11. Neue Dispositionsprobleme und neue Bekannte

Samstag, den 2. September 2017, 10:30 p.m. Pacific Daylight Time:

Ich hatte eine grauenhafte Nachtruhe hinter mir. Falls Nachtruhe überhaupt das richtige Wort dafür war. An Schlafen brauchte ich so gut, wie überhaupt nicht denken. Ich hatte schon beide Fenster einen Spalt weit geöffnet und der Lüfter im Sleeper lief auf Hochtouren. Trotzdem war es fürchterlich warm im Truck. Dazu dröhnte der Reefer von hinten, der dann wenigstens mit Hochdruck daran arbeitete, die Ladung gefroren zu halten. Entsprechend fand ich es auch blödsinnig, hier allmählich gar zu werden, wenn hinten sowieso genug Krach gemacht wurde. In meinen Gedanken beneidete ich Keela, die in diesem Moment mit ihrem Board durch die Wellen des Pazifik surfte. Sie hatte dort mit Sicherheit angenehmere Temperaturen.
Irgendwann war ich es leid und ich verließ meinen Truck. Dann holte ich mir eine alte Decke aus dem Staufach, die ich immer dabeihatte, falls ich mal wegen einer Reparatur unter dem Truck rumkriechen musste. Die Decke legte ich dann in den Schatten und ich mich dann auf die Decke. Draußen im Schatten war es dann doch besser auszuhalten, als im Truck. Dort konnte ich zwar auch nicht richtig schlafen, da man ja immer aufpassen musste, dass einem keiner den Truckschlüssel aus der Tasche klaute, um einem dann die Wertsachen aus dem Truck zu stehlen. Ich konnte aber immerhin noch gemütlich im Schatten dösen. Am Abend legte ich mich dann noch mal für zwei, drei Stunden in den Truck. Wobei ich dann einschlief, weil ich einfach Müde war.
Gegen halb Elf klingelte dann aber das Telefon und Keela rief an. Ich hätte es ja klingeln lassen, aber ich musste ja sowieso bald wieder fahren. Meine Süße berichtete mir dann von dem schönen Tag, den sie gehabt hatte. Die Wellen waren wohl großartig an diesem Samstag. Am Abend hatte sie dann noch mit ihren Surfer Freunden am Strand an einem Lagerfeuer gesessen und einen schönen Abend verbracht. Vor ein paar Minuten war sie dann auf dem Campingplatz angekommen, wo sie auch nur noch dank ihrer Reservierung einen Platz bekommen hatte. Nun wollte sie noch kurz mit mir telefonieren und dann ins Bett gehen. Ich erzählte ihr, dass ich einen blöden Tag hinter mir hatte, worauf sie mich ehrlich bedauerte. Dann sagte ich ihr noch, dass ich sauer auf Danny war, der mich dazu gebracht hatte, dass ich heute meine 70 Stunden überschreiten musste, um den Trailer noch nach Eureka zu bekommen. „Das ist das erste und letzte Mal, dass er so was mit mir gemacht hat.“, sagte ich wütend. „Danny versucht das halt immer wieder. Da kann man nichts machen. Du musst bei ihm etwas aufpassen, wenn es aufs Ende der Woche zugeht.“ „Wenn der Neue da ist, habe ich sowieso eine elektronische Logbucherfassung im Truck. Dann sehe ich alle Daten auf Knopfdruck. Da kommt das bestimmt nicht mehr vor.“ „Lässt du die Ladung jetzt dort stehen?“ „Hier in Oakland? Bestimmt nicht. Auf der Strecke nach Eureka ist von hier aus keine Wiegestation. Daher riskiere ich das. Dann bleibe ich dort aber mindestens 35 Stunden stehen und resette meine Zeiten wieder. Außerdem werde ich Danny einen Schuss vor den Bug geben. Bei der nächsten Anweisung zum Verstoß werde ich meinen Dad informieren.“ „Du musst da doch nicht deinen Vater mit hineinziehen.“ „Der weiß sowieso schon, dass bei Danny nicht immer alles glatt läuft. Hat er mir selber gesagt.“ „Wahrscheinlich aber nicht, damit du Danny in der Hand hast.“ „Stimmt. Das war in dem Gespräch mit den Einschätzungen.“ „Da ging es aber um Sachen, die du nicht ausnutzen solltest.“ „Ich will Danny ja auch nur damit sagen, dass er sowas nicht mehr mit mir machen kann.“ „Okay. Ich gehe jetzt schlafen. Ich will morgen noch mal surfen und dann müssen wir mal sehen, wann wir telefonieren. Am besten morgen Abend, wenn ich wieder in Sacramento bin.“ „Okay, mein Schatz. Dann schlaf schön.“ Wir legten auf und ich machte mich langsam startklar.
Zuerst ging ich noch mal zur Toilette der Rest Area. Dort wusch ich mich dann auch mit kaltem Wasser, damit ich wach wurde. Anschließend begann ich dann mit meiner PTI. Um halb Zwölf machte ich mich dann auf den Weg nach Eureka.

Dazu fuhr ich dann nordwärts auf die I-580, die dann an Oakland und Berkeley vorbei nach San Rafael führte. Dieses Mal überquerte ich die Bucht von San Francisco dann über die Richmond – San Rafael Bridge. Bei San Rafael kam ich dann an die Route 101, über die ich dann weiter in Richtung Norden fuhr. Die Strecke war ich ja mit Joe schon mal in der Gegenrichtung gefahren. Das war in meiner ersten Woche gewesen. Allerdings war das dann am Tage. Nun ging es eben nördlich durch die Nacht. Die Fahrt verlief dann auch ohne irgendwelche Zwischenfälle. Ich hatte also Glück, dass ich heute, wo ich dann die Wochenfahrzeit überschritt, nicht kontrolliert wurde.
Gegen halb fünf näherte ich mich dann den ersten Vororten von Eureka. Langsam musste ich vom Gas gehen, da die Tempolimits immer kleiner wurden, je näher ich der Stadt kam. Schließlich konnte ich von der Route 101 abbiegen und in den Ort hineinfahren.
Gegen viertel vor Fünf erreichte ich das Zentrallager in Eureka. Ich meldete mich beim Lagermeister an und bekam den Rampenplatz am Kühllager, den ich für meine Ladung brauchte. Dann ließ ich mir meine Papiere quittieren und fuhr zu dem nahegelegenen Motel, wo ich auch mit Joe übernachtet hatte. Dort nahm ich mir dann bis zum Montagnachmittag ein Zimmer. Nachdem ich eingecheckt hatte, ging ich erstmal ins Bett, um noch Schlaf nachzuholen.

Sonntag, den 3. September 2017, nachmittags:

Nachdem ich ausgeschlafen hatte, telefonierte ich zuerst mit Danny. „Marc. Was gibt es denn noch? Du sollst doch Wochenende machen.“ „Mache ich ja auch. Ich wollte mich nur bedanken, dass ich meine 70 Stunden um etwa sechs Stunden überschritten habe.“ „Wie konnte das denn passieren?“, fragte Danny scheinheilig nach. „Durch die dämliche Tour nach Eureka.“ „Dann hättest du mir sagen müssen, dass du die Tour nicht mehr fahren kannst. Du hast mir doch gesagt, dass du noch bis nach Hause gekommen wärst.“ „Bis nach Hause ja. Das wäre zwar knapp geworden, hätte aber gepasst. Eureka war aber definitiv zu weit.“ „Dann müssen wir da in Zukunft besser drauf achten. Bekommst du in deinem Neuen Truck eine elektronische Aufzeichnung?“ „Ja, bekomme ich. Außerdem bekommt ihr dann auch euer ORBCOMM System.“ „Dann wird das auch nicht mehr passieren. Dann gleicht der Computer das gleich bei der Einteilung ab und sagt mir dann, dass das nicht passen kann. Genau, wie bei unseren Trucks.“ „Na gut. Ich habe mich jetzt entschlossen, meine Zeiten wieder zu resetten und dann am Montagnachmittag weiterzufahren.“ „Gut. Weißt du schon wann?“ „Ich habe heute Morgen um viertel nach Fünf Feierabend gemacht. Das plus 35 Stunden heißt, ich kann am Montag um viertel nach Vier am Nachmittag wieder anfangen. Plus PTI heißt dann um halb Fünf losfahren.“ „Gut. Dann melde dich morgen Nachmittag bei Charlie.“ Wir legten auf und ich war halbwegs zufrieden. Wenn das System das dann ausrechnen konnte, sollten solche Fehler nicht mehr vorkommen. Allerdings war ich dann auch gezwungen, alles einzugeben, damit die Rechnung aufgeht. Also auch, wie lange ich wo Pause mache. Geortet werden konnte ich ja jetzt schon über die Trailer, solange ich einen dahinter hatte. Nun musste ich auch noch angeben, wann ich wo und wie lange Pause machte. Da hätte ich auch gleich bei Walmart als Fahrer anfangen können. Der Unterschied war nur, dass ich es so nur angeben brauchte, aber mich nicht dafür rechtfertigen brauchte, solange ich meine Termine einhielt.

