10. Firmentratsch und Küstenstraßen

Montag, den 28. August 2017, 6:30 a.m. Pacific Daylight Time:

Die neue Woche ging los und ich hatte wunderbar geschlafen. Beim Einschlafen gingen mir noch mal die Ereignisse des vergangenen Wochenendes durch den Kopf. Das hatte wirklich sehr viele schöne Momente gehabt, an die ich noch lange denken konnte. Nun hatte mich dann aber der Alltag wieder eingeholt. Um halb Sieben klingelte mein Wecker und ich stand langsam auf. Dann ging es ins Bad, wo ich mal wieder das Komplettprogramm absolvierte. Wer weiß, wo ich die nächsten Nächte verbringen würde.
Gegen halb Acht verließ ich dann das Haus und machte mich mit meinem Taurus auf den Weg zu Ricks Werkstatt, wo ich den Mack ja am Samstag abgestellt hatte. Rick war dann auch schon da. Ich ging also kurz in sein Büro und sprach mit ihm. „Guten Morgen Rick. Alles klar?“ „Hallo Marc. Ich weiß nicht, ob ich den Fehler beseitigt habe. Ich habe aber alles gemacht, was ich tun konnte, ohne das Getriebe auszubauen. Du musst mal schauen, ob der Defekt jetzt weg ist.“ „In Ordnung. Was bekommst du dafür?“ „Gib mir 50 Dollar, dann passt das.“ „Okay.“ „Du kannst auch gleich eben mit deinem Logbuch reinkommen, dann quittiere ich dir, deine PTI und das Beheben des Defekts.“ „Okay.“ Ich machte dann nur noch eine schnelle PTI, da der Mack ja in der Werkstatt überprüft worden ist. Dann schrieb ich das Logbuch und ließ mir die PTI von Rick quittieren.
Anschließend rief ich dann in der Dispatch an. Dort meldete sich Danny. „Hallo Marc. Bist du startklar?“, fragte er mich. „Hallo Danny. Ich kann jetzt losfahren. Stehe aber noch bei Fosters Truck Service.“ „Dann komm mal hier zum Zentrallager.“ „Okay.“ Ich startete den Mack und machte mich auf den Weg zum Zentrallager.

Dort kam ich dann fünf Minuten später an. Ich ging dann in die Dispatch. Auf dem Weg dahin kam ich dann an Sheila Miller vorbei. Dabei spürte ich förmlich ihre Blicke, als ich an ihr vorbeiging. Sie überlegte wohl, was an den Gerüchten dran war, die Keela und mich betrafen. Ich musste mich zusammenreißen, um sie nicht auf die Gerüchte von Danny und ihr anzusprechen. Das sparte ich mir aber für eine passende Gelegenheit auf.
Als ich dann bei Danny im Büro stand bekam ich dann die erste Aufgabe für diese Woche von ihm. „An Tor 8 steht ein 53 Fuß Reefer, der mit Früchten geladen ist. Das Gewicht geht noch. 37.000 Pfund. Die Ladung muss in den Hafen von San Francisco und soll bis zum Mittag da sein.“ „Kein Problem.“ „Dann meldest du dich. Wir haben zwar meistens nicht viel in San Francisco, irgendwas werde ich aber wohl für dich finden.“ „Okay.“ Er gab mir die Papiere und ich unterschrieb ihm seine Exemplare. Dann ging ich zurück zum Mack und machte mich ans Aufsatteln. Anschließend folgte die obligatorische PTI des Trailers.

Um halb Neun konnte ich mich auf den Weg machen. Durch West Sacramento fuhr ich dann zur Interstate 80. Dort angekommen fuhr ich in Richtung Westen auf den Freeway. Ich beschleunigte den Lastzug auf 55 Meilen und machte dann den Versuch, ob ich den Acht, groß wieder einlegen konnte. Zu meiner Freude funktionierte es wieder. Rick hatte ganze Arbeit geleistet. Da ich so aber untertourig fuhr, nahm ich ihn schnell wieder heraus. Auf der Weiteren Fahrt nach San Francisco achtete ich auch verstärkt mit auf den Gegenverkehr. Schließlich würde mir ja irgendwann Keela mit ihrem Savana entgegenkommen.
Bis ich in Oakland auf die Bay Bridge abbog, war das aber nicht der Fall. Ich rechnete schon damit, dass wir uns irgendwo verpasst haben müssten. Auf dem zweiten Teil der Bay Bridge, der nach der Insel kam, gab ich dann die Hoffnung auf, Keela noch zu entdecken. Hier fuhren wir ja auf verschiedenen Ebenen. In San Francisco, kurz bevor ich mein Ziel erreichte kam mir dann aber doch noch ihr Savana entgegen. Ich blinkte sie an und sie winkte mir im Vorbeifahren zu.

Kurz darauf klingelte mein Handy. Ich nahm mein Headset und meldete mich. „Hallo mein Schatz. Bist du nicht etwas spät dran?“ „Wieso? Ich werde gleich unterwegs eine Kleinigkeit essen und dann direkt ins Büro fahren. Was soll ich denn vorher noch zu Hause?“ „Stimmt auch wieder.“ „Wo willst du denn hin?“ „Ich hab mein Ziel gleich erreicht. Ich muss hier in den Hafen.“ „Ach so.“ „Was dann weiter anliegt weiß ich noch nicht.“ „Danny wird sich schon was einfallen lassen.“ „Okay. Dann sprechen wir nachher dienstlich.“ „Bis gleich.“ Wir beendeten das Telefonat. Kurz darauf konnte ich dann auch schon in das Hafengelände abbiegen.
Als ich dann am Eingang zum Hafen stand, rief ich dann eben bei Danny an. „Hallo Marc. Bist du in San Francisco?“ „Genau.“ „Du hast Glück. Du bekommst dort direkt einen Anschluss. Im Hafen stehen 39.000 lb Milchprodukte für das Zentrallager in Oxnard zur Abholung bereit. Dann musst du mal schauen, wie weit du noch kommst.“ „In Ordnung.“ „Das ist doch eine Hammertour. Schön an der Küste runterfahren. Das ist ja wie Urlaub.“ „Du hast Recht.“ „Schön. Dann mal bis Morgen.“ „Mach’s gut, Danny.“
Ich meldete mich dann beim Platzmeister. Dabei forderte ich dann auch die Ladung für Oxnard ab. „Okay. Den Trailer, den du dran hast, kannst du da vorne rechts hinstellen. Danach kannst du den UPS Reefer da aufnehmen. Das ist dann dein Anschluss. Papiere musst du dann noch im Büro machen.“ „Okay. Danke.“ Ich sattelte erstmal um und erledigte die PTI bei dem aufgenommenen Trailer.

Anschließend ging ich noch schnell ins Büro und erledigte den Papierkram. Um viertel vor Zwölf konnte ich dann wieder losfahren.

Ich fuhr in südlicher Richtung aus San Francisco heraus. Es ging dann auf die CA-1, die quasi an der gesamten Küste entlangführte. So kam ich auch kurze Zeit später wieder durch Pacifica, wo ich ja schon das vergangene Wochenende verbracht hatte. Nun hatte ich eine wunderschöne Tour vor mir. Die Küstenstraße schlängelte sich zwar in zahlreichen Kurven an der Küste entlang, die mir auch einiges an Arbeit abverlangten. Schließlich hatte der Mack ja keine Servounterstützung. Der Ausblick auf die Landschaft und den Pazifik entschädigten mich aber für die Mehrarbeit. Kurz vor Santa Cruz gab es dann einen Rastplatz direkt an der Küste, wo es sogar einen Imbiss gab, der neben Donuts auch noch einiges andere an Fastfood anbot. Aber schon alleine wegen der Aussicht machte es Sinn hier die Pause zu machen. Ich fuhr auf den Parkplatz und holte mir am Imbiss was zu Essen. Dann suchte ich mir einen Platz, wo ich die schöne Aussicht genießen konnte.

