend. „Okay. Dann behalten wir mal den Samstag nach deinem Geburtstag im Auge.“ „Wenn du dann noch genug siehst.“ „Scherzkeks.“ „Okay, Big Brother. Bis die Tage.“ Wir legten auf.

Ich ging zu Pam und Tim ins Kinderzimmer. „Wie siehts aus?“, fragte Pam neugierig. „Ihr beide dürft am Dienstag zu meinen Eltern zum Dinner kommen.“ „Okay. Was sollen wir deiner Mom schenken?“ „Das hat sie nicht gesagt. Nur dass du dich deswegen nicht stressen sollst und dass sie nicht wirklich was brauchen würde.“ „Ist ja sehr hilfreich.“, sagte Pam lachend. „Im Zweifelsfall bekommt sie eine gute Flasche Wein von uns.“ „Das geht immer.“ „Was ist mit Marc?“ „Der wird wohl an seinem Geburtstag fahren. Wir sollen aber am Samstagabend danach auf ein Glas vorbeikommen.“ „Er hat sicher auch nichts von einem Geschenk gesagt.“ „Nein.“ „Kein Problem. Vielleicht sehe ich Keela ja Dienstag.“ „Sicher nicht. Keela hat Spätschicht.“ „Gut. Dann rufe ich sie vormittags an.“ „Marc will übrigens langfristig expandieren.“ „Warum sollte er auch nicht.“ „Weil er eigentlich nicht wollte.“ „Hast du noch nie deine Meinung geändert?“ „Auch wieder wahr.“ „Warum ist das interessant? Willst du lieber für ihn fahren?“ „Sicher nicht. So gut, wie Walmart kann er mich gar nicht bezahlen. Aber vielleicht kann Tim da später mal was erben. Falls Keela und Marc kinderlos bleiben.“ „Das ist aber jetzt weit hergeholt.“, sagte Pam lachend. „Man weiß ja nie.“

Etwas später brachte ich dann Tim ins Bett und las ihm seine Geschichte vor. Als ich dann wieder ins Wohnzimmer kam, schaute mich Pam verführerisch an. „Schläft unser Wirbelwind?“ „Ja. Tief und fest.“ „Okay, Chico. Du sagtest, du hättest mein Temperament vermisst?“ „Ich freue mich jedenfalls, dass es wieder da ist.“ „Soll ich dir mal zeigen, wieviel Temperament ich wirklich habe?“ „Sehr gerne.“ „Okay. Wir werden sicher einen Abend haben, der genauso unvergesslich wird, wie der vor vier Jahren in Los Angeles.“ „Ich glaube, wir haben auch wieder keine Kondome im Haus.“, sagte ich lachend. „Eigentlich bin ich geschützt.“, sagte Pam mit einem verführerischen Unterton. „Falls nicht, wird er eben auch großer Bruder. Genau wie sein Vater.“ „Könnten wir uns ein zweites Kind leisten?“ „Sicher besser, als damals mit Tim das erste Kind.“ „Dann kann ja nichts schiefgehen.“ „Ich will dich jetzt.“, hauchte mir Pam ins Ohr und zog mich ins Schlafzimmer.

Sonntag, den 8. November 2020, 7:30 am, PST, Sacramento, CA:

„Daddy, wach werden.“, war mal wieder das erste, was ich hörte. Als ich die Augen öffnete, schaute ich in die strahlenden, schwarzen Augen meines Sohnes. „Guten Morgen mein Großer.“, murmelte ich verschlafen. „Kannst du das auch schon auf Spanisch?“ „Nein. Das hat Mami noch nicht gezeigt. Nur hola papi.“ „Das lernst du sicher auch noch.“ „Warum lerne ich spanisch sprechen?“ „Weißt du, wo dein Opa Alejandro herkommt?“ „Aus San Diego. Oma Brenda auch.“ „Ja. Da wohnen die beiden. Weißt du denn wo Opa Alejandro gewohnt hat, als er so alt war wie du jetzt?“ Tim schüttelte den Kopf. „Weißt du das?“ „Ja. Da hat er in Ensenada gewohnt.“ „Wo ist das?“ „In einem Land namens Mexico und da spricht man spanisch.“ „Wo ist Mexico?“ „Wenn du in San Diego noch weiter nach Süden fährst kommst du nach Mexico.“ „Kommt Oma Brenda auch aus Mexico?“ „Nein. Oma Brenda kommt aus Kalifornien. Genau wie wir.“ „Aber warum lerne ich spanisch sprechen?“ „Opa Alejandro versteht das besser, als Englisch. Dann kannst du viel besser mit ihm sprechen.“ „Kann Opa Frank auch spanisch sprechen?“ „Ja, das kann er. Opa Frank versteht aber besser englisch.“ „Kommst du jetzt spielen?“, fragte Tim auf einmal. Er hatte wohl keine Lust mehr auf die Unterhaltung. „Natürlich. Du gibst ja sonst sowieso keine Ruhe.“ Wir standen auf und gingen ins Kinderzimmer. Pam ließen wir noch schlafen.

Während wir spielten, versuchte ich Tim aber auch noch was beizubringen. Als Pam dann irgendwann in der Tür stand, flüsterte ich ihm dann nochmal ins Ohr, was ich ihm gesagt hatte. Dann sagte er: „Hola mamá. ¿Qué tal?“ Pam strahlte nach der spanischen Begrüßung. „Hola cariño, estoy bien.“ „Was hast du gesagt?“, fragte Tim „, Dass es mit gut geht, mein kleiner Schatz.“ Dann schaute mich Tim an. „Daddy, kommt Mami auch aus Mexico?“ „Nein, mein Süßer. Ich bin in San Diego geboren. Genau wie du.“, sagte Pam. „Tim fragt einem heute ein Loch in den Bauch.“, sagte ich grinsend. „Das ist gut. Durch seine Neugier lernt er auch was.“ Nun kam sie zu mir. Nach dem langen Kuss zur Begrüßung fragte sie: „Hast du gut geschlafen, Darling?“ „Sehr gut. Und du?“ „Wunderbar. Nach dem Abend gestern kein Wunder.“ „Hat’s dir gefallen?“ „Als würdest du das nicht wissen.“, sagte sie lachend. „Männer brauchen doch immer ihre Bestätigung.“, sagte ich grinsend. „Bevor wir das in Gegenwart unseres Sohnes vertiefen, mache ich lieber Frühstück.“ „Ich liebe dich, Sweetheart.“ „Natürlich tust du das.“, sagte sie mit frechem Grinsen und verschwand in die Küche.

Nach dem Frühstück absolvierte ich mal wieder eine ausgiebige Laufrunde. Als ich dann zurück war, sagte ich zu Pam. „Ich habe festgestellt, dass mir die frühe Dunkelheit meine Kondition raubt. Ich komme ja nach Feierabend kaum noch zum Laufen.“ „Faule Ausrede.“, sagte Pam grinsend. „Gerade bei den langen Touren könntest du auch in der Mittagspause laufen. Wenn ich das System auf deinem E-Log richtig verstanden habe, hast du innerhalb von 24 Stunden elf Stunden Zeit, in der du fahren kannst. Bei 14 Stunden Schichtzeit könntest du auch drei Stunden stehen bleiben.“ „Nicht ganz. Die Arbeitszeiten kommen auch noch dazu.“ „Zwei Stunden bekommst du aber locker hin. Da kannst du laufen und sogar noch duschen.“ „Ma’am, Yes Ma’am.“, sagte ich und stand stramm. „Was eher deine Fitness beeinträchtigt ist das Fast Food an den Truckstops und der Focus, der vor der Tür steht.“ „Meinst du damit, dass ich das Auto wieder verkaufen soll?“ „Das habe ich nicht gesagt. Du musst dir nur eine bessere Ausrede einfallen lassen.“ „Sagt die Frau, die selbst kaum noch Sport macht.“ „Ich bin fit genug. Meine Ausrede heißt Tim.“ „Wieso? Unser Sohn spielt doch schön ruhig.“ „Ja, am Wochenende. Wenn Daddy da ist, auf den er die ganze Woche gewartet hat. In der Woche macht der Kleine genug Unsinn, wo ich dann hinter ihm herrennen muss.“ „War das ein Vorwurf?“ „Nein. Du weißt eben nur nicht, was hier von Montag bis Freitag abgeht.“ „Ich dachte schon, du wolltest mir meinen Job vorwerfen.“ „Quatsch. Ich weiß genau, wo ich wäre, wenn du das nicht gemacht hättest.“ „Und wo wäre das?“ „Vermutlich in der Psychiatrie.“ „Wenn du meinst.“ „Mir würde es sicher nicht so gut gehen, wie es das jetzt tut.“ Sie lächelte mich an. „Okay. Kommst du mit duschen?“ „Besser nicht. Wer weiß, was Tim hier anstellt, während wir beide unter der Dusche sind.“ „Na gut, Sweetheart. Du weißt ja was du verpasst.“ „Vielleicht müssen wir Tim mal wieder ein Wochenende zu Mary und Frank bringen.“

Der weitere Sonntag verging wie im Flug. Nach dem Mittagessen machten wir einen Spaziergang zu Dritt, der dann zum Spielplatz am Fruitridge Park ging. Hier konnte sich Tim dann richtig austoben. Das war das Schöne am Wohngebiet in Lemon Hills. Wir hatten sogar mehrere Spielplätze, die man fußläufig erreichen konnte. Das ganze Viertel war auf Familien mit Kindern ausgelegt. Neben den Spielplätzen gab es zwei Grundschulen in unmittelbarer Nähe, außerdem auch mehrere Katholische Kirchen mit Gemeindezentren. Irgendwann, wenn sich alles wieder richtig normalisiert hatte, war es hier sicher kein Problem für Tim, hier Freunde zu finden. Da hier neben der weißen Bevölkerung die Hispanics die größte Bevölkerungsgruppe war, würde Tim auch keine Benachteiligungen aufgrund seines südländischen Aussehens erfahren. So gesehen hatten meine Eltern für uns das optimale Wohngebiet gefunden, als sie das Haus für uns gekauft hatten.