Nachdem ich dann soweit fertig war, ging ich erstmal raus und schaute mich ein wenig in Eureka um. Die kleine Stadt war wirklich nett und hatte einige schöne Gebäude zu bieten. So dehnte ich meinen Spaziergang ein wenig aus und kam dann erst am Abend wieder in das Motel.
Dann aß ich dort eine Kleinigkeit zu Abend und zog mich anschließend auf mein Zimmer zurück. Zuerst surfte ich dort über das WiFi des Hotels ein wenig im Netz. Bei Kenworth hieß es inzwischen, dass die Maschine fertiggestellt war und auf den Versand wartete. Es war aber nicht vorgemerkt, wann der Versand erfolgen sollte. Danach müsste die Maschine noch ausgerüstet werden. Wie lange der Einbau von dem ORBCOMM System dauern würde, wusste ich auch nicht. Auch der Einbau von der Gefahrgutausrüstung und Radio und CB-Funk würde erst vor Ort erfolgen. Genauso, wie die Beschriftung der Maschine. Ich war dann gespannt, wie lange das dauern würde. Außerdem war ich so kribbelig, wie ein kleines Kind, das auf Weihnachten wartet.
Anschließend surfte ich noch gelangweilt durchs Netz, weil ich darauf wartete, dass sich Keela bei mir meldete. Schließlich rief sie an und erzählte, dass sie auch einen schönen Sonntag hatte. Ich freute mich natürlich für sie, auch wenn ich den Tag lieber mit ihr zusammen verbracht hätte. Dann teilte ich ihr noch mit, dass ich am morgigen Montag nicht dienstlich mit ihr sprechen konnte, da ich erst am Nachmittag losfahren würde. Wir verabredeten aber, dass wir dann, wenn sie von der Arbeit zu Hause angekommen war, noch miteinander telefonieren würden.
Das Telefonat dauerte dann noch einige Zeit an, bis Keela sagte, dass sie langsam schlafen gehen müsse. Sie musste ja am Morgen um viertel vor Sechs schon wieder im Büro sein und sich von Danny die Disposition übergeben lassen. Wir beendeten das Telefonat. Dann schaute ich noch etwas fern. Schließlich legte ich mich auch wieder schlafen.

Montag, den 4. September 2017, mittags:

Ich hatte zuerst mal ausgeschlafen. Meine Arbeitszeit würde noch lang genug werden, wenn ich denn erst um viertel nach Vier am Nachmittag anfangen konnte. Das hatte natürlich den Nebeneffekt, dass ich im Motel eigenen Restaurant leider kein Frühstück mehr bekam. Damit konnte ich aber leben. Mein Zimmer musste ich, trotz verlängertem Checkout, auch irgendwann räumen, damit es noch gereinigt werden konnte.
Ich räumte meine Sachen schon mal in den Truck. Nur meinen Laptop behielt ich noch bei mir. Dann nutzte ich noch die Lounge, wie der Aufenthaltsraum des Motels hier genannt wurde. Hier war es zumindest klimatisiert und ich hatte noch WiFi. So konnte ich dann noch günstig surfen. Auf der Kenworth Seite gab es noch nichts Neues, also ging ich dann davon aus, dass mein Truck noch nicht den Weg aus Washington nach Kalifornien genommen hatte. Er würde wohl auch heute nicht mehr verladen werden. Eine Abholung des Trucks im Werk, wie es zum Teil in Europa üblich war, war bei der Paccar Gruppe nicht vorgesehen. Das hätte mir aber auch nicht viel gebracht, weil der Truck noch ausgerüstet werden sollte.

Gegen halb Drei meldete sich Keela bei mir. Danny hatte sich dann wohl auch noch bei ihr entschuldigt, weil er uns wohl das Wochenende versaut hatte. Keela hatte ihm aber gnädig verziehen. Es reichte ihr wohl, dass Danny von mir einen Anschiss kassiert hatte. Ansonsten hatte sie mir noch nicht sagen können, was denn gleich auf mich zukam. Es waren einfach zu viele Ladungen vorhanden, die in Frage kamen. Am Vormittag war dann auch noch nichts dabei gewesen, was von Eureka nach Sacramento ging. Vielleicht kam aber noch was. Auch sonst gab es noch nichts Neues. Da es aber in der vergangenen Woche so viel Neues gegeben hatte, brauchte es das ja auch nicht. Wir telefonierten trotzdem fast bis vier Uhr. Dann machte ich mich aber langsam startklar. Die neue Woche sollte nun auch für mich beginnen.

Um viertel nach Vier machte ich meine PTI. Dann rief ich in der Dispatch an. Charlie hatte jetzt Dienst. „Hallo Marc. Lange nicht mehr gesprochen.“ „Hallo Charlie. Alles gut bei dir und deiner Familie?“ „Soweit alles okay. Lorraine hat zwar manchmal leichte Probleme, ihre erste Schwangerschaft war aber schlimmer. Da hat sie bald nur flachgelegen.“ „Dann bestell mal unbekannterweise Grüße von mir.“ „Mach ich. Glückwunsch übrigens. Mit Keela hast du dir eine tolle Frau geangelt.“ „Danke. Lass uns mal zum Dienstlichen kommen.“ „Okay. Du fährst jetzt zum Zentrallager und übernimmst da einen 48 Fuß Reefer mit einer Ladung Tiefkühlware für den Neighborhood Market in Sacramento. Laden und Liefern. Wenn du da bist, meldest du dich bei Danny.“ „In Ordnung. Bis morgen dann.“ „Gute Fahrt.“ Wir beendeten das Telefonat und ich machte mich auf den Weg zum Zentrallager, Eureka. Dort angekommen, forderte ich die Tiefkühlladung für Sacramento ab. Mit dem Gewicht würde ich bei gerade mal 35.500 lb auch keine Probleme haben. Ich fuhr zum Tor 11 und nahm dort den braunen Reefer mit der Walmart Werbung auf. Dann folgte die obligatorische PTI des Trailers. Um fünf Uhr konnte ich mich auf den Weg in Richtung Heimat machen.

Dazu ging es zuerst wieder durch Eureka, um zur Route 101 zu gelangen. Der Verkehr hielt sich aber, trotz der Uhrzeit, wo viele Leute Feierabend hatten, in Grenzen. So groß war Eureka aber auch nicht. Über die Route 101 ging es dann in Richtung Süden aus der Stadt heraus. Danach konnte ich auf 55 Meilen beschleunigen und anschließend entspannt in Richtung Heimat rollen. Die Fahrt verlief auch ohne nennenswerte Ereignisse. So rollte ich sehr entspannt in den Abend.
Bei San Rafael ging es dann wieder zuerst auf die I-580 und dann auf die CA-37. So kam ich noch kurz durch den Ort, den ich aber schnell wieder verließ. Nun ging es östlich weiter zur I-80. Auf die fuhr ich ebenfalls ich östlicher Richtung auf.
Bei West Sacramento fuhr ich wieder von der Interstate ab und hielt mich dann in Richtung Sacramento. Dort ging es durch die Stadt zum altbekannten Neighborhood Market. Gegen halb Elf traf ich dann dort ein.