Hier machte ich es mir dann für die Pause gemütlich. Da es gerade erst viertel nach Eins durch war, schrieb ich Keela noch mal eine WhatsApp, dass ich gerade Pause machte. Ein paar Minuten später klingelte das Handy und sie war am Apparat. „Hallo meine Süße.“, begrüßte ich sie. „Hallo. Viel Zeit habe ich leider nicht für dich. Ich bin zwar schon in Sacramento, aber ich bin gerade am Mittagessen. Um viertel vor Zwei muss ich auch zur Übergabe im Büro sein.“ „Sei nett zu Danny. Er hat mir eine wirklich schöne Tour gegeben. Ich fahre heute Nachmittag die ganze Küste von San Francisco bis Oxnard herunter.“ „Wow. Auch nicht schlecht. Da müssen wir dir aber gleich einen Urlaubstag für abziehen.“ „Ist ja gut, dass ich nicht bei euch arbeite, sondern bei mir. Ihr könnt mir nur Geld abziehen und sonst gar nichts.“ „Dann ziehe ich ihn dir privat ab.“, sagte sie lachend. „Kommst du denn heute noch nach Oxnard?“ „Ich werde wohl kurz davor Feierabend machen müssen.“ „Dann haben wir ja gar keinen Grund, dienstlich zu telefonieren.“ „Schade eigentlich.“ „Wie lange kannst du denn heute Abend fahren?“ „Ich denke, so Acht, halb Neun ist Feierabend.“ „Dann kann ich mich ja kurz nach Zehn noch mal melden.“ „Das sollte passen.“ „Dann bis heute Abend.“ „Mach’s gut, mein Schatz.“ Wir legten auf und ich genoss noch etwas die Aussicht.

Gegen zwei Uhr mittags fuhr ich weiter. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis ich dann Santa Cruz erreichte. Dort musste ich mich dann entscheiden, ob ich über die Route 101, die zwar Autobahnähnlich ausgebaut war, fahren wollte, oder weiter über die CA-1. Auf der Route 101 fehlte mir dann aber die schöne Aussicht. Von der Entfernung her tat sich das nichts. Die Schnellstraße machte einen weiten Bogen von der Küste weg, die CA-1 schlängelte sich weiter an der Küste entlang. Da ich aber genug Zeit hatte, nahm ich dann die landschaftlich schönere Strecke an der Küste entlang. Für die Entscheidung wurde ich dann mit einer wunderschönen Strecke mit vielen Aussichtspunkten und teilweise schönen Brücken über kleinere Schluchten belohnt.

Es machte richtig Spaß an diesem Nachmittag diese wunderschöne Strecke zu fahren. Das war dann erst zu Ende, als ich San Luis Obispo erreichte. Hier musste ich nun doch auf die Route 101 abbiegen. Dann ging auch mal wieder die Tankleuchte an. Da direkt an der Route 101 der Diesel zu teuer war, fuhr ich in Santa Maria kurz vom Highway herunter und füllte meine Tanks an einer Tankstelle im Ort. Da es jetzt schon sieben Uhr durch war, würde ich auch nicht mehr allzu weit kommen.
Ich fuhr zurück auf die Route 101 und hielt mich weiter in Richtung Süden. Im Raum Santa Barbara fand ich dann auf Höhe einer Raffinerie eine Rest Area, auf der ich dann Feierabend machen konnte. Das passte dann auch ganz genau. Denn beim Ausrechnen des Logbuchs stellte ich fest, dass ich genau elf Stunden bis hierhin gebraucht hatte.
Ich bereitete mir dann noch eine Kleinigkeit als Abendessen zu und telefonierte anschließend mit Mom. Ihr erzählte ich auch von meiner schönen Tour an der Küste entlang. „Das ist ja klasse, dass ihr auch solche schönen Touren habt.“, war dann ihr Kommentar. „Man muss halt immer das Beste draus machen.“ „Möchtest du das denn nicht alles lieber deiner neuen Freundin erzählen?“ „Keela ist noch am Arbeiten.“ „Ach so. Sie arbeitet noch.“ „Genau. Wir werden dann um kurz nach Zehn miteinander sprechen.“ „Macht sie Schichtarbeit?“ „Das ist als Dispatcher normal. Wir Fahrer sind ja auch rund um die Uhr unterwegs, also müssen wir ja auch rund um die Uhr eingeteilt werden.“ „Klar. Das ist verständlich. Wenn man das nicht tagsüber planen kann.“ „Kann man schon. Dann kann man aber nicht auf Probleme einwirken, die in der Nacht auftreten können.“ „Na gut. Wir sprechen dann ein anderes Mal weiter. Heute bin ich dann doch recht müde.“ „Gute Nacht Mom.“ Wir beendeten das Telefonat und ich wartete dann, dass Keela Zeit für mich hatte.
Sie rief dann auch prompt um kurz nach Zehn an. „Hallo Schatz. Bist du schon zu Hause?“ „Nur in meinem mobilen Zuhause. Ich sitze in meinem Savana und wollte jetzt sofort mit dir sprechen.“ „Wieso? Gibt es was Neues?“ „Das kann man wohl sagen.“ „Wieso? War was Besonderes?“ „Es war so halb Vier am Nachmittag, da rief dein Dad auf einmal an und hat mich in sein Büro geordert. Ganz offiziell. Jimmy musste dann meine Fahrer mit übernehmen, bis ich wieder am Platz war.“ „Das ist aber seltsam. Was wollte Dad denn?“ „Da komme ich ja noch zu. Ich bin also hoch in sein Büro und musste draußen noch ein, zwei Minuten warten. Da ging mir vielleicht die Düse. Ich dachte schon, jetzt schmeißt er mich doch noch raus.“ „Hat er aber nicht. Oder?“ „Warte es doch mal ab. Dann wurde ich reingebeten und musste Platz nehmen. Dann hat er mich begrüßt und mir gesagt, wie zufrieden er mit mir ist. Wahrscheinlich wollte er, dass ich es auch von ihm höre und nicht nur von dir.“ „War es das?“ „Nein. Er hat mich bei dem Gespräch auch immer wieder von oben bis unten gemustert. Ich hatte schon fast den Eindruck, dass er mich mit seinen Blicken ausgezogen hat.“ „Aha.“ „Dann kam er zum Punkt. Er hat dann meine Probezeit vorzeitig beendet, weil er mit meiner Arbeit äußerst zufrieden wäre.“ „Herzlichen Glückwunsch.“ „Das war es dann aber noch nicht. Dann kam nämlich noch der inoffizielle Teil.“ „Der da wäre?“ „Er hat mich dann auch noch in eurer Familie willkommen geheißen und mir das Du angeboten. Ich darf ihn allerdings nur privat Frank nennen. In der Firma bleibt es natürlich bei Mr. Murdock.“ „Wow. Ich bin beeindruckt.“ „Außerdem soll ich mal, wenn du auch da bist, zu euch zum Essen kommen, damit deine Mutter mich auch kennenlernt.“ „Das hat er bisher noch nie bei meinen Freundinnen gemacht.“ „Ich habe auch mit allem gerechnet. Damit aber nicht.“ „Dann hat er bei unserem Gespräch am Samstag wohl gemerkt, dass es mir wirklich ernst ist.“ „Wir haben gedacht, er schmeißt mich raus, wenn er das erfährt und er beendet stattdessen meine Probezeit. Das ist ja der Hammer.“ „Dad schafft es immer wieder, mich noch zu überraschen.“ „Ich würde jetzt am liebsten mit dir feiern.“ „Dann müsstest du schon nach Santa Barbara runterkommen. Aber bis du hier wärst, müsste ich schon lange schlafen.“ „Dann verschieben wir die Feier.“ Ich erzählte ihr dann auch noch kurz von meinem Nachmittag und der schönen Tour. Dann wollte sie aber erstmal nach Hause fahren. Wir verabschiedeten uns dann bis zum nächsten Tag und ich legte mich kurz darauf hin. Beim Einschlafen wunderte ich mich dann immer noch über meinen Dad.