Als es dunkel wurde, waren wir schon wieder zu Hause. Dort packte ich schonmal meine Tasche für morgen und beschäftigte mich danach wieder mit Tim, während Pam das Abendessen zubereitete. Anschließend spielten wir noch eine Weile mit Tim, bis dieser dann ins Bett musste. Als der Kleine schlief, blieben Pam und ich auch nicht mehr lange auf. Wir verlegten den Abend dann lieber ins Bett.

Montag, den 9. November 2020, 3:30 am, PST, Sacramento, CA:

Mein Wecker klingelte, wie üblich um halb vier. Ich machte ihn schnell aus, damit ich Pam nicht aufweckte. Anschließend ging ich leise ins Bad. Nach Morgentoilette, Zahnpflege und Dusche war ich dann fertig. Rasieren konnte ich mich auch morgen. Im Schlafzimmer zog ich dann leise die Fahreruniform an, die ich mir bereitgelegt hatte. Danach warf ich einen letzten Blick auf Pam, die friedlich schlief und ruhig atmete.
In der Küche packte ich noch meine Vorräte ein und setzte den Kaffee auf. Außerdem machte ich mir auf die Schnelle ein Sandwich fertig, was ich aß, während der Kaffee durchlief. Als der in der Thermoskanne war, hatte ich alles erledigt und konnte mich auf den Weg zum Zentrallager machen.
Dort angekommen, verstaute ich meine Sachen und begann dann mit der PTI. Nachdem diese erledigt war, schaute ich mir den ersten Auftrag der Woche an:

PICKUP: EST-CASAC
GATE: 04
TRAILER: RE127185
FREIGHT: FIREWORKS
WEIGHT: 24,002 LB
DROP: COW-UTSLC
PRIORITY: STANDARD
REMARKS: ADR-CLASS 1-04 UN-NO. 0336

WAT-CASAC-JMU

Okay. Es gab mal wieder Feuerwerk. Diesmal zu Costco in Salt Lake. Also ging es erstmal Bobtail zum Außenlager. Die Strecke fuhr ich ja beinahe schon im Schlaf. Über CA-99 N, US-50 W, I-5 N und I-80 ging es zum Außenlager. Dort angekommen, sattelte ich den Reefer auf, der an Tor 4 stand. Nach der PTI konnte ich mich dann auf den Weg nach Osten machen. Es ging auf die I-80 E in Richtung Reno und somit auch in Richtung Donner Pass. Mit der leichten Ladung hatte dann auch selbst mein Truck kein Problem, der ja sonst bei jedem Berg einbrach. So erreichte ich entspannt in der Morgendämmerung die Passhöhe. Dabei fiel der Truck nur einmal am steilsten Stück unter 40 mph.

An Truckee vorbei ging es nun nach Nevada. Dort regelte ich den Tempomat um zehn Meilen hoch auf das maximal mögliche Tempo. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis ich Reno und Sparks erreichte. Als ich die Städte hinter mir hatte, musste ich grinsen. Marc hatte nicht ganz unrecht, wenn er sagte, dass es hier nicht viel zu sehen gab. Wobei das auch für den weiteren Verlauf seiner Route nach Minneapolis galt. Wenn man in Wyoming aus den letzten Ausläufern der Rockies raus war, gab es eigentlich für den Rest der Strecke auch nichts mehr zu sehen. Nicht umsonst zählten Nebraska und Iowa zu den landschaftlich uninteressantesten Staaten der USA. Irgendwann schweiften meine Gedanken dann wieder in die Vergangenheit ab.

Am Samstag, den 25. Februar 2017 war es dann soweit. Der Tag der Hochzeit war gekommen. In der kurzen Zeit hatten Pams Eltern immerhin das Kunststück hinbekommen, so viele Gäste zusammenzukriegen, dass man mit einem gecharterten Bus von San Diego nach Las Vegas reiste. Die Anreise war dann auch bereits am Freitag erfolgt. Was etwas komisch war, war die Tatsache, dass tatsächlich kein Gast zu meiner Seite gehörte. Meine Familie wollte ich ja nicht dabeihaben. Im Vorfeld wurde mir dann erst bewusst, dass ich eigentlich keine Freunde hatte. Mein Freundeskreis von früher war in Sacramento verblieben und dahin hatte ich ja sämtliche Kontakte abgebrochen. Im Corps hatte ich zwar Kammeraden, aber keine Freunde. Mit Vorgesetzten und Untergebenen verbrüderte man sich nicht. Zu den anderen Ausbildern hatte ich zwar guten kollegialen Kontakt, mehr aber nicht. Das wurde mir schmerzlich klar, als es darum ging, den Best Man für die Hochzeit zu finden. Da Pam dann ihre Freundin Zelda nahm, entschied ich mich dafür, Miguel zu nehmen, der ja jetzt mit Zelda zusammen war. Welche Braut hatte schon ihren Exfreund als Trauzeugen? Vermutlich nicht allzu viele. Wenigstens hatte Miguel zugesagt. Das zeigte mir schon, wie groß der gegenseitige Respekt war. Die restlichen Gäste waren dann auch aus Pams Familie oder Freunde aus San Ysidro.

Die Hochzeit selbst war für eine Vegas Hochzeit richtig groß. Es wurde ein richtiger katholischer Hochzeitsgottesdienst, wie er wohl auch in jeder anderen Kirche abgehalten würde. Pam sah in ihrem Kleid unglaublich schön aus und machte mich zum Glücklichsten Menschen auf der Erde. Davon, dass in ihrem Bauch unser Baby wuchs, war dann auch tatsächlich nichts zu sehen. Ich trug dann, genau wie beim offiziellen Antrag die blaue Bravo Uniform. Für die anschließende Feier hatten wir sogar alkoholfreien Wein besorgt, den Pam bekam, ohne dass es jemand merkte. Sonst hätten sich sicher Leute gewundert, warum Pam nichts trank. So wurde aus der schnell und kurzfristig abgehaltenen Hochzeit dann eine wirkliche Traumhochzeit. Leider fielen die Flitterwochen für uns aus, da der Umzug in unsere neue Behausung anstand und wir im Vorfeld auch darum gebeten hatten, uns anstelle von Sachwerten lieber Geld zu schenken, damit wir davon die Einrichtung für das Haus kaufen könnten. Das Wochenende in Las Vegas entschädigte uns aber dafür. Die Hochzeitsnacht und den Sonntag genossen wir dann aber in vollen Zügen, bis wir dann am Spätnachmittag mit den anderen zusammen im gecharterten Bus die Heimreise nach San Diego antraten.

Ich erreichte Winnemucca und fuhr für meine Pause auf das bekannte Flying J Travel Center. Heute versuchte ich dann auch mal Pams Vorschlag umzusetzen. Ich zog mir die Sportsachen an und ging Laufen. Erst umrundete ich den auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegenden Friedhof und dann den benachbarten Winnemucca Sports Complex. Dann dehnte ich die Runde noch aus und lief zum Walmart Supercenter 2617, wo ich mir noch ein paar frische Lebensmittel besorgte. Die packte ich in meinen Rucksack, den ich auf die Laufrunde mitgenommen hatte und lief dann zurück zum Truck. Dort verstaute ich meine Einkäufe und ging dann zum Duschen in den Truckstop. Anschließend machte ich mir noch einen Beutel Salat fertig, den ich mir gekauft hatte. Nachdem ich gegessen hatte, nahm ich dann die restliche Tagesetappe unter die Räder. Die Pause hatte ich damit auf eineinhalb Stunden ausgedehnt. Ich fuhr zurück auf die I-80 E und beschleunigte wieder auf 66. Dann legte ich den Tempomat ein und ließ den Gedanken wieder freien Lauf.