Ich rief aber zuerst in der Dispatch an und hatte Danny am Apparat. „Guten Abend, Marc. Wie war dein Wochenende?“ „Fragst du das jetzt im Ernst?“ „Wieso denn nicht?“ „Wegen deiner Einteilung habe ich das Wochenende alleine in Eureka verbracht, anstatt zusammen mit Keela in Pacifica.“ „Okay. Ich ziehe die Frage zurück. Dann direkt zum Dienstlichen. Bist du jetzt beim Neighborhood Market in Sacramento?“ „Richtig.“ „Okay. Dann nimm dort den Trailer mit Leergut mit. Das geht in den Hafen von San Francisco.“ „Mach ich.“ „Kommst du da noch hin?“ „Ich habe jetzt knappe sechs Stunden Fahrzeit weg. Das ist also kein Problem.“ „Gut. Dann melde dich, wenn du in San Francisco bist. Ich schaue mal, was ich dort finde.“ „Okay.“ Wir beendeten das Telefonat und ich meldete mich bei dem Security Mann, der inzwischen auch zum Truck gekommen war, an. Wir erledigten sofort den kompletten Papierkram und ich bekam auch sofort die Papiere für das Leergut. Dann musste ich den Reefer an das erste Dock setzen. Zum Glück hatte ich einen 48 Fuß Trailer, damit klappte es ganz gut. Auch wenn es in der Nacht zum Teil recht dunkel im Bereich der Warenannahme war. Dort waren nur Lampen direkt über den Toren, ansonsten herrschte dort tiefe Dunkelheit. Trotzdem hatte ich den Trailer nach etwas mehr als zehn Minuten am Dock stehen.
Nun konnte ich umsatteln. Der Planen Trailer hatte die gleiche Länge, wie der Reefer und war mit Leergut bis hinten hin gefüllt. Das Gewicht wurde mit 32.500 lb angegeben. Ziel war das Terminal im Hafen von San Francisco, wo ich bereits am vergangenen Montag angeliefert hatte. Ich sattelte auf und machte die PTI dieses Trailers. Anschließend führte ich die Checkliste und das Logbuch. Um elf Uhr am Abend fuhr ich dann wieder vom Hof.

Nun machte ich was, was ich inzwischen auch schon öfter gemacht hatte. Ich fuhr für meine Pause zu mir auf den Platz. Da es aber abends um diese Zeit keinen Sinn machte irgendwo hinzufahren, blieb ich am Platz und machte meine Pause dort. Die Zeit nutzte ich, um was zu essen und noch mal im Netz zu surfen. Dabei stellte ich fest, dass mein neuer Truck am Dienstag zum Händler ausgeliefert werden sollte. Da die Strecke von Renton, Washington, wo meine Maschine laut Computer gebaut wurde, bis nach Sacramento wohl nicht ganz in einem Tag geschafft wurde, schließlich waren es etwa 750 Meilen, würde die Maschine dann wohl am Donnerstagmorgen beim Händler erwartet werden. Dann mussten noch die Zubehörteile, wie die Satellitenkommunikation eingebaut werden. Wenn alles klappt, konnte ich dann also nächste Woche mit dem Neuen auf Tour gehen. Zufrieden schaltete ich den Laptop wieder aus und machte mich dann langsam wieder startklar. Um Mitternacht machte ich mich auf den Weg nach San Francisco.

Zuerst ging es dafür wieder durch West Sacramento. Dort fuhr ich dann auf die I-80 in Richtung Westen. Inzwischen war kaum noch Verkehr, so dass ich ohne Probleme durchkam. Ich fuhr gemütlich bis nach Oakland und nahm dort die Bay Bridge nach San Francisco. Nachdem ich die Insel, die die Bay Bridge in zwei Teile trennte hinter mir hatte, konnte ich einen wunderbaren Blick auf das nächtliche San Francisco werfen.

Nun ging es nach San Francisco hinab und dann ging es in den Hafen, wo ich ja bereits letzte Woche abgesattelt hatte. Allerdings sollte ich den Trailer dieses Mal in der Halle abstellen. Mit dem kurzen 48 Fuß Trailer war das aber kein Problem. Nachdem ich den Trailer abgesattelt hatte, rief ich dann bei Danny an. „Okay. Du hast abgesattelt. Dann fahr jetzt zu UPS, San Francisco.“, es folgte die Adresse. „Dort übernimmst du einen 48 Fuß Reefer mit einer Ladung Käse, 29.500 lb für Walmart in Ehrenberg, Arizona. Bis morgen früh anzuliefern.“ „Okay. Mach ich.“ Wir beendeten das Telefonat und ich erledigte mit dem Hafenpersonal den Papierkram.
Dann fuhr ich zu UPS, die blöderweise am anderen Ende von San Francisco waren. So brauchte ich eine gute Stunde, bis ich dort ankam. Da ich dort allerdings angemeldet war, klappte es dann wie am Schnürchen. Ich konnte meinen Trailer sofort aufsatteln und die PTI erledigen. Um viertel nach Vier war ich schon wieder auf dem Weg nach Ehrenberg.

Weit sollte ich heute aber nicht mehr kommen. Ich fuhr erst wieder durch San Francisco zur Bay Bridge und überquerte die Bucht noch. Auf der anderen Seite blieb ich dann aber bei der Mautstelle stehen, um meine große Pause zu machen. Ich hatte inzwischen elf Stunden Fahrzeit voll. Leider brauchte ich jetzt nicht mehr mit Keela zu telefonieren. Sie war inzwischen auf dem Weg zur Arbeit. Einen Vorteil hatte diese Schicht aber. Wenn ich schon am Tage schlafen sollte. Dann doch besser am Vormittag, wo es noch entsprechend kühl war. Entsprechend schnell legte ich mich dann auch in die Koje.

Dienstag, den 5. September 2017, mittags:

Auch ohne Standklimaanlage hatte ich diese Ruhepause sehr gut geschlafen. Das war dann eben der Vorteil, wenn man sich am frühen Morgen hinlegen konnte. Der Parkplatz war zwar hier nicht optimal gewählt, aber ich hatte leider nicht mehr allzu viel Auswahl gehabt. Bis zu der bekannten Rest Area, an der ich schon gestanden bin, hätte die Fahrzeit nicht mehr gereicht, obwohl es keine fünf Meilen mehr bis dorthin gewesen wären. Entsprechend wenig konnte ich hier vorfinden. Es gab gerade mal noch öffentliche Toiletten hier. Auf alles Weitere musste man dann hier verzichten. Die Toiletten waren wenigstens sauber. Gegen Mittag wurde ich wieder wach und nutzte dann auch die entsprechenden Toiletten. Die weitere Körperpflege musste dann aber aus dem Wasserkanister erfolgen.

Gegen halb Drei rief mich dann Keela an, die dann gerade von der Arbeit nach Hause gekommen war. Wir telefonierten tatsächlich eine ganze Stunde miteinander. Es war doch erstaunlich, wie viel man sich jeden Tag zu erzählen hatte, wenn man frisch ineinander verliebt war. Gegen halb Vier sollte ich mit meiner PTI beginnen und Keela wollte noch eine kleine Runde mit ihrer Electra Glide fahren. Wir verabredeten uns aber für den Abend nochmal zu einem Telefondate.

Um viertel vor Vier hatte ich meine PTI erledigt und ich konnte wieder fahren. Allerdings war mir bei der Kontrolle der Instrumente aufgefallen, dass die Bulldogge mal wieder gefüttert werden wollte. Ich wechselte also nur schnell auf die I-580 und fuhr die nächste Ausfahrt wieder runter, um zu tanken. Ich nahm hier aber nur 100 Gallonen Diesel mit und entschloss die Tanks in Arizona zu füllen. Dort war der Diesel in der Regel günstiger, als in Kalifornien. Wobei das bei Ehrenberg, was direkt an der Grenze lag, nicht unbedingt so sein musste. Da auf Kalifornischer Seite aber vor der Grenze auch nichts weiter, als Wüste lag, gab ich die Hoffnung nicht auf, günstigen Diesel in Ehrenberg zu bekommen.