Dienstag, den 29. August 2017, 6:00 a.m. Pacific Daylight Time:

Ich hatte recht gut geschlafen. Zum Glück konnte ich in der Nacht schlafen. Außer meinen Rückenproblemen, die ich immer nach einer Nacht in der Koje des Mack hatte, gab es dann auch keine Probleme. Kurz vor Sechs klingelte mein Wecker und ich quälte mich aus der Koje. Dann nutzte ich mich die Sanitäranlagen der Rest Area zu einem Toilettengang und einer Wäsche. Gegen halb Sieben hatte ich meine Pause um und ich begann mit meiner PTI. Um viertel vor Sieben fuhr ich dann weiter. Es war ja auch nicht mehr weit.
Von Santa Barbara nach Oxnard war ja quasi ein Katzensprung. Aufgrund des morgendlichen Berufsverkehrs brauchte ich dann trotzdem über eine Stunde, bis ich schließlich am Zentrallager in Oxnard ankam. Wie üblich rief ich eben in der Dispatch an, bevor ich mich anmeldete. „Guten Morgen, Marc.“, wurde ich von Danny begrüßt. „Ich nehme an, du bist in Oxnard.“ „So ist es.“ „Gut. Du kannst dort direkt umsatteln. Du bekommst dann einen 53 Fuß Reefer mit einer Ladung Tiefkühlgemüse. Das sind dann 35.000 Pfund für den Neighborhood Market in Santa Cruz.“ „In Ordnung.“ Ich ging dann ins Büro und meldete mich an. Nachdem ich dort den Papierkram erledigt hatte, konnte ich meine Frischware, zu denen meine Milchprodukte gehörten, gegen die Tiefkühlware tauschen. Die Farbe des Reefers blieb die gleiche, nur die Werbung auf der Seite wurde wieder gegen Walmart Werbung getauscht. Bis ich dann umgesattelt hatte und die PTI erledigt hatte, war es halb Neun. Nun konnte ich mich wieder auf den Weg nach Santa Cruz machen.

Da ich wieder keinen Termindruck hatte, konnte ich den Rückweg über die gleiche Strecke machen, wie gestern den Hinweg. Zuerst fuhr ich zurück auf die Route 101. Über die ging es auch zuerst an der Küste entlang. Es ging dann auch wieder an Santa Maria vorbei. Schließlich wechselte ich wieder bei San Luis Obispo auf die CA-1 zurück. Ich nahm wieder die landschaftlich schönere Strecke. Ich genoss wieder die Aussicht auf die Landschaft und den Pazifik und saugte etwas von dem Urlaubsgefühl in mich auf, was diese Strecke verbreitete. Kurz vor halb Zwei machte ich dann Pause auf einer Rest Area, von der ich dann ebenfalls einen wunderschönen Blick hatte. Ich schrieb Keela auch eine WhatsApp, dass ich gerade Pause machte. Leider hatte sie keine Zeit, da sie wohl erst mit ihrer Harley auf dem Weg zur Arbeit war und dann mit Danny die Übergabe machen musste. Ich schickte ihr aber wenigstens ein Foto, um sie noch etwas neidisch zu machen.

Gegen 14 Uhr hatte ich meine Pause beendet und ich machte mich wieder auf den Weg. Zuerst funktionierte es auch noch ganz gut. Dann hatte ich aber einen Truck vor mir, der einen nagelneuen John Deere Trecker auf dem Trailer hatte. Der Fahrer hatte offensichtlich Angst, dass seiner Ladung was passieren konnte, so fuhr er meistens nicht schneller, als 35 Meilen. Aufgrund der zahlreichen Kurven hatte ich aber auch keine Möglichkeit, an dem Lastzug vorbeizukommen. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als geduldig hinter ihm herzuschleichen. Dadurch verzögerte sich die Fahrt natürlich beträchtlich. Es war schließlich schon 17 Uhr, als ich am Neighborhood Market in Santa Cruz ankam. Zuerst rief ich dann wieder in der Dispatch an, da ich schon gesehen hatte, dass ein Trailer am zweiten Tor stand.
„Hallo mein Schatz.“, begrüßte mich Keela zu meiner Verwunderung. Dann fiel mir wieder ein, dass wir ja nichts mehr verheimlichen brauchten. „Hallo meine Süße.“, konterte ich. „Ich bin gerade in Santa Cruz angekommen.“ „Danke für dein Urlaubsfoto.“, sagte sie mit einem sarkastischen Unterton. „Nach halb Zwei ist es aber schlecht, mit mir zu telefonieren. Ich muss ja auch irgendwann zur Arbeit fahren.“ „Okay. Soll ich gleich den Trailer hier mitnehmen?“ „Das ist schlecht. Ich brauche dich mal wieder in deiner Eigenschaft als Feuerwerksfahrer.“ „Also zum Außenlager, Santa Cruz?“ „Richtig. Wenn ich richtig informiert bin, hast du sowieso noch unsere Gefahrgutausrüstung im Truck.“ „Stimmt. Ich bin irgendwie noch nicht dazu gekommen die wieder abzugeben.“ „Umso besser. Dann brauchen wir da keine ausleihen. Du bekommst also 13.500 Pfund Feuerwerkskörper in einer 53 Fuß Plane für das Supercenter in Fresno.“ „Okay, Chefin.“ „So liebe ich das.“ „Du kannst dich ja heute Abend mal melden. Ich weiß aber nicht, ob ich dann schon in der Koje bin.“ „Das merke ich ja dann. Wenn du nicht drangehst, wirst du wohl schlafen.“ „Gut. Dann bis nachher.“ Wir legten auf und ich meldete mich beim Marktleiter an.
„Nimmst du den anderen Trailer mit?“, wurde ich dann gleich gefragt. „Leider nicht. Ich muss vom Außenlager Feuerwerk nach Fresno bringen.“ Er regte sich dann auf. Offensichtlich hatte er wohl einen schlechten Tag. „So ein Mist, dann habe ich zwei Trailer hier rumstehen. Wir haben doch sowieso keinen Platz. Was ist das denn für eine dämliche Einteilung.“ „Es können nun mal nicht alle Fahrer Gefahrgut fahren.“ „Da kann ich doch nichts für.“ „Ich auch nicht. Ich muss machen, was man mir sagt.“ „Ja, ja. Das sagen sie alle.“ „Wo kann ich den Trailer denn abstellen?“ „Am ersten Tor, wo sonst? Mehr Platz habe ich nicht.“ „Ich habe aber einen langen Trailer dahinter.“ „Das ist nicht mein Problem. Der Trailer muss ans erste Tor.“ „Okay.“ Es hatte wohl keinen Sinn mit ihm weiter zu diskutieren. Also setzte ich mich ans Steuer und rangierte den Trailer ans erste Tor. In der fünften Woche, in der ich ja jetzt war, klappte das ja auch schon viel besser, als am Anfang. Zehn Minuten später hatte ich abgesattelt und fuhr mit meinen unterschriebenen Papieren weiter zum Außenlager.
Dort kam ich fünf Minuten später an. Meine Ladung war fertig und ich konnte aufsatteln. Nachdem ich die PTI beendet hatte, rechnete ich meine Fahrzeiten aus. Ich hatte bereits neun Fahrstunden am heutigen Tage hinter mir. Damit konnte ich nur noch zwei Stunden fahren. Bis nach Fresno würde ich es mit dieser Fahrzeit auf keinen Fall schaffen.
Als ich mich um halb Sechs wieder auf den Weg machte, musste ich nun auch mit dem Berufsverkehr in Santa Cruz leben. Dieser lief hier in der Regel über die Route 101. Genau über diese Straße musste ich aber nun auch fahren. Daher brauchte ich dann auch schon über eine halbe Stunde, bis ich endlich aus Santa Cruz raus war. Nun lief es etwas besser. Etwas später wechselte ich auf die CA-152. Allerdings lief mir meine Zeit regelrecht weg. Gegen viertel nach Sieben erreichte ich Santa Nella, wo die Interstate 5 die CA-152 kreuzte. Dort war auch ein kleiner Petro Truckstop. Diesen nutzte ich für meine große Pause. Mit etwas Glück fand ich dann auch einen Parkplatz auf dem kleinen, engen Gelände. Nachdem ich den Feierabend eingeläutet hatte, telefonierte ich kurz mit Mom und erzählte ihr, dass ich heute wieder eine sehr schöne Fahrstrecke gehabt hatte. Anschließend ging ich noch duschen und aß noch was im Truckstop zu Abend. Danach verschwand ich in meinem Sleeper.
Als Keela um halb Elf bei mir anrief, weckte sie mich dann wieder. Wir telefonierten auch nicht sehr lange. Nach dem Gespräch drehte ich mich wieder um und konnte sofort weiterschlafen.