Am 1. März 2017 konnten wir dann in unser Häuschen einziehen, was wir von Uncle Sam gestellt bekamen. Die Miete wurde dann direkt mit meinem Sold verrechnet. Die meisten Möbel ließen wir uns liefern. Nur die Sachen, die wir gebraucht bekamen mussten wir selbst holen und aufbauen. Beim Schleppen hielt sich Pam dann auch zurück, dafür kümmerte sie sich überwiegend um die Verschönerung des Wohnraums. Es kam in einigen Räumen frische Farbe an die Wände. Außerdem zum Teil neue Böden. Hinterher hatten wir eine richtig schöne Wohnung, bei der man deutlich Pams Einfluss auf die Gestaltung erkennen konnte. Das war aber auch meiner Meinung nach eher ein Frauending. Mich hatte ja auch das Einheitsgrau in den Kasernen nie wirklich gestört.

In den nächsten Wochen konnte man Pam dann auch langsam ansehen, dass sie in anderen Umständen war. Die Phase mit der morgendlichen Übelkeit hatte ich ja verpasst, weil sie zu der Zeit noch bei ihren Eltern wohnte. Außerdem wäre ich zu dieser Zeit sowieso schon im Dienst gewesen. Die Hormonellen Stimmungsschwankungen bekam ich aber voll ab. Genau, wie ihre manchmal ungewöhnlichen Gelüste auf meistens genau die Lebensmittel, die wir nicht im Haus hatten. Ich weiß nicht, wie oft ich in der Zeit spätabends noch mal los bin um saure Gurken oder Schokolade zu kaufen. Die Veränderungen an Pams Körper fand ich aber wunderschön. Außerdem waren es immer sehr intensive Momente, wenn ich an ihrem Bauch spürte, wie sich das Baby bewegte.

Die letzten Wochen der Schwangerschaft waren dann im Hochsommer, was Pam natürlich noch mehr belastete. Zum Glück hatte San Diego durch den Pazifik vor der Haustür ein vergleichsweise mildes Klima. Selbst in meiner Heimatstadt Sacramento waren die Sommer meistens weniger angenehm, als in San Diego.

Am Sonntag, dem 13. August 2017 erblickte ein gesunder Junge das Licht der Welt. Als Pam ihn das erste Mal im Arm hatte, sagte sie: „Ich finde er sieht aus wie jemand, der Tim heißen sollte.“ „Ich finde den Namen auch schön.“, antwortete ich. „Auch, wenn meine Mom bei dem Namen einen Anfall bekommen würde.“ „Du kannst ja Timothy eintragen lassen.“, meinte Pam mit einem glücklichen Lächeln. „Okay. Als zweiten Vornamen nehmen wir zu Ehren deines Vaters Alejandro.“ „Einverstanden.“ „Jetzt sind wir eine richtige Familie.“, stellte ich glücklich fest.
Als Brenda und Alejandro kamen, konnte man sehen, dass die beiden auch stolze Großeltern waren. Sie schickten auch sofort Fotos von uns und Tim nach Mexico zu den Urgroßeltern. Auch ich schickte ein Bild zu Jessy. Sie war zwar immer noch eingeschnappt, weil wir ihr erst nachträglich von der Hochzeit berichtet hatten, wir hatten ihr aber wenigstens vorher bereits gesagt, dass Pam schwanger war. Unser Familienglück war zu diesem Zeitpunkt perfekt. Wir ahnten ja auch nicht, was uns dann in den kommenden Jahren in San Diego noch alles passieren würde.

Kurz nach Fünf am Spätnachmittag verließ ich dann in West Wendover die Interstate. Dann suchte ich mir auf dem Pilot Travel Center einen Parkplatz. Da ich am Mittag nach der Laufrunde bereits geduscht hatte und danach nur noch im klimatisierten Kenworth gesessen hatte, sparte ich mir die Dusche. Auf das Abendessen bei Arby’s verzichtete ich aber nicht. Nach dem Greek Food der Kette war ich regelrecht süchtig. Da konnte ich auch mal sündigen. Zurück im Truck folgte das obligatorische Telefonat mit Pam. Anschließend schaute ich auf YouTube, ob es bei BKR Truck Driving ein neues Video gab. Ich schaute danach noch ein paar weitere Trucker Kanäle bis ich mich dann in die Koje legte.

Dienstag, den 10. November 2020, 4:00 am, PST, West Wendover, NV:

 Heute wurde ich wieder um vier Uhr von Totos Pamela geweckt. Danach folgte dann der übliche Ablauf. Kaffee kochen, in den Truckstop zum Duschen gehen und da Pilot, den ersten Kaffee mitnehmen. Um fünf Uhr begann ich dann mit der PTI und machte mich anschließend auf den Weg. Ich fuhr zurück auf die I-80 E in Richtung Salt Lake. Kurz darauf war es auf einmal 6:20 am, da ich Utah und somit die Mountain Time Zone erreicht hatte. Der Staat begrüßte mich dann auch damit, dass ich am Port of Entry von der Interstate runter und auf die Waage musste. Ich befürchtete schon eine größere Kontrolle, da ich ja die Gefahrgut Beschilderung hatte. Das war den Beamten aber offensichtlich zu früh am Tag oder zu dunkel. Da ich sowieso leicht unterwegs war, durfte ich sofort weiter. Momentan hatte ich Glück mit den Waagen. Gestern bekam ich permanent die grüne LED zu sehen und heute war ich schnell wieder weg.

Es dauerte dann auch nicht allzu lange, bis ich Salt Lake City erreicht hatte. Auf der Interstate hielt sich der Verkehr in Grenzen, als ich diese aber verlassen hatte, kam ich dann in den vollen Genuss des Berufsverkehrs. Ich bog links auf die UT-172 N oder die 5600 W, je nachdem, welche kryptische Bezeichnung einem lieber war. Nach der Überquerung des Amelia Earhart Drive bog ich in die nächste Straße links und hatte am Ende der Straße auf der rechten Seite das Lager von Costco Wholesale liegen. Das Tor, an dem ich andocken durfte, Hatte mir ORBCOMM inzwischen angezeigt. So sparte ich mir den Kontakt mit den Mitarbeitern von Costco. Meinen Anschluss bekam ich dann auch gleich hier:

PICKUP: COW-UTSLC
GATE: 99
TRAILER: COWSTAA
FREIGHT: RICE
WEIGHT: 40,949 LB
DROP: CST-CASAC
PRIORITY: STANDARD
REMARKS: STAA-DOUBLE (UT) 180733U / 215952L

WAT-CASAC-DSN

Ich bekam also ein Double mit Reis für unser Zentrallager. Netterweise hatte mir Danny die Kennzeichen der Trailer in die Bemerkung geschrieben. So konnte ich weiterhin kontaktlos arbeiten. Es stand aber auch nur ein einziges Double auf dem Platz. Dabei störte mich eigentlich auch nur, dass ich nun wieder mit Werbung für Costco Spazierenfahren durfte. Ansonsten war alles in Ordnung, wie mir die PTI des Gespanns bewies. Bevor ich losfuhr, befragte ich meine CAT-Scale App, wo sich in der Nähe eine entsprechende Waage befand. Diese war beim Maverik in der Gustin Road. Also nichts wie hin.

Ich fuhr zurück zur 5600 W, auf die ich nun in Richtung Süden fuhr. Nun konnte ich mich mit dem Berufsverkehr rumärgern, der hier immer noch dicht war. Nach knapp drei Meilen bog ich links in die California Avenue. An der lag doch auch der Truckstop, wo ich beim letzten Mal gestanden hatte. Kurz vor dem Ziel, mitten in Glendale hatte ich dann einen Bahnübergang, der mich wohl ärgern wollte. Er schloss direkt vor mir die Schranken. Ich musste schon recht stark bremsen, um nicht noch die Schranke abzuräumen. Dann kam der Zug. Als der durch war, blieben die Schranken unten. Ich wartete eine Weile dann kam ein zweiter Zug. Als der durch war, öffneten sich die Schranken. Ich wollte gerade losfahren, als die Leuchten wieder angingen. Die Schranken gingen wieder zu. Es war gerade mal ein PKW in Gegenrichtung durchgekommen.

Dann kam der nächste Zug… und noch einer… und noch einer… und noch einer… Ich fragte mich schon, ob die bei dem dichten Bahnverkehr ein Signal pro Meile stehen hatten, damit das klappte. Endlich gingen die Schranken wieder auf. Ich sah zu, dass sich der Lastzug bewegte. Und… drüber. Gott sei Dank. Bevor ich rechts in die Gustin Road abbiegen konnte, sah ich im Spiegel, dass die Lampen am Übergang schon wieder blinkten. Ich fuhr dann auf das Gelände des Truckstops. Dann fuhr ich auf die CAT-Scale. Zum Glück waren wir bei denen Rechnungskunde, so dass wir nicht noch mehr Zeit verloren.