Um viertel nach Vier hatte ich die Betankung abgeschlossen und machte mich wieder auf den Weg in Richtung Arizona. Ich fuhr zurück auf die I-580 in Richtung Süden. Lange blieb ich dann aber nicht auf dieser Straße, da sie bald darauf auf die Interstate 5 mündete. Nun fuhr ich also wieder über eine meiner Hausrennstrecken. Mit 55 Meilen, die Stunde machte ich mich jetzt auf den Weg nach Süden. Die nächsten dreieinhalb Stunden fuhr ich auch ohne besondere Ereignisse dahin. So bekam ich mal wieder etwas Long Hauler Feeling. Aber meine Touren wurden auch langsam weiter und daher sah ich mich gar nicht mehr unbedingt als reiner Regional Driver. Ich machte jetzt so ein Bisschen von Beidem. Meine Vermutung ging auch in die Richtung, dass man nur noch wartete, bis der neue Truck da war. Dann sollte ich bestimmt mehr Touren in die Ferne bekommen. Dem Mack trauten meine Dispatcher wohl nicht mehr so viel zu.
Gegen zwanzig vor Acht passierte doch mal wieder was. Die Waage auf der I-5 hatte geöffnet und ich durfte mal wieder mein Gewicht übermitteln. Zum Glück war es das auch. Ich hatte keine Lust eine Strafe zu zahlen, weil Danny mich falsch disponiert hatte. Also hoffte ich in naher Zukunft keine Kontrolle des Logbuchs zu haben. Mit 61.825 lb war ich auch weit von 80.000 lb entfernt und hatte daher auch keine Probleme mit den Achslasten.
Anschließend fuhr ich noch mal etwa eine Stunde weiter, bis ich merkte, dass ich doch langsam Hunger bekam. Ich fuhr dann zum Truckstop Buttonwillow, der an der Kreuzung von I-5 und CA-58 lag. Dort war es auch nicht mehr ganz so einfach, einen Parkplatz für den Mack zu finden. Mit etwas Glück konnte ich aber noch eine Parklücke ergattern. Dann ging ich zuerst in den Truckstop, um meinen Hunger zu stillen. Dabei unterhielt ich mich eine ganze Weile mit einigen Kollegen.

Schließlich ging ich zurück zum Mack. Dort nahm ich dann mein Handy und telefonierte noch eine ganze Zeit mit Keela. Auch an diesem Abend hatten wir schon wieder einiges zu bereden. Gegen zehn Uhr wollte Keela dann schlafen und ich wollte doch langsam mal wieder weiterfahren. Ich hatte meine Pause ja jetzt auf eineinhalb Stunden ausgedehnt.
Ich fuhr zurück auf die Interstate 5 in Richtung Süden. Eine halbe Stunde später kam ich mal wieder an den altbekannten Tejon Pass. Nachdem ich den überquert hatte, erreichte ich mal wieder den Großraum Los Angeles. Hier war auch am späten Abend noch gut was los. Allerdings konnte ich ohne Staus oder Stockungen durchfahren. Als ich fast bei Downtown Los Angeles war, konnte ich auf die Interstate 10 in Richtung Osten wechseln. Dabei hatte ich auch einen schönen Blick auf die nächtliche Skyline der Metropole.

Nun würde ich bis zu meinem Ziel immer weiter auf der Interstate 10 bleiben. Allerdings bekam ich langsam meine Zweifel, dass ich es noch bis nach Ehrenberg schaffen würde. Hatte sich Danny etwa schon wieder verkalkuliert? Es machte dann immer mehr den Eindruck, dass es denn so war.
Nachdem ich den Raum LA verlassen hatte, kam ich direkt in die Wüste. Es war wieder mal ein Teil der Mojave Wüste. Daher war es auch nicht weiter schlimm, dass ich in der Nacht nicht wirklich viel von der Landschaft sah. Es gab sowieso nichts zu sehen. Je weiter ich auf den Morgen zukam, umso klarer, stellte sich heraus, dass mir letzten Endes eine gute Stunde Fahrzeit fehlte, um nach Ehrenberg zu kommen. Ich aktivierte mein Headset und rief dann in der Dispatch an. Nach längerem Klingeln ging Danny an den Apparat. „Wer stört?“ „Ihnen auch einen wunderschönen Morgen, Mr. Schneider.“, sagte ich übertrieben freundlich. „Murdock. Was willst du denn schon wieder mitten in der Nacht von mir?“ „Dich ärgern. Was sonst?“ „Das wird auch Zeit, dass dein neuer Truck kommt, damit ich deine Kommentare los bin und ich dich auf dem Monitor habe.“ „Wenn dann deine Planung auch besser funktioniert, stimme ich dir zu.“ Danny stöhnte auf. „Was passt denn jetzt schon wieder nicht?“ „Deine Kalkulation. Mir fehlt eine Stunde Fahrzeit, um nach Ehrenberg zu kommen.“ „Und jetzt?“ „Du glaubst doch nicht, dass ich dir schon wieder den Allerwertesten rette.“ „Was willst du damit sagen?“ „Dass ich am Sonntag schon wegen deiner Einteilung zu lange gefahren bin.“ „Na und?“ „Ich bin selbstständig. Glaub mal nicht, dass ich mir wegen deiner Fehler meine Bewertung, die ich als Unternehmer von der DOT bekomme, versauen lasse. Wenn ich einer von euren Fahrern wäre, würde dir mein Dad schon die richtigen Töne gesagt haben.“ „Ja, ja, ja.“, sagte er. Ich konnte förmlich sehen, wie er die Augen verdrehte.  „Dieses Mal gleiche ich das nicht aus. Ich mache gleich Feierabend und fahre heute Nachmittag nach Ehrenberg zum Anliefern.“ „Und wo bekommen die in dem Laden heute ihren Käse her?“ „Das ist nicht mein Problem. Dann gibt es heute beim Walmart in Ehrenberg keinen frischen Käse. Das kannst du auf deine Kappe nehmen.“ „Na, toll. Wann kommst du denn heute da an?“ „Voraussichtlich gegen halb Vier. Kann aber auch Vier werden.“ „Ja gut. Ich nehme das dann auf meine Kappe. Wann kommt denn dein Neuer? Damit ich da den automatischen Abgleich mit den Fahrzeiten habe.“ „Wenn du Glück hast, kommende Woche.“ „Das geht ja noch.“ „Bis dahin sieh zu, dass du keinen Mist mehr baust.“  „Langsam reicht es aber. Glaub bloß nicht, dass du dir alles erlauben kannst, bloß weil du der Sohn vom Boss bist.“ „Wir können ja gerne überprüfen lassen, wer den Fehler gemacht hat.“ „Nein, nein. Ist ja schon gut. Ich habe ja gesagt, dass ich das auf meine Kappe nehme.“  „Okay. Dann bis morgen.“ Wir legten auf und ich suchte mir langsam eine Möglichkeit zum Parken.
Kurz nach Vier kam ich an ein kleines Kaff namens Desert Center, dass direkt an der I-10 lag und sogar eine Ausfahrt hatte. Gegen das kleine Kaff war sogar Ehrenberg mit seinen gut 1300 Einwohnern noch eine Großstadt. Die Parkmöglichkeit bestand dann auch aus einer kleinen Tankstelle und einem sandigen Platz, auf dem man den Truck abstellen konnte. Zum Glück war der Platz ausreichend befestigt, dass man dort nicht einsacken würde, oder die Gefahr bestand, dass man sich festfuhr. Ich wollte aber auch nicht mitbekommen, wie der Platz nach einem Regenschauer aussehen würde. Hier machte ich um viertel nach Vier Feierabend. Da ich jetzt nicht mit Keela zum Telefonieren verabredet war, rief ich sie nicht an, sondern legte mich sofort in die Koje. Dort schlief ich auch recht schnell ein.

Mittwoch, den 6. September 2017, 1:30 p.m. Pacific Daylight Time:

Ich hatte sehr gut geschlafen. Es war hier so wenig los, dass ich wirklich ruhig schlafen konnte. Der einzige Geräuschpegel kam von meinem Reefer. Den hörte ich mittlerweile aber kaum noch. Als jetzt die Mittagssonne aber auf das Dach des Trucks schien, wurde es dann doch langsam zu warm im Truck. Es dauerte aber auch nicht mehr lange, bis ich wieder fahren durfte. Ich nutzte die Sanitäranlagen der Tankstelle um mich mal so einigermaßen fertig zu machen. Viel war hier aber nicht möglich. Gegen viertel nach Zwei am Mittag konnte ich mit meiner PTI beginnen. Um halb Drei konnte ich mich auf den restlichen kurzen Weg nach Arizona machen.