Mittwoch, den 30. August 2017, 4:30 a.m. Pacific Daylight Time:

Gegen halb Fünf klingelte wieder mein Wecker. Ich hatte aber halbwegs gut geschlafen, da ich auch recht zeitig im Bett war. Außer den üblichen Rückenschmerzen hatte ich auch sonst keine Probleme. Nachdem ich im Truckstop den Sanitärbereich aufgesucht hatte, trank ich mir noch einen frischen Kaffee im Restaurant. Danach ging ich zum Mack zurück und erledigte meine PTI. Um halb Sechs hatte ich sie erledigt und machte mich auf den Weg nach Fresno. Am frühen Morgen war noch nicht allzu viel los, so kam ich relativ gut durch und erreichte gegen sieben Uhr das Supercenter.
Zuerst telefonierte ich dann aber wieder mit der Dispatch. „Guten Morgen, Marc. Warst du schon drin und hast dich gemeldet?“ „Natürlich nicht. Inzwischen melde ich mich immer erst bei euch.“ „Das ist auch gut so. Du sollst nämlich den Trailer, der dort steht, auch dort stehen lassen. Der soll nach Las Vegas. Das können die Kollegen aus Nevada ruhig selbst fahren. Wir haben eine Ladung Verpackte Lebensmittel bei Kraft Heinz Niederlassung Fresno stehen. Eigentlich ist das gar nicht in Fresno, sondern in Dos Palos an der CA-152. Also ein ganzes Stück außerhalb von Fresno.“ „Von mir aus.“ „Die wollten die Ladung irgendwann heute Nachmittag oder morgen früh selbst fahren. Wir brauchen die Ware aber etwas schneller hier am Lager.“ „Verstehe.“ „Du sattelst also ab und fährst dann nach Dos Palos. Ich rufe dort inzwischen an, dass die uns die Ladung auf einen Trailer laden. Vom Platz her sollte sie auf einen kurzen Trailer passen. Es sind auch nur 25.000 lb.“ „In Ordnung.“ Wir beendeten das Telefonat und ich meldete mich an. Man war dann zwar nicht begeistert, dass ich den Trailer mit den Altverpackungen nicht mitnahm, konnte es aber auch nicht ändern. Die Dispatcher hatten nun mal das letzte Wort.

Ich sattelte den Trailer am Dock ab und machte mich dann auf den Weg nach Dos Palos. Mit der Zugmaschine ohne Trailer lief das natürlich recht gut. Allerdings hatte ich zuerst eine ganze Zeit einen anderen Sattelzug vor der Nase, an dem ich nicht vorbeikam. Schließlich bog er aber ab und ich konnte wieder frei fahren. Gegen viertel vor Neun erreichte ich das Firmengelände von Kraft Heinz, was zu meiner Überraschung nicht, wie eine moderne Lebensmittelfabrik, sondern wie eine große Farm aussah.
Als ich mich dort meldete, schimpfte der Mann im Büro erstmal los. „Na ihr seid mir ja gut. Ich komme hier um Acht ins Büro und habe schon fünf Anrufe in Abwesenheit von euch aus Sacramento auf dem Display. Dann soll die Ladung, die wir heute Abend an euch verladen sollten auf einmal heute Morgen abgeholt werden. Dafür sollen wir euch auch noch einen Trailer zur Verfügung stellen. Kaum habe ich das alles in die Wege geleitet, steht ihr auch schon hier und wollt den Trailer übernehmen. Wir können doch nicht hexen.“ „Also ich weiß das seit kurz nach Sieben.“ „Unser Betrieb arbeitet zwar mehrschichtig, aber unser Büro doch nicht.“ „Keine Ahnung.“ „Du kannst ja schon mal dort rüberfahren und den 28 Fuß Trailer aufsatteln. Dann musst du aber warten, bis der Trailer fertig beladen ist. Wir laden ja auf dem Hof mit dem Stapler. Das heißt, du kannst schon mal die PTI machen. Dann musst du aber warten, bis die Beladung fertig ist.“ „In Ordnung.“ „Mit den Papieren komme ich dann gleich raus.“
Ich ging zurück zum Mack. Dort rief ich Danny an und informierte ihn darüber, dass ich hier noch Wartezeit hatte. Anschließend sattelte ich schon mal auf und kontrollierte den kleinen Trailer. Dieser war jetzt schon zur Hälfte gefüllt. Da er aber ganz voll werden sollte, musste ich eben noch warten. Um halb Zehn war es dann aber endlich soweit. Ich war komplett geladen und hatte meine Papiere erhalten. Nun konnte ich mich auf den Weg nach Sacramento machen.

Aus reiner Gewohnheit fuhr ich zur CA-99. Vielleicht war es über die Interstate 5 schneller gewesen, da ich aber mein Navi gar nicht eingeschaltet hatte, konnte es mir das auch nicht sagen. Das Navi hatte ich in Kalifornien eigentlich nur dann an, wenn ich eine Ladestelle absolut nicht kannte. Es lief aber auch gut über die CA-99, also machte ich mir da auch keine Gedanken drüber. Während der Fahrt merkte ich aber, dass ich langsam Hunger bekam. Ich hatte aber während der Wartezeit andere Sachen gemacht, als zu essen. Ich hatte nämlich schon wieder die ersten Rechnungen geschrieben, die nach den letzten, die ich am Montag bei Danny abgegeben hatte, angefallen war. Ich hatte aber auch immer noch nicht meinen Dad gefragt, ob ich die Rechnungen nicht zukünftig per Email schicken könnte.
Da sich mein Hunger noch verstärkte, fuhr ich dann in Oakdale vom Highway runter und fuhr zu dem kleinen Rastplatz, den mir Joe seinerzeit gezeigt hatte. An der kleinen Imbissbude dort hatte es ja wirklich gut geschmeckt. Ich stellte mich hier also für eine halbe Stunde Pause hin und aß gemütlich zu Mittag.