Auf der Waage entgleisten mir dann sämtliche Gesichtszüge. Sie pendelte sich bei 80,027 lb ein. Soviel zum Thema in Utah tanken, dachte ich verärgert. Hätte ich das gewusst, könnte ich jetzt schon wieder halb in Wendover sein, anstatt an einem Bahnübergang in Glendale die Waggons zu zählen. Ich schaltete noch eben die Anzeige im Bordcomputer durch und notierte mir, dass ich laut Anzeige noch 108 Gallonen Diesel im Tank hatte. Dann wusste ich wenigstens in Nevada, wieviel ich noch nachtanken durfte, bevor ich zurück nach Kalifornien kam. Also zurück zur Interstate. Als ich wieder am Bahnübergang war, hatte ich nun aber Glück. Vermutlich waren alle Züge auf dem Hinweg vor mir durch. Nun war die Schranke offen.
Durch den Berufsverkehr fuhr ich zurück zur Interstate 80, auf die es nun in Richtung Wendover ging. Ich beschleunigte wieder auf 66 und legte den Tempomat ein. Dann hieß es frei nach den Pet Shop Boys „Go West.“ Bis zur Grenze nach Nevada lief dann erstmal alles einwandfrei. Dort entschloss ich mich dann, meine Pause zu machen. Ich fuhr also wieder genau dorthin, wo ich die letzte Nacht verbracht hatte.

Als ich stand nahm ich als Erstes das Handy und suchte die Nummer meiner Mom aus dem Speicher. „Hallo Steven. Schön, dass du dich meldest.“, hörte ich zur Begrüßung. „Hallo Mom. Alles Liebe und Gute zu deinem 60.“ „Danke schön. Können wir denn heute Abend auch mit dir rechnen?“ „Das wird leider nichts. Ich bin jetzt zwar auf dem Weg nach Sacramento, werde heute aber nicht mehr bis nach Kalifornien kommen.“ „Wo bist du denn?“ An der Grenze von Nevada und Utah. War heute früh schon in Salt Lake City. Nun muss ich zusehen, wie weit ich noch komme.“ „Das ist aber wirklich schade. Dann sind dein Vater und ich heute Abend nur mit Jessica, Pamela und Timothy hier. Keela hat Dienst und Marc ist auch unterwegs.“ „Lässt sich nicht ändern. Thanksgiving steht vor der Tür. Du weißt ja selbst, wie viel wir da zu tun haben.“ „Ich weiß. Dein Vater stöhnt ja jedes Jahr auf, wenn es um meinen Geburtstag geht. Bei seinem, im Januar ist ja immer mehr Zeit.“ „Da sind keine Feiertage vor der Tür.“ „Stimmt. Da ist selbst der Martin Luther King Day schon vorbei.“ „Okay, Mom. Ich wünsche dir trotzdem einen schönen Tag.“ „Vielen Dank, mein Junge.“ Dann legten wir auf.

Nun schlüpfte ich wieder in die Sportsachen und ging Laufen. Die Runde, die ich hier jetzt lief, hatte ich schonmal gemacht. So brauchte ich mir wenigstens nichts neues aussuchen. Anschließend ging ich duschen und holte mir danach im Arby’s noch was zu essen. Um viertel vor Zwölf am Mittag machte ich mich dann wieder auf den Weg.

Ich fuhr zurück zur I-80 W in Richtung Elko. Dann ging es wieder bis auf Tempo 66 hoch und anschließend mit Tempomat weiter. Den Tempomat konnte ich drin lassen, bis ich an der Osino Weigh Station die rote LED zu sehen bekam. Der Lastzug war aber inzwischen auch leicht genug. 79,780 lb standen auf der Skala. Vielen Dank und gute Weiterfahrt. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Bis zu meinem geplanten Tagesziel hatte ich noch ein ganzes Stück zu fahren.
Das funktionierte dann auch ganz gut. Was ich an Leistung zu wenig hatte, musste ich auf der weiteren Strecke mit dem ausgeladenen Zug dann mit Schaltarbeit ausgleichen. Dabei stellte ich mir wieder die Frage, ob ich mit einem Getriebe mit mehr Gängen nun mehr oder Weniger Arbeit hatte. So ging es nur von 10 auf 9 und wieder zurück auf 10. Wie auch immer die Antwort war, dadurch, dass der Verkehr, der sich im Norden von Nevada gen Westen bewegte, nicht allzu dicht war, schaffte ich es immerhin, an diesem Nachmittag noch knapp 300 Meilen hinter mich zu bringen. Es ging dann auf sechs Uhr am Abend zu, als ich an der Ausfahrt 21 Die Interstate verließ und dann links auf die Greg Street abbog. Kurz darauf bog ich rechts auf das Gelände des Petro Stopping Center, Sparks.

Als ich hier nach einem Parkplatz schaute, musste ich wieder an meinen letzten Aufenthalt hier denken, den ich hier mit Pam zusammen verbracht hatte. Alleine die Erinnerung ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder tanzen.
Auf die Dusche verzichtete ich an dem Abend. Auf ein Abendessen im Iron Skillet Restaurant aber nicht. Zurück im Truck schaltete ich dann mal wieder meinen Fernseher ein. Auf das Hochfahren des Notebooks hatte ich keine Lust. Den Anruf bei Pam ließ ich heute auch ausfallen, da sie sicherlich gerade auf der Geburtstagsfeier von Mom war.

Mittwoch, den 11. November 2020, 4:00 am, PST, Sparks, NV:

Auch heute durfte ich wieder um vier Uhr aufstehen. Der Ablauf am Morgen war dann wie üblich. Kaffee aufsetzen und im Truckstop duschen gehen. Pünktlich um Fünf begann ich mit der PTI, die mich beim STAA Double eine volle Viertelstunde in Anspruch nahm. Anschließend machte ich mich auf den Weg nach Hause.
Ich bog vom Truckstop rechts in die Greg Street und an der nächsten Ampelkreuzung rechts auf den Sparks Boulevard. Dieser brachte mich direkt zur Interstate 80, auf die ich westwärts nach Sacramento auffuhr.
Ich blieb dann bis zur Ausfahrt 2 auf der Interstate und fuhr dann ab auf die Tankstelle an der Gold Ranch Road. Hier tankten wir ja immer, wenn wir über die I-80 zurück nach Kalifornien kamen. Ich tankte aber nur 85 Gallonen nach. Damit sollte ich vom Gewicht her im legalen Bereich bleiben. Nach der Erfahrung von Gestern wusste ich ja, was ich nachtanken durfte. Als das erledigt war, ging es weiter.

16 Meilen später kam erwartungsgemäß der nächste Zwischenstopp. Die Waage der Donner Pass Commercial Vehicle Enforcement Facility blieb mir zwar erspart, was mir den Gedanken aufdrängte, dass ich auch hätte mehr tanken können. Es hätte aber auch anders kommen können. Die CDFA Kontrolle blieb mir natürlich nicht erspart. Reis gehörte zwar nicht zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die in irgendeiner Form reglementiert waren, erst recht nicht, wenn er, wie in meinem Fall industriell verpackt und in Kochbeuteln war, trotzdem wollten die Beamten natürlich eine Sichtkontrolle durchführen. Auf diese durfte ich dann aber eine weile warten. Es herrschte Personalmangel und das diensthabende Personal war morgens um Sieben noch nicht allzu motiviert. Nach einer Standzeit von einer halben Stunde durfte ich dann aber endlich weiter.

Nun hatte ich das Vergnügen, mit vollen 80,000 Pfund den Donnerpass hochzukraxeln. Mir war nie aufgefallen, dass der Anstieg von Reno aus auch nicht von schlechten Eltern war, meistens hatte ich aber auch 10,000 Pfund weniger. Nach der Passhöhe ging es dann mit dröhnender Jake Brake auf meine Heimatstadt zu.
Kurz nach Acht rief ich dann bei Pam an und sagte ihr, wann ich etwa am Zentrallager sein würde. Natürlich wollte sie mit Tim dorthin kommen. Inzwischen war das schon ein normales Ritual, wenn ich unter der Woche zum Trailer Tausch nach Sacramento kam.
Beim Sacramento McClellan Airport wechselte ich dann auf die I-80 BUS, den Capital City Freeway, der mich östlich an Downtown vorbei, zur CA-99 S bringen würde. An der Ausfahrt 294B ging es dann, wie immer, vom Freeway runter und über die 47th Avenue zum Zentrallager.