Es ging zurück auf die Interstate 10, auf die ich in Richtung Osten auffuhr. Ich brauchte auch nur noch eine knappe Stunde bis mein Navi das Erreichen des Nachbarstaates ankündigte: „Crossing border – entering Arizona – changing timezone“ Wobei das letzte nicht ganz stimmte, da Arizona die Uhren, im Gegensatz zu den meisten Staaten der USA, nicht auf Sommerzeit umstellte. Daher hatte Arizona im Sommer die gleiche Uhrzeit, wie wir in Kalifornien. Das Navi plapperte dann auch munter weiter, da ich von der Interstate 10 herunter musste. Schließlich hatte ich Ehrenberg mit Überquerung des Colorado River erreicht.
Unweit der Interstate erreichte ich dann auch den Neighborhood Market, der die Ladung Käse bekommen sollte. Zum Glück hatte die Dispatch den Marktleiter schon über meine „Verspätung“ informiert. So blieb mir jetzt der Anschiss erspart. Ich hoffte nur, dass Keela den auch nicht kassieren brauchte. Man war jetzt froh, dass die Ladung Käse endlich da war und schickte mich umgehend an Tor 1 zum Andocken. Das hatte ich aber bereits vermutet und mit dem 48 Fuß Trailer sollte es ja auch kein Problem sein.
Um halb Vier hatte ich den Trailer am Tor abgesattelt und telefonierte mit Charlie. „Hallo Marc. Ich habe gehört, du hattest ein paar Probleme mit Danny?“ „Er kam wohl nicht ganz damit klar, dass er von mir keine Daten zur Lenkzeitberechnung im System hatte.“ „Das hast du schön gesagt. Man könnte auch sagen, er hat versucht, dich zu etwas Mehrarbeit zu bekommen.“ „Wir wollen das jetzt aber nicht weiter aufbauschen.“ „Dann halte auch bitte deinen Dad da raus. Danny hat schon eine Abmahnung von ihm wegen solcher Versuche.“ „Wenn er sich jetzt ein wenig anstrengt und vernünftig plant, gibt es keinen Grund, meinen Dad da reinzuziehen.“ „Okay. Dann kommen wir zum Aktuellen Geschehen. Hast du schon den Trailer mit den Altverpackungen abgefordert?“ „Nein, habe ich nicht. Ich frage immer erst bei euch nach.“ „Dann lass das mal. Der geht zwar auch zurück nach Kalifornien, ich denke aber, Sacramento passt uns besser in den Kram, als Oxnard.“ „Das stimmt.“ „Dann fahr bitte zu Best Buy. Die haben da wohl ein großes Zentrallager.“ „Kann man in dem kleinen Kaff nicht übersehen.“ „Wir haben da mal wieder eine Ladung Home Entertainment Komponenten beigekauft. Dort steht ein 53 Fuß Trailer mit diesen Waren für dich zur Abholung bereit.“ „Dann will ich mal.“ „Okay. Dann guten Heimflug.“ Wir beendeten das Telefonat und ich fuhr zu dem Zentrallager von Best Buy. Da mich Charlie dort angemeldet hatte, war die Abholung dort kein Problem. Der Trailer stand schon für mich bereit. Ich bekam dann dort eine 53 Fuß Plane, die mit den entsprechenden Artikeln beladen war. Das Gewicht lag dann auch gerade mal bei 36.000 lb. Ich erledigte meine PTI und konnte schon um viertel vor Vier wieder losfahren.
Der nächste Zwischenstopp war dann an dem Truckstop, der auch noch in dem kleinen Ort war. Vermutlich neben dem Best Buy Lager das umsatzstärkste Unternehmen am Ort. Die Tankstelle war nämlich recht voll. Viele, die in Richtung Westen unterwegs waren, hielten hier noch mal an, um hier den günstigeren Sprit zu tanken. Auch ich machte hier meine Tanks wieder randvoll. Um vier Uhr ging es anschließend wieder in Richtung Heimat.

Es ging wieder zurück auf die Interstate 10. Nur diesmal eben wieder in Richtung Westen. Kurz darauf war ich auch wieder zurück in Kalifornien. Dann rollte ich gemütlich mit 55 Meilen pro Stunde auf Los Angeles zu. Die Fahrt durch die Mojave Wüste war ereignislos und es passierte nicht wirklich was. Es war ein wirklich entspanntes Fahren.

Am Abend wurde es dann aber auf dem CB-Funk etwas hektischer. Auf Kanal 19, dem Trucker Kanal kamen immer mehr Meldungen von einem schweren LKW Unfall auf der Interstate 10, kurz vor LA rein. Aufgrund eines geplatzten Reifens hatte ein Kollege wohl seinen Truck nicht mehr unter Kontrolle bekommen und seinen Lastzug umgeschmissen. Der Truck lag jetzt wohl quer über die Richtungsfahrbahnen in Richtung LA, die somit voll gesperrt war. Da der Fahrer angeschnallt war, ist er wohl mit leichten Verletzungen davongekommen. Die Bergung des Trucks dauerte aber noch an. Die Kollegen gaben schon Empfehlungen, wie man die Sperrung umfahren könnte. In Richtung LA und San Diego sollten die Kollegen eine Nebenstrecke in Richtung Carlsbad nehmen. Wer, wie ich in den Norden von Kalifornien wollte, sollte am besten die Interstate 15 bis Barstow nehmen und dann über die CA-58 in Richtung Bakersfield fahren. Ab Barstow kannte ich die Strecke ja zu Genüge. Sie ließ sich gut fahren. Ich wechselte dann auch auf die I-15.

Dann musste ich über die Berge nach Barstow fahren. Das war aber kaum was Anderes, als ich sonst auf der I-5 gehabt hätte, wo ich ja auch über den Pass musste.
Kurz bevor ich Barstow erreichte, war im Bereich des Outlet Centers neben der I-15, noch ein Truckstop. Da auf der CA-58 ja bekanntlich nicht viel kam, wo man was essen konnte, entschied ich mich dafür, von der Interstate abzufahren und dort meine Pause zu machen. Dann hatte ich Zeit, Mit Keela zu telefonieren, zu duschen und auch noch was zu essen. Ich verließ den Highway und fuhr am Outlet Center vorbei zu dem Truckstop.