Es war zwölf Uhr, als ich mich dann wieder auf den Weg machte. Zuerst musste ich natürlich wieder auf die CA-99 zurück. Dann ging es in Richtung Stockton weiter. Dort wechselte ich via CA-4 auf die Interstate 5. Nun ging es mit Riesenschritten auf meine Heimatstadt zu.
Downtown Sacramento ging es dann von der Interstate runter. Nun ging es durch die Stadt zum Zentrallager, wo ich pünktlich um zwei Uhr ankam. Bevor ich reinging, rechnete ich noch mal schnell meine Fahrzeiten zusammen. Dann machte ich mich auf den Weg ins Büro.
Im Eingang stieß ich bald mit Danny zusammen, der ja gerade Feierabend machte. „Hallo Danny. Feierabend?“ „Richtig. Sag mal, ist das jetzt offiziell mit Keela und dir?“ Ja, ist es.“ „Meinen Glückwunsch. Ist eine klasse Frau.“ „Bist du denn mit Sheila schon weiter?“ „Nicht wirklich. Ich weiß nicht wie ich sie fragen soll. Ich habe bei ihr immer den Eindruck, dass die jemanden will, der ein paar Dollar mehr auf dem Konto hat, als ich.“ „Du gewinnst überhaupt nichts, wenn du sie nicht ansprichst. Dann bleibt nur die Unsicherheit. Wenn du Gewissheit haben willst musst du mit ihr reden. Das ändert dann auch nichts an der Situation. Entweder sie sagt ja oder eben nein. Wenn sie nein sagt, ändert es auch nichts, wenn du sie nicht fragst. Nur du weißt es dann nicht und machst dir vielleicht falsche Hoffnungen.“ „Vielleicht kannst du sie ja fragen.“ „Was soll ich sie fragen?“ „Was sie von mir hält.“ „Danny, ich hätte dich nicht für so schüchtern gehalten.“ „Bin ich eigentlich auch nicht. Aber bei Sheila traue ich mich einfach nicht.“ „Falls sich das ergibt, kann ich sie ja fragen. Aber nur dann.“ „Okay.“ Danny machte sich auf den Weg zu seinem Auto und ich ging ins Büro zu Keela.
Als ich dabei bei Sheila Miller vorbeikam, wollte sie mich schon ansprechen, ich war aber wohl zu schnell für sie. In der Dispatch angekommen gab es mal wieder eine Premiere. Ich begrüßte Keela mit einem Kuss. Alle Kollegen, die das mit uns wohl noch nicht mitbekommen haben, schauten mit weitaufgerissenen Augen zu uns rüber. „Hallo mein Schatz.“, sagte ich dann auch ganz offen. Keela hatte wohl Spaß an der Situation und machte mit. „Hallo mein Süßer. Schön, dass du da bist.“ „Ich habe dir auch einen ganzen Trailer voll verpackter Lebensmittel mitgebracht.“ „Wie romantisch.“, sagte sie lachend. „Zur Strafe geht der an Tor 23.“ „Mit einem süßen Welpen ist das ja kein Problem.“, konterte ich. „Was sagt denn deine Fahrzeit?“ „Sieben Stunden weg, vier im Sinn.“ „Dann wäre Feierabend schon Blödsinn. Was sollst du auch zu Hause, wenn ich arbeiten muss. Da du so auf süße Welpen stehst, kann ich dir ja wieder einen mitgeben. Voll mit Tafelgeschirr. Also fahr schön vorsichtig. 23.000 lb für FedEx in Santa Maria.“ „Tafelgeschirr heißt Non Food, das bedeutet Außenlager.“ „Nicht nur schön der Mann, sondern auch intelligent.“, lobte sie mich mit einem Lachen. „Dann pass auf, dass dir den keiner klaut.“, sagte ich ebenfalls lachend. „Mach ich. Ich gebe dir direkt die Papiere mit, dann brauchst du am Außenlager nur noch aufsatteln.“ Sie druckte mir die Scheine aus und verabschiedete mich wieder mit einem Kuss.
Auf dem Weg zurück zum Mack wurde ich dann am Empfang von Sheila Miller abgepasst. „Mister Murdock, kann ich sie mal was fragen?“ Ich warf ihr einen vielsagenden Augenaufschlag zu. „Kommt auf die Frage an, Miss Miller.“ „Dann komme ich direkt zum Thema. Sind Sie und Keela Ryan ein Paar?“ Ich nutzte meine Gelegenheit. Dazu warf ich ihr noch einen vielsagenden Blick zu. „Das sage ich Ihnen, wenn sie mir auch eine Frage beantworten.“ Sie blickte mich unschuldig an und fragte: „Was wollen Sie denn von mir wissen?“ „Sie können mir verraten, was Sie von Danny Schneider halten.“ Sie sah mich entrüstet an. „Das ist nicht fair.“ „Wenn Sie meinen. Dann eben nicht. Auf Wiedersehen, Miss Miller.“ Ich wandte mich zum Gehen. „Moment.“, stoppte sie mich. Ihre Neugier war offensichtlich größer.
Sie winkte mich zu sich, dann sagte sie leise: „Gut. Danny Schneider ist wirklich süß. Er sieht gut aus und scheint auch sehr nett zu sein. Irgendwie mag ich ihn. Aber erstens weiß ich gar nicht, was er von mir hält und ich bin mir auch nicht sicher, wer der Richtige wäre. Ich dachte erst schon Sie, aber wenn Sie ja schon mit Keela…“ „Wieso denn ich?“, fragte ich überrascht. „Naja, als Sohn vom Boss sind sie ja mit Sicherheit ganz gut abgesichert.“  „Meinen Sie jetzt finanziell?“ „Schon, auch.“ „Da müsste ich sie sowieso enttäuschen. Mein ganzes Vermögen steckt in meinem kleinen Unternehmen.“ „Ach so.“ „Wie es bei Danny aussieht, weiß ich aber nicht.“ „Ich auch nicht. Aber eigentlich suche ich einen Mann mit Geld. Wissen Sie, ich gehe sehr gerne shoppen. Das geht ganz schön ins Geld.“ „Da kann man nichts machen. Da wären Sie bei mir an der falschen Adresse.“ Ich wandte mich zum Gehen. „Was ist denn nun mit Ihnen und Miss Ryan?“ „Sind Sie wirklich die Letzte hier im Hause, die noch nicht weiß, dass Keela Ryan und ich ein Paar sind?“, sagte ich lachend. Dann ging ich wirklich und ließ eine sprachlose Sheila Miller zurück.

Ich stieg in den Mack und setzte eben schnell den Trailer an Tor 23. Mit dem kleinen Pup ging das wirklich gut. Dann sattelte ich schnell ab und machte mich auf den Weg zum Außenlager. Eine Viertelstunde später war ich da und konnte dort den nächsten Pup aufnehmen. Nach erfolgreich absolvierter PTI machte ich mich dann gegen viertel vor Drei wieder auf den Weg.
Diesmal nach Santa Maria. Es ging dann erst wieder zurück durch die Stadt und dann auf die Interstate 5. Nun fuhr ich wieder zurück in Richtung Süden. Etwas später passierte dann was, was in Kalifornien nicht allzu oft vorkam. Ich hatte gerade Stockton passiert, als es aus Kübeln zu Schütten anfing. Es regnete ja sowieso nicht allzu viel in Kalifornien. Wenn es dann regnete, waren es meistens nur ein paar Tropfen. Der Schauer, der jetzt runterkam, hatte es aber in sich. In dieser Gegend war es aber etwas anders, als im Rest Kaliforniens. Östlich von hier lag die Sierra Nevada. Bei West Wetterlage stauten sich die Wolken an den Bergen und regneten sich hier ab. Das Problem dabei war, dass es die meisten Autofahrer in diesem Staat, die nicht gerade aus dieser Gegend kamen, nicht gewohnt waren, bei stärkerem Regen zu fahren. Entsprechend unsicher fuhren viele Autofahrer auf der Interstate dann.

Ich hatte eher das Problem, dass ich nicht allzu viel sah, weil die Wischerblätter des alten Mack nicht mehr die Besten waren. Andererseits hatte ich das Glück, dass ich ja etwas höher saß und daher eine etwas bessere Sicht hatte, als die PKW Fahrer, die quasi mitten durch die Gischt fuhren. Dieser Schauer dauerte dann auch bestimmt so zwei Stunden an, bevor der Regen wieder langsam weniger wurde. Nun kam auch langsam die Sonne wieder durch. Ich konnte mir dann langsam darüber Gedanken machen, wo ich meinen Tag heute beenden wollte. Der Truckstop, den ich gestern in Santa Nella aufgesucht hatte, läge genau an meiner Ausfahrt, wenn ich die, vom Navi vorgeschlagene Strecke über die CA-152 und Route 101 nehmen würde. Allerdings hatte mir der Truckstop nun auch nicht so besonders gefallen. Wenn man nichts anderes hatte, war er ganz gut, aber sein musste er auch nicht unbedingt. Mir fiel dann ein, dass an der Ausfahrt nach Coalinga noch ein Truckstop war, wo ich auch schon mal gestanden hatte, der mir auch etwas besser gefallen hatte. Ich entschied mich dann für den kleinen Umweg und nahm den besseren Truckstop.
Gegen viertel nach Sechs erreichte ich ihn. Dort füllte ich zuerst meine Tanks wieder auf. Nachdem ich dann wieder mit genug Diesel ausgerüstet war, fuhr ich auf den Parkplatz. Dank des kleinen Trailers war ich auf dem Parkplatz ja recht wendig und fand so eine schöne Lücke für mich. Um halb Sieben stand ich dann für meine Pause. Zuerst ging ich duschen und essen. Anschließend machte ich es mir in meinem Truck gemütlich. Dabei surfte ich noch etwas im Internet. Ich hielt mich dann auch noch bis kurz vor halb Elf wach, wo mich Keela anrief. Damit sie an dem Abend noch was zu lachen hatte, erzählte ich ihr auch noch von meinen Begegnungen mit Danny und Sheila Miller. Anschließend ging ich dann schlafen.