Dort sprach ich mich kurz mit dem Shunter Fahrer ab, wo ich ihm das Double hinstellen sollte. Danach schaute ich mir meinen Anschluss an:

PICKUP: CST-CASAC
GATE: 01
TRAILER: DV122531
FREIGHT: FLOUR
WEIGHT: 44,702 LB
DROP: 711-CALAX
PRIORITY: URGENT
REMARKS: STORE ADDRESS: 6051 HOLLYWOOD BLVD; LOS ANGELES, CA 90028

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Wenn alles passte, sollte ich mit meiner Ladung heute noch dort ankommen. Dann durfte aber nichts schiefgehen. Das sah Danny aber auch in seiner ORBCOMM. Bei fast 45,000 Pfund konnte ich mir das Tanken am Platz aber sparen. Heute vermisste ich dann wieder das, was mein Dad in Bentonville schon x-mal angesprochen hatte. Eine eigene Waage auf dem Platz. Wir konnten zwar die Achsen gut nach dem Manometer und unseren Tabellen einstellen, es wäre aber interessant gewesen, zu wissen, wieviel ich nachtanken könnte. Sacramento war auch eine CAT-Scale freie Zone. Die nächsten Waagen waren Richtung Norden in Dunnigan an der I-5 und in Richtung Süden bei Lodi an der I-5. An der I-80 war es noch schlimmer. Dort waren die nächsten Waagen in Oakland bzw. Sparks.
Als ich an Tor 1 ankam, stellte ich fest, dass ich nicht nur schwer, sondern auch lang war. Ich freute mich jetzt schon darauf, mit einem 53 Fuß Trailer auf den Hollywood Boulevard zu fahren. Wobei das Rangieren ans Dock des Supermarkts das Schlimmste dabei war.
Ich sattelte schnell auf und kontrollierte den Trailer. Dann fuhr ich zur Einfahrt, wo Pam und Tim inzwischen auf mich warteten.
Ich stellte den Lastzug auf die Seite und stieg aus. Dann flog mir Pam in die Arme. „Guten Morgen, Darling.“ Sie gab mir einen langen Kuss. „Hey, Sweetheart. Hast du mich schon wieder so vermisst?“ „Wir vermissen dich immer, wenn du unterwegs bist. Aber langsam gewöhnen wir uns daran.“ „Das sollte man nach einem dreiviertel Jahr annehmen.“ Nun nahm ich Tim auf den Arm und gab auch ihm ein Küsschen. „Willst du wieder auf Daddys Platz sitzen?“, fragte ich ihn. „Sí papi.“ „Oh, wieder auf Spanisch.“, sagte ich überrascht. „Er macht das richtig gut.“, sagte Pam stolz. „Hat er gestern auch was zum Besten gegeben?“ „Nur Hola abuelo und abuela.“, sagte Pam. Das wird auch bei meinen Eltern besser ankommen, als bei deinen.“ „Natürlich.“, sagte ich grinsend. „Ich hätte gerne Moms Gesicht gesehen, als Tim sie auf Spanisch angesprochen hat. „Ich hätte davon ein Foto machen sollen.“, antwortete Pam lachend. Dann holte sie mir was zu Essen aus dem Auto. „Hier.“, sagte sie. „Mit Liebe gemacht.“ „Hmm. Eine meiner Lieblingszutaten.“, sagte ich mit dem entsprechenden Augenaufschlag.

Während ich aß, kam auf einmal Dads weißer Cadillac CT4 in die Einfahrt. Vor ein paar Wochen hatte er einen neuen Dienstwagen bekommen. Er hielt an und machte das Fenster runter. „Habt ihr hier ein Familientreffen?“, fragte er grinsend. „Wenn ich nur zum Trailer Tausch nach Sacramento komme und Zeit für die Pause ist, machen wir das so.“, sagte ich grinsend. „Ihr habt recht.“, sagte Dad zu meiner Überraschung. „Ihr seht euch in der Woche ja kaum.“ „Von meinem Dienstwagen bekommst du ja Berichte. Aber wie ist dein Neuer?“, fragte ich dann. „Dafür, dass es nur noch Vierzylinder gibt, ist der nicht schlecht. Wenigstens wird nicht an der Ausstattung gespart.“ „Na prima.“, sagte ich grinsend. „Hauptsache der Gebietsleiter fährt standesgemäß.“ „Was willst du damit sagen?“ „Nichts weiter.“, sagte ich abwiegelnd. „War das eine Anspielung, weil deiner nicht die Ausstattung hat, wie der von Marc?“ „Nein, nein. Was hast du denn in dem für ein Getriebe?“ „Die neue Zehn Gang Automatik.“ „Sie mal an. Du hast genauso viele Gänge, wie ich im 18 Wheeler. Ist schon komisch. Oder?“ „Das ist nun mal das Standardgetriebe bei den Trucks.“, sagte Dad. „Du weißt selbst, wie groß unsere LKW-Flotte ist. Du bezahlst ein Upgrade ja nicht einmal, sondern gleich 100 Mal.“ „Ist ja schon gut.“ Pam hatte sich die Diskussion die ganze Zeit schweigend angeguckt. Jetzt versuchte sie die Sache aus der Welt zu schaffen. „Verstehe das nicht falsch, Frank. Ist sicher der Stress im Moment. Steve ist total glücklich mit dem Job.“ „Schon klar.“, meinte Dad. „Ich musste nur vorhin wieder mit 80,000 Pfund Gesamtgewicht über den Donner Pass krabbeln.“, erwiderte ich. „Verstehe.“, antwortete Dad. „Charlie sagte, dass deiner sowieso nichts für die Berge ist.“ „Stimmt. Da fehlen mir im Vergleich zu den anderen drei Liter Hubraum.“ „Du kommst damit aber trotzdem klar.“ „Natürlich.“ „Deshalb stand der auch so lange in Bentonville auf der Halde.“, überlegte Dad. „Die Maschine wird aber auch nicht mehr gekauft. Aktuelle Fahrzeuge werden mit Cummins ISX15 und Eaton Endurant HD bestellt. Das Getriebe wohl in Zwölfgang Overdrive Version.“ „Werden auch noch Manuelle Getriebe gekauft?“ „Kennst du unsere blauen Sondermodelle, die die Fahrer sich nach drei Millionen sicheren Meilen zusammenstellen dürfen?“ „Natürlich.“ „Da kannst du dir auch ein manuelles Getriebe sichern. Allerdings eben nur mit zehn Gängen.“ „Ich glaube, da müsste ich im Vergleich erstmal die Automatik testen.“ „Bis du drei Millionen Meilen hast, wirst du sicher eine Automatik gefahren haben.“, sagte Dad grinsend. „So ich muss jetzt ins Büro. Ich habe gleich noch eine Besprechung mit Charlie.“ Er schloss das Fenster und fuhr weiter.

Nun konnte ich weiteressen und dabei mit Pam flirten. Zehn Minuten später kam Charlie noch vorbei und unterhielt sich ebenfalls ein paar Minuten mit uns. Dabei sagte ich ihm dann auch, dass ich aufgrund der schweren Ladung erstmal nicht tanken würde. Leider musste ich dann wohl unterwegs den teuren, kalifornischen Diesel nehmen. Charlie war nicht begeistert, stimmte mir aber zu. Dann musste er aber auch ins Büro, um sich noch für die Besprechung vorzubereiten.
Schließlich schaute ich auf die Uhr und stellte fest, dass ich schon eine Stunde hier stand. „Ich sollte mal los. Schließlich ist die Ladung dringend.“ „Okay, Darling.“ Pam gab mir noch einen langen Abschiedskuss, dann holte sie Tim aus dem Truck, der natürlich wieder nicht wollte. Er machte dann noch Theater, bis Pam ein Machtwort sprach. Das half und er verabschiedete sich brav. Nun konnte ich mich auf wieder auf den Weg machen.

Über die 47th Avenue fuhr ich zurück zur CA-99 S in Richtung Fresno. Dann beschleunigte ich auf 56 und legte den Tempomat ein. Das beschleunigen dauerte mit dem vollen Zug natürlich entsprechend lange. Aber wenn er rollte, dann rollte er. Zumal auf dem Golden State Highway nur geringe Steigungen und Gefälle waren.
Die ersten Stunden lief erstmal alles glatt. Zwischen Madera und Fresno staute es sich dann etwas. Ursache für diesen Stau muss wohl ein unaufmerksamer Fahrer gewesen sein, der dann beim Spurwechsel mit einem Pickup kollidiert war. Ich sagte, glaube ich, schon mal, dass Einfädeln und Spurwechseln nicht unbedingt zu den Stärken amerikanischer Autofahrer zählt. Dass der Fahrer des Cadillacs, der hinter dem Pickup war, rechtzeitig zum Stehen kam, brachte ihm aber auch nichts. Der Audi Fahrer dahinter hatte es nämlich nicht mehr geschafft.

Nachdem ich die Unfallstelle passiert hatte, lief es aber wieder. Hinter Fresno ging dann aber wieder mal die Tankleuchte an. Damit war ja zu rechnen. Ich blieb aber noch eine Weile auf dem Highway.
An der Ausfahrt 13, Arvin / Bear Mountain Boulevard fuhr ich dann aber doch vom Highway ab. Dort lag der Bear Mountain Truck Stop, Bakersfield. Bevor ich aber an die Zapfsäule fuhr, ging es erstmal auf die CAT-Scale. Zu meiner Überraschung wog ich, trotz der schweren Ladung nur 78,901 lb. Ich konnte also mehr tanken, als ich erwartet hatte. Also auf an die Zapfsäule. Hier tankte ich dann 150 Gallonen zum Preis von $3,27 / gal. Danach machte ich eine Kontrollwägung. Das Ergebnis lautete: 79,941 lb. Zufrieden konnte ich mich wieder auf den Weg machen.