Der war abends um Neun natürlich schon gut gefüllt. Ich fand dann aber noch eine Parklücke neben einem etwas aufgepimpten, blauen Peterbilt mit Reefer, der laut seinem Kennzeichen aus Manitoba kam. Am Fahrerplatz hatte er auch ein Kennzeichen mit seinem Namen. Der Name Manni klang aber weder amerikanisch, noch kanadisch. Ich nahm dann aber erstmal mein Handy und telefonierte kurz mit Keela. Sie war an diesem Abend aber ziemlich müde und daher nicht allzu gesprächig. Sie hatte im Büro wohl einen anstrengenden Tag gehabt. Wir sprachen daher nur ein paar Minuten, dann ließ ich sie ins Bett gehen. Ich hingegen machte mich fertig, um im Truckstop zum Duschen und zum Essen zu gehen.
Ich stieg aus und schloss den Mack ab. Dann ging ich in Richtung Truckstop. In dem Moment kam mir ein Kollege entgegen. Er war ein paar Jahre älter, als ich und ging zielsicher auf den blauen Peterbilt zu. Ich nickte ihm grüßend zu und ging erstmal weiter. Dann sagte der Kollege auf einmal was auf Deutsch. „Meine Herren, Wer wird denn mit so einem Gefährt noch auf die Straße geschickt, tauschen möchte ich da bei aller Liebe nicht.“ Ich ging zu dem Kollegen zurück und fragte: „Hast du mit mir gesprochen?“ „Hi ich bin Manni, bist du der arme Kerl, der mit dem alten Schätzchen hier unterwegs ist?“ „Hallo ich bin Marc, und ja, das ist meiner. Ist aber nur bis mein neuer da ist, das dürfte jetzt die Letzte Woche sein.“ „Ist das dein eigener? Hätte ich jetzt gar nicht gedacht.“ „Ja, ich bin Owner Operator und habe eine Firma mit Verträgen für Walmart übernommen, da gehörte das gute Stück zum Inventar.“ „Wow nicht schlecht, Ich hätte jetzt eher darauf getippt, dass du gerade erst mit dem Fahren angefangen hast.“ „Hab ich auch bin ja erst 21.“, sagte ich mit einem Lachen. „Eine kurze Frage, Manni klingt jetzt aber weder amerikanisch noch kanadisch?“ „Stimmt, ich bin auch erst seit Anfang Juli in Kanada, ich komme ursprünglich aus Deutschland. Ich hab mir damit meinen Traum war gemacht. Bin zwar schon in Deutschland Truck gefahren, aber hier ist es doch was anderes.“ Das konnte ich natürlich nicht vergleichen. In Europa war ich bisher noch nicht. „Ich hab mir mit dem Kauf und dem Führerschein auch einen Traum erfüllt.“ „Wie alt ist denn der Mack eigentlich?“ „Der ist Baujahr 88 und hat stolze 335 PS.“ „Wow, dann ist er ja älter als du.“ Da hatte ich bisher noch nie drüber nachgedacht. „Du hast recht. Da die Technik auch entsprechend veraltet ist, macht das auch nicht immer Spaß. Gerade wenn du auf engem Raum rangieren musst.“ Wir standen dann noch ein paar Minuten zusammen und unterhielten uns. Dann warf ich aber einen Blick auf die Uhr. Ich wollte in meiner kurzen Pause ja noch duschen und was essen. „Da ich heute Abend noch weiter muss, werde ich mich jetzt verabschieden. Man trifft sich ja bestimmt noch mal wieder irgendwann.“ Ich ging dann in den Truckstop und duschte schnell. Anschließend aß ich noch was.

Um elf Uhr entschied ich mich dann dafür doch langsam mal wieder weiterzufahren. Ich hatte jetzt gute zwei Stunden hier Pause gemacht, die ich mir aber durchaus erlauben konnte. Die Pause war recht interessant gewesen. Auch wenn ich nicht viel mit Keela gesprochen hatte, war es doch sehr nett gewesen. Das kurze Gespräch mit dem deutschen Kollegen, der jetzt in Kanada arbeitete, war sehr interessant gewesen. Danach hatte ich eine erfrischende Dusche und ein leckeres Essen gehabt. Nun ging es wieder weiter.

Ich fuhr dann zurück auf die Interstate 15, auf der ich mich dann aber nicht mehr lange aufhielt. Kurz darauf konnte ich dann nämlich auf die CA-58 in Richtung Bakersfield wechseln. Nun war ich wieder auf einer meiner altbekannten Strecken. Ich fuhr dann gemütlich mit Tempo 55 durch die Nacht. Nur in dem kleinen Dorf, durch was man auf der CA-58 kurz nach dem Dreieck kam, drosselte ich dann besser das Tempo. Ich hatte keine Lust auf ein Bußgeld, was mir dann den Tagesprofit rauben könnte. Auf der weiteren Strecke nach Bakersfield fuhr ich ohne Probleme durch die Nacht und es passierte nichts, was erwähnenswert wäre.
Durch Bakersfield lief es dann auch nur deshalb stockend, weil man auch mitten in der Nacht die Ampeln eingeschaltet hatte. Schließlich hatte ich die Stadt aber durchquert und erreichte die CA-99. Über die ging es dann in Richtung Norden weiter.

Jetzt war ich mehr oder weniger wieder auf der normalen Strecke angekommen, auch wenn ich bei normalem Verlauf wohl über die I-5 gefahren wäre. So bekam ich aber die Möglichkeit den Feierabend auf einem meiner liebsten Truckstops zu verbringen. Mit meiner Fahrzeit würde ich heute nämlich genau bis nach Fresno kommen. Dort würde ich dann auf den Fifth Wheel Truck Stop fahren, um dort meine große Pause zu machen. Gegen viertel vor Vier erreichte ich dann den Truckstop. Da ich jetzt weder duschen, noch essen wollte und es auch sonst keinen Sinn machte, um diese Zeit was zu unternehmen, entschied ich mich dafür, sofort in den Sleeper zu klettern und schlafen zu gehen. Alles Weitere konnte ich am Mittag machen.

Donnerstag, der 7. September 2017, mittags:

Ich hatte wieder recht gut und erholsam geschlafen. Das Einzige, was noch gestört hat, waren meine Rückenschmerzen. Die sollten aber auch bald vorbei sein.
Geweckt wurde ich vom Telefon. Die Nummer, die mir angezeigt wurde hatte ich nicht eingespeichert, es war aber laut Vorwahl eine Nummer aus Sacramento. „M.M. Trucking, Murdock, schönen guten Tag.“, meldete ich mich leicht verschlafen. „Um Gottes Willen, habe ich Sie jetzt geweckt.“, sagte mein Gesprächspartner. „Schon. Das ist aber nicht weiter schlimm. Ich muss jetzt sowieso aufstehen. Wen habe ich denn überhaupt am Telefon?“ „Entschuldigen Sie. NorCal Kenworth, Sacramento hier. David Johnson am Apparat. Ich habe gute Neuigkeiten für Sie. Ihre Zugmaschine ist heute hier eingetroffen.“ „Schön. Das habe ich aber auch schon über die Auftragsverfolgung feststellen können.“ „Gut. Wir haben aber noch zwei Sachen, die wir mit Ihnen abstimmen müssen.“ „Welche wären das?“ „Wir brauchen noch ein, zwei Unterschriften von Ihnen, damit wir die Zugmaschine zulassen können. Ihr Vater hat sich zwar schon um einiges gekümmert, da er aber für Ihr Unternehmen nicht Zeichnungsberechtigt ist, kann er die Unterschriften nicht leisten.“ „Gut. Ich bin heute Abend in Sacramento. Dann könnte ich Ihnen die Unterschriften geben.“ „Ich würde dann auch zu Ihnen kommen, um Ihnen den Weg abzunehmen. Sie müssen mir nur sagen, wann und wo.“ „Dann würde ich Sie bitten, zum Walmart Außenlager zu kommen.“, ich nannte ihm Sicherheitshalber die Adresse, damit er nicht versehentlich am Zentrallager auf mich wartete. „Wann ich dort eintreffe, sage ich Ihnen, wenn ich es absehen kann.“ „In Ordnung.“ „Was ist das Zweite?“ „Die üblichen Einbauten, wie Radio und CB-Funk können wir heute erledigen. Auch der Beschrifter kommt heute Nachmittag noch und bringt die Beschriftung an, wie sie mit Ihrem Vater abgesprochen wurde. Eine Sache könne wir aber bei uns vor Ort nicht machen.“ „Was wäre das?“ „Die Satellitenkommunikation. Wenn Sie, wie die meisten, eine Anlage von Qualcomm Omnitracs verwenden würden, wäre das kein Problem. Damit kennen wir uns aus. Das von Walmart verwendete ORBCOMM System verbauen wir hier nicht. Die nächsten Kenworth Standorte, die sich damit auskennen sind in Los Angeles oder Elko, Nevada. Wir müssten das Fahrzeug zum Einbau und zur Erstinstallation zu einem der beiden Standorte überführen. Wir nehmen natürlich den Standort, der schneller Zeit dafür hat. Die Überführung kann dann in der Nacht erfolgen. Sie können die Zugmaschine dann entweder am Samstag am entsprechenden Standort übernehmen oder nach einer weiteren Überführung dann Anfang kommender Woche bei uns.“ „Dann veranlassen Sie das. Ich möchte die Maschine so schnell, wie möglich übernehmen.“ „Gut. Dann wird die Maschine so schnell, wie möglich zu einem der Standorte geschickt. Die Zulassung machen wir dann hier und Sie können die Papiere und Kennzeichen hier abholen, falls Sie die Maschine dann vor Ort übernehmen wollen.“ „Eine Frage noch. Wie wird denn die Maschine überführt?“ „Von einem unserer Logistikpartner per Tieflader. Warum?“ „Ich wollte nur wissen, ob sie von einem Überführungsfahrer selbst gefahren wird.“ „Nein. Wir haben ja unsere Logistiker, die uns auch die Maschinen von den Produktionsstandorten hierhin bringen. Die erledigen das.“ „Gut.“ „Dann sehen wir uns heute Abend.“ „Gut. Bis Nachher.“ Wir legten auf und ich machte mich dann erstmal fertig. Dann ging ich in den Truckstop zum Duschen und Rasieren. Nach dem Aufenthalt im Sanitärbereich trank ich noch einen Kaffee im Truckstop. Danach ging ich dann wieder zurück zum Mack.