Donnerstag, den 31. August 2017, 3:45 a.m. Pacific Daylight Time:

Vielleicht hätte ich dann doch auf das Telefonat mit Keela verzichten sollen. Fünf Stunden Schlaf waren doch etwas wenig. Daher hätte ich den Wecker auch am liebsten aus dem Truck geworfen, als er um viertel vor Vier zu klingeln begann. Da der Wecker aber auch nichts dafür konnte, dass ich mich nicht früher hingelegt hatte, ließ ich ihn leben und stand widerwillig auf. Ich ging in den Truckstop und duschte und rasierte mich. Dann trank ich mir noch einen Kaffee, bevor ich dann wieder zurück zum Mack ging. Um halb Vier begann ich mit meiner PTI und um viertel vor Vier machte ich mich wieder auf den Weg.
An diesem Morgen ging es nicht zurück zur Interstate 5, sondern in die andere Richtung. Ich hielt mich erstmal in Richtung Coalinga und bog aber kurz vor der Ortschaft rechts auf die CA-198 ab. Die Strecke, die mich jetzt zur Route 101 bringen sollte, hätte auch als Entwurf für eine Achterbahnstrecke genügen können. Es ging hoch und runter und dabei durch reichlich Kurven. Für Motorradfahrer garantiert eine tolle Strecke. Für Trucker war sie aber nicht unbedingt so schön. Wenn man dann, wie ich, einen alten Truck ohne Servolenkung fuhr, hatte man dabei gut zu tun. Mein Training für die Oberarm- und Schultermuskulatur hatte ich so schon absolviert, als ich an der Route 101 ankam. Nun war die Strecke wieder etwas angenehmer für die Muskeln und auch für den Besitzer der Muskeln.
So ging es langsam in den Morgen. Die Anstrengungen des Morgens wurden dann aber mit einem wunderbaren Blick auf den Pazifik belohnt, den ich hatte, als die Route 101 sich langsam Santa Maria näherte. Schließlich erreichte ich dann Santa Maria und konnte dann durch den Ort zum FedEx Lager fahren. Gegen viertel vor Acht erreichte ich mein Ziel.
Zuerst kam aber der obligatorische Anruf bei Danny. „Hallo Marc. Alles klar bei dir?“ „Na klar.“ „Hast du dich schon an die kleinen Trailer gewöhnt?“ „Warum?“ „Du bekommst bei FedEx gleich den nächsten Pup. Diesmal mit einer Ladung Fernseher zum Außenlager, Santa Cruz.“ „In Ordnung.“ „Bitte heute keine gemütliche Spazierfahrt über die CA-1, sondern zügig über die Route 101. Die Ware wird dringend in Santa Cruz gebraucht.“ „Hast du mich vorgestern geortet, oder woher weißt du, dass ich da über die CA-1 gefahren bin?“ „Ab und zu machen wir das auch. Aber Keela hat mir auch das Foto gezeigt, was du ihr geschickt hast.“ „Das gibt es ja nicht. Meine eigene Freundin verpetzt mich.“ „Wenn wir keinen Termindruck haben, ist das ja in Ordnung. Manchmal geht das dann aber halt nicht. So wie eben heute.“ „Okay.“ „Dann bis später mal.“ „Warte mal. Ich habe gestern noch mit Sheila Miller gesprochen.“ „Echt jetzt?“ „Ich habe ja gesagt, wenn sich was ergibt, dann mache ich das. Sie hat mich dann gestern angehauen, weil sie wissen wollte, was jetzt zwischen Keela und mir ist.“ „Das weiß doch sowieso schon die ganze Firma.“ „Ihr hat es dann wohl keiner gesagt.“ „Kann ich auch nichts für.“ Auf jeden Fall habe ich ihr dann gesagt, ich würde ihr das nur verraten, wenn sie mir sagt, was sie von dir hält.“ „Und?“ „Erst wollte sie nicht, dann war ihre Neugier aber stärker.“ „Nun sag schon.“ „Sie sagte was von gutaussehend, sehr nett und süß.“ „Das klingt doch schon ganz hoffnungsvoll.“ „Das kommt auf deinen Kontostand an.“ „Das hat sie nicht gesagt.“ „Doch. Das hat sie tatsächlich gesagt. Ihr liebstes Hobby ist wohl offensichtlich Shopping. Dafür braucht man aber wohl mehr Geld, als sie selbst verdient. Dementsprechend sucht sie wohl einen solventen Liebhaber, der ihr das dann finanziert.“ „Na prima. So dicke habe ich die Kohle auch nicht.“ „Sie hat aber auch gesagt, dass sie dich irgendwie mag.“ „Dann muss ich mir das mal durch den Kopf gehen lassen.“ „Mach das.“ „Und du machst jetzt erstmal weiter.“ „Jawohl, Boss.“ Wir beendeten das Telefonat und ich ging zu FedEx rein und meldete mich an. Ich bekam dann auch sofort meine Papiere für die Fernseher mit. Nachdem der Papierkram erledigt war, ging ich zurück zum Mack und sattelte um. Um viertel nach Acht hatte ich umgesattelt und die PTI absolviert. Nun ging es nach Santa Cruz.

Ich fuhr wieder durch Santa Maria zurück zur Route 101. Dort fuhr ich in nördlicher Richtung auf. Dann konnte ich wieder auf 55 Meilen hochbeschleunigen und gemütlich nach Santa Cruz fahren. Mit der leichten Ladung und dem kleinen Trailer lief die Fahrt problemlos und ohne irgendwelche Vorkommnisse. So zog der Vormittag dahin. Als ich das Außenlager in Santa Cruz erreichte, war es inzwischen viertel nach Zwölf am Mittag.
Als erstes rief ich nun aber wieder in der Dispatch an. „Hallo Marc, was gibt’s?“, meldete sich Danny. „Was soll es schon geben? Ich bin in Santa Cruz angekommen.“ „Das hat ja super geklappt.“, lobte mich Danny. „Was sagt deine Fahrzeit?“ Ich habe etwa sieben Stunden voll.“, antwortete ich. „Okay. Dann gebe ich dir eine Ladung Möbel nach Las Vegas.“ „Von mir aus.“ „Ja. Du sattelst am Außenlager ab und übernimmst dort direkt wieder eine Ladung Möbel, 35.500 lb auf einem 48 Fuß Dry Van. Das geht dann nach Las Vegas. Morgen anzuliefern.“ „Gut. Mache ich.“ Wir beendeten das Telefonat und ich meldete mich im Bürocontainer an. Dort fragte ich auch gleich, ob ich nach dem Umsatteln noch eine halbe Stunde für meine Pause stehen bleiben konnte. Dann stellte ich den Pup an die Rampe und nahm anschließend meinen 48 Fuß Trailer auf. Es war mal wieder ein Trailer, der noch die alte Werbung hatte. Dann folgte die PTI.
Anschließend machte ich es mir für meine Pause im Truck gemütlich. Um viertel vor Eins hatte ich eine gute Zeit erwischt, um mit Keela zu telefonieren. Wir telefonierten auch die ganze halbe Stunde miteinander. Zum Schluss entschieden wir aber gemeinsam, dass es keinen Sinn machen würde, wenn ich wieder bis zu Keelas Feierabend wach bleiben würde, nur um noch mal ein kurzes Telefonat zu führen. Da sich Keela dann auch langsam fürs Büro fertigmachen wollte und ich auch noch vier Stunden fahren konnte, beendeten wir das Telefonat und ich machte mich auf den Weg nach Nevada.