Es ging dann wieder zurück auf die CA-99 S in Richtung Los Angeles. 14 Meilen später war ich dann auf der I-5 S. Nun lag der Tejon Pass vor mir. Zu meiner Überraschung lief es aber gut. Der meiste Verkehr war um diese Zeit sowieso eher in Gegenrichtung unterwegs. Ich konnte meinen Schwung nutzen und kam nur kurz unter 40 mph. Dass jetzt alles so nach Plan lief, war mir dann schon regelrecht unheimlich. Das kannte ich so nicht.
Mein Gefühl täuschte mich dann auch wieder nicht. Als ich mit, an diesem Abend, nur noch sehr wenig Fahrzeit auf die US-101 N wechseln wollte, um nach Hollywood zu gelangen, kam dann das, was kommen musste. Der Abzweig war gesperrt.

Mir blieb nichts anderes übrig, als auf der Interstate 5 zu bleiben. Dann wählte ich die Nummer der Dispatch. „Hallo Steve. Bist du in Hollywood?“, fragte Keela zur Begrüßung. „Hallo Keela. Schön wär‘s. Der Abzweig auf die 101 ist gesperrt und zwingt mich zu einem Umweg, für den ich eigentlich keine Fahrzeit mehr habe.“ „Okay.“, sagte Keela. „Deine Fahrzeit ist mir definitiv wichtiger, als ein Liefertermin bei 7Eleven. Ich vermerke das hier.“ „Verstehe.“ „Es ist zwar blöd für dich, aber suche dir irgendwo in der Ecke eine Möglichkeit mit dem Truck zu parken und deine Pause zu machen. Bobtail wäre das definitiv einfacher gewesen.“ „Irgendeine Ecke werde ich schon finden.“ „In der Ecke ist auch nicht einmal ein Supercenter, wo ich mit dem Sicherheitsdienst was klarmachen könnte.“ „Gibt es eigentlich irgendwo einen Truckstop in der Ecke?“ „Du bist Ecke Downtown LA. Oder?“ „Yep.“ „Moment… kannst du an der Ausfahrt 134A noch abfahren?“ „So gerade eben.“ „Dann mach das. Dann fährst du die South Soto runter, bis du über den Los Angeles River bist. Danach links in den Bandini Boulevard. Laut Google Maps kommen da zwei kleine Truckstops. Wenn die voll sind, bist du da im Gewerbegebiet. Da kommt dann auch der Güterbahnhof Sowohl von BNSF, als auch von UPR. Irgendwas findest du da schon.“ „Danke, Keela.“ „Ich mache nur meinen Job.“ „Selbst, wenn ich mehr Brüder hätte, wärst du unbestritten meine Lieblingsschwägerin.“ „Gut, dass hier keiner sieht, dass ich gerade knallrot werde.“, sagte Keela lachend. „Okay, Süße. Ich such mir jetzt einen Schlafplatz.“ „Bye.“ Keela legte auf.

 Ich hatte dann wenigstens Glück im Unglück. Auf dem, eigentlich gnadenlos überfüllten Truckstop fuhr gerade ein Kollege los. So stand ich dann quasi in letzter Minute und konnte Feierabend machen. Die Bezeichnung Truckstop war für das Areal hier zwar völlig übertrieben, ich hatte aber immerhin einen legalen Parkplatz. Duschen gab es hier auch nicht aber wenigstens Toiletten. Auch wenn diese nicht gerade sauber waren. Sie waren wenigstens abschließbar und es gab dort den Luxusartikel des Jahres 2020, Klopapier. Hinsetzen musste man sich ja nicht unbedingt. Zum Abendessen ging ich dann zum eine halbe Meile entfernten McDonalds. Zurück im Truck telefonierte ich noch mit Pam und switchte anschließend durch das TV-Programm.

Donnerstag, den 12. November 2020, 4:15 am, PST, Vernon (Los Angeles), CA:

Mein Wecker hatte zwar, wie fast immer, um vier Uhr geklingelt, ich hatte mir aber ein wenig Zeit gelassen. Schließlich ging eine Katzenwäsche ja schneller, als eine komplette Dusche. Nach dem Aufstehen setzte ich die Kaffeemaschine in Gang und ging dann zu dem Toilettenhäuschen. Die Zahnpflege und eben die Katzenwäsche erfolgte dann aber wieder mal mit Wasser aus meinem Kanister. Um fünf Uhr begann ich dann mit meiner PTI. Anschließend machte ich mich auf den Weg nach Hollywood.

Über den Bandini Boulevard und die S Soto Street fuhr ich wieder den Weg zurück, über den ich gestern Abend hier hergekommen war. Schließlich fuhr ich dann auf die US-101 N und war somit auf dem richtigen Weg. An der Ausfahrt 8B verließ ich den Freeway und tauschte ihn gegen den Hollywood Boulevard. Kurz darauf hatte ich den Markt erreicht, der dann rechterhand lag. Für das recht kurze Stück hatte ich an diesem Morgen schon über eine Stunde gebraucht. Der Berufsverkehr hatte bereits begonnen.
Das machte auch das Rangieren nicht einfacher. Zumal der Laden seinem Namen nicht gerecht wurde. Er hatte nicht von 7am bis 11pm geöffnet, wofür der Name ursprünglich stand, sondern war an dieser Filiale 24/7 geöffnet. Also immer. Entsprechend gab es auch um halb Sieben schon Kunden, die einem auf dem Parkplatz im Weg herumliefen. Schließlich hatte ich es geschafft, den 53 Fuß Trailer dorthin zu rangieren, wo er hinsollte. Nachdem ich abgesattelt hatte, schaute ich nach dem nächsten Auftrag:

PICKUP: COW-CALAX
GATE: 01
TRAILER: COWSTAA
FREIGHT: TABLEWARE
WEIGHT: 38,564 LB
DROP: AZPAR
MARKET: SUC4543
PRIORITY: URGENT
REMARKS: ADDRESS: 13463 WASHINGTON BLVD, MARINA DEL REY, CA 90292-5658

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Es ging also nicht nach Hause. Eigentlich schade. Dann wäre ich nämlich so in Sacramento gewesen, dass ich eine Nacht zu Hause gehabt hätte. So hatte sich das selbstverständlich erledigt.
Das erste Problem, was jetzt aber als nächstes anstand, war, im morgendlichen Berufsverkehr von Hollywood nach Marina del Rey zu kommen. Los Angeles war die zweitgrößte Stadt in den Vereinigten Staaten und im Gegensatz zu New York City, was größer war oder Chicago, der Nummer drei auf der Liste, hatte Los Angeles keinen vernünftigen öffentlichen Personennahverkehr. Entsprechend voll war es hier. Um diese Zeit war es keine gute Idee, durch die Stadt zu fahren. Egal, ob ich jetzt den Hollywood Boulevard, den Sunset Boulevard oder den Santa Monica Boulevard nehmen würde, es würde vermutlich Stunden dauern, bis ich den Pazifik erreichte. Die Interstate 405, die als San Diego Freeway durch die Stadt führte, war ebenso dafür bekannt, chronisch überlastet zu sein. Vermutlich war ich mit einem Riesen Umweg immer noch schneller.
Ich nahm die N Gower Street und Franklin Avenue, um wieder auf die US-101 N in Richtung Ventura zu kommen. An der Ausfahrt 27B verließ ich den Freeway und nahm die CA-27 S, den Topanga Canyon Boulevard. In Topanga Beach wechselte ich dann auf die CA-1 S. Hier war es nicht nur leerer, als in der Stadt, hier war die Strecke mit Meerblick auch tausendmal schöner. Mit einem schönen Blick auf die Santa Monica Pier verließ ich dann den Highway und hielt mich auf den Lincoln Boulevard.

Nun musste ich ein Stück durch die Stadt. Ich folgte dem Lincoln Boulevard dann bis zum W Washington Boulevard. Ich bog links ab und dann wieder links. Schon hatte ich das Costco Lager erreicht. Die Uhr zeigte inzwischen 8:15 am an. Ich fragte den Shunter Fahrer von Costco nach meinem Double und er zeigte mir, welches ich bekam. Dann sattelte ich auf und erledigte die PTI. Als diese erledigt war, hatte ich die wundervolle Aufgabe, den Raum Greater Los Angeles einmal komplett in West-Ost Richtung zu durchqueren. Das auch noch am Vormittag.