Gegen halb Zwei entschloss ich mich dann schon mal in der Dispatch anzurufen. Alleine schon, weil Keela dann noch Dienst hatte. „Hallo mein Schatz.“, sagte sie überrascht. „Darfst du schon wieder arbeiten?“ „Hallo Süße. Noch nicht ganz. Um viertel vor Zwei kann ich mit der PTI beginnen und um Zwei fahre ich dann weiter.“ „Okay. Dann trage ich das für Charlie schon mal so ein.“ „Was ich noch wollte. Ich könnte heute Abend in Sacramento meine Pause machen.“ „Das klingt nach einem guten Plan.“ „Willst du dann zu mir zur Firma kommen?“ „Ich habe eine bessere Idee. Du kommst zu mir und ich koche uns was. Dann hast du auch gleich dein Abendessen.“ „Ich wusste ja gar nicht, dass du kochen kannst.“, neckte ich sie. „Wahrscheinlich weißt du noch so einiges nicht von mir.“ „Wäre ja auch schlimm, wenn ich nach den paar Tagen schon alles von dir wüsste.“ „Stimmt. Wann bist du denn da?“ „Keine Ahnung. Irgendwann heute Abend.“ „Wo bist du gerade? Du hast keinen unserer Trailer mit. Ich kann dich gerade nicht orten.“ „Fresno.“ Sie tippte was in ihren Computer. „Dann solltest du so Sieben, halb Acht in Sacramento sein. Dann werde ich das Essen auch mal gegen halb Acht fertig haben. Wir brauchen ja hinterher noch etwas Zeit für den Nachtisch.“ „Ich kann’s kaum erwarten.“ „Bis heute Abend.“ Wir beendeten das Gespräch und ich machte mich langsam startklar. Um viertel vor Zwei begann ich dann mit meiner PTI. Um zwei Uhr ging es dann weiter nach Sacramento.

Es ging zurück auf die CA-99, die ich mal wieder in nördlicher Richtung nahm. Diese Strecke kannte ich inzwischen schon fast auswendig. Offensichtlich waren die CA-99 und die I-5 die von mir am meisten gebrauchten Strecken. Dementsprechend hatte ich fast den Eindruck, der Truck würde die Strecke schon fast alleine fahren. Ich fuhr regelrecht entspannt mit 55 Meilen, die Stunde dahin und hing dann etwas meinen Gedanken nach. Die Vorfreude auf den neuen Truck hatte mich richtig erwischt. Ich nahm mir also vor, den Truck möglichst am Samstag noch von LA oder Elko, je nachdem wo er hingebracht wurde, abzuholen. Wie machte ich das denn am besten? Am meisten Sinn würde es machen, mit dem Mack und einer Ladung zu dem entsprechenden Händler zu fahren. Wie bekam ich dann aber den Mack wieder zurück? Ich war schon fast in Stockton, als mir die entsprechende Idee kam. Ich aktivierte mein Headset und wählte die Nummer von Joe Henderson. „Hallo?“ meldete sich Joe dann. „Hallo Joe. Marc Murdock hier.“ „Hallo Marc. Wie läuft der Laden?“ „Gut. Ich wollte dich fragen, ob du am Samstag schon was vorhast.“ „Nichts Besonderes. Warum?“ „Ich brauche für eine Tour einen zweiten Mann.“ „Was denn für eine Tour?“ „Entweder nach LA oder nach Elko. Weiß ich erst morgen genau.“ „Wofür braucht man da einen zweiten Mann? Das schafft man doch alleine an einem Tag.“ „Ich kann aber schlecht zwei Trucks gleichzeitig zurückfahren.“ „Wieso zwei Trucks?“ „Weil ich dann meinen Neuen abhole.“ „Wieso liefern die den denn nicht nach Sacramento?“ „Haben sie ja. Die können aber das ORBCOMM nicht einbauen.“ „Hättest dir wohl doch besser einen Freightliner bestellt. Die bauen die Dinger schon im Schlaf ein.“ „Die arbeiten ja auch ständig mit Walmart.“ „Okay. Eine Tour von Sacramento nach LA oder Elko und zurück.“ „Du kannst dir die Rücktour ja auch nach San Rafael oder Ukiah nehmen.“ „Warum denn das?“ „Dann bist du näher an Bodega Bay.“ „Ich stehe gerade auf dem Schlauch.“ „Du wolltest den Mack doch zurückkaufen.“ „Ist das dein Ernst?“ „Na klar. Außerdem hat der inzwischen noch eine nachgerüstete Klimaanlage.“ „Das ist ja super.“ „Wir fahren zusammen zu dem Händler, wo ich den Neuen bekomme und dann nimmst du dir eine Ladung nach Hause. Das Geld kannst du mir ja dann überweisen.“ „Okay. Dann muss ich nur noch schauen, wie ich nach Sacramento komme. Aber da lasse ich mir was einfallen.“ „Okay. Dann telefonieren wir morgen noch einmal.“ Wir beendeten das Gespräch.
Inzwischen war ich auch auf der I-5 in Richtung Sacramento angekommen. Da ich das Headset gerade aktiviert hatte, rief ich noch schnell Johnson an und sagte ihm, wann ich am Außenlager war.