Zuerst musste ich dafür aber wieder durch Santa Cruz. Es war zwar nicht so schlimm, wie am Spätnachmittag vor zwei Tagen, es reichte aber trotzdem, damit die Straßen recht voll waren.Schließlich hatte ich Santa Cruz verlassen und ich konnte nun auf der Route 101 auch wieder schneller fahren. Etwas später wechselte ich wieder auf die CA-152. Dort ging es aber erstmal nur ein Stück in Richtung Osten. Bei Santa Nella fuhr ich wieder in südlicher Richtung auf die Interstate 5. Nun sollte es erstmal noch ein ganzes Stück in Richtung Süden gehen. Dabei passierte ich irgendwann auch den Truckstop, wo ich in der vorigen Nacht gestanden hatte. Da ich dort aber noch reichlich Fahrzeit hatte, fuhr ich noch ein Stück weiter. Gegen zwanzig vor Fünf erreichte ich die Rastanlage, die sich direkt neben der Interstate 5 befand. Mit einer halben Stunde Restfahrzeit brauchte ich jetzt auch nicht mehr wirklich weiterfahren. Ich entschied mich hier Feierabend zu machen. Ich ging erstmal duschen und traf anschließend im Restaurant noch ein paar Kollegen, die ich kannte. So saßen wir zusammen und hatten noch ein bisschen Erfahrungsaustausch. Anschließend gingen wir zusammen zum Parkplatz.

Die Kollegen machten sich noch mal auf den Weg und ich zog mich in meinen Truck zurück. Dort legte ich mich dann heute recht zeitig in die Koje. Ich wollte noch etwas Schlaf nachholen.

Freitag, den 1. September 2017, 2:00 a.m. Pacific Daylight Time:

Zum Glück hatte ich mich früh hingelegt. Auch wenn es erst nicht so einfach war, in dem warmen Truck zu schlafen. Ich hatte aber trotzdem ganz gut geschlafen und somit einigermaßen erholt. Trotzdem fand ich, dass der Wecker, der sich um zwei Uhr meldete viel zu früh seinen Dienst aufnahm. Ich ging in den Truckstop zum Duschen. Anschließend gab es noch einen Kaffee, dann musste ich schon wieder arbeiten. Um viertel vor Drei begann ich mit meiner PTI und um Drei machte ich mich wieder auf den Weg.
Ich hatte auf dem Highway noch nicht einmal wirklich meine Reisegeschwindigkeit erreicht, da musste ich schon wieder abbremsen, da die Waage mitten in der Nacht geöffnet hatte. Mit einem Gesamtgewicht von 65.827 lb hatte ich aber nichts zu befürchten. Im Anschluss ging es zurück auf die Interstate 5. Auf der blieb ich aber nicht mehr allzu lange. An der nächsten Anschlussstelle kreuzte die CA-58, über die ich ja via Bakersfield nach Barstow kommen würde. Ich bog in Richtung Osten auf den Highway ab und fuhr erstmal in Richtung Bakersfield. Die Stadt erreichte ich noch im Dunkel der Nacht. Es war auch nicht so viel los. Nur die eingeschalteten Ampeln ließen den Verkehr immer mal wieder ins Stocken geraten.

Schließlich ließ ich Bakersfield hinter mir und kam mal wieder in die Mojave Wüste. Dort fuhr ich quasi der langsam aufgehenden Sonne entgegen. Die Fahrt verlief sehr ruhig und ich konnte mich während der Fahrt regelrecht entspannen. Langsam näherte ich mich Barstow. Kurz bevor ich die Stadt erreichte, wechselte ich auf die Interstate 15 in Richtung Norden. Nun ging es mit großen Schritten Nevada entgegen. Ich fuhr dabei ruhig und ohne Probleme in den Morgen hinein. Gegen viertel nach Neun fuhr ich für meine Pause auf eine Rest Area. Die halbe Stunde, die ich dort verbrachte, nutzte ich einerseits zum Frühstücken und andererseits, um dann kurz mit meinem Laptop im Internet zu surfen.

Als ich bei Kenworth den Stand meines Auftrags abrief, war ich angenehm überrascht. Es wurden keine Komponenten mehr gefertigt, sondern der Truck. Die einzelnen Komponenten wurden also inzwischen zu meinem Truck. Wenn also die Fertigung im Gange war, sollte es maximal noch zwei Wochen dauern, bis ich meinen Kenny in Empfang nehmen durfte. Das war für mich eine wundervolle Nachricht. Der Mack war zwar nicht schlecht, aber eben nicht mehr zeitgemäß. Bei meinem Kenny steckte moderne Technik in einem klassischen Gewand. Das war doch erheblich besser. Außerdem bekam ich damit ein neues, bequemes Bett und eine Standklimaanlage.
Mit dieser Vorfreude fuhr ich um viertel vor Zehn weiter. Nun dauerte es auch nicht mehr lange, bis ich Nevada erreicht hatte. Nun konnte ich nochmal einen Test machen, ob der 18. Gang wieder funktionierte. Er ließ sich tatsächlich wieder einlegen. Rick hatte also ganze Arbeit geleistet. Leider hatte ich nicht allzu lange was davon. Direkt am Anfang von Las Vegas sollte ich von der I-15 runter. Dann sollte ich aber nicht in die Stadt, die östlich der I-15 lag, sondern auf die westliche Seite, auf der sich Gewerbegebiete angesiedelt hatten. Etwas später, gegen viertel vor Zwölf erreichte ich das Supercenter.
Bevor ich mich anmeldete, telefonierte ich wiedermal zuerst mit Danny. „Hallo Marc. Bist du in Vegas angekommen?“ „So ist es.“ „Damit du gar nicht erst in Versuchung kommst, dein ganzes Geld zu verzocken, schicke ich dich direkt wieder zurück nach Kalifornien.“ „Auch gut.“ „Du wirst mal wieder in deiner Eigenschaft, als Gefahrgutfahrer gebraucht. Am Außenlager Las Vegas steht eine Ladung Feuerwerk für dich bereit, die nach Fresno soll.“ „Dann ist es ja gut, dass ich immer noch die Gefahrgutausrüstung mit mir rumfahre.“ „Die behältst du auch besser, bis du den Neuen mit deiner eigenen Ausrüstung hast.“ „Dann sind die hier am Supercenter aber mit Sicherheit wieder sauer, dass ich hier nichts mitnehme.“ „Du kannst auch gerne die Altverpackungen haben. Die gehen aber nach New Mexico. Genauer gesagt nach Albuquerque.“ „Dann doch lieber Feuerwerk nach Fresno.“ „Gut. Dann absatteln und dann zum Außenlager, die Ladung übernehmen. Brauchst du die Adresse?“ „Ist nicht nötig, ich bin da gerade schon dran vorbeigefahren.“ „Gut. Dann sprechen wir uns morgen.“ „Hast du Bereitschaft?“ „Genau. Dieses Wochenende bin ich dran und nächste Woche dann wieder deine Süße.“ „Okay. Dann bis morgen.“ Wir beendeten das Telefonat und ich meldete mich im Büro des Center Managements an.
Anschließend konnte ich den Trailer mit den Möbeln abstellen und zum Außenlager fahren. Das Lager befand sich in einem der Gewerbegebiete, an dem ich gerade schon vorbeigefahren war. Ich brauchte knapp 10 Minuten, dann hatte ich das Außenlager erreicht. Hier stand auch wieder alles für mich bereit. Ich konnte den Trailer aufsatteln und meine PTI erledigen. Als ich anschließend mein Logbuch führte, rechnete ich gleich meine Fahrzeit zusammen. Achteinhalb Stunden hatte ich bereits gefahren. Das heißt, es blieben mir maximal zweieinhalb Stunden übrig. Damit würde ich noch nicht mal mehr bis nach Barstow kommen. Ich entschloss mich daher, nur noch bis nach Primm zu fahren und dort Feierabend zu machen. Erstens konnte ich da etwas günstiger tanken, als in Kalifornien und zweitens konnte ich dort den Motor während der Pause laufen lassen. Dann wäre es etwas angenehmer von den Temperaturen im Fahrerhaus.
Zuerst musste ich aber noch dorthin fahren. Ich fuhr zurück zur I-15 und fuhr in südlicher Richtung auf. Dann dauerte es noch eine knappe halbe Stunde, bis ich Primm erreicht hatte.
Zuerst fuhr ich hier auch an die Tanksäule und füllte die Tanks. Dann suchte ich mir einen Parkplatz. Es war jetzt etwa viertel nach Eins, also konnte ich noch ein kurzes Telefonat mit Keela führen. Ich sagte ihr, dass ich jetzt Feierabend machen würde. Ihre Reaktion darauf hatte ich aber nicht erwartet: „Prima. Dann kannst du ja heute Abend etwas früher aufstehen und wir telefonieren dann.“ „Das hatte ich jetzt nicht erwartet.“ „Wieso? Passt doch. Du kannst dann um halb Zwölf nach deiner PTI wieder fahren. Dann können wir doch noch von halb Elf bis viertel nach Elf, halb Zwölf telefonieren.“ „Fährst du am Wochenende wieder nach Pacifica?“ „Na klar. Aber nur das kurze Wochenende von morgen früh bis Sonntagabend. Ich habe ja immer ein langes Wochenende von Freitagabend bis Montagmorgen und eben das Kurze. Das dritte Wochenende ist dann das, wo ich zu Hause abhängen muss.“ „Ich weiß aber noch nicht, ob ich rüberkommen kann.“ „Ich denke mal, morgen auf keinem Fall. Am Sonntag werden wir sehen.“ Wir beendeten das Telefonat erstmal. Dann ging ich duschen und was essen. Anschließend ging ich zurück in den Truck. Bei laufendem Motor legte ich mich dann schlafen.