Ich fuhr dann wieder links auf den W Washington Boulevard. Über den Sepulveda Boulevard fuhr ich dann der Einfachheit halber doch auf die I-405 N. An der Ausfahrt 53B verließ ich sie aber wieder und nahm die I-10 E in Richtung Los Angeles. Als ich dann wieder in der Gegend war, an der ich um fünf Uhr begonnen hatte, wechselte ich auf die CA-60 E in Richtung Pomona. Bei Riverside wurde sie kurzzeitig zur I-215 und bei Edgemont wieder zur CA-60. Angeblich war hier weniger los, als auf der Interstate 10, die etwas weiter nördlich mitten durch San Bernadino führte.
Bei Beaumont kam ich dann schließlich auf die I-10 E in Richtung Phoenix. Irgendwie hatte ich dann heute keine Lust, in North Palm Springs auf das Pilot Travel Center zu fahren. Nach dem Vormittag wollte ich aus allem Raus und ab in die Wüste. Also verlegte ich meine Mittagspause dann auf die Cactus City Rest Area.

Es war dann viertel nach Zwölf, als ich dort den Motor abstellte. Dann atmete ich erstmal tief durch. Ein ganzer Vormittag im Raum Los Angeles war doch sehr anstrengend. Als Mittagessen machte ich mir dann eine Tüte mit einer fertigen Salatmischung, die ich dann mit einem Joghurt Dressing versah. Nachdem der Salat verzehrt war, entschloss ich mich, noch ein paar Minuten Powernapping zu machen. Dafür begab ich mich für eine knappe halbe Stunde in die Koje. Gegen halb Zwei machte ich mich dann wieder auf den Weg nach Arizona.
Ich fuhr zurück auf die I-10 E und beschleunigte wieder auf 56, wo ich dann den Tempomat einlegte. Nun blieb ich erstmal eine Weile auf dem Freeway.
Bei Blythe wechselte ich an der Ausfahrt 241 auf die US-95 N in Richtung Needles. Bei Vidal Junction bog ich dann schließlich rechts auf die CA-62 E in Richtung Parker. Schließlich erreichte ich den Colorado River, der hier die Grenze zu Arizona war.

Auf der anderen Seite der Brücke hieß die Straße, über die es jetzt nach Parker hinein ging, AZ-95. Eigentlich war es aber nur der Zubringer zur AZ-95, die ich erreichte, als ich links auf den Riverside Boulevard abbog. An diesem lag dann auch am Ortsende das Walmart Supercenter.
Dort angekommen, stellte ich das Double an die Seite, wo es der nächste City Trucker wohl auseinandernehmen würde. Dann schaute ich mir im ORBCOMM den nächsten Auftrag an:

PICKUP: XXX-AZPAR
GATE: 99
TRAILER: UNKNOWN
FREIGHT: FORKLIFTS
WEIGHT: 17,500 LB
DROP: CST-CAFAT
PRIORITY: IMPORTANT
REMARKS: ADDRESS: JOHN DEERE SERVICE PARKER; 1217 S GERONIMO AVE, PARKER, AZ 85344

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Das war mal was völlig Ungewohntes. Keela wusste aber in der Regel, was sie tat. Also wollte ich erstmal schauen, was da auf mich zukam. Auf dem Weg vom Supercenter zu der angegebenen Adresse kam ich dann an einer Tankstelle vorbei. Texaco funktionierte ja auch mit Techron Karte, also hielt ich an, um meine Tanks mit günstigem Diesel zu füllen. Ich war dann auch nicht der einzige Truck, der hier auf dem Weg nach Kalifornien die Tanks füllte. Ein Fahrer, der ebenfalls mit einem T680 unterwegs war, fuhr gerade los, als ich an der Säule gestoppt hatte. Der Preis von $2,74 pro Gallone war mir auch wesentlich sympathischer, als der Tarif, den ich gestern in Bakersfield zahlen durfte. Entsprechend tankte ich heute auch mal wieder voll.

Anschließend fuhr ich dann zu der Ladestelle. Es handelte sich um eine Werkstatt für Bau- und Landmaschinen, die unter Anderem einen John Deere Vertrag hatte. In Arizona war es jetzt zwar schon 6pm, die Werkstatt war aber zum Glück noch geöffnet.
Ich setzte die Maske auf und ging ins Büro. Dort saß ein Mann, Ende Fünfzig, der Jeans und ein Flanellhemd trug. Er musterte mich von oben bis unten. Dann brummte er: „Du willst sicher die Stapler für Walmart abholen.“ „Der Kandidat hat 100 Punkte.“ „So eine Fahreruniform trägt meine übliche Kundschaft nicht. Die sind vom Bau oder Farmer.“ „Ich habe mich auch schon gewundert, dass ich hier Stapler abholen soll.“ „Ich habe mich auch gewundert.“, brummte er. „Normal haben Firmen wie Walmart doch Leasingstapler mit Wartungsverträgen. Die beiden hier aber offensichtlich nicht.“ „Ich habe keine Ahnung.“ „Jedenfalls kam da eine Ausschreibung für eine Überholung von zwei Gabelstaplern. Da wir im Moment etwas Luft hatten, habe ich da einfach mal ein Angebot abgegeben und den Zuschlag bekommen. War wohl der, mit dem besten Preis / Leistungsverhältnis.“ Wir erledigten den Papierkram und dann gingen wir auf den Hof. „Verladen und gesichert sind die Dinger schon. Brauchst du nur noch aufsatteln.“ Ich nickte. „Kennst du dich mit solchen Trailern überhaupt aus?“ „Von Walmart aus nicht. Ich war aber früher in einer Logistik Kompanie der Marines. Da habe ich auch Panzer per Tieflader gefahren.“ „Okay. Ist das gleiche Prinzip. Im Gegensatz zum Kampfpanzer hast du hier aber kaum Gewicht.“ „Logisch.“ „Gut. Dann sattele auf und komm gut rüber. Ich kann dann ja jetzt Feierabend machen.“ „Hast du nur noch auf mich gewartet?“ „Sozusagen. Meine Stammkunden haben aber auch meine Handynummer, wenn denen heute noch was kaputtgeht.“
Ich sattelte den Trailer auf und erledigte die PTI. Dabei hatte ich dann das erste Mal auch eine Kontrolle der Ladungssicherung durchzuführen. Die Ketten waren aber alle gut gespannt. Nun ging es wieder zurück nach Kalifornien.

Ich fuhr zurück zur AZ-95 und überquerte den Fluss wieder. Dann fuhr ich über die CA-62 W zurück nach Vidal Junction. Dort angekommen, folgte der Stopp an der Vidal Agricultural Inspection Station. Der war heute aber eine reine Formsache. Schließlich hatte ich ausnahmsweise einen Trailer, wo man die Ladung sah, ohne dass ich was öffnen musste. Danach fuhr ich nur noch zum örtlichen Diner, wo ich dann Feierabend machte. Das bedeutete zwar, dass ich wieder keine Dusche zur Verfügung hatte, ein Truckstop war aber nicht in Reichweite. Auf dem Schotterplatz vor dem Diner standen aber schon mehrere Trucks, die hier ihre Pause machten. Da stellte ich mich einfach zu.
Dann ging ich zum Abendessen ebenfalls ins Jitterbug Diner. Nach einem hausgemachten Burger mit Fries war ich dann gut gesättigt und konnte dann entspannt in den Truck gehen. Dort folgte noch das obligatorische Telefonat mit Pam. Den Abend ließ ich dann bei YouTube ausklingen.

Freitag, den 13. November 2020, 4:15 am, PST, Vidal Junction, CA:

Heute blieb ich wieder noch einen Moment liegen, als der Wecker klingelte. Schließlich stand ich dann aber doch auf. Für den Toilettengang nutzte ich die nahegelegene Chevron Tankstelle, die tatsächlich 24 Stunden geöffnet hatte. Ich wunderte mich eher, dass eine Tankstelle hier überhaupt überleben konnte. Mitten in der Wüste und unweit der Grenze zu Arizona, wo der Sprit erheblich günstiger war.
Die Zahn- und Körperpflege erfolgte dann anschließend mit Wasser aus meinem Kanister.

Bei der PTI, die ich dann um fünf Uhr begann, passierte mir dann was Merkwürdiges. Ich hatte schon viele Abfahrtskontrollen erledigt. Auch mitten im Dunkeln. Sonst war es aber die Kontrolle von Box Vans oder Reefern. Die Kontrolle eines Lowboys mitten in der Wüste im Dunkeln löste irgendwas in mir aus. Meine Sinne schärften sich instinktiv. Sie achteten auf jedes Geräusch. Beim Nachspannen der Ketten versuchte ich, möglichst geräuschlos zu arbeiten. Ohne eine M16 im Anschlag kam ich mir plötzlich nackt vor. Wenn jetzt irgendwas knallen würde, wäre ich vermutlich sofort unter dem Truck in Deckung. Noch nie hatte mein Job so viel mit meiner früheren Tätigkeit in der Logistics Group des Marine Corps zu tun, wie heute. Zurück im Truck, musste ich erstmal kräftig durchatmen und einen großen Schluck Kaffee zu mir nehmen.
Beim Ausfüllen des Truck Inspection Report fiel mir dann das Datum auf. Freitag, der 13. Ich war noch nie abergläubig, das Erlebnis bei der PTI ließ mich jedoch zweifeln.