Sacramento erreichte ich dann gegen Sechs. Ich verließ die Interstate und fuhr dann durch die Stadt zum Außenlager. Dort kam ich dann gegen viertel nach Sechs an. Auf den Parkplätzen am Tor stand dann auch ein Dreier BMW, an dem der Verkäufer von Kenworth lehnte. Ich stoppte den Mack vor dem Tor und ging dann zuerst zum Verkäufer. Mit einem abschätzenden Blick auf den Mack sagte er dann: „Jetzt kann ich verstehen, dass Sie es nicht mehr abwarten können, bis Sie den Neuen haben. Die Maschine ist ja locker 30 Jahre alt.“ „Nicht ganz. Aber in einem sehr gut restaurierten Zustand.“ „Trotzdem haben Sie da eine Technik von Vorgestern.“ „Das stimmt. Die Maschine erfüllt zwar ihren Zweck, ist aber wirklich nicht mehr ganz zeitgemäß.“ Wir erledigten den Papierkram, den ich noch unterschreiben musste. Es ging dabei um Vollmachten, damit der Händler die Zugmaschine für mich zulassen und versichern konnte. Die Versicherung schloss ich auch direkt beim Händler ab, so hatte Paccar Financial alles direkt da, was sie für die Finanzierung brauchten. „Ich werde die Maschine dann voraussichtlich am Samstag bei dem entsprechenden Händler abholen.“ „Dann schicken Sie mir morgen jemanden vorbei, der die Papiere und Kennzeichen für die Maschine abholt.“ „Mach ich.“ Johnson machte sich dann auf den Weg nach Hause und ich ging in den Container und meldete mich an.
Man wies mir das Dock zu, an dem der Trailer entladen werden sollte. Ich fuhr dann auf den Hof und setzte den Trailer ans Dock. Nach dem Absatteln rief ich dann bei Charlie an. „Hallo Marc. Ich nehme an, du bist am Außenlager.“ „Richtig. Habe hier gerade abgesattelt.“ „Dann kannst du dort auch gleich wieder einen Trailer übernehmen. Eine Ladung Feuerwerk, 13.500 lb für den Discount Store in Santa Maria.“ „In Ordnung. Kann ich dich um einen Gefallen bitten?“ „Wenn ich das hinbekomme.“ „Morgen hätte ich dann gerne eine Ladung nach Hause. Dann wäre es gut, wenn ihr mich aus der Planung nehmt. Am Samstag brauche ich dann eine Ladung nach LA oder nach Elko. Wohin genau, kann ich dir morgen sagen. Von dort brauchen wir dann zwei Anschlüsse. Einen für mich mit der neuen Maschine und einen für Joe Henderson in Richtung Bodega Bay. Also entweder San Rafael oder Ukiah.“ „Das nennst du einen Gefallen? Das ist ja eine ganze Handvoll Gefallen.“ „Deswegen frage ich ja auch den besten Dispatcher von Sacramento.“ „Ich sehe zu, was ich machen kann. Vielleicht musst du dann ein paar Leermeilen einkalkulieren.“ „Du schaffst das schon. Wer sonst, wenn nicht du?“ „Jetzt reicht’s aber. Mach jetzt weiter, sonst brennt Keela das Abendessen an.“ „Woher weißt du das denn schon wieder?“ „Ich dachte, du sprichst mit dem besten Dispatcher von Sacramento.“ „Ich wusste nicht, dass du auch hellsehen kannst.“ „Jetzt weißt du’s.“ Wir beendeten das Telefonat und ich fuhr wieder nach vorne zum Containerbüro. Dort forderte ich die Ladung Feuerwerk ab. Dann sattelte ich auf und erledigte meine PTI.
Anschließend nahm ich den Mack und fuhr mit dem Lastzug zum Platz. Ich parkte den Zug neben der Halle und schloss den Truck ab. Dann stieg ich in meinen Taurus und fuhr zu Keela. Sie hatte mir zwar ihre Adresse gegeben, trotzdem merkte ich jetzt, dass ich noch nie bei ihr zu Hause war. Kurz darauf erreichte ich das Appartementhaus, in dem sich zahlreiche kleine Wohnungen für Singles befanden. Auch Keela bewohnte so ein Appartement.
Als ich geklingelt hatte ließ sie mich ins Haus. Dann fuhr ich mit dem Lift in ihr Stockwerk. Alles in dem Haus wirkte sauber und gepflegt. Das war schon mal gut. Ich hatte auch schon Häuser dieser Art von innen gesehen, die ziemlich vergammelt waren.
Keela stand dann in ihrer Wohnungstür und strahlte mich an. Sie trug heute Shorts, aus denen ihre weißen Beine herausschauten und ein weites T-Shirt. Sie fiel mir um den Hals und küsste mich stürmisch. „Endlich bist du da. Ich habe schon die Minuten gezählt.“ Sie führte mich in eine gemütlich eingerichtete kleine Wohnung, in der ich mich irgendwie sofort wohlfühlte. Der Tisch war schon gedeckt und Kerzen brannten. „Oh, ein Candellightdinner.“ Stellte ich fest. „Wenn man nur so wenig Zeit hat, wie wir, dann muss man das ausnutzen.“ Ich sollte mich schon mal setzen und Keela verschwand noch mal in ihrer kleinen Küche. Dann servierte sie das Abendessen. Es gab Steaks, die sie auf den Punkt medium gebraten hatte. Dazu gab es Potato Wedges mit Sour Cream und den typischen Coleslaw, einen Krautsalat.
Es schmeckte wunderbar und ich genoss es wirklich bei ihr zu sein.
Als Nachtisch gab es dann noch eine Stunde Zweisamkeit mit Keela. Viel mehr konnte ich leider aus der kurzen Pause nicht rausholen, da ich in dieser Schicht noch in Santa Maria abladen sollte. Gegen viertel vor Neun musste ich dann leider wieder zurück zum Truck. Aber eins konnte ich trotzdem festhalten. Es war mit Abstand die schönste kurze Pause, die ich in meiner noch recht kurzen Karriere als Truck Driver hatte.

Um neun Uhr war ich dann wieder zurück am Truck. Nun machte ich mich schnell auf den Weg nach Santa Maria. Ich fuhr erst durch Sacramento zur Interstate 5. Dort fuhr ich dann wieder in südlicher Richtung auf.

Für die nächste Zeit blieb ich dann erstmal auf der I-5. Ich fuhr in den Abend und war mit meinen Gedanken weit weg. Dabei wechselten meine Gedanken immer zwischen dem neuen Truck und Keela hin und her. Mein Leben wirkte im Moment einfach perfekt. Viel besser konnte es nicht laufen. Ich hatte jetzt den Job, den ich wollte. Auch wenn ich in dieser Situation doch sehr abhängig von Walmart war. Aber mit einem Truck ging es kaum anders, wenn man wenigstens ein Minimum an Sicherheit haben wollte. Als freier Owner Operator durch die Gegend zu fahren und mir irgendwelche Ladungen zu suchen, war mich einfach zu unsicher. Außerdem hätte ich ohne den Vertrag mit Walmart wohl kaum die Finanzierung des neuen Trucks auf die Beine gestellt bekommen. Also genoss ich es, so wie es war. Außerdem hatte ich jetzt eine Frau gefunden, die mich über alles liebte und in die ich auch verliebt war. Dass sie nicht meinem eigentlichen Beuteschema entsprach, war dabei eher nebensächlich. Außerdem standen meine Eltern hinter mir. Das war bei meinen Geschwistern nicht unbedingt so gewesen. Es lief also alles Super.

Einige Zeit später wechselte ich dann auf die CA-152, die ich sonst auch nach Santa Cruz nutzte. Über diese Strecke fuhr ich dann zur Route 101, über die ich dann direkt nach Santa Maria kommen sollte. Dabei stellte ich dann fest, dass Charlie wirklich ein sehr guter Dispatcher war. Ich würde mit meiner Fahrzeit genau bis nach Santa Maria kommen und hatte dann noch die Fahrzeit über, dich ich zum Suchen eines Parkplatzes brauchte. Kurz gesagt war es perfekt geplant.
Gegen viertel vor Drei erreichte ich dann Santa Maria und den Discount Store, wie die mittelgroßen Walmart Läden genannt wurden. Dieser befand sich in einem Center mit weiteren Geschäften zusammen. Hier fand ich dann an der Zufahrt zum Anlieferbereich eine Sprechanlage vor, wo man dann über eine Klingel die verschiedenen Geschäfte erreichen konnte. Ich nahm die Walmart Klingel und bekam dann mit einem mürrisch wirkenden Mann Kontakt. Der wies mir dann ein Dock zu und sagte er würde jemanden vorbeischicken, der mir die Papiere quittierte. Ich fuhr dann zu dem Dock und setzte den Trailer an. Nachdem ich gerade mit Absatteln fertig war, kam dann ein junger Mann vorbei, der wohl noch jünger war, als ich. Dieser unterschrieb mir dann meine Papiere und nahm seine dann mit. Damit war meine Anlieferung hier dann erledigt.
Ich fand dann hier im Gewerbegebiet von Santa Maria auf der Karte des Navis eine Parkmöglichkeit für Trucks. Dorthin machte ich mich dann auf den Weg. Es war dann ein kleiner asphaltierter Platz, an dem außer einem kleinen Gebäude mit Toiletten und ein paar Imbisswagen nichts weiter war. Das reichte mir aber für meine Pause. Ich stellte meine Maschine dann in den Bobtail Bereich, wo die Solozugmaschinen parken sollten und machte dort Feierabend. Da es wieder erst viertel nach Drei war, konnte ich jetzt auch nicht viel mehr machen, als mich zum Schlafen hinzulegen.

Das Treffen mit dem deutschen Trucker auf dem Truckstop bei Barstow fand seinerzeit noch mit dem Schreiberkollegen Manni 112, aus dem Forum der TruckSim-Map statt. Irgendwann hat er sich im Forum aus Zeitgründen weniger beteiligt und nicht mehr geschrieben. An dieser Stelle schicke ich dann liebe Grüße nach Frankfurt/Oder zu Manni.

3 Kommentare zu „11. Neue Dispositionsprobleme und neue Bekannte

  1. Moin Mark, die Grüße sind in Frankfurt oder angekommen 😀 ich würde auch gerne mal wieder schreiben, allerdings basteln ich gerade an meinem twitch Kanal. Ausserdem finden die Mieter unter uns das nicht so toll, wenn ich mit Lenkrad und Pedalen zocke 😞

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