Freitag, den 1. September 2017, 9:30 p.m. Pacific Daylight Time:

Dank der Air Condition hatte ich sehr gut geschlafen. Der Motor störte mich nicht weiter, da ich ja durch gelegentliche Einsätze mit Kühlzügen an den Geräuschpegel gewöhnt war. Am Abend um halb Zehn stand ich wieder auf, um in den Truckstop zum Duschen zu gehen. Pünktlich um halb elf war ich dann frisch und mit dem ersten Kaffee versorgt wieder zurück im Truck, um mit Keela zu telefonieren. Dabei erzählte ich ihr erstmal, dass mein Truck inzwischen in Produktion war und es somit nicht mehr lange dauern konnte, bis ich den neuen Kenworth bekommen würde. „Das scheint die Woche der guten Neuigkeiten zu sein.“ Meinte Keela dazu. „Meine Probezeit ist vorzeitig beendet, dein erster Monat bei Walmart ist ebenfalls erfolgreich verlaufen und dein Truck wird produziert. Schade, dass wir keine Zeit zum Feiern haben.“ „Das stimmt. Das klappt nur, wenn mich Danny von Fresno aus nach Hause kommen lässt.“ „Da glaube ich noch nicht dran.“ „Ich irgendwie auch nicht.“ Unsere Gespräche gingen dann mehr ins Private über. Keela freute sich natürlich auf das Wochenende am Meer und bedauerte, dass wir das schöne Wochenende der Vorwoche wohl nicht widerholen könnten. Sie erzählte noch von ein paar Gesprächen, die sie die Woche noch mit ihrer Familie geführt hatte. Dann kamen natürlich noch die üblichen Sachen. Wie sehr sie mich vermisste und sowas. So ging die Zeit dann rasend schnell vorbei und es wurde viertel nach Elf. „Ich muss mich jetzt an die Arbeit machen.“ „Ja, ich weiß. Ich muss auch ins Bett. Ich möchte morgen zeitig los.“ „Wann willst du denn aufstehen?“ „Gegen halb Sieben.“ „Soll ich dich wecken?“ „Das wäre schön.“ „Dann mach ich das.“ Wir beendeten langsam das Telefonat und ich begann mit meiner PTI. Um halb Zwölf machte ich mich wieder auf den Weg.

Ich fuhr zurück zur Interstate 15 und war danach schnell über die Staatsgrenze nach Kalifornien gekommen. Mit den hier erlaubten 55 Meilen fuhr ich dann auf Barstow zu. Die Fahrt durch die Nacht verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. Hinter Barstow wechselte ich auf die CA-58 in Richtung Bakersfield. Dort ging es weiter durch die nächtliche Mojave Wüste. Auch hier passierte nichts Berichtenswertes. Schließlich durchquerte ich Bakersfield und wechselte anschließend auf die CA-99 in Richtung Norden. Nun ging es in den anbrechenden Tag und auf Fresno zu. Es war schon viertel nach Sechs durch, als ich in Fresno von der CA-99 abbog. Ich fuhr für meine Pause auf den bekannten Truckstop. Dort wollte ich nicht nur frühstücken, sondern auch Keela wecken.

Ich suchte ihre Nummer aus dem Speicher und rief sie an. Dann kam ein ganz verschlafenes „Hallo.“ „Guten Morgen, mein Schatz. Es ist jetzt halb Sieben.“ „Das kann gar nicht sein. Du veräppelst mich.“, murmelte sie verschlafen. „Das würde ich doch nie tun. Guck doch zur Uhr.“ „Ich will nicht auf die Uhr gucken.“ „Du willst aber Surfen. Dazu musst du jetzt aber aufstehen.“ „Schade, ich hatte so einen schönen Traum.“ „Dann mach deine Träume wahr und finde ein paar perfekte Wellen.“ „Du hast ja recht. Ich habe nur keine Lust auf die blöde Fahrt vorher.“ „So weit ist das auch nicht. Da bin ich heute schon mehr, als das doppelte gefahren.“ „Ich stehe ja schon auf. Dann lege ich dich aber weg. Ich will dich jetzt nicht mit ins Bad nehmen.“ „Schade eigentlich.“ „Das Telefon mag nun mal kein Wasser.“ „Okay, mein Schatz. Ich wünsche dir viel Spaß in Pacifica.“ „Danke.“ Wir legten dann auf und ich ging frühstücken.

Kurz nach Sieben machte ich mich dann wieder auf den Weg. Ich brauchte ja jetzt erstmal nur nach Fresno hinein, dann hatte ich die FedEx Niederlassung erreicht. Dort angekommen, rief ich bei Danny an. „Du möchtest mich auch unbedingt ärgern.“, begrüßte er mich. „Wieso denn das?“ „Dich hier schon um halb acht zu melden.“ „Sorry. Bin ja erst seit halb Zwölf heute Nacht unterwegs.“ „Ist ja schon gut. Laut unserem System, hast du deine Wochenzeit so gut wie voll.“ „Das stimmt. Nach Hause würde ich aber noch kommen.“ „Das kann ich dir leider nicht bieten. Ich habe gar nichts von Fresno nach Sacramento. Deshalb schicke ich dich nach Eureka. Die Ladung liegt nämlich direkt beim FedEx.“ „Muss das sein?“ Danny ignorierte meinen Einwand. „Du bekommst da einen 53 Fuß Reefer mit einer Ladung Tiefkühlgemüse. Das sind auch nur 35.000 Pfund. Bis morgen Früh in Eureka anzuliefern. Dann kannst du da stehen bleiben und Ruhezeit machen. Am Montagmorgen meldest du dich dann wieder bei Keela.“ „Okay. Schönes Wochenende, Mr. Schneider.“ Ich legte auf. Begeistert war ich nicht, da ich insgeheim auf eine Ladung nach Hause gehofft hatte. Ich schrieb Keela, die wahrscheinlich gerade in ihrem Savana auf dem Weg nach Pacifica war, eine WhatsApp, dass ich sie leider nicht besuchen kommen könnte, da ich mein Wochenende in Eureka verbringen müsste. Dann meldete ich mich an.

Ich konnte sofort umsatteln und meine Feuerwerkskörper gegen tiefgefrorenes Gemüse tauschen. Dann konnte ich mich wieder auf den Weg machen. Am Supercenter und an der Raffinerie vorbei nahm ich den Weg zur CA-99. Auf dieser fuhr ich dann weiter bis Oakdale. Über die CA-120 fuhr ich nun weiter in Richtung Oakland. Kurz bevor ich an der Interstate 580 ankam, kam ja noch eine kleine Rest Area, an der ich ja schon einmal meine Pause gemacht hatte. Dort fuhr ich dann auch heute wieder hin und machte dort Feierabend. Leider hatte ich hier wieder das Problem, dass ich jetzt über Tag schlafen musste und eben keine Standklimaanlage hatte. Da musste ich aber heute durch.
Ich telefonierte noch kurz mit Mom und meldete mich für das Wochenende bei ihr ab. Danach versuchte ich zu schlafen.

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