Ich fuhr los und nahm die US-95 N in Richtung Needles. Auf dieser verbrachte ich dann die erste Stunde der Schicht. Dabei analysierte ich mein Verhalten bei der PTI. Meine Instinkte waren so intensiv auf solche Situationen geschult, dass sie die Kontrolle übernommen hatten. Sonst fuhr ich keine Tieflader und hatte mit Zurrketten nichts zu tun. Dabei war es vorhin unerheblich gewesen, ob die Ladung aus Gabelstaplern oder einem Abrams Panzer bestand. Zum Glück fuhr ich nicht täglich Bau- und Landmaschinen, wie es Brandon Ridley früher getan hatte, dessen YouTube Kanal ich abonniert hatte.

In Needles wechselte ich auf die I-40 W in Richtung Barstow. Jetzt war ich wieder auf einer gewohnten Strecke. Während der nächsten Zweieinhalb Stunden fuhr ich entspannt dahin. Das einzig Nennenswerte war der Zwischenstopp auf der Waage. 53,469 lb. Vielen Dank und gute Fahrt. Was zum Geier habt ihr von der DOT gedacht, wie viel meine Stapler wiegen würden?

In Barstow folgte der Wechsel auf die I-15 S und knapp vier Meilen später auf die CA-58 W in Richtung Bakersfield. Auch die nächsten gut zwei Stunden ging es dann wieder entspannt mit Tempomat 56 durch den Vormittag.
Am Mittag erreichte ich Bakersfield und nahm das zum Anlass, an der Ausfahrt 117 kurz auf die CA-184 zu wechseln. Aber nur für einen Block, dann hatte ich das 24 Seven Travel Plaza erreicht. Die Pause bestand dann aus Laufrunde, Dusche und indischem Mittagessen. Um viertel nach Eins machte ich mich dann wieder auf den Weg.

Es ging zurück zur CA-58 W. Nach knapp sieben Meilen ging es an der Ausfahrt 110B auf die CA-99 N in Richtung Sacramento. Zwei Stunden später erreichte ich Fresno. Dort wechselte ich an der Ausfahrt 131 auf die CA-41 N in Richtung Yosemite. Es folgte dann kurz der Wechsel auf die CA-180, dann hatte ich das Zentrallager erreicht, was rechterhand lag.

Auf dem Hof sprach ich mit dem Shunterfahrer, wo er den Tieflader abgestellt haben wollte. Dort sattelte ich dann ab und zeigte ihm, wie er den Trailer zerlegen konnte, um die Stapler zu entladen. Anschließend schaute ich nach dem nächsten Auftrag:

PICKUP: COW-CAFAT
GATE: 04
TRAILER: COWXXX
FREIGHT: CEREALS
WEIGHT: 39,309 LB
DROP: CASAC
MARKET: NMA5683
PRIORITY: STANDARD

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Der erwartete Heimatschuss stand also im System. Ein Trailer vom Costco Lager zum Neighborhood Market in Elk Grove. Also auf zu Costco.

Ich fuhr zurück zur CA-180 über die ich wieder zur CA-41 N fuhr nun ging es weiter durch Fresno. An der Ausfahrt 134 wechselte ich auf die Herndon Avenue. Über die Blackstone Avenue kam ich schließlich zum Costco Lager. An Tor 4 wartete dann ein 53 Fuß Dry Van auf mich. Dieser hatte sicherlich mehr geladen, als nur Müsli und weitere Frühstückscerealien. Warum auch immer ein Neighborhood Market eine ganze Ladung von einem Großhändler bekam. In Elk Grove war aber auch noch ein Discount Store, der fast neben dem Neighborhood Market lag. Vielleicht setzte der City Trucker den Trailer anschließend noch um.

Nachdem ich den Trailer aufgenommen hatte und die PTI erledigt war, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Da ich heute aber nicht mehr nach Hause kam, konnte ich mir den weiteren Rückweg nun einteilen. Aus Fresno wollte ich aber noch raus. Ich fuhr also wieder zur CA-41 N zurück, über die ich Fresno dann verließ. Später ging es links auf die Avenue 12 und dann auf den Golden State Highway. An der Ausfahrt 157 verließ ich dann den Highway. Ich wollte mal das neu gebaute Love’s Travel Center in Madera testen. Es gefiel mir dann wirklich sehr gut. Natürlich waren irgendwie alle Truckstops einer Kette gleich, es gab aber immer Unterschiede. Vor allem die Auswahl der Restaurants mit Chesters, Godfather‘s Pizza und Arby’s gefiel mir sehr gut. Diesen Truckstop würde ich mir definitiv merken.

Trotz meines schon guten Mittagessens konnte ich es mir nicht verkneifen, noch zum Abendessen zum Arby’s zu gehen. Nach dem obligatorischen Telefonat mit Pam ließ ich dann anschließend den Abend vor dem Fernseher ausklingen.

Samstag, den 14. November 2020, 4:00 am, Madera, CA:

Auch heute hatte ich mich wieder um vier Uhr wecken lassen. Ich hatte zwar keine Eile, wollte aber doch zu meiner Familie. Nachdem die Kaffeemaschine ihren Betrieb aufgenommen hatte, ging ich in den Truckstop. Dort folgte dann das komplette Körperpflegeprogramm, damit ich gleich für Pam auch gut aussah.
Zurück im Truck füllte ich den Kaffee in die Thermoskanne und in meine Tasse, danach begann ich mit der PTI. Nachdem diese abgeschlossen war, ging es nach Hause. Dazu fuhr ich auf die CA-99 N in Richtung Sacramento.

An diesem Morgen bekam ich dann den Eindruck, dass man vor dem Winter unbedingt noch den Golden State Highway aufhübschen wollte. Ich hatte auf der Strecke zwischen Madera und Stockton an diesem Morgen sage und schreibe drei Tagesbaustellen. Trotzdem fand ich es gut, dass man diese notwendigen Instandsetzungen wenigstens am Wochenende einplante und nicht zwischen Montag und Freitag. Die CA-99 gehörte zu den am meisten befahrenen Fernstraßen im Staat.

Ansonsten lief die Fahrt nach Hause ohne nennenswerte Vorkommnisse. So erreichte ich den Neighborhood Market in Elk Grove dann um viertel vor Neun am Morgen. Der Trailer durfte dann ans erste Tor. Das war aber inzwischen auch keine ungewohnte Aufgabe mehr. Routiniert zirkelte ich den 53 Fuß Dry Van in die Lücke zwischen der Hauswand und einem weiteren 53 Fuß Dry Van.

ORBCOMM hatte mir kurz vor dem Ziel bereits gesagt, dass ein weiterer Auftrag eingegangen war. Diesen schaute ich mir nun an:

PICKUP: CASAC
MARKET: NMA5683
GATE: 02
TRAILER: DV128336
FREIGHT: EMPTY PALLETS
WEIGHT: 45,113 LB
DROP: EST-CASAC
PRIORITY: STANDARD

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Auch das war wohl inzwischen normal. Wenn ich samstags am Neighborhood Market in Elk Grove ankam, durfte ich noch einen Trailer mit Leerpaletten oder Altverpackungen nach North Natomas bringen. Es war aber noch früh am Tag. Daher konnte ich damit leben. Besser, als wenn ich jetzt noch mal nach Truckee, Placerville oder Yuba City musste.
Okay Costco Trailer absatteln, Walmart Trailer aufnehmen und ab zum Außenlager.

Über die übliche Strecke mit CA-99, US-50, I-5 und I-80 ging es zum Außenlager. Dort kam ich dann gegen halb Elf an. Die Ecke war voll, daher bekam ich Tor 11 zum Absatteln. Anschließend stand dann die erhoffte Anweisung im ORBCOMM:

RESET UNTIL 5 AM ON MONDAY.

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Über die übliche Strecke fuhr ich dann zurück zum Zentrallager, wo ich um halb Zwölf den Truck abgestellt und die Systeme auf Reset gestellt hatte. Dann packte ich schnell mein Zeug zusammen und machte mich auf den Weg nach Hause. Das Wochenende konnte beginnen.

2 Kommentare zu „30. Spanischunterricht – Schwere Frachten – Gabelstapler

  1. Schönes Kapitel! Beeinflusst du die Verkehrsdichte per Befehl über die Console? Das könnte den dichten Verkehr am Bahnübergang erklären, hat zumindest bei mir in Italien mal gewirkt, wo ich genau die gleiche Situation hatte. Anscheinend beeinflusst der Befehl auch den Spawn von Zügen.

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